In Marl hat der Bergbau noch eine Zukunft

 Prima: Im nördlichen Ruhrgebiet müssen sich die Kumpel  keine Sorgen machen.

Zeche Auguste Victoria. Foto: Wikipedia

Auguste Viktoria ist eine der besseren Zechen im Ruhrgebiet. Deswegen wird sie wohl erst 2015 geschlossen. Marl hat also noch sieben Jahre Zeit, sich auf das Ende des Bergbaus vorzubereiten. Sieben Jahre  gehen schnell vorbei, deswegen gibt es gute Gründe für die Lokalpolitik, sich zu sputen. Die örtliche SPD sieht das hingegen ganz anders. Fraktionschef Michael Groß  in einer Presseerklärung vom 30. April (Diesen Jahres, nur damit es keine Mißverständnisse gibt) :  „Unsere Chance liegt auch langfristig im Kohlebergbau“, so Groß anlässlich eines Besuches auf Auguste Victoria. „Jede Investition in unseren Kohlebergbau ist sinnvoll“, erklärt der weitsichtige Ökonom weiter: „Der Bergbau bringt uns nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze, sondern sorgt auch für Kaufkraft bei Beschäftigten und den beteiligten Unternehmen.“ Programm der Marler SPD sei der Erhalt des Bergbaus – man setze auf den Kohlekompromiss und eine Entscheidung für die Weiterführung des Bergbaus 2012.

Wenn eine Stadt so kluge Politiker hat, die ihren Bürgern in Zukunftsfragen reinen Wein einschenken, muß man sich um Marl keine Sorgen machen.  Schon in früheren Jahren haben die Marler Kommunalpolitiker Weitsicht beweisen: So erklärte man sich vor gut zehn Jahren zur Medienstadt. Und genau wie noch in 20 Jahren die Kohle aus Marl kommen wird, erfreuen wir uns heute tagtäglich an den TV-Produktionen aus dieser Stadt, den spektakulären Filmen seiner Studios und den avancierten Produkten der dortigen Literaturverlage. Glück Auf!

Gute Ideen gegen Vandalismus

Foto: bogestra.de 

Die Stadt Gelsenkirchen hat ja dieses Image-Problem klick, ist immer noch das Schlusslicht in der NRW-Arbeitslosenstatistik klack. Und nachdem jahrelang mit dem Arsenal der PR-Arbeit klick nicht besonders erfolgreich gegen den Mythos von der sterbenden Stadt angearbeitet wurde, fand die Emscher-Metropole jetzt endlich eine kreative Lösung. Und zwar im Straßenverkehr.

Um den allgemeinen Vandalismus gegen Gelsenkirchen zu stoppen, wollen sie jetzt auf ein bewährtes Mittel aus dem Öffentlichen Nahverkehr zurück greifen: Seitdem die Bogestra königsblaue Schalke-Züge einsetzt, sind Zerstörungen in den Bahnen um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Nach diesem Vorbild werden nun auch 60 blindengerechte Ampeldrücker in der Gelsenkirchener Innenstadt
mit Schalke-Emblem versehen –  Motto: Welcher Passant tritt schon gerne gegen sein Vereinslogo!? klick

Wir finden, das ist noch zu klein gedacht: Bewährt sich der Einsatz der Ampel-Bügel mit Vereinswappen im Kampf gegen Fußtritte und Vandalismus, was spricht dagegen, gleich die ganze Stadt mit Vereinslogos zu versehen und schließlich umzubenennen – in Schalke 04. Dann klappts auch mit dem Image. 

Markerschütterndes Geschrei vor dem 1. Mai

Am Tag vor dem ersten Mai verschlägt es einen Ruhrbaron vor lauter gefühlsduseliger "früher war alles viel kämpferischer"-Stimmung schon einmal an Orte, die die 80er wiederbeleben – zumindest musikalisch; in die Bochumer Matrix nämlich. Die Matrix erinnert eher an einen Pizzaofen, denn an eine Konzerthalle.

 

Trotz mäßiger Akkustik und schlechter Sicht geben sich hier immer wieder hart rockende Szenegrößen das Mikro in die Hand. Am Mittwochabend war das Geschrei wieder einmal groß. Primal Fear, eine Art Metal-Hybridmotor aus Judas Priest und Helloween, zeigten, dass klassischer Heavy Metal wieder aus der Versenkung hervorgerobbt ist, und die Mattenschwinger im gut gefüllten Bochumer Backofen ließen sich gern von Primal Fear-Frontmann Ralf Scheepers (Foto) anschreien. Denn genau das kann dieser famos, trifft hohe, sehr hohe und unglaublich hohe Töne, dass man Angst ums Bierglas haben muss. Voll 80er also – und das ist (manchmal) auch gut so. Schade nur, dass die meisten Konzertbesucher vor lauter Chorarbeit bei Primal Fears Refrains am 1. Mai – wenn überhaupt – nur heiser oder seeehr leise demonstrieren konnten. Mehr Fotos vom Konzert findet Ihr auf bei den freundlichen Nachbarschafts RocknRoll-Reportern – und zwar genau HIER!

Dürfen Bürgermeister RTL finanzieren?


Thomas Godoj in seiner Heimatstadt Recklinghausen am Dienstag. Fotos: Mengedoht

 

Hm… Also, äh, wie soll ich das jetzt sagen? Ich habe gar nichts gegen Thomas Godoj, den "Suderwicher Jungen" aus dem Kreis Recklinghausen. Als "kölscher Junge", der ich bin, wär das auch bestimmt unfair.

Nee, was mich ein wenig wurmt, ist, wie hier der Unterschichten-Sender RTL gepusht wird unter dem Deckmantel des Lokalpatriotismus. Recklinghausens Bürgermeister Wolfgang Pantförder, eines wahren Volkstribuns jetzt erst recht würdig, hat an alle Recklinghäuser appelliert, für Godoj bei RTL zu "voten" (ein schönes neudeutsches Wort für "wählen", das in diesem Fall auch "bezahlen" beinhaltet, nämlich 50 Cent pro Anruf, soweit ich weiß?).

Okay, die Castings haben wir hier auch schon ein paarmal geschaut – und gelacht wie selten im Leben, was sich da so tummelt… Zum Kringeln! Nicht selten musste man dabei allerdings den Zwergen (unseren Kindern) klarmachen, dass so einiges, was Diddäh da so von sich gibt, unter jeder Gürtellinie ist – und dass das SO nicht geht!

Ja, ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits sagt man sich natürlich, wer sich nicht entblödet, sich vor aller DSDS-Welt derart zum Affen zu machen, hat es nicht besser verdient (stimmt ja dann auch), andererseits gibt es auch den ein oder anderen Casting-Teilnehmer, der schlicht geistig minderbemittelt ist und vor sich selbst (und besonders vor Diddäh) geschützt gehört hätte – auch von einem Unterschichten-Sender wie RTL.

Naja, vom Rest der Show habe ich jedenfalls noch nie mehr als einige Sekunden beim (eh seltenen) Zappen gesehen, Ehrenwort! Muss ich auch nicht. Brauch ich echt nicht. Diesmal haben mich jedoch allerhand Kollegen davon überzeugt, dass der Godoj was können muss. Naja, warum auch nicht? Ich hab ja gar nix gegen ihn, im Gegenteil, er wirkt tatsächlich freundlich, gesund schüchtern und auf dem Boden geblieben, wenn man ihn erlebt. Einfach wie "der nette Junge von nebenan". Ist er wohl auch irgendwie, noch zumindest (hoffentlich schafft er es, das auch zu bleiben).

Thomas Godoj.

Warum allerdings Tausende sprichwörtlich ausflippen bloß wegen eines Menschen, der singen kann, werde ich nie begreifen. Habt Ihr schonmal erlebt, dass auch nur einer (!) rumspringt und Euren Namen schreit, weil Ihr ihm bei den Hausaufgaben geholfen habt, weil Ihr sein Auto repariert, ein brauchbares Porträtfoto geschossen oder was richtig leckeres gekocht habt? Weil Ihr demjenigen richtig einfühlsam und ehrlich gesagt habt, dass Ihr ihn liebt oder eine geile Nacht hattet, ein gutes Abi hingelegt oder eine Aufgabe in Eurem Job gut hinbekommen habt?

Es gibt einige Menschen, die ich respektiere, sogar "gut" finde, zum Beispiel Robert de Niro, Sean Connery oder Dustin Hoffman, Tim Burton, George Lucas oder Peter Jackson, Madonna, Stephen Hawking, Hoimar von Ditfurth, Heiner Geißler, Die Ärzte oder sogar Michael Schumacher, gleichwohl würde ich doch keinen davon "verehren"! Ich hätte Interesse, solche Menschen kennenzulernen (von Ditfurth hätte ich gerne kennengelernt) und auch durchaus Respekt vor ihren Leistungen, aber ich käme doch nie auf den Gedanken, jemanden zu verehren (!), nur weil er er selbst ist. Oder zu kreischen! Nee!

Sind doch auch alles nur Menschen. Man kann vor der Leistung – ob bei einem Schauspieler, Wissenschaftler, Politiker oder Rennfahrer – gesunden Respekt haben und sie anerkennen, aber wie kann man jemanden wegen seiner Leistung "verehren"? Wie gesagt, ich werde es nie begreifen.

Noch weniger werde ich verstehen, was auch meine Zunft meist für einen "Hype" um solche "Typen" geriert. Godoj in Recklinghausen – ein Alptraum, aus der Sicht eines jeden normal denkenden Medienvertreters. Nichts dagegen, dass 5.000 oder 6.000 Menschen zu einem kurzen Gastspiel des neuen "Superstars" in seiner Heimat strömen (erwartet wurden von manchen 100 bis 200, von manch anderen sogar 1.000 bis 2.000), es sei ihm gegönnt. Aber wieso flippen Redakteure, Fotografen und Rathausangestellte mit aus? Als ob der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu Besuch wäre – und der hätte natürlich, als Mensch, der er nunmal ebenso ist wie wir alle anderen (!) auch nicht so einen Auflauf verdient!

Ich bin froh, dass ich ohne Verletzungen und ohne Verlust an meiner Ausrüstung aus diesem Gedränge wieder herausgekommen bin! Dieses Gefühl habe ich bei keinem anderen Termin je gehabt, gleich ob ich mich mit Segelflieger, Paragliding-Schirm oder Hubschrauber für die Arbeit in die Lüfte erhob, Leichensuche der Kripo im Baggersee zusehen musste, im Rennporsche mit über 300 PS die "Grüne Hölle" auf dem Beifahrersitz durcheilte, Bundeskanzler Schröder und Präsident Johannes Rau begleitete oder die berühmten Kaninchen oder Brieftauben des Züchtervereins ablichten musste.

Ich habe auch auf vielen Konzerten fotografiert, darunter die Bläck Fööss, Brings, Wise Guys und Jürgen Zeltinger (die kölsche Fraktion halt), Peter Maffay, Guildo Horn, Imagination, Michael Mann, Hot Chocolate, The Supremes, The Temptations, Spider Murphy Gang, Sweet, Slade, T-Rex, und die Hollies, Subway to Sally, Schandmaul oder Jürgen Drews und sogar Pink Floyd, aber so einen Hype… das habe ich selten oder eigentlich gar nicht erlebt!

Thomas und Wolfgang (es wurde direkt zum Duzen übergegangen).

Ich habe am Dienstag Abend, nach dem Online-Stellen etlicher Bilder für meinen Hauptauftraggeber, noch zwei Artikel über Thomas Godoj gelesen, die mir gut gefielen: bei der "Leipziger Internet Zeitung" und, hm, wie ich jetzt erst sehe nochmal bei der "Leipziger Internet Zeitung". Sie reflektieren (meine Meinung *g*), was sie von DSDS an sich halten, und machen dennoch glaubhaft darauf aufmerksam, dass der Suderwicher ein echtes Talent zu sein scheint. Nachdem wir uns (in der Familie) das in einem der Artikel bei Clipfish verlinkte Video (mit ganz erträglicher Tonqualität) angesehen haben, geben wir sogar zu: Der Junge HAT Stimme und KANN auch noch singen!

Demnach kann man Godoj nur wünschen, dass er NICHT zum Superstar wird und für unbestimmte Zeit in Diddähs Fänge gerät, sondern kurz vorher ausscheidet und dann vielleicht eine echte Chance erhält. Dann wäre DSDS sogar mal für etwas gut gewesen – außer zur Volksbelustigung durch "Typen" wie… wie, äh, wie hieß die komische Heulsuse noch? Ach ja, Daniel Küblböck!?!

Ich bin kein echter Ruhrpötter und habe – wohl auch, weil ich aus dem Alter raus bin – Godoj und seine Bands vor DSDS nie gehört, aber er hat mit diesen Bands (Wink und Tonk) wohl reihenweise Musikpreise eingeheimst. Was fehlte, war der große Durchbruch. DEN gönne ich ihm jetzt gerne – was ich nicht in Ordnung finde, sind Millionen von Anrufen, von denen jeder 50 Cent bringt – oder vor allem, dass sogar Bürgermeister dazu aufrufen, diese Anrufe zu tätigen (die Ruhrbarone berichteten)!

Dazu aufrufen, den "Jung" aus der Nachbarschaft zu unterstützen, ja, das wäre nachvollziehbar – und gehört auch tatsächlich bis zu einem gewissen Rahmen zu den Aufgaben eines Bürgermeisters (oder auch Landrats, Landtags- oder Bundestagsabgeordneten; die bisher alle erstaunlich still blieben). Aber offen dazu aufzurufen (Anstiftung), für Thomas Godoj anzurufen und somit – mancher "votet" ja 10- oder 20-mal – Millionen in die Kassen eines privaten Fernsehsenders zu spülen, das kann und darf doch wohl nicht sein!

DAS ist, bei allem Lokalpatriotismus, KEINE Aufgabe eines gewählten Volksvertreters! Oder?

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Ich war beim ersten Mai

Ich habe demonstriert. In Bottrop. Vor der Sparkasse. Wir waren zu 300, vielleicht. Später kamen die Jungs von der Zeche dazu. Auf ihren Motorrädern. Dann waren wir gut 500. Männer, Frauen, Kinder. Kleine Arbeiterbewegung. Aber gut, dass mindestens die da waren.

In der ersten Reihe stand Peer Steinbrück. Der SPD-Finanzminister und Ex-Ministerpräsident. Daneben der Bottroper Oberbürgermeister Peter Noetzel, ein paar Landtagsabgeordnete und sonstige Randpolitiker. Ich weiß nicht, warum der Peer Steinbrück nach Bottrop gekommen ist. Als Signal an die Zechen? Das die nicht dicht gemacht werden? Jedenfalls war auch der Chef der versammelten Zechenbetriebsräte da.

Das letzte Mal habe ich Peer Steinbrück in Bottrop gesehen im Wahlkampf 2005. Da war er bei einem Jugendprojekt im Süden. Der Arche Noah. Peer hat ein Pferd gestreichelt. Dann hat ihn der Gaul angerotzt. Fetter Pferde-Schleim über die Jacke. Der WDR hat die Szene damals nicht gesendet. Es war der Anfang vom Untergang der SPD in NRW.

In den Reden ging es um Mindestlöhne. Die waren heute wichtig. 7,50 Euro die Stunde. Gut, das lohnt sich. Dann ging es um Nazis. Mies, die sind schlecht.

Mir ist aufgefallen, dass die meisten Demonstranten von der Zeche Prosper Haniel kamen. Die Kumpel, die bringen Leute mit, eine Demonstration für die Wahlen. Wer mobilisiert, darf bestimmen.

Dann waren da noch jede Menge Verdi-Leute aus der Stadtverwaltung.

Demonstriert haben also vor allem Leute, die von Steuergelder leben.

Gut, das war jetzt eine unfaire Spitze. Schließlich sind Stadtverwaltung und Pütt die beiden größten Arbeitgeber in Bottrop.

Ansonsten sind noch ein paar duzend von den üblichen Verdächtigen mitgelaufen. Hier ein Häuflein IG-Metall, da ein paar Verrückte von der MLPD. Und ziemlich in der Mitte eine Gruppe vom christlichen Gewerkschaftsbund.

Ich glaube, der Schützenverein Bottrop-Fuhlenbrock war auch gut vertreten. Zumindest hatten die Schützen mehr Mann mitgebracht, als die Linke. Die Jusos standen mit vielleicht einem halben duzend Mann beim Bierwagen und hielten sich sonst im Hintergrund. Ihre Chefin hatte schwarze hochhackige Stiefel. Und rot gefärbte Haare. War es das?

Nein, das war es nicht. Als die Bergleute in ihrem beeindruckenden Motorrad-Korso durch die Stadt fuhren, wendeten sich die Blicke aller von der Blaskapelle zu den Bikes. Die Kumpel hielten an. Stiegen ab. Begannen zu rauchen. Auch ein alter Mann und eine alte Frau waren von den Macht der Maschinen angetan. Beide Mitte 80 etwa. Sie fuhren in ihren Elektrorollstühlen zwischen die Männer. Mitten rein in den Korso. Hinter die Bikes. Niemand hat das gestört.

Foto: Yashar / Schäferchef

Meine Jungs hatten Spaß an der Demo.

Zum Abschied wurde dann das Lied gesungen "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit".

1. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit,
Brüder zum Lichte empor.
Hell aus dem dunklen Vergangnen
leuchtet die Zukunft hervor.

2. Seht nur den Zug der Millionen
endlos aus Nächtigem quillt,
bis eurer Sehnsucht Verlangen
Himmel und Nacht überschwillt.

3. Brüder, in eins nun die Hände,
Brüder das Sterben verlacht:
Ewig der Sklaverei ein Ende,
heilig die letzte Schlacht.

4. Brechet das Joch der Tyrannen,
die uns so grausam gequält;
Schwenket die blutrote Fahne
über die Arbeiterwelt. "

Nur die letzte Strophe haben die Kumpel nicht gesungen

5. Brüder, ergreift die Gewehre,
auf, zur entscheidenden Schlacht!
Dem Kommunismus zur Ehre,
ihm sei in Zukunft die Macht!


Walpurgisnacht ? oder: Endlich Frühling!

Blumenwiese "zum selber Pflücken" in Marl. FOTO: Mengedoht

Das mag jetzt kein journalistisch hochwertiger Beitrag sein, muss aber trotzdem auch einfach mal sein: ES IST FRÜHLING! ENDLICH! 🙂 Seit Dienstag letzter Woche ließ sich das teilweise sogar schon am Wetter ablesen – was für sich genommen ja allein schon bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass wir uns hier im Regenland Deutschland befinden.

Letztes Jahr hatten wir im April unseren Sommer – und zwar den ganzen Sommer! Das heißt das war es dann auch für den Rest des Jahres mit Sommer (vermutlich die niedrigste Grillquote im Pott seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten), und das ist ja immerhin rund ein Dreivierteljahr.

Jetzt haben wir immerhin schonmal Frühlingswetter zum Frühlingsbeginn, das ist ja schonmal was. Gut, sind nur um die 15 Grad rum, aber das immerhin schon seit letztem Dienstag immer mal wieder – und tatsächlich pünktlich zur Sommersonnenwende, zur Walpurgisnacht, zum mehr oder weniger offiziellen Frühlingsbeginn. Mitten im Ruhrpott!

Da freut Mensch sich ja schon. Gerade, wenn es um ein wärmebedürftiges (quasi wechselwarmes) Exemplar wie mich geht. Unter 25 Grad schlottere ich nämlich, eigentlich immer also hier in Deutschland Regenland. Habe ich schon erwähnt, dass ich Regen hasse? Und Kälte erst recht! Aber Regen ist ganz schlecht, der deprimiert mich. Und Kälte erst… *brrrrrrrrrrrrr*

Ab 25 Grad geht es mir gut – bis hin zu 45 Grad (im Schatten). Mehr konnte ich leider noch nie ausprobieren, aber ich durfte das einmal drei Wochen lang in den Neu England-Staaten der USA und New York City erleben – es war soooo genial, das kann sich keiner vorstellen!

Insofern gäbe es natürlich auch geeignetere Klimazonen für mich als Deutschland im Allgemeinen oder den Ruhrpott im Speziellen (wobei meine Heimat Köln – übrigens die schönste Stadt der Welt *g* – ja als meditarranste Stadt Deutschlands gilt, wegen des Klimas!), zum Beispiel Nordost-Australien, genauer gesagt Brisbane/Queensland, wo sich die Mutter meines besten Freundes im Winter beschwert, wenn es morgens um acht Uhr nur (!) 25 Grad hat *träum*. Oder die Toskana, da ließe es sich auch gut leben *schwärm*… Sahara ist nicht so gut, da sind die Nächte einfach viel zu kalt.

Wer weiß, wenn ich morgen (naja, eher nachher) zur Eröffnung der Ruhrfestspiele, die gleich bei mir um die Ecke stattfindet, fahre, kann ich vielleicht sogar schon wieder (wie schon öfters in den letzten Tagen) das Verdeck meines alten Käfers öffnen – cool! That’s life, so macht das Leben Spaß, das mildert sogar einiges von dem Alltags- und beruflichen Stress, der einen sonst ja in einer Tour stresst.

Zumal man ja über Stress sonst kaum mehr reden darf, weil man ja ganz furchtbar froh sein muss, überhaupt irgendeinen Job zu haben (egal wie "brauchbar" der aktuelle Job gerade ist). "Jaja, aber besser, als wenn man gar nix…" bekommt man dann immer verständnisvoll zu hören. Pffft!

Naja, jedenfalls, lasst Euch gesagt sein: Der 1. Mai ist da! FRÜHLING! Zeit, sich zu verlieben (wer schon verheiratet ist, hat die gute Gelegenheit, sich einen schönen Tag im Freien mit seiner Liebsten zu machen), zum Rumtoben, Träumen, wie bekloppt Sport treiben oder was auch immer Frühlingsgefühle eben so auslösen können! Genießt es! 😉

Von wem bekomme ich – verdammt – meinen Strom?

Ich hab den Stromanbieter gewechselt. Vor vier Monaten. Seither bekomme ich viel Post. Von wem ich gerade den Strom bekomme? Keine Ahnung. Wenigstens geht das Licht abends noch an. Darüber bin ich sehr glücklich.

Der Anfang war ganz leicht. So wie man es immer in der Werbung hört. Einfach ins Internet, bei einem Stromvergleich wie Verivox ein wenig rumgeklickt. Voila, schon standen da eine Menge Angebote.

Jetzt wurde es diffiziler. Ganz oben, bei den günstigsten Verkäufern, da standen Unternehmen, die Strom zum Preis von Milchbrötchen liefern wollten. Dafür sollte man nur das Geld für 2000 Milchbrötchen zwei Jahre im Voraus zahlen. Tja, das war auf den ersten Blick nicht koscher.

Dann kamen Angebote von Stadtwerken aus Gegenden, die ich noch nie gehört hatte. Auch das habe ich aussortiert. Was passiert, wenn so ein Stadtwerk morgen Pleite geht?

Dann kamen Ökoangebote. Die auch noch rund 20 Euro im Monat billiger waren, als der Strom von meinem herkömmlichen Versorger mit den drei blauen Buchstaben. Und ich gebe zu, ich habe mich locken lassen. Ich habe einfach weiter geklickt und den Grünpower gekauft. Das ging sehr leicht. Ein paar Fenster in meinem Browser gingen auf, ich musste meinen Namen eintragen und auf ABSCHICKEN klicken. Das war es.

Oder besser gesagt, das war es nicht. Denn jetzt fing der Ärger an. Haach. Zunächst musste ich einen Stromzähler-Ableser finden, der zu mir kommt, und den Stromzähler abliest. Das kann nämlich offenbar nicht jeder.

Der Stromabzähler kam dann irgendwann, heimlich, angeschlichen. Er hinterließ an meiner Tür ein Schreiben. Darauf stand, dass er noch einmal wiederkommt. Irgendwann, zwischen 1:00 Uhr und 23:00. Dann müsse ich die Wohnung aufschließen und den Zugang zum Stromzähler frei machen. Wenn ich nicht da sei, dann würde er nie mehr kommen. NIE MEHR. OK, das ist übertrieben. Aber gefühlt stimmt das. Irgendwann war der Strom dann abgelesen, drei Tage später kam die erste Rechung. Und kaum eine Wochen darauf der folgende Brief: "Aufgrund der hohen Netzentgelte müssen wir leider unsere Gebühren anpassen." Es folgte eine Strom-Preis-Steigerung von rund sieben Prozent. Wow. Ich verschweige hier den Namen des Unternehmens. Jedenfalls war die Energie dieses verglimmenden Lichtblicks nach der Preiserhöhung teurer als bei meinem ursprünglichen Versorger.

In der Folge war ich dermaßen sauer, dass ich mich sofort wieder vor den Rechner geworfen habe und einen neuen Anbieter suchte. Ok, ich gebe zu, ich war emotionalisiert. Ich habe einfach beim erst besten Stromhändler zugeschlagen. Ein kurzer Name und der Preis war OK.


Ich hätte es besser wissen müssen, sagt meine Frau. Und wie immer hat sie Recht. Ich darf ja auch keine Anzüge mehr alleine kaufen. Oder Brillen. Weil die Kündigungsfrist beim ersten Anbieter nicht abgelaufen war, hat der weiter Strom geliefert. Der neue Anbieter hat dafür meinen Stromzählervertrag beim Grundversorger gekündigt. Mist. Es kam wieder ein Ableser. Diesmal pünktlich, sofort und ohne Verzug. Ich hab ihn besser nicht reingelassen. Dann hat mich ein Stadtwerk angerufen, das so klein war, dass ich nicht mal mehr seinen Namen erinnere. Die sagten, ich sei ja jetzt ihr Kunde und sie würden gerne wissen, von welchem Konto sie abbuchen sollen? Von meinem oder von meiner Frau? Dann kam ein Schreiben des Regionalversorgers, sie seien sehr froh, dass ich mich entschlossen hätte, wieder ihr Kunde zu werden. "Auf gute Zusammenarbeit." Nach der zweiten Rechnung des ersten Lichtblicks wurde ich stutzig. Warum buchen die noch Geld von meinem Konto ab? Mit dem Hinweis. "Danke, dass sie sich für uns entschieden haben." Zu wem verdammt gehör ich eigentlich? Wer liefert meinen Strom und was kostet das? Ich habe mir fest vorgenommen, diese Fragen in den nächsten Wochen zu klären. Wenn ich wieder ruhig bin und mir nicht mehr die Haare raufe. Noch scheint das Licht bei uns. Vom neuen Anbieter mit dem kurzen Namen habe ich nebenbei nix mehr gehört.

Rosinenfreund aus dem Saarland

Auch ein junger, zum Islam konvertierter, Saarländer scheint den Drang zum Heiligen Krieg zu verspüren und schnell ins Paradies gelangen zu wollen um sich – dummer Übersetzungsfehler aus dem Altarabischen – mit Rosinen zu vergnügen. So lange er sich dabei nur selbst weh tut, ein bedauerlicher Fall für die Darwin-Awards. Er sollte aber, bevor er noch anderen Menschen schadet, auf Nummer sicher gehen und auf den guten, alten Polo setzen:

 

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Welzers trübes Süppchen

Eine der Thesen in dem von Channel 4 gesendeten Film „ The Climate Warming Swindle" war: Die größten Propagandisten des Klimawandels seien die Atomindustrie und Altlinke, die nach dem Scheitern der sozialistischen Projekte dem Kapitalismus und der Demokratie nie verziehen haben, dass sie sich Ende des vergangenen Jahrhunderts so grandios durchgesetzt haben. Ich hielt das, obwohl ich den Film gut finde, für übertrieben. Ich mag keine Verschwörungstheorien.

Welzer – Lange Haare können schön sein – wenn sie gepflegt sind! Foto: Uni-Bielefeld

Nachdem ich heute allerdings das lange Interview des Soziologen Harald Welzer in der WAZ gelesen habe, stehe ich kurz davor, meine Aversion gegen Verschwörungstheorien zu revidieren, denn was Welzer da propagiert, ist nicht weniger als der Glaube an den großen Plan, der als einziges bleibt, um uns zu retten. Der Klimawandel, so seine These, sei die große Katastrophe, die in Zukunft dafür sorgen wird, das sowohl unsere blöde Demokratie noch unser lächerlicher Kapitalismus die Antwort finden werden. Welzer macht Fehler von unvorstellbarer Dummheit, kramt die  Argumente des Club of Rome aus den 70er hervor (Die Grenzen des Wachstums) und ignoriert jeden möglichen technischen und sozialen Fortschritt, der der Zukunft erst die Offenheit gibt, die sie nun einmal auszeichnet, sie erst zur Zukunft  macht.
Fröhlich reiht er Platitude an Platitude:

„Wenn es um Land, Wasser oder Nahrung geht, wird Gewalt als Möglichkeit der Problemlösung gesehen, zur Option schlechthin.“
Nach Jahrtausenden der Gewaltfreiheit tun sich da ja Abgründe auf…

„Es sind jetzt schon Gewichtsverschiebungen zu sehen. Je stärker die Schwellenländer wie Indien oder China werden, desto geringer wird der Einfluss der traditionell wichtigen Länder…“
Tja, das werden sich die Inder und Chinesen auch gedacht haben, als im Mittelalter die Langnasen mit ihren Schiffen vor ihren Küsten auftauchten. Die Machtverhältnisse auf der Welt sind nun einmal nicht statisch.

„ Es kann so nicht weitergehen.“
Das stimmt. Konnte es noch nie. Und wird es nicht. Es hat sich immer alles geändert. In meiner bescheidenen Lebensspanne gab es: Die bemannte Raumfahrt, das Ende der Sowjetunion, den wirtschaftlichen Aufschwung Chinas und Indiens, die Wiedervereinigung, den Siegeszug des Computers, die Gentechnik…. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das Innovationstempo nachlassen wird.

„In einer endlichen Welt kann eine Ökonomie nicht funktionieren, die auf endloses Wachstum beruht.“
Oh, da haben wir aber die letzten Jahrzehnte tief geschlafen: Wer sagt denn, dass die Wirtschaft nicht auch phantastisch  mit neuen, effizienten Technologien wachsen kann? Dass  Autos, Computer etc. in 20 Jahren vielleicht ganz anders aussehen werden? Das reine Weiterschreiben des Ist-Zustandes führt natürlich zu Welzers Ergebnis – nur den kann man nicht fortschreiben.

„Wir müssen Abschied nehmen von der Illusion, dass Demokratie einen globalen Siegeszug antreten wird.“
Klar, in der Vergangenheit haben ja vor allem autoritäre Systeme gezeigt, dass sie gerade die großen Probleme viel besser lösen können als Demokratien. Der Fortschritt mag ja in China und Russland sehr langsam vorangehen – aber es gibt ihn. Blogger landen im Knast? Unter Mao wären sie erschossen worden. In Rußland sterben Journalisten? Unter Stalin gab es noch nicht einmal welche. Natürlich ist das, was in diesen Staaten geschieht, unerträglich, aber weltweit hat die Demokratie in den vergangenen Jahrzehnten eine fulminanten Siegeszug hingelegt: Polen, die DDR, Brasilien, Südkorea, Chile und und und – wieso soll man ausgerechnet heute von der Vorstellung Abschied nehmen, dass die Demokratie sich weiter durchsetzen wird, nur weil sie es bislang in China, Russland, Kuba und Nordkorea nicht geschafft hat? Übrigens: Auch in Europa vergingen zwischen dem Beginn der Aufklärung und den ersten freien Wahlen ein paar Jahre… . Ich mag Welzers Thesen nicht. Sie sind nicht nur undemokratisch, autoritär – sie sind bar jedes historischen Wissens und unendlich platt. Da versucht jemand, mit der Angst der Menschen ein ganz trübes Süppchen zu kochen. Ich will nicht in den Topf. Wir brauchen keine Ökodiktatur zur Rettung des Planeten. Wir brauchen noch nicht einmal Soziologen, die mit Angstmacherei ihre Bücher bewerben.