Am 3 und 5 Oktober treten Billy Bragg und Rosanne Cash, die Tochter von Johnny Cash, im Rahmen der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle Bochum auf. Uhrzeit: Jeweils 20.00 Uhr. Als ich gerade wieder New England gehört habe, fiel mir auf, dass ich, aös ich das Stück zum ersten Mal gehört haben, mir das Alter von Bragg (I was 21 Year as I wrote this Song, now I´m 22…) in dem Stück verdammt hoch vorkam. OK, die Zeiten ändern sich. Heute würde ich den Satz von The Who in My Genaration der da lautet "I hope I die before I get old" auch nicht mehr unterschreiben.
Ruhr hoch ExpoReal
Auf Immobilienmesse ExpoReal wird das Ruhrgebiet seine neue Image-Kampagne vorstellen. Nach all der Aufregung im Frühjahr hat sich am Ende doch recht wenig verändert.
Das n aus Ruhrn wird bei dem Auftritt auf der Münchener Immobilienmesse gegen "ExpoReal" ausgewechselt. Von Anfang an war es ohnehin nur als Platzhalter gedacht, der dem Anlass entsprechend ausgewechselt wird. Auch das umstrittene TeamworkCapital ist geblieben. Präsentiert wird die Kampagne ersten Messetag, dem 6. Oktober, 19.00 Uhr im Goldenen Saal im Haus der Kunst in München. Dem Kampagnentruck kommt dabei die Aufgabe einer RuhrEmbassy, also einer Botschaft des Ruhrgebiets zu.
Buntes Nordrhein Westfalen
Buntes Nordrhein Westfalen – so könnte auch der WDR eine seiner Schlagersendungen nennen. Hier ist aber die Koalitionslandschaft in den Kommunen des Landes gemeint.
Die "Grün Alternative in den Räten" (GAR) ist die kommunalpolitische Vereinigung von Bündnis90/Die Grünen im Land und die GAR NRW hat sich einmal angeschaut, mit wem die Grünen in den Kommunen denn so zusammen arbeiten. Das Ergebnis: Rot-Grün ist nicht die Regel. Eine Einschränkung gibt es: Die GAR hat nicht die Daten aller Städte gesammelt, ein paar fehlen noch, aber auch die vorliegenden Zahlen sind interessant.
Rot-Grün werden demnach 16 Städte und der RVR regiert: Aachen, Bochum, Dortmund, Castrop-Rauxel, Rheinbach, Elsdorf, Witten, Eschweiler, Herne, Hürth, Ibbenbüren, Köln, Leichkingen, Witten, Kerpen, Gelsenkirchen und der RVR
Schwarz-Grün ist das Farbenspiel in 16 Städten: KTF Aachen , KTF Lippe, Dinslaken, Duisburg, Essen, Herzogenrath, Bad Münstereihel, Hennef, Kleve, Lemgo, Lohmar, Neuss, Siegburg, Rheine, Roetgen und Gütersloh.
Auch Dreierkoalitionen gibt es in NRW:
SPD/GRÜNE/FDP regieren im Landschaftsverband Rheinland, Moers und Möhnesee, SPD/GRÜNE/FWG in Bornheim und CDU/GRÜNE/Sonstige in Datteln, Hattingen, Wachtberg
In Espelkamp (Kreis Minden Lübbecke) regieren Grüne und FDP und in Niederzier (Kreis Düren) bilden Grüne und FDP eine Fraktionsgemeinschaft.
Wechselnde Mehrheiten gibt es mindestens in Wuppertal, Bad Oeynhausen und Alfter.
Kaum zu glauben, dass sich diese Koalitionsvielfalt nach der Kommunalwahl ändern wird – und warum auch? Längst sieht auch die Grüne Parteispitze in NRW in der Vielfalt eine Chance.
3 für 7 – Ausgehtipps am Dienstag
Anfang Oktober ist es so langsam, und da sollte doch… Anders gesagt: Wenn mit Beginn der Herbstsaison im Ruhrgebiet nicht mindestens drei absolute Hochkaräter im Programm wären, das wäre doch geradezu eine Schande für diese anscheinend so Kultur beflissene Gegend. Und was gibt es? Eine neue Jazzreihe, einen Gedenkabend und … Kurt Krömer. Immerhin!
Kurt Krömer schafft es auf erstaunliche Weise, den Nerd und das (leicht verbeamtete) Schoßhündchen im etwas angeschrägten Mann von heute sympathieträchtig gegen das Standardproletariat zu stellen und damit auch noch bei beiden Seiten – und darüber hinaus – zu punkten. Das reicht an der Ruhr schon weit im Vorfeld für eine ausverkaufte Essener Lichtburg und für nur noch wenige Restkarten im RuhrCongress Bochum. "Kröm de la Kröm" heißt die bereits jetzt extrem erfolgreiche Tour, und vielleicht gibt es bei der nächsten dann ja auch noch einen Termin mehr in der Nähe. Nicht wahr, Dortmund?
In die vollen in punkto Jazz und Improvisation geht das geschätzte Hundertmeister. Unter dem Titel "Kultgäste" werden von nun an lokale auf internationale Größen der Szene treffen, und zwar nicht gerade knapp. Den Anfang machen Th´Elektro Club (Tim Isfort, Thorsten Töpp und DJ till-o-mat) zusammen mit Saxophonistin Angelika Niescier und Schlagzeuger Achim Krämer für’s Regionale, internationale Gäste sind Han Bennink, Mary Oliver und Johanna und Christofer Warner. Ein starker Auftakt, der eine Menge feinsinniger wie dynamischer Improvisation verspricht!
Vor zehn Jahren verstarb Thomas Koppelberg, unbestritten einer der großen Charakterköpfe seiner Zeit. Den Schauspieler, Musiker und Theatergründer ehrt ein "Koppelberg Abend" im Theater Freudenhaus ganz im Sinne des Künstlers: Erst Anekdoten und Musik mit Gästen wie Markus Kiefer und Der Vorstand, dann ganz viel Party.
Im Überblick:
"Kröm de la Kröm" am Donnerstag, den 2. Oktober ab 20 Uhr im Bochumer RuhrCongress.
"Kultgäste" am Samstag, den 4. Oktober ab 19.30 Uhr im Duisburger HundertMeister.
"Koppelberg Abend" am Freitag, den 3. Oktober ab 20 Uhr im Essener Theater Freudenhaus.
Essens Kreative Klasse II
180 Unternehmen präsentieren soch bei dem Festival Essens Kreative Klasse. Es ist die zweite Auflage des Events.
Zum zweiten Mal präsentiert sich Essens Kreative Klasse vom 16. bis zum 26. Oktober. In ganz Essen werden sich Agenturen, Verlage, Architekten etc. der Öffentlichkeit präsentieren – zum Teil in Veranstaltungen, zum Teil bei Werkstattbesichtigungen. Ab 2010 soll das Festival dann ruhrgebietsweit stattfinden. Bei der Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr lief wohl noch nicht alles rund – was ja nun einmal auch ein Zeichen für Auftaktveranstaltungen ist. Gut finde ich, dass sich Essen von der Roland-Berger Kreativ-Studie nicht entmutigen lässt und das Festival ab 2010 (vielleicht sogar schon im kommenden Jahr) im ganzen Ruhrgebiet stattfinden soll. Was mir nicht gefällt ist der Titel – er wirkt arg bemüht, kommt mit dem Holzhammer daher und ist leider alles, nur eines nicht: kreativ.
Bayern wird normal
Die letzte Parteienhochburg Deutschlands ist gefallen. In Bayern hat die CSU die absolute Mehrheit verloren.
Bayrische Schmankerlplatte von REWE
Damit setzt Bayern den Schlußpunkt hinter einer Entwicklung, die vor gut 30 Jahren begann: Die Parteien verloren seit den 70ern ihre Hochburgen, absolute Mehrheiten wurden zur Ausnahmen, Wahlsiege von 50 oder 60+ zur Seltenheit. Nun ist auch Bayern in der Normalität angekommen. Die Zeiten der Sonderwege sind vorbei. Allerdings geschahen die Wählerwanderungen innerhalb des bürgerlichen Lagers. So groß die Erschütterung in Bayern nach dem heutigen Tag ist – weder Köhler noch Merkel müssen sich allzu große Sorgen machen. Die FDP strebt im Bund ohnehin eine Koalition an, und die konservativen Wähler der Freien werden im kommenden Jahr kaum ihr Kreuz bei der SPD machen, die in Bayern ganz nebenbei auch einen Minusrekord eingefahren hat.
Die Bilanz der Stadt Dortmund – Was hat die SPD erreicht?
Im Kampf um die SPD-Vorherrschaft in Dortmund geht es nicht nur um die drei Personen, die glauben, die Stadt unter sich aufteilen zu können. Wie in einem Raumschiff schweben sie über Dortmund. Es wird vor allem um die Bilanz des Oberbürgermeisters Gerhard Langemeyer gehen und um die Frage, was hat die SPD in den letzten acht Jahren für die Menschen geleistet, außer ein unterhaltsames Rahmenprogramm inklusive Machtkampf.
Es geht um die wichtigen Fragen: Was ist gelungen? Zunächst ist da ein Bild der Erfolge auf die ein Betrachter blickt in der SPD-Herzkammer Dortmund. Mikrotechnik. Computertechnik. Forschung. Logistik. Das wird einem hingeworfen und eingetrichtert von gleich gefühlt einem duzend Pressesprechern. Aber was steckt dahinter? Wenn man hinter die Fassaden schaut? Wenn man sich eingräbt in die Details?
Bleiben wir zunächst noch mal kurz an der Oberfläche. Mit kräftigen Farben strahlt das Dortmund Project weit über die Ostruhrkommune hinaus. Es zeigt eine Stadt im erfolgreichen Strukturwandel – weg von der Stahl- und Bierindustrie hin zu modernen Branchen. Immer stehen die Erfolge im Zentrum. In der Informationstechnik, in der Logistik und in der Mikrotechnik. Unternehmen siedeln sich an. Jobs entstehen. Aufbruch überall. , Langemeyer hat das Dortmund Project mit seinem Namen verschmolzen.
Doch hinter den Kulissen wird das Projekt nicht so erfolgreich eingeschätzt. So versprachen die Unternehmensberater von McKinsey, dass in den neuen Branchen bis 2010 über 70.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Davon ist Dortmund heute weit entfernt. Langemeyer gibt zu, dass in den vergangenen Jahren lediglich knapp 40.000 Jobs dazu gekommen sind. Und es gibt wenig Hoffnung in dem verbliebenen Jahr diese Zahl zu verdoppeln.
Gleichzeitig verweisen die Kritiker auf die Schattenseiten des Dortmund Projects. Die Versicherungs- und Bankensektoren brachen am Standort Dortmund nahezu komplett weg. Tausende Arbeitsplätze gingen in Administrationen verloren. Dazu kamen Einbrüche in den verbliebenen Industriebetrieben, im Handwerk. Überall, wo Menschen arbeiten, die keinen Uni-Abschluss haben.
Ein Mitarbeiter aus der Wirtschaftsförderung fast das knapp zusammen. „Das einzige was am Ende des Tages interessiert, ist doch, ob die Menschen in Dortmund Hoffnung auf sichere Arbeit haben.“ Und diese Hoffnung scheint enttäuscht zu werden. In der Amtszeit von Langemeyer fiel Dortmund auf den letzten Platz in der Arbeitslosenstatistik in NRW zurück und hat sogar das graue Gelsenkirchen als Schlusslicht vor sich gelassen.
Ist das nicht der Maßstab der an einen SPD-Oberbürgermeister angelegt werden sollte? Was hast Du für die Arbeit in Deiner Stadt getan?
Tatsächlich scheint es, als habe die Darstellung der Erfolge die Beschäftigung mit den Schwachstellen in der Stadt verdrängt.
Nur einige Beispiele: Im Gesundheitsamt haben drei Führungsleute Geheimdossiers über missliebige Mitarbeiter angelegt. In den Dokumenten heißt es etwa zu familiären Problemen einer Mitarbeiterin: „Persönlicher Eindruck: Frau … wirkt nicht niedergeschlagen oder irritiert. …familiäre Probleme nicht ersichtlich." Eine andere Mitarbeiterin wird abgekanzelt: „Persönlicher Eindruck: ist Argumenten nur schwer zugänglich, fühlt sich in der Opferrolle. Nimmt keine Unterstützung an." Es gibt duzende dieser Spitzeldateien.
Doch statt den Skandal aufzuklären, greift der Datenschutzbeauftragte der Stadt Dortmund die Spitzelopfer an. In einer vorliegenden Stellungnahme wirft er den Mitarbeiter vor, den Skandal selbst zu verschulden. Schließlich hätten sich ein Opfer einen Anwälte genommen und damit die Geheimdossiers einem Gericht bekannt gemacht. Dies sei nach Ansicht des Datenschützers der eigentliche Skandal: Schließlich seien die Bespitzelten „unter Strafe verpflichtet, über Verwaltungsinterna nach außen Verschwiegenheit zu bewahren.“
Die Spuren für die versuchte Vertuschung führen bis ins Oberbürgermeisterbüro: Die Frau des stellvertretenden Personalamtschefs ist eine der drei Spitzel. Ihr Mann ist nach dem Willen Langemeyers für eine Beförderung auf einen Amtsleiterposten vorgesehen. Der Datenschützer selbst ist direkt dem Büro des Oberbürgermeisters unterstellt.
Martin Steinmetz von der Gewerkschaft Verdi sagt. „Was sich hier in Dortmund derzeit abspielt, habe ich in 18 Jahren Gewerkschaftsarbeit noch nicht erlebt.“
Auch in der so genannten Koks-Affäre spielt der Filz um Langemeyer eine entscheidende Rolle. Eine Angestellte aus dem Oberbürgermeisterbüro hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft über 1 Mio Euro aus der Stadtkasse unterschlagen, um damit ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Langemeyer will davon nicht gemerkt haben. Als Konsequenz wurden zwei Mitarbeiterinnen aus der Stadtkasse gefeuert. Für Gewerkschafter Steinmetz ein Skandal. „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.“ So hätten die Angestellten eine Weisung befolgt, das Oberbürgermeisterbüro und damit die Drogenabhängige bevorzugt zu bedienen. Von wem die Weisung kam, will der Gewerkschafter nicht sagen. Auch die beiden Mitarbeiterinnen schweigen sich noch aus. „Dies aufzuklären ist Sache der verantwortlichen Personaldezernentin“, sagte Verdi-Mann Steinmetz.
Intern allerdings schient klar zu sein, wer die Anweisung gegeben hat. Die Spur führt zum Leiter des Amtes für Bürgerdienste Peter Spaenhoff. Dieser stand bis Juni 2006 der Stadtkasse vor und wurde erst wenige Monate bevor die Koks-Affäre aufflog abgelöst. Spaenhoff ist kein Unbekannter. Sein Vater war SPD-Bürgermeister in Dortmund. Er selbst zählt zu den Getreuen Langemeyers. Bislang wird sein Name nicht von den Mächtigen in der Stadtverwaltung genannt.
„Das Problem ist nicht ein Amt. Sondern die schlechte Kontrolle über viele Ämter“, sagt Verdi-Mann Steinmetz.
Die Skandale setzen sich im städtischen Eigenbetrieb Fabido fort. Die Einrichtung ging aus dem Jugendamt hervor und ist für die Kindergärten zuständig. Hier lies die Behördenleitung einen Workshop filmen. Unter anderem wurde aufgezeichnet, wie Mitarbeiter in Tränen ausbrachen, als ihnen die Kündigung ausgehändigt wurde. „Die Menschen waren fertig. Sie konnten sich nicht wehren“, sagte einer, der dabei war.
Die Gewerkschaft Verdi verlangt, dass die Bilder gelöscht werden. Die Würde der Menschen sei angegriffen worden. Die Behördenleitung schweigt.
Die schlechte Stimmung schlägt durch auf die Betreuung der Kinder. „Die Leute können nicht mehr. Sie stehen kurz vor dem Kollaps“, sagt Steinmetz. Einige Mitarbeiter wollen einfach hinschmeißen. Andere erinnern daran, wie die Amtsleitung nicht reagierte, als in einem Kindergarten Gas austrat. Gleich mehrere Tage mussten die Erzieher darauf warten, dass ihre Einrichtung geschlossen und Ersatz geschaffen wurde.
Doch während in der Stadtverwaltung so der Zorn wächst, sieht sich Langemeyer als Opfer einer Kampagne von Verdi, CDU und FDP, wie er in einer Runde von Amtsleitern in dieser Woche sagte. Er selbst brauche sich keine Vorwürfe machen. Es fällt auf, dass in der Aufzählung eigentlich nur noch Marsmännchen fehlen, um die Weltverschwörung perfekt zu machen.
Unterdessen zeigt sich die SPD-Landesspitze besorgt über die Situation in Dortmund. „Die Machspiele sind abgehoben von der Realität. Die Dortmunder benehmen sich, als würde ihnen die Stadt gehören“, sagt ein Mitglied des Landesvorstandes. „Die Bürger spüren das, wenn man sich nicht um sie kümmert. So haben wir Essen und Duisburg verloren.“
Und da kann was dran sein. Wen interessiert es dort draußen, auf der Straße in Dortmund, wie sich die SPD zerlegt?
Hymne an den Meister
Einer meiner liebsten Comic-Zeichner ist Ralf König. Er ist nicht nur in Deutschland in der Champions-League. Er spielt überall in der ersten Liga. Dabei sind in meinen Augen zwei Dinge besonders an ihm. Er hat einen eigenen Stil und: er hat echte Geschichten.
Ralf König ist nicht nur auf den Gag aus. Er erzählt –von sich, von den Menschen, von Liebe, Sterben, Aids und Hoffnung. Seit dem Streit um die Mohammed-Karikaturen ist noch ein Motiv dazu gekommen. Der Comic-Meister macht sich auf die Suche nach der Religion. Das kann manchmal komisch sein. Manchmal traurig. Immer aber steht da mehr auf dem Blatt, als eine lustige Zeichnung und ein kluger Spruch. Solche Comic-Zeichner gibt es nicht viele n Deutschland. König reicht an die Großen aus Frankreich ran. An Claire Bretéchers. Aber auch an die Jungen und Alten Cracks aus den USA. An Jason Lutes oder Kurt Eisner, was weiß ich. An die ganze Ehreliga der Zeichenstars, die Stories erzählen können. Nicht zuletzt hat er deswegen den renommiertesten Comic-Preis Deutschland, den Max und Moritz-Preis bereits mehrfach abgeräumt.
In seinem neuen Buch: „Prototyp“ hat Ralf König die Frage nach Gott gestellt. Er bleibt nicht bei der Kirche stehen, die er immer wieder angreift – besonders in der Person des Kardinals Meisner.
Es geht direkt um Gott. Um den einzigen, den wahren, den der Fraktur spricht mit falschem ß. Und es geht um die Schlange Luzifer. Die das ganze Paradies-Ding versaut. Adam beißt in den Apfel und Schluss ist mit Dauerbeten und Lobpreisen.
Aber König verneint nicht Gott. Er spricht von der Erkenntnis, die Gott verschwinden lässt. Er zeigt die Wege auf, die von Gott wegführen. Er beschreibt die Befreiung des Geistes von Gott, die Aufklärung und irgendwann auch Sex mit Giraffen. OK.
Aber er verneint nicht Gott und das beeindruckt mich an dem Buch. Hinter der Aufklärung kommt noch etwas. Da draußen irgendwo. Hoffnung?
Ja und, das alles in tollen lustigen Bildern.
Am meisten beeindruckt hat mich der Satz zur Angst vor dem Tod: „Ich habe keine Angst, denn bin ich – ist er nicht und ist er – bin ich nicht.“ Das war von irgendwem zitiert. Ist ja auch egal. Einfach ein guter Spruch, der das Denken an den Tod erleichtert. Und das im Comic.
Wittke wird es. Konrad zieht zurück. CDU-Ruhr hat einen neuen Chef
Die CDU Ruhr wird in Zukunft von Oliver Wittke, dem amtierenden NRW-Verkehrsminister, geführt. Der Europa-Parlamentarier Christoph Konrad zog seine Kandidatur überraschend nach Rücksprache mit CDU-Kreischefs zurück. Dabei hatte er seinen Hut allerdings auch überraschend in den Ring geworfen. Flott rein, flott raus. 🙂
Die erste Aufgabe von Wittke wird es sein, dafür zu sorgen, dass in Dortmund ein passabler Gegenkandidat zu dem SPD-Dreigestirn gefunden wird. Dann könnte er direkt seinen ersten triumphalen Sieg vorweisen. Die SPD in ihrer Herzkammer geschlagen zu haben.
Der rasende Stillstand – Kamerun auf Zweckel
„Westwärts“ von Katja Eichbaum und Schorsch Kamerun und nach Rolf-Dieter Brinkmann ist ein Hybrid aus Installation und Theaterstück, ein persönlich-unpersönliches Werk, ebenso Innehalten wie Agitation. Es gibt ein Orchester, 150 Statisten und eine Schauspielerin. Aber das Raumkonzept von Constanze Kümmel und die Texte sind hier das sine qua non.
Gerade die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck ist eine dieser typischen unter Denkmalschutz stehenden Hallen die vor allem meist leer stehen. Gut erhalten, mit etwas Grün und Lichtern drum herum. Aber vor allem: bespielbar. Und so stellt ein Triennalen-Regisseur denn gerne mal eine Bühne dort hinein, ob rechts, hinten, vorne, in der Mitte oder links. Das gibt es bei „Westwärts“ aber direkt mal nicht. Stattdessen werden die Zuschauer zu Begehern des Stücks, und zwar in zu 90% durchsichtigen Gängen die sich durch die Halle schlängeln. Hier und da geht es bergauf oder –ab, und einige Male ist der Weg auch nicht vorgegeben: Freies Bewegen möglich, im Rahmen der Rolle als Publikum natürlich.
Man riecht sogar etwas: Erde hier, Essen da. Mal etwas Verbranntes, und dann wieder das allgegenwärtige Plastik. Es gibt Sitzmöglichkeiten auf zwei kleinen und einer großen Tribüne. An der einen kleinen geht der Blick auf das von Carl Oesterhelt geleitete Orchester samt Proklamateurin Sandra Hüller, die Teile aus Rolf-Dieter Brinkmanns „Westwärts“ vorträgt. Das ist durchaus überall zu hören, und viele Monitore zeigen Szenen aus dem Geschehen „auf der anderen Seite des Plastiks“: Menschen die spielen, Vorräte sortieren, Wäsche falten, sich in einem Massenschlafsaal organisieren (lassen), Holzkisten unter die Erde bringen, Puppen waschen, lesen, meditieren, schlafen (Foto: Ursula Kaufmann), sich massieren lassen, essen, trinken, Anpflanzungen und Akteneinträge vornehmen. Gegen Ende begibt sich Sandra Hüller in den Schlafsaal und hält einen langen Monolog, gerichtet an die schweigend zuhörenden Menschen.
Brinkmann sollte gelesen sein, hier etwas Kurzes:
Geschlossenes Bild
Überraschend
die zufällige Anordnung
des Aschenbechers
der Tasse, der
Hand zu einem
geschlossenen Bild.
Keiner kann sagen, hier
wird gelebt.
Und Schorsch Kamerun zum Stück:
„Man soll bloß keine sogenannte böse Überraschung erleben müssen. Im Sinne des natürlichen Wunsches nach Kontrolle des Seins sind wir dafür hoch empfänglich. Ich vermute allerdings, dass es nicht schaden würde wieder viel mehr zuzulassen, weil sich hinter dem verhinderten Unbekannten ja vielleicht eine aufregende Gefahr verbirgt.“
Also schaffen Kamerun und Eichbaum einen Ausnahmezustand im Rahmen einer Art „Stunde Null“, in der die Texte Brinkmanns wie eine lyrische Gebrauchsanleitung zum eigenständigen Leben auf die Statisten wie das Publikum herabprasseln. Das wirkt zusammen mit der neo-klassischen Musik von Oesterhelt oft eindringlich und manchmal recht hypnotisch bis psychedelisch. Eine Schwere hängt in der Luft, nur aufgelöst durch den Druck der Worte und die zutiefst menschlichen Insassen dieses merkwürdigen Lagers. Am Ende ist das Publikum bewegt und mischt sich rasch mit all den Schauspielern zur Rückkehr in den Alltag. Es ist gut anzunehmen dass etwas in allen haften bleibt von diesem Stück das es geschafft hat einiges an Beatnik-Dynamik nach Gladbeck zu transportieren. Eine gute Arbeit. Letzte Vorstellung im Rahmen der Ruhr-Triennale: Samstag, 27. September, ab 19 Uhr.