Offene Akten für die Belastungszeugin

Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU und auf dem Foto links) verließ sich bei seinen Beschuldigungen gegen einen Ex-Mitarbeiter auf die dürftigen Aussagen einer Mitarbeiterin

Diese Geschichte fängt mit einem Fax an. Das Schreiben von Josef Horriar ging am 8. September beim Landeskriminalamt – Dezernat 15 Korruption – ein. Mit nur zwei Sätzen beantragt der Rechtsanwalt im Namen seiner Schwester Dorothea Delpino Einsicht in die Ermittlungsakten zum Fall Friedrich. „Aufgrund erheblicher Verletzung der Interessen meiner Mandantin in obigem Verfahren ist mein Tätigwerden erforderlich. Ich beantrage deshalb, mir in obiger Sache hinsichtlich der laufenden Bände 1-10 Akteneinsicht zu gewähren.“

Nur wenige Stunden später antwortet ein Beamter des Landeskriminalamtes (LKA) mit einem Satz: „Sehr geehrter Herr Horriar, in der Anlage übersende ich Ihnen wunschgemäß in Absprache mit OStA Meyer eine CD mit 10 pdf-Dateien, die die Bd 1-10 der Hauptakte in digitalisierter Form beinhalten.“

Dies ist ungewöhnlich.

Denn normalerweise hätte die Bitte von Horriar keine Aussicht auf Erfolg haben dürfen. Delpino dient im Korruptionsverfahren gegen Harald Friedrich als Hauptbelastungszeugin. Vor allem auf Basis ihrer Vorwürfe wurden gleich mehrere Anzeigen gegen Friedrich gestellt. Und noch etwas ist seltsam: Bis zur Delpino-Anfrage behandelte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Ralf Meyer die Akteneinsicht restriktiv. Den Beschuldigten wurden reihenweise ähnliche Bitten abgeschlagen. Und dann muss man sich noch fragen, warum der Delpino-Anwalt seine Bitte um Akteneinsicht an das LKA stellt und nicht an den Oberstaatsanwalt Meyer direkt.

Nach Ansicht von Matthias Jahn, Strafrechtsprofessor an der Uni Erlangen und Richter am Oberlandesgericht Nürnberg, ist es nicht üblich, die kompletten Akten eines Verfahrens an Belastungszeugen auszuhändigen. Normalerweise würden allenfalls wenige Blätter, etwa zu der eigenen Aussage, weitergereicht. Jahn: „Die Beteiligten bewegen sich auf sehr dünnem Eis.“

Die beiden oben genannten Schreiben könnten zum Sprengstoff werden, der aus den Korruptionsermittlungen gegen den Ex-Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium Harald Friedrich endgültig einen Justizskandal macht.  

Lange galt Dorothea Delpino als Vertraute von Umwelt-Staatssekretär Alexander Schink, wie Schriftstücke aus dem Ministerium nahe legen. Schink selbst ist die rechte und linke Hand von Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Delpino wurde sogar im Laufe des Verfahrens im Uhlenberg-Amt in eine höhere Gehaltsklasse befördert. Nur auf Basis der besonders schweren Delpino-Vorwürfe konnte Oberstaatsanwalt Meyer einen der größten Lauschangriffe in der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen lostreten.

Alle Konten der beteiligten Firmen und Privatpersonen wurden geöffnet – bis hin zu den Sparbüchern von Kindern. Über 2500 Gespräche schnitt das Landeskriminalamt mit. Dazu kamen über 2000 mitgeschrieben Emails. An Autos von Wissenschaftler wurden Peilsender installiert. Scheinbar nichts war vor den Spähern des LKA sicher.

Ein Gespräch des Landtagsabgeordneten Johannes Remmel über die politische Dimension der Vorwürfe gelangte sogar in die Akten – etliche andere aufgezeichnete Remmel-Gespräche wurden später gelöscht, als die Übergriffe bekannt wurden. Duzende Telefonate mit Journalisten wurden mitgeschnitten, genauso wie mindestens eine Email einer Bundestagsabgeordneten.

Bei der Lektüre dieser LKA-Akten bekamen die Ermittler einen tiefen Einblick in die intimsten Räume der zu unrecht beschuldigten Menschen.

Nur ein Beispiel: die Konten nahezu aller Firmen, Stiftungen und Vereine, an denen Professor Max Dohmann beteiligt ist, wurden geöffnet und analysiert. Wie sich später herausstellte, hat Dohmann mit dieser Affäre nichts zu tun. Trotzdem wurde sein Ruf angegriffen. Und seine Konten offengelegt.

Und dann gab Oberstaatsanwalt Meyer diese intimen Informationen aus Dohmanns Leben zusammen mit den intimen Details über die anderen Belauschten an den Rechtsanwalt und Bruder der Hauptbelastungszeugin Delpino heraus.

Damit bekam die Mitarbeiterin im Umweltministerium Zugriff auf alle Dokumente, die im Verfahren beschlagnahmt wurden.

Seltsam erscheint der Fall vor allem deshalb, weil mehreren Beschuldigten wenige Tage zuvor die vollständige Akteneinsicht verweigert wurde, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Am 1. September schreibt Oberstaatsanwalt Meyer beispielsweise lapidar an den Rechtsanwalt eines Verfolgten: „Eine weiterreichende Akteneinsicht kann z. Zt. nicht gewährt werden, da die Gefahr der Gefährdung des Untersuchungszwecks besteht.“

Im Gegensatz zu der Frau, die sie angreift, durften die Angeschuldigten nicht alles sehen.

Ich versuche das mal mit meinen Worten zu verdeutlichen. Ich gehe hin und beschuldige meinen Nachbarn, ein korrupter Sack zu sein. Dann hört das LKA meinen Nachbarn und alle dessen Freunde und Bekannte ab. Auch den Bäcker, bei dem mein Nachbar einkauft und  die Scheiderin, einfach alle, die meinen Nachbarn schon mal gesehen haben, oder die einen gesehen haben, der meinen Nachbarn schon mal gesehen hat. Damit nicht genug. Die Fahnder schauen nach, was mein Nachbar verdient, was dessen Freunde verdienen, und ob der Bäcker eine Nichte hat, die ein Sparbuch hat, auf dem sie Kommuniongeld hat. 

Dann gibt das LKA alles das an mich weiter. Auf einer CD-Rom. Weil ja meine Interessen verletzt wurden, wie mein Bruder und Rechtsanwalt schreibt. Warum und wieso meine Interessen verletzt wurden – das brauch ich ja nicht sagen, oder schreiben oder offenlegen. Ich behaupte das einfach mal so. Oder besser gesagt mein Bruder.

Was denken Sie jetzt? Und was denken Sie, wenn sich herausstellt, dass alle meine Vorwürfe nur heiße Luft waren?

Bei Delpino war das nämlich so. Die Korruptions-Beschuldigungen aus dem Mund von Delpino gegen Friedrich und ein Dutzend mitangeklagte Wissenschaftler und Unternehmer haben sich inzwischen in Luft aufgelöst. Oberstaatsanwalt Meyer hat sie genauso fallen gelassen, wie die Vorwürfe auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug.

Es gibt mehr auffälliges: Zum Beispiel erhielt Delpino auch die Akten zum PFT-Skandal per CD, die in der Privatwohnung von Harald Friedrich beschlagnahmt worden sind.

Wie aus Unterlagen hervorgeht, die mir vorliegen, sind fast alle diese PFT-Papiere aus den Ermittlungsakten in das Umweltministerium von Uhlenberg gewandert. Ob dies auch über Delpino geschah, ist ungewiss.

Oberstaatsanwalt Meyer wollte nicht sagen, warum er der Belastungszeugin die Unterlagen ausgehändigt hat.

Kommen wir zurück zu den Ermittlungen gegen Friedrich, die unter anderem von Delpino durch falsche Beschuldigungen angestoßen wurden.

Nach meinen Informationen klammert sich der Oberstaatsanwalt mittlerweile nur noch an einen letzten nebensächlichen Vorwurf, wie an einen Rettungsring. Und zwar behauptet Meyer, Friedrich habe möglicherweise eine so genannte fremdnützige Untreue begangen. Das bedeutet: ohne eigenen Vorteil habe Friedrich zugelassen, dass sich andere aus dem Töpfen des Umweltministeriums bereichern. Im Kern geht es um das Projekt „Mapro“. Hier sollen Wissenschaftler Aufträge erhalten haben, die zweckwidrig aus der Abwasserabgabe finanziert worden seien. „Mapro“ sollte die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie begleiten.

Oberstaatsanwalt Meyer glaubt, die Aufträge seien mit Wissen von Friedrich auf über 400.000 Euro aufgepumpt worden, ohne dass es entsprechende Gegenleistungen gegeben habe. Um den Beweis der „Luftbuchungen“ zu führen, hat das LKA das Projekt „Mapro“ mit einem neuen Projekt zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie verglichen. Das neue Projekt wurde nach dem Rauschmiss von Friedrich im Umweltministerium beauftragt und ist wesentlich billiger.

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, denn im Projekt „Mapro“ wurde erheblich mehr getan, um die EU-Wasserrahmenrichtlinie voranzutreiben, als im neuen Uhlenberg-Projekt. Letzteres zeichne sich vor allem durch „Mangelwirtschaft“ aus, berichten mehrere beteiligte Wissenschaftler. Inhaltlich seien die Vorhaben jedenfalls keineswegs zu vergleichen.

Damit nicht genug. Um eine Verurteilung zu erreichen, müsste Oberstaatsanwalt Meyer den "Vorsatz" beweisen, dass Friedrich wissentlich Geld veruntreuen wollte. Dies sei aber nahezu unmöglich, wird aus der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf kolportiert. Zumal Friedrich als Abteilungsleiter im Umweltministerium die Aufgabe gehabt hätte, die Projekte voranzutreiben und gleichzeitig die Auftragnehmer bei „Mapro“ darauf hingewiesen habe, sie sollten ihre Anträge an die Richtlinien zur Abwasserabgabe anpassen, wie es in den Ermittlungsakten heißt. „Wenn Friedrich einen Ferrari geschenkt bekommen hätte, dann wäre es einfach, ihm etwas zu beweisen. Aber das gab es nicht.“

Oberstaatsanwalt Meyer wollte nichts zu den Vorwürfen sagen. Vielleicht wird er Anklage erheben. Vielleicht auch nicht. Ich rechne mit allem.

Ich habe Friedrich zu den Vorwürfen befragen wollen. Über seinen Rechtsanwalt läßt er ausrichten, er sei sich keiner Schuld bewusst. Vor Gericht könne er seine Unschuld beweisen.

Ein Ausstand.

Es steht ein Abschied an. Der Abschied von Wulf Mämpel. Derzeit noch ist der Mann der Chef der WAZ-Lokalredaktion Essen. Und damit einer der wichtigsten Medienmänner im Revier. Am 31. Dezember hört er auf. Sein Ehrenabschied auf Kosten der WAZ in Zollverein ist wohl geplatzt. Deswegen schreibe ich.

Dies ist das Ende einer Ära. Wulf Mämpel ist einer der letzten Lokalchefs der alten Schule im Ruhrgebiet, der die Nähe zur Macht sucht und dafür weit geht. Wulf Mämpel hat ein paar Bücher geschrieben. Über die Gesichter der Stadt Essen. Über Trees for Peace. Und die Kulturhauptstadt und so Sachen. Dazu einen historisierenden Roman über einen gewissen jungen Ritter Thur von Cornwal, der die Friedensgrüße des Papstes an die ersten Islamisten überbringt. 

Mämpel hat wenigstens eine Auszeichnung gekriegt in seinem Leben. Papst Benedikt XVI. verlieh ihm das Päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“.

Ich will den Abschied von Mämpel für eine Kritik nutzen an einem, der lange selbst viele Menschen kritisierte. Ich weiß, eigentlich tut man das nicht, wenn ein in der Öffentlichkeit führender Mann von seinem Posten scheidet.

Ich selbst habe die Zeitungsarbeit von Mämpel das erste Mal bewusst kennen gelernt, als ich vor ein paar Jahren über den damaligen SPD-Fraktionschef von Essen, Willi Nowack, recherchierte. Die NRZ war damals weit vorne – sehr oft weit vor mir. Meine Geschichten erschienen in der Süddeutschen Zeitung. Ich glaube, man kann sagen, dass wir den Filz rund um Nowack weitgehend aufgeklärt haben.

Ich bin mir sicher, dass auch Mämpel in diesen Jahren etliches wusste über den Filzokraten Nowack. Aber gelesen habe ich davon in der WAZ wenig. Wenn ich nachdenke, eigentlich gar nichts. Die Lokalredaktion unter Mämpel hat bestenfalls abgeschrieben. Einen eigenen Scoop haben die Kollegen nicht gelandet. Vielleicht durften sie nicht, vielleicht konnten sie nicht. Ich bin mir aber sicher: wenn Mämpel gewollt hätte, hätte er in der Geschichte vor mir stehen können.

Das nächste Mal habe ich Mämpel bewusst in den so genannten Mämpel-Talks erlebt. Da hat sich der WAZ-Lokalchef ein paar dieser in Anführungszeichen wichtigen Leute aus der Stadt, gerne auch mal aus den Nachbargemeinden, eingeladen, um mit diesen auf einer Bühne zu talken. Die Idee ist gut. Es geht um Vernetzung, lokale Präsenz und direkten Kontakt zu den Lesern.

Um dauerhaft Erfolg zu haben, hätte Mämpel auf der Bühne spannende Gespräche organisieren müssen. Und die Nummer wäre ein Vorbild für andere Lokalredaktionen geworden.

Aber immer wenn ich im Mämpel-Salon war, wurde dort nur gelabert. Ich will mal nicht auf die Einzelheiten eingehen.

Allein dieser Hinweis soll reichen: Ich habe in nur ganz wenigen Fällen nach einem Mämpel-Talk eine Nachricht in der WAZ Essen gelesen, die diesen Namen verdient hätte.

Auch regional hat Mämpel wenig geliefert. Mir ist eine Veranstaltung auf der Expo Real in Erinnerung. Da saß Mämpel als Moderator auf der Bühne. Mit ihm Hanns-Ludwig Brauser (SPD) und der Dortmunder Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) und noch ein paar Leute. Es ging um das Ruhrgebiet.

Mämpel brachte es fertig, so ausschließlich über Essen zu schwadronieren, dass Langemeyer das Podium verließ. Selbst Brauser gelang es nicht, Mämpel wieder einzufangen, der offensichtlich nicht mal die vorbereiteten Papiere gelesen hatte. Und das will etwas heißen.

Eigentlich müsste ich über Mämpel auch was Gutes schreiben. Aber mir fällt nichts ein. Dies können vielleicht Leute in den Kommentaren tun. Mämpel hatte die besten Chancen, aus der wichtigsten WAZ-Redaktion, der Lokalredaktion Essen, etwas Besonderes, ein Vorbild für den Konzern und für das Ruhrgebiet zu machen. Ich habe das aber nicht erlebt. Unter Mämpel dümmpelte die WAZ in Essen vor sich hin in der Mittelmäßigkeit.

Nun wollte Mämpel Mitte Januar seinen Abschied feiern. Offiziell. In der Zeche Zollverein. Von der WAZ bezahlt.

Natürlich kann man vertreten, dass die WAZ-Gruppe einem Lokalchef den Ausstand schenkt. Schließlich war Mämpel gut 40 Jahre im Konzern. Es geht schließlich auch darum, den Mämpel-Nachfolger einzuführen. Aber auch hier kommt es auf Augenmaß an.

Doch dieses zu nutzen, liegt Mämpel offenbar nicht nahe. Er wollte einen Abschied für die ganz Großen. Die von ihm erstellte Gästeliste war rund 200 Personen lang. Darunter alle Mächtigen des Konzerns. Und der lokalen Politik. Die WAZ-Gesellschafter sollten kommen. Und zwar aus beiden, miteinander verfeindeten Familien. Dazu Bodo Hombach und alle Anderen. Es scheint, als wollte sich ein alter Mann am Ende seiner Karriere unter Gleichen wähnen. Die WAZ-Konzernführung hat den Abschied in dieser Form in dürren Worten abgelehnt.

Dies auch aus dem Fingerspitzengefühl heraus, das Mämpel samt Augenmaß wohl abging.

Wie fühlte sich das an, wie sähe das aus, wenn die Konzernleitung in Zollverein die Korken knallen lässt, um einen Lokalchef zu verabschieden, während fast dreihundert Redakteure aus Spargründen um ihre Jobs zittern müssen. Mämpel scheint das alles nicht verstanden zu haben, als er seine Einladungsliste verfasste.

Wie weit das Ego von Mämpel reicht, kann man vielleicht an folgender Namensgebung erkennen. Der WAZ-Lokalchef hat nämlich eine PR-Agentur gegründet. Die nennt er „Kompetenz hat einen Namen – aMMMadeus.“

Damit nicht genug. Mämpel erklärt in seinem neuen Agentur-Briefkopf die drei großen M folgendermaßen: „Mämpel. Marketing. Medien-Agentur für: Kommunikation. Marketing. Werbung. Konzepte. Texte. Moderationen. Events. Vorträge.“

Das steht da. Meist untereinander. Inklusive der Interpunktion. Im Briefkopf der "aMMMadeus".

Kompetenz hat einen Namen.

Anfang Dezember hat Mämpel mit diesem Kopf an eine Reihe von Honoratioren in Essen einen Brief geschrieben. Er hat sich um Berateraufträge bemüht, erzählen sich diese Menschen. Auch von der WAZ wollte Mämpel Aufträge haben – während der Konzern spart. Zum Beispiel als Berater in Sachen Kulturhauptstadt. Doch der Konzern wird Mämpel wohl keinen Beratervertrag geben. Auch der Mämpel-Talk soll wohl nach dem Ausscheiden des WAZ-Lokalchefs in absehbarer Zeit abgewickelt werden. Denn, wie gesagt, es wird gespart.

Selbst bei der Philharmonie-Mutter-Gesellschaft, der Theater und Philharmonie Essen GmbH (TUP), soll Mämpel als Vorsitzender des Freundeskreises-TUP Theater und Philharmonie Essen e.V. wegen eines Beratungsauftrages angeklopft haben. Mir hat man gesagt, dort waren die Herren bass erstaunt über das Ansinnen des Freundeskreis-Vorsitzenden. Wo Mämpel doch schon einen Mämpel-Talk über die Philharmonie organisiert hatte.

Ich habe Mämpel um eine Stellungnahme gebeten zu seinen Mühen um die Beraterverträge und seinen geplatzten Riesenabschied. Bis jetzt habe ich von ihm keine Reaktion. Sollte diese kommen, baue ich sie umgehend ein.

Schmidt versucht es ohne Trash

Foto: WDR/Sachs

Der Talkmaster Harald Schmidt will das Niveau seiner Sendung erhöhen. Die Zusammenarbeit mit Oliver Pocher soll daher beendet werden, berichtet der „Spiegel“.

Laut dem Bericht ist im April kommenden Jahres Schluss mit dem Duett. Gott sei dank! Die beiden hatten zwar sehr schöne Einfälle, wie Pocher als Kahn. Doch insgesamt fand ich den Unterhaltungswert eher gering, mit einzelnen tauglichen Komponenten lässt sich keine Sendung bei der ARD rechtfertigen. Zumal die Qualität im Laufe der Zeit absackte. Nicht mehr lange und Schmidt-Pocher wären hinter TV-Total von Raab zurückgefallen. Jeder Schmerzgrenze hätten sie dann hinter sich gelassen.

Sinnlos war die Kooperation von Schmidt mit Pocher aber nicht. Durch die Konkurrenz im eigenen Studio hat Graufuchs Schmidt sich bewegt, konnte mal wieder richtig Zähne zeigen. Auch wenn er nach seinem Kompagnon schnappte.

Nachdem nun mit dem Experiment Schluss sein soll, will sich Schmidt auf Qualität besinnen. Fred Kogel, Produzent von Harald Schmidt und Geschäftsführer der gemeinsamen Firma Kogel & Schmidt, sagte dem „Spiegel“: „Wir haben ganz klare Vorstellungen, wo wir hinwollen. In einem Wahljahr will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschen Fernsehen niemand liefert“. Wäre schön, wenn Schmidt diesen Anspruch erfüllen könnte. Die Regierung von Union und SPD können im Wahlkampf ein paar kritische Worte gebrauchen. Die Clowns der Oppositionsparteien will man ja nicht mehr sehen.

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Schnorrer Off Ruhr

Die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Recklinghausen haben sich verspekuliert. Mit Cross-Border-Geschäften. Sie haben ihre Schulen, Kanalnetze und was noch alles an amerikanische Finanzhaie verkauft und zurückgemietet und müssen nun in der Wirtschaftskrise Millionen hinterherschießen. Weil überraschenderweise die New Yorker Kohlecracks cleverer waren als die Kämmerer aus dem Pott. Nun wollen die Trottel-Kommunen, dass ihnen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zur Seite springt. Wie "Kai aus der Kiste" soll der Peer die Millionen rüberschieben, um drohende Verluste zu vermeiden.

Für mich ist das Schnorrerei. Zuerst mit amerikanischen Finanzprofis die US-Steuerzahler bescheißen wollen – und diese dabei reich machen. Und kaum tauchen die Probleme auf, sollen die deutschen Steuerzahler die Karre aus dem Dreck holen. Moral ist offensichtlich ein Fremdwort für die Profi-Handaufhalter.

Besonders Bochum ärgert mich. Die Kommune muss sich vermutlich um weitere 90 Millionen Euro verschulden, weil sonst 350 Millionen Euro Vertragsstrafe fällig werden. Ottilie Scholz (SPD), die damalige Kämmerin von Bochum und heutige Oberbürgermeisterin, hatte den Deal eingefädelt. Und als ein Bürgerbegehren das miese Geschäft zu blockieren drohte, setzte die Dame in Pömps mit schmierigen Verfahrenstricks durch, dass Bochum doch noch das Leasing abschloss.

Ich kann mich genau an das Gesicht von Ottilie Scholz erinnern, als ich Sie gefragt habe, wer ihr den Flug nach New York bezahlt, um dort die Millionenrisiken einzugehen. Ottilie sagt, die arrangierende Bank hätte ihr den Trip gesponsort. Dann drehte sich sich um, und schimpfte unflätig über meine unverschämte Frage.

Frau Scholz, die Frage ist durchaus berechtigt. Warum hat die Stadt Bochum nicht den Tripp bezahlt, wenn der Deal so toll war? Haben Sie sich schmieren lassen mit Hotel und Flug? Waren Sie nicht aufmerksam genug, als Sie den Vertrag lesen sollten? War das Hotel zu schön? Sind Sie auf Kosten der Bank eingeschlafen, als es um die Risiken ging?

Heute versteckt sich Ottilie in Bochum hinter der SPD. Und die ist sich keiner Schuld bewusst. Es heißt: "Die Bezirksregierungen hätten eingeräumt, dass niemand die aktuelle Finanzkrise habe voraussehen können.” Deswegen soll der Bund oder wer auch immer einspringen.

Wenn ich diese billige Entschuldigung lese, wird mir ganz anders. Die SPD in Bochum hat das Geschäft durchgedrückt – zusammen mit den Grünen. Jetzt gilt es zu der Verantwortung zu stehen. Ottilie Scholz sollte zurücktreten. Sie hat der Stadt den Mist eingebrockt. Dabei hätte sie wissen müssen, was für ein doofes Geschäft sie macht. Die Bürger von Bochum waren dagegen und als Ottilie nach New York flog, hatten die Länder Schleswig Holstein und Bayern ihren Kommunen den Cross-Border-Unsinn schon verboten.

Ich schlage vor, dass jeder Ottilie Scholz einen Brief schickt.

oberbuergermeisterin@bochum.de

Als Inhalt schlage ich vor:

Sehr geehrte Frau Scholz,

Sie haben die Stadt Bochum durch ein unverantwortliches Cross-Border-Leasing mit dem Rücken an den Rand einer tiefen Grube geführt. Sie haben sich dabei über den Willen der Bürger hinweggesetzt. Deswegen rate ich Ihnen – treten Sie jetzt zurück, um weiteren Schaden von der Stadt und den Bürgern abzuwenden.

Sie werden nicht vermißt.

Hochachtungsvoll

Der Unabsteigbare geht

Wechsel an der Spitze der Telefongesellschaft Freenet: Eckhard Spoerr geht. Warum ich darüber schreibe? Mit Spoerr geht der wohl umstrittenste Manager der Telekombranche.

Spoerr hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt trotz widriger Umstände auf dem Posten behauptet. Er ist ein Kämpfer, den man nicht mögen muss. Wird er doch auch mal laut im Interview. Aber eines muss man ihm zugute halten: Er war immer für eine Überraschung gut. In der Branche hatte Spoerr viele Gegner, ließ er doch lange Zeit keine Chance aus, etwa die Telekom zu verklagen.

Der Schwabe war seit der Gründung der freenet.de AG im Jahr 1999 Chef der Telekomfirma und übernahm nach der Fusion mit der Muttergesellschaft mobilcom die Führung über die gemeinsame Gesellschaft. Die Berufung kam unerwartet, war doch der frühere mobilcom-chef Thorsten Grenz für den Posten vorgesehen. Spoerr dürfte nicht geschadet haben, dass der Finanzinvestor TPG als Großinvestor von einer üppigen Sonderdividende profitierte.

Spoerr überlebte an der Spitze auch ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der eigenen Firma; zumindest vorerst. Auch überstand er den Einstieg einer aggressiven Berliner Heuschrecke. Vom Vorstandsvorsitz konnten ihn auch nicht United Internet und Drillisch verjagen, die im vergangenen Jahr größter Anteilseigner der Büdelsdorfer Gesellschaft wurden, um das DSL-Geschäft zu übernehmen. Spoerr widersetzte sich den Plänen und konnte dennoch sein Amt halten.

Um die beiden Großinvestoren in die Defensive zu bringen, kaufte Spoerr den hochverschuldeten Mobilfunkprovider debitel. Damit wurde der debitel-Eigner Permira Aktionär von Freenet. Der Finanzinvestor stellt sich auf der Hauptversammlung im vergangenen August hinter Spoerr und sicherte so seinen Verbleiben als Freenet-Chef. Doch Permira ist aus einem anderen Holz geschnitzt als die vorherigen Großaktionäre. Sie stellten Spoerr Bedingungen, so sollte er das DSL-Geschäft verkaufen und die debitel-Zentrale in Stuttgart erhalten. Der Verkauf des Breitbandgeschäfts hängt und die Zentrale will Spoerr nach letzten Plänen massiv beschneiden.

Da platzte Permira der Kragen, hörte ich im Umfeld der Investors. Hinter den Kulissen fädelte Permira in den vergangenen zwei Wochen die Ablösung von Spoerr ein, Hauptgesprächspartner war United-Internet-Chef Ralph Dommermuth – kein Freund von Spoerr. Die Gespräche dauerten länger als erwartet, da Permira und Dommermuth eine jursitisch "wasserdichte" Lösung wollten.

Das ist ihnen offenbar gelungen: Montagabend teilte Freenet nun mit, dass Eckhard Spoerr das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“ zum 23. Januar verlassen wird. Irgendwann im Januar soll auch das Verfahren wegen Insiderhandel anlaufen.

Noch 3 für 2008 – Ausgehtipps zum Dienstag

 

Erst der Jahresrückblick, dann die guten Vorsätze, dann zurück in den Alltag. Ist doch alles ganz einfach. Ein bisschen Überprüfung der Einstellung zur Familie, vielleicht auch zu Religion und Zahlenmystik. Und natürlich trifft sich auch die coole Szene von gestern bei irgendeiner Gelegenheit, ist ja irgendwie die Familie die mensch sich irgendwann mal zumindest zum Teil ausgesucht hat – wenn man auch nicht mehr zwingend weiß warum, oder nur zu gut. Aber auch da geht mensch dann hin. Vielleicht aber auch zum Jazz nach Dortmund oder zu Gitarren-Instrumentals nach Duisburg.

Zweiter Weihnachtstag, Vorschlag zum Procedere: Mal richtig frühstücken, im Internet ein paar nette Künstlercafés in Dortmund für den Nachmittag raussuchen, Jazz aller Art in den iPod und dann raus zu 12 Stunden Jazz in der Herzkammer Westfalens. Einfach machen! Könnte 2008 noch rumreißen! Ein bisschen Geld sollte schon eingepackt sein, schließlich ist der Vormittagstermin im Opernhaus: Das 37. Weihnachts-Jazzmatinee mit einem kunterbunten LineUp von Stu Grimshaw & Dreams Of Electric Sheep bis zum Flo Menzel Quartett und vom Gregory Granair Trio bis Rosani Reis und Kleopatra. Wer auf der ebenfalls anwesenden Pilspicker Jazzband hängenbleibt, kann denen zum Abend gern in den Storckshof folgen, alle anderen gehen natürlich in’s domicil, um dem Trägerverein zum 40sten zu gratulieren und sich über die Session in Anwesenheit des Jugendjazzorchesters NRW zu freuen. Herzlichen Glückwunsch und Dank für das Engagement auch von dieser Stelle.

Dritter von vier Weihnachtstagen in diesem Jahr: Was, schon wieder ein Samstag? Also einkaufen gehen und so, dann feststellen dass es doch ganz schön nach draußen zieht. Oh Gott, und bald ist auch noch Silvester! Schon wieder Andacht und würdiges Begehen irgendwelcher Termine mit hohem Konformitätsdruck! Da freut man sich ja fast wieder auf die Arbeit! Nee, dann doch mal lieber ein wenig Wilde-Zeiten-Revival mit etwas Coolness-Faktor: Die Fenton Weills spielen im Duisburger Steinbruch fast nur Instrumentalklassiker! Das ist nämlich völlig ausreichend für zwischen den Jahren: Lokale verhinderte Schrammellegende macht auf dicke Indie-Hose! Und das entschlackt auch von diesem merkwürdigen Jazz-Tag da in Dortmund! Na, also. Und zack, damit wäre 2008 dann schon fast abgewickelt. Endlich!

Im Überblick:
Das 37. Weihnachts-Jazzmatinee am 26. Dezember von 11 bis 14 Uhr im Opernhaus.
"40 Jahre Trägerverein domicil" ebenda am 26. Dezember ab 20 Uhr.
Fenton Weills im Steinbruch am 27. Dezember auch ab 20 Uhr.

 

Pro Tana

Altes Ruhrgebiet sitzt am Balkon

oder beim Fenster mitm Armkissen,

um mal links, ma rechts zu grüßen:

Hömma, Vatta, komma, Telefon!

 

Das Revier hat sein Idiom.

Eine Mischung aus Westfälisch,

Sauerland, Rotwelsch und Schlesisch.

Sprachenschmelz aus Tradition.

 

Auch Schanzara, Manger, Tetzlaff,

Atze Schröders Ruhrpottstenz,

sind aus Kiel, Berlin und Koblenz

oder einem andren Kaff.

 

Und was heißt das für den Pott,

dass die Stars, Musen und Dusen,

nicht aus Kray, eher aus Leverkusen,

ist das der Kulturbankrott?

 

Nö, Vatta, is besser so.

Wenn hier zugereiste Künstler sterben,

ist für alle was zu erben.

Und ohn Zufluss, keine Regio.

 

Taxifahrer trauerten schon lange,

früher fuhren sie Tana, die nach jedem Auftritt stoppte,

an die Tanke, wo sie kräftig shoppte,

aus und vorbei, seufzt nicht nur die Taxischlange.

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Wilde Prophezeiungen: 2009 wird Nessie gefunden!

Die Wahrsagerin Nikki Pezaro hat ihre Prognosen für das kommende Jahr veröffentlicht.

Für die GWUP, die  Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V., gehört der Wahrsagercheck sicherlich zu den größten Späßen des Jahres: Selten blamiert sich die Esoterik-Branche so sehr wie bei der Überprüfung von Prophezeihungen: GWUP: "Insgesamt war die Bilanz der Astrologen, Wahrsager und Hellseher auch 2008 katastrophal. Nikki Pezaro, die für das laufende Jahr wieder über 100 Prognosen auf ihrer Internetseite veröffentlichte, lieferte wie gewohnt ein paar besondere Skurrilitäten: So sollte ein Transvestit an der Wahl zur Miss America teilnehmen, und in der englischen Grafschaft Surrey würde ein Riesenkaninchen entdeckt werden."

Auch für das kommende Jahr hat Pezaro wieder eine ganze Liste von Prophezeiungen abgegeben. Die schönsten Wahrsagereien: Das Ungeheuer von Loch Ness wird entdeckt , Sarah Palin verstrickt sich in einen Sex Skandal und endlich werden grüne Flamingos gefunden.

Ein paar von Pezaros Prophezeiungen sind allerdings so banal, dass sie gute Chancen haben sich zu bewahrheiten: Ein Sex Skandal im britischen Parlament ist wohl häufiger als genehmigte Haushalte,  ein Teil des Polareises wird auch 2009 wieder im Sommer schmelzen und  dass sich Elizabeth Taylor um ihre Gesundheit sorgen sollte ist bei einer Dame von über 70 auch nichts besonderes.

Klar ist: 2009 wird am 31. Dember 2009 beendet sein. Und bis dahin wird eine ganze Menge passieren – nur was wissen wir nicht.