Ein interessantes Gespräch mit Andreas Müller, Manager von Schalke

Foto: Flickr / Frankinho

Gestern abend war ich bei einem netten Essen mit Andreas Müller, dem Manager von Schalke 04. Es ging um dies und das. Mich hat fasziniert, wie klar und ruhig der gebürtige Stuttgarter die Geschicke des komplizierten Vereines in die Hand nimmt. Die möglichen Fehleinkäufe der vergangenen Zeit, wie Carlos Großmüller, Ze Roberto oder Sanchez – kein Problem. Wenn fünf von zehn Einkäufen einschlagen, würde das reichen, sagt Müller. Allerdings konnte man zwei Sachen deutlich spüren. Müllers Geduld mit Dribbelbruder Albert Streit, 28, ist ziemlich am Ende. Und auch Kuranyi hat keine lange Schonfrist mehr.

Zunächst nahm sich Müller dem Mister Streit an. Der Schalke-Chef sagte, wenn ein 28-Jähiger andauernd meint, er wäre Stammspieler und sich dann ärgert, auf der Tribüne sitzt, und danach die Stimmung in der Kabine vergiftet, dann könnte man sich prima in der Winterpause trennen. Genauso könnte es drei weiteren Kickern gehen, sagte Müller. Schalke habe genug Spieler im Kader.

Auch einen elegantern Seitenhieb auf den kriselnden Stürmer Kevin Kuranyi konnte sich Müller nicht entziehen. Wenn Podolski bei Schalke spielen würde, würde er sicher die Dinger reinknallen, die Kuranyi in den letzten Wochen danebengehauen hat. Dabei hat Müller gelächelt.  Podolski sei schließlich ein Vollstrecker. Allerdings widersprach Müller direkt Spekulationen, dass Podolski nach Schalke wechseln könnte. Der Spieler würde nicht gut ins Schalker System passen. Die Nummer ist deswegen spannend, weil Kuranyi derzeit mit einer Vertragsverlängerung tändelt. Er hat zwar einen Kontrakt bis 2010 und das Thema ist eigentlich nicht auf der Tagesordnung. Was aber den Krisen-Stürmer nicht davon abhält zu erzählen: "Ich werde erst im nächsten Sommer entscheiden, ob ich bleibe oder gehe". Reisende soll man nciht aufhalten, meine ich.

Nun, und dann sagte Müller noch, dass er momentan kein Spielsystem bei den Bayern unter Jürgen Klinsmann entdecken kann. Damit hat er recht, wie alle bestätigen können, die das Spiel Schalke gegen Bayern gesehen haben. Müller sagte, die haben gespielt wie Bielefeld. Defensiv wie eine Betonwand. Mit dem Unterschied, dass die Klasse einzelner Kicker so hoch sei, dass Frank Ribery das Spiel fast alleine gedreht habe.

CDU kritisiert Brauser

Die CDU-Fraktion im RVR kritisiert den Chef der Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderung Hanns-Ludwig Brauser.

Hanns-Ludwig Brauser. Foto: Ruhrbarone

Der Grund: Brauser hat ein gemeinsam mit den Städten und Kreisen des Ruhrgebiets erarbeitetes Papier nicht mit dem Ruhrparlament und dem RVR abgestimmt, deren 100prozentige Tochter die Wirtschaftsförderung Ruhr ist. Dirk Schmidt von der CDU-Fraktion im RVR: "Gesellschafter der wmr sind nicht die 15 Oberbürgermeister und Landräte eines nicht existierenden Städtebunds Ruhr, sondern ist weiterhin der RVR. Strukturwandel und Sockelbergbau sind regionale Themen und müssen vom RVR als einzige politische Klammer der Metropole Ruhr behandelt werden."

Echt! Pop-Protokolle aus dem Ruhrgebiet

Mit „Echt! Pop-Protokolle aus dem Ruhrgebiet“ ist den Herausgebern Johannes Springer, Christian Steinbrink und Christian Werthschulte ein Buch gelungen, dass von nun an das Standardwerk zum Thema Popkultur und Ruhrgebiet sein wird.

Im Laufe der Jahre, die ich mich mit dem Ruhrgebiet beschäftige habe ich unzählige Bücher über die Region gelesen. Keines kam an analytischer Schärfe, Kenntnisreichtum und Liebe um Detail an „Echt! Pop-Protokolle aus dem Ruhrgebiet“ heran. Springer, Steinbrink und Werthschulte ist mit dem Buch der ganz große Wurf gelungen: Mehr als ein Dutzend Autoren beschreiben in Artikeln und Interviews die Entwicklung der Popkultur der vergangenen Jahrzehnte, werfen einen Blick auf die sich bis in die Gegenwart fortsetzenden Probleme und benennen das aktuelle Elend.
Norbert Nowotsch beschreibt den Aufbruch der Szene im Marl der 60er Jahre zwischen Musikexperimenten und radikalpolitischen Ansprüchen und erinnert auch an den 1995 verstorbenen Biby Wintjes aus Bottrop, der die Stadt für Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Zentren der Undeground Press und Literatur machte.

Rolf Lindner widmet Wintjes, den ich als sehr zurückhaltenden und lieben Menschen in Erinnerung behalten werde, und seinem Infodienst Ulcus Molle weiter hinten ein ausführliches Portrait. Der Leser  erfährt aus dem Alltag von Psychos in den 90ern, der Entwicklung der Industrial Szene und dann ist da noch eines der schönsten Portraits über den Schriftsteller Wolfgang Welt, die ich jemals gelesen habe. Keine Spur von dem verlogenen Mitleid, ohne das kaum ein Artikel über Welt auskommt, sondern eine sensible Bestandsaufname des Phänomens Wolfgang Welt und all seinen schriftstellerischen Stärken und Schwächen.  Geschrieben haben es Thomas Hecken und Katja Pedlow.

Christoph Biermann erklärt im Interview mit Christian Steinbrink seinen Wechsel vom Musikkritiker zum Sportjournalisten und gibt Einblicke in die Frühzeit der New Wave und Stadtmagazin-Szene und Christoph Schurian beschreibt wie nah Fußball und Szene sich im Ruhrgebiet sind und dass es ganz schön kompliziert war, mit VfouL ein ambitioniertes Fanzine für einen der unambitioniertes Fußballvereine der Republik zu machen.

Weitere Artikel beleuchten die Rolle der Frauen innerhalb der Popkultur im Revier oder die Bedeutung zweier Beuys-Schüler aus Gladbeck und Gelsenkirchen für die frühe Punk Szene in Deutschland.

Und dann gibt es Themen, die sich durch fast alle Artikel wie traurige, rote Fäden durchziehen: Dass es dem Ruhrgebiet nur selten gelungen ist, seine Talente zu halten, dass es zu provinziell war, dass es immer wieder nötig war zu gehen, um sich weiter zu entwickeln. Der heute in Berlin lebende Marc Degens beschreibt wie problematisch es ist, als Schriftsteller im Ruhrgebiet zu leben – ohen ein passendes Umfeld, ohne Bereicherstattung über die Arbeit.

Der Mangel an vernünftiger Berichterstattung über Kultur, über Pop  ist dann auch ein weiteres Feld, an dem sich viele Autoren abarbeiten: Die miserable Qualität der Medienszene im Ruhrgebiet, das schlechte Feuilleton sind entscheidend, dafür, dass heute kaum einer mehr weiß, wo etwas stattfindet und wer was macht. Die einzelnen Szenen, beschrieben als Oasen in der Wüste, sind zu klein um alleine zu überleben und nicht vernetzt – es gibt eine vernünftige Kulturberichterstattung und bei den Stadtmagazinen nur noch die Ödnis von immer belangloser werdenden Kalenderheftchen, denn längst meiden Bands das Revier – Veranstaltungen, ob Partys oder Konzerte, die in Hamburg, Köln oder Berlin erfolgreich sind, floppen im Revier. Hier kocht nichts mehr, sorgt die viel gepriesene Polyzentralität dafür, das an keinem Ort die kritische Masse zusammen kommt, um lebendige Szenen entstehen zu lassen. Kein Wunder, dass andere Städte voller Künstler aus dem Ruhrgebiet sind während es hier immer langweiliger wird. Die meisten gehen – ein Brain Drain, der sich in den vergangenen Jahren verstärkt hat. Selbst die Kunsthochschulen, an anderen Orten wichtige Impulsgeber, sind hier so grandios über die Fläche verteilt, dass von ihnen kaum eine Wirkung ausgeht.

Man kann nur hoffen, dass dieses Buch ein Erfolg wird. Zwei Jahre Arbeit und viel Engagement stecken drin. Es hat Qualität – und Qualität hat es schwer im Ruhrgebiet. Der Erfolg dieses Buches ist daher ein Gradmesser dafür, ob das Ruhrgebiet als Kulturplatz jenseits der hochsubventionierten Spielstätten überhaupt eine Zukunft hat. Also bitte: Kauft dieses Buch. Lest es. Verschenkt es. Oder stellt es Euch wenigstens ins Regal…

Am 5.12.08 wird in der schönen Bochumer Goldkante ab 20.30 das Erscheinen des Buches mit Lesungen von Klaus Fiehe und Jörg Albrecht und ein bisschen Musik gefeiert. Es verspricht ein netter Abend zu werden.


ECHT! POP-PROTOKOLLE AUS DEM RUHRGEBIET

Hrsg. von Johannes Springer, Christian Steinbrink und Christian Werthschulte
ISBN 978-3-940349-05-7

Salon Alter Hammer 2008
304 Seiten, Broschur
14,90 Euro

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Keine Loveparade in Bochum?

Die Bochumer Grünen glauben nicht mehr daran, dass die Loveparade im kommenden Jahr in Bochum stattfindet. Und die Stadt? Die sagt nix.

Loveparade 2008 Foto: Stadt Dortmund

Seit Monaten das gleiche Spiel: Gerüchte kommen auf, dass die Loveparade in Bochum ausfällt, fragt man nach, verweist die Stadt auf Gespräche mit dem Loveparade-Veranstalter, die bald staffinden werden und Klärung bringen sollen: Immer wieder müssen in den vergangenen Monaten diese Gespräche stattgefunden haben – bislang ohne ein Ergebnis.   Für Wolfgang Cordes von den Grünen ein sicheres Zeichen, dass die Loveparade in Bochum nicht stattfinden kann: "Gäbe es Ergebnisse würde die Stadtverwaltung unsere Fragen beantworten und nicht immer nur mauern." Bochum habe weder eine geeignete Strecke noch einen passenden Kundgebungsort für eine Millione Besucher. Auch zeitlich würde es jetzt eng werden. Bochum solle sich von der Loveparade verabschieden und einer anderen Stadt die Chance zur Durchführung geben – wenn es denn eine Stadt gibt, die die Loveparade haben will: "Essen und Dortmund wurden doch schon angefragt und haben beide dankend abgelehnt"  Die Probleme von Cordes teilt der Loveparade Veranstalter, die Lopavent GmbH indes nicht. Pressesprecher Björn Köllen ist optimistisch: "Wir planen die Loveparade in Bochum und gehen davon aus dass sie auch  in Bochum stattfinden wird. Alle offenen Fragen werden wir mit der Stadt klären, mit der wir im Kontakt sind. Größe und Ausmaß der Loveparade werden wir an die Gegebenheiten anpassen." Das hält Cordes nicht für möglich: "Eine kleinere Loveparade kann man nicht planen: Soll Ravern der Besuch der Loveparade verboten werden?"

Die Geschäftsidee (1)

Foto: Ruhrbarone

Auch wenn Sie es nicht mehr hören wollen: Eine Krise ist eine Chance ist eine Krise ist eine Chance ist eine Krise . . . Im Chinesischen soll es für beides ja nur ein Wort, äh, Schriftzeichen geben. Und deshalb stellen wir ab heute pfiffige Geschäftsideen vor, wie man – Finanzkrise hin, Geschäftsidee her – auch in fiesen Zeiten seine Schäfchen ins Trockene bringt . . .

Folge Eins: "10 Minuten Koch bei Wok-Show".

Natürlich (s.o.) machen chinesische Migranten den Anfang. Mit Hühnerfleisch und Bambussprossen anschwitzen gab sich der Betreiber dieses Imbissrestaurants in der Bochumer Fußgängerzone nie zufrieden. Er hat von Anfang an auf Show gesetzt, auf Köche, die vor den Augen der Passanten und Esser Hühnerfleisch und Bambussprossen anschwitzten. Und jetzt geht die "Wok Show" noch einen Schritt weiter. Die neue Lust am Kochen ist längst geweckt. Statt sich bei Lanz oder Lichter oder Lafer oder Schuhbeck oder Vox zu blamieren, geht das auch um die Ecke, in der City-Passage und in nur zehn Minuten. Vorraussetzungen: 22 Jahre, ordentlich und hygienisch. Bravo, Wok Show, eine Idee mit Zukunft! 

„Musketiere am Rhein“

Gestern trafen sich Wirtschaftsförderer, Stadtplaner und Verbandsfunktionäre in Düsseldorf. Eines ihrer Themen: Wie soll man auf das Ruhrgebiet reagieren?

Gestern Abend trafen sich auf Einladung des Vereins "Düsseldorfer Jonges" im Saal des Düsseldorfer Kolpinghauses   Victoria Appelbe, Wirtschaftsförderung Bonn,  Dr. Walter Borjans, Wirtschaftsdezernent Köln, Wilfried Kruse, Wirtschafsdezernent Düsseldorf
Jürgen Dressler, Duisburgs schillerneder Stadtentwicklungsdezernent und der Verwaltungswissenschaftler Prof. Dieter Grunow von der Uni Duisburg/Essen um nach einem Impulsreferat von  Dr. Udo Siepmann, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf über das Thema "Musketiere am Rhein" – Die Antwort auf die Ruhrstadt." zu diskutieren.

Ein Ergebnis der Gesprächsrunde:  Es soll in Kürze ein Gipfeltreffen am Rhein geben: Bonn, Köln, Düsseldorf und Duisburg wollen sich zusammen setzen um eine Marke Rheinland zu etablieren. Auch im Kulturbereich soll künftig verstärkt kooperiert werden – auch um den Preis das einzelne Verzicht üben werden. Einig waren sich die meisten der Teilnehmer auch darin, dass das Rheinland von einem eigenen Rheinbezirk profitieren könnte. Auch über einen Gewerbesteuerpool, wie ihn einige Ruhrgebietsstädte etabliert haben, soll nachgedacht werden. Vor allem IHK-Hauptgeschäftsführer Siepmann geht die Zusammenarbeit nicht weit genung – er sieht einen großen Vorsprung des Ruhrgebiets, was das Thema Kooperation angeht. 

Laut einem Besucher soll sich vor allem Jürgen Dressler als begeisterter Rheinländer geoutet haben, was verwundert, wollte Dressler doch noch vor einem guten Jahr eine Ruhrgebietspartei gründen. Im Gespräch bestritt Dressler hingegen  sein Rheinländer-Outing und verwies auf die besondere Scharniersituation Duisburgs:  Die Stadt gehöre zugleich zum Rheinland, dem Niederrhein und dem Ruhrgebiet und solle sich je nach Bedarf Kooperationspartner suchen. Ohnehin sei er gegen jede Form der vom Staat aufgezwungenen Kooperation, auch im Planungsbereich.

Wenn auch das Rheinland einen statt zweier Bezirke (Köln und Düsseldorf) will, sind wir ein ganzes Stück weiter: Gegen das Ruhrgebiet und das Rheinland wird die Landesregierung kaum Politik machen können. Und Zusammenarbeit im Rheinland macht ebenso viel Sinn wie im Ruhrgebiet. Perspektivisch sollten dann das Revier und das Rheinland da wo es Sinn macht kooperieren – im Nahverkehr ebenso wie bei Unternehmensansiedlungen. Aber dafür müssen beide Seiten auf Augenhöhe miteinander umgehen und der Weg dahin führt über eine Stärkung des Ruhrgebiets, denn keine unserer Städte kann alleine mit Köln oder Düsseldorf mithalten. Und Duisburg und Jürgen Dressler? Die Stadt hat eine Scharnierfunktion und tut gut daran mit  allen Nachbarn zu kooperieren – aber das ist eine Binsenweisheit. Duisburg alleine wird nie von Köln und Düsseldorf für voll genommen werden – nur als Teil des Ruhrgebiets wird es in der Lage sein, seine Bedürfnissen gegenüber diesen Städte durchzusetzen. Und Dressler leidet wie alle Planungsdezernenten darunter, bald mit dem RVR kooperieren zu müssen – aber je eher er und seine Kollegen aufhören zu quengeln und beginnen, sich konstruktiv an der Planung  im Ruhrgebiet zu beteiligen, um so besser wird es für ihre Städte sein.        

 

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