Ruhrbistum gefährdet?

Es gibt eine Neuigkeit vom Rande des Katholikentages. Und zwar wird im Kreis der deutschen Bischofskonferenz überlegt, das Ruhrbistum aufzulösen. Die  flächenmäßig kleinste Diözese Deutschlands gibt es erst seit 1958. Nun, mit den stetig zurückgehenden Mitgliederzahlen, den steigenden Kosten für Kindergärten und Altenbetreuungen, wird die Verwaltung des Bistums scheinbar zu teuer.

Bislang hat Bischof Felix Genn alles versucht, sein Bistum zu erhalten. Nahezu alle Zivilbeschäftigten wurden in der Steuerungszentrale rausgeworfen und durch streng katholische Mönche oder Laien ersetzt. Dieser Closed Shop machte anschließend gegen den Widerstand der katholischen Verbände nahezu alle Jugendhäuser im Revier platt, setzte Zwangsvereinigungen von Gemeinden durch und überführte unabhängige Kindergarten in übergeordnete Zweckverbände. Das Große Ziel: maximale Einsparung.

Doch all diese Anstrengungen reichen offenbar nicht. Deswegen wird im Kreise der Mitraträger überlegt, den Wasserkopf am Bischof-Sitz ganz aufzulösen. Stattdessen könnten sich wieder die Diözesen Köln, Paderborn und Münster ihre alten Kirchsprengel einverleiben, die sie kurz nach dem Krieg aufgeben mussten.

Sollte diese Idee Realität werden, würde die einzige Verwaltungseinheit des Ruhrgebietes 50 Jahre nach ihrer Gründung zerschlagen werden und die Zersplitterung des Potts weiter voranschreiten.

Wobei: So ganz brachte auch das Ruhrbistum keine Einheit für das Revier. Köln konnte etwa das Örtchen Kettwig in seinem Kichenkreis halten. Die Gemeinde im Essener Süden hat ein bedeutendes Kirchensteueraufkommen. Und Dortmund hat sich geweigert irgendwo mitzumachen, wo Essen im Namen ist. Auf Latein heißt  das Ruhrbistum nämlich:  Dioecesis Essendiensis. Stattdessen blieb die Ostpott-Kommune im Bannstrahl von Paderborn.

Mir hat diese Geschichte ein führener Verbandskatholik aus Berlin erzählt – mit direktem Zugang zur Bischofskonferenz. Sie wurde von einem anderen leitenden Organisationskatholik aus Osnabrück bestätigt. Ich gehe davon aus, dass die Nummer stimmt.

 

Die Metropole der leeren Hallen

Ein zugespitztes Interview zur Konzertsituation im Ruhrgebiet mit Marcus Kalbitzer von der Kulturzentrale

Herr Kalbitzer, im Ruhrgebiet stehen so viele – wie es heißt – wunderschöne Hallen die meiste Zeit leer. Warum finden da eigentlich keine hochkarätigen Konzerte statt?

Wunderschöne Hallen sind nicht per se wunderschöne Konzertstätten. Manche dieser Orte liegen ungünstig oder ihnen fehlt eine regelmäßige Bespielung, um sie in der Wahrnehmung des potentiellen Publikums zu verankern. Andere wiederum sind infrastrukturell für eine Konzertsituation nicht ausgelegt oder es liegen keine ordnungsbehördlichen Genehmigungen vor, um dort entsprechende Veranstaltungen durchzuführen. Aber Fakt ist auch, da gebe ich Ihnen Recht, dass einige Veranstaltungsstätten programmatisch schlecht aufgestellt sind. Was fehlt, sind Konzepte, Visionen und vielleicht auch der Mut, diese Örtlichkeiten intelligent zu bespielen. Das ist sehr schade und für das Ruhrgebiet letztlich ein Problem.

Die Musikindustrie ruft in Zeiten schlechter Tonträgerverkäufe derzeit immer wieder das Mantra vom boomenden Konzertgeschäft vom Turm herab. Was ist daran Realität, was Imagekampagne?

Das Konzertgeschäft entwickelt sich zunehmend zu einer der Haupteinnahmequellen der Künstler und der Musikindustrie. Früher wurde eine Band auf Tour geschickt, um ein aktuelles Album zu promoten und zu verkaufen. Heute dient ein neuer Tonträger dazu, der Band die Möglichkeit zu geben, eine Tour zu planen, Konzerte zu spielen. Der musikalische Output eines Künstlers ist mittlerweile ja fast frei im Internet verfügbar, die Absatzzahlen von Tonträgern gehen immer weiter in den Keller. Daher hat dieses „Mantra“ seine Berechtigung. Doch auch hier gilt es zu unterscheiden. Was für den Mainstream gilt, muss sich in den Nischen nicht zwangsläufig widerspiegeln. Die kleinen, abseitigen Themen haben es heute insgesamt schwerer als früher. Das gilt sowohl für den Tonträgerverkauf als auch für das Konzertgeschäft.

Auch im Ruhrgebiet gibt es nach wie vor viele Opinionleader die es schaffen Publikum zu Trendveranstaltungen zu locken. Ist Lokalpatriotismus aber überhaupt nachhaltig trendfähig oder geht all der 2010-Hype eher an den mehr international orientierten Trendsettern vorbei? Oder anders gefragt: Braucht die Region jetzt einfach einen von Stefan Raab – oder besser MySpace – gebastelten Vorzeigestar von der Ruhr, damit´s noch klappt mit der Szeneanbindung?

Idealerweise findet beides statt. Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen internationale und nationale Künstler im Ruhrgebiet veranstaltet werden. Das ist eine Frage des Standortmarketings. Nur wenn herausragende Events in dieser Region stattfinden, wird der Blick auch von außen auf das Ruhrgebiet gelenkt. Und nur dann können wir den Menschen hier vermitteln, dass ihr Umfeld, in dem sie leben und arbeiten, eine Wertigkeit besitzt. Es gibt etliche Künstler aus der Region, die nationale oder sogar internationale Relevanz besitzen, zu Hause aber kaum wahrgenommen werden. Das ist bisweilen sicherlich frustrierend. Man muss verhindern, dass diese kreativen Köpfe dem Ruhrgebiet den Rücken kehren, um anderswo erfolgreicher arbeiten zu können. Natürlich ist auch eine gehörige Portion Lokalpatriotismus notwendig. Sonst ist der Standort Ruhrgebiet nicht zukunftsfähig. Aber das gilt für Köln oder Hamburg genauso.

Der Standort „U“ in Dortmund kommt gerade mit einer Konzerthalle für Blues und Altherren-Garagenrock in die Medien. Müssen wir uns da auf einen weiteren Backlash einrichten bevor es auch nur eine tragfähige Band „von hier“ geschafft hat? Oder wird da einfach nur mutwillig eine weitere Provinz-Katastrophe produziert, damit einige Leute anschließend „nachhaltig“ etwas zu retten haben?

Vielleicht ist genau das die musikalische Zukunft des Ruhrgebietes, denn wir stehen doch vor einer problematischen Altersstruktur. Die Schätzungen der Sachverständigen gehen davon aus, dass das Ruhrgebiet bis zum Jahr 2015 ca. 370.000 Einwohner verlieren wird. Die Region ist „überaltert“. Aber im Ernst, genau diesen Trend gilt es doch zu stoppen, indem man sich als Standort attraktiv aufstellt und den Zuzug kreativer Menschen fördert bzw. ihren Wegzug aufhält. Ich hätte im Übrigen nichts dagegen, mir die Jon Spencer Blues Explosion in Dortmund anzuschauen. Dann müsste ich nicht nach Köln fahren.

Abschließend: Wer bucht eigentlich immer diese irrelevanten und unattraktiven Acts auf beinahe alle Großveranstaltungen der Region? Sind die Budgets zu knapp oder sind die meisten Konzertveranstalter geistig schon in der Rentnergeneration angekommen?

Schwer zu beurteilen. Vielleicht eine Mischung aus beidem. Ich bin jedenfalls nicht dafür verantwortlich.

Die Fragen stellte Jens Kobler, das Foto ist von Marcus Kalbitzer

Da wo lustig iss…I

"Ich mag ja die Ruhrbarone, aber…   

…wenn ich Euren Blog lese, sind da fast nur schlechte Nachrichten drauf. Bei Euch sammelt sich das Elend der Welt", so ein Kollege zu mir vor ein paar Monaten und er hat ja Recht: Zum Lachen gehen wir immer in den Keller – und in meinem Keller steht natürlich ein Computer mit Internetanschluss. Mit dem schau ich mir Seiten an, die wo lustig sind – zum Beispiel The Joy of Tech – meine liebste Rubrik auf der grandiosen Site Geekculture.com. Vor allem Macuser finden dort immer wieder erheiternde, kleine Bildergeschichten.   

Laumann der Woche (*)

Zum "Laumann der Woche"*, ach was, zum Ehren-Laumann wird hiermit Fußballspaßvogel Josef Laumann ernannt: Denn der Ex-Schalker ist päpstlicher als der Papst erlaubt.

 

Fotos: nrw.de, flickr.com/photos/beamariepia, vfl-luebeck.de

 

Josef Laumann, also  d e r  Josef Laumann, war schon eine witzige Nummer, als er noch bei Schalke und dann bei Ahlen spielte. Weil sein Namensvetter, NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, partout nicht mit (uns von) der taz nrw reden wollte, die für den erzkatholischen Münsterländer Teufelszeug darstellte, wurde irgendwann der gleichnamige Regionalliga-Fußballer aufgesucht fürs ultimative Laumann-Interview: Den Minister kannte Kicker-Laumann nur aus den Nachrichten, mit Schalkes heutigem Wundertorwart Manuel Neuer teilte der Deutsch-Marokkaner das Zimmer, er studierte und fuhr BMW.

Jetzt hat Josef Laumann, den man richtig ohne Karl und mit PH schreibt, noch einen Beweis erbracht, dass man sich seinen Namen merken sollte. Trotz Vertrag mit Rot-Weiß Erfurt absolvierte Laumann in Arnheim ein geheimes Probetraining. Als er dort nach seinem Namen gefragt wurde, nannte er sich aber nicht Laumann, was holländischen Kollegen kaum aufgefallen wäre, sondern Josef Ratzinger. Ergebnisse: klick und klack

Fazit: Abgesehen von der Kündigung in Erfurt gab es aber insgeheim natürlich ein Lob von Laumann, dem Chef der CDU-Sozialauschüsse, es lautete ungefähr so: "Josef Laumann, Josef Ratzinger, gefällt mir. Das nächste mal nennste dich Josef von Nazareth!"


(*) Mit dem Laumann der Woche zeichnete die taz nrw seinerzeit besonders scheue, widerborstige Zeitgenossen aus, weil der Namensgeber des Preises sich genauso hartnäckig einem Interview verweigerte.

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Der namenlose Tote von Hagen – eine Enthüllung

Den Fall, den Annika Joeres für die Frankfurter Rundschau in Hagen aufklärt, ist wie ein geheimes Puzzle. Zuerst ist ein Mann tot. Ein Türke, offensichtlich total bekokst. Er starb auf der Polizeiwache. Er war gefesselt. Wehrlos. Und dann leblos. Annika hat sich gefragt, wie konnte das passieren? Die Antwort war: Das Kinn des Mannes wurde auf dessen Brust gedrückt. Daran ist er erstickt.

Ich habe einen Selbstversuch gemacht. Ich habe meinen Kopf auf die Brust runtergedrückt. Und versucht zu atmen. Aufgeregt. Hektisch. Ich habe keine Luft gekriegt. Je aufgeregter ich wurde. Umso weniger Luft habe ich bekommen. Mir wurde schlecht.

Wer das bei einem Menschen macht und weiter zudrückt, weiß, dass dieser Mensch sterben wird. Nein, das ist nicht das richtige Wort. So stirbt man nicht. Man verreckt elendig – hingerichtet, wie mit einer Garrotte.

Die Polizei in Hagen hat das getan. Sie hat den Kopf des Türken auf dessen Brust gedrückt. Und dann fixiert. Mir einer Kordel? Mit einem Band, mit Klebestreifen? Was weiß ich?

Ich weiß: Adem Özdamar ist verreckt.

Aber das ist nicht alles. Es geht weiter. Immer weiter. Der unglaubliche Fall führt Annika bis in die dreckigen Details. Es ist eine Geschichte, die man nicht in NRW erwartet.

Annika bekommt einen Anruf. Ein Mann will anonym bleiben. Er berichtet von einer weiteren Leiche. Wieder war die Polizei im Spiel. Wieder mit der gleichen Tötungstechnik. Diesmal ist ein Franzose verreckt. Er wurde vor einem Jahr umgebracht. In irgendeiner Klinik, gefesselt, erstickt. Drei Polizisten standen um ihn herum. Niemand hat über diesen Toten berichtet. Es war ein Schwarzer. Im Obduktionsbericht heißt es, der Franzose sei an einem Hirntod in Folge einer Reanimation zu Grunde gegangen. Wie zynisch ist das? Nur einer der tot ist, kann wiederbelebt werden. Die Mediziner verschieben das Ende des Menschen mit ihrer verquasten Formulierung auf einen Zeitpunkt, an dem die drei Polizisten ihre Hände schon wieder waschen konnten. Aber das ändert nichts daran. Die drei Männer haben diesen Tod auf dem Gewissen. Und dabei hilft ihnen kein Gutachten. Das müssen sie mit sich selbst ausmachen. Sie haben getötet.

Der Todesfall wurde verschwiegen. In Hagen, NRW, Deutschland. Die Staatsanwaltschaft sah keinen Grund weitere Einzelheiten zu dem Tötungsdelikt zu veröffentlichen. Ermittlungen? Hier ein paar Fragen, da ein Gutachten. Und den Mann verscharren, ohne das die Öffentlichkeit etwas davon erfährt. Das war es. Ein Menschenleben wurde eine Notiz in den Akten.

Wie gesagt, wir reden nicht von Simbabwe. Wir reden von Hagen, wo der Mann verschwand. Die Lokalpresse hat nicht von dem Toten berichtet. Und das obwohl die Hagener Polizei etwa sechs Pressemitteilungen am Tag raushaut. Vom Fahrradklau bis zum abgebrochenen Autospiegel.

Annika schreibt, die Umstände des Vorfalls erinnern bis ins Detail an den Tod von Adem Özdamar. Auch der 26-jährige Türke fiel im Februar auf einer Hagener Polizeiwache während der Fesselung ins Koma und verstarb wenige Wochen später. Sein Todesfall wird inzwischen von der türkischen Justiz untersucht, die Ermittlungen der deutschen Behörden dauern an.

Bei dem toten vergessenen Schwarzen bestätigt die Staatsanwaltschaft jetzt nur, dass der Mann sich in einer Hagener Klinik befand, als die Polizeibeamten ihn fixierten. Laut Oberstaatsanwalt Reinhard Rolfes litt er unter einer Psychose und weigerte sich, Medikamente einzunehmen. Drei Polizeibeamte sollen ihn daraufhin an Händen und Füssen gefesselt haben. Zur "Verhinderung von Beiss- und Spuckversuchen" wurde außerdem sein Kinn fixiert. Wie lange und wie sein Kinn fest gebunden und damit seine Atmung möglicherweise behindert wurde, will die Staatsanwaltschaft nicht Annika gegenüber beantworten.

Dabei ist unter Medizinern und auch Polizeibeamten die Gefährlichkeit dieser Maßnahme bekannt. Die Fixierung kann die Atmung behindern, auch die Zunge kann in den Rachen fallen und diesen gänzlich verschließen. Bei erregten Personen, wie es psychiotische Menschen sind, kann eine reduzierte Sauerstoffaufnahme schon nach einer Minute zu einem Herzstillstand führen.

Zahlreiche Fragen lässt die Staatsanwaltschaft Annika gegenüber offen. Wieso haben Polizeibeamte den Mann fixiert? Für Ärzte und Pflegepersonal auf psychiatrischen Stationen ist es Routine, dass sich Menschen mit Psychosen gegen ihre Medikamenteneinnahme wehren. Warum wurde sein Kinn fixiert? Schließlich war er an Füßen und Händen schon mit Fixierbändern gefesselt und nicht in der Lage, Beamte oder Pflegepersonal zu beißen.

Nicht einmal die Dauer der Ermittlungen will die Staatsanwaltschaft Annika gegenüber mitteilen. Sie beruft sich bei ihrer Verweigerung auf das "im allgemeinen Persönlichkeitsrecht wurzelnde Geheimhaltungsinteresse der beteiligten Personen". Staatsanwalt Rolfes sieht sich "außer Stande, weitere Angaben zum Tatort und zu den Beteiligten zu machen." Abgesehen davon, dass sich Polizeibeamte nicht auf das Persönlichkeitsrecht berufen können und auch die Person des Verstorbenen nicht durch Angaben seiner Todesumstände verletzt wird, hat die Hagener Polizei im Falle von Adem Özdamar sehr persönliche Umstände preisgegeben. Mehrfach gab sie an, er solle Kokain konsumiert haben.

Beauftragt mit der rechtsmedizinischen Begutachtung, die bei jedem Todesfall in Anwesenheit von Polizeibeamten obligatorisch ist, wurde wie im Fall Özdamar das Dortmunder Institut für Rechtsmedizin unter der Leitung Ralf Zweihoff beauftragt. Sie kamen in ihrem Gutachten über den verstorbene Franzosen und im vorläufigen Gutachten zu Adem Özdamar zu der gleichlautenden und entschuldigenden Formulierung: "Hirntod durch Herz-Kreislauf-Stillstand als Folge eines Zustandes nach Reanimation."

Auch hier reagierte die Staatsanwaltschaft erst auf den Druck der Öffentlichkeit. Schon einen Tag nach der Obduktion des Leichnahms von Adem Özdamar verlautbarte sie, es gebe keinerlei Anhaltspunkte für eine Schuld der elf beteiligten Polzisten am Tode des Deutsch-Türken. Nach kritischen Medienberichten vor allem durch Annika in der Frankfurter Rundschau und in türkischen Zeitungen wurde die Verkündung der endgültigen Ergebnisse immer weiter verschoben. Inzwischen sind zwei Monate vergangen. Weder die deutschen noch die türkischen Gerichtsmediziner wollen bislang ihre Ergebnisse veröffentlichen.

Es ist zu vermuten, dass der verstorbene Franzose keine Familie hinterlassen hat, die die Vorgänge um seinen Tod ans Tageslicht zerrt wie die Angehörigen von Özdamar. Sein Sterben war bislang nur eine interne Aktennotiz.

Und sein Name ist unbekannt. Die Staatsanwaltschaft will nicht sagen, wie der Mann heißt.

Annika bleibt am Ball. Sie sucht Zeugen. Sie will wissen, wie der Tote Franzose heißt. Sie will wissen, wer hat ihn getötet. Welche Polizisten sind an der Tat beteiligt? Sind es die gleichen, die auch Adem Özdamar auf dem Gewissen haben?

Und vor allem, warum wird soviel vertuscht?

Skywalk über dem Ruhrtal

Eine schöne Idee hatten sie da bei den Architekten an der FH Dortmund – ein Skywalk über dem Ruhrtal. Der Grand Canyon hat auch schon einen. Eine Ausstellung zu dem Thema gibt es auch noch: „Skywalk“ Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Architektur, Mo. – Fr.  8 -20 Uhr, Emil-Figge-Str. 40, 44227 Dortmund

Kreis Wesel legt sich mit Regionalverband, Bezirksregierung und AGR an

Manchmal muss man sich eben auch mit einer Meute anlegen, wenn man seine Ansprüche durchsetzen will. Im aktuellen Fall will der Kreis Wesel durchsetzen, dass die AGR, wie versprochen, die Deponie Winterswick in Rheinberg zehn Jahre nach deren Stillegung endlich abdichtet. Die AGR hatte sich dagegen mit einem Gutachten gewehrt, dass der Kreisausschuss für Bauen ud Abfall als haltlos ablehnte. Das Gutachten hat festgestellt, dass wegen einem Schnapsglas voll Pupsgas am Tag auf der Fläche eines großen Badezimmers die Deponie nicht saniert werden soll.

Die AGR wird in ihren Plänen zur Nichtsanierung der Rheinberger Müllkippe von der Bezirksregierng Düsseldorf und dem Regionalverband Ruhr (RVR) unterstützt. Der Kreis Wesel steht alleine da. Doch das hält die Kommune nicht davon ab, auf ihrem Recht zu pochen.  Trotz des Gutachtens von Prof. Widmann will der Kreis, dass die Deponie Winterswick abgedichtet wird und damit irgendwann in Zukunft wieer für die Menschen nutzbar ist – und sei es als Waldlehrpfad.

Aus diesem grund hat der Kreisauschuss einstimmig beschlossen, dass die Kreisverwaltung neben einem Schreiben an die Bezirksregierung Düsseldorf, die für die Genehmigung zuständig ist, bereits im Vorfeld vor Beschluss im Kreistag Verhandlungen aufnehmen soll, dass die Sanierung der Deponie auch gesichert wird.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Diskussion war nach Aussage eines Teilnehmers die finanzielle Schieflage der AGR. Den Männern in Wesel ist der Spatz in der Hand wichtiger als die Taube auf dem Dach. Sollte die AGR Pleite gehen, wäre zumindest die Deponie in Wesel abgedichtet.

Kurz und gut: Der Kreisausschuss fordert die Bezirksregierung auf, die Verschiebung der Abdichtungsmaßnahmen durch den AGR nicht zu genehmigen, und statt dessen den Beginn der Maßnahme noch in diesem Jahr anzusetzen.

Medienkompetenz in NRW/Staatskanzlei bzw. Marl (Europa)

Wissen Sie, was Mashups sind? Oder APIs?
Das sollten Sie aber, wenn Sie in NRWs neuem Medienkompetenz-Quiz mal gut abschneiden wollen. Denn schließlich werden Sie dort nach solchen Dingen / Schlüsselqualifikationen gefragt. Wer jetzt nicht auf Kosten der Staatskanzlei rätseln will, nur kurz: Mashups sind Websites, die Inhalte anderer Sites nutzen und zusammenmixen. APIs sind Programmierschnittstellen, die beispielsweise das Upmashen erst ermöglichen. Das weiß auch das Quiz, das wahrlich nicht uninteressant ist – und schließlich fehlt es in NRW ja an allen Ecken und Enden an Medienkompetenz, da sollte man sich mal überprüfen:

Und andere vielleicht. Die mit europäischer Medienkompetenz (Marl) ihr Geld verdienen. Da müsste sich mal jemand an die Firma der Leute von ecmc „Europäisches Zentrum für Medienkompetenz“ (in jedem Fall mit „ECMC“) wenden. Damit das mit der Kompetenz / den Schlüsseln für die APIs von googlemaps innerhalb der Upgematchten Site der Staatskanzlei auch mal klappt. Herr Dr. Gernot Gehrke aus Marl von ecmc, dem Europäischen Zentrum (Marl) für Medienkomptenz, übernehmen Sie!
Ansonsten nettes Quiz, wirklich.

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Die Nahverkehrsnieten

Eine im Auftrag der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH vorgelegte Studie belegt: Der Nahverkehr im Ruhrgebiet ist miserabel organisiert. Wirtschaftsförderungschef Brauser setzt auf Argumente und Gespräche. Doch die Nahverkehrsbetriebe im Revier sind in der Hand von Kommunalpolitikern und die benötigen die Bus- und Bahnbetreiber vor allem zur Versorgung von Parteifreunden.

Zuerst die gute Nachricht: Die Verkehrssituation im Ruhrgebiet ist, so das Ergebnis der Studie, längst nicht in allen Bereichen schlecht : Das Kanal- und Güterbahnnetz ist gut ausgebaut, bei den Autobahnen besteht Handlunsgbedarf und  die nächsten wirklich internationalen Flughäfen sind weit weg: Frankfurt und Amsterdam sind die wichtigen internationale Hubs, Düsseldorf hingegen, wie im Fußball, eher drittklassig.

Das Hauptproblem sieht die Studie im Nahverkehr. Keine Überraschung, denn der Nahverkehr im Ruhrgebiet ist so beschaffen, als ob ein böser Troll ihn organisiert hätte, um die Fahrgäste zu quälen: Über ein Dutzend Nahverkehrsunternehmen bekommen noch nicht einmal einen abgestimmten Fahrplan hin, Fahrkartenautomatensysteme gibt es ungefähr so viele, wie deutsche Kleinstaaten Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Nahverkehr im Revier ist eher ein Pöstchensicherungssystem, denn ein Nahverkehrssystem. Hinzu kommen die horrenden Preise: Innerhalb der viel gepriesenen Metropole Ruhr kostet ein Ticket von Duisburg nach Dortmund stolze 9,10 Euro. In Berlin kostet eine vergleichbare Karte schlappe 2,40 Euro. Kauft man eine Karte für das Berliner Umland mit, kommt man gerade mal auf 2,70 Euro. DAS sind die Preise einer Metropole, und nicht die VRR-Höchstpreise für Provinzleistungen: An einem Sonntag dauert eine Fahrt von Bochum nach Gladbeck gerne mal über zwei Stunden. Von Bochum nach Frankfurt geht es genau so schnell.

Schuld sind Strukturen, von den alle profitieren, nur nicht die Fahrgäste: Kommunalpolitiker legen Strecken fest, die ignorieren, dass das Ruhrgebiet ein Verkehrsraum ist und sorgen in aufgepumpten Verwaltungen dafür, dass nicht wenige ihrer Parteifreunde vor den Unbilden regelmäßiger Erwerbsarbeit verschont werden. Wird gespart, dann bei den Fahrern und Fahrgästen. Ein VRR Mitarbeiter, der für seinen Job ins Ruhrgebiet zog erklärte mir einmal, dass er die Strukturen, die er hier vorfand, am Anfang seiner Tätigkeit kaum glauben konnte. Ein Pressesprecher eine Nahverkehrsunternehmens sagte mir vorhin, dass es natürlich besser sei, wenn es ein Nahverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet gäbe, aber die vorhandenen Strukturen so in Beton gegossen wären und so viele Pöstchenbesitzer von ihnen profitieren würden, dass "Sie und ich nicht mehr erleben werden, dass sich das ändert." Für eine Region, die von sich behauptet eine Metropole zu sein ist der Nahverkehr unwürdig, eine Katastrophe, eine dilletantisch organisierte Filzokratie. Und ein wirklich herber Standortnachteil. Brauser braucht keine guten Argumente sondern eine Brechstange.

Zöpel: Ruhrgebiet braucht eine große Koalition

Christoph Zöpel gehört zu den profiliertesten Sozialdemokraten des Reviers – und ist ein Linker. Doch für das Ruhrgebiet fordert er eine große Koalition.

Christoph Zöpel. Foto: Ruhrbarone

Christoph Zöpel gehört zu den wenigen Intellektuellen innerhalb der Ruhrgebiets-SPD und war einer der erfolgreichsten Politiker, die die Region je hervorgebracht hat: Chef der Bochumer SPD, Landesminister unter Kühn und Rau und Staatsminister in Joschka Fischers  Auswärtigen Amt. Und beinahe wäre er statt Heinz-Dieter Klink Regionaldirektor des RVR geworden, aber die SPD wollte dann wohl doch lieber einen haben, der macht, was man ihm sagt  anstatt jemanden, der  tut, was er denkt. Keine schlaue Wahl, denn Zöpel gehört zu den Vordenkern seiner Partei, auch was das Ruhrgebiet betrifft: Er ist für eine gemeinsame Regionalplanung und für eine Direktwahl des Ruhrparlaments. In dem herrscht im Augenblick eine Koalition aus SPD und Grünen – eigentlich eine Konstellation, die Zöpel zusagt – aber nicht im Augenblick und nicht im Ruhrgebiet, dass er im Gespräch nur noch Ruhr nennt. Denn seine Partei, so Zöpels Analyse, hat im Moment nicht in erster Linie das Interesse des Ruhrgebiets im Auge: "Vieles, was die SPD in NRW derzeit zu Ruhr sagt, ist von ihrer  Rolle als Oppositionspartei im Land geprägt. Wenn die CDU dem RVR die Regionalplanung übertragen will, ist die SPD dagegen. Das ist parteitaktisch verständlich, bringt Ruhr aber nicht weiter. Ich bin ja kein Freund von großen Koalitionen, aber die Lage wäre wohl einfacher, wenn es im Ruhrparlament des RVR keine rot-grüne, sondern eine große Koalition gäbe. Dann wäre der Kontakt zum Landtag  und zur Landesregierung leichter und SPD wie CDU  würden konstruktiver an die Stärkung von Ruhr  herangehen. "

Es ist fraglich, ob es für diese Konstellation bei CDU und SPD im Moment eine Mehrheit gibt. Vor ein paar Jahren sah es schon einmal danach aus, als ob SPD und CDU im Ruhrparlament zusammen kommen könnten – zu einer Einigung kam es damals aber nicht. Thematisch näher sind sich sowieso CDU, Grüne und FDP: In Ruhrgebietsfragen könnten die drei Parteien morgen durchstarten – aber bei allen bitteren Flüchen hinter den Kulissen halten die Grünen an der SPD als Koalitionspartner bislang fest – und das obwohl Schwarz-Grün ja im Ruhrgebiet  erfunden wurde…Klick