Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Foto: Pottblog

DFB-Museum: Langemeyer freut sich…Pottblog

Ruhr2010: Essen streitet um Kulturdezernenten…Der Westen

Opel: Fiat garantiert alle Standorte…Spiegel

ThyssenKrupp: Boycott wegen Umbau?…FTD

Krise: Sorgen bei Haniel…FTD

Glaube: Pro-Reli gescheitert…Zoom

Kultur: Theater Hagen vor dem Aus?…Ruhr Nachrichten

Community: Termine für die kommenden Wochen…Ruhr Digital

DSDS: Kennte Casi den Sieger?…2.0

Erdbeben in RWEs-Nachbarschaft

RWE möchte im bulgarischen Belene ein Kernkraftwerk errichten. Gestern gab es dort ein Erdbeben. Umweltschützer rufen den Energiekonzern deshalb auf, seine Atompläne sofort zu beerdigen.

Gesern Abend bebte im nordbulgarischen Belen die Erde: Die Richterskala zeigte einen Wert von 5,3 an. Im Zentrum des Bebens standen die beiden Ort Nikopol und Scistopol.

Beide liegen nur wenige Kilometer entfernt von Belene, dem Ort, an dem das Essener Energieunternehmen RWE einen Reaktor bauen will. Umweltschützer fordern in einer Presseerklärung RWE nun auf, auf einen Kraftwerksbau im Erdbebengebiet zu verzichten: “Die seismischen Risiken des Standorts Belene sind lange bekannt – hier hätte niemals ein Atomkraftwerk geplant werden dürfen," sagt die bulgarische Umweltschützerin, Albena Simeonova. “Das gestrige Beben ist eine erneute Warnung an RWE. Der Konzern muss sich umgehend aus diesem Projekt zurückziehen. Sonst ist die Gefahr groß, dass Bulgarien zum Standort eines neuen
Tschernobyls wird," so Simeonova.

Glückwunsch an Thomas Nückel

Thomas Nückel gehört zu den Gründern der Ruhrbarone. Heute verlässt er uns: Thomas ist auf Platz 16 der FDP Liste für die Landtagswahl im kommenden Jahr gewählt worden.

Thomas erhielt mit 93,5 Prozent auf dem Landesparteitag in Bielefeld ein fast schon unanständig gutes Ergebnis und hat mit Platz 16 sehr gute Chancen, dem nächsten Landtag anzugehören. Thomas hat bei den Ruhrbaronen noch nie etwas geschrieben. Der Grund: Er ist auch Fraktionsvorsitzender der FDP im Ruhrparlament. Aber er war von Anfang an dabei, hat sich an internen Diskussionen beteiligt und hatte eigentlich vor irgendwann mal etwas mit Videos bei den Ruhrbaronen zu machen – dazu wird es jetzt nicht mehr kommen. Wir gratulieren Thomas zu seinem guten Listenplatz und wünschen ihm alles Gute. 

Werbung


Das gute Tschernobyl

Foto: Flickr.com / phlammert

Der 26. April 1986 war ein sonniger Tag. Meine Mutter, die damals so alt war, wie ich heute, ging mit mir spazieren. Wir lebten in einem kleinen Ort in Weißrussland. Nach dem Regen gab es überall Pfützen. Es blühte Löwenzahn. Ich war gerade ein Jahr alt und genoss meinen ersten Frühling. Ich wusch meine Hände in den glänzenden Pfützen und platschte mit meinen Beinen drin herum. Die Pfützen hatten einen gelben Rand, erinnert sich meine Mutter heute. Damals dachte sie, es sei Blütenstaub vom Löwenzahn. Sie wusste noch nicht, dass seit diesem Tag unser Löwenzahn, unser Wasser und unser Boden vergiftet sind.

Ein paar Tage später gab es eine kurze Information in den sowjetischen Medien: In der Nacht auf den 26. April ist der vierte Block des Atomkraftwerks in Tschernobyl explodiert. Es gebe keinen Grund zur Panik, hieß es, niemand sei betroffen, alles in Ordnung. Es wurde allerdings empfohlen, die Fenster in den Wohnungen zu schließen. Am Tag der Arbeit versammelten sich Menschen in unserer kleinen Stadt Tschausy im Osten Weißrusslands auf dem Lenin-Platz. Es waren die üblichen Feiern. Die Leute waren aufgeregt wegen der Nachricht und wegen des Frühlingsfiebers.

Ich kann mich an diese sonnigen Tage nicht erinnern. Dafür habe ich viele positive Erinnerungen aus meiner Kindheit, die mit Tschernobyl verbunden sind. In der Schule bekamen wir drei Mal am Tag kostenloses Essen. Zum Mittag gab es Suppe, Fleisch oder Fisch mit Beilage und einem Getränk. Manchmal gab es Algen. Das mochten wir aber nicht, obwohl (oder gerade weil) sie wegen des hohen Jod-Gehaltes als besonders gesund galten. Was wir wahnsinnig mochten, war das Obst, das wir jeden Tag zum Mittagessen bekamen. Dies wurde vom Staat und den internationalen Organisationen finanziert. Sie hießen „Hoffnung“ oder „Kinder von Tschernobyl“. Wir, die Kinder von Tschernobyl, waren eigentlich ganz glücklich.

Zum Neujahr gab es regelmäßig Pakete aus dem Westen – die so genannte humanitäre Hilfe. In den Päckchen gab es leckere Schokolade, Bonbons, Kaugummis, Kakao. Manchmal gab es auch Briefe, die in einer Fremdsprache verfasst wurden. Dort stand zum Beispiel: „Hallo! Ich heiße Tom und ich bin 8 Jahre alt. Ich wohne in einem Haus mit Garten in Deutschland. Mein Lieblingsspielzeug ist Teddybär. Schöne Weihnachten!“ Als ich etwas älter wurde, antwortete ich auf einen dieser Briefe. Ich schrieb: „Hallo Tom! Ich heiße Olga. Ich bin 10 Jahre alt. Ich habe einen Bruder. Wir wohnen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Ich gehe zur Schule und lerne dort Deutsch“. Ich habe keine Antwort bekommen. Trotzdem sagte ich allen, dass ich einen Brieffreund habe.

Die wichtigste Freude der Kinder von Tschernobyl ist mir allerdings entgangen – die Chance, einen Sommer in einer Gastfamilie im Westen zu verbringen. In meiner Klasse gab es 25 Kinder, 22 davon waren im Ausland. Die meisten flogen nach Kanada, aber auch nach Italien, Belgien oder Deutschland. Ich war unter den drei, die nicht im Ausland waren. Meine Mutter wollte das nicht. Sie meinte, es wird mir nicht gut in einer fremden Familie gehen. Ich war ein kränkliches Kind. Sie sagte: „Ich kaufe dir alles selber und wenn du erwachsen bist, gehst du, wohin du willst.“ Ich nahm es ihr übel. Ich war neidisch auf die vollen Koffer vom Spielzeug und Süßigkeiten und auf die unzähligen Fotos mit einem großen Haus und einem Swimming Pool im Hintergrund, die meine Mitschüler aus Kanada mitbrachten.

Meine Cousine war ihrerseits neidisch auf mich. Sie wohnte in einem Ort 50 Kilometer von uns entfernt. Im Unterschied zu Tschausy überstiegen die Messungen dort die Grenzwerte nicht. Offiziell gehörte die Stadt nicht zu den radioaktiv verseuchten Gegenden. Deswegen hatte ihre Bevölkerung keine Tschernobyl-Vergünstigungen. Meine Cousine durfte nicht wie ich für einen Monat im Jahr kostenlos ins Sanatorium in einen „sauberen“ Ort in Weißrussland.

Während dieses Erholungsmonats waren wir Schüler unter uns, weit weg von den Eltern. Wir hatten nur vormittags Unterricht und bekamen keine Hausaufgaben. Dafür gingen wir abends in die Kinderdiskothek oder ins Kino, schrieben einander Liebesbriefe und organisierten Konzerte. Das sind meine besten Erinnerungen an die Schulzeit.

Dank Tschernobyl bekam mein Bruder letztes Jahr einen Platz im Studentenwohnheim in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Die Wohnheimplätze sind rar. Studenten mit einer Behinderung, Waisen oder Jugendliche aus einer anderen „sozialen Kategorie", wie zum Beispiel Leute aus einer radioaktiv verseuchten Gegend, haben Vorrang. Die Miete beträgt 40 Euro im Jahr. Sonst sind die Mietpreise in der Minsk ungefähr so hoch wie die in Berlin.

Radiozäsium, Plutonium und Radiostrontium kann man nicht riechen, sehen oder hören. Ich weiß nicht, ob ich ohne Tschernobyl seltener krank gewesen wäre. Man kann nicht genau nachweisen, ob die sinkende Lebenserwartung der Weißrussen mit Tschernobyl verbunden ist.

Im Kindergarten, den meine Mutter leitet, sind nur drei von 87 Kindern völlig gesund. Der Rest hat eine Krankheit. Irgendeine. Das heißt nicht, dass die Kinder drei Arme oder zwei Köpfe haben. Aber sie haben schlechte Augen, Probleme mit den Nieren und der Schilddrüse oder sind „allgemein kränklich“. Man kann nicht nachweisen, ob das mit dem Atomunfall zu tun hat. Der Staat bezahlt für diese Kinder aber die Hälfte der täglichen Verpflegung im Kindergarten, die ungefähr zwei Euro kostet. Einen Euro zahlen die Eltern.

Meine Mutter hat sich bis jetzt nicht verziehen, dass sie mich damals in den Pfützen hat planschen lassen.

Es wird ungemütlich…

Eine weltweite Wirtschaftskrise, eine drohende Pandemie…Im Moment geht schief was schief gehen kann.

Über die Wirtschaftskrise haben wir ja schon viel geschrieben. Sie ist groß, tief und wird länger dauern als wir alle zu Anfang gehofft haben. Sie ist eine Herausforderung, die uns hoffentlich nur an die Grenzen der Belastungsfähigkeit unserer Gesellschaft führt aber klar ist, viel darf zusätzlich nicht mehr passieren.

Eine Pandemie  zum Beispiel und genau die droht nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation: Noch brauche man mehr Informationen, aber die Seuche sei ein Grund für  eine weltweite Besorgnis. Eine Pandemie könnte entstehen. Auch so etwas haben wir, genau wie die aktuelle Wirtschaftskrise, noch nicht erlebt: Pandemien wie die großen Pestwellen im Mittelalter und der Antike haben ganze Gesellschaften destabilisiert und die historische Entwicklung maßgeblich beeinflusst: Das Römische Reich wurde durch die Antoninische Pest geschwächt, die große Pestwelle im Mittelalter – im späteren Deutschland starb in einigen Gegenden ein Drittel der Bevölkerung – war einer der Gründe für den Zusammenbruch der feudalen Ordnung: Durch die vielen Toten in den Städten ergaben sich attraktivere Berufsmöglichkeiten für Landbewohner als in ihren Dörfern.

Die spanische Grippe (1918-1920), 25 Millionen Tote, beschleunigte das Ende des ersten Weltkriegs – die US-Armee verlor durch sie genau so viele Tote wie durch den Krieg.

Und nun die Schweinegrippe: Sollte sie sich wirklich zur Pandemie ausweiten, wird es richtig ungemütlich. Und es wird vor allem die 3. Welt treffen: Schlechte Ernährung, andere Krankheiten und ein grauenhaftes Gesundheitssystem wirken sich dann schnell verheerend aus.

Es scheint so, als ob wir im Augenblick die Krisen, die unsere Großeltern erleben mussten, im Schnelldurchlauf durchleben. Ich habe immer gehofft zu einer der wenigen Generationen zu gehören, denen so etwas erspart bleibt. Wirklich daran geglaubt habe ich nicht. Hoffen wir, dass es nicht so schlimm kommt.

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Opel: Dreiste Retter…FAZ

Opel II: Regierung will Garantien…Spiegel

SPD: Franz für die Seele…Spiegel

Filmfestival: Lust auf Revolution…Der Westen

Zukunftskommission: Viele Fragen, vage Antworten…Welt

NRW: Hall of Fame…Kölner Stadtanzeiger

Zukunft: Städte ohne Kaufhäuser…Welt

Verkehr: 250.000 Stromautos für NRW…Focus

Fußball: Kleine Amatuer-Demo…Ruhr Nachrichten

Kochduell: Sie kocht den DJ…Coffee & TV

Werbung


Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

WAZ: Euro-Millionen für die WAZ…Meedia

Verlage: Bestandsgaranite für Zeitungen…Meedia

DFB: Fußballmuseum kommt ins Ruhrgebiet…Hometown Glory

DFB II: Wink mit dem Rückschlag…Gelsenkirchen Blog

Karstadt: NRW will Arcandor helfen…Der Westen

Religion: Säkularisation!…Zoom

Musik: Nokia hat es nicht kapiert…2.0

SPD: Parteitag in Ostwestfalen…RP Online

FDP: Parteitag in Bielefeld…Ruhr Nachrichten

Opel: Noch kein Angebot von FIAT…Spiegel

Opel II: Patentrückgabe erwartet…FAZ

ThyssenKrupp – der harte Schnitt kommt

Foto: Flickr.com / Jochem Veenstra

Wie gerade bekannt wurde, hat ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz gestern vor den Betriebsräten des Stahlkonzerns sein neues Unternehmenskonzept bestätigt. Demnach soll es in Zukunft nur noch eine starke Holding geben. Mit mehreren untergeordneten Abteilungen. Die anderen Sparten sollen verschwinden. Das hat extreme Auswirkungen auf die Mitbestimmung. Selbst die Regelen der Montanmitbestimmung, die weitreichende Rechte der Arbeitnehmer garantieren, könnten fallen. Dazu werden angeblich die Einschitte beim Personal größer als angekündigt. Die rede ist von 4000 Menschen die gehen sollen. Die Gewerkschaften haben massiven Widerstand angekündigt. Es gab dazu schon eine Sondersitzung des IG-Metall-Vorstandes. Es droht ein "Ruhr in Flammen."

Doch bis es soweit kommt, muss noch viel passieren, denn zunächst einmal haben die Beschäftigten Angst um ihren Job. Die Mächtigen von ThyssenKrupp rund um Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und den Strippenzieher im Hintergrund, Berthold Beitz, haben scheinbar die Krise per4fekt genutzt, um den größten denkbaren Umbau im Konzerngeflecht des Ruhrgebietes durchzuziehen.

ThyssenKrupp Konzernbetriebsratschef Thomas Schlenz hat gesagt, Schulz habe einen einstimmigen Beschluss des Aufsichtsrats vom 27. März aufgekündigt, nach dem die fünf Sparten des Konzerns auf zwei verschmolzen werden sollten. Nun solle es nur noch zwei "virtuelle Sparten" ohne effektive eigene Macht geben. Schlenz sagte weiter, Schulz habe auch einen Katalog mit beschäftigungswirksamen Instrumenten aufgekündigt, der im Aufsichtsrat zusammen mit den Beschlüssen für einen Konzernumbau verabschiedet worden war. Der Katalog hatte unter anderem Maßnahmen für ein sozialverträgliches Ausscheiden von Arbeitnehmern umfasst.

Stahlbetriebsratschef Willi Segerath hatte vor ein paar Tagen gesagt, sollte Schulz das wirklich wollen, sei das eine Aufforderung "zum Tanz". Man darf gespannt sein, was kommt. Der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp will über die Pläne am 13. Mai beraten.