Kein Fussbreit zurück. Duisburger Linke verteidigt Israel Boycott.

Aschermittwoch abends im Duisburger Kulturzentrum Feuerwache. Martina Amman, die hiesige Büroleiterin des hiesigen Linkspartei-Abgeordneten kämpft am Rednerpult mit dem Mikrophon. Dann erhält sie Gehör und kämpft mit den Formulierungen. Bericht eines Gastbarons, der anonym bleiben will.

"Bedingt durch die Ereignisse der letzten Tag sieht sich Hermann Dierkes nicht in der Lage, an dieser Veranstaltung teilzunehmen", sagt sie.

Dabei war der OB-Kandidat der Duisburger Linken hier als erster Redner angekündigt. Nun soll er plötzlich erkrankt sein.

Der berentete Transportarbeiter Dierkes ist zuvor für einen Boycott israelischer Waren eingetreten. "Um den Druck für eine andere Politik in Israel für eine andere Politik zu verstärken", wie er sagt.

Vertreter der deutsch-israelischen Gesellschaft, Menschen aus der jüdischen Community, Parteienvertreter aus der Kommune, aus Land und Bund kritisierten den dem trotzkistischen Flügel seiner Partei zuneigenden Fraktionsvorsitzenden im Duisburger Stadtrat in der Folge vehement.

Horst-Werner Rook, Pressesprecher der Duisburger Linken verteidigte Dierkes‘ Haltung als dessen Ersatzredner und führte die Erkrankung des Mittfünzigers auf "diese Medienkampagne zurück, unter der Herrmann sehr leidet, schließlich ist der auch nur ein Mensch" – "Halbwahrheiten und Lügen der Journallie" hätten mithin zur Absage der mit Spannung erwarteten Rede geführt.

Ein maßgebliches Mitglied des Kreisvorstandes, im Brotberuf hauptamtlicher Funktionär, mochte seinem Kandidaten den Rücken stärken: "Ich denke trotzdem nicht, daß wir uns von den bürgerlichen Zeitungen beeindrucken lassen", äußert das Mitglied in direktem Gespräch.

Auch der Landessprecher der Linkspartei NRW, Wolfgang Zimmermann, stellte sich vor neben und hinter seinen umstrittenen OB-Kandidaten. Der Umstand, daß etwa seine Berliner Genossin Petra Pau, die Bundestagsvizepräsidentin, in Dierkes‘ Äußerungen "unsägliche Assoziationen" sieht, beeindruckte ihn während seines Redebeitrages nicht.

Zimmermann spulte in weiten Teilen laut Beobachtern ohnehin nur das Standdardprogramm seiner Parteitagsreden ab.

Indessen distanzierte sich auch die globalisierungskritische Organsation ATTAC von Dierkes. Fälscherlicherweise berufe sich dieser mit seiner Boycottforderung auf eine angeblich einschlägige Erklärung des Weltsozialgipfels im brasilianischen Belem im Januar dieses Jahres. Eine solche Erklärung gäbe es nicht, sagen die Mitorganisatoren von ATTAC. Und ATTAC-Deutschland rufe nicht zum Boycott gegen Israel auf, erklärte die ATTAC-Pressesprecherin Frauke Distelrath.

Jugend Kultur Zentren 2010 – Teil 4: Bahnhof Langendreer (1)

Was ist passiert seit den späten Siebzigern und frühen Achtzigern? Wie haben sich die bestehenden Soziokulturellen Zentren verändert im Laufe der Zeit? Nach dem FZW, dem KKC und dem Druckluft geht es diesmal nach Bochum. Ein Gespräch mit Gerd Spieckermann, seit den Anfangstagen Begleiter des Bahnhof Langendreer, seit 2004 auch hauptamtlicher Mitarbeiter und vorher u.a. im Bundesverband der Soziokulturellen Zentren.

Bahnhof Langendreer: Ein Ergebnis der Suche nach einem Autonomen Zentrum in Bochum ganz früh in den Achtzigern. Ein leer stehendes Gebäude, das die Bahn eigentlich abreißen wollte, wird unter Denkmalschutz gestellt und zur Gestaltung zu Verfügung gestellt. Bald der nahezu übliche Weg: Vereinsgründung, Aufgabenverteilung, Ausdifferenzierung. Zwei wichtige Charakteristika neben dem Live- und Partyprogramm: Internationalität, politische Bildung, ein eigenes Kino, viele kooperierende Initiativen und Projekte.

Ruhrbarone ?: Wie entstand der neue Bahnhof, was waren das für Menschen damals?

Gerd Spieckermann !:
Der Bahnhof ist seit 1986 peut á peut in Betrieb gegangen. Zunächst die Gastronomie als Startpunkt, dann die Veranstaltungshalle, dann das endstation.kino. Vorher, Anfang der Achtziger, war der Bahnhof von der Bahn stillgelegt worden. Die Leute, die das hier aufgebaut haben, waren aus der sogenannten Zentrums-Bewegung, die politisch und auf der Straße massive Auseinandersetzungen hatten, weil es um ein autonomes Zentrum in der Innenstadt ging. Es hatte da Besetzungen von Gebäuden gegeben, und nach diversen Räumungen und Neu-Besetzungen und Demonstrationen war klar, dass man dauerhaft kein Gebäude würde halten können.
Einige der Köpfe dieser Bewegung haben dann in Langendreer eine Kneipe aufgemacht, und zwar das Rotthaus, Luftlinie etwa 300 Meter vom Bahnhof entfernt. In dessen Saal gab es auch schon alternative, politisch linke Veranstaltungen. Dann fiel das Auge dieser Leute auf den Bahnhof, und man dachte sich, die Ziele der Zentrums-Bewegung doch vielleicht hier verwirklichen zu können. Man ging dann in Verhandlung mit der Bahn, der Stadt und dem Land. Der Durchbruch war schließlich die Einstufung als Denkmalschutz würdig, denn zunächst wollte die Bahn hier Parkplätze für den neuen Bahnhof bauen. Der damals zuständige Minister Zöpel hat dann die Nutzung von Städtebauförderungsmitteln auch für alternative Kulturzentren durchgesetzt, wie z.B. für die Zeche Carl in Essen auch. Damit hat man sonst damals die 35. Schützenhalle im Sauerland gebaut, und er hat das geändert, wie sein Mitarbeiter Ganser auch, der später die IBA machte. Deren Linie damals war „Kultur von allen – Kultur für alle“. Ohne Landesgeld hätte die Stadt niemals ihre Zustimmung erteilt, so musste sie dann über ihren Schatten springen und die mitfinanzieren, denen sie vorher die Polizei entgegen geschickt hatte.

?: Was waren denn die Grundprinzipien des dann entstandenen Vereins? Wie füllt man das, wenn man endlich hat was man wollte?

!: Der Anspruch war damals, basisdemokratisch zu arbeiten und breit aufgestellt zu sein. Im Gegensatz zum Druckluft z.B. hatte die Jugendarbeit nicht so eine Bedeutung. Für die Leute hier gab es vor allem keinen Ort, wo sich die Szene politisch und kulturell zuhause fühlte. Da gab es nur das Schauspielhaus und das Museum. Das Alternativ-Milieu wollte also auch etwas zur Veränderung der Gesellschaft beitragen. Und so war das Programm zu Beginn auch: Viele „agitatorische“ politische Veranstaltungen, sehr viele zur Dritten Welt, zur Anti-Atomkraft-Bewegung, dann kam die Volkszählung, Friedensbewegung, Frauenbewegung… Und das kulturelle Programm wurde dementsprechend auch politisch verstanden. Viele Künstler, die heutzutage hier auftreten, wären damals für die MacherInnen nicht akzeptabel gewesen.

?: Da stellt sich ja dann auch die Frage nach der Kommerzialisierung, gerade in explizit anti-kapitalistischen Kreisen. Und es wurden ja auch Personen sozusagen in die Exekutive geschickt, Stellen geschaffen. Da gab es doch bestimmt Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Flügeln, oder klärte sich das quasi eher auf einer persönlichen Ebene?

!: Teils, teils. Was man so mit „Professionalisierungs-Prozess“ beschreiben kann, hat hier teilweise zu ziemlichen Verwerfungen innerhalb des Hauses geführt. Es sind Leute auch explizit deshalb ausgeschieden, weil man zunächst gewisse Dinge abgelehnt hatte: Arbeitsteilung, Spezialistentum. Alle müssten alles entscheiden können, man wollte basis-demokratisch bleiben. Fragen wie: Versteht man sich auch als Dienstleister und macht auch Dinge zu denen man selbst nicht völlig steht, zu denen aber auch mal andere Leute kommen? Macht man Discoveranstaltungen, um Geld zu verdienen? Sind die politisch korrekt? Darf die Sparkasse Bochum Geld geben und mit ihrem Logo im Programmheft auftauchen? Diese tausend Fragen wurden dann meist im Sinne von Pragmatismus und wirtschaftlicher Notwendigkeiten entschieden.

?:
Regel 1: Systemerhalt. Nicht in Schönheit sterben. Temporäre Konzessionsentscheidungen.

!: Mittlerweile würde ich sagen, dass da viele Entscheidungen der Anfangstage eher falsch waren. Denn es kann nicht darum gehen, dass in einem auch öffentlich finanzierten Haus die kulturellen und politischen Bedürfnisse und Auffassungen von 20, 25 Menschen erfüllt bzw. präsentiert werden. Wer mit einem solchen Anspruch wie wir hier auftritt, hat durchaus die Verpflichtung, an andere – die durchaus anderer Meinung sein dürfen, in einem bestimmten Rahmen – auch etwas weiterzugeben. Ich war sicher früher auch deutlich „dogmatischer“, habe die „reine Lehre“ der Soziokultur verkündet, aber auch daraus gelernt.

?: Zwischenfrage: Man hat sich hier also 2004 einen Ex-Hardliner reingeholt?

!: Nun, ich hatte vorher die Kaue in Gelsenkirchen mit aufgebaut und für den Bundesverband der soziokulturellen Zentren 10 Jahre die Geschäftsführung gemacht. Und daher weiß ich auch sehr gut, wie das hier im Vergleich mit ähnlichen Zentren aussieht. Der Bahnhof ist von der Geschichte und vom Spektrum der Akteure sicherlich weiter „links“ angesiedelt als andere – eigentlich finde ich den Begriff „links“ zur Charakterisierung einer Kultureinrichtung nicht sonderlich treffend.

Teil 2 hier

RWE – Die neue Sachlichkeit

Logo: RWE

Beim Stromversorger RWE zieht eine neue Sachlichkeit ein. Per Rundschreiben wurden die Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass der Vorstand in Zukunft nur noch Economy Class fliegen will. Selbst beim Capuccino wird in der Chefetage gespart. Dort gibt es nach den Wünschen des RWE-Vorstandes Jürgen Großmann nur noch einfachen Kaffee, ohne Milchschaum und Kakao. Die Einsparungen sind Symbole, die den Konzern auf harte Zeiten trimmen sollen. Und die stehen offenbar bevor.

Gestern hat der Aufsichtsrat des RWE den Chef des Kölner Regionalversorgers Rheinenergie, Rolf Martin Schmitz, als neuen Konzern-Vorstand berufen. In seinem RWE-Job wird der Energiemanager dafür verantwortlich sein, das deutsche Erzeugungs- und Vertriebsgeschäft neu aufzustellen, wie es in einer Mitteilung des Konzerns heißt. Es geht um die Straffung der Strukturen, um den Abbau von Doppelfunktionen, aber eben auch, um die Konzentation von gewachsenen Regionalgesellschaften, die eng mit den Kommunen verwoben sind und die Auslösung der eins mächtigen Führungsholding RWE Energy. Das bedeutet sehr viel Streit. Für diese Aufgabe braucht RWE-Chef Großmann einen Mann, der Ärger gewohnt ist.

Großmann scheint so einen Manager in Rolf Martin Schmitz gefunden zu haben. Die beiden sind schon einmal aneinandergerasselt, als Großmann öffentlich ankündigte, den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) reformieren zu wollen und dort gleich einen namhaften hauptamtlichen Präsidenten als Haupt der industriellen Energieversorgung zu installieren. Ausgerechnet Schmitz, der Chef des Kölner Versorgers Rheinenergie, stoppte Großmann. Der Kölner organisierte die Stadtwerke im BDEW in Opposition zum RWE-Chef und ließ sich schließlich selbst ins Amt eines ehrenamtlichen BDEW-Präsidenten wählen. Großmann schäumte, wie es im Handelsblatt hieß. Doch die Niederlage schien Großmann auch beeindruckt zu haben. Er merkte sich den Namen des Kontrahenten und traut er ihm heute in einer schwierigen Phase vieles zu.

Der Versorger RWE muss in den kommenden Monaten nicht nur die Fusion mit dem holländischen Energieriesen Essent bewältigen, er muss sein ganzes Geschäft in Deutschland neu sortieren, den Kraftwerksausbau vorantreiben und im Vertrieb wettbewerbsfähig bleiben.

Wegbegleiter sehen Schmitz für seine Aufgabe beim RWE gut gerüstet. Seine Karriere führte ihn über die Vorstände der Stadtwerke-Bünden Rhenag (RWE) und Thüga (E.on) in den Chefsessel der Kölner Rheinenergie. Hier wird dem promovierten Maschinenbauingenieur eine fast schon legendären Hartnäckigkeit nachgesagt und ein ausgezeichnetes Verhandlungsgeschick. So konnte Schmitz unter anderem die Beteiligung der Rheinenergie am börsennotierten Mannheimer Versorger MVV gegen den erbitterten Widerstand der EnBW durchsetzen.

Neben dem ehemaligen McKinsey-Mann Leonhard Birnbaum ist Schmitz der zweite Manager, den Großmann von außen in den Vorstand holt. Ihm wird sogar nachgesagt, er könne Großmann als Nachfolger beim RWE beerben.

Vielleicht sieht deswegen mancher im Konzern die Berufung des Kölner Manager eher kritisch. Schon wieder einer von Außen, so als habe Großmann kein Vertrauen in den eigenen Nachwuchs. Vor allem die Position des RWE-Urgesteins Ulrich Jobs scheint geschwächt. Bislang leitete dieser im RWE Vorstand das gesamte operative Geschäft. In Zukunft hat er neben Schmitz zumindest in Deutschland wenig zu sagen. Seine Aufgaben konzentrieren sich auf die Koordinierung der europäischen Aktivitäten. Und hier eigentlich nur auf die Betreuung der jeweiligen Landesgesellschaften.

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Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Pop: Musikszene Hamm…Tim´s kleine Welt

Linkspartei: Duisburger OB-Kandidat unter Druck…Der Westen

Apple: Safari 4 Beta…Macnotes

Kommunalwahl: Makiolla will Rechnung an Wulf schicken…Ruhr Nachrichten

Kultur: Theater am Marientor zu vekaufen?…RP-Online

Ruhr2010: Barcode A40…Ruhr Digital

Pop: P:Lot im Druckluft…Unruhr

ITB: Revier auf Tourismusmesse…Süddeutsche

Opelaner kämpfen – Donnerstag Aktionstag

Illu: tonwertkorrekturen

Die europäischen Gewerkschaften versuchen Opel zu retten. Am Donnerstag rufen sie zu einem europäischen Aktionstag auf.

Funktionäre und Betriebsräte von Opel, Vauxhall und Saab fordern im Namen der Belegschaften ein tragfähiges Konzept, mit dem Arbeitsplätze und Standorte der Autobauer gesichert werden sollen. Aus Bochum organisieren nach eigenen Angaben die IG Metall, der Betriebsrat und die Vertrauensleute einen Buskonvoi zur Kundgebung um 11.00 Uhr in Rüsselsheim. "Die Beschäftigten des Bochumer Opelstandorts, die sich diese Woche in Kurzarbeit befinden, sind aufgerufen, sich an der zentralen Kundgebung in Rüsselsheim in großer Zahl zu beteiligen", heißt es in einer Mitteilung.

Oliver Burkhard, IG Metall-Bezirksleiter in NRW sagt: "Jede und jeder Beschäftigte braucht Perspektive. Für jeden Standort muss es eine gesicherte Zukunft geben." Der europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) und das europäische Arbeitnehmerforum (EEF) fordern ein Unternehmenskonzept ohne Entlassungen, ohne Standortschließungen, mit umweltfreundlichen und innovativen Autos.

Damit das erreicht wird, soll der Staat Bürgschaften geben und Anteil an dem Autobauer kaufen. Gleichzeitig sollen die europäischen Regierungen Opel und Co für neue Investoren öffnen.

Die Staatshilfen sind bislang nicht unumstritten. Der Chef der deutschen Monopolkommission Justus Haucap sagte im Gespräch mit den Ruhrbaronen, Staatsgeld für Opel müsse abgelehnt werden.

Gleichwohl zeigt sich die Bundesregierung bereit einen Schnellkredit in Milliardenhöhe zu gewähren.

Update: Duisburger Linke für Israel-Boykott

Neben zahreichen rechtsradikalen und fundamentalistischen Gruppierungen haben sich nun auch die Volksgenossen der Duisburger Linken dem Israelboykott angeschlossen.

Der  OB-Kandidat der Linken in Duisburg, Hermann Dierkes, rufen nun wie zuvor zahlreiche andere rechtsextreme und fundamentalreligiöse Gruppen zum einen Boykott israelischer Waren auf. Nein, mit der Nazi-Parole "Deutsche, kauft nicht bei Juden" hat die Parole "Genossen, kauft nichts aus Israel"natürlich nichts zu tun. Hermann Dierkes, OB-Kandidat der LINKEN: „Wir müssen mutig die Wahrheit verbreiten. Wir dürfen es nicht länger zulassen, dass im Namen des Holocaust und mit Unterstützung der Bundesregierung derart schwere Menschrechtsverbrechen begangen und geduldet werden. Jede und jeder kann z.B. durch den Boykott von israelischen Waren dazu beitragen, dass der Druck für eine andere Politik verstärkt wird. Während des furchtbaren Angriffs der israelischen Armee auf den Gaza-Streifen haben die norwegischen und griechischen Gewerkschaften mit ihrer Weigerung, israelische Schiffe zu laden, gezeigt, was möglich ist“.

Genau, und sicher sind die Kollegen von Transnet behilflich, wenn es dabei geht, Juden aus Israel mit der Bahn abzutransportieren. Da kann man dann mal wieder sehen, was so alles möglich ist. Mehr zu dem Thema gibt es übrigens bei Jurga. Und Dank für den Tipp an Thomas.

Update: Nachdem wir am Sonntag über den Israel-Boyjott berichtet haben zog  die Geschichte  ja weitere Kreise – und sie reichen mittlerweile über Duisburg hinaus. Die CDU-NRW nutzt den antisemitischen Ausfall des "linken" OB-Kandidaten Dierkes zu einer Warnung an die SPD, mit der Linkspartei zusammen zu arbeiten: "Die Linke in Nordrhein-Westfalen zeigt immer öfter ihr wahre extremistische Fratze. Jetzt ruft ein führender Politiker der Linkspartei zum Boykott israelischer Waren auf. Das ist purer Antisemitismus. Die Israel-Feindlichkeit der Linken steht der von Rechtsextremisten in nichts nach. Bereits das kürzlich in die Öffentlichkeit geratene Strategiepapier der Linkspartei offenbarte nichts anderes als politischen Extremismus. Diese Leute können keine Partner in einer Koalition sein, sondern sind ein Fall für den Verfassungsschutz.Es ist unerträglich, dass Kraftilanti mit diesen Leuten gemeinsame Sache machen will. Wer wie Frau Kraft die Linkspartei hofiert statt sie zu bekämpfen, stärkt den politischen Extremismus in unserem Land."

 

3 FÜR 7 – Veranstaltungstipps – Ein Kostüm-Special

Reisen, Revolutionen und Märchenwelten. Nur gut dass sie als Idee da sind. Aber ist das nicht letztlich alles ganz fürchterbar und gar nicht mit der harten Alltagsrealität kompatibel? Erstaunlich oft folgt im klassischen dramatischen Strickmuster der Illusion die Desillusionierung, und nicht nur die der Hauptpersonen der Stücke: Danton in Frankreich (und Bochum), Odysseus in Griechenland (und zu Gast bei Ruhr 2010) und als moderne Variante Elfriede Jelineks Märchenprinzessinnen in einer Box (in Essen).

Eine Nobelpreisträgerin ist Frau Jelinek im Grunde, und sie hat sich schwer getan damit. Ähnlich geht es auch ihren Versionen von Schneewittchen, Dornröschen und Rosamunde im Leben zwischen Märchenwald und Mediengeflimmer – denn irgendwie sind sie ja alle so von vornherein tragisch kodierte Ikarusgestalten. Aber Witz haben sie, immerhin. Die Wiederaufnahme der Inszenierung von Sandy Tomsits in der Box neben dem Grillo ist noch genau dreimal im Programm.

"Dantons Tod" von Sibylle Broll-Pape nach Georg Büchner hat hingegen erst einmal Premiere im Prinz Regent Theater. Und das Buch ist ja wirklich politisch verschiedenst "interpretierbar", was jede Inszenierung schon einmal von vornherein spannend macht. Der Autor dieser Zeilen zitiert mal den fast hoffnungsvollen Satz von Lacroix an die johlende Meute vor dem Schafott: "Ihr tötet uns an dem Tage, wo ihr den Verstand verloren habt; ihr werdet sie an dem töten, wo ihr ihn wiederbekommt." – "Aber wer will den schon wieder haben?", fragt Rosamunde. Und Odysseus ergänzt: "Und wer ihn wieder geben?"

Denn der alte Grieche wird auch zu einer der Großveranstaltungen im Jahre 2010 bemüht. "Odyssee Europa" (Montage: Thomas Goerge) heißt das Mammutprojekt, beginnt diese Woche mit einem ersten Vorboten, dann werden trojanische Pferde vor den beteiligten Schauspielhäusern aufgestellt, dann kommen prominente Denker hinzu, und schließlich ein Theaterzyklus ab Februar 2010. Aber gemach: Diesen Freitag wird erst einmal von Beteiligten und Gästen die gesamte Odyssee gelesen. Öffentlich natürlich, an allen späteren Spielstätten. Komplexe und zugleich simple Massenkultur, wow! Was würde Danton dazu sagen? Und da sollte bitte einfach dem Link gefolgt werden, gerne ohne größere Umwege. Denn hier noch einmal alles …

… im Überblick:
"Der Tod und das Mädchen: Prinzessinnendramen I-III" in der Box in Essen noch am Mittwoch, den 25. Februar, sowie am 4. März und 3. April um 20 Uhr.
"Sag mir Muse. Lange Nacht der Odyssee – Ein Prolog zur Odysse Europa" am Freitag, den 27. Februar, an den beteiligten Theatern in Bochum, Dortmund, Essen, Mülheim, Moers und Oberhausen ab 18 Uhr.
Premiere von "Dantons Tod" im Prinz Regent Theater Bochum am Samstag, den 28. Februar, um 19.30 Uhr.

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Orden für Drabig

Die Geierabendtruppe verleiht einmal im Jahr den Pannekopp-Orden. Ein Grund zur Freude ist das  nicht.

Denn den Pannekopp des Jahres gibt es eigentlich nur für herausragende Fehlleistungen. 2003 erhielt ihn die Projekt Ruhr GmbH für ihre Lebenswerk, 2004 die Kaufleute des BvB für die beinahe gelungene wirtschaftliche Vernichtung von Borussia Dortmunds, 2005 Opel wegen der Beinahe-Werkschließung, 2006 der Schrifsteller Joachim Lottmann, 2007 Veronica Ferres (wohl weil sie Veronica Ferres ähnlich ist) und 2008 Werner Müller. Für was ist eigentlich egal, da gibt es genug Gründe.

Abgeholt hat den Preis noch nie jemand, was auch daran liegt, dass er nicht allzu hübsch ist: Der Orden, bestehend aus 25 Kilogramm rostigem Stahl. In diesem Jahr wird das anders sein, denn der Dortmunder SPD-Chef Franz Josef Drabig hat angekündigt, heute Abend den Pannekopp-Orden anzunehmen. Eine lässige Geste. Verliehen bekommen hat er ihn wegen seiner Personalpolitik. Die schöne Begründung: "Nicht progressives Politik-Personal, das wäre die falsche Kategorie. Ein Meisterstück, wie FJD den Dortmunder Oberbürgermeister Langemeyer entsorgt hat.

Dereinst wollte Franz-Josef Drabig selbst OB werden, das klappte nicht. Dann war er lange weg. Plötzlich wieder da. Ab 2007 ging’s Schlag auf Schlag. Erst wurde Langemeyer angeknockt, aber irgendwie hat die Säge geklemmt. Als die Stunde der…Gestaltung im Herbst 2008 gekommen war, erkor Drabig Kulturdezernent Stüdemann zum OB-Kandidaten, obwohl er immer auf Stadtdirektor Sierau gesetzt hatte, sagt man. Der aber wollte erst nicht, trat dann doch an, es gab drei Kandidaten, dann verzichtete Langemeyer und die K-Frage wurde zu Gunsten von Sierau  entschieden. Also des Mannes, der eigentlich Drabigs war, aber jetzt nicht sein konnte. Das ist großes Personal-Schach. Wenn Franz-Josef Drabig Papst wäre, er würde unter dem Leitspruch agieren: „Egal, wer unter mir Gott ist.“

Deshalb der Gewinner des Pannekopp-Ordens 2009:
Franz-Josef Drabig, Dortmunder SPD-Vorsitzender, für progressive Personal-Politik."

 

Dr. House vs. Arthur Schopenhauer: Wer von beiden ist der größere Aphoristiker?

Foto Dr.House: grape vine Foto Schopenhauer: Sobibor

Auf den ersten Blick scheint es nicht viel zu geben, was der ausgesprochen unsympathische, aber nichtsdestoweniger ungemein populäre Protagonist der Fernsehsendung Dr. House und der Philosoph Arthur Schopenhauer gemeinsam haben. Und doch: Es ist der Pessimismus und die Abscheu vor Menschen, die diese beiden Figuren verbindet. Inwieweit Dr. House tatsächlich an Schopenhauers Weltsicht anknüpft, verdeutlicht diese vergleichende Übersicht.

Dr. House über einen Patienten, der vorgibt, Wunderheiler und ein Sprachrohr Gottes zu sein: „Ist das nicht interessant, religiöse Innbrunst und Wahnsinn sind sich so ähnlich, dass man sie kaum unterscheiden kann.“

Schopenhauer: „Im ganzen Verlaufe des beschriebenen Hergangs kannst du immer beobachten, daß Glauben und Wissen sich verhalten wie die zwei Schalen einer Waage: in dem Maaße, als die eine steigt, sinkt die andere.“

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Dr. House zu einem Patienten, der an Gott glaubt: „Der Glaube ist Schwachsinn.“ In einer anderen Folge heißt es zum selben Thema: „Glauben ist ein anderes Wort für Ignoranz, oder? Ich habe nie verstanden, wieso Leute stolz darauf sind an etwas zu glauben, wofür es keinen eindeutigen Beweis gibt.“

Schopenhauer: „Religionen sind Kinder der Unwissenheit, die ihre Mutter nicht lange überleben.“

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Ein Patient von Dr. House entschließt sich dazu, auf eine lebensnotwendige Behandlung zu verzichten und sagt: „Ich war lange genug Gefangener in diesem nutzlosen Körper. Es wäre schön endlich daraus auszuziehen.“ Daraufhin Dr. House, sichtlich entgeistert: „Auszuziehen? Und wohin? Glauben sie, ihnen wachsen Flügel, sie fliegen mit den anderen Engeln rum und trinken Mana? Wie blöd ist das denn, es gibt kein danach, nur das Jetzt.“

Schopenhauer: „Vor uns bleibt allerdings nur das Nichts.“

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Dr. House beim Anblick eines Patienten, der gerade verstorben ist: „Tut mir leid das zu sagen: Das ist das Ende.“

Schopenhauer: „Der Lebenslauf des Menschen besteht darin, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt.“

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Dr. House’ Patient will Suizid begehen, da er die Schmerzen nicht mehr aushält. Dr. House: „Schmerzen sind besser als nichts.“ Daraufhin sagt Dr. Wilson: „Du kennst das Nichts nicht, du hast es selbst nie gesehen.“ Dr. House erwidert: „Ich muss nicht nach Detroit fahren, um zu wissen, dass es dort übel riecht.“

Schopenhauer: "Das Leben gleicht einem Kinderhemd: Es ist kurz und beschissen."

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Dr. Wilson über Dr. House: „Man sollte dir ein Monument setzen für deine Ich-Bezogenheit!“

Schopenhauer: „Ein Denkmal wird die Nachwelt mir errichten.“

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Dr. House zu seiner Patientin, die am CIPA-Syndrom leidet, im Gegensatz zu ihm also keine Schmerzen fühlen kann: „Du kannst keinen Schmerz spüren. Du kennst nur Freude und Genuss. Los, sag mir wie super das ist!“ Daraufhin sie: „Es ist ätzend.“ Dr. House: „Aber besser als immer Schmerzen!“  Etwas später sagt sein Mitarbeiter zu ihm: „Sie sind grantig!“ Daraufhin brüllt Dr. House: „Ich habe Schmerzen!“

Schopenhauer: „Neun zehntel unseres Glückes beruhen allein auf der Gesundheit. Mit ihr wird alles eine Quelle des Genusses, hingegen ohne sie kein äußeres, welcher Art es auch immer sei, genießbar.“

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Info: Dr. House läuft immer dienstags auf RTL um 21:15 Uhr. Nächste Woche Dienstag läuft die neue, fünfte Staffel an.