Ruhrgebiet Aktuell am Mittwoch

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr.

Hertie: Kaufhäuser schließen auch im Revier…FAZ

Auszeichnung: Goldener Schlagstock für Schalke...Der Westen

Obama: Das Präsi-Schnitzel…Buer en blog

Verwertung: Auf ein VG Wort…Pottblog

Ausstellung: HAP Grieshaber…Hometown Glory

Ruhr2010: Haniel wird Hauptsponsor…RP Online

Nazis: Pantförder fordert NPD-Verbot…RZ

Sparkommissar: Bajohr wirft fin…Der Westen

D für dauert länger

Ruhr3D will das ganze Ruhrgebiet online 3D darstellen. Bis man was sehen kann, wird noch einige Zeit vergehen.

Vor fast einem Jahr hat sich Thomas Meiser hier mit einem Projekt beschäftigt, dass zu schön war, als dass es ohne Probleme hätte gelingen können: Ruhr3.de.
Das gesamte Ruhrgebiet 3D, über zwei Millionen Gebäude, alles online – mit Schnittstelle zu Google. Super.  Eine schöne Idee. Um  so trister  Meisers Fazit: "Man kriegt nix zu sehen."
Und daran hat sich bis heute auch nix geändert. Noch immer sind die Daten nicht öffentlich zugänglich, was nach Auskunft von Dr. Wolfgang Beckröge, Leiter des Referates Regionalinformation beim RVR, zwei Gründe hat:  Es gibt noch gar nicht so viel zu sehen  und schon für das, was da ist,  reicht die technische Bandbreite kaum aus. "Wir wollen ja keine grauen Kästen veröffentlichen, sondern die 3D-Modelle der Häuser mit sehr genauen Texturen." Und diese Präzision koste nach wie vor extrem viel Bandbreite. Man kennt das von Google. Dazu kommt: Während Städte wie Dortmund, Gelsenkirchen, Bochum und Essen mit der 3D-Modellierung ihrer Städte recht weit sind, tun sich finanziell klamme Städte  wie Oberhausen schwer, die notwendigen Mittel für das Projekt bereit zu stellen. Und sie wollen ihhre Daten auch nicht ohne weiteres Google zur Verfügung stellen – wissen aber gleichzeitig dass nur die Anbindung an Google eine große Verbreitung garantiert.  Aber die Zeit läuft: Zur Kulturhauptstadt im kommenden Jahr sollen zumindest die touristisch relevanten Quartiere wie Zollverein, Nordstern oder auch das CentrO online zu bewandern sein.

Grimme-Online-Award startet

Am 1. Februar startet der Grimme-Online-Award.

Der Grimme-Online-Award hat einen ganz großen Vorteil: Im Gegensatz zum Grimme-Preis, bei dem TV-Sendungen prämiert werden, können die Preisträger  sogar die Party genießen, denn die Preisverleihung findet NICHT in Marl statt, sondern in Köln. 
Ansonsten gilt: Man kann sich ab dem 1. Februar bewerben oder jemanden finden, der einen für den Preis vorschlägt. Preise gibt es für Internetprojekte in den Kategorien  Information,  Bildung, Unterhaltung und Spezial. Dazu kommt ein Publikumspreis. Zu den früheren Preisträgern gehörten Ehrensenf, Spreeblick und Stefan Niggemeier. Fast zur Tradition gehört es auch, dass der Preisträger vorher schon online bekannt ist oder irgendwas mit der Jury schief läuft.  Wer sich ein Bild von der Preisverleihung machen will: Im vergangenen Jahr hat Lukas von Coffee & TV einen kleinen Film über die Preisverlehung veröffentlicht. 

 

3 FÜR 7 – Ausgehtipps, immer noch wöchentlich

"Live" ist das große Ding, heißt es. Warum auch nicht. Nur ist "live" halt auch oft einfach "von der Kanzel predigen", und dem gegenüber lassen sich manche Filme, Bilder oder Installationen doch wesentlich anmutiger an. Vor allem wenn es quasi um großes Kino geht: Filme, Jim Rakete, Sonic Youth.

Bereits seit dem 18. Januar hängen in der Ludwiggalerie des Schlosses Oberhausen unter dem Titel "1/8 sec. – Vertraute Fremde" Fotografien von Jim Rakete. Das Schloss in der Nachbarschaft von Autobahnkreuz, Konsumhausen Mitte und McD, genau. Also erstmal irgendwie eine stimmige Veranstaltung: großen Pop gegen großes Übel setzen. Gezeigt werden nicht nur die erwartbaren Schwarzweiß-Portraits von (ihm) bekannten Prominenten, sondern auch eine Studioinstallation und ein recht frischer Film über den Schröder-Freund und Digital-Feind. Wir Besucher können also gleichzeitig über Promis quatschen, Filze checken und Raketes Aesthetik hinterfragen. Und mal wieder den Weg nach Oberhausen finden.

Ebenfalls in dieser Stadt, aber auch in fast jeder anderen des Ruhrgebietes finden ab dem 29. Januar die SchulKinoWochen NRW statt. Dies erlaubt an dieser Stelle nicht nur den Hinweis auf den neuen Blog vom Kollegen Krogull, sondern gibt dem Autoren dieser Zeilen ebenso die Gelegenheit mal seiner Auffassung zur Erziehung zu Medienkompetenz Ausdruck zu geben. Denn ist aus jedem Stück Popkultur irgendein Sinn herauslesbar? Ja. Sollte mensch sich deshalb pausenlos damit abgeben? Nein. Soweit dazu. Auch hier übrigens Semi-Prominente aus dem Kino- und TV-Wesen und sogar Informationen über mögliche Karrieren in diesem Bereich der Unterhaltungsindustrie. Aber natürlich gibt es auch "Die Welle" etc. mit didaktisch wertvollem Material dazu für das Lehrpersonal. Auch dies sicherlich eine spannende Veranstaltung.

Na, und dann halt noch Sonic Youth ziemlich präsent in Düsseldorf. Das (bereits ausverkaufte) Konzert erst im April, aber die Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle schon diesen Freitag um 19 Uhr. Mehr als viele andere hat diese Band (inklusive der Solo- und Seitenprojekte, Labels und sonstiger Aktivitäten) so einem gewissen Bild von "ordentlichen New Yorkern" entsprochen. Überall Querverweise auf die Menschen hinter der Promi-Fassade, Manson hier, Karen Carpenter da, Monroe natürlich, Queer Culture, Hardcore usw. Manchmal hat man den Eindruck man darf in NYC nicht aus dem Haus gehen ohne von SY auf Songintegrations-Kompatibilität abgecheckt zu werden. Und so auch direkt zum ersten Major-Album zu jedem Song ein Video, bei jedem Cover das Exponieren eines Künstlers oder einer Künstlerin, ständiges Dokumentieren von Kollaborationen. Fast als wenn Punk zurück in ProgRock überführt worden wäre, inklusive Verweigerungshaltung beibehalten irgendwie, natürlich. Kurz: Ein respektables Lebenswerk für eine Gitarren orientierte Band der letzten 30 Jahre, die gleichzeitig auch immer eine kleine soziale Bewegung war. Oder ein Teil davon? Es ist egal, aber…

Im Überblick:
Jim Raketes Fotografien noch bis zum 10. Mai täglich außer Montags von 11 bis 18 Uhr im Schloss Oberhausen.
SchulKinoWochen NRW vom 29. Januar bis 18. Februar in diversen Kinos diverser Städte in NRW.
"Sonic Youth etc.: Sensational Fix" bis zum 10. Mai in der Kunsthalle Düsseldorf.

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RWI-Chef steigt auf

Einen herzlichen Glückwunsch senden die Ruhrbarone an den Präsidenten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Christoph Schmidt, 46. Wie das „Handelsblatt“ meldet, wird er neues Mitglied des Sachverständigenrates des Bundes – dem sogenannten Rat der Wirtschaftsweisen. Er folgt auf den amtierenden Vorsitzenden Bert Rürup, der Ende Februar aus dem Rat ausscheidet.

Einen ersten Job hat Schmidt im neuen Amt zu bewältigen. Er muss mit seinen vier Ratskollegen den neuen Vorsitzenden der Weisen wählen. Favorit für den Job ist Wolfgang Wiegard. Rürup hatte den Vorsitz von März 2005 an.

Ruhrgebiet Aktuell am Dienstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Explosionen: Dambusters in den Top-Ten…Denofgeek

Ermittlung: Politiker Lustreisen in Essen…Der Westen

Ruhig: Zumwinkel zum Urteil…FAZ

Der Westen: Blogger sollen DPA-Spuren löschen…Blogbar

IVW: Der Westen und RP-Online…Pottblog

Integration: Die meisten woll…RP-Online

Vision: Internet 1969…Backslash

Belohnung: Geld für pünktlichen Schulbesuch…RN

Pleitewelle: Arztpraxen vor dem Aus…Der Westen

Frank-Walter Obama?

 

Der SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier macht den Obama. Und Steinmeier tut etwas dafür. Er will, dass Deutschland Häftlinge aus dem Lager in Guantanamo in Deutschland aufnimmt. Wie mag wohl auf Murat Kurnaz, der jahrelang in Guantanamo leiden musste, Steinmeiers neu entdeckte Menschlichkeit wirken? Nun gut, jeder kann sich ändern, auch der SPD Kanzlerkandidat, nur hat er das auch?

 

Foto: Armin Kübelbeck

Barack Obama hat angekündigt, Guantanamo zu schließen, und die zuvor von Bush sanktionierten Folterpraktiken zu verbieten. Als Begründung diente Obama der einfache und doch so richtige Satz:"Wir foltern nicht."

Gilt dieser Satz auch für Steinmeier und die SPD? Zweifel sind angebracht. Viele Sozialdemokraten empörten sich gerne über Bushs Folterpraxis, aber ignorieren Steinmeiers enge Beziehungen mit Unrechtsregimen.

Im September 2008 reisten drei BKA Beamter nach Usbekistan, um in einem usbekischen Folterknast einen Verdächtigen zu verhören .  Nach diesem Artikel arbeiten deutsche Beamte mit usbekischen Folterknechten zusammen und nutzen deren Folterergebnisse zu Fahndungszwecken in Deutschland. Wie passt dazu Obamas Satz, „wir foltern nicht“? Im Oktober 2008 besuchte sogar der usbekische Folterminister Rustam Inojatow Deutschland. Kurz zuvor waren Dank des deutschen Außenministers Steinmeiers die EU Einreiseverbote gegen usbekische Regierungsbeamten aufgehoben wurden, die auch dem usbekischen Stasiminister eine Deutschlandreise verwehrt hätten. Die EU Straffmaßnahmen gegen Usbekistan wurden im Oktober 2005 verhängt als Reaktion auf das Massaker von Andischan. Der usbekische Präsident Islam Karimow hatte am 13 Mai 2005 von Panzerwagen aus einen Volksaufstand niederschießen lassen.

Trotz des Massakers und schlimmer Menschenrechtsverletzungen macht Steinmeier mit Hilfe der  EU-Zentralasienstrategie Karimow und seine MachtkamarilIa zu einem Partner Deutschlands und der EU. Die deutsche Bundeswehr nutzt unverändert in Usbekistan einen Luftwaffenstützpunkt für den Afghanistaneinsatz. Die deutsch usbekische Annährung bringt allerdings keine Änderungen des Regimes in Zentralasien. Der von Steinmeier immer wieder hochgehaltene Menschenrechtsdialog mit dem usbekischen Despoten erreichte das Gegenteil: Steinmeiers Menschenrechtsdialog änderte nicht die usbekische Unterdrückung, sondern führte dazu, dass deutsche Beamte mit usbekischen Folterknechten kooperieren.

Ich habe der SPD und ihrem Kanzlerkandidaten am Montag, den 26. Januar 2009 über ihren Webseite  folgende Fragen zukommen lassen:

Wie bewertet der SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Einschätzung der UN, dass Folter in Usbekistan "systematisch" angewandt wird?

Stimmt es, dass der SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Aussage von Barack Obama einen Tag nach der Inauguration „wir foltern nicht“ für politisch richtig hält?

Wird SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zukünftig verhindern, dass deutsche Beamte in Folterstaaten wie Usbekistan Vernehmungen durchführen?

Ist es ein Erfolg der von Steinmeier geförderten Zentralasienstrategie, dass der usbekische Minister für Staatssicherheit Rustam Inoyatow Deutschland besuchen  und deutsche BKA Beamte in usbekischen Gefängnissen Verdächtige vernehmen konnten?

Ist es ein Erfolg des mit Usbekistan in der EU- Zentralasienstrategie gemeinsam vereinbarten Kampf gegen Drogenhandel, dass die usbekische Polizei dem Journalisten Salidschon Abdurachmanow erst Drogen unterschiebt und ihn dann usbekische Gerichte zu 10 Jahren Haft verurteilenwww.reporter-ohne-grenzen.de/index.php?

 

 

Her mit den Erneuerbaren

Wieder einmal gibt es Streit um die hohen Stromkosten in Deutschland. Dieses Mal geht der Aluminiumhersteller Norsk Hydro auf die Barrikaden. Gibt es keinen Discount beim Stromeinkauf, dann könnte noch im Februar die Hütte in Neuss dicht gemacht werden.

Die Hersteller stecken mit dem Einbruch der Alu-Preise an der Börse in der Klemme, viele schreiben rote Zahlen. So auch die Hydro-Hütte in Neuss, immerhin die größte ihrer Art in Deutschland. Grundproblem sind nicht die Aluminiumpreise an der Börse, sondern die Strompreise in Deutschland. Für die Herstellung des Metalls werden Unmengen davon gebraucht. Die Hütte in Neuss verbraucht so viel wie die Stadt Düsseldorf.

Die letzten Neubauten haben daher in Brasilien oder dem Nahen Osten stattgefunden. Da ist billiger Strom verfügbar, gewonnen aus Wasserkraft oder Gas. Die deutschen Hersteller können da bei den Kosten nicht mithalten. Dass zeigt sich in dieser Krise und an der drohenden Schließung des Neusser Werks. Hydro steht aber nicht alleine da. Auch andere Hütten verbrauchen viel Strom, um Kupfer, Stahl oder andere Metalle zu produzieren.

Sollen wir nun diese Industrien ziehen lassen? Ich finde nicht, denn schau ich mir die Umweltstandards in China an – dem weltweit größten Alu-Produzenten -, dann wird mir Angst und Bange. In vielen Fabriken werden Abgase ungefiltert abgelassen.

Was also tun? RWE & Co billige Verträge aufzwingen; in der freien Marktwirtschaft nicht machbar. Außerdem würde das nur eine Teilentlastung bringen.

Nötig ist eine langfristige Lösung. Und da denke ich an die Erneuerbaren Energien. Im Moment sind die zwar noch teuer, aber die Preise fallen. Und sie werden weiter massiv fallen. Schon bald ist Strom aus Windkraft billiger als aus Kohle. Die Solarindustrie wird noch einige Jahres länger brauchen. Aber sie wird es in drei bis fünf Jahren schaffen, mit den konventionellen Brennstoffen gleichzuziehen.

Wenn wir die Erneuerbaren weiter pushen, dann können wir stromintensive Industrien in Deutschland und Europa halten. Die jetzige Krise ist der richtige Moment für ein Umsteuern. Gesellschaft und Wirtschaft sind offen für neue Ansätze. Ganz nebenbei schafft sich Deutschland mit der Wind- und Solarbranche einen neuen Exportmotor.

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Landschaftsverbände sollen sparen

Im Namen der Oberbürgermeister und Landräte des Ruhrgebiets hat Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz einen Brief an die Landschaftsverbände  geschrieben. Die Städte wollen eine Erhöhung der Umlage für die Zwangsverbände verhindern.

Noch kassiert der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) von seinen Mitgliedkörperschaften eine Umlage von 14,6 %. Mit diesem Geld finanziert er nicht nur Krankenhäuser und Pflegeheime, sondern auch Verlage  und Nahverkehrsunternehmen im Münster- und Sauerland.
Damit soll bald Schluss sein: Der Verband, der natürlich weit weg vom Ruhrgebiet im wohlhabenden Münster residiert, will künftig so viel Kohle wie seine in Düsseldorf ansässigen Kollegen aus dem Landschaftsverband Rheinland (LVR): 15,8 Prozent.

Nachdem schon im vergangenen Jahr der Kreis Recklinghausen und seine Städte gegen die Gier der Münsteraner protestiert haben, wenden sich nun alle Städte des Reviers gegen den LWL. Bochums OB Scholz, stellvertretend für alle Kommunen des Ruhrgebiets in einem Schreiben an  LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch und LVR-Direktor Harry K. Voigtsberger, das mir vorliegt: „Die im Entwurf der Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2009 vorgesehene Erhöhung des Hebesatzes beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe um 1,2 Prozentpunkte auf 15,8 Prozent wird von den Städten und Kreisen der Metropole Ruhr für völlig inakzeptabel gehalten. Die Erhöhung bedeutet zusätzliche Aufwendungen von mehreren Millionen für jede Gebietskörperschaft“

Zwar sähen die Städte ein, so das Schreiben, dass die Lasten der Landschaftsverbände gestiegen seien, doch das würde den Städten nicht anders ergehen: „ Die vorliegenden Eckdaten des Haushalts 2009 des LWL lassen erkennen, dass mit der vorgeschlagenen Erhöhung der Landschaftsumlage ein Gesamtüberschuss von 35,3 Mio. Euro verbunden wäre. Im Haushalt ist eine Sondertilgung von 38 Mio. Euro sowie die Übernahmen von Altdefiziten von 30 Mio. vorgesehen. Deshalb fordern wir die Spitzen der Verbände auf, alle Möglichkeiten einer internen Kompensation auszuschöpfen.“ Nicht nur der LWL soll auf eine Erhöhung verzichten, auch die Rheinländer sollen sparen – nach dem Willen der Ruhrgebietsbürgermeister sollen die ihre Umlage auf 14,6 % senken.

„Starkes Sozialsystem hemmt Integration“

Für Dr. Dirk Halm vom Zentrum für Türkeistudien (ZfT) bietet die Einwandererstudie des Berlin-Instituts wenig neue Erkenntnisse. Das ZfT warnt vor einem Ranking der Migrantengruppen.

„Es gibt viele Gründe, warum sich Migranten aus der Türkei mehr Probleme bei der Integration haben als andere Gruppen, aber es ist unfair so zu tun, als ob es an der mangelnden Integrationswilligkeit liegt“, so Dr. Dirk Halm vom Zentrum für Türkeistudien in Essen. Natürlich spielen laut Halm die relativ große Fremdheit der Kultur und auch die Religion eine wichtige Rolle. 93 % aller in Deutschland lebenden Türken oder türkischstämmiger Migranten heiraten innerhalb ihrer Community – Integration über familiäre Beziehungen fällt, im Gegensatz zu anderen Migrantengruppen, so fast vollkommen weg. Türken und Deutsche bleiben sich fremd – gemeinsame Familienfeiern sind seltene Ausnahmen.

„Aber das ist nicht alles“, erinnert Halm, „als es in den 80er Jahren Rückkehrprämien für Migranten aus der Türkei gab wurden zeitgleich die Mittel für die Integration der Aussiedler erhöht. Die Erfolge können heute betrachtet werden.“

Allerdings räumt Halm ein, dass die Rückkehrhilfen allen Ausländern zur Verfügung standen, ein wichtiges Problem jedoch die wirtschaftliche Schwäche der Türkei sei. Halm verweist darauf, dass die Grünung des Staates Polen  nach dem Ende des ersten Weltkriegs dazu geführt hat, das nahezu die Hälfte aller polnischen Einwanderer das Ruhrgebiet wieder verlassen hätten. Halm: „Geblieben seien die diejenigen, die sich bewusst für Deutschland als Lebensmittelpunkt entschieden haben. Das war auch bei den Griechen oder Spaniern so, die in der Studie gut abgeschnitten haben: Diejenigen, die nicht in Deutschland leben wollten, fanden eine wirtschaftliche Perspektive in ihren Herkunftsländern und sind längst zurückgekehrt. Die Türkei bietet eine solche Perspektive bis heute auch für diejenigen nicht, die sich in Deutschland sehr schwer tun.“

Die Politik müsse nun Maßnahmen treffen, um das Problem zu verringern, fordert Halm. Ein Ranking der Migrantengruppen sei unsinnig, zumal sich ja auch zeige, dass der Intergrationserfolg von der wirtschaftlichen Stärke der Region zu tun hat, in der die Migranten leben: In München seien die Probleme geringer als in Duisburg oder Bochum „Ein Erfolgsschlüssel liegt in der Bildung. Vor allem die Sprachkompetenz muss verbessert werden, wenn türkischstämmige Migranten künftig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben sollen.“ Aber Halm weist auch auf den stark ausgebauten Sozialstaat als Integrationshemmnis hin: „Die Erfahrungen in den Niederlanden oder in Schweden zeigen, dass politisch proklamierter Multikulturalismus und ein starkes Sozialsystem die Integration schwieriger machen. In Ländern wie England, die nur ein schwach geknüpftes soziales Netz haben, ist die Notwendigkeit zur Integration größer.“