Was mir Angst macht

Wir stehen vor einem neuen Jahr. Und Bomben fallen auf Gaza. Raketen fallen auf Israel. Menschen sterben.

Mir macht das Angst.

Der Hass wächst, wie eine Tide. Sie wird größer und größer und irgendwann, bricht sich die Tide einen Weg.

Es gab diesen versuchten Anschlag in den Zügen quer durch das Ruhrgebiet. Die Kofferbomber.

Sie kehren zurück. Irgendwann.

Der Krieg in Gaza macht zornig. Egal, wer angefangen hat.

Dem Zorn bleibt nur der Terror. Egal, ob eine Mini-Rakete auf ein israelisches Dorf abgefeuert oder ein Sprengsatz im Klo versteckt wird.

Ich will nicht gegen Israel schreiben. Die Leute haben jedes Recht, sich gegen die Hamas-Raketen zu verteidigen.

Aber muss man gleich hunderte Menschen töten? Ist das nötig? Ist das klug?

Wenn das Prinzip Auge um Auge gilt, bleibt die Frage, von wessen Augen die Rede ist?

Bislang hat es nicht geklappt, die Hamas auszubomben oder abzuschrecken. Warum soll es jetzt klappen?

Bis jetzt haben die Klein-Raketen der Hamas Israel nicht ruinieren können. Warum soll es jetzt klappen?

Das macht mir Angst. Die Unfähigkeit andere Antworten als Raketen und Bomben zu finden.

Man kann politisch über den Krieg reden, man kann menschlich über den Krieg reden, voller Mitgefühl für jeden.

Aber ich will von der Angst reden. In den vergangenen Tagen bin ich immer mal wieder über islamistische Seiten gesurft.

Man spürt, wie dort der Hass wächst. Wie die Wut wächst. Wie die Worte sich nach Taten sehnen.

Auf der Seite sumoodan erklären Fanatiker, was DU tun kannst, um das Abschlachten in Gaza zu benden. Die acht Regeln lassen sich auf den folgenden Kern reduzieren: Sammle Geld, sende es über vertrauenswürdige Kanäle in das Kriegsgebiet und bereite Dich mit allen Deinen Fähigkeiten darauf vor, den Feind in der Schlacht zu treffen. Damit das nciht falsch verstanden wird, ruft noch ein Hamas-Freund in Jordanien zum heiligen Krieg auf und zum Durchbruch aller Grenzen.

Dahinter möchte die alte Terrororganisation Ansar Al Islam nicht zurückstehen. Sie verbreitet ihre Terrorvideos von den Kämpfen im Irak und sucht neue Ziele: klack Im Forum werden ständig neue Bilder aus Israel hochgeladen.

Die Terrorpropaganda ist überall verfügbar. Anders als die Filme von Armeen werden die Taten entschlossener Fanatiker gepriesen. Wer sich einliest, findet die Anleitungen zur „asymetrischen Krieg“. klick

Mir macht diese Propaganda Angst, denn die Menschen, die diese Propaganda betreiben und die diese Propaganda konsumieren, sitzen nicht irgendwo. Sie sitzen meist direkt in unseren Städten.

Ich habe einen Jungen aus Köln in einem dieser Terrorforen aufgetan, Daniel S.. Der Kleine ist 17 Jahre alt. Er sucht nach einer Frau und nebenbei diskutiert er wild über den Terror und was man in Deutschland tun kann.

Das macht mir Angst.

Oder die Geschichte von Malika el Aroud. Ihr Mann hat vor ein paar Jahren Achmed Shah Massoud getötet. Sie selbst hat Terrorserver in der Schweiz und in den Benelux-Ländern unterhalten. Sie hat sich für den Export der Ansar Al Islam Ideen eingesetzt und Propaganda für den Terror im Irak gemacht. Malika hat in der Schweiz gelebt, sie hat in Belgien gelebt und sie hat Freunde hier. Vor ein paar Tagen wurde Malika verhaftet. Wird jetzt einer aus ihrem Umfeld durchdrehen?

Ich will keinen asymetrischen Krieg. Ich will gar keinen Krieg.

Bomben und Raketen helfen niemanden.

Seltsame Subventionen für Energieriesen

Manchmal führt Recherche zu obskuren Ergebnissen. Jetzt habe ich beispielsweise herausgefunden, dass die deutschen Energiekonzerne Subventionen von der EU bekommen. Alle werden bedacht: E.on, RWE, Vattenfall und EnBW – selbst für den börsennotierten Stadtwerkekonzern MVV ist noch was im Topf. Dabei geht es um Subventionen für die atomare Sicherheit, Energie-Entwicklungshilfe und Kohleforschung. Alle kassieren: So steht es im Beihilferegister der Kommission.

Doch warum eigentlich? Die Elektroriesen haben nach einer Untersuchung der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes im Jahr 2007 einen Rekordgewinn von knapp 20 Mrd Euro eingefahren. Gleichzeitig strichen die Konzerne EU-Subventionen in Höhe von zusammen rund fünf Mio. Euro ein. Nicht mitgerechnet, Beihilfen aus Bundes- und Ländertöpfen, die nach Angaben aus den Konzernen zusätzlich geflossen sind. Das Verhältnis zwischen Gewinnen und Subventionen erscheint lächerlich gering.

Manchmal sind die geschenkten Summen so klein, dass die Energieversorger bis zu meiner Nachfrage nicht einmal wussten, dass sie die Subventionen überhaupt bekommen. Umso mehr verwundert es, dass die Energiekonzerne trotzdem die Hand bei den europäischen Steuerzahlern aufhalten. Die Projekte, die gefördert werden, sind teilweise skurril. So bekommen beispielsweise Vattenfall, RWE und E.on für die Kernkraftwerke Gundremmingen und Krümmel 8.406,50 bzw. 7.884,00 Euro für Sicherheitstechnik aus dem EU-Fördertopf 06.05.01 „Nuclear safeguards“. Dahinter verbirgt sich eine Kostenstelle für die Anschaffung von Videokameras, die auf dem Gelände der jeweiligen atomaren Zwischenlagers angebracht werden, damit die Internationale Atomaufsichtsbehörde zu Nichtverbreitung von Kernwaffen in Wien nachsehen kann, ob irgendwer die Castor-Behälter klaut, in denen abgebrannte Kernbrennstäbe gesammelt werden. Der arme Kerl, der die Bänder nachher ansehen muss. 🙂

Größere Summen werden dagegen für die Kohleforschung ausgegeben. Hier bekommen beispielsweise E.on und EnBW 1.061.839,00 Euro für die Untersuchung von Katalysatoren, die Stickoxyde aus dem Rauchgas von konventionellen Kraftwerken eliminieren. Oder der Konzern RWE kann gemeinsam mit dem griechischen Energiekonzern Public Power Corporation 1.555.064,00 Euro für die Erforschung der Clean Coal Technologie einstreichen.

Diese Subventionen spüren auch die Versorger. Können sie sich doch dank der staatlichen Beihilfen einen Forschungsvorteil verschaffen.

Besonders agil zeigt sich der Stromkonzern MVV aus Mannheim bei der Akquise von Beratungsaufträgen. Beispielsweise konnte das Unternehmen 230.000 Euro aus dem Topf 06.04.03.02 an Land ziehen. Mit dem Geld soll die grenzüberschreitende Energieversorgung unterstützt werden. Zunächst wurde mit dem Geld eine Studie bezahlt, mit der abgeschätzt werden sollte, wie das Messwesen im Strom- und Gasgeschäft so läuft. Und dann gab es noch einmal Geld für eine Untersuchung, die herausfinden sollte, wie die verschiedenen Marktteilnehmer im Stromgeschäft agieren, um Angebot und Nachfrage auszugleichen.

Zusätzlich freute sich MVV noch über 100.000 Euro aus einem anderen Topf, um nachzusehen, wie sich die Eu-Richtlinie 96/67/EC auswirkt. Mit diesem Beschluss wurde der freie Zugang zu Flughafengeschäften in Europa geregelt. Zum Abschluss bekam MVV noch einen Beratervertrag in Höhe von 2 Mio Euro. Diesmal ging es von Mannheim in die weite Welt nach Asien. Unter dem politischen Deckmantel, die Beziehungen zwischen der EU und den Energiereichen zentralasiatischen Ländern auszubauen, sollten die Berater der MVV „nationale Energiestrategien in Ländern der ehemaligen Sowjetunion“ ausarbeiten. Betroffen sind Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und Turkmenistan.

Was wäre, wenn die Hamas gewinnen würde?

Die israelische Armee will mit ihrer Offensive gegen die Terroristen der Hamas die täglichen Raketenangriffe auf Israel beenden und die Hamas zerschlagen.

Hamas Foto: Flickr/Mateus 

Das wird den Israelis leider nicht gelingen – sie kann die Hamas schwächen, aber nicht endgültig schlagen. Dafür werden schon die Hamas-Geldgeber aus dem Iran und anderen Staaten sorgen. Außerdem kann die Hamas auf eine lange Tradition zurückblicken.

Zwar wurde die Hamas erst 1988 gegründet, aber sie ging aus Teilen der Muslimbruderschaft hervor, und die Muslimbruderschaft ist die ideologische Mutter nahezu aller islamistischen Terrorbewegungen, und das seit 1928. Die Muslimbruderschaft und ihre Tochterorganisationen wurden schon oft verfolgt und fast zerschlagen – ganz vernichtet wurden sie nie. Den Preis dafür zahlen seit Jahrzehnten sowohl die westlichen Gesellschaften als auch die säkularen Araber. Nach unseren Maßstäben ist die Hamas eine Organisation irgendwo zwischen radikalem Islamismus und Neonazitum. Sie beruft sich neben einer strengen Auslegung des Korans in ihren Quellen auch auf die von dem zaristischen Geheimdienst erstellten „Protokolle der Weisen von Zion“, strebt die Unterordnung des Juden- und Christentums unter den Islam an und natürlich die Vernichtung Israels. Der Wikipedia Artikel über die Hamas zitiert den Führungspolitiker der Hamas, Mahmoud Al-Zahhar wie folgt:

In der Region hatten wir römischer Besatzung, persischer Besatzung, der Besatzung der Kreuzzügler und der britischen Besatzung zu trotzen. Sie sind alle fort. Der israelische Feind gehört nicht in diese Region. Er passt nicht in die regionale Geschichte, Geographie oder Glaube."

Al-Zahhar hat bei seiner Aufzählung allerdings noch ein paar „Besatzer“ vergessen: Die Araber, die Türken, die Ägypter, Assyrer und Neubabylonier und das Byzantinische Reich. Eigentlich hat beinahe jeder die Region in den vergangenen 3.000 Jahren schon einmal beherrscht – nur die Palästinenser nicht, so dass sich alleine durch den Mangel an Autonomie in historischer Zeit die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Anspruchs auf Alleinherrschaft stellt. Diese Region wurde traditionell immer von den unterschiedlichsten Gruppen dominiert – und die „Palästinenser“ als „Volk“,  eher ein Konstrukt des letzten Jahrhunderts, waren immer nur eine von mehreren Mächten und in der Regel nicht die Wichtigste. Ein Besatzer löste bislang immer den anderen ab.

Würde sich das ändern wenn die Hamas morgen regieren würde? Malen wir uns einmal aus, was passieren würde, wenn die Juden den Staat Israel aufgeben würden. Wenn sie in Schiffe und Flugzeuge steigen und in Australien, Europa und Amerika um Asyl nachfragen würden, und die große Stunde der Hamas gekommen wäre. Und fragen wir uns bitte dabei, was ein einfacher Palästinenser davon hätte, der ein Dach über dem Kopf haben will, genug zu essen und auch nur mittelmäßige Bildungschancen für seine Kinder. Und vielleicht noch ein Krankenhaus in der Nähe und natürlich Frieden.

Als erstes gäbe es zwischen den Palästinensern einen Bürgerkrieg, wie es ihn 2007 nach der Wahl der Hamas im Gazastreifen gab: Die Gaza dominierende Hamas und die das Westjordanland beherrschende Fatah würden sofort um die Herrschaft in Israel Krieg führen. Dabei würden sie von verschiedenen arabischen und nichtarabischen Mächten unterstützt: Die Hamas könnte auf Geld und Waffen aus dem Iran setzen sowie auf Waffenhilfe aus dem Libanon: Die Hisbollah würde wohl sofort angreifen. Die Fatah könnte mit Hilfe aus dem Westen sowie von Staaten wie Ägypten rechnen. Die Folgen wären ein monate- wenn nicht jahrelanger Bürgerkrieg, in dem es keinen Sieger geben würde – denn die Nachbarstaaten des heutigen Israels hätten kein Interesse an einem starken palästinensischen Staat:

Jordanien zum Beispiel:
Der Staat ist nicht mehr als eine Erfindung der britischen Außenpolitik des frühen 20. Jahrhunderts. Die Bevölkerung ist zum größten Teil palästinensisch, das Herrscherhaus, die Haschemiten, stammt aus Saudi Arabien und bekam die jordanische Krone, weil die einstigen Hüter der Heiligen Städte in Saudi-Arabien leer ausgingen – dort setzten die Briten auf die Familie Saud.
Jordanien würde große Teile des Westjordanlandes für sich beanspruchen – es gehörte auch eine Zeit lang zu Jordanien. Und Jordanien wüsste: Wenn es ihm nicht gelingt, diese Ansprüche durchzusetzen, wären es die Palästinenser, die Ansprüche auf Jordanien anmelden – und militärisch durchsetzen würden.

Ägypten zum Beispiel:
Es gibt eine Konstante in der Ägyptischen Politik, die seit mehr als 3000 Jahren besteht: Keine feindliche Großmacht an seiner östlichen Grenze. Mit Israel hat das Land seinen Frieden gemacht, es wird von Israel nicht bedroht. Ein Hamas geführter Staat wäre für Ägypten eine existenzielle Bedrohung: Er würde den Muslimbrüdern, die ihren Ursprung in Ägypten haben, Auftrieb geben. Ägypten würde das niemals zulassen und einmarschieren. Es könnte dabei mit der Unterstützung aller Großmächte rechnen, denn der Suez-Kanal ist für den Welthandel lebenswichtig. Niemand, weder die  Europäer noch die Chinesen, Araber oder die USA wollen dort einen Unruheherd. Und wenn ägyptische Panzer für Ruhe sorgen, wird es ihnen auch recht sein. 

Libanon:
Auch der Libanon hat Gebietsansprüche gegen Israel, ist aber viel zu klein um sie durchsetzen zu können. Aber die vom Iran unterstützte Hisbolla würde keinen Meter, den sie erobert, freiwillig aufgeben.

Syrien:
Das Land würde sofort die Golan-Höhen zurückerobern und von dort aus das heutige Nordisrael bedrohen – auch wenn es palästinensisch regiert wäre.

Und wenn all das nicht geschehen würde? Wie sähe ein Hamas-Staat aus? Wohl wie ein radikaler Iran ohne Öleinnahmen: Ein bettelarmer Gottesstaat, in dem die religiösen Prinzipien mehr gelten würden als die Wohlfahrt der eigenen Bürger. Ein Staat, der vom ersten Tag seines Bestehens mit missionarischem Eifer versuchen würde, Einfluss auf seine Nachbarn zu gewinnen, ein Staat, in dem Frauen keinen Sport treiben dürften, verschleiert rumlaufen müssten, und in dem religiöse Inhalte die Ausbildung in den Schulen und Hochschulen dominieren würde. Es wäre ein Staat, der die Menschenrechte und das Individuum nicht achten sondern an der Umsetzung einer religiösen Agenda arbeiten würde.
Man wünscht Israel den Sieg über die Hamas. Und man wünscht den Palästinensern den Sieg Israels. Ein Sieg der Hamas wäre auch ihr Untergang.

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3 für 7 – Ausgehtipps für 2009

Vorsätze für 2009? Weiterhin mehr Links in die Außenwelt als auf andere Webseiten pro Beitrag. Besser auf die Arbeiten der vorgestellten Künstlerinnen und Künstler eingehen ohne ansatzweise zuviel zu verraten. Konzerte, Fußball und Moppern nicht in dieser Kolumne verhandeln. Und damit direkt in das nächste Jahr: Aus aktuellem Anlass Harald Schmidt, aber auch Philharmonisches und Fotografisches.

Kurt Weill, Hanns Eisler, Dmitri Schostakowitsch und auch die Comedian Harmonists – das sind Namen, die auf den ersten Blick nicht zur Essener Philharmonie passen wollen, zu den üblichen Debatten um den Wert von Kultur drumherum aber vielleicht schon. Jedenfalls stehen Werke und Stücke dieser Herren im Mittelpunkt von "Kuhle Wampe oder Wem Gehört Die Welt?", einem der vielen Höhepunkte zum traditionell starken Jahresbeginn dieser Institution. Dargeboten wird das Programm vom WDR Sinfonieorchester Köln, mit dem Chansonnier, Komponisten und Dirigenten HK Gruber als Mittelpunkt und mit Gastauftritten der Berlin Comedian Haronists und der Sopranistin Ute Gferer.

Harald Schmidt solo wünscht sich das Volk. Kann es haben, und zwar auch noch im Januar an dessen ehemaliger Ausbildungsstätte, dem Kom(m)ödchen. Denn den Herrn gibt es nicht nur im Fernsehen, genau! Und da es keinen Internetverkauf gibt und nichts von "keine Karten mehr" zu hören ist, gilt auch das alte "Ist ja eh ausverkauft, mach mal die Glotze an, Ilse" nicht. "Live und exklusiv" heißt das Programm und dürfte auch für notorische Fernsehgucker etwas zu bieten haben. Danke, Düsseldorf!

In Essen gibt es eine Freie Akademie der Bildenden Künste. (Taucht nicht oft im Fernsehen auf.) Und die hat eine Galerie namens KU28, und zwar in der Prinz-Friedrich-Straße 28. Die Absolventinnen und Absolventen dieses Hauses diskutieren nicht den ganzen Tag über 2010 oder 2001. Die haben anderes auf der Agenda, z.B. einen Besuch bei der Ausstellung (siehe Foto) von Karin Geiger. Diese wiederum leitet dort diverse Projekte an der Schnittstelle Fotografie/Medien, ist Meisterschülerin von Magdalena Jetelová (Kunstakademie Düsseldorf), war dann an der University of British Columbia und lehrte vor Essen auch in Leipzig und Pasadena. Durch ihre bildhauerische Schulung ist sie u.a. in der Lage, andere Blicke auf Menschen und Szenen in öffentlichen Räumen darzustellen als andere Menschen. Auch hier gilt: Bringt man etwas mit, dann bekommt man mehr zurück. In diesem Sinne!

Im Überblick:
"Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?" am 2. Januar ab 20 Uhr in der Essener Philharmonie.
"Live und exklusiv" noch am 5., 19. und 26. Januar ab 20 Uhr im Düsseldorfer Kom(m)mödchen.
Fotografien von Karin Geiger noch bis zum 16. Januar in der Essener KU28. Ein Werkstattgespräch ist am 15. Januar von 16 bis 18 Uhr.

Plogbar fällt aus

Eigentlich wäre heute wieder die Plogbar.

Doch zwischen den Jahren wird das wohl größte regelmäßige Bloggertreffen im Ruhrgebiet ausfallen, wie Jens vom Pottblog berichtet. Die nächte Plogbar ist dann wohl am 13. Januar wieder im Café Konkret – parallel zu unserer Pink-Slip-Party im Mandragora nur ein paar Meter weiter. Das ist doch eine schöne Gelegenheit, sich im gegenseitig mal zu besuchen.

Ölpreis, bitte steigen

Foto: Flickr.com / conceptphoto

Mit dem Beginn der Wirtschaftskrise im Oktober kennt der Ölpreis nur eine Richtung: Ab nach unten. Der Preis segelt deutlich unter die Marke von 40 Dollar pro Barrel. Das ist nicht gesund.

Denn ein Ölpreis auf dem Level ist gefährlich für viele Länder, da sie auf die Einnahmen aus ihren Ölquellen angewiesen sind. Dies gilt nicht nur für die Opec-Staaten, auch Russland und Venezuela hängen am Öl-Tropf. Die Regierung in Moskau etwa braucht einen Preis von über 70 Dollar pro Barrel, um ihr Staatsbudget zu finanzieren. Mit jedem Barrel, der zum jetzigen Preisniveau verkauft wird, wächst nun die Sorge der Russen vor einem Staatskollaps.

Auch Saudi-Arabien und die Ölstaaten am Golf brauchen einen Ölpreis von mindestens 50 Dollar oder mehr. Den können sie am Weltmarkt derzeit nicht erzielen; und das sollte uns Sorgen bereiten. Nicht etwa, weil die Scheichs keine Luxuskarossen mehr kaufen können. Sondern viel mehr, weil im Nahen Osten Infrastruktur-Projekte mit einem Volumen von 500 Milliarden Dollar geplant sind. Üppig mit Aufträgen bedacht wurden etwa der Essener Baukonzern Hochtief, ThyssenKrupp oder Linde aus München. Beim jetzigen Ölpreis fehlen die nötigen Petrodollar, um die Projekte zu finanzieren. Fraglich, ob alle Aufträge bestehen bleiben. Zu spüren bekam die neue Zurückhaltung der US-Konzern Dow Chemicals. Kuwait zog sich von einem vereinbarten Gemeinschaftsprojekt zurück, was die Dow-Aktie um über 20 Prozent abschmieren ließ.

Die Projekte und der russische Staatshaushalt sind aber nicht die einzigen Gründe, warum der Ölpreis steigen muss: Wie sonst soll man Automanagern denn beibringen, dass bei einem Dieselpreis von 99 Cent pro Liter die Entwicklung von spritsparenden Motoren notwendig ist? Die Jungs sind doch so beweglich wie Homer Simpsons nach einer Palette Duff-Bier.

Heute ist der Ölpreis so stark gestiegen wie schon seit Wochen nicht mehr. Zwischenzeitlich um zwölf Prozent über die Marke von 40 Dollar pro Barrel. Alleiniger Grund ist der Konflikt in Israel/Gaza. Die Logik kennt man, knallen die Kanonen in der Region, zieht der Preis an.

Der Ausschlag fiel in der Vergangenheit schon mal stärker aus, als der Ölmarkt noch von Spekulanten getrieben wurde. Die halten sich nun offenbar zurück. Viele haben sich die Finger verbrannt, hatte sie doch auf alte Höchststände von über 150 Dollar pro Barrel gewettet. Nach Einschätzung einiger Experten werden dieses Niveau nicht mehr so schnell erreichen, hängt doch das Damokles-Schwert der Rezession über unseren Köpfen. Aber irgendwann wird die Konjunktur wieder anziehen und dürfte es wohl wieder aufwärts gehen mit dem Ölpreis.

Stell Dir vor es ist Wahlkampf…

…und keiner merkt es. So ging es mir an den Feiertagen.

Wie immer zu Weihnachten machte ich auch in diesem Jahr eine kleine Tour durch Hessen: Erst nach Frankfurt, dann nach Offenbach und schließlich einmal quer durch das ganze Land nach Rotenburg an der Fulda.
Irgendwann sah ich ein Wahlplakat und es es fiel mir wieder ein, dass im Januar Landtagswahlen in Hessen sind.
Was mir auffiel: Es sind sehr wenige Wahlplakate zu sehen – alle Parteien scheinen noch vom letzten Wahlkampf – auch finanziell – erschöpft zu sein.
Thorsten Schäfer-Gümbel (TSG), der neue Spitzenkandidat der SPD, soll ja Obama-Like voll auf das Internet setzen.

Die Internetseite von TSG ist aber eher langweilig – auch wenn der Kandidat sympatisch rüber kommt. Aber sind 50.000 Zugriffe auf seinen Podcast, die TSG selbst angibt, nach dem bundesweiten Medienhype wirklich viel? Und was soll ein Online-Wahlkampf in Nordhessen, wo es in vielen Dörfen und Gemeidnden keine DSL-Zugänge gibt?

Da bleiben dann nur die Plakate und die sind eher bieder. "Wirklich wieder Koch?" finde ich schlicht peinlich. Die drei Nikoläuse sind schon eher witzig, aber auch nicht der Knaller. Mal schauen – für die heisse Wahlkampfphase hat die SPD neue Motive angekündigt – Wähler können Plakatstandorte sponsorn. Ein Blick auf die Umfragen zeigt allerdings, dass auch überzeugte Sozialdemokraten mehr davon hätten, ihr Geld für einen Äbbelwoi oder eine Ahle Worscht auszugeben.

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Schalkes Schnusenberg pro Russland-WM

Foto: Josef Schnusenberg / Schalke

Ich habe eine Rede von Schalke Präsident Josef Schnusenberg bekommen, die dieser Anfang Dezember auf Einladung der Russischen Förderation in Bonn vor deutschen und russischen Unternehmern gehalten hat. In der Rede ging es um das Thema: „Mit dem runden Leder zur deutsch-russischen Freundschaft“

Nun ja, mir ist zunächst aufgefallen, dass Schnusenberg auf Gegenkurs zu seinem Manager Andreas Müller geht. Während Müller drum kämpft, das Thema Meisterschaft aus den Köpfen des Clubs zu kriegen, bezeichnet Finanzfachmann Schnusenberg die Deutsche Meisterschaft weiter als "unser größtes Ziel"

Der übergeordnete Schwerpunkt von Schnusenberg und Müller ist also nicht klar übereinander. Aus den unterschiedlichen Vorstellungen sprießen unterschiedliche Ansprüche. Und damit unterschiedliche Erwartungen an die Leistungsfähigkeit des Kaders.

Sei’s drum. Eigentlich könnte dies ein Detail sein. Aber dann sagt Schnusenberg noch: „Wir müssen uns jedes Jahr für die Champions League qualifizieren, um über den sportlichen Aspekt hinaus an das große Geld der Champions League heran zu kommen.“

Das verdeutlicht die Dramatik, in die Schalke kommen könnte, wenn in dieser Saison nicht der dritte Platz erreicht wird, denke ich. Warum das so ist, verdeutlicht ein anderes Schnusenberg Zitat aus der Rede: „Nur mit solider Finanzkraft sind wir überhaupt in der Lage, einen wettbewerbsfähigen Spielerkader zu finanzieren."

Um damit im Zirkelschluss die Deutsche Meisterschaft als "unser größtes Ziel"zu erreichen.

Ich denke, die meisten Schalker Fans werden diese Argumentationskette von Schnusenberg unterstützen. Sie ist wohl wahr. Bange kann man nur kriegen, wenn Schalke auf dem fünften Platz steht.

Tja, und dann kümmert sich Schnusenberg um die deutsch-russische Freundschaft und wirbt für Russland als Austragungsland für die Fussball-WM 2018 oder 2022. „Für mich ist das nur eine Frage der Zeit. (…) Es gibt weltweit kein größeres Spektakel. Kein Fest der Welt erreicht eine größere Aufmerksamkeit. Mit keiner Kampagne und keiner Werbung könnte ein Land eine größere Bewegung entfachen. Ich glaube sogar, dass selbst die Olympischen Spiele da nicht mitkommen.“

Schnusenberg richtet damit auch und vor allem an Gazprom ein freundliches Signal. Denn Schalke ist über Gazprom mit dem Petersburger Fussballclub Zenit verwoben. Und wenn man neue Sponsoren braucht, oder mehr Geld von alten Sponsoren, falls man beispielsweise die Champions League nicht erreicht und die oben beschriebene Handlungskette zu brechen droht, dann macht das Werben für den reichen Ostfreund durchaus tieferen Sinn.

Schnusenberg: „Stellen Sie sich nur einmal kurz vor, Russland würde eine WM ausrichten. Russland mit seinen Städten, seiner Kultur und vor allen seinen Menschen. Die vielen Millionen Fans, die nach Russland reisen, werden sich wundern über die Ausstrahlung dieses fantastischen Landes und sie werden sich fragen, warum sie nicht schon früher dieses Land besucht haben. Russland wird in den Köpfen der Fans hängen bleiben, und Russland selbst hat die wunderbare Chance, sich der Welt zu präsentieren.“

Lustreisende aus Essen

Fotos: Rheinhard Paß / SPD Vogelheim // Jutta Eckenbach / LWL

Ich schreibe mal wieder über Essen. Eine schwierige Stadt. Diesmal dräut ein Skandal, in den die lokalen Spitzen von SPD und CDU verwickelt sind. Es geht um eine Lustreise des Aufsichtsrates der städtischen Entsorgungstochter EBE. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte meine Infos, nach denen derzeit geprüft wird, ob Ermittlungen wegen des Verdachtes auf Untreue und Betrug eingeleitet werden sollen. Betroffen sind zum Beispiel der Spitzenkandidat der SPD für die kommende Oberbürgermeisterwahl Reinhard Paß und die Essener CDU-Bundestagskandidatin, Jutta Eckenbach. Diese sollen mit anderen Lustreisenden und diversen Lebenspartnern im Jahr 2005 an einer Reise des EBE-Aufsichtsrates nach Polen teilgenommen haben.

Auslöser des Verfahrens ist meinen Infos zufolge ein Schreiben eines EBE-Rechtsanwaltes an die Kölner Staatsanwaltschaft. In dem Papier bittet der Jurist um eine Prüfung der Reise auf mögliche Straftaten. Obwohl einige mitreisende Partner den Trip aus der eigenen Tasche bezahlt hätten, könne zum Beispiel ein Verstoß gegen Steuergesetze vorliegen.

Der EBE-Anwalt soll nach Angaben aus der Essener Lokalpolitik die Kölner Staatsanwälte angesprochen haben, da befürchtet wurde, die Reise könne in Essen publik werden. Zudem wäre die Kölner Staatsanwaltschaft am besten geeignet, den Fall zu beurteilen.

Seit Sommer 2005 laufen dort Ermittlungen in der Affäre um so genannte Lustreisen in der Energiebranche. Dabei wurden rund 150 Verfahren gegen mehr als 1000 Beschuldigte eröffnet. Sie sollen als Aufsichtsräte kommunaler Energie-Unternehmen an Reisen teilgenommen haben, die mehr touristischen als informativen Charakter hatten. Die meisten Fälle wurden gegen Zahlung von Geldauflagen und Schadenersatz eingestellt. Mitte Januar soll in Gummersbach ein erster Prozess in der Affäre beginnen.

In Essen geht es nun erstmals um einen Fall, an dem kein Energieversorger beteiligt ist. Die EBE gehört zu 51 Prozent der Stadt Essen und zu 49 Prozent dem Entsorger Remondis, der seine Anteile im Frühjahr 2005 von RWE Umwelt übernommen hatte.

An der angeblichen Lustreise nahmen auf Einladung von Remondis vom 18. bis zum 20. August 2005 mehrere Lokalpolitiker samt Frauen und Gästen teil. Insgesamt handelte es sich um gut zwei duzend Personen. Die Fahrt ging von Köln per Flugzeug nach Krakau und Warschau.

Es gab zwei offizielle Tagesordnungspunkte der Reise: Am Freitag, dem 19. August war in Warschau gegen 17:00 Uhr eine Aufsichtsratsitzung bis etwa 17:30 terminiert. Zudem sollte in der polnischen Metropole ein Werk des Entsorgers besichtigt werden. Einen Tag vorher waren die Aufsichtsräte in Krakau und schauten sich die frühere Königsstadt an. Am Samstag, den 20. August gab es dann noch ausreichend Gelegenheit zur Besichtigung von Warschau.

Nach Angaben aus dem Aufsichtsgremium hatte die EBE-Spitze zunächst eine Reise nach San Sebastian in Spanien geplant. Doch diese Fahrt sei wegen des Gesellschafterwechsels von RWE Umwelt zu Remondis abgeblasen worden.

Als Ersatz boten die neuen Miteigentümer eine Fahrt nach Bremerhaven an. Dort hätte man ein Abfallwerk der westfälischen Entsorger besichtigen können. Dies erschien den Aufsichtsräten offenbar zu unspektakulär. So entschied man sich für eine Reise nach Polen, um hier ein anderes Remondis-Werk – und ein paar Sehenswürdigkeiten zu sehen.

Nach Auskunft aus EBE-Kreisen, gibt es nun zunächst ein steuerliches Problem. So hätten die Aufsichtsräte eine Fahrt mit überwiegend privatem Charakter als geldwerten Vorteil selbst versteuern müssen. Doch dies sei offenbar nicht geschehen. Ob die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren eröffnet, ist noch nicht absehbar.

Die betroffenen Personen konnten ich wegen der Weihnachtsfeiertage nicht für eine Stellungnahme erreichen. Ich hab sie angeschrieben. Sollte eine Reaktion kommen, baue ich sie umgehend ein.