Ein Schlacks macht T-Karriere

Foto: Telekom – Timotheus Höttges in der MItte

Timotheus Höttges kann man unterschätzen. Groß und schlank wie er ist, ein einem Hang zur Schlacksigkeit. Dazu springt er im Gespräch schnell von Thema zu Thema, dass einem ganz schwindelig dabei werden kann. Hat er sich aber einmal in etwas verbissen, dann bleibt er dran. Nach dem Muster verläuft auch sein Aufstieg bei der Deutschen Telekom.

Gestern Abend berief ihn den Aufsichtsrat auf den Posten des Finanzvorstands. Bei dem Bonner Unternehmen ist das nicht irgendein Amt.Auf dem Posten saß lange Jahre mit Karl-Gerhard Eick ein Mann, der die Telekom unter den wechselnden Chefs zusammengehalten hat. Eick hat die Telekom entschuldet, Konflikte mit verdi beigelegt, Akquisitionen eingefädelt. Ohne Eick wäre die T-Aktie wohl noch stärker abgeschmiert, als sie es ohnehin tat. Aber Eick ist Geschichte, er fängt am Sonntag bei Arcandor an.

Die Berufung von Höttges als Nachfolger von Eick kommt nicht unerwartet, schon seit dem Bekanntwerden von Eicks Weggang wurde er von Telekom-Chef Rene Obermann als Nachfolger intern ins Spiel gebracht. Mit Obermann verbindet Höttges eine enge Freundschaft, die durch die enge Zusammenarbeit in der T-Mobile-Führung geschmiedet wurde. Auch Obermanns Teil-Umzug nach Berlin tat da keinen Abbruch. Beide gehen noch heute am Rhein laufen, tauschen sich dort über Strategien und ihre Pläne aus.

Bei diesen Läufen haben Höttges und Obermann wohl auch ihre Vorstellung über die künftige Struktur des Konzerns geschmiedet, nachdem Obermann im November 2006 Telekom-Chef geworden war. Bereits im Dezember holte er Höttges als Verantwortlichen für die Festnetzsparte T-Com (heute T-Home) in den Vorstand. Seitdem haben die beiden Mitvierziger den Laden gründlich umgekrempelt. Gestern folgte mit der Zusammenlegung des deutschen Mobilfunkgeschäfts mit der Festnetzsparte der vorerst letzte Streich.

Für den verschlafenen Konzern mit seinen 150.000 Beschäftigten in Deutschland kommt die Verschmelzung einer Kulturrevolution gleich. Die Mitarbeiter von T-Com und T-Mobile trennt mehr als der Rhein, der zwischen den Sparten der Sparten liegt. Leidtragende dieser Telekom-typischen Aversion waren die Kunden, denn für die hatten die Mitarbeiter mit ihrem Sparten-Zwist wenig Zeit.

Höttges rückte mit seiner Berufung an die Spitze der Festnetztochter im Dezember 2006 den Kunden in den Fokus. Um die Beharrungskräfte in der überalterten Belegschaft zu brechen, ging er ruppig vor. Suchte die direkte Konfrontation, berichten viele im Haus. Dies gipfelte in der Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in einen Telekom-eigenen Niedriglohnbereich. Seine Kritiker bezeichnen ihn als einen kalten Manager, einer der nur auf die Zahlen sieht und dabei die Menschen vergisst. Sein direktes Umfeld betrachtet Höttges hingegen als Retter des Unternehmens.

Beides stimmt, wenn auch nicht ganz. Aber ohne die Geradlinigkeit eines Timotheus Höttges würden der Telekom im Festnetzgeschäft wohl immer noch die Kunden in Massen von der Fahne gehen. Zuletzt sammelten die Bonnern die Hälfte aller DSL-Neukunden ein. Damit hat der Konzern auf dem deutschen Festnetzmarkt wieder eine Zukunft.

Nun also übernimmt der 46-Jährige die Verantwortung über die Bilanzen von Europas größten Telekomkonzern. Die Fußstapfen von Eick auszufüllen, wird wohl sein bislang schwerster Job. Zum Abschied des langjährigen Finanzvorstands verkündete das Unternehmen einen kräftigen Gewinnschub. Trotz niedrigerem Umsatz hat sich der Überschuss im vergangenen Jahr auf 1,5 Milliarden Euro fast verdreifacht.

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AGR muss zahlen

Die Staatsanwaltschaft Bochum hat ein Strafermittlungsverfahren gegen den AGR-Geschäftsführer Dietrich Freudenberger wegen des Verdachtes auf Bilanzmanipulationen gegen die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 10.000 Euro eingestellt. Das teilte die AGR heute mit.

Das Verfahren ging auf eine Anzeige wegen des Verdachtes auf Bilanzfälschung zum Zweck der Krediterschleichung zurück. Die AGR hatte die Risiken aus einer Patronaterklärung gegenüber ihres damaligen Tochterunternehmens Brochier nicht in den Jahresabschluss 2005 aufgenommen. Aufgrund der Patronatserklärung musste die AGR Millionenzahlungen an die neuen Eigentümer von Brochier und anschließend an den Insolvenzverwalter von Brochier übernehmen. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hätte die Patronatserklärung in der Bilanz 2005 als haftungsähnliches Verhältnis erwähnt werden müssen. Die AGR gehört zu 100 Prozent dem Regionalverband Ruhr (RVR).

Laut AGR habe Freudenberger der Strafzahlung zugestimmt, um das Verfahren abzuschließen. Er erkenne aber die Schuld nicht an, sondern vertrete nach wie vor die Auffassung, die Patronatserklärung habe nicht in der Bilanz erwähnt werden müssen, die als Grundlage für einen Kredit in Höhe von rund 100 Mio Euro durch die Landesbank Baden-Württemberg diente.

Gleichzeitig sagte AGR-Pressesprecher Heinz Struszczynski die Staatsanwaltschaft habe den Verdacht auf Insolvenzverschleppung ausgeräumt. Allerdings war davon in der Anzeige und in den Ermittlungen offensichtlich nicht die Rede. Nun ja, manchmal dementiert man auch das, was keiner gesagt hat, um so die Strafzahlung besser aussehen zu lassen.

Wie dem auch sei. Die AGR hat die Buße gezahlt. Das Verfahren ist eingestellt. Und die Millionen an Brochier sind verloren.

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Muskelspiel nach Programm

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Es ist wieder soweit: Die Stahlarbeiter im Ruhrgebiet lassen die Muskeln spielen. Zur öffentlichen Betriebsversammlung in Duisburg kamen mehre tausend Beschäftigte. Die Gewerkschaft IG Metall sprach sogar von 10.000 Teilnehmern. Unterdessen ging in Rüsselsheim die Opel-Demo zuende. Aus Bochum waren rund 500 Mann mit Bussen angereist. Ihr Ziel jetzt: Weiter kämpfen für den Erhalt ihres Werkes.

Mit der Thyssen-Krupp-Betriebsversammlung machten IG Metall und Betriebsrat vor einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung Druck auf die Konzernführung. Alleine Thema ist das geplante Sparprogramm mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro. Mit rund 400 Millionen Euro entfällt der Großteil der Summe auf die Stahlsparte mit ihren 40.000 Beschäftigten. Dabei war der Thyssen-Arm der renditestärkste in den vergangenen Jahren.

Aber damit ist es vorbei; Stahl ist in der Wirtschaftskrise nicht mehr gefragt. Die Nachfrage hat sich mehr als halbiert. Die Arbeiter müssen kurzarbeiten und nun sogar um ihre Jobs fürchten. Denn Thyssen will Arbeitsplätze abbauen. Nach Angaben der IG Metall sollen es in Duisburg 1.500 sein, im Konzern hört man sogar die Zahl von 2.000. Wahrscheinlich werden es deutlich mehr. Denn rund 20 Prozent des Sparziels sollen beim Personal gehoben werden, wie es im Beraterjargon so gerne heißt. Das sind mindestens 200 Millionen Euro.

Auch Opel spürt die Lage. Seit Wochen gibt es Kurzarbeit und Freischichten. Hier stehen die Zeichen auf Sturm. Morgen soll ein Rettungskonzept im Aufsichtsrat vorgelegt werden. Die Bundesregierung macht ein tragfähiges Papier zur Vorraussetzung für Staatshilfen. Doch die EU hatte dagegen einer europaweiten Initiative zur Unterstützung der krisengeplagten Autoindustrie eine Absage erteilt. "Ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass eine Regierung ein besserer Autohersteller ist als diejenigen, die wir in Europa bereits haben", sagte EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD). Unterdessen versprach SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier den Opelanern in Rüsselsheim, er sei mit Herz und Verstand bei ihnen.

Wie dem auch sei. In Duisburg bei ThyssenKrupp sehen die Arbeitnehmer einen Grund, bald auf die Barrikaden zu gehen. Denn fällt Thyssen, dann folgen bald auch die anderen Stahlkonzern mit Stellenstreichungen. Mitarbeiter von Arcelor und Salzgitter kamen daher zu dem Treffen in Duisburg, um ihre Solidarität zu bekunden. Auch aus Bochum sollen sich Gewerkschaftsvertreter von Opel mit den Stahljungs verständigt haben.

Es geht um viel, es geht um Politik und richtiges Wirtschaften. Ab März stehen die Tarifgespräche für die Stahlarbeiter an. Auch wenn sich die IG Metall mit einer Aussage über den geforderten Zuschlag zurückhält, sie werden sich wohl an den Forderungen anderer Gewerkschaften orientieren. Es könnten also auch acht Prozent und mehr gefordert werden. Gewerkschaftler bereiten dafür schon den Boden. Die Binnennachfrage müsse gestärkt werden, sagen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Bei Karl-Ulrich Köhler, Chef der Thyssen-Stahlsparte, kommen diese Töne nicht an. Er hat andere Sorgen. Ihm laufen die Kunden davon. Um über 50 Prozent fiel die Nachfrage im vergangenen Quartal. Eine Erholung gab es bislang nicht; schlimmer noch. Die Entwicklung habe sich noch verschärft, sagte er auf der Betriebsversammlung. Keine gute Nachricht für die Stahlarbeiter. Aber immerhin hat er sich gestellt und auch mit den Arbeitern geredet. Der Dialog klappt immerhin noch.

Den Stellenabbau wird es aber dennoch geben, über Frühverrentung oder Abfindungen. Die Betriebsräte werden sich auf die Fahnen schreiben können, zumindest betriebsbedingte Kündigungen vermieden zu haben. Dazu dient das Muskelspiel. Es ist nur Teil eines fest stehenden Rituals zwischen Vorstand und Gewerkschaft. Ich weiß, am Ende werden beide Seiten vor der Kamera stehen und ein Siegerlächeln zeigen.

Arbeitslosigkeit im Revier steigt

Wie die Arbeitsagentur NRW meldet, ist die Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet im Zuge der Wirtschaftskrise nach oben gegangen. Demnach waren 264.632 Menschen ohne den Kreis Wesel ohne Job, 0,9 Prozent mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag damit bei 11, 5 Prozent im Vergleich zu 11,4 Prozent im Januar und 12,7 im Vorjahreszeitraum.

Am höchsten sind die Arbeitslosenquoten im Bezirk Gelsenkirchen (13,1 Prozent), gefolgt von den Bezirken Dortmund (12,9), Duisburg (12,8) und Essen (12,3).

Viele Unternehmen setzen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion NRW, auf konjunkuturell bedingte Kurzarbeit. Zu den Schwerpunkten gehört Hagen mit 148 Betrieben und 5.916 Kurzarbeitern.

NRW-weit waren im Februar mit 795.360 Arbeitslosen 1,8 Prozent Personen mehr arbeitslos als im Januar. Der positive Abstand zum Vorjahr wird damit kleiner. Unter dem Strich lag die Arbeitslosigkeit um 1 Prozent unter der des Februar 2008. Die aktuelle Arbeitslosenquote betrug in NRW laut Arbeitsagentur 8,9 Prozent und ist damit so hoch wie vor einem Jahr.

Klink will Konjunkturkohle

RVR-Chef Heinz-Dieter Klink hat einen Brief an NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers geschrieben. Er will für den RVR Geld aus  dem Konjunkturpaket.

2,38 Milliarden Euro schüttet das Land im Rahmen des Konjunkturpaktes II an die Städte und die Landschaftsverbände aus. Vergessen wurde dabei der Regionalverband Ruhr, der ja, wie die Landschaftsverbände, ein Kommunalverband ist. In einem Brief an Rüttgers hat Klink nun Geld für den RVR gefordert. Er kritisiert, dass das Land den RVR bei der Vergabe übergangen hat – der hat allerdings auch nicht allzu laut "Hier" geschrien.

Klink will das Geld zum Ausbau der  touristischen Infrastruktur im Revier nutzen. Neben der Verbesserung des Radnetzes soll das Geld, so es denn kommt,  auch für den Bau eines Besucherzenrums auf der Halde Hoheward genutzt werden. 

Dierkes wirft hin

Hermann Dierkes, der wegen einem Aufruf zum Boycott-Israels in die Kritik geraten ist, hat seine OB-Kandidatur zurück gezogen.

Zugleich legte er sein Amt als Fraktionsvorsitzender der linken Stadtratsfraktion nieder. Dierkes war durch seine Aufruf, Isralel zu boykottieren, wir berichteten darüber  am Sonntag, in die Kritik geraten. Nachdem CDU, SPD und Grüne in NRW Dierkes wegenseiner Äusserungen angegangen waren und zahlreiche Medien über den Fall berichteten, war gestern auch noch die Bundespartei von ihm abgerückt: Alrun Nüßlein, Pressesprecherin des Parteivorstandes der Linkspartei in einer Erklärung: "Eine Lösung des Nahost-Konflikts, die beiden Seiten gerecht wird, ist mit Boykottaufrufen gegen israelische Waren nicht zu erreichen. Solche Boykottaufrufe verbieten sich vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und treffen die Zivilbevölkerung, vor allem die israelischen und arabischen Beschäftigten, die für eine verfehlte Politik ihrer Regierung nicht in Kollektivhaft genommen werden dürfen."

Dr. Werner  Jurga, stellvertrender Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Duisburg-Mülheim zum Rücktritt von Dierkes: "Ein überfälliger Schritt. Es wäre eine Schande für Duisburg gewesen, wenn ein durchaus nicht völlig aussichtsloser OB-Kandidat seine antisemitoschen Ressentiments hätte weiterhin verbreiten können."

Dierkes, der schon gestern krankheitsbedingt nicht zum politischen Asschermittwochseiner Partei in Duisburg erschienen war, aber noch in der Jungen Welt ein Rechtfertigungsinterview gab, ist im Moment nach Auskunft der Duisburger Linkspartei auch für seine Parteifreunde nicht erreichbar. Der Landesverband NRW und der Kreisverband Duisburg hatten Dierkes  bis zuletzt den Rücken gestärkt.

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Protest: ThyssenKrupp-Belegschaft demonstriert in Duisburg…RP-Online

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Protest III: WAZ Mitarbeiter in Soest…Medienmoral

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