Keine Hondas zu fahren ist der neue Punk

"Charakteristisch für den Punk sind provozierendes Aussehen, eine rebellische Haltung und nonkonformistisches Verhalten", sagt die Wikipedia und die muss es doch wissen, denke ich mir. Ist Jazz Punk? Jazzer waren immer rebellisch und nonkonformistisch. So weit so gut, so einfach. Jazz ist Punk. Was Punk ist, wollen uns die Reisschüsselhersteller von Honda gerade per Werbeberieselung auf den einschlägigen TV-Sendern aufs Brot schmieren. Der neue Honda Jazz, das sei Punk. Der wahre Punk. Schon die Webseite mit dem tollen Namen www.vernunft-ist-der-neue-punk.de zeigt wie rebellisch und nonkonformistisch die Werbeleute von Honda sind. Da hat das weiße Pulver den Kreativen wohl ordentlich das Hirn vernebelt. 100 Regeln, warum Vernunft der neue Punk sei, werden da aufgetischt, eine unpunkiger als die nächste. Soll wohl lustig sein, aber knapp daneben ist auch vorbei. Als Doc Rock muss ich hier also energisch für mein alter Ego Doc Punk in die Bresche springen und fordere eine deutliche Stellungnahme zu den skandalösen Geschehnissen bei Honda, eine Stellungnahme aller Musikfreunde. Kauft keine Hondas, verbrennt Eure Winterreifen. Zwingt Solarworld Honda zu übernehmen und an Opel zu verschenken. Pustet in den Kokshaufen der Werbeagenturfuzzis von Honda, um ihnen einen klaren Verstand einzuhauchen. Das wäre Punk.

PS: Der Wagen ist auch noch potthässlich – aber das ist dann vielleicht doch schon wieder Punk.

Oje, oje – der erste Schnee…

 

Ich habe mir eine neue Kamera gekauft. Sie hat 14 Megapixel, für eine Kompaktkamera ziemlich viel – leider macht sie nur unscharfe Bilder.

Monate lang habe ich damit fotografiert. Leider ist bisher kein Bild wirklich scharf geworden. Doch heute Nacht schlug ihre Stunde: Umher fliegende Schneeflocken bildet sie sehr gut ab. Hier also ein paar Impressionen aus dem Ruhrgebiet von heute Morgen.

 

Duisburg, Lehmbruck Museum Innenstadt um 3:17 Uhr.

Essen, Hauptbahnhof um 4:00 Uhr.

Recklinghausen, Busbahnhof um 6:28 Uhr.

Ruhr-Kommunen wollen mehr Schotter vom Land

Es gibt wie immer im Ruhrgebiet eine Diskussion um die staatlichen Fördermittel. Die Städte und Gemeinden im Pott wollen nämlich mehr davon. Das ist nichts neues. Nun aber haben die EU und das Land die Förderrichtlinien vor ein paar Jahren verändert. Es gibt seither einen Wettbewerb um das Geld aus Brüssel. Jahrelang haben sich weder der Regionalverband Ruhr (RVR) noch die Ruhrkommunen auf den Wettbewerb eingestellt. Man könnte auch sagen, nicht ernst genommen. Stattdessen haben Regionen wie Aachen oder auch Bonn mit eigenen Büros dafür gesorgt, dass in Zukunft auch mal Geld in deren Richtung fließt.

Horst Schiereck Foto: Stadt Herne

Im Ruhrgebiet war das anders. Da wurde zunächst monatelang darüber diskutiert, dass ein Fördermittelbüro über den RVR in Brüssel aufgebaut werden soll. Alle waren dafür. Was ist nach zwei Jahren passiert? NIX. Es gibt kein Büro in Brüssel. Nicht mal einen Schreibtisch.

Gut. Es gibt ja den Wettbewerb im Land zu den so genannten Ziel II Mitteln. Und hier: Das Ruhrgebiet legt über die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr einen Entwurf vor, das Land scheppert vor sich rum, und dann merken die Oberbürgermeister: Oh, es läuft nicht mehr wie sonst immer. Das Geld wird nicht einfach bewilligt.

Dann heißt es intern beim RVR: "Das Land kommt nicht aus dem Quark. Da werden Riesenwettbewerbe inszeniert und die dann nicht verwaltungstechnisch beherrscht." Da ist sicher viel wahres dran. Die Auswertung der Wettbewerbe ist langsam.

Aber: schon jetzt versuchen die Ruhrkommunen eine zweite Verteidigungslinie aufzubauen, weil sie merken, dass die Entscheidungen des federführenden NRW-Wirtschaftsministeriums unter Christa Thoben (CDU) nicht wie gewohnt ausfallen werden. Denn zumindest diese Signale sind jetzt bei den politisch Verantwortlichen angekommen.

Und was tun die Oberbürgermeister und Landräte für die zweite Linie? Sie fahren heute nach Düsseldorf und reden mit Wirtschaftsministerin Thoben. Den Tenor formuliert dann Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck (SPD): "Wir brauchen so viel Beachtung wie die Automobilindustrie und die Banken". Denn das Ende des Steinkohlebergbaus dräue bis 2018. Das wahre Ausmaß der Bedrohung werde erst im kommenden Jahr deutlich.

Kein Wort zu Cross-Border-Leasing. Kein Wort zu verschwendetem Geld oder fehlenden Ideen.

Stattdessen der Beginn eines Wahlkampfes auf dem Rücken des Ruhrgebietes. Abgestimmt mit der IGBCE – die das Ende des Bergbaus verschieben will – der SPD – die Fördermillionen für den Ruhrpott verspricht – und den Stadtchefs im Revier – die von ihrem Versagen ablenken wollen.

Aber OK, ich muss zugeben, klappern und betteln gehört halt manchmal zum Geschäft als Politiker. Und das Nach-Mama-Thoben-Rufen halt wohl auch.

Mac, Linux, Skeptiker und Typo3 im Unperfekthaus

Im kommenden Jahr wird das BarcampRuhr wieder im Unperfekthaus stattfinden. Doch es gibt noch mehr Gründe, das Unperfekthaus zu besuchen.

Unperfekthaus Foto: Ruhrbarone

Seit 2004 gibt es das Unperfekthaus in Essen. Neben den fest belegten Räumen finden dort auch regelmäßige Veranstaltungen statt. Auf vier von Ihnen möchte ich heute einmal hinweisen, denn das Unperfekthaus ist nicht nur einzigartig, sondern auch ein extrem sympathisches Projekt:

Mac Treffen
Jeden letzten Montag im Monat um 18 Uhr – zum Beispiel kommenden Montag 24.11. findet ein offener Treff für Apple Mac User statt. Mehr…

Linuxabende
Jeden  Donnerstag im Monat um 19 Uhr. Offener Treff für alle, die Linux anwenden, oder gern mehr leistungsfähige aber kostenlose Software einsetzen würden.Mehr…

Typo3 offenes CMS-System, Stammtisch
Jeden letzten Montag im Monat um 18 Uhr findet ein offener Treff für alle Anwender und Interessenten von Typo3 statt.  Mehr…

Das waren jetzt drei ziemlich geekige Termine, aber es gibt auch den regelmäßiegn Treff der  Skeptiker. Jeden ersten Dienstag im Monat um 20 Uhr findet ein  offener Treff für alle statt, die nicht alles glauben und vor allem Ufologen und Esoteriker für ziemliche Spinner halten Mehr… 

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LBBW macht fette Miese

Die größte deutsche Landesbank aus Baden-Württemberg, die LBBW macht in diesem Jahr so richtig dicke Miese. Nach einem Bericht der dpa gut zwei Milliarden Euro. Insidern zufolge wolle sie nun einen Notkredit über fünf Milliarden Euro beantragen. Warum ich das hier schreibe? Weil die Landesbank 100 Mio für das wackelige RZR II in Herten bereitgestellt hat. Das ist die neue Müllverbrennungsanlage der Abfallgesellschaft Ruhr.  Der Direktor des Regionalverbandes Ruhr Heinz-Dieter Klink spricht in seinem Brief gar von 120 Mio für das RZR II.

Foto: Flickr.com / ro.man.tic

Aber ob davon alles von der LBBW kommt, weiß ich nicht. Ich frage mich, ob von den Bankern überhaupt irgendeiner so ein Kamikaze-Investment überprüft. Oder ist das Geld schon kaputtgeschrieben. Sind ja nur 100 Mio. Dann denke ich an die WestLB mit der die LBBW fusionieren wollte. Zusammenschließen wollten sich ja alle. Und die anderen müssen zahlen. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen.

Gedanken über einen Brief vom Direktor des Regionalverbandes Ruhr

Vor ein paar Wochen habe ich einen zusammenfassenden Text über die Probleme der Abfallgesellschaft Ruhr in der Welt am Sonntag veröffentlicht. Gleichzeitig habe ich in den Ruhrbaronen noch einen Text über die gleiche Nummer mit mehr Details gesetzt. Der Bericht wurde dann auch von der Rheinischen Post aufgegriffen und von ein paar anderen Medien. Heinz-Dieter Klink, Direktor des Regionalverbandes Ruhr, hat diese Berichte schon vor Wochen zum Anlaß genommen, einen Brief an die Fraktionsgeschäftsführer des RVR zu schicken. Er hat diesen Brief nicht öffentlich gemacht. Aus diesem Anlaß will ich den Brief kommentieren. Ich habe nämlich ein paar Gedanken dazu.

Zunächst finde ich es saubräsig, in dem Brief nur die Berichterstattung in der Welt Online und in der RP Online auf- und anzugreifen. Herr Klink: die Geschichten standen auch in den gedruckten Fassungen der Welt am Sonntag und der Rheinischen Post. Wollten Sie das unterschlagen? Wollten Sie so tun, als habe es nur eine Internet-Öffentlichkeit für den Bericht gegeben? Das ist dumm, weil alle anderen die Print-Geschichten gelesen und zitiert haben.

Dann führen sie jede Menge Details aus. Auf vier Seiten. Im Kern bestätigen sie jede einzelne meiner Information. Und versuchen diese dann zu relativieren. Sie sagen zum Beispiel, ich hätte verschwiegen, dass der Kapitalfehlbetrag im Konzern um rund 14 Mio reduziert worden sei. Herr Klink: Wissen sie nicht, dass ein Euro Überschuldung schon zu viel ist für eine gesunde Firma? Glauben Sie tatsächlich, die Leute im RVR, bei der AGR und in den Fraktionen sind so dumm, dieser Argumentation zu vertrauen? 

Ich mache mal dazu eine Methaper, damit Sie verstehen, auf was ich hinaus will: Ein Matrose ist ins Meer gefallen. Er hat Blei an den Füßen. Er hält die Luft an und schwimmt 10 Meter unter der Wasseroberfläche. Dann steigt er auf. Nach zwei Minuten ist er nur noch zwei Meter unter der Wasseroberfläche. Herr Klink, nach ihrer Argumentation müsste der Mann jetzt jubeln. Warum tut er das nicht? Weil er dann sofort ersäuft.

Aber egal: Sie erzählen was, die Leute in den RVR-Fraktionen können das glauben oder nicht.

Ein anderes Beispiel. Sie behaupten im Kern, der Konzernbericht über die AGR sei belanglos, nur der Abschluss der Kern GmbH sei relevant. Herr Klink, warum glauben Sie, hat der Gesetzgeber einen Konzernabschluss zwingend vorgeschrieben? Weil nur in diesem Bericht die wirtschaftliche Wahrheit über ein Unternehmen zu finden ist. Denn, wie Sie selbst schreiben: "Die Vorschriften des HGB für die Konzernregelung sehen die im Einzelabschluss vorgenommenen Bewertungen schlicht nicht vor." Ich übersetze das mal für alle Leser: Das HGB verbietet weitgehend Bilanzkosmetik im Konzernabschluss. Deswegen ist die Lage im AGR-Konzernabschluss so schwarz.

Ich frage mich, warum Sie Ihren Brief nicht öffentlich zugänglich machen? Warum setzen Sie ihn nicht auf Ihre Homepage, warum faxen Sie ihn nicht in die Redaktionen? Warum lassen Sie nicht jeden Interessierten Ihre Worte hören? Warum setzen Sie stattdessen auf einen Geheimbrief nur an die Fraktionsgeschäftsführer im RVR?

Vielleicht, weil dann alle Ihre Worte überprüfen könnten?

Weil dann einer nachfragen könnte, was eine Going-Concern-Prüfung sein könnte, oder das Imparitätsprinzip?

Weil einer fragen könnte: warum informieren Sie uns erst jetzt, nachdem die Berichte in den Zeitungen standen? Warum erfahren wir nichts über die AGR, bevor wir über den Jahresabschluss abstimmen sollen oder sich Reporter mühsam Zugang zu den Unterlagen verschafft haben?

Weil Sie Angst haben? Schließlich sind die Aufsichtsratschef der Müllfirma AGR?

Herr Klink, ich glaube, Sie haben ein Problem. Nur ein Beispiel: Sie haben vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf in zwei Verfahren verloren. Statt zu der Niederlage zu stehen und die daraus folgenden Konsequenzen tragen – die ihrer Ansicht laut Brief ja sowieso nicht schlimm wären – quengeln Sie weiter rum. Zitat. "Die Urteile sind aufgrund verschiedener Aspekte rechtsfehlerhaft". Vielleicht haben Sie nicht begriffen, dass Ihnen nicht in einer Zivilsache der Rechtsanwalt der Gegenseite einen Brief geschickt hat, sondern dass ein Gericht die Argumente der Aufsichtsbehörde über den RVR bestätigt hat. Ich nehme an, Sie wissen was das ist, ein Urteil. Sie haben verloren.

Nein, das paßt Ihnen nicht. Sie gehen eine Instanz höher und wollen nun vom Oberverwaltungsgericht Münster die Zulassung einer Berufung gegen das Verwaltungsgericht Düsseldorf haben. Was ist denn daraus geworden? Nix? Oder doch ein neues Verfahren? Sagen Sie doch dazu mal was.

Aber das ist nicht alles: ein letzter Punkt: Die AGR-Tochter AVK ist Pleite. Sie phantasieren von Rechtsmitteln gegen die Forderungen des betreffenden Trierer Geschäftsmannes, der über 700.000 Euro von der AGR-Tochter bekommt. Ich nehme an, in voller Kenntnis des Sachverhaltes. Sie müssen begreifen, dass Sie und Ihre Helfer in der AGR und AVK in Trier verloren haben. Das Ihnen der Honorarprof. Dr. jur. Frank Z. vermutlich Quatsch erzählt hat, lassen wir mal außen vor. Das müssten Sie als Aufsichtsratschef intern regeln, wenn Sie den Mumm dazu hätten.

Lesen Sie mal die Begründung des Urteils durch. Und dann äußern Sie sich vor der Verbandsversammlung des RVR. Ich bin gespannt.

Von mir aus hier nur soviel: Aus dem Verfahren gegen die AVK kann auf die AGR noch viel Ärger zukommen. Sie kennen den Begriff Durchgriffshaftung, nehme ich an.

Aber OK, Sie könnenn natürlich auch das ignorieren und schönreden. Wie gesagt, ich bin gespannt.

Auch hier bei den Ruhrbaronen: Ich freue mich auf Ihre Reaktion. Wir haben ja die Kommentar-Funktion.

Ich weiß, viele Leute im RVR und in der AGR haben wegen der Geschichten um die Abfallgesellschaft Angst oder Ärger. Ich bin mir aber sicher, dass man die Firma nur dauerhaft retten kann, wenn man ehrlich ist und transparent. Ich würde mich über Ihre Meinung zu den Vorgängen freuen. Die IP-Adressen für diesen Beitrag werden wir nicht herausgeben. Ihre Kommentare werden anonym bleiben.

Falls jemand lieber vertraulich Hinweise geben will, ich bin immer unter david.schraven@ruhrbarone.de zu erreichen.

Wo ist der Cem-Comic?

Der heutige Cem-Comic wurde gelöscht. Ich erkläre mal warum.

Über die Cem-Comics waren die meisten von uns nicht glücklich. Wir fanden die Anspielungen in den Texten weder passend noch gut – geschweige denn witzig. Die meisten – auch ich – fanden die Bilder stilistisch gut, aber nicht die Ideen, die hinter den Comics standen und schon gar nicht die Texte. Die ganze Woche über haben wir über die Cem-Comics diskutiert, wir haben Eure, zumeist negativen, Reaktionen mitbekommen und überlegt, wie wir und ob wir reagieren.

Beiträge von Autoren zu löschen ist bei uns prinzipiell nicht einfach. Was im Impressum steht ist richtig: Jeder von uns ist für sich selbst verantwortlich und 90% der Zeit funktioniert dieses Prinzip auch gut. Ich finde es für einen Blog mit mehreren Autoren, wie es die Ruhrbarone seit ihrem Beginn sind, eigentlich auch gut. Ein wenig sprechen sich David, Christoph und ich, was die Weiterentwicklung betrifft, ab. Das wurde im Sommer von allen so entschieden. Nur manchmal muss man die Notbremse ziehen und bei den Cem-Comics war das Maß voll. Auf die Kritik der Leser und der anderen Autoren war nicht reagiert worden und immer mehr von uns hatten Probleme damit, im Zusammenhang mit diesen Comics zu stehen. Wir hoffen, die Entscheidung war auch in Eurem Sinne.

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Gulnara surft auf der Deutschen Welle

Die Deutsche Welle Akademie arbeitet mit einer Partnerorganisation in Usbekistan zusammen, deren Leiterin Gulnara Babadschanowa in einem Hassfilm gegen Radio Free Europe zitiert wird. Die Deutsche Welle glaubt der Erklärung Gulnara Babadschanowas, dass ihr Interview aufgrund einer Täuschung in diesen Hassfilm gekommen ist und hält weiter zu ihr.  Zapp vom NDR hat dazu gestern einen Film gemacht: klack 

Am 18. Juli 2008 erhielt ich die Kopie eines usbekischen Filmes über „Radio Free Europe“. Er wurde in zwei usbekischen Provinzen am 9. und 10. Juni zur Primetime zwischen 20:30 – 21:30 ausgestrahlt, und danach nochmals in ganz Usbekistan. Der Film ist ein übler Hetzfilm gegen die Journalisten von Radio Free Europe, in dem die Journalisten wie Terroristen gezeigt werden. Die Adressen der Journalisten und ihrer Familienmitglieder werden genannt. Die Journalisten von Radio Free Europe leben im Exil in Europa, aber deren Familien wohnen überwiegend noch in Usbekistan. Radio Free Europe berichtet auf seiner Webseite ebenfalls über diesen Film unter dem Titel: State TV Threatens RFE/Rl Journalists, klack

Der Film ist eine direkte Bedrohung. Im August 2007 sendeten die usbekischen Provinzsender einen Hassfilm über den usbekischen Journalisten Alischer Saipow, der im benachbarten Kirgistan eine Zeitung druckte, die nach Usbekistan geschmuggelt wurde. Am 24.Oktober 2007 wurde Alischer Saipow mit drei Kugeln ermordet. Und es besteht kaum Zweifel, dass der usbekische Geheimdienst hinter diesem Mord steht.

Usbekistan ist ein brandgefährlicher Platz für Journalisten. Usbekistan steht bei der von Reporter ohne Grenzen herausgegebenen Rangliste der Pressefreiheit seit Jahren immer ganz unten. In diesem Jahr auf Platz 162. Den letzten Rang hat Eritrea auf Platz 173 inne.

In Usbekistan bekämpfen die Sicherheitsorgane jede Form einer unabhängigen Berichterstattung. Usbekische Journalisten werden getötet, außer Landes vertrieben oder ins Gefängnis geworfen. Usbekischen Staatsbürgern ist es seit 2006 verboten ohne vorherige Genehmigung des usbekischen Staates mit internationalen Medien zusammenzuarbeiten. So steht es auf der Webseite des usbekischen Außenministeriums, klack.

"Eine professionelle Tätigkeit eines Staatsbürgers der Republik Usbekistan als Vertreter eines ausländischen Mediens ist verboten, wenn er zuvor keine Akkreditierung des Außenministeriums der Republik Usbekistan erhalten hat und führt bei Verstoß gemäß der Gesetzgebung zur Strafverfolgung".

2007 wurden die lokalen Journalisten der Deutschen Welle in dem zentralasiatischen Land verfolgt. Diejenigen, die nicht außer Landes fliehen konnten, mussten sich öffentlich demütigen und verloren die Akkreditierungen. Am Mittwoch, den 19.11.2008, bestätigte ein Berufungsgericht in Usbekistan die 10jährige Gefängnisstrafe gegen den Journalisten Salidschon Abdurachmanow. Dem Journalisten wurden im Juni von der usbekischen Polizei Drogen untergeschoben und er wurde danach im Oktober zu 10 Jahren Haft verurteilt. Salidschon Abdurachmanow ist kein Drogendealer, sondern er hat gegen die oben beschriebene Verordnung verstoßen und ohne Genehmigung des usbekischen Staates für ausländische Webseiten und Radiostationen gearbeitet.

In dem Hassfilm gegen die Journalisten findet sich folgendes Interview von Gulnara Babadschanowa:

"Erstens gibt es einen entsprechenden Auftrag. Wir wissen, wer diese Aufträge erteilt. Zweitens gibt es die innere Position des Journalisten selbst, seine Denkweise, seine Meinung. Ich würde sogar sagen, dass einige diese Arbeit machen, um Geld zu verdienen. Ich glaube nicht, dass viele es aus persönlicher Überzeugung nur machen, weil sie dieser Ansicht sind. Ich habe auch mitbekommen, dass ein Journalist ins Mikrofon das eine und sonst etwas ganz anderes sagt. Das gibt es auch. Und drittens ist es womöglich einfach Sensationshascherei, Jagd nach brenzligen Fakten. Auch das kann einen Journalisten treiben, der so etwas tut. Die Konkurrenz nimmt im Informationsraum stets zu. Aber die alten, weltbekannten Stationen halten sich an die ethi-schen Normen. Diejenigen, die sich nicht daran halten, fallen (etwas unverständlich), weil sie ihr Ansehen verlieren. Die Leute werden solchen Stationen keinen Glauben schenken.“ 

"Ein Journalist stellt Fragen und bekommt Antworten. Er kann sie jedoch so zusammenschneiden, dass er einen ganz anderen Text bekommt, eine andere Färbung, einen ganz anderen Klang. Diese Methode wird von unehrlichen Journalisten genutzt, die im Auftrag arbeiten. Dafür, dass vieles gefälscht wird, gibt es eine Menge Beispiele. Ich wundere mich nicht, dass viele unserer Leute, unserer Journalisten, ich persönlich auch, sich weigern, Interviews zu geben, weil ich nicht weiß, was daraus wird. Da die neue Technik es erlaubt, das Gesagte zu ändern, den Sinn insoweit zu ändern, dass er um 180 Grad von dem abweicht, was ich gesagt habe.

Gulnara Babadschanowa ist nicht irgendwer. Sie leitet das In-Service-Training Center for Journalists“ in Usbekistan und das Institute ist auf der Webseite der Deutschen Welle als regionales Partnerinstitute der Deutsche Welle Akademie aufgeführt, klack.

Die Deutsche Welle Akademie bildet in einem Land, in dem Journalismus unter Strafe steht, in dem Journalisten verhaftet, bedroht und ermordet werden, in dem es keinerlei legale unabhängig veröffentlichte Meinung gibt, Journalisten aus. Allein dieser Umstand ist fragwürdig, da die Deutsche Welle in Zentralasien ohne weiteres nach Kirgistan oder Kasachstan ausweichen könnte. Das strategische Konzept, ausgerechnet in einem der schlimmsten Despotien weltweit Journalisten auszubilden, habe ich nie verstanden. Nicht nur ich. Auch in der Deutschen Welle selber stellen Kollegen hinter der Hand diesen Ansatz in Frage. Viele Kollegen dort verdrehen die Augen, wenn man über die Regimenähe Gulnara Babadschanowas spricht.

Und nun auch noch dieser Hassfilm. Seit dem 24 Juli frage ich die Deutsche Welle um eine Stellungnahme zu dem Auftritt Gulnara Babadschanowas in dem Film. Monate passierte nichts, trotz vieler Anmahnungen. Im Oktober interessierte sich die Zapp Redaktion vom NDR für die Angelegenheit, und wir machten dazu einen Film. Er wurde am Mittwoch, den 19.11.2008, gesendet. Und erst auf die Anfrage von Zapp hin meldete sich auch die Deutsche Welle zu Wort.

Die Deutsche Welle erklärte:

"Frau Babadschanowa hat sich im Telefonat mit der Deutschen Welle von diesem Film distanziert. Das erste staatliche Fernsehen habe sie anlässlich des internationalen Tags der Pressefreiheit (3. Mai) und des Tags der usbekischen Medien (26. Juni) interviewt und nur in diesem Rahmen habe sie sich geäußert. Dass das Interview in einem massiv gegen Radio Liberty gerichteten Film verwendet werden sollte, habe sie erst nach der Ausstrahlung erfahren. Ihre beiden Äußerungen zu denen sie inhaltlich nach wie vor stehe, seien durch die Konfektionierung völlig entstellt worden.

Frau Babadschanowa empfindet es als äußerst kritisch, dass in diesem Film in Usbekistan lebende Verwandte von Radio Liberty Mitarbeitern nicht nur namentlich genannt, sondern auch deren Adressen angegeben werden. Solche Methoden widersprächen der journalistischen Ethik, über die sie in dem Interview gesprochen habe. Sie bedauert die Ausstrahlung dieses Films.

Das Interview mit Frau Babadschanowa ist unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zustande gekommen. Ihre Aussagen, die der Deutschen Welle in Übersetzung vorliegen, sind für sich gesehen vertretbar. Erst in Verbindung mit den übrigen Sequenzen des Films werden Richtung und Inhalt entstellt."

Deweiteren schreibt die Deutsche Welle: "Frau Babadschanowa arbeitete bisher ohne jegliche Beanstandung seitens der DW-AKADEMIE mit dieser zusammen."

Gulnara Babadschanowa wurde dem nach also Opfer des usbekischen Fernsehens. Dabei ist sie doch super vorsichtig."Ich wundere mich nicht, dass viele unserer Leute, unserer Journalisten, ich persönlich auch, sich weigern, Interviews zu geben, weil ich nicht weiß, was daraus wird", sagt sie doch selber im Interview

Aus diesem Satz, schließe ich, dass sie wohl nur selten ausgewählten und vertrauenswürdigen Sendern und Journalisten Interviews gibt und dazu gehört anscheinend auch das usbekische Staatsfernsehen, ein düsteres Propagandainstrument der usbekischen Despotie.

Und dieser usbekische Staatssender, dem Frau Gulnara Babadschanowa allen Anschein nach vertraut, denn sonst hätte sie ihm ja kein Interview gegeben, soll sie nun betrogen haben?

Der usbekische Journalist Khurmat Babadschanow(das der ebenfalls Babadschanow heißt, ist echt Zufall) von Radio Free Europe, der durch den Film bedroht wurde, traut diesem Dementi nicht und sagt gegenüber Zapp:

"Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie sich bewusst war, was sie sagte, gegen wen sich das Gesagte richtet. Natürlich hat sie nicht Radio Free Europe oder meinen Namen genannt, aber es ist klar, dass sie sich auf unabhängige und kritische Journalisten bezieht."

Können wir uns aber mal die Leichtgläubigkeit, schließen die Augen und glauben ganz fest, daß Gulnara Babadschanowa von dem usbekischen Fernsehen reingelegt wurde. Dann muss man festhalten, daß die Deutsche Welle es offenbar für vertretbar findet, dass in einem Land, in dem Journalisten getötet, verhaftet und gedemütigt werden, eine Leiterin des Partnerinstitutes der Deutsche Welle Akademie in einem Interview für den Tag der Pressefreiheit nicht über die Verfolgung von Journalisten in Usbekistan redet, sondern die potenzielle Fälschungsmethoden von unehrlichen Journalisten herausarbeitet und den Berufsethos von Journalisten anzweifelt.

Begreift die Deutsche Welle es wirklich nicht, dass die Pressefreiheit in Usbekistan nicht von „unehrlichen Journalisten“ bedroht ist, sondern von einem brutalen und zynischen Regime in Taschkent, das vor Folter und Mord nicht zurückschreckt? Natürlich kann Gulnara Babadschanowa so etwas denken und auch sagen. Aber mit solchen Aussagen dürfte sie sich wohl kaum für die Deutsche Welle Akademie als Partnerin qualifizieren.

Die Erklärung Gulnaras Babadschanowas, wie sie in den Hassfilm gekommen ist, weckt noch viele andere Zweifel. Die Geschichte von der Deutsche Welle und deren Nibelungentreue am Rhein zu dem Partnerinstitute in Usbekistan hat noch eine Fortsetzung…..

 

Ruhrbarone: „Wir sind Opel!“

Nach Solarworld und den versammelten Opel-Händlern geben nun die Ruhrbarone ein Angebot für Opel ab. In einem uns natürlich vorliegenden Schreiben an den angeschlagenen Opel-Mutterkonzern GM heißt es:

"Die Ruhrbarone wollen das Sagen bei Opel. Wir haben  fast keine Bedingungen. Außer diese: Wie Solarworld zahlen wir auch eine Milliarde an Sie, liebes GM-Management, wenn Sie uns im Gegenzug umgehend 40.000 Euro Mitgift für jeden ihrer rund 25.000 Opel-Mitarbeiter zahlen. Wie bitte? Das bringe Ihnen unterm Stich ja gar nichts?! Liebe GM-Chefs, meinen Sie denn, wir haben was zu verschenken? "        Super-Foto: flickr.com