3 FÜR 7 ? Kultur zum Mitmachen

Es geht hauptsächlich um Themen rund um die Optik diesmal, das ist nunmal so. "Blicke" in Bochum, Fotos in Düsseldorf (jaja) und Design in Dortmund.  Vieles aus der Gegend und ein Star aus den Staaten. Konkret:

"Blicke aus dem Ruhrgebiet" ist eines dieser Festivals das noch aus Zeiten stammt in denen alternative Kultur gefördert und schließlich zu so etwas wie einer Ergänzung zum üblichen (städtischen und kommerziellen) Programm wurde – muss vor der Wiedervereinigung gewesen sein. Gibt es um die international angelegten und fast etwas bemüht modernistischen Oberhausener Kurzfilmtage jedes Jahr einen Hype, auf den auch nicht gerade immer mehr Leute so richtig steil gehen (bei allem Respekt), so bemüht man sich in Bochum eher um Video und Film im Sinne von "Ruhr.Original" sozusagen, also um hiesige und ehemals hiesige Filmkünstler und -innen. Das wirkt manchmal etwas hüftsteif und knipsig, aber so ist das halt an der Basis.

Auch ganz dicht an der Realität (von Trendmöbelfreunden, selbstgemachter Mode samt Accessoires und ähnlichem, aber auch von Fotografie und Grafik) befindet sich zum Glück Heimatdesign. Der diesjährige Markt macht mit bei der neuen "Popstadt Dortmund"-Welle und integriert dazu passendes verstärkt in sein Programm. (Der Name des Projektes ist und bleibt offensichtlich auch … Programm.) Schauplatz in diesem Jahr ist gar das Westfalen-Forum. An jene die das Magazin gleichen Namens vermissen: Ich sehe da keine konkreten Aussichten, vielleicht korrigiert mich ja jemand. Nein? Gut.

Also noch mehr Glamour ins Paket: Noch eine Woche lang gibt es eine gute Gelegenheit mal wieder in ein Düsseldorf zu fahren wie es immer sein wollte (und dann doch viel zu banal wurde): Exklusiv hängen Fotografien von David Lynch schick im Medienhafen. Da kann mensch ja mal rüberfahren, braucht sich weder Bilk noch Altstadt geben und hat mal kurz wieder dieses Gefühl da ginge was, Düsseldorf sei eine Kunststadt und nur von interessanten Leuten bewohnt. Ob ich "Inland Empire" noch ein viertes Mal einwerfe? Es heißt ja, nur die Szenen mit der Polin (?) seien "real", der Rest "Traum". Hm, vielleicht.

Im Überblick:
"Blicke aus dem Ruhrgebiet" sind vom 20. bis 23. November im Bahnhof Langendreer zu erhaschen.
"Heimatdesign 2008" zeigt sich am 22. und 23. November im Westfalen-Forum.
"David Lynch: New Photographs" im Epson Kunstbetrieb wird ab dem 23. November dann mal wieder abgehangen.

No, we can´t

In Dortmund "tobt" der Vorwahlkampf zwischen den beiden  sozialdemokratischen  OB-Aspiranten Jörg Stüdemann und Ullrich Sierau.  Beide gehen auch online auf  Stimmenfang.

Kurz nach der Wahl von Obama, die auch im Internet gewonnen wurde, fragten sich nicht wenige, wie die Parteien in Deutschland auf die Erkenntnisse aus dem US-Wahlkampf reagieren würden. Jens vom Pottblog war skeptisch, was die kommenden Bedeutung des Internets bei den nächsten Wahlkämpfen angeht.  Nun, Casi hat auf zweipunktnull überraschende Parallelen zwischen den Webseiten von Barack Obama und Benjamin Netanyahu festgestellt – da hat jemand offensichtlich stark abgekupfert. 

Beides kann man weder Ullrich Sierau noch Jörg Stüdemann vorwerfen. Dafür, dass sie Oberbürgermeister einer Stadt werden wollen, die sich rühmt, einer der wichtigsten IT-Standorte der Republik zu sein, wirken beide Seiten nicht nur äusserst uninspiriert, sonder auch lieblos gemacht. Von Interaktionsmöglichkeiten, die über ein Gästebuch voller Lobhudeleien (Und das auch nur bei Sierau) hinaus gehen, ist nichts zu sehen. Über die Grafik möchte man den Mantel des Schweigens legen.

Ist das ein Fehler? Vielleicht. Es könnte aber auch gut sein, dass beide ihre Wähler kennen und die Internetaffinität der 9.000 wahlberechtigten Sozialdemokraten in Dortmund einfach nur realistisch einschätzen. Und wenn die nicht allzu hoch ist, macht es Sinn, sich vor allem auf den persönlichen Kontakt zu seinen Wählern konzentrieren – neben den vier großen Infoveranstaltungen tingeln beide im Augenblick durch die Ortsvereine und Hinterzimmer der Stadt.

Das werden sie allerdings bald hinter sich haben: Bis zum 24. November  können die SPD-Mitglieder Dortmunds noch über ihren OB Kandidaten abstimmen – am 25. wird dann das Ergebnis feststehen.  Eines ist indes schon jetzt sicher: Die Wahl wurde nicht im Internet entschieden.  Daran ändert auch der Podcast der Jusos im Netz nichts – er ist so prickelnd wie ein Glas abgestandenes Export-Bier.

   

AGR ganz auf die schnelle – Kein Schadensersatz aus Brochier-Debakel

Die Info, die mich gerade per Telefon erreichte, erwies sich nach einem kurzen Gegencheck als wahr. Und zwar hat die Anwaltskanzlei Taylor-Wessing im Aufrag des Regionalverbands Ruhr (RVR) festgestellt, dass gegen die Verantwortlichen aus dem Brochier-Debakel keine Schadensersatzansprüche gelten gemacht werden können. Zur Erinnerung. Brochier gehörte mal der Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) und brachte nach Verlusten von weit über 100 Mio Euro die Müllfirma an den Rand des Konkurses. Selbst als Brochier endlich mit Verlusten abgestoßen worden war, war immer noch nciht Schluss. Nach der Pleite von Brochier musste die AGR wegen schlecht verhandelter Verträge nochmal fast 50 Mio Euro fallenlassen.

Die Rechtsanwälte von Taylor-Wessing haben nun herausgefunden, dass die ganze Nummer verjährt sei. Vor allem Michael Vagades darf aufatmen. Der Ex-Chef der AGR war verantwortlich für die Brochier-Nummer.

SPD-Ruhr und Nahverkehr: „Es kann nicht so bleiben wie es ist“

Schlecht, chaotisch und teuer: Mit diesen drei Begriffen ist der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet gut beschrieben. 

Foto: VRR

Darüber, dass der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet eine Katastrophe ist, war hier schon häufiger etwas zu lesen: Über die Kritik von Gutachtern an der Struktur des Nahverkehrs ebenso wie über die hohen Preise und die schlechte Qualität des Angebots. Nun will die SPD-Ruhr sich des Themas annehmen. Dabei soll es nicht nur um die schlechte finanzielle Ausstattung des Nahverkehrs gehen, sondern auch um die Organisation des Nahverkehrs. Im Ruhrgebiet splittert er sich auf auf zahlreiche Nahverkehrsunternehmen auf. Jedes hat eine teure Verwaltung und bietet zahlreiche Pöstchen für Politiker. Mögliche Synergieefekte werden kaum genutzt, enge Kooperationen, wie zwischen den Nahverkersunternehmen aus Essen, Duisburg und Mülheim, sind die Ausnahme. An diesen teuren und zugleich leistungsschwachen Wildwuchs wollen nun einige in der SPD-Ruhr ran. Die SPD-Ruhr bereitet augenblicklich ein Thesenpapier zum Thema Nahverkehr vor, dass auch mit Tabus brechen soll. "Der Nahverkehr im Ruhrgebiet kann in keiner Weise mit dem in Städten wie Berlin oder Hamburg mithalten. Das kann nicht so bleiben", so ein Sozialdemokrat zu den Ruhrbaronen. Auch Organisationsfragen sollen – wenn wohl auch behutsam – angesprochen werden: "Es kann nicht so bleiben wie es ist, dass ist eigentlch allen klar."  Das Dutzende von vor sich herwurschtelnden Nahverkehrsunternehmen für eine Region mit 5,5 Millionen Einwohnern kein Erfolgsmodell sind, scheint  sich also langsam aber sicher rumzusprechen.  Ich höre jetzt schon den Aufschrei der Besitzstandswahrer…

Werbung

„Rettet die Kulturhauptstadt“

In der FAZ fordert Andreas Rossmann die Rettung der Kulturhauptstadt

Foto: Kultur2010

Das Fazit seines ausführlichen Artikels: Zu viel Marketing, zuviele Gags und Gimmicks und zu wenig Kunst und Kultur. Zudem interessantes über die nicht vorhandene Perspektive der Philharmonie in Essen. Vielleicht ist der Text ein wenig zu stark auf Essen bezogen, aber das ändert nichts daran, dass hier das wichtigste Feuilleton des Landes Alarm schlägt. Wie war das mit dem Imagegewinn durch die Kulturhauptstadt? Hier der Artikel  .
Vielleicht wäre es an der Zeit, auch mal im Ruhrgebiet selbst offen über die Kulturhauptstadt zu diskutieren. Viele der Blogs, die sich dem Thema noch vor einem guten halben Jahr angenommen haben sind längst verstummt. Meine Frage: Muß die Kulturhaupstadt überhaupt gerettet werden? Wenn ja, wie?

Weitere Texte zu dem Thema:

Ärger in der Kulturhauptstadt

Die klassische Trgödie

Die Kulturhaupstadt und die M-Frage

 

Werbung

Regener und sein kleiner Bruder

Sven Regener, Sänger der Band Element of Crime, liest heute in der Zeche in Bochum.

Foto: Eichborn

Und zwar aus seinem nicht mehr ganz so neuem Buch "Der kleine Bruder", dem letzten Teil seiner Lehmann-Triologie, der zeitlich gesehen allerdings der mittlere Band ist und im Berlin der frühen 80er Jahre spielt. Mir hat ja "Neue Vahr Süd" besser gefallen, aber bitte: 19.00 Uhr Einlass, 20.00 Uhr Beginn, Zeche Bochum    

Trio and Error: RWErbeniete

Es ist schon eine hübsch lange Zeit her, 1983 war es, da nannte die norddeutsche Alliterationspopband Trio ihre zweite US-Platte "Trio and Error". Und genau das könnte über der neuen Kampagne von RWE beziehungsweise Jung von Matt beziehungsweise Bungalow Brand Lab stehen: Trio und Errrors. Ich versteh die nicht!

Denn mal ehrlich, wer erinnert sich noch an die drei Musikclowns? Wer erkennt sie auf Anhieb auf den großen Zeitungsseiten. Bis auf den gebürtigen Wittener Stefan Remmler sind sie abgetaucht beziehungsweise ausgewandert. Und statt einmal zu erläutern, wer das Dreigestirn von der Stromtanke ist, wird geschwiegen (Vielleicht, weil die Jungs aus Großenkneten in ihren populärsten Zeiten für Greenpeace geworben haben?) Gesetzt wird allein auf Synapsenanschlüsse von "3 Worte", "3 Jahren" zu Trio. Nee, nee, ich glaub das funzt nicht. Genauso wenig wie das hässliche voRWEggehen – auch das sieht schwer aus nach Achtziger Jahren. .

Zudem wird ein windschiefes Produkt beworben. "RWE Proklima Strom 2011" soll unschlagbar klimafreundlich sein, nahezu CO2-frei erzeugt werden, weil Atomkraft und Wasserkraft gemischt werden. Trotzdem wird das Produkt wie der billige Jakob gepriesen: "Es wird Frühling, Sommer, Herbst, Winter – der Preis bleibt." Entweder ich bestell mir tollen Klimaschonstrom oder den günstigen Ramsch. Da ist also etwas faul.

Ziemlich erhellend ist das Kleingedruckte. Hier wird eine Mengenangabe nicht nur zum CO2 Ausstoß, sondern auch zum radioaktiven Abfall genannt. Pro Kilowattstunde entstehen demnach beim Proklimastrom 0.0018 Gramm "radioaktiver Abfall". Griff zum Taschenrechner: Im Jahr wäre ich als Kunde demnach für 3 Gramm Atommüll gut. Würden alle Bundesbürger Proklima beziehen, häuften sich immerhin rund 300 Tonnen an – pro Jahr. Anders gesagt: 25 Castorbehälter.