Bürgermeister legen Städtebundpapier vor

OBs planen einen Städtebund. Foto: RVR

Fast alle Oberbürgermeister und Landräte des Ruhrgebiets, Essen, Bottrop und der Kreis Unna sind bislang nicht dabei, haben in einem gemeinsamen Papier sowohl den RVR als auch ihre bisherige Zusammenarbeit kritisiert. Künftig wollen sie verstärkt im Ruhrgebiet zusammen arbeiten. Vor allem in den Bereichen Planung und Wirtschaftsförderung soll künftig verstärkt kooperiert werden – aber alles ohne ein regionales Parlament und ohne eine gemeinsame Verwaltung – die ja Stellen im eigenen Sprengel kosten könnten. An der Spitze der Oberbürgermeisterrunde will man sich abwechseln – das Revier soll also nicht ein Gesicht bekommen, sondern gleich 15. Und natürlich kein von allen Bürgern gewähltes Parlament. Das Papier sieht die Notwendigkeit der Zusammenarbeit – sie steht außer Frage. Aber es ist auch geprägt vom Unwillen, dieser Zusammenarbeit eine feste Struktur zu geben, die unabhängig ist von den Schwankungen der Mehrheitsverhältnisse in den lokalen Räten und dem Verhältnis der Bürgermeister und Landräte untereinander. Die Aufgaben, die die Oberbürgermeister erkennen, sind zum größten Teil die richtigen. Der Weg, den sie beschreiten wollen, ist es nicht. Ein starkes Ruhrgebiet ist etwas anderes als ein Städtebund. Übertragen auf die staatliche Ebene würden die Pläne der OBs und Landräte bedeuten: Staatenbund statt Bundesstaat. Was das Ruhrgebiet aber braucht, ist eine regionale Sichtweise und nicht die Addition kommunaler Blickwinkel. Das Ganze ist nun auch mal im Revier mehr als die Summe seiner Teile.

Das scheint auch RVR-Chef Heinz-Dieter Klink zu sehen, der endlich auf die Pläne der Oberbürgermeister reagierte:  „Wir begrüßen das klare Bekenntnis der Oberbürgermeister und Landräte, dass sie ein unverzichtbarer Bestandteil beim Aufbau der Metropole Ruhr sind. Die Beteiligung der Städte ist durch nichts zu ersetzen. Allerdings hat das Papier eine Schwachstelle: Erfolgreiche Kooperationen brauchen eine rechtlich verbindliche und demokratisch legitimierte Grundlage. Nur solch ein Rahmen garantiert eine dauerhafte und verlässliche Zusammenarbeit. Daher ist der RVR bereits fester Bestandteil der neuen Kultur der Kooperation in der Metropole Ruhr.
Der Verband ist bei den meisten genannten Initiativen, Projekten und Kooperationen Impulsgeber und zentraler Partner, wie zum Beispiel der Kulturhauptstadt, der Kultur Ruhr GmbH, der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit den Immobilien-Messeauftritten, der AG Neues Emschertal und der Ruhrtal-Initiative. Und erst am vergangenen Montag hat das Ruhrparlament einstimmig bestätigt: Der RVR gestaltet, plant und baut die Metropole Ruhr.“

Hier das Papier… Mehr

E.ons Befreiungsschlag setzt RWE unter Druck

E.on bietet den Verkauf des Stromnetzes an. Foto: Ruhrbarone

Um ein Kartellverfahren der EU zu beenden, hat der Düsseldorfer Stromkonzern E.on angeboten, Kraftwerke mit einer Leistung von 4800 MW, das sind zwei Kernkraftwerke, sowie die deutschen Übertragungsnetze zu verkaufen.

Das ist ein Befreiungsschlag des größten deutschen Versorgers, der vor allem RWE unter Druck setzt.

Sollte E.on mit dem freiwilligen Verkauf der Kraftwerke und Netze Milliardenschwere Strafen abwenden, muss auch RWE eine eigene Lösung anzubieten, um ebenfalls EU-Kartellermittlungen zu beenden. Sollte sich RWE ebenfalls dem Druck aus Brüssel beugen, würde der E.on-Vorschlag die gesamte Versorgungslandschaft in Deutschland bahnbrechend verändern. Mit großen Auswirkungen auf das Ruhrgebiet.

Hier die E.on-Erklärung im Wortlaut:

"E.ON hat der Europäischen Kommission strukturelle Maßnahmen vorgeschlagen, um alle laufenden Auseinandersetzungen mit der EUKommission im Strombereich konstruktiv zu beenden und um dem Wettbewerb im deutschen Strommarkt im Interesse der Haushaltsund Industriekunden noch stärkere Impulse zu geben. E.ON bietet an, die eigenen Übertragungsnetze an einen Betreiber zu veräußern, der nicht im Bereich der Stromerzeugung oder Stromversorgung tätig ist.

Zudem will E.ON 4.800 MW Kraftwerksleistung an Wettbewerber veräußern.

Die Kommission hatte in der Folge ihrer Sektorenuntersuchung im Energiebereich (Energy Sector Inquiry) eine Reihe von Wettbewerbsverfahren gegen Energieunternehmen durchgeführt, unter anderem in zwei Fällen gegen E.ON.

Die EU-Kommission hat die Vorschläge ausdrücklich begrüßt, da sie die gegen E.ON erhobenen Vorwürfe und Bedenken ausräumen. Die EU-Kommission wird einen Markttest durchführen, um eine Entscheidung nach Artikel 9 der Verordnung 1/2003 herbeizuführen. Nach diesem Verfahren wären die von E.ON gemachten Vorschläge durch Entscheidung der Kommission rechtlich unmittelbar bindend, und die EU-Kommission würde in diesem Fall die derzeit laufenden Kartellverfahren gegen E.ON einstellen."

RWE im Streit mit der Gewerkschaft

RWE-Hauptsitz in Essen. Foto: Ruhrbarone

Der Stromriese RWE ringt nach wie vor mit Verdi um den richtigen Kurs. So zeigten die Gewerkschafter in einem internen Papier zwar Verständis dafür, dass nur die Vertreter der Anteilseigner im Konzernaufsichtsrat der von  Großmann geplanten Neustrukturierung des Stromriesen zustimmen müssen. Gleichzeitig werfen die Belegschaftsvertreter ihrem obersten Chef Großmann vor, die Unwahrheit gesagt zu haben. Anders als vom Konzernlenker behauptet seien sie nicht im Dezember über die Umstrukturierung detailliert unterrichtet worden. Das sei falsch und entbehre jeder Grundlage. "Eine solche Information ist nicht erfolgt."

Die Gewerkschafter fordern endlich konkrete Verhandlungen über ein Eckpunktepapier. Demnach soll der Vorstand ein Bekenntnis dazu ablegen, die Mitbestimmung im Konzern nicht zu schwächen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen "bis 31.12.2018" ausgeschlossen werden. Zudem soll nach dem Prinzip "Eigenbeschäftigung vor Fremdbeschäftigung" die Anstellung von Leiharbeitern wie im Nokia-Werk unterbunden werden.

Mit ihrem Angriff kämpft die Gewerkschaft vor allem gegen Pläne, die Dienstleistungstochter RWE Systems zu zerschlagen, Teilgeschäfte des Unternehmens zu verkaufen und gleichzeitig Filetstücke aus den Sparten RWE Energy und RWE Power auf Innogy zu übertragen.

Der Konzern hat nun einen eigenen Beauftragten beschäftigt, der sich um die Kommunikation zwischen Konzernlenker Großmann und den Betriebsräten kümmern soll. Auf einer Versammlung der Arbeitnehmervertreter am Mittwoch stellte sich der Kommunikationsprofi vor. Er sagte, er würde sich bemühen das Denken des Unternehmers mit dem Denken der Konzern-Belegschaft zu verbinden.

 

 

 

 

 

 

Hovenjürgen: „Mein Blick geht nach Westfalen!“

Hovenjürgen

Hovenjürgen.
Foto: Landtag NRW

Jochen Welt (SPD), Landrat im Kreis Recklinghausen, mag nicht mehr. Aus persönlichen Gründen wird er im nächsten Jahr bei der Kommunalwahl nicht mehr antreten – er will noch einmal etwas Neues in seinem Leben machen, und als über 60jährigem ist ihm klar, dass er nach dem Ende der kommenden Wahlperiode dafür wohl zu alt wäre. Ein sauberer Abgang mit einer, wie ich finde, sympathischen Begründung. Aber wer folgt Welt? Der Kreis Recklinghausen ist größer als Dortmund und Essen – zum Kreis gehören neben Recklinghausen auch Städte wie Castrop, Herten, Marl und Gladbeck. Der Kreis ist Ruhrgebiet pur, ich muss das wissen, ich komme daher.

Aber es gibt im Kreis in Teilen auch eine CDU, die von Westfalen träumt.  Vor allem in Haltern und Dorsten haben sie ihre Hochburgen, schwadronieren davon, dass es ihnen außerhalb des Kreises Recklinghausen besser gehen würde als im Kreis. Welt war immer für eine stärkere Zusammenarbeit der Städte im nördlichen Ruhrgebiet, die Christdemokraten in Haltern und Dorsten haben immer dagegen gehalten. Und nun laufen sie sich warm. Die CDU in Dorsten und Marl hat sich schon hinter den Landtagsabgeordneten Josef Hovenjürgen gestellt und ihn aufgefordert, zum Landrat zu kandidieren. Der Mann lässt sich bitten – im März soll die Entscheidung fallen. In seiner Heimatstadt Haltern gehört Hovenjürgen zu denen, die gegen das Revier arbeiten. In der Kreis-CDU soll er sich bislang zurückgehalten haben, aber wird er gewählt, wird es mit der Zusammenarbeit im Ruhrgebiet schwieriger – die für den Kreis  Recklinghausen mit seinen Problemen aber wichtig ist. Ich glaube nicht, dass es allen Wählern im Kreis klar ist, wer da mit den Hufen scharrt. Hovenjürgen über den Kreis Recklinghausen, das Ruhrgebiet und Westfalen:

"Diesem Gedanken stelle ich meine Aussage gegenüber: Größer heißt nicht besser. Je größer die Ballungszentren im Ruhrgebiet desto größer auch die sozialen Brennpunktsituationen, desto schwieriger die Gesamtentwicklung eines großen komplexen Bereiches. Aus meiner Sicht steht gerade die CDU im Kreis Recklinghausen dafür, dass wir zehn selbständige Städte erhalten wollen, mit der jeweiligen Kreativität und Handlungsfähigkeit vor Ort. Und deswegen geht in diesem Fall mein Blick nach Westfalen. Was würde uns dort erwarten? Die größte Stadt unseres Kreises, Recklinghausen mit 125.000 Einwohnern, wäre eine der größten Städte Westfalens. Unsere kleinste Stadt, Waltrop, wäre, mit ihrer Größenordnung von knapp 30.000 Einwohnern, eine Mittelstadt in Westfalen. Also wäre jede Stadt in der Lage ihre Interessen auf Augenhöhe gegenüber den Partnerstädten in Westfalen zu vertreten. Die Frage nach der Selbständigkeit der zehn Städte und ihres Erhaltes würde sich aus dieser Situation, aus meiner Sicht, erst gar nicht stellen."

Hovenjürgen ist der Idealtypus des Provinzpolitikers. Da kann man nur hoffen, dass die SPD einen guten Gegenkandidaten findet, denn im Kreis wird es sehr knapp werden. Im Moment sieht es nicht danach aus.

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Verfassungsgericht stoppt Ingo Wolf

 Agent Smith. Foto: Flickr/jimmiroq

Das ganze ist peinlich: Da muss das Bundesverfassungsgericht einen liberalen Minister daran erinnern, dass es die Aufgabe des Staates ist, seine Bürger zu schützen und nicht zu beschnüffelln und eine derjenigen, die Beschwerde gegen das NRW-Verfassungsschutzgesetz eingelegt haben gehört zu Linkspartei – OK, die kennen sich mit Schnüffeln aus und haben genug ehemalige Agenten in ihren Reihen. Für Minister Wolf, ohnehin keine Zierde der Landesregierung, eine weitere Niederlage. Was das Urteil des Bundesverfassungsgericht bedeutet, ist, wird ausführlich in einem Artikel  auf Telepolis erklärt. Schön in einem Rechtsstaat zu leben.

Netzer der Woche: RWO tv

Die Macht vom Niederrhein – noch so ein separatistischer Unfug im Revier ! – präsentiert sich im Stadion TV. Zu sehen gibt es das Wesentliche von Rot-Weiß Oberhausen: Männer, die Bier trinken, Fahnen schwenken, auf 6.000 Zuschauer hoffen. Dann Einlaufkinder, nur Schnappschüsse (keine Rechte) vom Spiel und schließlich ein akustisches und optisches PR-Desaster, das so genannte "Bank-Gespräch" nach dem Auftaktspiel 2008, moderiert von Norbert Lamb, MItglied – ausgerechnet! – im Businessclub von Rot-Weiß ESSEN.

Dummerweise verloren die Kleeblätter gegen Bremen II, spielten nur Unentschieden in der Lausitz. Aber trotzdem bleibt das Aufstiegsrennen spannend. Acht Punkte trennen Platz eins und elf.

Der putzige Verein unweit vom Gasometer hat übrigens auch einen wunderbaren  Service für Pressevertreter parat, die "Aussprachehilfe Spielernamen". Zum Beispiel: Mike Terranova , sprich Maik Terronowa. Na dann, Glück Auf!

Die Hauptstadtfrage

Wo soll der Palast des Reviers stehen? Foto: Flickr/morak faxe

Jens vom Pottblog hat sich an ein ganz heikles Thema herangewagt: Die Hauptstadtfrage. Sollte das Ruhrgebiet zusammen wachsen, braucht es ein Zentrum – nur wo soll es sein? Jens sieht, wie ich finde zu Recht, nicht ein, warum Essen automatisch diese Funktion einnehmen soll und schlägt eine charmante Variante vor: Die Bonner Lösung. Weder Dortmund noch Essen werden "Hauptstadt" des Ruhrgebiets, sondern eine kleine, neutrale Stadt. In diesem Fall wäre ich für Herne – die sind gut ans Zugnetz angeschlossen. Ich finde auch die Idee, Dortmund zum Sitz eines Ruhrbezirks für das Revier zu machen gut. Dortmund ist die größte Stadt des Ruhrgebiets und Essen könnte in diesem Fall den RVR behalten.
PS.:
Zum Glück ist die Frage der Fußballhauptstadt im Ruhrgebiet unumstritten: Gelsenkirchen. 🙂

 

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Raus! Schnell! Alle!

Alle raus – das Revier wird geräumt. Foto: Flickr/JÖrg

Jeden Tag bekommt man jede Menge Pressemitteilungen. Die hat mich heute schockiert:

Forscher entwickeln Evakuierungsmodell für das Ruhrgebiet

Duisburg/Essen. Wie lässt sich ein Ballungsraum wie das Ruhrgebiet im Ernstfall effizient, schnell und geordnet evakuieren? Diese Fragen klären derzeit Forscher der Universität Duisburg-Essen. Die Gruppe des Zentrums für Logistik und Verkehr (ZLV) entwickelt ein neues Evakuierungsmodell. Beraten wird sie dabei vom NRW-Innenministerium und von den Feuerwehren Duisburg und Köln.
Im Mittelpunkt des Modells steht die Regelung der Verkehrsströme. Auch ein Thema: Sammelstellen, von denen Fußgänger, etwa mit Bussen, weiter aus der Gefahrenzone gebracht werden können.
Die Finanzierung des auf drei Jahre angelegten Projekts übernimmt die WestLB Stiftung Zukunft NRW.

OK, wir haben ein paar Probleme, aber man muß ja nicht gleich das Kind mit dem Bade auskippen

Cool: Future Lab der Ars Electronica kommt nach Dortmund

Ars Electronica Center Linz. Foto: Wikipedia

Das ist eine gute Nachricht: Nachdem die Landesregierung dafür gesorgt hat, dass der U-Turm in Dortmund nicht zur neuen Ausstellungshalle des Museums am Ostwall wird, wie Dortmunds OB Langemeyer ursprünglich vor hatte, hat man sich in Düsseldorf richtig Mühe gegeben, was Vernünftiges in den alten Brauereiturm zu bekommen – und es hat geklappt. Das Future Lab des Ars Elektronica Centers aus Linz wird eine Zweigstelle im Dortmunder „U-Turm“ aufbauen. Hoffentlich bleiben die auch nach 2010 noch im Ruhrgebiet. Hier die ganze Meldung.