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Schnapsgläser voll Gas gegen Sanierung der AGR-Deponie im Kreis Wesel

Die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) ist wie ein Mühlstein, der um den Hals des Regionalverbandes Ruhr hängt. Geht die Firma Pleite, zieht sie ihren einzigen Gesellschafter, eben den RVR, tief in den Brunnen.

Foto: flickr.com / dev null

Verantwortlich für eine Pleite wären Politiker, die Namen, Adressen und Telefonnummern haben. Und deshalb haben diese Männer und Frauen Angst. Sie wollen nicht verantwortlich sein. Nur so ist zu erklären, dass der Konzern mit einer bilanziellen Überschuldung von gut 80 Millionen Euro, noch nicht dichtgemacht wurde. Statt ein Ausweg auch mit Schrecken zu suchen, haben sich die Politiker im RVR bis auf eine kleine Minderheit von Linken und FDP entschlossen, ihren Angstgolem mit immer neuem Geld zu füttern. Sie werfen gutes Geld dem schlechten hinterher.

So musste der RVR Bürgschaften für Kippen der AGR übernehmen – in Millionenhöhe. Eigentlich sollten das Geld aus den AGR-Rückstellungen für die Sanierung der Kippen herhalten. Aber dieses Geld wurde zu einem großen Teil verfressen.

Nun muss die AGR sogar Müll aus dem Mafia-verseuchten Neapel annehmen und den Dreck aus Italien in Herten verbrennen, um noch Geld zu machen. Ist das ordnungspolitisch OK? Wurde dafür die AGR gegründet? Oder ist sie nur ein Tobeplatz von Politikern, die auch mal Unternehmer spielen wollen? Gutwilligen Amateuren, die das Geld anderer Leute verbrennen? Selbst die ehemals AGR eigene Müllverbrennungsanlage RZR I haben die Finanzfachleute bereits in einem Cross-Border-Leasing verjuckt. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen.

Hier geht es jetzt um die Deponie Rheinberg im Kreis Wesel. Bis zum 31. Dezember 1996 hat die AGR hier mehrere Millionen Tonnen Müll abgekippt. Mit den Abfallentsorgungsentgelten, so heißen die Müllgebühren, hat der Kreis bereits die Rekultivierung der Deponie Rheinberg an die AGR gezahlt. Das stellt der Landrat des Kreises Wesel, Ansgar Müller, in einem Brief an die Bezirksregierung Düsseldorf so fest. Müller fragt nach, wann nun endlich die Deponie saniert wird. Konkret geht es um die Aufbringung einer Oberflächenabdichtung. Eigentlich sollte die Abdichtung schon erfolgen, wenn die Deponie zugemacht wird, schreibt Müller. Damit kein Sickerwasser in die Kippe eindringen kann. Zehn Jahre passierte allerdings wenig. Am 21. November 2005 schließlich wurde beschlossen, dass die Oberflächenabdichtung der Deponie im Jahr 2008 beginnen soll. Müller schreibt: „Der Kreistag ist der Auffassung, dass zehn Jahre nach der letzten Ablagerung eine weitere Verzögerung nicht mehr hinzunehmen ist.“ Der Standort Kippe müsste der Bevölkerung wieder zugänglich gemacht werden.

Ein berechtigtes Anliegen? Ach was. Wie naiv, aus der zuständigen Tochterfirma der AGR, die sich um die Deponienachsorge kümmern soll, fließt ständig Geld für andere Zwecke ab. Zum Beispiel an den Insolvenzverwalter der Hans-Brochier GmbH, oder in den Bau der Müllverbrennungsanlage RZR II.

Im Fall der Deponie Rheinberg wurde auch nicht der naive Weg beschritten, also der Weg, der Geld kostet. Stattdessen schrieb der Düsseldorfer Regierungspräsident Jürgen Büssow an den Landrat Müller: „Es wird jetzt als zweckmäßiger angesehen, die Deponie kontrolliert über einen längeren Zeitraum ausreagieren zu lassen.“ Ein entsprechendes 25-Seitiges Gutachten der Essener Professoren Renatus Widmann und Tim Ricken war dem Schreiben beigelegt.

Darin heißt es, in der Deponie Rheinberg bildet sich Gas. Und dieses Gas bedrohe die Sicherheit der Deponie. Weiter sagen die Essener Professoren, erst wenn sich ab Jahr 2020 kaum noch neues Gas bilde, sei es ratsam mit der endgültigen Abdeckung der Deponie zu beginnen.

Welche grandiose Erkenntnis der Wissenschaftler. Sie haben herausgefunden, dass man nichts machen muss.

Mir fehlt der Glaube an diese Erkenntnis. So schreiben die Wissenschaftler, dass sich auf der Deponie auf einer Fläche von 20 Hektar etwa 200 Kubikmeter Gas im Jahr entwickeln. Das Gas dringe durch die Zwischenabdeckung nach oben an die frische Luft.

Soweit so gut. Aber was heißt das konkret? Ist das viel Gas und ist das gefährlich? Das Gas, dass da in der Deponie entsteht, ist ja vor allem Methangas.

Um einschätzen zu können, wie gefährlich das Gas ist, muss man die Emission aus der Deponie Rheinberg umrechnen. Schaut man sich an, was an einem Tag aus zehn Quadratmeter Boden entweicht, sieht man, dass ungefähr ein Schnapsglas voll Gas entweicht. Auf der Fläche von zwei mal fünf Schritten. Das ist die Größenordnung, über die wir sprechen.

Man kann das auch anders sagen: Da gelangt weniger Pupsgas am Tag an die frische Luft, als in einer durchschnittlichen westfälischen Turnhalle.

Und aus diesem Grund will die AGR jahrelang auf die millionenteure Sanierung der Deponie Rheinberg verzichten.

Hand aufs Herz. Wer glaubt hier, es geht nicht ums Geld.

Bochum macht nicht mehr jung

Mit der Mehrheit von CDU, Grünen, Linkspartei und Sozialer Liste hat der Bochumer Rat die Kampagne Bochum macht jung gekippt.

Das berichtet Jens vom Pottblog. Die Kampagne stand unter keinem guten Stern: Die Stadt hatte sich nicht an das Vergaberecht gehalten, es gab Streit mit der Agentur, die schließlich die Brocken hinwarf und auch die Polizei ermittelte – allerdings ohne Ergebnis. Prinzipiell finde ich, dass die Städte im Ruhrgebiet nicht das Geld haben, um alleine für sich zu werden – nur wenn alle ihre Kohle in einen großen Topf werfen um einen Regionalmartektingkampagne zu machen, kann einen Summe zusammen kommen, mit der man zumindest bundesweit wahrgenommen wird.   

schurians runde welten: iSmell

Ich bin gerne im Stadion, nur meine Schweißdrüsen sind es nicht. Selbst bei unwichtigen Freundschaftsspielen durchfeuchten sie das Baumwollhemd und sorgen für einen Geruch, den ich besser bei mir behalten möchte. Bis auf weiteres.

 

 

Fußball macht tierisch Achselschweiß   Foto: Ruhrbarone

 

In meinen Achselhöhlen bilden sich dann Dunstgaswolken, die an gegorene Yak-Milch erinnern. Um den Gestank nicht entweichen zu lassen, verschränke ich die Arme vor dem Bauch und versiegele den Körpergeruch hinter den Reißverschlüssen meiner Allwetterjacke, die ich erst ausziehe, wenn ich allein bin.

Ich rieche nur als Zuschauer so. Spiele ich selbst, rinnen mir salzige Tropfen die Stirn hinab. Sie sind fast ohne Geruch, das gilt auch fürs Fahrradfahren. Oder Herumsitzen. Oder Sonnenbaden. Schlimm ist es im Flugzeug, generell auf Fernreisen. Das kann Stress sein. Aber was haben meine Drüsen nur gegen Fußball gucken? Was ist daran Stress? Warum tun sie mir das an? Und was ist das eigentlich: Geruch?

Die Frage müsste zu den Grundfragen unseres Daseins gehören, doch lieber wird sie verschwiegen. Denn jetzt wird es unappetitlich: Anders als Geräusche sind Gerüche stofflich zu fassen. Ein Hundehaufen sendet keine Geruchswellen an seine Umgebung. Nein, er löst sich an den Rändern in Kleinstbestandteile auf. Eine Art Scheißschmelze. Und je nach Hund und Haufen kann dieser Prozess einen Radius von einigen Metern umfassen.

Fies ist, dass wir Geruchspartikel nicht sehen können, wir nehmen sie mit der Nase auf, sie kleben an Scheidewänden und Nasenhaaren, nur manchmal nießen wir sie direkt wieder aus. An die meisten Duftträger gewöhnen wir uns, sie verlieren ihren Geruch und sie bleiben. Diese Grundregeln gelten auch für schöne Dinge wie Blumen, oder Rotwein. Trotzdem bleibt es sonderbar, dass sich selbst Menschen an den Rändern auflösen, dass wir unentwegt kleine Stücke von uns absondern, wie wir andere einatmen. Möchten wir das?

Wahrscheinlich kalter Käse und längst Geheimprojekt eines Life Science Zentrum: Warum wird Geruch nicht digitalisiert. Gerüche könnten wie Geräusche durch eine Kombination von Nullen und Einsen ersetzt werden und auf irgendeinem Medium Platz finden. Das analoge Hundekot- und Yakmilchzeitalter würde abgelöst. Und ich könnte Fußball betrachten, ohne mit den Oberarmen meine Achselhöhlen zuzukneifen, weil meine Schweißdrüsen nicht mehr ranzige Flüssigkeiten produzieren, das übernimmt nun ein Duftrechner.

Übrigens: Damit es weiter duftet, wird auch an digitalen Geruchsspeichern für unterwegs geforscht, portable Geruchsabspieler, Kopfriecher für die Nasenlöcher. Abgespielt werden darauf nur saubere, digital erzeugte Geruchswellen, für den Kenner auch fieses, absonderliches. Natürlich hat der Player einen Namen:"iSmell".

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Verzocken Marls Politiker Ansiedlungschance?

Chinesische Investoren planen in Marl ein Außenhandelszentrum zu errichten. Es könnten hunderte neuer Arbeitsplätze entstehen – doch Marls Politiker und eine Bürgerinitiative sind dabei, die Chance zu vertun.

Marls Bürgermeisterin Uta Heinrich mit den Vertretern der chinesischen Investoren im Marler Rathaus. Foto: Ruhrbarone

Es klang wie ein Traum. Im Herbst vergangenen Jahres tauchte erstmals das Gerücht auf, dass ein chinesischer Investor in Marl ein Groß- und Einzelhandelszentrum errichten will. Gegen Anfang des Jahres wurden die Pläne, die von in Marl ansässigen chinesischen Gastronomen mit guten Kontakten in die Volksrepublik angestoßen wurden, konkreter, Delegationen besuchten einander, es wurde ein erstes Papier unterzeichnet, in dem die Investoren, hinter denen der chinesischen Immobilienkonzern Greentown steht, sich auf Marl als Standort festlegen. 30 Millionen wollen sie investieren, 200 chinesische Unternehmen nach Marl holen und eine permanente chinesische Messe auf 28.000 Quadtratmetern aufbauen. Dazu ein Hotel und eine Wohnsiedlung für 200 chinesische Manager. Für eine Stadt wie Marl ist das wie sechs Richtige im Lotto.

Keine Freude
Gibt man sich nun der naiven Vorstellung hin, in Marl würde Freude über die Chance auf die Investition, herrschen, irrt man. Schon sah sich Recklinghausens Landrat Jochen Welt, selber in der Sache machtlos, gezwungen, die Marler Lokalpolitiker in einem Brief aufzufordern, gemeinsam alles zu tun, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. „Eine solche Chance gibt es nur ganz selten. Das kann ein wichtiger Ansiedlungserfolg für das ganze nördliche Ruhrgebiet werden – so etwas darf nicht an lokalpolitischen Streitereien scheitern. „Andere Stadträte liegen da schon auf Lauerstellung“
Auch Marls Bürgermeisterin Uta Heinrich hofft darauf, das alles glatt geht: „Ich gehe davon aus, das alle Ratsmitglieder zum Wohle der Stadt handeln und da Projekt unterstützen.“ Ein verständlicher, wenn auch frommer Wunsch.
Überraschender Widerstand
Denn die Pläne stoßen in Marl auf Widerstand. Da ist eine Bürgerinitiative, die vor der Überfremdung Marls durch chinesische Zuwanderer warnt, als ginge es darum, die darbende Kommune vor Maos roten Horden zu bewahren.
Und dann sind da noch die Marler Lokalpolitiker, einig nur in ihrem Streben, bei jeder Gelegenheit die eigene Weltgeltung unter Beweis zu stellen, die der Welt indes bislang weitgehend verborgen blieb. Vor allem CDU und SPD haben es auf einmal gar nicht mehr so eilig, den Wünschen der Investoren nachzukommen, pochen auf exakte Prüfung der Voraussetzungen und wollen das Projekt, wie SPD-Fraktionschef Michael Gross erklärte, noch einmal angesichts der Tibetpolitik Chinas neu diskutieren. Grund zur Eile sehen sie alle nicht. Aus gutem Grund: Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie, nur ein Jahr vor der Kommunalwahl, vor allem eines nicht wollen: einen Erfolg für Bürgermeisterin Uta Heinrich und ihren Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke, der sich jede noch so kleine Ausgabe von den Lokalpolitikern genehmigen lassen muss. Gestern hat der Haupt- und Finanzausschuß Marls ein Drittel der benötigten Fläche an die chinesischen Investoren verkauft. Das Geschäft so plump platzen zu lassen, ist auch den Marker Kommunalpolitikern zu riskant. Sie werden nach anderen Wegen suchen, Uta Heinrich und das Groß- und Einzelhandelszentrum scheitern zu lassen – wenn Marl Pech hat, werden sie auch welche finden.

Unabhängige Bürgermeisterin
Denn Heinrich ist unabhängig. Vor zehn Jahren als Bügermeisterkandidatin vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Hubert Schulte-Kemper aufs Schild gehoben, gewann sie die Wahl – und machte sich von Schulte-Kemper zunehmend unabhängig. Es kam zum Bruch, was Heinrich nicht daran hinderte, auch die Kommunalwahl 2004 lässig im ersten Wahlgang zu gewinnen und die Kandidaten von CDU und SPD zu demütigen. Auch für die kommende Wahl im nächsten Jahr sieht es nicht viel besser aus. Was ist schon eine Investition von 30 Millionen Euro und hunderte neue Arbeitsplätze gegen den Machtwillen von Lokalpolitikern? Marl könnte eine Riesenchance vergeben. Bleibt zu hoffen, dass sich Greentown dann in einer anderen Ruhrgebietsstadt engagiert. Interessenten soll es bereits mehrere geben. Oberhausen, Duisburg und Dortmund sind auch schöne Städte.

Weltstars von Morgen

An Pfingsten blickt die Fußballwelt nach Ennepetal. Nach  Ennepetal? Nach Ennepetal!

Vom Jungtalent zum Elfmeterkönig: David Beckham. Foto: Wikipedia

Zum 35. Mal findet an Pfingsten im idyllisch gelegenen Bremenstadion das vom Landesligisten TuS-Ennepetal veranstaltete A-Jugend Pfingstturnier statt. Die Nachwuchskicker vom TuS-Ennepetal werden auch in diesem Jahr wieder vor gut 15.000 Zuschauern gegen die Jugendmannschaften von zum Teil internationalen Top-Vereinen antreten: Chlesea, Schalke 04, Borussia Dortmund, Olympiakos Piräus, HSV, Atletico Miniero und Zenit St. Petersburg werden ihre Jugendmannschaften ins südliche Ruhrgebiet schicken. Die Chancen stehen gut, dass das Publikum an Pfingsten künftige Weltstars zu sehen bekommen. Lajos Detari, Jürgen Klinsmann, Dennis Bergkamp, Andrei Schevtchenko und David Beckham  waren  in  ihrer Jugend jedenfalls  in Ennepetal.  Wer also noch nicht weiß , wohin der Pfingsausflug in diesem Jahr gehen soll: Ennepetal  ist ein lohnendes Ziel.