Die Emails der Sarah Palin, VP-Pick of MacCain, sind befreit

Um den privaten Web-Email-Account von Sarah Palin ist ein Hackerkrieg entbrannt. Zunächst hatte eine Gruppe, die sich selbst "Anonymus" nannte, private Emails von Palin geknackt. Und zwar einen von zwei Yahoo-Accounts der amtierenden Alaska Gouverneurin. Dann veröffentlichten die Hacker die Emails in Auszügen auf der Seite: Wikileaks.org. Die gesamten Emails konnte man dort als zip-Datei runterladen. Doch dann hatten andere Hacker den Spieß umgedreht und die Seite Wikileaks.org gehackt und die Emails wieder gelöscht. Es hieß: "I CAN PLAY YOUR GAME TOO!!!"

Zur Erinnnerung: Sarah Palin soll Vizepräsidentin unter John McCain werden, wenn der Konservative den amerikanischen Wahlkampf gewinnt.

Doch das war nicht das Ende der Schlacht. Kurze Zeit später hat Wikileaks den Einbruch des konservativen Hackers abgewehrt und die Emails zum Teil wieder hochgeladen. Zudem wurden die gesammelten Emails weitergereicht zur Piratenbucht: ThePirateBay. Dort sind Sie die Dateien seither als Torrent frei herunterladbar.

Warum das ganze? Die Hacker wollten beweisen, dass die Gouverneurin ihren privaten Mail-Account für Regierungsgeschäfte nutzt. Das ist nämlich verboten in den USA.

Allerdings sind die Photos in den Emails lustiger als die Geschäftskontakte. Zum Beispiel das hier:

Eine Zusammenfassung der Inhalt einiger Mails sowie Betreffzeilen und die E-Mail-Kontaktliste von Palin haben die Hacker bei Wikileaks.org gepostet. Geht da hin für den ganzen Stoff.

Ach ja, und das FBI ermittelt inzwischen auch schon. Ob es um das Regieren via Yahoo geht, oder um das knacken des Email-Accounts, who knows?

Kreativitätsindex: Schlechte Noten für das Ruhrgebiet

Im Frühjahr veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die zehn Städte, die beim Roland Berger Kreativindex am besten abgeschnitten hatten. Es war bis auf Mülheim (Dank an Nobby) keine Ruhrgebietsstadt dabei. Damals stellte ich die Behauptung auf, wäre das ganze Ruhrgebiet betrachtet worden, wären wir in die Top-Ten gekommen. Ich habe mich geirrt. Die Wahrheit ist noch viel trostloser, als ich damals gedacht habe, denn mittlerweile liegen die Zahlen für die einzelnen Ruhrgebietsstädte vor und ich konnte mich mit Torsten Oltmanns von Roland Berger über den Kreativindex unterhalten.

Seit ein paar Jahren werden auch im Ruhrgebiet Lokalpolitiker und Wirtschaftförderer ganz wuschig, wenn das Wörtchen Florida fällt. Dabei denken sie nicht in erster Linie an die US-Halbinsel, in der Hemingway so viele Daikiris in sich hinein kippte, bis er sich den Schädel wegschoss, sondern an Richard Florida, einen amerikanischen Soziologen. Der prägte den Begriff von der Creativ Class als einem der wichtigsten Wachstumsfaktoren. Florida kam auf deren Bedeutung, als der Suchmaschinenbetreiber Lycos Pittsburg verlies und sich in Boston ansiedelte – obwohl Pittsburgh nach damaligen Maßstäben alles richtig gemacht hatte: Pittsburgh hatte in Kultur investiert, eine gute Uni und die auch im Ruhrgebiet beliebte Industriekultur. Und die Gewerbeflächen waren ebenso preiswert wie die Gewerbesteuer niedrig war. Warum also war Pittsburgh weiter auf der Verliererseite?
Florida stellte die These auf, dass es drei überragende Faktoren gibt, die diese attraktive Zielgruppe, die er als Creative Class bezeichnet, also als die, die Dingen erschafft, anziehen. Es sind die drei T: Talent, Technologie und Toleranz.

Talent
Die Creative Class trifft gerne ihresgleichen: Ingenieure, Softwarespezialisten, Unternehmensgründer, aber auch Künstler bilden einen Pool, in dem Ideen gedeihen. Wichtig ist eine anregende Atomsphäre. Laut Florida bevorzugt die äußerst vielschichtige Gruppe ständig neuer Anregungen. Da gilt die bunte Clubszene mehr als das Opernhaus, muss die Wohnung in einem angesagten Innenstadtquartier liegen und wird Wert auf eine Vielzahl von Sportaktivitäten gelegt, die man alleine unternimmt und nicht im Verein: Mountainbiking, Skaten und Wandern also eher als Fußballspielen und Gymnastik. Wichtig ist nach Florida allerdings, das eine Region für die unterschiedlichsten Lebensphasen Angebote macht: attraktive Immobilienlagen bietet, wenn die Familie gegründet ist und das Haus gebaut wird, es eine gute Kinderbetreuung gibt und gute Schulen. Hier gibt es im Ruhrgebiet erheblichen Nachholbedarf.

Toleranz
Die Kreative Klasse bevorzugt tolerante Gesellschaften. Religiöser Fanatismus, Frauendiskriminierung, Schwulenfeindlichkeit schrecken sie ab. Individualisten benötigen eine Umgebung, in der sich Individuen ausleben können – die Kreative Klasse ist supranational. Engstirniger Nationalismus schreckt ab, ebenso wie künstliche Hürden. Deutschland hat das bei seiner GreenCard erlebt. Die erhofften „Computerinder“ gingen lieber in die USA oder nach Großbritannien. Neben der Sprache waren weniger restriktive Einwanderungsbestimmungen ein wichtiger Grund. Für Florida steht fest: Die USA haben ihre starke wirtschaftliche Stellung auch, weil sie seit Jahrhunderten die besten Köpfe anziehen. Florida glaubt, dass die USA durch die verschärften Einreisebestimmungen nach 9/11 diesen Vorteil aufs Spiel setzen.

Technologie
Auch Technologie ist ein wichtiger Faktor: In den High-Tech Industrien liegen viele der Arbeitsplätze der Kreativen Klasse. Auch gute Forschungseinrichtungen ziehen Talente an. Da in vielen High-Tech Bereichen Experten der unterschiedlichsten Bereiche eng zusammen arbeiten (Bei Computerspielen z.B. Programmierer, Designer und Autoren) ist es für jede Regionen wichtige eine möglichst breite High-Tech und Forschungsbasis zu haben.

Pittsburgh konnte nicht mit Boston mithalten.

Kreativindex
Keine Stadt aus dem Ruhrgebiet schaffte es unter die Top-Ten des Kreativindex von Roland Berger, der die drei Faktoren, Talent, Toleranz und Technologie abfragte – und, so Torsten Oltmanns von Roland Berger, auch als Einheit hätte es das Ruhrgebiet nicht auf einen der vorderen Plätze geschafft. Blöd,  weil seit ein paar Jahren alle Wirtschaftsförderer der Region, angeführt durch den ehemaligen VIVA-Chef Dieter Gorny, bei der Kulturhauptstadt Ruhr zuständig für den Bereich Kreativwirtschaft, die Bedeutung derselben predigen – allerdings häufig eine eher beschränkte Interpretation des Begriffes: Kreativ- wird dabei mit Kulturwirtschaft gleich gesetzt und um die Absurdität noch höher zu treiben, glaubt jede hochsubventionierte Balletttruppe nun, sie sei ein wichtiger Wirtschaftfaktor – was sie ja nur, dank mangelndem Profitstreben nur  sehr indirekt ist. Indirekt ist alles ebenso Wirtschaft wie Kultur und Kommunikation.
Und jetzt kommt eine Studie und wir liegen hinter Mannheim – alle, ohne Ausnahme.
Für Oltmann gibt es dafür gute Gründe – und sie liegen vor allem im Bildungsbereich: Nicht nur das die Zahl der hoch- und gutqualifizierten Personen im Ruhrgebiet unter dem Durchschnitt anderer Regionen liegt. Vor allem das niedrige Bildungsniveau der Migrantenkinder schlägt negativ zu Buche. Oltmann: „Hier gibt es für das Ruhrgebiet einen erheblichen Nachholbedarf. Andere Städte schaffen es deutlich besser, Migrantenkinder zu qualifizieren. Toleranz heißt nicht nur, sich in Ruhe zu lassen, sondern auch Benachteiligte zu unterstützen. Hier hat das Ruhrgebiet große Defizite.“
Die werden auch durch die dichte Theater- und Konzerthauslandschaft nicht wett gemacht – denn die meisten dieser Einrichtung verharren im Mittelmaß. Spezialisierung und Profilierung heißt nach Roland Berger das Erfolgsrezept. „Das Ruhrgebiet müsste sich darauf verständigen, wer was macht – dass dann aber richtig: Mehr Exzellenz und weniger Mittelmaß wäre ein gangbarer Weg.“ Die Dichte der Kulturlandschaft sei gut und auch für Leute wichtig, die nie ein Theater besuchen, aber erwarten dass in ihrer Stadt solche Einrichtungen vorgehalten werden: „Theater, Opern etc. gehören einfach dazu. Auch wer sie nie besucht, will haben dass es sie gibt. Man kann das mit einer guten Universitätsklinik vergleichen: Man will in einer Stadt leben, die so etwas vorhält, auch wenn man nicht krank ist.“

Oltmann riet dann noch im Gespräch, dass das Ruhrgebiet nicht blind andere Städte kopieren soll – und dass so etwas auch nichts bringt: „Das Ruhrgebiet sollte meiner Ansicht nach nicht viel Mühe darauf verwenden, Galerien, Dichter oder Modedesigner anzulocken. Dieser Teil der Kreativen Klasse hat genug Alternativen. Die Region sollte sich eher darauf konzentrieren für Ingenieure und Techniker attraktiv zu sein.“ Um das zu erreichen, sei vor allem ein Ausbau der Bildungseinrichtungen notwendig und damit auch die Förderung der eigenen Jugend (unabhängig der Herkunft!) – und eine tolerante Atmosphäre, denn ein immer größerer Teil der technischen Elite wird aus dem Ausland kommen. Dass das Ruhrgebiet keine internationale Schule hat ist unter diesem Aspekt schlimmer als der Mangel an Tanztheatern.  Auch sollte das Ruhrgebiet sich stärker bewusst werden, was es in Bereichen wie der Szenekultur zu bieten hat: Lebendige Kneipenviertel, eine Clublandschaft etc. sind ebenfalls wichtige Faktoren, die zum Wohlbefinden beitragen. Das Bewusstsein über die Bedeutung solcher Einrichtungen ist nur rudimentär vorhanden. Dortmund wird mit dem Bau eines Einkaufszentrums auf dem Thier-Gelände einen großen Teil seiner Clubkultur ausmerzen.
Das Ruhrgebiet braucht endlich eine Diskussion darüber, welche Lehren es aus Floridas Theorien ziehen möchte, wenn sich schon viele der Verantwortliche auf ihn berufen (Zumeist allerdings ohne ein einziges seiner Bücher gelesen zu haben und wenn man ehrlich ist, reicht die Lektüre von: The Rise of the Creative Class, in dem Florida auch ausführlich auf die sozialen Verwerfungen der Dienstleistungsgesellschaft eingeht). Eine solche Diskussion fand bislang auch in einer interessierten Öffentlichkeit kaum statt. Wir sollten sie beginnen.

Comeback-Kid Langemeyer gibt nicht auf

Im Streit um die Kündigungen von Mitarbeiterinnen in der Stadtkasse legt Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer nach. Zusätzlich zu den fristlosen Kündigungen wegen angeblicher Dienstvergehen jetzt die Stadt zwei neue Kündigungen hinterhergeschoben.  Diesmal geht es um außerordentliche Kündigungen aufgrund von sozialen Sondergründen. So eine Art Kündigung, weil die beiden Damen den Frieden im Haus stören.

Und wenn man so will stören die beiden den Frieden im Haus. Sie sind die Ursache für eine dramatische Demonstration in Dortmund, als 1500 Menschen vor dem Rathaus forderten, die beiden Angestellten wieder einzustellen. Doch offenbar ist Langemeyer nicht an einer Deeskalation gelegen. Er will seinen Kopf durch die Wand drücken.

Dafür spricht auch, dass nun die Angestellten der Stadtkasse Vorladungen kriegen, um als Beschuldigte angehört zu werden. Es heißt in den Briefen, sie seien ja wohl auch in unkorrekte Geschäft verwickelt gewesen und sollten nun Rede und Antwort stehen, ob es Anweisungen gab, unkorrekt zu handeln. Angeblich will die Stadtspitze so rausfinden, ob und wenn ja wer für die Sonderbehandlung des OB-Büros im Rathaus – und damit für den Skandal – verantwortlich war. Tatsächlich aber verstehen die Angestellten die EInladungen als Drohung. Nach dem Motto: "Halt die Klappe, sonst schmeißen wir auch Dich raus. Du warst ja wohl auch involviert."

Soweit wie ich gehört habe, wollen sich die Mitarbeiter wehren. Mal sehen wie.

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Zu doof für Pishing

Es gibt Kriminelle, die sind so dämlich, dass es schon wieder lustig wird. Gerade erreichte mich die folgende Email, in der ich aufgefordert werde, meine paypal-Daten an Irgenjemanden mit der vertrauenswürdigen Email-Adresse "ce2s3w@email.it" zu schicken.

Klar mach ich!! Vor allem, weil die Grammatik in der Email auf Vorschulniveau ist und die Umlaute kyrillisch. Jungs, werdet klüger oder laßt den Spam. Mich würde interessieren, ob irgendwer auf so einen Deppenquatsch reinfällt?

Weinpanscher im Essener „La Grappa“?

Eins vorweg: Ich steh nicht auf Wein. Nee, wirklich nicht. Damit wird zuviel rumgepanscht. Aber jenseits dieses Generalverdachtes ist mir folgende Geschichte aufgefallen. Und zwar wird der Wirt der Nobelpizzeria „La Grappa“ in Essen verdächtigt, als Importeur von Weinen nicht immer mit sauberen Karten zu spielen. La Grappa? Kennen Sie nicht? Das ist der Laden, in dem Werner Müller von der RAG und die anderen Großmächtigen  verkehren, die Stichstraße hinter dem Hauptbahnhof hoch, gegenüber von Evonik, schräg hinter dem RWE-Hauptgebäude.

Der Wirt von La Grappa heißt Rino Frattesi und sieht aus wie ein Padrone aus Palermo. Das Essen ist gut. Und der Tee auch. Beim Wein – naja, man weiß es nicht. Neben seinem Wirts-Job verkauft Frattesi seit Jahren Weine an große Handelsketten. Unter anderem vertreibt er an Aldi Süd in Mülheim einen Wein mit dem Namen Rosso Piceno („Naumachos“). Dieser Wein hat eine seltsame Weinvermehrung hinter sich, wie die FAZ herausfand: 

Der Naumachos wird von Giovanni Carminucci produziert. Anfang 2008 wurde der Winzer von Frattesi oder einem Mann aus Frattesis Umfeld angesprochen. Es ging um den Jahrgang 2004. Genau diesen Wein wollte Frattesi haben, um ihn an Aldi weiterzuverkaufen. Doch die 4000 Flaschen Naumachos, die Carminucci von diesem Wein liefern konnten, reichten nicht aus. Frattesi wollte 50.000 Flaschen. Und so scheint Carminucci in seiner großen Kellerei in Grottamare irgendeinen wundersamen Weg der Weinvermehrung gefunden zu haben: Die 50.000 Flaschen wurden mit dem gleichen Etikett wie ein Fachhandelswein mit dem Namen Naumachos ausgestattet und schließlich für je 3,50 Euro an Aldi geliefert. Dort ging das Zeug als ausgezeichnetes Edelgesöff über den Tisch.

Nun: da Frattesi nicht Jesus ist, liegt der Verdacht nahe, dass beim Naumachos gepanscht wurde wie im Morgenmärchenland. Hoffentlich ist in der Plörre wenigstens kein Verdünner verschnitten worden.

Langemeyer erwirkt Einstweilige Anordnung gegen Diegel

Der Streit zwischen Dortmunds OB Gerhard Langemeyer (SPD) und dem Arnsberger Regierungspräsidenten Helmut Diegel eskaliert weiter.

 

Eben kam diese Pressemitteilung der Stadt Dortmund rein: "Einstweilige Anordnung gegen Regierungspräsidenten wegen ehrenrühriger Äußerungen erwirkt. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung, den Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer gegen Regierungspräsident Helmut Diegel am 21. August an das Verwaltungsgericht Arnsberg gestellt hatte, ist heute erwartungsgemäß zu einem für den Oberbürgermeister positiven Ergebnis gekommen.
Oberbürgermeister Dr. Langemeyer: „Endlich ist ein Schlussstrich gezogen: Ich bin froh, dass ich den Rechtsweg beschritten habe und Herr Diegel seine ehren-rührigen Äußerungen künftig unterlassen muss. Er hat heute die rote Karte bekommen für eine Verhaltensweise, die seinem Amt nicht gebührt.“
In der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichtes Arnsberg von heute heißt es: „Durch Beschluss vom heutigen Tage hat das Verwaltungsgericht Arnsberg das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch den Regierungspräsidenten Arnsberg, im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, es zu unterlassen, wörtlich oder sinngemäß in der Öffentlichkeit zu behaupten, der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund habe sich die Zustimmung der Bezirksregierung Arnsberg zur Haushaltssatzung der Stadt Dortmund für die Jahre 2008/2009 durch falsche Angaben erschlichen. Diesen Vorwurf hatte der Regierungspräsident im Hinblick auf finanzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Betrieb des Klinikums Dortmund erhoben.“

Mal abwarten, wie Diegel auf diese Anordnung reagiert. Klar ist: Diegel wird sich den Dortmunder Haushalt so genau wie keinen Zweiten anschauen und auf jede Ungereimtheit, so er sie denn findet, extrem nickelig reagieren. Dortmund bleibt im Moment die spannendste Stadt des Ruhrgebiets.

Roland Mitschke: „Ich rate Konrad von einer Kandidatur gegen Wittke ab!“

In der Ruhrgebiets CDU herrscht Überraschung über die Kandidatur von Chrtsitoph Konrad um das Amt des CDU-Bezirksvorsitzenden. Eigentlich sollte NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke die Nachfolge von Norbert Lammert antreten.

Christoph Konrad. Foto: Konrad

"Christoph Konrad – wer ist das?" werden sich auch viele Leser der Ruhrbarone fragen.  Christoph Konrad hat das Problem vieler Europaabgeordneter: Kaum jemand kennt ihn.  Seit 1994 ist der ehemalige Vorsitzende der Bochumer Schülerunion Mitglied im Europaparlament und auch für die Wahl im kommenden Jahr ist Konrad wieder Spitzenkandidat der CDU-Ruhr für das Amt. Umso mehr überraschte die von Der Westen veröffentlichte Meldung der Nachrichtenagentur DDP, die Konrads Brüsseler Büro bestätigt hat, das Christoph Konrad sich im November um die Lammert-Nachfolge an der Spitze der CDU-Ruhr bewerben wird – gegen Landesverkehrsminister Oliver Wittke. Roland Mitschke, Fraktionsvorsitzender der CDU im RVR und wie Konrad Mitglied der Bochumer CDU: "Ich rate meinem Freund Christoph Konrad dringend davon ab, gegen Oliver Wittke anzutreten. Er hat keine Chance gegen Oliver Wittke und läuft Gefahr, die Unterstützung der CDU bei der Europawahl zu verlieren." Laut Roland Mitschke sei Konrad bislang nicht durch ein besonderes Engagement für das Ruhrgebiet aufgefallen: "Er hat die Interessen der Region gut im Europaparlament vertreten, aber darüber hinaus konnte ich kein Engagement erkennen."
Für Mitschke ist klar, dass das Ruhrgebiet davon profitieren würde, wenn mit Oliver Wittke ein Minister Vorsitzender der CDU-Ruhr werden würde. "Wenn er Parteichef im Ruhrgebiet ist, stärkt dass auch seine Position in Düsseldorf und ihm fällt es leichter, die Position des Ruhrgebiets im Kabinett ducrhzusetzen.".

 

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Oliver Scheytt hört auf. Nächstes Jahr. In Essen

Eine überraschende  Nachricht brachte heute die WAZ Lokalredaktion Essen. Allerdings war die Meldung nur auf dem ersten Blick spannend. Und zwar kündigte Oliver Scheytt an, im kommenden Jahr nicht mehr als Beigeordneter in der Essener Kommune zu kandidieren. Natürlich will er Chef der RUHR.2010 GmbH bleiben. Mit anderen Worten, alles war absehbar.

Scheytt ist der Mann rechts. Foto: Privat

Der Geschäftsführer der Kulturhauptstadt sieht sich nämlich seit Jahren für höhere Posten als den Job in Essen gerüstet. Scheytt ist auf vielen Hochzeiten unterwegs. Da ist der Posten im Pott nach 16 Jahren Amtszeit für den Kulturduzendsaßa nicht mehr so heiß.

In loser Reihenfolge war oder ist Scheytt:

  • Vorstandsmitglied des Verbandes deutscher Musikschulen (1993 bis 2002)
  • Vorsitzender der Dezernentenkonferenz des Kultursekretariates NRW (1995 bis 2004)
  • Vorstand Stiftung Zollverein (1998 bis 2007)
  • Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V., Bonn (seit 1997)
  • Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Kultur in Deutschland" (2003 bis 2007)
  • Mitglied der Kulturausschüsse des Deutschen Städtetages und der Deutschen UNESCO-Kommission
  • Mitglied des Beirates der Kulturstiftung des Bundes

Scheytt hat drei Töchter.

Recklinghausen: …und es war einmal eine Innenstadt

Recklinghausen hat eine schöne Innenstadt. Fachwerkhäuser, ein paar Kneipen. Wirklich nett. Im letzten Jahr habe ich dort sogar Weihnachtsgeschenke gekauft, aber das tut jetzt nichts zu Sache. Ärgerlich ist, dass wenn Recklinghausen nicht aufpasst, es bald mit der schönen Innenstadt vorbei ist.

Denn in Recklinghausen wollen zwei Investoren Einkaufszentren errichten: mfi aus Essen möchte das eher schangelige Löhrhofcenter zu den Recklinghausen Arcaden ausbauen – und die Verkaufsfläche des Centers von jetzt knapp 10.000 m2 auf über 30.000 m2 ausbauen. Das Duisburger Unternehmen Multi Development (MD), will das Karstadt-Gebäude am Markt kaufen und dort das Quartier am Markt errichten. Gut 6.000 qm2 neue Verkaufsfläche kämen dazu. Vor kurzem hat MD das Forum in Duisburg eröffnet.

mfi plant ein klassisches Einkaufszentrum, MD will sein Quartier stärker der Innenstadt anpassen. Die Arcaden sind so etwas wie eine mfi Marke – es gibt sie schon erfolgreich in vielen Städten.

Beide Investoren haben Gutachter beauftragt, deren Ergebnisse, es wundert nicht wirklich, ihre Auffassungen stärken:

Das mfi Gutachten, erstellt von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), bescheinigt den mfi-Plänen, dass  die Stadt mit den Löhrhof-Arcaden einen neuen Kundenmagneten bekommt, der das qualitative und quantitative Angebot in der Recklinghäuser Innenstadt ergänzt.
Als Risken werden die starke Überschneidung mit den vorhandenen Angeboten in der Innenstadt sowie negative städtebauliche Nebeneffekte benannt. GMA empfiehlt, die Recklinghäuser Arcaden kleiner als 30.000 m2 zu bauen, was mfi jedoch als unwirtschaftlich ablehnt.

MD hat gestern sein Gutachten vorgestellt. Es wurde von der CIMA Projekt + Entwicklung GmbH erstellt und die halten schon die 6.000 m2 zusätzliche Verkaufsfläche, die MD plant, für zu viel und raten zu Beschränkungen. MD hat einen Hauptmieter: Karstadt. Die sitzen in einem alten Kaufhaus, in dem die kleinste Etage das Erdgeschoss ist – für Einzelhandel nicht mehr zeitgemäß. Karstadt wird sich wohl aus Recklinghausen zurückziehen, wenn die Arcaden kommen. Seit Jahren schon steht das Kaufhaus auf der Kippe.

Beide Gutachten sind sich sicher, dass ein großer Teil der zusätzlichen Umsätze aus der Recklinghäuser Innenstadt kommen wird – und das auch Städte wie Gelsenkirchen-Buer, Herne oder Haltern noch Kaufkraft an Recklinghausen abgeben werden.

Spricht man mit der Stadt und ihrem Bürgermeister Wolfgang Pantförder ist alles klar: Die Ratsmehrheit hat sich festgelegt: Sie will die Arcaden. Im Dezember soll die Entscheidung im Rat fallen. Die Karstadt Drohung, sich aus Recklinghausen zurückzuziehen, wenn MD nicht bauen darf, zieht bei Pantförder nicht mehr: „Karstadt droht seit über zehn Jahren mit dem Wegzug. Sie können auf ihren Flächen bauen, aber nicht darüber hinaus.“

Gestern hat sich die Werbegemeinschaft relativ deutlich hinter die Pläne von MD und Karstadt gestellt. Der Vertreter der IHK hat gewarnt, eine solche Position zu beziehen: Das Kaufmannschaft sollte sich grundsätzlich überlegen, ob sie ein neuen Einkaufszentrum in Recklinghausen will und wenn ja, wie groß es sein darf, um nicht den Einzelhandel in der Innenstadt zu vernichten. Jetzt soll ein neues Gutachten her, eines, das nicht von einem der beiden Investoren bezahlt wird, sondern von der Stadt, was diese auch heute noch nicht für nötig hält, denn sie verweist auf ein Gutachten von 2005.

In Recklinghausen streiten sie um eine  der letzten intakten Innenstädte im Ruhrgebiet. Wenn sich die Stadt für mfi entscheidet, wird MD nicht investieren und Karstadt Recklinghausen verlassen. Am Marktplatz stünde dann ein vergammeltes Kaufhaus, in dem vielleicht noch ein Ein-Euro-Shop im Parterre wäre.

Entscheidet sich die Stadt für MD und gegen mfi, wird sich mfi aus dem Löhrhofcenter zurückziehen. Es würde weiter vergammeln und das Areal am Rathausplatz weiter hinunter ziehen. Das MD Konzept wäre, alleine weil es kleiner ist und die Umgebung durch Straßenüberdachung besser einbezieht, Innenstadtverträglicher – um den Preis des mittelfristigen Untergangs des Löhrhofcenters.

Egal, wie sich Recklinghausen entscheidet: Es geht um die Zukunft der Innenstadt, darum, wie sie sich in den nächsten 30 Jahren präsentieren wird. Die Stadt sollte vom Gas gehen und ein drittes, neutrales Gutachten in Auftrag geben, wenn es denn so etwas gibt, wie neutrale Gutachter. Wenn sie das nicht tut, handelt sie im hohen Maße unverantwortlich. Es mag ja sein, dass die Stadt weitere, wirtschafliche Gründe hat, mit mfi zu kooperieren – wie die Übernahme der alten Stadthäuser neben dem Löhrhofcenter – nur sollte sie das dann deutlich sagen. Im Augenblick fährt die Stadtverwaltung  in Recklinghausen ein hohes Risiko…die vielen toten Innenstädte im Ruhrgebiet zeigen, was passieren kann, wenn sich die Stadt falsch entscheidet.