Warum gibt es das bei uns nicht?

Klar in den USA ist einiges anders. Auch der Wahlkampf. Aber dieser Pro-Obama-Clip ist schon etwas besonderes.

Bei uns gibt es leider nicht die Politiker, auf die man sowas machen könnte.

Aber wenigstens haben wir im Pott den Wiglaf und seine Spardosen. Die bringen eine neue Art von Protestsong-Ohrwürmern.

Hey, das macht Hoffnung für die kommenden Wahlkämpfe in NRW. Es muss gelacht werden.

2010 macht gaga

Was ist nur im Führungsteam der Kulturhauptstadt 2010 los? Erst drehte Fritz Pleitgen hohl, im Zeppelin will er über den Ruhrschnellweg und zigtausend Kölner Kegelschwestern, klick. Jetzt ist Karl-Heinz Petzinka nicht mehr zu halten, klack.

Foto: flickr buffel_de_be

Petzinka ist im normalen Leben Geschäftsführer der Treuhandstelle (THS) und dazu einer von vier  künstlerischen Direktoren von 2010. Was offenbar ziemlich ansteckend ist: Denn jetzt will auch Petzinka die A 40 ab 2010 jedes Jahr zur Volksfestmeile machen. "Love-Parade, Marathon oder eine Olympiade für Gehandicapte", schweben Petzinka vor. Eine "Olympiade für Gehandicapte". Tolle Idee, nur gibt es längst Paralympics, Special Olympics. Und ob die wirklich auf einer Autobahn stattfinden wollen? "Auf einmal wird sich zeigen, dass diese Straße bespielbar ist", sagt Petzinka der WAZ. Aber wieso sollte ein Asphaltstreifen nicht "bespielbar"sein? Sogar spielbar, man müsste nur die Autos weglassen.

Weiter. Natürlich soll die A 40 auch zur "Visitenkarte der Region" werden, mit Autos und mit Kunstwerken, die sie "aufwerten, markieren" und blabla-en: "Die Aufwertung der A40 ist definitiv eines der schönsten Projekte im Rahmen der Kulturhauptstadt", sagt Petzinka. Denn dass sich "zwölf Städte an einer Hauptstraße abbilden" (steht da so), "gibt es an keiner anderen Stelle der Erde". Stimmt schon, zwölf Städte "die sich an einer Straße abbilden", das gibt es nirgendwo, nicht einmal im Ruhrgebiet! Aber nur hier wird aus solchem Unfug auch noch eine Vision gebaut:  "Und wenn es zwölf von 53 Städten geschafft haben, darüber Einvernehmen zu erzielen, werden es bei anderen Projekten vielleicht bald 24 und dann 48 sein. Dann fehlen uns zur Einheit nur noch fünf." Immerhin Kopf-Rechnen geht noch.

Wo der gute Mann aus Gelsenkirchen schon einmal bei seinen Flausen ist, stellt er noch eine weitere vor: Am Sitz von THS will der oberste Zechenhausverwalter auf den Turm von Zeche Nordstern vier Stockwerke Glasbüro setzen und "als Clou" (WAZ) ganz oben drauf einen 18 Meter großen Herkules  – "als Zeichen für Kraft und Mut" …. und Großspurigkeit?

Mein Fazit: Wenn die anderen Kulturstadtdirektoren Dieter Gorny, Asli Sevindim, Steven Sloane dann auch noch durchgedreht sind, kann Oliver Scheytt endlich seine Arbeit machen.

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Stephan Tasch

Stephan Tasch, 1964 in Marl geboren, wohnt in Gelsenkirchen. Tasch studierte an der Folwang-Hochschule Kommunikationsdesign, arbeitet als Designer und stellte in verschiedenen Städten im Ruhrgebiet seine Bilder, Grafiken und Zeichnungen aus.

Kontakt: Tasch-Design

Alternative Gitarrentage im FZW: The Styles – Hushpuppies – Blood Red Shoes

Die kommenden Abende beschert uns das FZW in Dortmund-West mal wieder hörenswerten alternativen Gitarrenrock querbeet aus Europa.

The Styles       Hushpuppies    Blood Red Shoes

Fotos: The Styles, Hushpuppies (F. Villemin/tasteofindie.com), Blood Red Shoes

Heute am Samstag, 26. April, geht’s italienisch los mit dem Trio The Styles: die sind schon mehr Pop als Rock, haben aber einige deutliche Punk-Einflüsse aufzuweisen. Das Vorprogramm bestreiten übrigens die Indie-Rocker Liquid Jam aus Bochum.
Gilt auch als warmer Tipp für alle NochNokianer, die sich gerade überlegen, heute abend der Gratis-Einladung von Olaf Lasso Henning in die Westfalenhalle zu folgen, selbst wenn sich die Zielgruppen eher diametral gegenüberstehen: vielleicht kann man euch ja mit Italo-Pop in den Dortmunder Westen locken?
Gespielt wird im kleinen Club (Keller). Einlass 20:00 Uhr. Tickets an der Abendkasse gibt’s für schlappe 8 EUR.
– In der Halle oben findet parallel ein Death- und Metalcore-Festival statt, präsentiert von ‚Horror Business Records‘, auf das ich hier nicht näher eingehen möchte -.

Morgen, Sonntag, 27. April, geht es gleich weiter in der Halle mit den HushPuppies aus Perpignan, die nach modseligen Garagen-Rock klingen, mit Einflüssen von den Kinks, The Who, Small Faces oder ähnlichen Bands. Doppelter Indie-Pop/Rock-Support wird geleistet von John Loves Mary aus Lennestadt und Auletta aus Mainz, wobei letztere eine tanzbarere Variante sind und ausnahmsweise mal deutsch texten.
Einlass 20:00 Uhr, VVK 10 EUR, Abendkasse 13 EUR.

Montag legt das FZW ne kurze Ruhepause ein, um dann Dienstag, 29. April mit den britischen Blood Red Shoes ein wirkliches Glanzlicht zu bieten: das gemischte Duo aus Brighton (Steven Ansell – Drums, Laura-Mary Carter – Saiteninstrumente) drescht vorzugsweise von Punk und Grunge inspirierte Gitarren. Erinnern mich an die Yeah Yeah Yeahs. Support wird es auch geben, ist aber noch unbekannt.
Einlass 20:00 Uhr, VVK 11 EUR, Abendkasse 14 EUR.

 

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Kartell der Abkassierer

Der Mobilfunkmanager Stan Miller meidet die Öffentlichkeit. Interview-Anfragen lehnt er in der Regel ab und bei Veranstaltung drückt er sich eher mit grimmigem Blick am Rande rum. Dabei hat der Niederländer viel zu erzählen. Denn Miller ist Chef der KPN-Handysparte und damit auch Chef von E-Plus, dem drittgrößten Mobilfunkanbieter Deutschlands. Und damit hat er einen tiefen Einblick in die Branche, die im vergangenen Jahr in Deutschland 64 Milliarden Euro umsetzte.

Foto: Flickr/Labspics

In diesem Riesenmarkt geht es offenbar nicht immer mit rechten Dingen zu, argwöhnt Miller. Er hat daher das Kartellamt einschaltet, das nun untersucht, ob die Schwergewichte Telekom und Vodafone ihre Marktmacht auf Kosten von E-Plus und O2 ausnutzen.

Miller geht aber noch weiter: Der KPN-Manager sagte mir, es habe eine Absprache innerhalb der Branche gegeben, um die sogenannten Terminierungsentgelte hoch zu halten. Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich eine der wichtigsten Einnahmequellen der Handy-Konzerne. Diese Entgelte fallen für Anrufe in die jeweiligen Netze an und stellen den Hauptteil der Minutenpreise dar.

Sollte Miller also Recht haben und die Branche über Jahre hinweg Preisabsprachen getroffen haben, dann hätte dies die Kunden Milliarden gekostet.

Schaut man sich die Entwicklung der Handy-Tarife an, so kann man der Sicht von Miller was abgewinnen. Erst seit knapp zweieinhalb Jahren – dem Startschuss der E-Plus-Billigtochter Simyo – geben die Mobilfunkpreise spürbar nach. Die Angaben von Miller erhalten zudem dadurch Gewicht, dass er sich selbst belastet. Sein Unternehmen hat er nicht ausgeklammert. Es spricht also ein Insider – dazu noch einer, der sonst lieber im Verborgenen wirkt.

RWE-Vorstand gibt weitreichenden Kündigungsschutz

Für die Beschäftigten des Energieversorger RWE haben die Gewerkschaften Verdi und IGBCE eine Insel der Sicherheit im wilden Ozean der Globalisierung geschaffen. Bei RWE darf nämlich bis Ende 2012 nicht mehr gekündigt werden. Das haben die Betriebsräte und Gewerkschaften mit dem RWE-Vorstand ausgehandelt.

Eine so weitreichende Garantie ist fast ohne Vorbild in Deutschland. Aus einem Papier der Gewerkschaften Verdi und IGBCE, das mir vorliegt, geht hervor, dass sich der Konzern verpflichtet hat, auch im Zuge der Restrukturierung keinen Angestellten rauszuschmeißen. Angeblich habe der RWE-Vorstand unter seinem Chef Jürgen Großmann das Papier kurz vor Hauptversammlung in der vergangenen Woche unterschrieben. Personalvorstand Alwin Fitting sagte dazu: "Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit den Arbeitnehmern die Basis für eine solide Entwicklung legen konnten."

Der Konzern hat sich in der Vereinbarung dazu verpflichtet, die Beschäftigungsgarantie auch auf Tochtergesellschaften auszudehnen, für die bislang „keine oder nur eine kürzere Zusage“ galt. Weiter wird allen Beschäftigten garantiert, dass ihre „Sozialstandards" und "sozialen Leistungen“ nicht angegriffen werden. Sollte es doch zum Stellenabbau kommen, werde der „sozialverträglich“ gestaltet.

Im Zuge der RWE-Reform, die Großmann in Angriff genommen hat, kam es in den letzten Wochen zu Unruhe in der Belegschaft. So hatte der Manager die Tochter für erneuerbare Energien, die RWE Innogy, gegründet, ohne vorab den Aufsichtsrat oder die Betriebsräte zu informieren. Zudem sorgte die angekündigte Zerschlagung der Dienstleistungstochter RWE Systems und die Aufgabenanalyse in der Vertriebstochter RWE Energy für Aufregung. Auch hier fühlten sich die Arbeitnehmervertreter nicht ausreichend informiert. Sie befürchteten, dass es zu einem Abbau von Stellen, der Verlagerung von Standorten und zu betriebsbedingten Kündigungen kommen könnte.

Mit der nun vorgelegten Vereinbarung soll diesen Sorgen die Spitze genommen werden. Der RWE-Vorstand garantiert, dass in allen Geschäftsbereichen, die neu aufgebaut werden, die Mitbestimmung aufrechterhalten wird. Auch Angestellte neu gegründeter Firmen sollen wie die angestammte RWE-Belegschaft behandelt werden. Weiter heißt es in dem Papier: „Die Betriebsräte werden frühzeitig in die Planung und Umsetzung des Umstrukturierungsprozesses, insbesondere der Personalplanung eingebunden.“ Auch die Verlagerung von Standorten werde mit den Betriebsräten „erörtert“.

Der Vorstand verpflichtet sich, weitgehend auf die Beschäftigung von Leiharbeitern oder Fremdfirmen zu verzichten. Im Gegenteil. „Bisher extern vergebene Aufgaben werden (…) im Fall eines eventuellen Personalanpassungsbedarfs auf ihre Insourcing-Tauglichkeit überprüft.“