AGR ganz auf die schnelle – Kein Schadensersatz aus Brochier-Debakel

Die Info, die mich gerade per Telefon erreichte, erwies sich nach einem kurzen Gegencheck als wahr. Und zwar hat die Anwaltskanzlei Taylor-Wessing im Aufrag des Regionalverbands Ruhr (RVR) festgestellt, dass gegen die Verantwortlichen aus dem Brochier-Debakel keine Schadensersatzansprüche gelten gemacht werden können. Zur Erinnerung. Brochier gehörte mal der Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) und brachte nach Verlusten von weit über 100 Mio Euro die Müllfirma an den Rand des Konkurses. Selbst als Brochier endlich mit Verlusten abgestoßen worden war, war immer noch nciht Schluss. Nach der Pleite von Brochier musste die AGR wegen schlecht verhandelter Verträge nochmal fast 50 Mio Euro fallenlassen.

Die Rechtsanwälte von Taylor-Wessing haben nun herausgefunden, dass die ganze Nummer verjährt sei. Vor allem Michael Vagades darf aufatmen. Der Ex-Chef der AGR war verantwortlich für die Brochier-Nummer.

SPD-Ruhr und Nahverkehr: „Es kann nicht so bleiben wie es ist“

Schlecht, chaotisch und teuer: Mit diesen drei Begriffen ist der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet gut beschrieben. 

Foto: VRR

Darüber, dass der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet eine Katastrophe ist, war hier schon häufiger etwas zu lesen: Über die Kritik von Gutachtern an der Struktur des Nahverkehrs ebenso wie über die hohen Preise und die schlechte Qualität des Angebots. Nun will die SPD-Ruhr sich des Themas annehmen. Dabei soll es nicht nur um die schlechte finanzielle Ausstattung des Nahverkehrs gehen, sondern auch um die Organisation des Nahverkehrs. Im Ruhrgebiet splittert er sich auf auf zahlreiche Nahverkehrsunternehmen auf. Jedes hat eine teure Verwaltung und bietet zahlreiche Pöstchen für Politiker. Mögliche Synergieefekte werden kaum genutzt, enge Kooperationen, wie zwischen den Nahverkersunternehmen aus Essen, Duisburg und Mülheim, sind die Ausnahme. An diesen teuren und zugleich leistungsschwachen Wildwuchs wollen nun einige in der SPD-Ruhr ran. Die SPD-Ruhr bereitet augenblicklich ein Thesenpapier zum Thema Nahverkehr vor, dass auch mit Tabus brechen soll. "Der Nahverkehr im Ruhrgebiet kann in keiner Weise mit dem in Städten wie Berlin oder Hamburg mithalten. Das kann nicht so bleiben", so ein Sozialdemokrat zu den Ruhrbaronen. Auch Organisationsfragen sollen – wenn wohl auch behutsam – angesprochen werden: "Es kann nicht so bleiben wie es ist, dass ist eigentlch allen klar."  Das Dutzende von vor sich herwurschtelnden Nahverkehrsunternehmen für eine Region mit 5,5 Millionen Einwohnern kein Erfolgsmodell sind, scheint  sich also langsam aber sicher rumzusprechen.  Ich höre jetzt schon den Aufschrei der Besitzstandswahrer…

Werbung

„Rettet die Kulturhauptstadt“

In der FAZ fordert Andreas Rossmann die Rettung der Kulturhauptstadt

Foto: Kultur2010

Das Fazit seines ausführlichen Artikels: Zu viel Marketing, zuviele Gags und Gimmicks und zu wenig Kunst und Kultur. Zudem interessantes über die nicht vorhandene Perspektive der Philharmonie in Essen. Vielleicht ist der Text ein wenig zu stark auf Essen bezogen, aber das ändert nichts daran, dass hier das wichtigste Feuilleton des Landes Alarm schlägt. Wie war das mit dem Imagegewinn durch die Kulturhauptstadt? Hier der Artikel  .
Vielleicht wäre es an der Zeit, auch mal im Ruhrgebiet selbst offen über die Kulturhauptstadt zu diskutieren. Viele der Blogs, die sich dem Thema noch vor einem guten halben Jahr angenommen haben sind längst verstummt. Meine Frage: Muß die Kulturhaupstadt überhaupt gerettet werden? Wenn ja, wie?

Weitere Texte zu dem Thema:

Ärger in der Kulturhauptstadt

Die klassische Trgödie

Die Kulturhaupstadt und die M-Frage

 

Regener und sein kleiner Bruder

Sven Regener, Sänger der Band Element of Crime, liest heute in der Zeche in Bochum.

Foto: Eichborn

Und zwar aus seinem nicht mehr ganz so neuem Buch "Der kleine Bruder", dem letzten Teil seiner Lehmann-Triologie, der zeitlich gesehen allerdings der mittlere Band ist und im Berlin der frühen 80er Jahre spielt. Mir hat ja "Neue Vahr Süd" besser gefallen, aber bitte: 19.00 Uhr Einlass, 20.00 Uhr Beginn, Zeche Bochum    

Trio and Error: RWErbeniete

Es ist schon eine hübsch lange Zeit her, 1983 war es, da nannte die norddeutsche Alliterationspopband Trio ihre zweite US-Platte "Trio and Error". Und genau das könnte über der neuen Kampagne von RWE beziehungsweise Jung von Matt beziehungsweise Bungalow Brand Lab stehen: Trio und Errrors. Ich versteh die nicht!

Denn mal ehrlich, wer erinnert sich noch an die drei Musikclowns? Wer erkennt sie auf Anhieb auf den großen Zeitungsseiten. Bis auf den gebürtigen Wittener Stefan Remmler sind sie abgetaucht beziehungsweise ausgewandert. Und statt einmal zu erläutern, wer das Dreigestirn von der Stromtanke ist, wird geschwiegen (Vielleicht, weil die Jungs aus Großenkneten in ihren populärsten Zeiten für Greenpeace geworben haben?) Gesetzt wird allein auf Synapsenanschlüsse von "3 Worte", "3 Jahren" zu Trio. Nee, nee, ich glaub das funzt nicht. Genauso wenig wie das hässliche voRWEggehen – auch das sieht schwer aus nach Achtziger Jahren. .

Zudem wird ein windschiefes Produkt beworben. "RWE Proklima Strom 2011" soll unschlagbar klimafreundlich sein, nahezu CO2-frei erzeugt werden, weil Atomkraft und Wasserkraft gemischt werden. Trotzdem wird das Produkt wie der billige Jakob gepriesen: "Es wird Frühling, Sommer, Herbst, Winter – der Preis bleibt." Entweder ich bestell mir tollen Klimaschonstrom oder den günstigen Ramsch. Da ist also etwas faul.

Ziemlich erhellend ist das Kleingedruckte. Hier wird eine Mengenangabe nicht nur zum CO2 Ausstoß, sondern auch zum radioaktiven Abfall genannt. Pro Kilowattstunde entstehen demnach beim Proklimastrom 0.0018 Gramm "radioaktiver Abfall". Griff zum Taschenrechner: Im Jahr wäre ich als Kunde demnach für 3 Gramm Atommüll gut. Würden alle Bundesbürger Proklima beziehen, häuften sich immerhin rund 300 Tonnen an – pro Jahr. Anders gesagt: 25 Castorbehälter.

Werbung

Opel braucht Bürgen

Der Autobauer Opel will von Bund und Ländern eine dicke Bürgschaft, angeblich geht es um eine Milliarde Euro. Schuld ist weniger das eigene Geschäft, sondern die Probleme der Muttergesellschaft General Motors.

Foto: Flickr/Verleihnix

 

Für den US-Konzern GM sieht es angesichts der Finanzkrise und der daraus folgenden Absatzflaute richtig bitter aus. In Medienberichten wird bereits über eine Insolvenz spekuliert – und die würde auch den Traditionskonzern Opel treffen. Denn bekommt General Motors kein Geld mehr, dann könnte auch Opel bei den Banken vor verschlossenen Türen stehen. Ohne Kreditlinien läuft wenig, der Fahrzeugbauer mit Werken in Bochum, Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern stände dann im Regen. Damit das nicht passiert, soll wie schon bei den Finanzinstituten der Staat eingreifen und bürgen – also wir, die Steuerzahler.

Irgendwie schmeckt mir das nicht. Klar ist, sollte Opel die Bürgschaft benötigen, dann ist das Geld nicht automatisch weg. Aber ein Ausfallrisiko besteht. Warum soll dafür der Steuerzahler gerade stehen? Immerhin haben die Manager in den USA sich für einen freien Markt ausgesprochen; und der impliziert nun einmal Risiko.

Auf der anderen Seite sehe ich die über 25.000 Opel-Beschäftigten. Die mussten in den vergangenen Jahren schon genug Sparprogramme über sich ergehen lassen. Zuletzt war auch noch Kurzarbeit angesagt.

Vielleicht sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Treffen am Montag doch das Scheckbuch zücken. Wenn es sich wirklich um ein Milliarde Euro dreht, dann sind das zwar rund 40.000 Euro pro Opelaner. Aber immerhin bleiben die Arbeitsplätze erhalten. Zumindest bis zur nächsten Sparrunde.