Der Essener Energiekonzern plant die umfassenste Restrukturierung der letzten Jahre. Nach meinen Informationen sollen nach der Zerschlagung der RWE Systems AG nun die Regionalgesellschaften unterhalb der Vertriebs- und Netztochter RWE Energy verschmolzen werden. Und zwar so lange, bis nur noch eine Netzgesellschaft und eine Vertriebsgesellschaft unter dem Dach der RWE Energy bestehen bleibt. Zudem sollen die Transportnetze aus dem Beritt der Energy herausgelöst und an die Holding angegliedert werden. Damit kommt RWE-Chef Jürgen Großmann zunächst den Forderungen der Bundesregierung und der EU entgegen, die für eine Trennung der Netze vom Vertreib sind. Gleichzeitig aber konfenktioniert Großmann damit die Transportnetze für den Verkauf.
Nach den Ideen von RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann sollen zunächst die beiden größten Regionalgesellschaften der Energy, RWE Weser Ems und RWE Rhein Ruhr verschmolzen werden. Die beiden Unternehmen sind vor allem in Norddeutschland und in Nordrhein-Westfalen aktiv. An diesen Kern sollen später weitere Vertriebsfirmen des Konzerns, wie die enviaM aus Ostdeutschland oder die kelag aus Klagenfurt, angegliedert werden. Das Ziel ist die Bildung einer einzigen Vertriebsgesellschaft für ganz Deutschland. Ähnlich sieht die Entwicklung im Netzgeschäft aus. Auch hier wird die Konzentration in einer einzigen bundesweiten Gesellschaft geprüft.
Von der alten Dortmunder VEW ist damit nichts strukturelles mehr da. Der alte Konzern aus dem Ostrevier wurde damit vom RWE aufgezogen und verdaut.
Nach meinen Infos soll der Umbau der RWE Energy bis zum Ende des Jahres eingeleitet werden. In diesem Zusammenhang sei auch der Wechsel des Chefs der RWE Rhein Ruhr, Georg Müller, zum 1. Januar auf den Chefposten des Regionalversorgers MVV zu verstehen, sagte ein Insider. Ein RWE-Sprecher bestätigte mir gestern lediglich, der Konzern prüfe derzeit "vor dem Hintergrund sich verändernder Anforderungen durch Regulierung und Markt seine Netz- und Vertriebsstrukturen." Einzelheiten zum Umbau seien noch nicht bekannt.
Die Fusion der Gesellschaften Weser Ems und Rhein Ruhr hat noch einen spannenden Nebeneffekt: Durch den geplanten Umbau könnte der Einfluss der Städte im Konzern zurückgedrängt werden. Nach meinen Recherchen kann RWE den Anteil der Kommunen an der Tochter Weser Ems bis zum Ende des Jahres für rund 800 Mio. Euro zurückkaufen. Hintergrund ist ein Kompromiss aus dem Jahr 2003. Damals stimmten die RWE-Städte der Integration der Gas-Aktivitäten in den Konzern nur gegen einen Barzahlung in Höhe von 100 Mio. Euro zu. Zudem bekamen sie für fünf Jahre einen Anteil an der Weser Ems mit einer garantierten Dividende von 48 Mio. Euro. Danach hat RWE ein Rückkaufrecht.
Die RWE-Kommunen kontrollieren derzeit nur noch rund 16 Prozent der Konzern-Stimmrechte. Dazu kommen weitere Beteiligungen an RWE-Töchtern.Im Aufsichtsrat der Holding haben die Städte noch fünf Vertreter. Dazu kommen haufenweise kommunale Vertreter auf Posten in den anderen RWE-Aufsichtsräten bei Töchtern und in den RWE-Beiräten. Ein RWE_Magare sagte mir jetzt. "Wenn der Umbau vollzogen wird, werden etliche Leute ihren warmen Posten verlieren."
Wie weit die Pläne bereits ins Detail gehen, kann man in Tschechien sehen. Hier will RWE Energy die Zusammenarbeit mit dem staatlichen Versorger CEZ ausbauen. Nach meinen Informationen sollen die sieben tschechischen Regionalgesellschaften der RWE Transgas weitgehend in Prag zusammengefasst werden. Im nächsten Schritt sei der Aufbau gemeinsamer Vertriebsbüros mit der CEZ in ganz Tschechien geplant, bestätigte ein Sprecher. Transgas verkauft vor allem Gas. Die CEZ ist auf den Stromvertrieb spezialisiert. "Wir ergänzen uns", sagte der RWE-Sprecher.
Darüber hinaus kursieren seit Wochen Gerüchte, dass RWE plane, bei dem tschechischen Versorger einzusteigen oder ihn gar zu übernehmen. Mit einem Vorsteuergewinn von 3,5 Mrd. Euro gehört CEZ zu den zehn größten Energieversorgern in Europa. Doch wie gesagt, dass sind nur Gerüchte.