In Zukunft elektrisch

Die Zukunft sieht im Straßenverkehr verdammt elektrisch aus. Surrende Maschinen, stinkfrei und billig, dazu kaum kaputtbar. Wenn ein Konzern in dieser Branche mit dabei sein will, investiert er jetzt. So wie der  Autobauer Daimler, der zusammen mit dem Essener Mischkonzern Evonik zukünftigen Elektromobil-Boom teilhaben will.

Die beiden Unternehmen planen, gemeinsam einen dreistelligen Millionenbetrag in die Entwicklung besonders leistungsfähiger Lithium-Batterien zu investieren. Die neuen Geräte sollen dann das Herzstück der Elektroflotte des Daimler-Konzerns auf Basis des Smart werden. Die ersten Wagen aus der Massenproduktion sollen bereits im Jahr 2012 vom Band laufen. Später sind auch Stromversionen von Mercedes-Fahrzeugen der A- und B-Klasse geplant.

Ähnliche Projekte verfolgen derzeit nahezu alle Autobauer. General Motors schickt in Europa seine Tochter Opel gemensam mit dem Partner LG Chem ins Rennen. In Japan ist der Konzern Mitsubishi mit dem Batterieherstellers GS Yuasa ein Joint Venture eingegangen. Daimler-Chef Zetsche sagte: "Wir sind sicher, mit Li-Tec den besten Partner der Welt zu haben."

Gemeinsam mit seinem Partner Evonik gab Zetsche bekannt, die Firma Li-Tec zum wichtigsten Batterieproduzenten der Welt auszubauen zu wollen. In Zukunft wird Evonik 50,1 Prozent der Anteile halten, Daimler wird mit 49,9 Prozent beteiligt. Die Firma im in sächsischen Kamenz entwickelt als 100-Prozentige Tochter von Evonik bereits seit einigen Jahren besonders leistungsfähige Lithium Batterien. Sie verspricht besonders starke und zugleich betriebssichere Stromspeicher: Eine mit winzigen Keramik-Partikeln beschichtete Folie im Inneren der Zellen soll verhindern, dass die Batterien im Falle einer Überhitzung schlagartig Feuer fangen. Mit dieser Sicherheitsleistung seien die Anlagen massentauglich, teilten die Unternehmen mit. Evonik hat bislang rund 80 Mio Euro in die Entwicklung investiert. Evonik-Chef Werner Müller sieht schon in den nächsten Jahren eine Marktpotential von über 10 Mrd Euro.

Die Leistungsfähigen Stromspeicher samt fahrfähigem Smart sollen den Auto-Kunden in drei verschiedenen Varianten angeboten werden. Eine günstige Variante soll einem Stromsmart 200 Kilometer weit fahren lassen, sagte Daimler-Technikvorstand Thomas Weber. Größere Batterien sollen eine Reichweite von 400 Kilometer ermöglichen. Mit Ergänzungsmotoren könnten sogar 600 Kilometer realisiert werden. „Dabei fährt ein Deutscher Autofahrer jeden Tag durchschnittlich nur 40 Kilometer.“

Nach Ansicht von Daimler-Chef Zetsche wird aber auch in der Massenproduktion kaum das Kostenproblem der Batterien gelöst. Die Rohstoffe seien einfach teuer und es sei unrealistisch zu glauben, die Preise würden drastisch sinken, sagte Zetsche. Um die Autos der Zukunft erschwinglich zu machen, sei es deshalb nötig verschiedene Finanzierungs-Modelle zu etablieren. Zum Beispiel wäre es eine Möglichkeit, die Autos zu verkaufen und die Batterien zu leasen. Auf lange Sicht aber soll der Elektroantrieb genauso teuer werden wie die herkömmliche Technik.

Neue Heimatdesign-Ausgabe erschienen

Nach längerer Pauser erscheint wieder eine neue Ausgabe von Heimatdesign.

Das Magazin Heimatdesign ist ohne jeden Zweifel die schönste Zeitschrift die jemals im Ruhrgebiet erschienen ist. 
Heimatdesign versteht sich als Plattform  für junges Design aus dem Ruhrgebiet.  Die Mischung der Designbereiche Mode, Grafik, Objekt und Fotografie ist dabei das Markenzeichen des Magazins.
Die erste Ausgabe erschien im Sommer 2004 – die bislang letzte Heimatdesign, Nr. 4,  2006. Zwischendurch habe ich schon die Sorge gehabt, die Macher hätten sich aus dem Verlagswesen zurürck gezogen und kümmerten sich nur noch um Ausstellungen und die Agentur. Zum Glück ist es jetzt anders gekommen. Heimatdesign ist kostenlos, aber immer schnell vergriffen.     

Rettet den Blätterwald (1) – Heute: Rolling Stone (Deutschland)

Zunächst: Der Anblick eines vor Zeitschriften überquellenden Kioskes ließ mich letztens schaudern: So viele Jobs, so viel Papier, soviel Fotos von Menschen, so viel Überschriften, Sätze, irgendwie zu Ende gebrachte Sinnabschnitte. Ein hässlicher Anblick, nur zu vergleichen mit einigen Supermärkten, Parkhäusern und zusammen gequetschten Menschen in Bussen und Bahnen. Muss das sein? Können wir nicht verzichten auf diese Dinge, dieses Second Hand Leben, diese Informationsflut auf Papier? Vielleicht. Vielleicht muss auch nur zuerst die Printkultur gehen, und dann schaltet irgendwer auch noch den Strom ab und wir haben wieder Ruhe. Also exekutiere ich in dieser Rubrik mal in loser Folge symbolisch einige Printpublikationen des Landes und will feierlich schwören, sie von nun an nie mehr zu kaufen. Den Anfang macht zufälligerweise die deutsche Ausgabe des Rolling Stone.

"16 Seiten AC/DC"! Aber der Reihe nach: Man mag dem Rock’n’Roll gegenüber ja unterschiedlicher Ansicht sein. Ist sicherlich als Ventil und Freizeitvergnügen weniger spießig und potentiell Bewusstseins erweiternder als Breitensport. Hat einige viele tragische Tode und kaputte Restleben auf dem Gewissen. Ist gute Unterhaltung für Konsumenten, die ihre Dosis Brot und Spiele gerne mit persönlichen Schicksalen verknüpft sehen und dabei harte Musik hören wollen. Etc. Im Grunde aber ist es das Gegenteil von "darüber schreiben" und erst recht von "darüber lesen". (Auch wenn die betroffenen Medienleute von Lester Bangs bis Stefanie Tücking immer so taten, als sei das verwechselbar. Naja, man verwechselt schonmal Autorenschaft und Sujet. Das nennt man dann schnell Identifikation.)

Jedenfalls strahlt der Rolling Stone Deutschland nur höchst bedingt Rock’n’Roll aus und hat natürlich für den gesellschaftlichen Diskurs nicht gerade soviel zu bieten wie ehedem die Village Voice oder sein gleichnamiges amerikanisches Ursprungsblatt. Was also soll das Magazin? Mal reinsehen, vielleicht gibt es ja Interviews, in denen diese Lebenshaltung rüberkommt. Hm, Whisky-Werbung auf der U2. Stimmig. Fotos von Mick Jagger, den Toten Hosen und AC/DC. Es geht also um "in Würde altern mit Mikro oder Gitarre in der Hand"?
Überschriften: "Ein Quantum Trost". "The Killers: Leaving Las Vegas". "Das schwarze Album". Klingt ganz schön nach falsch verstandener Postmoderne: Man nimmt irgendwie vertraut klingende Wortfolgen und setzt die in Zusammenhang mit dem Thema/der Band. (Natürlich ohne dass jetzt die Hosen und James Bond mehr als ihr hohes Alter gemein hätten z.B. Doch: Sie sind bekannte Medienstars, Typen, Rollenspieler.) Immerhin.

Sony- und Nokia-Werbung. Lou Reed wird gefragt: "Was halten Sie davon, dass "Car Crash" von Andy Warhol für 71 Millionen Dollar verkauft wurde?" Er antwortet: "Ich wünschte, jemand würde soviel für eine Lou-Reed-Originalaufnahme bezahlen. Ich würde mich auch mit 50 Millionen begnügen." Ah, vielleicht ein Hinweis, warum der alte R’n’R gleichzeitig so omnipräsent und billig ist: Man lebt mit ihm wie mit einem alten Verwandten, würde aber nicht wirklich etwas dafür bezahlen. Weiter im Blatt: In einem Konzertbericht über einen Auftritt von Of Montreal in New York steht: "Man fühlt sich wie auf einer invertierten Promnight: Hier gibt es nicht ein, zwei komische Käuze, die sich in den Ecken herumdrücken, während Cheerleader und Quarterback tanzen – die Wunderlichen sind im Roseland Ballroom klar in der Überzahl." Noch ein Indiz: Das Publikum wie wohl auch die Leserschaft ist sich selbst mittlerweile der Star und die "spokesperson". Deshalb haben die Stars derzeit auch alle hauptsächlich einen individuellen Hau und sonst gar nicht mal dringend viel zu bieten. Interessant.

Peter Maffay Open Airs 2009. "Fernsehen für die tollsten Menschen der Welt: Männer". Eine CD-Beilage mit Highlights aus dem Beat Club von 1967 bis 1972. Einige Konzertagenturanzeigen. Ultralange Geschichten mit banalen Fotos in der Heftmitte. Dietmar Dath und Rainald Götz werden aufgrund ihrer neuen Bücher in einem Artikel länger erwähnt. Fazit des Artikels: Dath wohl zu individuell-komplex-holistisch-socialfictionhaft um verstanden zu werden, und bei Götz dreht sich ja irgendwie auch alles nur um ihn selbst. Ist das jetzt Rock’n’Roll? Und was war Punk jetzt nochmal? Fast kaufen (oder verschenken) mag man dann nämlich vielleicht "Die Heebie-Jeebies im CBGB’s – Die jüdischen Wurzeln des Punk", die nächste Buchempfehlung, die aber auch verdächtig individual-historisch motiviert klingt. So á la "liest ja doch jeder heraus was er will, machen wir wenigstens mal starken Tobak rein". Komisch, dass die Buchempfehlungen in einem Magazin so plausibel wirken. Und dann noch in diesem.

Letzte Chance: Tonträgerkritiken. (Wir überspringen die Sidestream-Blockbuster-Kinoseiten). Ganz groß das Album von Paul McCartney mit dem (80s-)Produzenten Youth. The Cure, AC/DC. Francoiz Breut. Bei der Kritik zu ihrem Album "A´ L’aveuglette" heißt es schön: "Der Auftritt … war eins der raren Highlights der letzten Popkomm, die immer mehr zu einer Alles-muss-raus-Veranstaltung mutiert, bei der neue Vermarktungsmodelle die immer leiser werdende Musik verdrängen." Genau, der eigentliche Rock’n’Roller ist der Werber. Und Stille ist die neue Gefahr. Oder gar nicht mal Stille. Sondern Weiß ohne Schwarz drauf.

WestLB braucht mal wieder Geld

Wie hätte es auch anders sein können: Die WestLB braucht mal wieder Geld, schreibt zumindest die Rheinische Post am Samstag. Dieses Mal soll es sich um staatliche Garantien über einen zweistelligen Milliarden-Betrag handeln.

Was soll man dazu sagen? Bei jeder Gelegenheit hält der Laden die Hand auf. Nun soll also der Bund zur Abwechslung mal bürgen. Wir erinnern uns: Bei früheren Verlusten mussten gerne mal das Land bürgen oder mit frischen Mittel dem Institut beispringen. Nur Gott allein weiß wohl, wie viel Kapital über die Jahre aus den Taschen der NRW-Bürger in die Kassen der WestLB gewandert ist.

Damit aber nicht genug: Der "Rheinischen Post" zufolge will die Bank zudem in weiteres Mal riskante Wertpapiere im höheren zweistelligen Milliarden-Betrag auslagern, um ihre Kernkapitalquote von bisher 5,4 Prozent auf acht Prozent zu verbessern. Das ist die Voraussetzung dafür, um Hilfe vom Bund zu erhalten.

Ich mache jetzt mal einen Vorschlag: Macht einfach die WestLB dicht. Gleich am Montag. Einfach die Türen abschließen. Jedem Mitarbeiter eine ordentliche Abfindung, kann gerne auch mehr sein. Denn mal ehrlich, niemand braucht einen solchen Verlustbringer. Wenn ich nur an die Nummer mit Cleverbox denke. Aua.

Nachtrag: Hat jemand Vorschläge, was man mit dem Laden machen kann?

 

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Thyssen in Schwierigkeiten

Den deutschen Stahlkochern geht es nach Jahren des Booms an den Kragen. Nun packt es auch ThyssenKrupp, einem der größten Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen.

Eigentlich sollte 2009 für das Unternehmen ein richtig gutes Jahr werden. Zehn Jahre war die Fusion von Thyssen und Krupp unter Dach und Fach und mit dem Umzug nach Essen sollte das Unternehmen an seine Wurzeln zurückkehren. Der Schreibtisch im Zentrum von Düsseldorf hatte ausgedient. Doch nun kommt es anders: In einigen Bereichen gehen die Mitarbeiter bereits auf Kurzarbeit; die Stahlsparte soll im Februar oder März folgen.

Die Maßnahme soll gleich bis Ende 2009 beantragt werden, schreibt das Handelsblatt. Grund dafür ist die Sorge der Führungsmannschaft um Ekkehard Schulz, dass die Nachfrage im kommenden Jahr schwach bleibt. Diese ist berechtigt, hängt doch das Wohl von ThyssenKrupp an der Automobilindustrie; und der geht es bekanntlich schlecht. Als BMW und dann auch noch Daimler ihre Produktion zurückfuhren, schrillten die Alarmglocken bei Thyssen.

Die Mitarbeiter bei dem Unternehmen müssen sich nun auf unruhige Zeiten einstellen; immerhin gilt der Vorstand mit Schulz an der Spitze als krisenerprobt, damit dürften Schnellschüsse zu Lasten der Belegschaft ausbleiben. Getroffen hat es aber bereits 2100 Leiharbeiter, die verbliebenen 1500 Leihkräfte müssen wohl auch gehen. Sollte aber die Nachfrage nach Stahl dauerhaft niedrig bleiben, dann könnte es auch die Stammbelegschaft treffen, fürchtet so mancher im Konzern.

Für die Stahlkonzerne kommt der Abschwung überraschend, hatte sich doch seit 2003 einen kräftigen Zuwachs verzeichnet. womit der Glaube genährt wurde, das ewig Auf und Ab der Branche gehört der Vergangenheit an. Diese Annahme erweist sich nun als falsch: Am stärksten bekommen dies die Mitarbeiter des Weltmarktführers ArcelorMittal zu spüren.

ArcelorMittal unterhält in Deutschland vier Standorte; und bei zwei von diesen kreist nun der Hammer. In Eisenhüttenstadt und Bremen fallen insgesamt 1500 Stellen weg. Die Kollegen in Duisburg kommen mit einem blauen Auge davon. Dort sollen nur 10 Arbeitsplätze wegfallen.

Rüttgers und Co gegen Klimaschutz

Man hätte drauf setzen können. Die NRW-Regierung unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) wettert gegen den Klimaschutz und mäckelt, dass neue EU-Klimapaket werde das Land überdurchschnittlich hart treffen, anstatt sich endlich Gedanken zu machen, wie man am Besten vom Wandel profitieren kann.

Rüttgers moppert, das neue EU-Programm sei "unfair" und "einseitig". Denn gerade Unternehmen in NRW, wie beispielsweise RWE mit seinen CO2-starken Braunkohlekraftwerken, müssten kräftig zahlen, während Frankreich dank Atomanlagen kaum Kohlendioxid-Abgaben zu blechen habe.

Rüttgers zeigte sich deshalb vom Ergebnis aus Brüssel enttäuscht. Das EU-Programm helfe der Umwelt nicht weiter und gefährde Arbeitsplätze. Außerdem werde sich der Strompreis erhöhen, was die Verbraucher und damit die Wirtschaft belaste.

Ich fände es besser, wenn sich Rüttgers endlich mal überlegen würde, wie er das Geld aus den CO2-Abgaben für ein Wirtschaftsförderungsprogramm in NRW nutzen könnte. So wie es der Grüne Reiner Priggen beispielsweise vorschlägt. Etwa für ein öffentliches Programm zur ökologischen Haussanierung. Das würde neue Arbeitsplätze in einer schwierigen Zeit schaffen und der Umwelt nutzen.

Ach ja, moppern ist einfacher als machen.

Ich schweig ja schon. 🙂

Dicker Mo über Bo

handypics: ruhrbarone.de

Zum Freitag der ganz  besondere Rausgehtip: Jetzt, Mantel an, Tür auf, rausgehen. Lohnt sich. Gevatter Mond ist so fett. Wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und in Jahren nicht. Und das allerbeste: Über dem mittleren Ruhrgebiet keine Wolke. Echt. Schön.

 

 

 

 

 

 

 

 

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