Müntes Rechtsruck fordert nächstes Opfer

Eigentlich hat die Meldung hier nichts mit dem Ruhrgebiet zu tun. Es geht nämlich um den Hamburger Jusochef – auf dem Bild der Mann rechts unten – und sein Streben zur Macht.

Aber irgendwie geht es doch um das Ruhrgebiet, denn die Meldung beschreibt, wie hart die SPD nach Münteferings Machtübernahme derzeit nach rechts gesteuert wird. Hamburgs Spitzenjuso Danial Ilkhanipour gehört nämlich zum rechten Flügel und er will in den Bundestag und dabei Nils Annen, einer der führenden Vertreter der SPD-Linken im Bundestag aus dem Weg räumen.

Und das hat auch Auswirkungen auf die SPD in NRW und besonders auf die SPD im Ruhrgebiet. Denn hier wurde die Partei immer als Hort der Linken Ideen angesehen – auch wenn tatsächlich immer der rechte Flügel die Macht hatte. Den Männern wie Oskar Lafontaine gehörten die Herzen der Partei-Basis und der Wähler. Langer Rede kurzer Sinn: Wenn die SPD weiter ihr linken Frontmänner killt, frag ich mich, wie die Strategen glauben können, im Pott ihre Mehrheit zu holen?

Konkret muss Nils Annen um sein Bundestagsmandat bei den Wahlen 2009 und damit um seinen Einfluss fürchten, weil der rechtsflügelige Hamburger Juso-Landeschef Ilkhanipour eine Gegenkandidatur gegen Annen in zwei Wochen verkündet hat. Wer gewählt wird, scheint ziemlich sicher. 

Denn Ilkhanipour hat von den besten Köpfchenzählern der Partei gelernt. Den Trick kennt jeder, der mit Politik zu tun hatte in seinem Leben, überraschend nur, dass er immer noch funktioniert. Und zwar hatte der Juso-Chef generalstabsmäßig Mitglieder angekarrt, um Delegierte für die entscheidende Versammlung am 15. November zu wählen, die dann den Bundestagskandidaten bestimmen. Erst als die Mehrheit der Delegierten gesichert war, hat Ilkhanipour seine Kandidatur bekanntgegeben.

So werden große Karrieren begründet. Und Parteien ruiniert. Wie es einst Willi Nowak in Essen vorlebte. Jener Ex-SPD-Hochburg, die jetzt von der CDU regiert wird.

Rote und Grüne streiten im Kreis Recklinghausen

Zwischen  der SPD und den Grünen im Kreis Recklinghausen ist die Stimmung schlecht.

Sabine von der Beck. Foto: Privat

Denn im Kreis Recklinghausen wird es bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr eng und die SPD hat ein Problem: Ihr Landrat Jochen Welt will nicht nochmal antreten, sondern noch einmal etwas ganz anderes machen. Schön für Welt, schlecht für die SPD: Die mußte einen neuen Kandidaten suchen und nachdem zahlreiche Wunschkandidaten schon im Vorfeld abgewunken hatten, fiel die Wahl auf Cay Süberkrüb, Hertens Kämmerer. Dessen CDU-Gegenkandidat ist Josef Hovenjürgen, Landtagsabgeordneter mit einem eher entspannten Verhältnis zu seinen Grünen Kollegen in Düsseldorf und ein ausgemachter Gegner des Ruhrgebiets. Er könnte Süberkrüb schlagen, zumal der Kreis Recklinghausen längst keine SPD-Hochburg mehr ist: Welt Vorgänger im Landratsamt war der Christdemokrat Hans-Jürgen Schnipper – er regierte mit einer schwarz-grünen Mehrheit im Kreistag. Da wundert es wenig, dass die Grünen aus Solidarität mit den Genossen nicht auf eine eigene Kandidatin verzichtet haben: Sabine von der Beck wird gegen Süberkrüb und Hovenjürgen antreten, aber wohl eher Süberkrüb Stimmen kosten. Selbsbewusst erklärte sie: "Ich bin qualifiziert genug für den Landrat und kann es auch mit einem Landwirt aus Haltern und einem Kämmerer aus Herten aufnehmen". Kaum aufgestellt erklärte von der Beck aber auch, sie wolle künftig nicht mehr für den Kreistag kandidieren und sich nur noch im Ruhrparlament engagieren, wo sie Fraktionsvorsitzende der Grünen ist. Zudem plant sie in den nächsten Jahren den Umzug nach Wanne-Eickel, wäre also im Kreis Recklinghausen überhaupt nicht mehr präsent. Nun schäumt die SPD vor Wut: Für SPD-Chef Andreas Krebs „wird damit deutlich, dass Sabine von der Beck ihre Zelte im Kreis Recklinghausen abbricht, gleichzeitig aber hier Landratszählkandi-datin sein will“. Eine Kandidatin, die im Kreis als Landratskandidatin antrete, aber gleichzeitig eine ganz anderes politische Heimat anstrebe, sei – so Andreas Krebs- eine „Zumutung für die Wählerschaft“. Bei allem persönlichen Verständnis für den angekündigten Wohnortwechsel, so die SPD,  sei es  völlig unverständlich, wie von der Beck die Menschen im Kreis Recklinghausen glaubwürdig vertreten wolle.  Die SPD will den Grünen schon jetzt einmal die Schiuld an der möglichen Niederlage in die Schuhe schieben und verkennt dabei dass es für die Grünen wichtig ist, eine eigene Kandidatin zu präsentieren, um bei der Kommunalwahl überhaupt nur wahrgenommen zu werden, denn im kommenden Jahr werden Landräte und Kreistage noch einmal gemeinsam gewählt. Den Wahlkampf werden allerdings die Landratskandidaten dominieren – und während die Gespräche zwischen Grünen und Süberkrüb nicht gerade gut verliefen, lobte der Grüne Landtagsabgeordnete  Reiner Priggen  wohl seinen Landtagskollegen Hovenjürgen bei Besuchen im Kreis. Die SPD zu ärgern und gleichzeitig im Wahlkampf wahrgenommen zu werden scheint  für die Grünen im Kreis Recklinghausen eine verlockende Aussicht zu sein.       

 

 

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Zu Besuch bei Freunden! Steinmeiers Politik: Annäherung durch Folter

Das Leitmotiv der Entspannungs- und Ostpolitik des Bundeskanzlers Willy Brandt prägt die Ausrichtung der deutschen Außenpolitik. Das Mantra „Wandel durch Annährung“ rechtfertigt heute den Umgang mit Diktaturen und Despoten weltweit.  Nur im Gespräch mit den Mächtigen könne man den Opfern der jeweiligen Willkürherrschaft helfen, Isolierung führe zu nichts, lautet das Argument des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeiers. Seine Diplomaten und Sherpas münzen das  Despotengespräch  in einen „Menschenrechtsdialog“ um.  Unter der Tarnkappe des Menschenrechtsdialogs wird jedoch Weltpolitik gemacht: Rohstoffsicherung, Truppenstützpunkte und Antiterrorkampf. Seit  Freitag den 23. Oktober 2008 klingt das Leitmotiv besonders schrill: „Annährung durch Folter“.

Am Freitag flog der usbekische Minister für Staatssicherheit, SNB, Rustam Inojatow nach Deutschland. Seit 1995 sichert Inojatow mit Folter, Unterdrückung und einem gnadenlosen Spitzelsystem die Willkürherrschaft des usbekischen Präsidenten Islam Karimow in dem zentralasiatischen Staat an der afghanischen Grenze.

Am 13 Mai 2005 schossen usbekische Sicherheitskräfte in der usbekischen Provinzstadt Andischan von Panzerwagen aus einen Volkaufstand zusammen. Viele Hunderte Menschen, darunter Frauen und Kinder, starben während des Massakers von Andischan im Kugelhagel. Auch sonst ist das Regime in Usbekistan nicht zimperlich. Massenweise werden Kinder von der Polizei in die Baumwollfelder gepresst, um die Devisen bringende Ernte für die Eliten und die Präsidentenfamilie einzubringen. In Gefangenlagern und Gefängnissen fristen nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen 10.000 Menschen ein erbärmliches Dasein. Folter wird nach UN Angaben in Usbekistan seit Jahren systematisch angewendet. Journalisten, Menschenrechtler oder Oppositionelle werden verjagt, verhaftet oder ermordet. An dem Tag, als Inojatow in das Flugzeug nach Deutschland stieg, wurde der Menschenrechtler Agsam Turgunow zu 10 Jahren Haft verurteilt. In Untersuchungshaft schütteten die Schergen des Regimes über den Rücken Turgunows kochendes Wasser. In Usbekistan hat eine solche Folter Methode. 2002 kam heraus, dass zwei Usbeken in einem Gefangenlager in einem Bottich zu Tode gekocht wurden. Für all diese Schrecken trägt der usbekische Stasiminister seit über einem Jahrzehnt die Verantwortung.

Warum wird ein solcher Folterfürst nach Deutschland geladen?

Es liegt nahe, dass Inojatow wegen der Islamic Djihad Union (IJU) nach Deutschland geholt wurde. Die IJU hatte 2004 die Verantwortung für Selbstmordanschläge in Buchara und Taschkent übernommen. 2007 tauchte die IJU im Gewand der Sauerlandgruppe in Deutschland wieder auf. Der BND ist von der Existenz der IJU und deren usbekischem Hintergrund überzeugt. Demgegenüber hatten 2004 selbst usbekische Ermittler Zweifel an der Existenz der IJU geäußert.
Der frühere britische Botschafter in Usbekistan, Craig Murray, hielt die Bombenanschläge in Usbekistan für ein Werk des SNB. Auch Ikram Jakubow, der als Überläufer des usbekischen Geheimdienstes in London um Asyl nachgesucht hat, beschuldigte den SNB, die Anschläge in Usbekistan gesteuert zu haben. Murray wirft Deutschland und Großbritannien vor, usbekische Foltergeständnisse zu nutzen. Der Deutschlandbesuch Inojatows dürfte auch diesen Vorwurf bestätigen.

Der SPD Kanzlerkandidat Steinmeier spurte den Weg.

Erst am 13. Oktober hob die EU die Einreisebeschränkungen gegen acht usbekische Regierungsbeamte auf. Auf dieser Liste stand auch der usbekische Stasichef. Die Sanktionen inklusive Visumsbann hatte die EU im Oktober 2005 nach dem Massaker von Andischan verfügt. Der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier warb unverdrossen um die Gunst des usbekischen Despoten und Steinmeier ist es nach Überzeugung ausländischer Diplomaten zu verdanken, dass die Einreisebeschränkungen gegen Inojatow überhaupt aufgehoben wurden.

Über Inojatows Deutschlandtrip berichtet als erstes die usbekische Webseite uzmetronom.com am Tag der Abreise. Auf ihr wird beschrieben, wie  Inojatow bei der Abreise nach Deutschland am Flughafen in Taschkent gesehen wurde. Das war kein Reporterglück.  Usbekistan duldet im Land keinerlei unabhängiges Medium. Die Webseite ist eher dafür bekannt, dass der usbekische Sicherheitsdienst auf ihr Informationen lanciert.

Die EU Reisebeschränkungen gegen Usbekistan waren aufgehoben, und keine 10 Tage später reist der größte Schurke aus Usbekistan nach Deutschland. Zu schade, wenn das in aller Stille passiert wäre, wie hätte man da den Sieg feiern sollen. Daher der Artikel auf uzmetronom.com. 

Damit war die Information in der Welt. Die amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete die Visite des usbekischen Ministers als „beschämend“.  Doch in Deutschland will für den Besuch keiner die Verantwortung übernehmen. Das Auswärtige Amt und das Innenministerium hoben die Hände. Sie hätten mit dem Besuch nichts zu tun. Eine Quelle wurde deutlicher. Die sechste Abteilung des Bundeskanzleramtes habe die Visumsvergabe  Inojatows in der deutschen Botschaft in Usbekistan unterstützt. Der sechsten Abteilung ist direkt der Bundesnachrichtendienst nachgeordnet.  Hanns-Christian Catenhusen vom Presseamt des Bundeskanzleramtes schreibt jedoch „ es hat keine Einladung des Bundeskanzleramts an Herrn Inojatow gegeben. Ebenso gab es keinen Kontakt des Bundeskanzleramts zu ihm.“. Auf Nachfrage, ob sich diese Aussage  auf die sechste Abteilung bezieht, schreibt Catenhusen „natürlich umfasst die Bezeichnung "Bundeskanzleramt" alle Organisationseinheiten, auch die Abt. 6.“ Bei der Rolle des BNDs ist Catenhusen vorsichtiger. „ Da ich nicht Sprecher des BND bin, kann ich für ihn keine Auskünfte erteilen.“ Und der Sprecher des BND verweigert die Aussage.

Fächert man die Dementis zusammen, kommt man zur folgenden Erkenntnis: Anscheinend kann der BND den usbekischen Stasiminister zum Informationsaustausch nach Deutschland holen ohne Wissen und Weisung der Kanzlerin oder des Außenministers.

Wer macht in diesem Lande eigentlich Politik?

 

Zum Weihnachtseinkauf nach Nordkorea

 

Bald geht das ja wieder los mit den Weihnachtseinkäufen. Da stellt sich nicht nur die Frage was, sondern auch wo man einkauft.

Glückliche Volksrepublik Nordkorea Foto: Nordkorea-Info

Im Centro darf man nicht rauchen, in Essen wird man totgetrampelt und in Dortmund findet man keinen Parkplatz. Weihnachtseinkäufe im Ruhrgebiet können anstrengend sein. So anstrengend, dass so mancher die Region verlässt um sich mit Geschenken für seine Lieben einzudecken. Doch wohin soll man ausweichen? Berlin? Schon Adenauer wußte, dass östlich der Elbe die Taiga beginnt. Düsseldorf? Die Frage stellt sich nicht ernsthaft. München? Der Apple-Store hat noch immer nicht aufgemacht. Auf der liebevoll gestalteten Seite Nordkorea-Info fand ich ein verlockendes Angebot: "Zum Abschluss der diesjährigen Reisesaison – erleben Sie Nordkorea nahezu als einzige westliche Touristen im Land und nutzen Sie die Reise zu einem stressfreien Einkauf Ihrer Weihnachtsgeschenke in Nordkorea!" Wir wissen ja, das Nordkorea das Paradies der Arbeiterklasse ist, regiert von einem weisen und liebevollen Führer, der sich im Augenblick dezent im Hintergrund hält und dass die reiche nordkoreanische Wirtschaft, die weder Finanz- noch Immobilienkrise, ja wahrscheinlich sogar weder Finanzen noch Immobilien kennt, die Läden gerade zur Weihnachtszeit füllt, bis dass sich die Balsaholzbalken biegen. Leider verschweigt uns die Internetseite welche Geschenke wir dort erstehen können. Hätten wir die gleiche Auswahl wie die Nordkoreaner, hätten wir wohl die Wahl zwischen einer schmackhaften Grassuppe und einem flott geschriebenen Verhörprotokoll, aber so können wir wahrscheinlich alle Schätze dieses Landes erwerben. Zum Beispiel die beliebten gesammelten Werke von Kim Il Sung, die Kim Il Sung Werksausgabe und für ganze verwegene die parktische Buch-Box "Alles von Kim Il Sung"   

 

 

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Versuch über den VfL

 

"Denk nicht so bochumerisch", ermahnte mich Christian Gruber. Der scheidende Pressesprecher des VfL Bochum hat gut reden. Er arbeitet bald für den 1. FC Kaiserslautern. Bochumerisch ist zwar ein selten hässliches Adjektiv, aber fußballerisch (noch so eins) beschreibt es zutreffend eine besondere Haltung beim Fußball schauen und spielen: Grauen Pessimismus.

In Bochum scheinen nur Misantropen im Stadion zu sein, kurz gesagt: das Gegenteil von Erfolgsfans, die nicht an den Erfolg glauben. Misserfolgsfans, verzagte Menschen, denen das ganze Leben eine Tortur und Fußballspiele darin nur eine weitere Bestrafung sind. Wer Spaß und Freude sucht, sollte einen weiten Bogen machen um Fußballbochum. Denn das Bochumerische ist ansteckend.

Gestern Abend war eigentlich alles schön. Kalt war es, nicht feucht. Der Flutlichthimmel leuchtete weißblau über der Stadt. Zehntausende machten sich auf durch klare Luft und Geräusche des Spieltags. Dann Knistern, Rauschen, das "heute-geht-was-Gefühl" und ein frühes Heimtor gegen das Sensationsteam aus Hoffenheim. Es hätte jetzt ganz leicht werden können, ein Vergnügen, verzagte Gegner  – aber nicht in Bochum. Es wurde schwer.

Nach 20 Minuten stöhnten die Zuschauer, wenn ein Ball versprang, nach 30 Minuten schauten sie auf die Uhr, murmelten, bloß kein Ding mehr vor der Pause. Nach 40 Minuten war klar, der Schiri ist auf Seiten der anderen. Und in der Pause wurde gejammert, muss es wirklich eine zweite Halbzeit geben?!

Der Tribünenmisantrop ist nur ein Ausdruck des Bochumerischen – auf dem Platz herrscht der Fußballfatalist. Der Schulterhängenlasser, Ballindenfusshabenwoller, Mitspielermitblickenbestrafer, Zweikampfverluststehenbleiber und natürlich der Mussichallesalleinemacher. In Bochum wird noch aus jedem aufgedrehten Jungspieler ein schwerbeiniger Abstiegskämpfer. Das dauert Wochen, vielleicht ein Jahr, aber dann ist es so weit.

Bochumer Fußballprofis spielen das Gegenteil von Euphoriefußball. Weil sie um die Härten des Geschäfts wissen, weil sie immer das Messer am Hals spüren, können sie sich kaum freuen, weil schon die nächste Prüfung lauert. Können sich nicht befreien, weil doch nur der nächste Angriff droht. Sie verfolgen jeden Abpraller mit bangem Blick, starrschreck jeden Kullerball im Strafraum, weil sie gelernt haben, eine überstandene Torraumszene, ist eine überstandene Torraumszene, mehr nicht. Der Fußball als eine Welt der Schrecken, das Leben eine Sünde. Bochums Trainer – ein Schweizer, vermutlich Calvinist – ist der Hohepriester des Fußballskeptizismus. Doch hier hat die Tristesse ein lange Tradition, es ist eine Art Erbkrankheit.

Es gab Versuche, Bochum anders zu denken. Angriffslustiger, optimistischer, verrückter, lustiger. Ein Schnurrbartträger und Mopedfahrer, der vor der Fankurve in weißen Socken und ausgebleichten Jeans tanzte. Ein Lockenkopf mit den heilenden Augen, dem immer das Hemd aus der Hose hing. Der Heisere, den sie auf Schultern trugen, in dieser einzigen wirklich schwerelosen Bochumer Zeit. Als die Helden der Abstiegskämpfe plötzlich absteigbar wurden, war das kein Trauma, sondern eine kollektive Befreiung, eine Erlösung, ein Freudentaumel. Bis sie wieder erstklassig waren.

Auf Dauer hält die Alternative nicht. Letztlich ist Bochum vom Existenzialistenfußball besessen. Bochum heißt Motzen lernen, Bochum heißt, in Internetforen auf Verein, Mannschaft, Trainerstab, Fankurve herumzutrampeln und alles noch viel schlimmer zu machen. Bochum soll keinen Spaß machen, sondern Sorgen, verkniffene Gesichter, düstere Gedanken.

Und Bochum ist ansteckend. Natürlich kann ich auch nicht aus meiner Haut, es gibt für mich keinen anderen Verein. Auch gestern nicht gegen Hoffenheim. Das Team der Fußballroboter, auf denen eine SAP-Software läuft, kann mir keine Freude machen. Im Gegenteil. Irgendwann habe ich sie verabscheut, die neunmalkluge Bank, den Hockeyideologen, die "schaffe, schaffe" Rhetorik, ein Assistenztrainer, der seinen "Fans" Schmährufe gegen Bochum erfolgreich untersagte. Vermutlich steckt eine Sekte hinter Dietmar Hopp, Rangnick und der badischen  Fußballblase. Mir sind die unheimlich, wie damals, als plötzlich überall Lidls auftauchten.

Schlusspfiff, mit dem Rad nach Hause, was flattert im Wind? Ein Gruß aus Hohenlohe.

Bochumerisch, das ist noch auf dem Fahrrad gedemütigt zu werden!

NPD stellt sich hinter Bochumer Polizeipräsidenten

Der Bochumer Polizeipräsident Thomas Wenner steht wegen dem Verhalten der Bochumer Polizei bei der NPD Demo am vergangenem Samstag in der Kritik. Aber er erhält auch Zuspruch…

NPD Demo in Bochum. Foto: Ruhrbarone

Der Bochumer Polizeipräsident Thomas Wenner hat für einen reibungslosen Ablauf der NPD-Demo am vergangenen Samstag gesorgt, als die Nazis mit gut 120 Mann hinter einer mobilen Suppenküche durch den Stadtteil Ehrenfeld trotteten. Dafür ist Wenner stark kritisiert worden. Zum Beispiel vom Vorsitzende der DGB-Region Ruhr Mark, Michael Hermund: "Es darf nicht sein, dass die Polizei jede Verhältnismäßigkeit vermissen lässt, wenn sie das von ihr geschützte Demonstrationsrecht von ein paar Nazis weit höher einschätzt, als die Bewegungsfreiheit von Tausenden von Bochumern.” Die Polzei hatte dafür gesorgt das die NPD nahzeu ungegstört demonstrieren konnte. Um dies zu gewährleisten, wurden große Teile der Innenstadt abgeriegelt. Kaum ein Gegendemonstrant kam  auch nur in Sichtweite an die Nazis heran. Die stellen sich nun hinter Wenner und verteidigen ihn. In einer Pressemitteilung erklärt die NPD, sie seien zwar keine Freunde von Wenner, aber der habe sich an die Absprachen zwischen der NPD und der Polizei gehalten und  die Polizei habe genau das gemacht, wofür sie zuständig sei: Das  im Grundgesetz verbriefte Demonstrationsrecht gegen seine Feinde verteidigt. Viele sind wohl im Gegensatz zur NPD eher der Ansicht, die Polizei habe am vergangenem Samstag die Feinde des Grundgesetzes geschützt und nicht das Grundgesetz.

CDU und FDP Dortmund haben einen OB Kandidaten

Die Dortmunder CDU hat einen OB Kandidaten aufgestellt.

Der 54jährige Anwalt Joachim Pohlmann wird  sich im kommenden Jahr um das des Dortmunder Oberbürgermeisters bewerben. Pohlmann, wird, wenn alles in den Kreiswahlausschüssen klar geht, der gemeinsame Kandidat von CDU und FDP werden. Pohlmann ist parteilos und Vorsitzender des Dortmunder Anwalt- und Notarvereins. Die Nominierung ist gleich für zwei Dortmunder Lokalpolitiker eine Niederlage. Die FDP hätte gerne ihre Ratsfrau  Annette Littmann durchgesetzt und auch der CDU Fraktionsvorsitzende Frank Hengstenberg wäre sicher gerne gefragt worden – Hengstenberg, der vor vier Jahren gegen Langemeyer die Wahl verlor, ihn aber immerhin in die Stichwahl zwingen konnte, war der stockkonservativen Dortmunder CDU  zu  modern. Noch ist indes unklar, gegen wen Pohlammn antreten wird –  bislang haben  nur  die Grünen einen Kandidaten aufgestellt: Mario Krüger. Die Linke hält sich bedeckt und bei der SPD hat der parteiinterne Wahlkampf zwischen Ullrich Sierau und Jörg Stüdemann gerade erst begonnen. 

Umweltschützer machen gegen RWE-Aufsichtsrat mobil

Bereits am Sonntag soll der Aufsichtsrat des Energiekonzerns RWE in Essen über die Beteiligung am bulgarischen Kernkraftwerk Belene entscheiden. RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann wünscht sich nämlich den Einstieg in das Balkanabenteuer. Soweit so gut. Das Milliarden-Projekt wird von einer russischen Firma gebaut, Atomstroiexport, und steht angeblich in einem Erdbebengebiet.

Im November 2007 meldete sich der ehemalige Leiter der bulgarischen Atomaufsicht, Georgui Kastchiev, mit schweren Bedenken an dem geplanten Kraftwerk. Nach seiner Einschätzung „stellt Belene ein nicht tolerierbares Sicherheits- und Umweltrisiko dar. Die fehlende Betriebserfahrung mit dem geplanten Reaktortyp, der Mangel an qualifiziertem Personal und effektiven Kontrollen wird zweifellos zu schlecht ausgeführten Bauarbeiten führen.“ Weiter sagte Kastchiev: „Wenn man das hohe seismische Risiko der Bauregion und den niedrigen Atomsicherheitslevel in Bulgarien zusammenzieht, kann man nur zu einem Schluss kommen: Dieses Projekt darf nicht weitergeführt werden.“

Kastchiev war von 1997 bis 2001 Chef der bulgarischen Atomaufsicht und ist heute leitender Nuklearphysiker am Institut für Risikoforschung der Universität Wien.

Kastchiev wies zudem darauf hin, dass die bulgarischen Behörden versuchen, das Erdbebenrisiko unter den Tisch zu kehren. Dabei hatte schon 1984 der Direktor des Zentrallabors für Geodäsie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in einer Stellungnahme geschrieben: „Mehr als 400 Atomkraftwerke sind weltweit gebaut worden. Aber keines liegt in einem seismologisch so komplizierten Gebiet wie Belene.“

Die UniCredit-Gruppe hat sich bereits im Oktober 2006 aus der Finanzierung von Belene zurückgezogen – aufgrund von Sicherheitsbedenken. Auchd as ist lange bekannt. Weiter internationale Banken wie etwa Credit Suisse und Citibank haben ebenfalls eine Finanzierung des riskanten Projekts abgelehnt.

Nun ruft die Umweltschutzorganisation „urgewalt“ für Freitag zu Demos vor den Rathäusern in Essen, Mülheim und Dortmund auf. Zeit: 10:00 bis 13:00 Uhr. Der Hintergrund: In den genannten Rathäusern sitzen Oberbürgermeister und diese wiederum sitzen im Aufsichtsrat des RWE und müssen die Beteiligung des RWE am Kernkraftwerk Belene zustimmen. Zudem kontrollieren die Oberbürgermeister rund 16 Prozent der RWE-Stimmen und können darüber Einfluss auf die Geschäftspolitik des Konzerns ausüben.

Die drei betroffenen Oberbürgermeister heißen: Wolfgang Reiniger (CDU), Dagmar Mühlenfeld (SPD) und Gerhard Langemeyer (SPD)

Besonders für die SPD-Oberbürgermeister ist es schwer, im kommenden Kommunalwahlkampfjahr eine Position pro Kernkraft zu vertreten. Denn die SPD tritt offiziell für den Ausstieg aus der Atomkraft ein. Aber hier, auf der konkreten Ebene, da wo es drauf ankommt, beteiligen sich gerade die SPD-Stadtchefs im Ruhrgebiet am Bau eines besonders umstrittenen Kernkraftwerkes?

Die Proteste vor den Rathäusern sind aus diesem Grund besonders spannend. In Dortmund munkelt man bereits, was passiert, wenn Langemeyer in seinem Rathaus von Greenpeace Bannern umweht wird.

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Wo ist all die Kohle hin? Wo ist sie gebliehieben……..

Am meisten hat mich am Cross-Border-Leasing bislang fasziniert, wie so graue Kämmerermäuse, beispielsweise die Bochumer Ottilie Scholz (SPD) – heute Oberbürgermeisterin der Ex-Nokia-Metropole – dachten, sie könnten New Yorker Finanzhaie ausdribbeln. Nie was von Gordon Gekko gehört? Hätten sie aber besser, als sie ihre Straßenbahnen oder Kanalnetze an amerikanische Fonds verkauften und direkt wieder zurückleasten.

Foto: Stadtwerke NRW

Die haben Verträge wie Telefonbücher unterschrieben und gedacht, sie könnten das Thema beherrschen. Die hat nicht gewundert, dass die Amis aus NY drauf bestanden haben, dass kein deutscher Stadtrat die Konvolute sichten darf. Die haben nicht mal gezuckt, als die Yankees drauf bestanden alles in Englisch zu verfassen. Gerichtsstand New York. Mann Leute seit Ihr naiv. Mir und hunderttausenden anderen hätte das gereicht. Aber Ottilie und Konsorten wollten es ja besser wissen.

Und jetzt haben wir den Salat. Das Risiko aus Übersee ist kaum kalkulierbar. Zwischen 1997 und 2003 haben über 40 Kommunen aus NRW auf diese Art und Weise über 19 Milliarden Euro bewegt. Verkauft in Fonds auf den Cayman-Inseln oder den Bermudas. In Bochm gab es sogar ein erfolgreiches Bürgerbegehren gegen den Ottilie-Deal, aber die Dame hat sich einfach mit der Mehrheit im Rat drüber hinweg gesetzt. Einfach so gegen den Bürgerwillen. Und jetzt muss sie bis zu 10 Mio für den Mist berappen. Aber dafür durfte sie ja auf Kosten des Arrangeurs nach Amiland fliegen. Hat sie mir selber gesagt, am Abend der Abstimmung. In Bochum, im Rathaus. Damals, vor ein paar Jahren.

Das Geld wurde übrigens nicht direkt an die Kommunen ausgezahlt, sondern bei Banken angelegt, die dafür im Gegenzug die Raten für den Mietkauf an die US-Investoren garantieren sollten. Eigentlich könne dabei kein Risiko entstehen, beteuerten alle beteiligten Gemeinden. Stattdessen würde in den USA nur ein Steuervorteil entstehen, den sich Kommune und Investor teilen wollten.

Im Zuge der Finanzkrise kommen jetzt die Risiken ans Licht: so wurden die Deals in der Regel über amerikanische Versicherungen finanziell abgesichert. Nachdem diese im Zuge der Krise selbst in Schwierigkeiten geraten, müssen heute die deutschen Gemeinden neue Policen abschließen, um ihre eigenen Kanalnetze abzusichern. Sollte eine Bank Pleite gehen, ist sogar alles Geld futsch und dann müssen die Städte für die Milliarden gerade stehen. SUPERGESCHÄFT.

Erst vor wenigen Tagen gab der Ruhrverband bekannt, dass er aus diesem Grund rund 4,5 Millionen Euro in eine neue Versicherung schießen musste. Gleichzeitig, so der Verband, habe man "das Vertragsverhältnis auf sicherere Füße" gestellt. Der Erlös lag 2002 bei 5,1 Millionen Euro. Der Ruhrverband hatte für rund 400 Millionen Euro seine Kanäle verkauft.

Mit seinen Nachschusspflichten steht der Verband nicht alleine da. Die Stadt Bochum beispielsweise hatte 2003 ihr Kanalnetz für 400 Millionen Euro an Amerikaner verkauft und zurückgemietet. Die damalige Kämmerin und heutige Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) beteuerte immer, es gebe kein Risiko. Heute muss sie dafür sorgen, dass ihre Gemeinde bis zu 10 Millionen Euro nachschießt, um die eigenen Kanalnetze abzusichern.

Ähnliche Probleme hat auch Gelsenkirchen, wo Schulgebäude und das Rathaus verkauft wurden. In Essen sorgt man sich um die Messe. In Köln um die Straßenbahnen.

Duisburg hatte noch 2002 für 1,1 Milliarden Euro Klärwerke und Kanalnetze an amerikanische Investoren vergeben. Ein Großteil des Geldes ging an die heute berüchtigte AIG-Versicherung. Der Konzern wurde erst kurz vor der Pleite von der amerikanischen Regierung gerettet.

Noch versuchen etliche Gemeinden, eine Nachschusspflicht zu umgehen. So berichtet die Emschergenossenschaft, sie habe externe Juristen engagiert, um etwaige Nachforderungen aus dem Verkauf und Rückkauf des Klärwerks in Bottrop für 480 Millionen Dollar abzuwehren.

Der Erfolg dieser Bemühungen scheint zweifelhaft. Der Finanzwissenschaftler Stephan Paul von der Universität Bochum sagt, auf die Städte rolle ein "klares Preisänderungsrisiko" zu. Da könne man kaum was machen.

Wie gesagt, Gekko smartet Euch alle ab………

 

Update: Verlängert die WAZ den dpa-Vertrag nicht?

Es gibt ein neues heißes Gerücht in der Ruhrstadt. Und zwar scheint es, als plane Ulrich Reitz, Chefredakteur der WAZ, den Vertrag mit der Nachrichtenagentur dpa auslaufen zu lassen. Das zumindest wird in den Fluren der dpa geflüstert – und aus WAZ-Kreisen bestätigt.

Tatsächlich hat Reitz Erfahrung mit dem dpa-Kündigen. Auch bei der Rheinischen Post entsagte er im Jahr 2004 als damaliger Chef der Dienste  der wichtigsten deutschen News-Fabrik. Die Rheinische Post hatte damals mit 420 000 Exemplaren eine ähnliche Auflage wie heute die WAZ. Reitz habe mit der dpa-Kündigung 2004 knapp eine Million Euro im Jahr gespart, hieß es. Als Hintergrund neben der Kosteneinsparung gab der RP-Chef damals an, er wolle sowieso eine "Autorenzeitung" entwickeln. Und das sei einfach, weil ohnehin 80 Prozent der Beiträge von den insgesamt rund 225 Redakteuren individuell verfasst würden, die Zeitung regional ausgerichtet sei und über ein engmaschiges Korrespondentennetz sowie 24 Lokalredaktionen verfüge, sagte Reitz damals im Tagesspiegel. So wie heute die WAZ.

Mit der Rheinischen Post hatte dpa die drittgrößte Abonnement-Zeitung in Deutschland verloren. Mit dem Verlust der WAZ würde dpa weiter massiv einknicken. Mittlerweile wurde das Gerücht aus WAZ-Kreisen bestätigt. Für dpa könnte es allerdings nicht schlimmer kommen: Nach der WAZ, so die Überlegung aus der Verlagsspitze, könnten auch WR, WN und NRZ die Verträge mit dpa auslaufen lassen. Was bei dpa wohl für einen Stellenabbau sorgen wird, könnte bei der WAZ jedoch eventuell dafür sorgen, dass in geringerem Umfang  als zuletzt geplant Mitarbeiter abgebaut werden müssten.