Die Unis platzen aus allen Nähten…

Trotz Studiengebühren wächst die Zahl der Studenten in NRW. Grund: Die Karriereaussichten sind phantastisch.

Über 70.000 Erstsemester stürmen die Hochschulen in NRW. Insgesamt studieren im Land damit fast eine halbe Million Menschen. Auch alle Hochschulen im Revier wachsen – nur doe Ruhruni nicht. Vielleicht sollten sich die RUB-Verweigerer den Film von Lukas ansehen – immerhin gibt es regelmäßig Feuerspieße in der Mensa (und von dem Film drei Teile!)

Schön auch, dass die Zeiten vorbei sind, in den Literaturwisschenschaftler sich als Taxifahrer, Lagerarbeiter oder Journalisten verdingen mußten. Heute bekommen sie schnell eine eigene Fernsehsendung – vorausgesetzt, sie beleidigen alle, die beim Fernsehen arbeiten – aber die sind das ja wahrscheinlich gewohnt und verdient haben sie es eh.  Wie sagte schon Hape Kerkeling? Das ganze Leben ist ein Quiz – und wir sind nur die Kandidaten.

 

Kultur2010: Programm und Plattitüden

Heute wurde das Programm zum Kulturhauptstadtjahr 2010 veröffentlicht.

Klar, als Eingeborener kennt man vieles, was im  Buch1, ein übrigens nahezu biblischer Titel für ein Programmheft, vorgestellt wird. Das ist OK. Die Kulturhauptstadt muss, wenn sie erfolgreich sein will, Menschen von außerhalb des Reviers erreichen  und für die sind das Ruhrtal oder auch die Industriekultur (Über die hier ja schon kritisch diskutiert wurde) durchaus etwas neues und spannendes.

Für Aufmerksamkeit sorgt die Kulturhauptstadt schon heute. Der wirklich schöne Artikel im Stern vom vergangenen Donnerstag, der wohl Titelgeschichte geworden wäre, wenn die Finanzkrise nicht dazwischen gekommen wäre und auch das NRW-Special im heutigen Spiegel sind in Teilen sicher von der Kulturhauptstadt inspiriert worden.

Mission Statement
Das  Kapitel mit der Überschrift "Unser Auftrag" formuliert den Anspruch, dem sich die Macher der Kulturhauptstadt stellen.  Ziel  des Kulturhauptstadtjahrs  ist  es demnach

– die Kulturförderung und -vermittlung zu stärken
– die europäische Öffentlichkeit mit dem Ruhrgebiet vertraut zu machen
– Kindern Kund und Kultur näher zu bringen
– Mit Kunstprojekten den sozialen Zusammenhang zu stärken
– die Wirtschaftstätigkeit zu fördern
– das architektonische Erbe zu fördern und in neue Strategien der Stadtentwicklung zu integrieren
– Den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern.

Die Ansprüche sind ebenso hoch wie vage formuliert. Schauen wir mal Ende 2010 nach, was draus geworden ist.

Plattitüden
Es gibt Sätze in diesem Buch, die zum Fremdschämen führen. Wer schreibt so einen Unfug wie "Von den Bohemiens des beginnenden 21. Jahrhundert wird die Metropole Ruhr gerade entdeckt" oder "Keine Karte, kein Städteatlas und kein Navigationsgerät geben Neugierigen, Reisenden und nicht einmal den Bewohnern selbst Auskunft darüber. Kein Wunder. Denn die Metropole Ruhr entsteht gerade erst. Jetzt! Als Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 betritt sie als echter Newcomer die urbane Bühne Europas." Das wir die Bühne nicht vorher betraten  lag an unserer eigenen Blödheit und den hiesigen Strukturen. Eine Metropole nennt man sich übrigens nicht selbst und im entstehen  sind wir auch nicht. Entstehen, das impliziert Wachstum. Wir schrumpfen. "Der Ort von RUHR.2010 ist Europa. Die Achse Warschau – Berlin – Brüssel kommt in Zukunft ohne die Metropole Ruhr nicht mehr aus" Ich glaube, dass kam sie schon vorher nicht.

Fünf
Das Ruhrgebiet wird in fünf Zonen eingeteilt – Duisburg, Essen, Oberhausen, Bochum und Dortmund. Jede dieser Zonen hat bekommt ein eigenes Besucherzentrum. Zentrum bedeutet indes nicht, dass es zentral liegt: Das Essener wird auf Zollverein sein. Von diesen fünf Zentren kann man dann das Umland und die Kulturangebote der jeweiligen Region erkunden: Von Bochum aus zum Beispiel  Recklinghausen, von Duisburg  aus Mülheim und  von Oberhausen aus Gladbeck. Da der Nahverkehr zwischen den Städten ohnehin desaströs organisiert ist, macht es nicht viel aus, dass sich die Planer nicht an den traditionellen Strukturen orientiert haben. Entweder, sie organisieren für das Jahr 2010 ein eigenes Netz oder die Besucher sollten mit dem Auto kommen. Wer mit dem ÖPNV von Oberhausen zur Maschinenhalle Zweckel fährt, wird unsere Leidensfähigkeit bewundern lernen und beim Wort Metropole in Brülllachen ausbrechen.  

Passagen
Auf vier Hauptpassagen (Lippe, Emschertal, Hellweg (A40) und Ruhrtal sowie einer Nebenpassage, dem Rhein, kann man die Region touristisch erkunden.  Neben  historischen und  einfach nur schönen Ausflügen wie im Ruhrtal werden an diesen Passagen auch Veranstaltungen wie  die Party auf der A40 (Still-Leben)  oder gewohntes wie das Krimifestival "Mord am Hellweg" stattfinden.  Zu sehen sein wird aber auch neues wie die Kunstinstallation "Ruhr-Atoll" auf dem Baldeneysee und der Ruhr in Essen. Bei dem Programm vermisse ich Aktionen wie Land for free, über die lange gesprochen wurde.

Erleben & Höhepunkte
Die klassischen Highlights – das was man von einer europäischen Kulturhauptstadt erwartet und auch erwarten kann. findet sich im Buch1 im  Kapitel  "Erleben": Das Folkwang Museum mit seinen Ausstellungen über die Impressionisten in Paris oder A Star is Born. Fotografie und Rock seit Elvis Presley.   Situation Kunst in Bochum mit Installationen von Serra und Nordman.  Der Austellungsparcour "Die zweite Stadt" unter Zollverein, der nur als Ausblick präsentiert wird und Klassiker wie das Emil Schumacher Museum in Hagen. Und noch vieles mehr: Das Dortmunder U, die Alte Synagoge in Essen, die Moschee in Duisburg-Marxloh – an den meisten der Orte wird es Ausstellungen und Konzerte geben – noch stehen nicht alle fest, aber es werden viele sein. Das ist gut. Das muss so sein. Und wir werden sicher auch Überraschungen erleben bei den Installationen der Biennale für Internationale Lichtkunst, bei einer besonders üppigen Extraschicht, beim National Poetry Slam, beim Baukultur Salon und und und…

Kreatives
Im Augenblick lese ich das Buch "Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm" von Tim Renner über den Niedergang der Musikbranche in Deutschland. Renner erwähnt nicht mit einem Wort Dieter Gorny – das nur mal so am Rande. Dieter Gorny hat  allerdings  in dem Programm seine Spuren hinterlassen und die meisten davon finde ich auch gut. Klar, es wird eine Strukturförderung für den Pop-Bereich geben – die wurde ja von Gorny in seiner Zeit im Rockbüro in Wuppertal quasi erfunden. Es wir deinen Pop-Kongress geben, was nicht weiter stört, einen Verband, die Ruhr Music Commission, was zur Netzwerkbildung beitragen wird und die ist sowieso immer gut und auch die Jazzfreunde, von denen ich manchmal den schmerzhaften Eindruck habe, dass sie schon alle als Autoren bei den Ruhrbaronen tätig sind, kommen mit dem Festival in  Moers und einem eigenen Netzwerkprojekt für die Musiker auch zu ihrem Recht auf Beachtung. Gorny setzt bei seinen Projekten weniger auf direkter Förderung als auf den Aufbau von Strukturen in den Bereiche Design, Pop, Jazz und Games – nicht alles davon wird über das Jahr 2010 bestand haben, aber alles was die Stadtgrenzen überschreitet und bei der Etablierung revierweiter Szenen hilft, ist gut. Da meckert man nicht.
Und auch die Kreativquartiere, die Wohn- und Lebensräume des sagenumwobenen Kreativen Klasse finde ich gut – weil ich daran glaube, dass es besser ist, wenn sich Talente konzentrieren. In dieser Frage scheint übrigens Realismus eingekehrt zu sein: "Das
Areal des Dortmunder U, das Viktoria Quartier Bochum sowie Unna-Massen stehen bereits jetzt als beispielhafte Areale fest."  Zur Erklärung: in Unna soll das ehemalige Spätaussiedlerlager Künstlern zur Verfügung gestellt werden. Ob das klappt? wer weiß. Aber ich finde gut, dass in dieser Liste Zollverein fehlt. Der Traum,  daraus ein Design oder sonst was Quartier zu machen scheint ausgeträumt. Das Viktoria Quartier (Umfeld des Bermudadreiecks) und die Gegend um das Dortmunder U (Klinik- und Kreutzviertel) sind gute Projekte. Das kann klappen.

Was fehlt in diesem Artikel?
Unmengen: Twins – eine Menge schöner  Aktionen mit den Partnerstädten  der Städte des Ruhrgebiets. Das Chortreffen !Sing,  ISEA, das Festival für elektronische Kunst  das Theaterquartier Ruhr auch und und und…wer sich über alles informieren will, kann sich Buch1 als PDF herunterladen. Die Kulturhauptstadt-Internetseite wurde übrigens auch überarbeitet. Auch beim Logo gibt es Neuigkeiten – daüber mehr beim Pottblog.

3 FÜR 7 – Ausgehtipps, ausnahmsweise am Sonntag

Thema „Veranstaltungsreihen“ – hier durchaus schon einmal andiskutiert. Was machen die Veranstalter am besten? Lokal fokussieren und zeitlich ausbreiten? Nur Spitzenproduktionen abliefern und die freie Szene sich selbst überlassen? Infrastruktur und Anreize schaffen und sich inhaltlich raushalten? Das Spektrum ist breit und zu Recht unterschiedlicher Ausprägung. Gut auszumachen ist dies Mitte Oktober an einem Filmtheater und den Kreativwirtschaftlern in Essen sowie an einem Theaterfestival in Dortmund.

Geburtstagsgala für die Essener Lichtburg! Und natürlich massenhaft Premieren drum herum. 80 Jahre wird die alte Dame, und es gibt bereits am 16. Oktober einen Stargast namens Elmar Wepper, der zu „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie vorbeischaut. Die Deutschlandpremiere im Festprogramm gebührt „La Boheme“ von Robert Dornhelm mit Anna Netrebko und Rolando Villazón. Als Bühnenveranstaltung gibt es Gerhard Polt & Biermösl Blosn. Nun ja, das ist jedenfalls nicht alles, und bei der Geburtstagsgala am 18. Oktober wird der Gildefilmpreis vergeben, prominente Freunde und Förderer schauen rein und es gibt selbstverständlich Filme, Musik und Präsentationen. Glückwunsch!

„Essens Kreative Klasse“ – eine Art Showcase von Unternehmen und (sich zusammen schließenden) Einzelakteuren, die im gesamten Stadtgebiet vom Tag der Offenen Tür über (kostenfreie) Veranstaltungen bis hin zu Workshops auf unterschiedliche Weise zeigen was sie so drauf haben. Preise gibt es in diesem Jahr ebenso wie einen Schirmherrn Dieter Gorny und hier mal exemplarisch zwei der interessanteren Veranstaltungen: Bei der „talkbox“ in der Heldenbar des Grillo-Theaters reden am 18. Oktober kluge Köpfe des Popbiz Ruhr über das „Musikbusiness 2009“. Danach gibt es „Heldenrausch“ mit DJ Jan 3000 und Dirk Ping – es ist wohl eine Art „Popkomm in der Nussschale“. Zur „Paperchase an der Flora“ wiederum laden einige viele Geschäfte an der Florastaße in Rüttenscheid, geben eine kleine Zeitung mit Fragen drin heraus und blasen dann zur – genau – Schnitzeljagd am 17., 18. und 20.–25. Oktober. Natürlich finden aber auch Kongresse, Business Talks usw. statt, in denen die Entwicklungsgesellschaft Zollverein dann zeigt was sie inzwischen gelernt hat.

Schnell also raus aus Essen – da wird’s ja manchmal recht eng – und nach Dortmund, wo „Theaterzwang“ jetzt „favoriten08“ heißt. Äußerlich eine vorsichtige Modernisierung also, inhaltlich bleibt es bei einer Auswahl an freien Produktionen aus ganz NRW, Jury-gepickt und sorgsam aufbereitet. Einiges aus der Auswahl in Schlagworten: Es gibt z.B. Half Past Selber Schuld mit „Barfuss durch Hiroshima“ (Foto: Krischan Ahlborn) nach einem Manga von Keiji Nakazawa, Laurent Chétouane macht „Bildbeschreibung“ nach Heiner Müller (beide im Depot) und es gibt mit „Die Schauspieler“ von Kerlin, Lettow, Schmuck eine erste Koproduktion von favoriten mit dem Institut der Theaterwissenschaften Bochum, dem Ringlokschuppen, dem Pumpenhaus und dem Theater Moers – diese außerhalb des geschätzten Wettbewerbs, so wie es ja offiziell zu sein hat bei dieser Sorte fröhlichem Kulturfilz.

Im Überblick:
„80 Jahre Lichtburg“ vom 16.-22. Oktober – www.lichtburg-essen.de
„Essens Kreative Klasse“ vom 16.-26. Oktober – www.essenskreativeklasse.de
„favoriten08“ vom 17.-25. Oktober – www.favoriten08.de

Werbung

Obama Sieg kaum noch zu nehmen – es sei denn, er wird erschossen

Die Meinungsforscher in den USA sind sich ziemlich einig. Obama liegt in fast allen wichtigen Staaten vorne. Nur in Florida noch nicht so richtig. Aber auch das wird kommen. Laut New York Times, nebenbei der besten Zeitung der Welt, kann Obama derzeit mit 264 Wahlmännerstimmen rechnen. Zum Sieg braucht er 270. MacCain kommt gerade auf 180.

Und damit beginnt die Gefahr. Die strunzdumme Sarah Palin, MacCains Pick for VP, wurde gerade wegen akuten Zickenalarms des Amtsmißbrauchs überführt. Sie hatte verlangt, dass ein Landespolizist gefeuert wird, weil er ihre Schwester verlassen hatte. In der Enge aber werden tumbe Menschen aggresiv. Palin greift Obama an und beheizt damit den radikalen Flügel ihrer Partei. Die Leute rufen auf den Palin-Rallies, "Verräter" und auch "kill him", wenn die Alaska-Ziege von Obama spricht. Das doofe ist, die Amis tun das auch. Sie töten Präsidenten und Präsidentenkandidaten. Ich hoffe, Obama hat den besten Schutz der Welt.

Ach und noch was. Ich glaube auch, MacCain ist nicht der Untergang des Abendlandes. Der Mann ist OK. Nur alt. Wird er gewählt und kratzt drei Monate später wegen körperlicher Überforderung ab, ist mit einem Mal diese Hinterwäldler-Hippe Palin Boss vom Ganzen. Und davor graut es mir so richtig.

 

Mein Besuch bei Opel in Bochum – irgendwo in Krisenland

Irgendwie habe ich erst so richtig begriffen, wie hart es wird in der Wirtschaft, als ich in Bochum bei Opel war. Es geht nicht um ein Werk. Es geht um alle Autobauer – überall. Überall in Europe sieht es so ähnlich aus, wie hier an Tor 4 auf der Wittener Straße in Bochum-Altenbochum.

Foto: Flickr / The Learned Monkey & the Lazy King

Ein Arbeiter streicht in der Herbstsonne den Eingang zu einem Pförtnerhäuschen grau. Mit sorgfältigen Pinselstrichen ist fast ganz unten angekommen. Manchmal richtet er sich auf und schiebt sich seine runde Brille zurück auf die Nase. „Man weiß ja nicht was kommt“, sagt er. „Vielleicht macht General Motors in den USA ja pleite.“ Dann überlegt er wieder „Oder auch nicht.“ General Motors ist das Mutterunternehmen von Opel in Deutschland.

Eine Existenzbedrohende Krise stellt man sich anders vor. Doch statt Panik herrscht am Freitag im Bochumer Opelwerk eine gemütliche Sonntagsstimmung. Arbeiter erledigen die Arbeiten, die sie sowieso immer mal erledigen sollten. Im verwaisten Foyer der Zentrale plätschert ein Springbrunnen verlassen vor sich hin. Allein ein kleiner LKW zieht einen Anhänger hinter sich her, in dem Auspuffrohre übereinander gestapelt sind, wie Weinflaschen im Holzregal. Alles hier scheint so ruhig zu sein, wie der Arbeiter mit seinem Pinsel an Tor 4.

Dabei gibt es eigentlich Grund zur Sorge. Normalerweise holen bis zu 100 Laster am Tag die neuen Opel-Limousinen ab. Jetzt kommen gerade mal 4 Transporter, um Wagen aufzuladen. Im Bochumer Werk stehen derzeit alle Bänder still. Weil die Nachfrage ausbleibt, wie die Geschäftsleitung mitteilt. Zunächst wurden die planmäßigen Werksferien im Herbst außerplanmäßig um eine Woche verlängert. Nun sollen am Montag die Arbeiter zurück ins Werk kommen, um schon eine Woche später wieder für gut 14 Tage nach Hause geschickt zu werden. Der Direktor des Bochumer Opelwerkes Uwe Fechtner sagt: „Es hat keinen Sinn Lagerwagen zu bauen, ohne Kundenaufträge zu haben.“ Keine Nachfrage, keine Autos, keine Arbeit. Bochum wird ab dem 20.Oktober wieder stillstehen.

Dabei ist Opel nicht selbst für die Krise verantwortlich. Im Zuge der US-Finanzkrise gerät der Gesamtkonzern General Motors ins Schlingern und mit ihm die gesamte Autoindustrie. „Allein in Spanien ist der Markt im August um 40 Prozent eingebrochen“, sagt Fechtner. Das Vertrauen ist weg. Überall in Europa. „Die Leute wissen nicht was kommt. Sie halten ihr Geld zusammen. Und verschieben deshalb den Kauf ihres nächsten Autos.“

Wenn aber niemand Autos bestellt, werden keine gebaut. Das ist bei VW so, bei Mercedes, bei Ford. Überall. BMW in Leipzig beispielsweise stellt Ende Oktober für vier Tage die Bänder still, und bei Daimler in Sindelfingen werden die Weihnachtsferien früher beginnen als sonst. Bei Renault und PSA sieht es nicht anders aus. „Es ist unser generelles Ziel, die Fahrzeugbestände auf möglichst niedrigem Niveau zu halten“, sagt ein Daimler-Sprecher.

Der überraschend schnelle Stillstand der Autofabriken ist eine Folge des Prinzip der Punktgenauen Produktion. Bestellt heute ein Kunde ein Auto, kann er sich den Wagen am Computer samt Extras und ausgefallenen Farbwünschen zusammenstellen. Damit geht sein Auftrag ans Band und wird innerhalb von rund drei Monaten abgearbeitet. Wenn nun keine frischen Aufträge reinkommen, lohnt es sich nicht für 50 Bestellungen eine Fabrik wie in Bochum anzuschmeißen. „Das ist so, als sei der Abfluss verstopft. Da können sie oben nichts mehr nachschütten“, sagt Direktor Fechtner. Im Flur zu seinem Büro hängt eine Tafel. Darin werden die sieben Arten der Verschwendung beschrieben. Ganz am Anfang steht die Überproduktion.

In den USA haben die Börsen mittlerweile das Vertrauen in die Autoriesen verloren. Die Aktie von GM sank im Verlauf der letzten Woche auf ein historisches Tief. Die Papiere von Ford fielen genauso rasant. Nach Analysten-Schätzung "verbrennen" GM und Ford jeden Monat jeweils eine Milliarde Dollar. Die Folge: Die Riesen kriegen kaum frisches Geld von Banken um ihre Produktion vorzufinanzieren.

Die Folgen sind in Europa zu spüren. Opel Bochum ist nicht das einzige GM-Werk, das runter gefahren wird. Im Brüsseler Werk in Antwerpen wird darüber diskutiert, die Fabrik ganz zu schließen. In Spanien, England und Schweden werden ganze Schichten gestrichen. Statt rund um die Uhr werden nur noch 16 Stunden am Tag Autos gebaut. Und für nahezu alle Fabriken gilt: Ab dem 20. Oktober wird so gut wie nichts mehr produziert. General Motors geht in Europa in eine Art zweiwöchigen Winterschlaf.

Vor dem Tor 2 in Bochum stehen normalerweise die LKW der Zulieferer Schlange. Just in Time kommen hier die Bleche für die neuen Limousinen. Heute ist der Platz nahezu leer. Ein Hänger steht hier. Nebenan auf dem Parkplatz wartet ein knappes duzend andere darauf entladen zu werden. Ein Arbeiter flüstert, er habe gehört, die Verträge mit den Zulieferern seien auf Eis gelegt worden. Später bestätigt das ein Konzernsprecher: für die Zeit der verordneten Werksferien wird es keine Anlieferung geben.

Doch trotz dieser Nachrichten ist es ruhig vor dem Werk. Keine Demo, keine Mahnwache, keine aufgebrachten Arbeiter. Warum das so ist, erklärt Rainer Einenkel in seinem Büro im Betriebsrat. „Natürlich haben wir hier Sorge um die Zukunft. Aber Opel ist nicht isoliert zu betrachten. Die Krise liegt nicht an uns. Da schwappt was aus den USA zu uns rüber.“ Einenkel trägt ein Firmenhemd, auf dem sein Name über der Brust eingestickt ist. Er hat den großen Arbeitskampf geleitet, damals vor fast vier Jahren, als Opel in Bochum dicht gemacht werden sollte. Er hat mit seinen Leuten vor dem Werk gestanden und gekämpft. „Jetzt können wir ja nichts machen“, sagt Einenkel. „Die Kaufkraft wird weltweit vernichtet. Da kann man nicht gegen demonstrieren.“ Statt also Kampflust zu schüren, konzentriert sich der Betriebsrat darauf realistisch zu bleiben. In seinem Werk hat er vor wenigen Tagen einen Zukunftsvertrag mit der Geschäftsleitung unterschrieben. Bis 2016 darf keinem Kollegen betriebsbedingt gekündigt werden. Zudem soll schon im übernächsten Jahr in Bochum die Produktion der neuen Modelle anlaufen. Das bedeutet: Jobs für weitere Jahre. Gleichzeitig hat Einenkel flexible Arbeitszeiten durchgesetzt. Die Leute im Werk haben Zeitkonten. Steht das Werk still, kriegen sie nicht weniger Lohn, sondern müssen unbezahlte Überstunden machen, wenn die Konjunktur wieder anspringt. Niemand muss sich also Sorgen, sagt Einenkel. Das beruhigt. Und überhaupt: „Morgen wollen die Menschen wieder Autos kaufen. Die Krise kann ein wenig dauern, aber es wird weitergehen.“

Vor dem Tor 4 ist der Arbeiter immer noch nicht mit seiner Tür fertig geworden. Ganz unten muss noch mehr graue Farbe drauf. Aber er hat keine Lust mehr, sich zu bücken. Er richtet sich auf und schiebt seine Brille hoch. „Am Ende stehen alle Versprechen nur auf dem Papier“, sagt er. Kann man da was drauf geben?

 

It´s The End Of The World As We Know It?

 

Selten gab es eine so dichte und beunruhigende Nachrichtenlage wie in der Finanzkrise. Die Komplexität der Hintergründe und Verflechtungen überfordern häufig sogar Experten. Erleben wir einen Epochenbruch und wenn ja, wann werden wir das wissen?

Ich habe in meinem Leben bislang zwei Epochenbrüche erlebt. Beide registrierte ich erst mit jahrelanger Verspätung. Als 1985 Michael Gorbatschow zum Generalsekretär der KPDSU gewählt wurde, kam niemand auf die Idee, dass vier Jahre später die Mauer fallen und sechs Jahre später die Sowjetunion Geschichte sein würde. In der Schule erklärten uns damals die Lehrer, dass die Bundesrepublik in spätestens zehn Jahren die DDR diplomatisch anerkannt haben wird und das Verhältnis beider Staaten so normal wäre, wie das zwischen uns und Österreich. Gorbatschow? Das einzige was man Anfangs bewusst registrierte war dass er laufen kann ohne abgestützt werden zu müssen – bei seinen Vorgängern Breschnew, Tschernenko und Andropov war das anders.

Als am 30 April 1993 das World Wide Web startete bekam ich (und die meisten anderen) davon schlicht nichts mit. Für das Internet begann ich mich Anfang 94 zu interessieren. Eines der Bücher das ich mir damals über das Internet kaufte (In acht Sekunden um die Welt) widmete dem WWW ganze zwei Seiten.

Vielleicht war das Frühjahr 2007 so ein Wendepunkt, denn damals begann die Finanzkrise in den USA – ihre Auswirkungen auf Deutschland wurden unterschätzt, die Bankenaufsicht blieb lange passiv.

Im Augenblick kann keiner sagen, wie sich das alles auswirken wird, und ob es nicht vor allem die Panik ist, die regiert. Ich weiß aus Düsseldorfer Agenturen, dass die großen Unternehmen im Augenblick hektisch ihre Anzeigenaufträge stornieren, aber auch, dass nicht wenige Vorstandsvorsitzenden froh sind, dass die Ära der jungen, oft schnöseligen Investmentbanker vorbei sein könnte, die sie auf langen Besprechungen regelrecht grillten und ihnen vorschrieben, wie sie ihre Unternehmen zu führen hätten.

Bleibt es bei diesen Auswirkungen, einer konjunkturellen Delle, dem Ende der Investmentbanker und eine Rückkehr des Bankensektors zu seiner Grundaufgabe als Dienstleister der Wirtschaft, alle wäre halb so schlimm.
Aber insgeheim wissen wir schon heute, dass es schlimmer ist. Die große Koalition steht kurz davor Banken zu verstaatlichen – die Briten haben es schon getan, die Isländer auch und die USA  denken ebenfalls darüber nach. Das Geld was die Staaten im Augenblick in die Finanzwirtschaft stecken, wird sich der Staat irgendwo herholen müssen: Er wird über lange Zeit weniger Geld für Bildung oder Infrastruktur haben, ausgeglichene Haushalte werden für die nächste Zeit eine Utopie sein. Und vielleicht besinnen sich ja die Staaten auf den klassischen Weg des staatlichen Schuldenabbaus: Der Inflation. Immerhin ist der Staat der einzige Markteilnehmer, der seine Schulden dadurch zurückzahlen kann, indem er das Geld, was er dafür braucht, einfach druckt.

Aber was passiert, wenn es wirklich zu der „Kernschmelze“ kommt, von der Banker sprechen, wenn die Mikrofone abgeschaltet sind? Wenn die Finanzmärkte und die Wirtschaft komplett kollabiert? Die Maßnahmen der Regierungen (Garantien, Verstaatlichungen, massive Zinssenkungen etc.) zeigen in ihrer Massivität, wie bedrohlich die Lage ist: Hier wird nicht gegen eine kleine Krise gekämpft, hier geht es um den Erhalt des Systems. Im Kern sehen wir in der Hektik einen Staat, der gegen den drohenden Notsand kämpft. Gelingt ihm das, werden die Konsequenzen hart, aber erträglich sein. Gelingt es ihm nicht, werden wir im Nachhinein sehen, dass 2007 der Beginn eines Epochenbruchs war. Die Welt wird sich verändern, für jeden von uns und wir haben es wieder einmal nicht gemerkt (zumindest die meisten von uns). Die Massivität der Nachrichten, die Summen die genannt und die Maßnahmen die ergriffen werden, stehen allerdings im radikalen Gegensatz zum Alltag. An der Fleischtheke bei Rewe ist alles wie immer,  der Intershop war gestern Abend auch nicht leerer als an anderen Tagen und auf den Straßen rollt der Verkehr wie jeden Tag. Vielleicht ist die Dramatik der Nachrichten und die gleichzeitige Banalität des Alltags ja typisch für große Katastrophen. In der Sekunde bevor der Komet einschlug und das Ende der Saurier einleitete, freute sich irgendein Brontosaurus sicher über die Blätter des saftigen Baumes, den er gerade entdeckt hatte.

Hilfe – Mein Thor ist offen!

Bei der Deutschen Telekom sind neue Sicherheitslücken in den Datenbanken aufgetaucht. Ganz plötzlich – mal wieder. Die Lecks sind nun geschlossen und alles ist sicher, behauptet zumindest der Bonner Konzern.

Die Telekom bekommt das Thema Datenschutz nicht in den Griff; in schneller Abfolge tauchen immer neue Lecks auf. Vorstandschef René Obermann wollte am Freitag in die Offensive gehen, in einem Gespräch mit dem „Spiegel“ waren ihm neue Lücken beim Zugang zu einer Kundendaten gezeigt worden. Bei der anschießenden Krisensitzung wurden weitere Löcher gefunden, berichten Teilnehmer. In einer ad hoc-Aktion schloss die Mannschaft um Obermann die bekannten Lecks und verabschiedet dazu ein Maßnahmenpaket. Neben höheren Standards soll ein eigener Vorstand sich dem Thema Datenschutz annehmen.

Die Pannenserie bei der Telekom bringt Obermann in Erklärungsnot. Warum schafft es der Konzern nicht, die Daten der knapp 30 Millionen Festnetz- und 38 Millionen Handy-Kunden zu sichern? Dem Unternehmen ist seit dem vergangenem Jahr bekannt, dass eine Kundendatenbank mit dem Namen Cosma nicht sicher sind. Der Zugang war nur mit Passwort und Kennungen geschützt, nicht aber an einen bestimmten Arbeitsplatz gebunden. Wer über die Zugangsdaten verfügte, konnte von jedem beliebigen Computer aus auf die vertraulichen Kundendaten zugreifen.

Der Zugang zu Cosma wurde am 21. August 2007 dicht gemacht. Bei anderen Datenbanken blieb er aber offen. Dies bewiesen die Recherchen des „Spiegel“, die einen Lücke fanden. Aber auch auf das interne Kundenmanagement-System Thor konnte von extern zugegriffen werden, wie mir ein Eingeweihter sagte. Als diese Lecks nun innerhalb von wenigen Stunden bekannt wurden, sei Obermann „sehr laut“ geworden. Nicht nur für ihn ist das eine „Riesen-Schlamperei“. Denn unverständlich ist, warum nach der Cosma-Panne nicht auch die Sicherheit anderer Datenbanken geprüft wurde. Obermann will nun personelle Konsequenzen ziehen, treffen wird es wohl auch Manager bei der betroffenen Sparte T-Mobile.

Für Obermann wird die Datenmisere langsam aber sicher peinlich. Aufgrund seiner vielen Entschuldigungen für immer neue Pannen und die Beteuerung, die Daten seien nun sicher, hat er sich konzernintern bereits den Titel „Mr Sorry“ erworben. Es geht aber um mehr als einen Spitznamen. Es geht um den Posten von Obermann und um den seines wichtigsten Vertrauten, den Festnetzvorstand Timotheus Höttges.

Höttges und Obermann haben schon bei T-Mobile zusammengearbeitet. Und da haben sie offenbar glatt übersehen, dass man Datenbanken sicher machen kann. Die genannten Fälle betreffen fast alle die Handy-Sparte. Auch der am Wochenende bekannt gewordene Klau von 17 Millionen Datensätzen von T-Mobile-Kunden. Wenn Obermann nun von „Schlamperei“ redet, muss er sich selbst mit einbeziehen. Auch wenn er sich als Manager nicht um alles kümmern kann, hätte er dem Thema Datenschutz mehr Platz einräumen müssen. Das gilt auch für Höttges. Er ist seit dem 1. Januar 2008 für die Konzernsicherheit und damit für Datenschutz verantwortlich. 

Vielleicht kann man Höttges und Obermann keinen Vorwurf machen, denn sie sind beide durch und durch Vertriebsleute. Sie kämpfen um jeden Neu- und Altkunden, da fließt das Geld rein. Datenschutz und umständliche Zugangssicherungen für die Kundendatenbanken verschlingen da nur unnötig viel Geld. Um hohe Investitionen wird Obermann nun nicht umhinkommen, um beim Thema Datenschutz aus den Schlagzeilen zu kommen.

Werbung

Langemeyer gibt auf.

Heute habe ich eine Nachricht bekommen: Und zwar um 12:30 vom Generalsekretär der NRW-SPD Mike Groschek. Da hieß es:

Die Entscheidung von Gerhard Langemeyer nicht wieder für das Amt des OB in Dortmund zu kandidieren verdient unseren Respekt. Als Oberbürgermeister führt er die Stadt Dortmund seit neun Jahren erfolgreich und hat den Strukturwandel konsequent vorangetrieben. Mit ihm und der SPD ist Dortmund gut gefahren. Jetzt muss sich der Blick nach vorne richten. Die Dortmunder SPD-Mitglieder haben die Wahl zwischen zwei kompetenten Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters. Ich bin sicher: Die von der Dortmunder SPD-Führung beschlossene Mitgliederbefragung wird die Partei mobilisieren und ihr den nötigen Schub für eine erfolgreiche Kommunalwahl verleihen

Zu diesem zeitpunkt hatte ich noch nicht mal mitgekriegt, dass Langemeyer aufgibt. Das hatte er auch erst unmittelbar zuvor. In einer dpa-Meldung von 12:25 heißt es: der Dortmunder Oberbürgermeister Langemeyer (SPD) wolle auf eine erneute Kandidatur bei den NRW-Kommunalwahlen im kommenden Jahr verzichten, weil "in der Partei mit den eigenen Leistungen nicht richtig umgegangen wird".

Um 14:53 teilte dann Norbert Römer, Vorsitzender der SPD-Region Westliches Westfalen mit:

Die Entscheidung von Gerhard Langemeyer, nicht erneut für das Amt des OB in Dortmund zu kandidieren, hat meinen vollen Respekt. Seit seinem Amtsantritt vor neun Jahren leistet er für Dortmund und die SPD gute Arbeit. Mit Ullrich Sierau und Jörg Stüdemann stehen zwei fähige Kandidaten für das Amt des OB bereit. Die anstehende Mitgliederbefragung ist der richtige Schritt, um die Kommunalwahl 2009 erfolgreich zu bestreiten."

So wie ich das sehe läuft jetzt alles auf Stadtdirektor Ullrich Sierau als SPD-Kandidaten für das OB-Amt hinaus. Dem Kulturdezernenten Jörg Stüdemann, gebe ich nur Aussenseiterchancen. Er wurde von Franz-Josef Drabig (SPD) vorgeschlagen – dem Konkurrenten von Langemeyer.

Die Grünen jedenfalls haben schon reagiert auf die Abdankung von Big L. Daniela Schneckenburger, aus Dortmund stammende Landesvorsitzende der Alternativen signalisiert die Bereitschaft den grünen OB-Kandidaten zurückzuziehen, wenn die SPD sich weiter einsichtig zeigt:

Die SPD sollte im weiteren Verfahren nun gezielt um grüne Unterstützung werben. Sie sollte nicht vergessen, dass sie eine Chance auf Sieg mit einem OB-Kandidaten nur dann hat, wenn dieser auch grüne Stimmen für sich gewinnen kann.

Langemeyer hat sich selbst auf seiner Internetseite zu seiner Entmachtung geäußert.

In den letzten Tagen habe ich in aller Ruhe und mit etwas Abstand über die aktuelle Lage in Dortmund nachgedacht. Ausführlich habe ich mit meiner Familie gesprochen, mich mit Freunden beraten und eine Entscheidung getroffen:

Für eine erneute Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Dortmund stehe ich nicht mehr zur Verfügung.

Bis zum Ende meiner Wahlzeit im Oktober 2009 werde ich mich mit voller Kraft der Aufgabe widmen, die Stadt Dortmund weiter auf ihrem Erfolgskurs zu führen. Dabei gilt die Devise „die Stadt zuerst“.

Mit dem Motto  „Dortmund gewinnt“ bin ich 2004 angetreten. Die frischen Eindrücke von der Expo-Real in München belegen, wir haben viel erreicht. Die politischen Projekte kommen gut voran, das zeigt die Erfolgsbilanz.

Tja, das sehen andere anders. In Big L. Amtszeit rutschte Dortmund auf den letzten Platz in der Arbeitslosenstatistik in NRW. Aber gut:

Diese Erfolge sind eine Gemeinschaftsleistung vieler Menschen dieser Stadt. Das Zusammenwirken von Rat, Verwaltung und OB, von SPD und den Grünen, von Partei und Fraktion – all das hat eine beachtliche Teamleistung zuwege gebracht. Wir können stolz darauf sein.

Als Oberbürgermeister stehe ich zu meiner Gesamtverantwortung. Das heißt in der Konsequenz: ich kann mir die Erfolge zurechnen, muss aber auch hinnehmen, dass ich ohne persönliche Schuld Verantwortung tragen muss für das Fehlverhalten anderer.

Dass die Opposition keine überzeugenden Gegenvorschläge unterbreitet und sich in manischer Fehlersuche verliert, ist normal. Normal ist es auch, Einzelfälle zu Skandalen hoch zu stilisieren und in den Medien sich darüber zu verbreiten.

So richtig waren es keine Einzelfälle, oder? Wenn da über 200 Buchungen nicht richtig liefen oder ein Personalskandal nach dem anderen aufpoppt. Aber gut:

Erfolgreich wehren kann man sich dagegen nur mit einer geschlossen auftretenden Partei. Daran hat es in den letzten Monaten gemangelt.

Da hat er recht. Wenn Kritik nicht mehr weggebügelt werden kann, muss man sich ihr stellen.

Das Verhalten einzelner, das ich in den letzten Tagen erleben musste, ist aber für mich nicht länger hinnehmbar. Ich habe für die Stadt und für die SPD gute Arbeit geleistet. Dortmund ist auf dem richtigen Weg im Strukturwandel, daran gibt es keinen Zweifel.

Ich möchte, dass die Partei geschlossen in den Wahlkampf zieht und wieder gewinnt. Diesem Ziel dient meine Entscheidung. Ich danke all denjenigen, die mich bislang ermutigt haben und solidarisch zu mir stehen.

Ich finde nach wie vor, bei aller Kritik, Big L. war einer der echten Ruhrbarone. Wir werden ihn mit seiner Durchsetzungsstärke und Schärfe missen.  Politiker wie ihn gibt es sicher zu wenige im Revier.