Das Essener OB-Duell steht. Lehrer contra Diplomingenieurchemiker

Essen ist in der Politik des Ruhrgebietes eine der wenigen tragenden Säulen. Umso wichtiger ist es, wer in Essen Oberbürgermeister wird. Nachdem nun der alte Stadtchef Wolfgang Reiniger (CDU) seinen Rückzug zur kommenden Wahl erklärt hat, wurde nun der Oberstudienrat a.D. Franz-Josef Britz, bald 60, auf den Konservativen Schild gehoben. Er soll 2009 Oberbürgermeister an Stelle des Oberbürgermeisters werden.

Eine gute Wahl? In der CDU hat sich zur Kür von Britz eine alte Geschichte wiederholt. Wie vor 20 Jahren stand nämlich ein anderer Name auf der Liste der CDU-Hoffnungsträger, und zwar Stephan Holthoff-Pförtner. Doch diesen Mann wollten die mächtigen Konservativen in Essen verhindern. Um jeden Preis und sei es um den Preis des eigenen Erfolges.

Stephan Holthoff-Pförtner ist nicht irgendwer. Er gehört zu den Mächtigsten Menschen in NRW. Das CDU-Mitglied vertritt eine der beiden Eigentümerfamilien der WAZ-Mediengruppe. Er ist Adoptivsohn der WAZ-Gesellschafterin Gisela Holthoff. Als Rechtsanwalt vertrat er Altkanzler Helmut Kohl in der Spendenaffäre. Er kämpfte auch für den korrupten Schiri Robert Hoyzer. Und ist zudem Mitglied des Kohlekuratoriums der RAG – mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers ist er über die Partei hinaus befreundet.

Holthoff-Pförtner ist ein Mann von Welt. Einer der wenigen, die das Ruhrgebiet hat. Als Oberbürgermeister-Kandidat wäre er jemand gewesen, der im Fall eines Sieges über die Stadt hinausgestrahlt hätte. Vielleicht hätte es Holthoff-Pförtner auch mit dem Spitzenmann der SPD im Pott, dem Dortmunder OB Gerhard Langemeyer, aufnehmen können.

Tja, jetzt ist Britz der Kandidat der CDU. Ein Ex-MdL-Mann und Ex-Berufschullehrer, den nur Eingeweihte von außerhalb kennen, weil er sich schon mal von einem Energieversorger zu einer Reise nach Barcelona einladen ließ. Wie kam es dazu?

Holthoff-Pförtner hatte gesagt, er steht nur der CDU zur Verfügung, wenn er ohne Gegenkandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters antreten kann. Dagegen hatte aber das Old-Boy-Network rund um Norbert Königshofen etwas. Genau wie vor 20 Jahren wollten der Hinterbänkler aus dem Bundestag und seine Essener Kumples verhindern, dass mit Holthoff-Pförtner jemand in der CDU das Ruder übernimmt, der dem grauen Pantoffel-Mief ein Ende gemacht hätte. Schnell waren Britz und die CDU-Ratsfraktion überredet, dass der RAG-Bildungs-GmbH-Beschäftigte Britz besser für die Stadt sei als der Weltmännische Holthoff-Pförtner.

Und so steht es nun, dass Duell Lehrer gegen Diplomingenieurchemiker. Denn auch bei der SPD ist mit Reinhard Paß kein Kandidat in der ersten Reihe, der landespolitisch oder bundespolitisch aufgefallen wäre. Dafür hat der Betriebsratschef der DMT Paß die Aktion "Aktion Wachsames Hähnchen" ausgerufen. Hier können sich Leute über Zipperlein in der Nachbarschaft mokieren. Das ist also das Essener Niveau der Zukunft.

Damit wir uns richtig verstehen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Es kann für die Menschen vor Ort die Heimat abbilden, von Leuten wie Britz oder Paß vertreten zu werden. Damit wäre die Wahl der Männer genau das richtige im demokratischen Sinne. Das kleine Karo wird eben gerne vom kleinen Karo regiert. Aber ich hätte mir im Sinn der Metropole mehr Mut gewünscht.

So ist das Duell in Essen farblos, eher im Kleingartenschnitt.

Nur in einem Punkt bringt die Kür von Britz Spannung. Die SPD um Paß kann wieder Morgenluft schnuppern. Gegen den amtierenden CDU-Vorsitzenden ist leichter Wahlkampf zu machen, als gegen einen Mann mit den Möglichkeiten von Holthoff-Pförtner. Es wird keine reine Amtsübergabe von Reinger an den nächsten CDU-Mann.

Leider wird das Duell die wahren Machtverhältnisse um den echten ersten Bürger in Essen kaum bewegen. Nach wie vor wird Berthold Beitz das Sagen haben. Er war es, der ThyssenKrupp geholt hat, er hat den Folkwang- und den Saalbau-Umbau möglich gemacht. Vom Rest kamen viele Worte. Von Beitz – Taten.

Oberhausener Kurzfilmtage, Teil 2: Vom Festival zum zeitgenössischen Museum? ? Eine Nachbetrachtung

Festivalleiter Dr. Lars Henrik Gass sagte es in seiner Eröffnungsrede der 54. Internationalen Kurzfilmtage deutlich: „Kaum ein Kurzfilm erzielt Einnahmen im Fernsehen oder Internet.“ Und: „Der Film als Ware braucht keine Festivals mehr; und das ist die historische Chance, dort endlich bessere Filme zu zeigen.“ Mutige Worte, natürlich den aktuellen Entwicklungen im Internet (und auch bei den DVDs) geschuldet, die selbst Hollywood nicht kalt lassen und bekanntermaßen schon zu Streiks in der amerikanischen Filmbranche führten. Und ein krasser Gegensatz zu den Plänen der Bundesregierung im Rahmen der Novellierung des Filmfördergesetzes. Wie aber stellt man sich die Zukunft einer nicht ausschließlich digital vernetzten Kurzfilmszene vor? Und: Was plant die Bundesregierung eigentlich mit dem Genre „Kurzfilm“?

„Wer also das Kino erhalten will, muss es zerstören, um seine soziale Funktion wiederzubeleben.“ Das könnte von Godard oder Debord sein, entstammt aber auch der oben zitierten Eröffnungsrede. Der Festivalleiter schlussfolgert: „1. Filmfestivals müssen künftig für die Verwertung von Filmen zahlen. 2. (…) Filmförderung aus öffentlichen Mitteln sollte künftig allein der Herstellung von künstlerisch relevanten Werken und ihrer Präsentation dienen. 3. (…) Das Kino wird nur als Museum überleben können, als ein Museum aber, das wir noch nicht kennen.“ Kein Geld also mehr für die Cannes- und Berlin-Schickeria und stattdessen für ein künstlerisch und kulturell wertvolles Programm? Ist das noch populär? Dr. Gass führt aus: „Vielleicht werden die Museen für zeitgenössische Kunst die Filmfestivals überflüssig machen. (…) Der Gegensatz zwischen hier Kunst und dort Film ist überholt. (…) Filmfestivals müssen Bücher und DVDs machen, Partys und Konferenzen, sie müssen das bessere Fernsehen sein und die bessere Universität.“

Oberhausen 2008 hat vor allem den Status Quo der Filmbranche deutlich gemacht: Viele, viele Screenings von Internetportalen, die sich als Filmarchive verstehen, stehen zahlenmäßig zumindest gleichberechtigt neben den guten, alten Wettbewerben auf dem Programm. Themen orientierte Reihen gibt es gerade mal zwei, aber sechs Künstler orientierte unter dem Titel „Profile“. Dazu an jedem Tag zumindest ein Podium sowie die Diskussionsrunden zu den Wettbewerben. Oberhausen funktioniert also eh als Präsentationsfläche, Service und Seminarangebot für die Kurzfilmszene, der der Austausch spürbar gut tut; einer Generation, die sich oft in virtuellen Welten wohler fühlt denn als „Chronisten der Gegenwart“ oder gar als Auftragsarbeiter der Werbeindustrie. Wie ein Filmportal-Betreiber aus NRW am Rande des Festivals sagt: „Manchmal ist es besser, die Leute gar nicht erst zu treffen mit denen man zusammenarbeitet.“ Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, hat allerdings anderes mit der Kurzfilmszene vor: „Das neue Filmförderungsgesetz soll dazu beitragen, dass der Kurzfilm auch das Kinopublikum wieder häufiger erreicht.“ Zurück ins sterbende Kino? Womöglich in Form von Werbespots oder anderen Blockbuster-Appetizern? Ein extrem zynisches Todesurteil. Bernd Neumann weiter: „Die Bundesmittel für Oberhausen waren und sind stets eine gut angelegte Investition in die Zukunft des Kinofilms.“ Der Staatsminister scheint geistig im Kino gefangen und in Zeiten als man Kurzfilme drehte, um sich "für die große Leinwand zu qualifizieren“. Besser zurück zur äußerst lebendigen Wirklichkeit des Genres und zu gelungenen Präsentationen eines „zeitgenössischen Museums für Kurzfilme“:

Der Film als Buch, das gab es des Öfteren, so im Werk des gelernten Schriftsetzers Jörg Petri, dessen Musikvideo zu „Dot“ von Michael Fakesch auch als überdimensioniertes Daumenkino erhältlich ist. Zum anderen im Rahmen einer „Book Launch Action“ mit Mike Sperlinger, Emily Wardill und Ian White zum Buch „Kinomuseum – Towards An Artist´s Cinema“ mitten im Oberhausener Hauptbahnhof. Bekannt gemacht wurde diese Aktion durch Flyer am Ende der Reihe „Wessen Geschichte“, die mit dem letzten Beitrag auch aufzeigte, wie sich Performance, Museum und Kurzfilm hervorragend ergänzen können: Die Kuratorin Sharon Hayes war nur fernmündlich anwesend und kommentierte die Auswahl in einer spontanen Telefonperformance mit Ian White über die Kinolautsprecher vor, nach und während der Filme, ließ sich auch mit Bekannten im Saal verbinden und fasste schließlich die gemeinsame Botschaft jeder (im Film gezeigten) Protestbewegung wie als Leitlinie für die Kinorevoluzzer des 21. Jahrhunderts am Ende so zusammen: „Now. Now! NOW!“ Es schien fast symptomatisch, dass diese Worte nur noch an die Mitglieder des „Artist´s Cinema“ gerichtet waren. Die “Endkonsumenten” hatten das Kino bereits verlassen.

Fazit? Der Autor war selbst Akteur, als bei der ersten großen Welle des Kinosterbens auch andere Veranstaltungsformen Einzug in die Lichtspielhäuser fanden. Nicht einmal die von der Szene eigentlich verhassten Multiplexe funktionieren im Grunde anders. Gleichzeitig definiert sich die Kurzfilmszene mehr denn je über weltweite Vernetzungen. Umso wichtiger sind Treffpunkte, offene Formen und eine moderne Kulturförderung, die auch in Deutschland endlich nicht mehr in Genregrenzen und auf die Verwertung in veralteten Strukturen hin denkt.

Kein Ruhmgebiet

 Ausschnitt:hall-of-fame-sport.de

Die deutsche Sporthilfe und das Deutsche Historische Museum haben heute ihre Hall of Fame des deutschen Sports vorgestellt. Eine 25-köpfige Jury um Bundesinnenminister Wolfgang „Stoppt“ Schäuble einigte sich auf 40 ganz besonders verdiente Persönlichkeiten in Leibesübungen. Natürlich gibt es bereits Geraune um die Auswahl, nicht nur das Gold-Rosi Mittermeier sich selbst auswählen konnte.

 

Auch die kümmerliche Zahl ehemaliger DDR-Atheleten – nur Roland Matthes schaffte den Sprung in die Top Forty – und das Fehlen von deutsch-jüdischen Athleten stößt Kritikern bitter auf.

Ich finde die regionale Aufteilung etwas seltsam, aus Köln kommen gleich vier Geehrte, aus NRW sind es insgesamt tüchtige 12, aus dem Ruhrgebiet sind nur zwei dabei, aber nicht etwa Helmut Rahn, Willi Wülbeck oder Annegret Richter, sondern der FDP-Politiker, Vater der Stauschau und Sportbund-Präsident Willi Weyer aus Hagen, sowie Gustav Kilian, der eiserne Bahnradtrainer – er starb in Dortmund und war Deutschland tatsächlich ein rechter, dunkelbrauner Botschafter des Sports. Siegte in den 1930ern mit Hakenkreuz in den USA. Rümpf, rümpf.

Schreiben lassen (1)

Foto: flickr/photos/kubia

In sehr loser Folge veröffentlichen wir hier nun auch aktuelle Beiträge, die aus unerfindlichen Grüßen noch nicht abgedruckt wurden. Den Anfang macht eine Rezension vom Kollegen Christian Werthschulte. Auf gehts, Bua:  

Alpinisten der Improvisation

Österreich, du hast es besser. Dank einer nachhaltigen Kulturförderung hast du im Übermaß, was das Ruhrgebiet nur am Rande hat – Schmankerl der experimentellen Musik. Wer davon probieren wollte, war am Samstag bei „Felix Austria" im Dortmunder Künstlerhaus an der richtigen Adresse.
Michael Moser ist eigentlich Cellist. Doch anstatt sein Instrument mit klassischer Musik zu langweilen, erforscht er lieber seine Klangeigenschaften, streicht mal zart über die Seiten und nutzt den Korpus für Halleffekte – wie einst im Fluxus. Doch der Fortschritt hat vor der improvisierten Musik nicht Halt gemacht. Ein Computer nimmt die Klänge auf und manipuliert sie sanft und bei bloßem Hinhören kaum wahrnehmbar.
Anders Billy Roisz und Silvia Fässler. Als Silly setzen sich die beiden vor ihre Laptops, verziehen keine Miene und starren für die Dauer ihres Sets gebannt auf die Monitore. Was dort passiert, lässt sich nur erahnen. Kurze Pianoloops werden hörbar, unterbrochen von einem minimalen Rhythmus und digitaler Klangsynthese. Das ist laut, humorvoll und kickt auf angenehm unklimaktische Art und Weise. Doch wo Silly dafür den Computer bemühten, hat sich Werner Dafeldecker der Analogtechnik verschrieben. Mit Hilfe eines Bandechos wurde aus einem einfachen Sinuston eine Klangkaskade, die nuancenreich zwischen Lärm und Stille oszillierte.
Zum Abschluss collagierte dieb13 Fragmente aus der Jazzgeschichte mit drei Plattenspielern. Dass dabei von den Originalaufnahmen wenig erhalten blieb, verdankt er einer selbstgeschriebenen Software, die im Inneren eines kleinen Holzkastens ihr Werk tat und ihre Ergebnisse zurück in die Mix-Melange speiste. Eine Form von musikalischer Aneignung, die ihre politischen Ambitionen nicht verleugnet. Zum Schluss seines Sets ertönt eine geloopte „Internationale" in der Spieluhr-Version, dieb 13 riss die Regler nach oben und entließ seine Zuhörer ins weiße Rauschen. Hat Spaß g’macht.

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PFT – Das Problem des Ruhrverbandes – Fortsetzung X

Neuerdings berichtet der Ruhrverband schon per Pressemitteilung über meine Anfragen und Berichte. Nun denn, sei’s drum. Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass der Ruhrverband offensichtich tiefer in den PFT-Skandal verstrickt ist, als bisher bekannt. So hat der Verband selbst tausende Tonnen Klärschlamm, offensichtlich auch mit PFT verschmutzt, an die Firma GW Umwelt aus Borchen geliefert. Zur Erinnerung: Diese Firma wird für die Verseuchung der Felder im Sauerland verantwortlich gemacht.

Eigentlich hieß es, die Firma GW Umwelt habe den PFT-Schlamm aus Holland oder Belgien importiert. Nun scheint es, als stamme einiges von dem Dreck aus dem Ruhrgebiet selber. Eine Katze also, die sich in den eigenen Schwanz beißt.

Tatsächlich ist es schwierig die Ursachen der PFT-Verschmutzung in der Ruhr zu finden. Bei Recherchen im zuständigen Ministerium stößt man auf eine unsichtbare Mauer des Schweigens. Je tiefer und je näher man der Wahrheit kommt, umso fester wird diese Mauer. Vor allem, wenn die Spur in Richtung des Ruhrverbandes führt.

So beharrt NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) auf der nachweislich falschen Behauptung, die PFT-Verschmutzung aus den Kläranlagen des Ruhrverbandes habe auf 147 Gramm gesenkt werden können. Tatsächlich liegt die Menge um gut 100 Gramm höher. Die Fracht wurde nicht gesenkt. Uhlenberg muss das eigentich wissen. Ist das schon eine Lüge?

Trotzdem meldet der Minister einen Erfolg: Die PFT-Konzentrationen in der Ruhr sinken. Doch das liegt nicht daran, dass weniger PFT aus den Klärwerken abgeht. Vielmehr wird schlicht mehr Rohwasser in der Ruhr mit der fast gleichen Menge PFT verunreinigt.

Warum Uhlenberg die Kläranlagen des Ruhrverbandes mit einer falschen Aussage schützt, ist schwer nachvollziehbar. Allerdings geht aus Unterlagen, die mir zugingen, hervor, dass der Ruhrverband Jahrelang KLärschlamm an die Firma GW Umwelt geliefert hat. Beispielsweise wurden allein im Jahr 2000 aus der Kläranlage Arnsberg-Neheim über 880 Tonnen nach Borchen gebracht. Aus Arnsberg kamen 414 Tonnen hinzu. Der Klärschlamm wurde in Borchen mit anderen Abfällen durchmengt und auf die Felder verklappt. Dafür gab es amtliche Genehmigungen.

Der Ruhrverband gibt zu bis mindestens 2004 Klärschlamm an die Firma GW Umwelt zum weiterverklappen geliefert zu haben. Dies sei auch rechtens gewesen, da der Verband für seine Klärschlammentsorgung Ausschreibungen hätte machen müssen und dabei habe halt GW Umwelt gewonnen.

Wie viel Klärschlamm der Ruhrverband an die Firma GW Umwelt lieferte, ist allerdings weiter unklar. Große Mengen wurden zunächst in Zwischenlager gebracht und erst später im Sauerland abgekippt. Aus den vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass GW Umwelt weit über 80 000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Klärwerken angenommen hat. Das Treiben wurde erst eingeschränkt, als das NRW-Umweltministerium im Jahr 2002 die Verbrennung des Klärschlamms durchsetzte. Auch der Ruhrverband hat noch keine Antwort auf diese Frage gegebem.

Es ist aber auf jeden Fall davon auszugehen, dass etliche Tonnen Klärschlamm bereits in den 90er-Jahren mit PFT verseucht wurden – auch wenn erst seit wenigen Jahren bekannt ist, wie gefährlich das Gift ist. Die Firma Gerhardi aus Lüdenscheid beispielsweise verwendet nach eigenen Angaben seit Anfang der 90er-Jahre PFT. Aktuell leitet das Unternehmen etwa 26 Gramm PFT am Tag in das Klärwerk Rahmedetal ein. Ein Sprecher der Firma sagte, bis zum Ende des Jahres werde die Emission auf Null reduziert.

Der Ruhrverband sagt nun, die Belastuing mit PFT könne nicht so hoch sein, da die betroffenen Klärwerke, aus denen Schlamm weggekarrt worden sei, allesamt wenig PFT belastet gewesen wären.

Wie dem auch sei. Auf jeden Fall bedeutet diese Recherche: Ziemlich sicher wurde auch PFT-belasteter Klärschlamm aus Anlagen des Ruhrverbandes auf Ackerflächen im Sauerland verklappt. Damit lässt sich die These des Alleinverursacher GW Umwelt nicht mehr aufrechterhalten.

 

 

?Die Klimapolitik wird teuer…!?

Über Klima- und Energiefragen wird auch bei den Ruhrbaronen gerne und vile diskutiert. Vor ein paar Monaten interviewte ich zu diesen Themen Dr. Manuel Frondel, den Energieexperten des RWI.

Manuel Frondel. Foto: RWI

Spätestens seit dem G8-Gipfel ist klar, dass Deutschland eine führende Rolle im Klimaschutz anstrebt. Umweltminister Sigmar Gabriel machte während des – ausgesprochen kühlen – Sommers im Wochenrhythmus neue Vorschläge. Teilen der Wirtschaft und den Verbrauchern drohen hohe Kosten.

Die Erneuerbaren Energien erleben in Deutschland einen Boom. Ob Windenergie, Erdwärme oder Biodiesel: Die schon hysterische Züge aufweisende Diskussion um den Klimawandel und die Reaktorstörfälle in den vergangenen Monaten lassen Kernenergie und Kohle als Energielieferanten der Vergangenheit erscheinen.
Immer mehr Bürger fordern eine weitere Förderung der Erneuerbaren Energien und gleichzeitig den Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohle – kaum ein Kraftwerksstandort muss im Moment nicht mit dem massiven Widerstand von Umweltschützern rechnen. Politiker sind im Augenblick dabei die Forderungen vieler Bürger aufzugreifen. Ob die hessische Koch-Herausforderin Andrea Ypsilantis oder die Partei Die Linke, die unter ihrem alten Namen SED auf Kernenergie und Braunkohle setzte: Immer mehr wollen den Doppelausstieg.
Für Dr. Manuel Frondel vom RWI Essen eine gefährliche Entwicklung, die an die Basis der Energieversorgung Deutschlands rührt: „Es gibt die so genannte Grundlast, bei der Strom an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen muss. Dieser Strom wird in Deutschland aus Kernenergie und Braunkohle produziert – und es gibt dazu auf absehbare Zeit keine Alternative. Die meisten Bürger möchten im Moment Erneuerbare Energien und einen Ausstieg aus der Kernkraft. Viele Menschen sind sich aber nicht bewusst, wie teuer allein die Installation von entsprechenden Kapazitäten an alternativen Energien werden würde – die dann immer noch nicht eine Versorgung sicherstellen würden, wie wir sie gewohnt sind und wie wir sie als hoch technisiertes Industrieland auch benötigen.“
Sollte eine solche Politik tatsächlich umgesetzt werden, was Frondel für unmöglich hält, wäre der Industriestandort Deutschland durch die damit verbundene hohe Kostenbelastung gefährdet: „Es besteht die Gefahr, dass energieintensive Industrien wie die Automobil- und Stahlindustrie ins Ausland abwandern.“
Allerdings, da ist sich Frondel relativ sicher, würden auch künftig energieintensive Branchen geschont: „Schon bei der Ökosteuer gab es zahlreiche Ausnahmen für Branchen mit hohem Stromverbrauch – und das ist auch gut so. Würden sie so belastet wie Ottonormalverbraucher, könnte das ihr Aus bedeuten.“
Bereits die heutige Ökosteuer auf Strom, so der Diplom-Physiker und Diplom-Wirtschaftsingenieur, käme den Bürgern teuer zu stehen – über sechs Milliarden Euro würde sie die Verbraucher kosten. So belaufen sich bereits die heutigen Belastungen durch Ökosteuer, Einspeisevergütungen für Erneuerbare Energien, Abgaben für Kraftwärmekopplung und nicht zuletzt durch die Subventionierung von Biotreibstoffen auf weit über 20 Milliarden Euro jährlich. Würden alle Pläne der Bundesregierung umgesetzt – eine weitere Subventionierung von Energieeffizienz steigernden Umbauten, stärkere Nutzung von Erneuerbaren Energien sowie ein vermehrter Einsatz von Biodiesel, könnte die jährliche Belastung um ein Vielfaches steigen.
Zu den Gewinnern dieser Entwicklung würden zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen gehören. „Alle Branchen, die mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien zusammenhängen, werden sich ebenso über steigende Auftragseingänge freuen dürfen wie Handwerker und die Bauindustrie über Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung. Finanziert wird die mittels zinsverbilligter Kredite und Investitionszuschüssen erfolgende Subventionierung der Hausbesitzer – es sind ja ihre eigenen Immobilien, in die sie investieren – durch alle Steuerzahler, von denen ja die meisten Mieter sind. Was da passiert ist eine große Umverteilung.“
Von dieser allerdings werden nach Frondels Ansicht eher die bereits aufgeführten Branchen denn die Hausbesitzer profitieren: „Viele Investitionen in die Energieeffizienz von Immobilien lohnen sich trotz verlockend günstiger Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau nicht. Würden Immobilienbesitzer ihr Geld konventionell investieren, hätten sie bei einem Zinssatz von fünf Prozent wahrscheinlich eine höhere Rendite.“
Zu den Verlierern der Politik gehören der Handel, die Gastronomie und die Konsumgüterindustrie. „Mehr als 20 Milliarden Euro weniger Geld im Portemonnaie der Verbraucher sind eine ungeheure Summe. Für den einzelnen Bürger sind das nur ein paar Euro im Monat – für die Binnennachfrage bedeutet diese Summe jedoch eine sehr starke Belastung. Seit Jahren wird zu Recht beklagt, dass die Binnennachfrage zu gering ist. Durch die Kosten der Klimapolitik wird sich dieser Effekt in den kommenden Jahren noch verstärken. Für den Handel, der bislang wenig von der im Augenblick guten Konjunktur profitiert, wird die Lage weiter schwierig bleiben.“
Doch bleibt angesichts sich überschlagender Horrormeldungen über die Auswirkungen des Klimawandels überhaupt eine Alternative zu einem raschen Umlenken in der Energiepolitik?
Der Physiker rät zur Ruhe und warnt vor Panik: „Auch wenn der UN-Weltklimarat Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) vor wenigen Monaten die Wahrscheinlichkeit angab, dass die Klimaveränderungen zu 90 Prozent von den Menschen verursacht sind, sollten wir besonnen handeln. 90 Prozent mag für Laien imposant klingen, ist im wissenschaftlichen Kontext jedoch keine sehr gute Zahl. Kein Mensch würde ein Medikament schlucken, von dem bekannt ist, dass es nur zu 90 Prozent nicht schädlich ist. In Wirklichkeit wissen wir nicht, ob der Klimawandel einen natürlichen Ursprung hat oder vom Menschen verursacht wurde.“
Frondel plädiert jedoch nicht für ein „Weiter so“ in der Energieversorgung. Für die nächsten Jahrzehnte können wir noch auf Öl, Gas und Kernenergie setzen. Diese Zeit sollten wir nutzen, um den Bereich der regenerativen Energien auszubauen und auch die Möglichkeiten der Kernfusion weiter zu erforschen. Forschen ist für ihn ohnehin der Schlüsselbegriff für die zukünftige Energieversorgung: „Mit Ausnahme der Wasserkraft, deren Potentiale in Deutschland nahezu ausgeschöpft sind, ist keine der im Augenblick vorhandenen alternativen Energien wettbewerbsfähig.“ Daran kann vor allem der technologische Fortschritt etwas ändern.
Die Politik sollte daher vorwiegend in die Erforschung neuer Technologien investieren anstatt in die flächendeckende Verbreitung unwirtschaftlicher, technologisch noch nicht ausgereifter Erneuerbare-Energie-Systeme wie insbesondere Photovoltaik – und sie sollte verstärkt Anreize für Innovationen setzen. Frondel: „Im Moment bestimmt das novellierte Erneuerbare-Energiegesetz genau, wie hoch die Summe ist, die ein Solarenergieproduzent und der Betreiber einer Windkraftanlage für eine Kilowattstunde bekommt. Besser wäre es, den Energieversorgern Quoten für Erneuerbare Energien vorzuschreiben. Mit welcher Technologie sie dann diese Quoten erfüllen, wäre ihre Sache und wir hätten einen starken Wettbewerb unter den Erneuerbaren-Energietechnologien.“
Das, so Frondel, könnte sich längerfristig lohnen – denn dann würden die in Deutschland entwickelten Technologien sich auch im internationalen Wettbewerb behaupten können und nicht vorwiegend auf dem durch üppige Fördermittel und garantierte Abnahmepreise geschützten deutschen Markt.

Kurzfilmtage Oberhausen 2008, ein Ausschnitt: Die 68er, die 89er und das geneigte Publikum

Die 54. Oberhausener Kurzfilmtage bringen auch in diesem Jahr durch ihre Panels, Wettbewerbe und kuratierten Filmreihen wieder Fragen aller Art auf den Tisch: Wohin geht es mit dem Kurzfilm? Wie erreicht man ein Publikum? Wozu eigentlich Kritiken? Und: Was sind eigentlich Musikvideos? Ein Erlebnisbericht.

Heraus zum 2. Mai! Freundlicher Empfang am Meldebüro, studentisches Viertelstündchen genau eingehalten zum Podium am Morgen: „Ist Kritik noch zeitgemäß?“ fragt Michael Girke Teilnehmer und Gäste und bringt damit bereits ein Thema des Tages auf den Tisch. Die Old School Vertreter der Kritischen Theorie auf dem Podium (Heide Schlüpmann und Klaus Kreimeier) geben bei diesem Generationentreffen daraufhin immer wieder gerne den Rahmen vor, an dem sich die „Poplinke“ (Kerstin Grether und Jörg Heiser) dann abarbeiten darf. Fast wie im richtigen Leben. Die jüngere Generation vermisst an der Frankfurter Schule Empathie und Affirmation, die ältere vermisst an der „Hamburger Schule“ offensichtlich … Erfolge. Ist der Marsch durch die Institutionen also auch in den Medien gelungen? Das Feuilleton in Deutschland gar eine Bastion der Aufklärung? „Warum verdient man dann nur bei den rechts-konservativen gut?“ fragt die Digitale Boheme. Der Berufsrevolutionär von damals schweigt wissend, fast mitleidig.

Und? Ist Kritik (als Kritik) jetzt nicht mehr zeitgemäß? Später am Abend wird das Thema noch einmal aufgerollt, dann international gehalten unter dem Titel „Embedded Criticism“ und unter Berücksichtigung verschiedenster Formen von Presseunfreiheit in Europa und Amerika. But: Does the audience care? Die eigentlichen Akteure der diesjährigen Kurzfilmtage, die Kurateure und Programmchefs, muten dem Publikum im Wissen um die großartigen kreativen Möglichkeiten des Festivals jedenfalls einiges zu – auch wissend dass immer jemand mithört und zweckentfremden wird, was vielleicht einmal emanzipatorisch und aufklärerisch war (und weiterhin hier und da auch noch ist).

Ungleichzeitigkeit, auch ein Thema bei der Reihe „Wessen Geschichte?“, die z.B. Alexander Kluge mit minimalistischem Dekonstruktivismus der letzten Jahre koppelt und den Kampf gegen das Mainstreamkino zum Kampf um die Köpfe der Menschen macht. „Warum gibt es kaum eine vernünftige Geschichtstheorie?“ fragt Ian White in seinem Katalogsessay und zeigt Instrumentalisierungen von Darstellern, Filmmaterial und natürlich jedes Mal auch realen Personen im Wandel der Zeiten. Ein Diskutant kritisiert, man könne die heutige Generation nicht mehr mit Anti-Atomkraft-Idylle und Black Power füttern, da diese Codes inzwischen entwertet seien und nur weiter diskreditiert würden. (Tatsächlich hatte es viele zynische Lacher im Publikum gegeben.) Der Kurator verweist sinngemäß darauf, dass sozusagen ein wenig Empathie und Affirmation … usw. Natürlich geht es aber bei weitem nicht nur um Formen von Dokumentation und Inszenierung, sondern auch um Montage, (Selbst-)Entlarvung, Reduzierung, Annektion und andere Techniken, die das Publikum nicht nur als Konsumenten zu behandeln suchen. Und das gelingt Ian White tatsächlich hervorragend in seiner Reihe, einer Fortsetzung des „Kinomuseums“ vom letzten Jahr.

Nochmal Stichwort „Publikum“: Als Magnet für dieses gelten bei den Kurzfilmtagen die Musikvideos beim MUVI Award. Doch was ist ein Musikvideo? Ergibt es sich, wenn man zu einer vorher bestehenden Filmidee verfügbares Musikmaterial einer halbwegs bekannten Band hinzufügt? Oder spielt gutes Handwerk eine Rolle? Eher, denn das reicht für Platz drei. Das Infragestellen der Kategorie „Bestes Deutsches Musikvideo“ durch einen Film gleichen Namens mit hinzugefügter Musik und etwas Performance? Immerhin Platz zwei. Das im Grunde einzige originäre Musikvideo von Simone Gilges für „Ich bin der Stricherjunge“ von Stereo Total gewinnt nach heftigeren Diskussionen als je zuvor. Auch hier sehr wichtig: Empathie für die Band, das Sujet, den Song.

Welchen Sinn haben also Kategorien? Kann man in jedem Fortschritt den Fortschritt auch sehen? Und wie politisch kann der Film von heute sein und Fehler von gestern und morgen verhindern? Diese Fragen werden ständig und auf viele Arten auch in diesem Jahr neu gestellt, so noch bis Dienstag in weiteren empfehlenswerten Reihen und Diskussionen. Eine umfangreiche Materialsammlung findet sich auf kurzfilmtage.de, der Blogger Ihres Vertrauens wird seine Eindrücke am Mittwoch in einem zweiten Teil noch einmal zusammenfassen.

In Marl hat der Bergbau noch eine Zukunft

 Prima: Im nördlichen Ruhrgebiet müssen sich die Kumpel  keine Sorgen machen.

Zeche Auguste Victoria. Foto: Wikipedia

Auguste Viktoria ist eine der besseren Zechen im Ruhrgebiet. Deswegen wird sie wohl erst 2015 geschlossen. Marl hat also noch sieben Jahre Zeit, sich auf das Ende des Bergbaus vorzubereiten. Sieben Jahre  gehen schnell vorbei, deswegen gibt es gute Gründe für die Lokalpolitik, sich zu sputen. Die örtliche SPD sieht das hingegen ganz anders. Fraktionschef Michael Groß  in einer Presseerklärung vom 30. April (Diesen Jahres, nur damit es keine Mißverständnisse gibt) :  „Unsere Chance liegt auch langfristig im Kohlebergbau“, so Groß anlässlich eines Besuches auf Auguste Victoria. „Jede Investition in unseren Kohlebergbau ist sinnvoll“, erklärt der weitsichtige Ökonom weiter: „Der Bergbau bringt uns nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze, sondern sorgt auch für Kaufkraft bei Beschäftigten und den beteiligten Unternehmen.“ Programm der Marler SPD sei der Erhalt des Bergbaus – man setze auf den Kohlekompromiss und eine Entscheidung für die Weiterführung des Bergbaus 2012.

Wenn eine Stadt so kluge Politiker hat, die ihren Bürgern in Zukunftsfragen reinen Wein einschenken, muß man sich um Marl keine Sorgen machen.  Schon in früheren Jahren haben die Marler Kommunalpolitiker Weitsicht beweisen: So erklärte man sich vor gut zehn Jahren zur Medienstadt. Und genau wie noch in 20 Jahren die Kohle aus Marl kommen wird, erfreuen wir uns heute tagtäglich an den TV-Produktionen aus dieser Stadt, den spektakulären Filmen seiner Studios und den avancierten Produkten der dortigen Literaturverlage. Glück Auf!

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Gute Ideen gegen Vandalismus

Foto: bogestra.de 

Die Stadt Gelsenkirchen hat ja dieses Image-Problem klick, ist immer noch das Schlusslicht in der NRW-Arbeitslosenstatistik klack. Und nachdem jahrelang mit dem Arsenal der PR-Arbeit klick nicht besonders erfolgreich gegen den Mythos von der sterbenden Stadt angearbeitet wurde, fand die Emscher-Metropole jetzt endlich eine kreative Lösung. Und zwar im Straßenverkehr.

Um den allgemeinen Vandalismus gegen Gelsenkirchen zu stoppen, wollen sie jetzt auf ein bewährtes Mittel aus dem Öffentlichen Nahverkehr zurück greifen: Seitdem die Bogestra königsblaue Schalke-Züge einsetzt, sind Zerstörungen in den Bahnen um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Nach diesem Vorbild werden nun auch 60 blindengerechte Ampeldrücker in der Gelsenkirchener Innenstadt
mit Schalke-Emblem versehen –  Motto: Welcher Passant tritt schon gerne gegen sein Vereinslogo!? klick

Wir finden, das ist noch zu klein gedacht: Bewährt sich der Einsatz der Ampel-Bügel mit Vereinswappen im Kampf gegen Fußtritte und Vandalismus, was spricht dagegen, gleich die ganze Stadt mit Vereinslogos zu versehen und schließlich umzubenennen – in Schalke 04. Dann klappts auch mit dem Image. 

Markerschütterndes Geschrei vor dem 1. Mai

Am Tag vor dem ersten Mai verschlägt es einen Ruhrbaron vor lauter gefühlsduseliger "früher war alles viel kämpferischer"-Stimmung schon einmal an Orte, die die 80er wiederbeleben – zumindest musikalisch; in die Bochumer Matrix nämlich. Die Matrix erinnert eher an einen Pizzaofen, denn an eine Konzerthalle.

 

Trotz mäßiger Akkustik und schlechter Sicht geben sich hier immer wieder hart rockende Szenegrößen das Mikro in die Hand. Am Mittwochabend war das Geschrei wieder einmal groß. Primal Fear, eine Art Metal-Hybridmotor aus Judas Priest und Helloween, zeigten, dass klassischer Heavy Metal wieder aus der Versenkung hervorgerobbt ist, und die Mattenschwinger im gut gefüllten Bochumer Backofen ließen sich gern von Primal Fear-Frontmann Ralf Scheepers (Foto) anschreien. Denn genau das kann dieser famos, trifft hohe, sehr hohe und unglaublich hohe Töne, dass man Angst ums Bierglas haben muss. Voll 80er also – und das ist (manchmal) auch gut so. Schade nur, dass die meisten Konzertbesucher vor lauter Chorarbeit bei Primal Fears Refrains am 1. Mai – wenn überhaupt – nur heiser oder seeehr leise demonstrieren konnten. Mehr Fotos vom Konzert findet Ihr auf bei den freundlichen Nachbarschafts RocknRoll-Reportern – und zwar genau HIER!