Show Down im September: Kreis Wesel vor Ruhr-Austritt

Der Kreis Wesel will am 25. September darüber entscheiden, ob er im Regionalverband Ruhr (RVR) bleibt, oder nicht. Die Auseinandersetzung hat zwei Ebenen: Zum einen fühlen sich viele Städte und Gemeinden aus dem Kreis Wesel nicht als Teil des Reviers. Zum anderen ist es eine Cash-Frage – es geht also um das Geld.

Während der emotionale Streit sicher schnell geregelt wäre, weil man über Gefühle eh nicht streiten kann, sieht es bei der Kohle anders aus.

Während der Kreis Wesel bei Einmalkosten von 3,9 Mio Euro mit einer Austrittsdividende von rund 2,5 Mio. Euro im Jahr rechnet – die er von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft so bestätigt bekommen hat.

Rechnet der RVR mit Einmalkosten von 17 Mio Euro plus unbekannte Kosten. Dazu zählt der RVR alle Kosten, die sich aus Verträgen ergeben, die der RVR in der Zeit seiner Mitgliedschaft eingegangen ist. Das heißt: Der Kreis Wesel soll für alle Zeiten für das Freibad in Hamm zahlen.

Ich weiß nicht, wer Recht hat. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Und die Entscheidung darüber trifft ein Gericht.

Aber ich weiß, dass es ein politischer Fehler ist, zum einen den Kreisen und Städten im Pott die Möglichkeit zum freiwilligen Austritt aus dem RVR einzuräumen und sie dann mit zum Teil an den Haaren herbeigezogenen Finanzargumenten in den Verband pressen zu wollen. Das ist einen andere Art von Shanghaien.

Bedenklich ist in meinen Augen vor allem, dass der RVR aktiv die Berechnungen des Kreises Wesel zum Austritt blockieren wollte. So heißt es in der Vorlage des Kreises zu den Finanzierungsfragen des Austrittes: "Es handelt sich um eine eigene Kalkulation, da der RVR hierzu noch keine Berechnungen vorgelegt hat."

Auch der Streit um das Personl ist in meinen Augen eher kleinlich als eine Idee, wie man dem Kreis den Verbleib im RVR schmackhaft machen könnte. So will der RVR, dass Wesel die Leute weiter bezahlt, die von der Verbandsumlage des Kreises bis jetzt bezahlt werden. Der Kreis selbst ist aber nur bereit, diese Kosten für eine Übergangszeit von drei Jahren zu tragen.

Richtig strittig wird die Nummer bei den Freizeitgesellschaften. Der RVR will, dass der Kreis Wesel im Falle einer Kündigung weiter die Spaßgesellschaften des Verbandes und die sonstigen Einrichtungen des RVR anteilig bezahlt. Da wird in den Augen des Kreises der Sinn eines Austrittes pervertiert.

Der Kreis ist allenfalls bereit, die Freizeitgesellschaft Xanten, also den Archo-Park und die Badeanstalten zu schultern – dafür würde er dann aber auch auf die Zuschüsse des Verbandes verzichten.

Und zum Schluss ist die AGR ein Problem, dass der Kreis Wesel los werden will. Die Müllfirma soll nach Ansicht der Weseler die Müllkippen wie versprochen sanieren und dann verschwinden und die Kassen des Kreises nicht weiter belasten. Schgon gar nicht bei einer eventuellen Pleite.

Das ist der Streit. Er wird seinen Lauf nehmen.

Ziehende soll man nicht aufhalten, heißt es doch, oder?

 

 

Was macht Großmann beim RWE?

Eigentlich wollte ich hier nicht über den Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, Jürgen Großmann, schreiben.  Die Personalie ist zu heikel. Zu schnell kann man sich die Finger verbrennen – für lange Zeit.

Foto: RWE

Aber: es geht nicht anders. Die Wirtschaftswoche schreibt schon vom Unmut beim RWE, der sich über den Manager auflädt. Ich weiß, dass Großmann sich auch schon mal bei RWE-Vorstands-Sitzungen zum Verdruß der übrigen RWE-Chefs von einem Vertrauten vertreten läßt. Dass er manchmal Tagelang nicht im Konzern auftaucht. Das sorgt für miese Stimmung.

Tja, und dann weiß ich, dass Großmann nicht besonders gut Späße versteht. Zumindest nicht, wenn es um den Spruch: "VoRWEg gehen" geht. Neulich gab es deswegen eine Telefonkonferenz. Manager des Konzerns wurden da gedrängt, Witze über den neuen Slogan bei ihren Untergebenen zu unterbinden. Jeder, der etwa über einen „iRWEg“ schwadroniere, oder von einem „VoRWErk“-Staubsauger spreche, müsse sich fragen lassen, ob er noch im richtigen Unternehmen arbeite. Der Slogan „VoRWEg gehen“ spiegele schließlich die Philosophie des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns wieder. Das sei ernst gemeint, hieß es noch. Kurze Zeit später wurde auf einer Tagung ein Zettel herumgereicht. Darauf stand: „Kein Unfug! Sonst eRWErbslos“.

Für Jürgen Großmann läuft es auch acht Monate nach seinem Dienstantritt noch nicht rund beim Energieriesen RWE, das kann keiner sagen. Immer noch wandern Hunderttausende Kunden ab, der Verkauf der Wasser-Sparte in Amerika bringt weniger als erwartet und dann bricht auch noch Streit mit den wichtigsten kommunalen Anteilseignern aus.

Viel Pech für nur einen Mann. Dabei hat Großmann einige Erfolge vorzuweisen. Der Manager hat den Konzern aus seiner Starre gerissen und mit der Gründung von RWE Innogy den längst überfälligen Einstieg in die Erneuerbaren Energien geschafft. Auch der angekündigte Verkauf der Gastransportnetze bringt dem Konzern neue Freiheiten. „Das Gasgeschäft können wir trotzdem wie geplant entwickeln. Besser noch, wir werden wieder politisch handlungsfähig“, heißt es aus dem Umfeld des Konzernlenkers. „Wir müssen handeln, solange wir können. Wenn wir gezwungen werden, ist es zu spät.“ Großmann bewegt.

Doch gerade die Anstöße sorgen im weit verzweigten Netz des RWE für teils unkontrollierbare Schwingungen. Da wird zum Beispiel genüsslich aus dem Aufsichtsrat kolportiert, dass der Milliardär und Eigentümer des Stahlwerks Georgsmarienhütte sich seinen zwei Millionen Euro schweren Beitrag zur Alterssicherung aufs Privatkonto überweisen lässt. Und zwar jedes Jahr zusätzlich zu seinem Gehalt von sechs bis sieben Millionen Euro. Normalerweise würde man eine Pensionsrücklage erwarten. Sein Gehalt über die Vertragslaufzeit von fünf Jahren beträgt damit rund 40 Mio Euro. Ein Spitzenwert in der deutschen Wirtschaft.

Aber es sind nicht diese Sticheleien, die Großmann zusetzen. Der Kapitalmarkt ist härter. Selbst die durchaus anerkannten Erfolge reißen Analysten wie Theo Kitz von der Privatbank Merck & Finck nicht mehr vom Hocker: „Im Vergleich geht E.on vor und RWE zieht nach. RWE ist nur kleiner und immer zweiter. Das sehen auch die Anleger so.“ Der Börsenwert von RWE liegt bei rund 43 Mrd Euro. Branchenprimus E.on bringt rund 90 Mrd Euro auf das Parkett. Die Bank Merrill Lynch setzt RWE auf „Neutral“ und hält E.on auf „Kaufen“.

Eine Ursache für die Zurückhaltung im Geldhandel liegt im misslungenen Börsengang von American Water. Auch der Verkauf des zweiten Aktienpaktes Ende Mai lief nicht wie gewünscht. Statt der angebotenen 8,7 Mio Papieren konnten nur 5,17 Mio an Investoren gebracht werden. Schon der Verkauf des ersten Pakets lief schlecht. Statt der vorgesehenen 26 Dollar pro Aktie konnten nur 21,50 Dollar erlöst werden. In der Folge schmolz der Ertrag auf 1,2 Milliarden Dollar, fast die Hälfte zu den Planungen. Großmann musste eine Gewinnwarnung aussprechen.

Aus dem Großmann-Umfeld heißt es zu den Problemen: „Das Glas ist halbvoll, nicht halbleer.“ Noch gebe es genug Gründe für Optimismus. Allen voran die politische Bedeutung von RWE wird unter Großmann wieder sichtbar. Der Konzernchef ist in regelmäßigen Kontakten mit der Bundesregierung. Kanzlerin Angela Merkel akzeptiert den Manager als Ideengeber genauso wie die SPD-Mächtigen um Frank-Walter Steinmeier. Selbst mit Umweltminister Sigmar Gabriel werde nach jahrlangem Schweigen wieder gesprochen.

So kann der Konzern effektiv für eine Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke eintreten. Unter dem Großmann-Vorgänger Harry Roels herrschte eine angeordnete politische Ruhe, die RWE zu einem Spielball der Gewalten werden lies. „Wir haben jemanden gebraucht, der uns wieder auf öffentlicher Bühne vertritt“, heißt es aus dem Konzern. Großmann setze sich mit aller Kraft für RWE ein.

Und das ist dringend nötig. In etlichen Prestige-Baustellen läuft etwas schief. Kaum hat der Konzernlenker durch den Verkauf der Gasnetze ein Kartellverfahren der EU abgewendet, wird die Nachricht herumgereicht, dass sich der Bau der transkontinentalen Gaspipeline Nabucco auf nahezu 7,5 Mrd Euro verteuert. Fast doppelt soviel wie geplant. „Das Projekt ist aber nicht gefährdet“, heißt es aus der RWE-Spitze. „Nabucco kann immer noch rentabel arbeiten.“

Selbst die Übernahme des Kernkraftwerkbetreibers British Energy wächst sich zu einem Sommertheater aus. Zunächst wurde der deutsche Konzern mit seinem vorgesehenen Partner Vattenfall als Favorit gehandelt. Gemeinsam wollten die Stromriesen den größte Energieerzeuger Großbritanniens für knapp 14 Milliarden Euro übernehmen und unter sich aufteilen. Doch dann unterband die schwedische Regierung den Einstieg des Staatskonzerns Vattenfall ins Inselreich. Pech für RWE. „Das hätte der Chef von Vattenfall besser organisieren müssen“, heißt es in der Essener Zentrale. Großmann trage da keine Verantwortung.

Allerdings muss er unter den Folgen leiden. Denn RWE könnte die acht Kernkraftwerke der Briten gut gebrauchen. Als Braunkohleverstromer stößt der Konzern das meiste Kohlendioxid in Europa aus. Ab 2013, wenn die CO2-Zertifikate noch einmal teuerer werden, drohen aus den jetzigen Geldkühe Geldfressern zu werden. Deshalb muss eine Entlastung in der Strom-Produktion schnell gefunden werden. Etwa indem die CO2-intensiven Braunkohlemeiler gegen Klimagasneutrale Kernkraftwerke austauscht werden.

Unter diesem Vorzeichen versucht Großmann auch den Verkauf des Gasnetzes voranzutreiben. Nach Informationen aus dem Konzern will er die Gasanlagen gegen saubere Kraftwerke eintauschen. Gerne auch im Ausland. „Das ist die wichtigste Aufgabe in der Zukunft“, sagt ein Insider. "Großmann packt es an."

Doch nicht nur diese Baustelle ist für den Manager Großmann wichtig. Immer wieder mehr reißen neue Löcher auf. Dann stürzt sich der Chef in die anstehenden Aufgaben, ohne die alten abgeschlossen zu haben. „Manche Mitarbeiter erwarten mehr Kontinuität“, heißt es in der RWE-Spitze. Aber die kommt nicht. „Für die Details sind andere verantwortlich“, heißt es aus dem Großmann-Umfeld.

Beispielsweise bei dem Kampf um neue Kunden. Seit Januar haben mindestens 200.000 Haushalte ihre Verträge mit RWE gekündigt, berichtet RWE-Finanzvorstand Rolf Pohlig. Im vergangen Jahr hatte der Konzern bereits eine Viertelmillion Kunden verloren. Der Menschenstrom hat bereits Auswirkungen auf das Ergebnis des Konzerns. Der Betriebsgewinn ging im ersten Quartal um neun Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zurück. Der für die Dividenden entscheidende Nettogewinn brach gar um fast die Hälfte auf 809 Millionen Euro ein, neben dem gescheiterten Börsengang von American Water sei dafür auch der Kundenschwund verantwortlich, bestätigt Pohlig.

Großmann schlägt nun immer wieder neue Angebote vor, um mehr Strom an Privatleute zu verkaufen. Die Rede ist von einer Flatrate, von Preisgarantien oder wie aktuell von einen Atomtarif im Stromhandel. Mit der Exklusivversorgung aus Kernkraftwerken könne jeder Deutschen seine Verbundenheit mit dieser Art der Stromerzeugung demonstrieren und helfen den Atomausstieg zu stoppen, sagte Großmann öffentlich. Intern kommen die Aktionen gut an. "Großmann geht neue Wege. Nur so können wir Kunden gewinnen", heißt es bei RWE. Auch wenn die Bundes-SPD den neuen Atomtarif politisch ablehnt.

Doch Werbung alleine hilft nicht den Konzern Zukunftsfest zu machen. Die Kosten müssen runter, um den Herausforderungen aus CO2-Abgaben und Regulierung zu begegenen. Großmann treibt deswegen den Umbau des Hauses voran. Alles soll schlanker werden. Die intern kritisierten „unglaublichen Hierarchien“ müssen flacher werden. Bis Oktober sollen die meisten Strukturmaßnahmen umgesetzt werden, heißt es intern. „Das ist ein Herkules-Job mit Nebenwirkungen.“

Bis jetzt sind die Kernpunkte der Maßnahmen bekannt. Allen voran soll die deutsche Vertriebstochter RWE Energy eingedampft werden. Wenn im kommenden Jahr der Vertrag mit dem Vorstandschef der Vertriebs-Sparte Heinz-Werner Ufer ausläuft, soll dessen Stelle nicht wieder besetzt werden. Gleichzeitig würden zentrale Aufgaben auf die Konzernmutter überführt, heißt es aus dem Konzern. Andere Jobs würden nach unten in die Regionalgesellschaften abgegeben. Es bliebe wenig mehr als eine Fassade vom einst mächtigen Vertrieb übrig.

In seinem Bemühen, diesen Umbau hin zu kriegen, sucht Großmann die Unterstützung der Arbeitnehmer. Er unterschrieb eine Jobgarantie bis 2012. Den Lohn erhöhte er um 3,9 Prozent. Zudem sicherte er den Betriebsräten eine weitreichende Mitbestimmung auch in den neuen Tochterfirmen zu. Vor allem zum Gesamtbetriebsratschef Günter Reppien sucht Großmann den engen Kontakt. Er lud den gelernten Elektroinstallateur in sein Osnabrücker Sternelokal "La Vie" ein. Und besuchte den Arbeitnehmervertreter in dessen Heimat Lingen. Einmal gab es einen Rathausempfang, einmal eine Stippvisite an Reppiens Arbeitsplatz im örtlichen Kernkraftwerk. Eine ungewöhnliche Ehre für einen Betriebsrat bei RWE.

Doch während an der Arbeitsfront damit Ruhe herrscht, leistet sich Großmann einen ernsten Konflikt mit seinen wichtigsten Aktionären. Ursprünglich wollten die Städte Bochum und Dortmund gemeinsam mit RWE einen neuen Stadtwerke-Konzern mitten im Pott schaffen. Unter dem Namen Unisono sollte RWE mit 20 Prozent an der gemeinsamen Holding rund um den Versorger Gelsenwasser beteiligt werden. Doch dann forderte Großmann das Wassergeschäft von Gelsenwasser für sich. Nach dem Ausstieg American Water, will er auf dieser Basis die Wassersparte in Europa ausbauen. Die Städte ließen die Gespräche verärgert platzen. „Wir lassen uns nichts diktieren“, sagt ein Spitzenbeamter.

Dabei ist die Macht der Ruhr-Kommunen im Konzern immer noch kaum zu unterschätzen. Sie beherrschen über ein Firmengeflecht nahezu 15 Prozent des RWE-Aktienkapitals. Im Aufsichtsrat sitzen gleich vier kommunale Vertreter. Mit den Arbeitnehmervertretern haben sie die Mehrheit. Um jeden Arbeitsplatz werde gekämpft. Manchmal habe Großmann keine ausreichende Unterstützung, heißt es aus dem Gremium.

Und wieder setzt es Sticheleien aus dem Konzern. Es geht um die Kunst, die im Foyer der RWE-Zentrale ausgestellt wird. Normalerweise hat das RWE für diesen Zweck eine Kooperation mit der Folkwang-Schule in Essen. Doch Großmann gefiel die Kunst nicht. Kurzerhand wollte er die Folkwang-Werke gegen Arbeiten von Markus Lüpertz aus seinem Besitz austauschen. Doch die große Geste kam nicht überall gut an. Es hieß, das RWE sei nicht Großmanns Privat-Konzern. Wenn er die Kunst tauschen wolle, müsse er wenigstens den Vorstand fragen. Großmann setzte einen schriftlichen Umlaufbeschluss in Gang. Er bekam die Zustimmung auf dem Papier. Nur: Jeder beim RWE weiß, dass gerade die Folkwang-Schule in enger Verbindung zum wahrhaften Ruhrbaron Berthold Beitz steht. Man sagt, dessen Leichen liegen alle am Grund des Baldeney-Sees. Aus dem Vorstand wurde deswegen hintenrum Kritik laut. Keiner wollte Beitz nächstes Opfer werden.

So kompliziert ist das Ruhrgebiet. Mittlerweile wird schädliches aus dem RWE-Aufsichtsrat kolportiert: „Wir haben einen Familienunternehmer zum Vorstandsvorsitzenden gemacht. Das ist ein gewisses Riskio.“ Immer wieder überschätze Großmann seine Möglichkeiten. Das müsse besser austariert werden. Zur Not müssten auch die Kommunen ein Aufsichtsrat-Mandat abgeben. „Das schlimmste für uns ist doch, wenn Großmann hinwirft.“

Das Märchen Designstadt ist zuende…

Alles fing vor ein paar Jahren an, mit schweren Worten von Erfolgen, von Existenzen und so Sachen. Am Ende war es wieder nur ein ausgeträumter Ruhrpottraum, die Geschichte von der Designstadt Zollverein in Essen.

Das Haus Designstadt #1. Die Designetage ist grün markiert. Das ist alles, was von dem Plan blieb, eine Designstadt einzurichten. copyright: zollverein.de

Dabei hörte sich die Idee damals gut an. Die städtische Wirtschaftsförderung sprach von einem Platz für „Himmelsstürmer“, der im ärmsten Teil von Essen entstehen sollte. In der Broschüre „Freiraum Zollverein“ hieß es: „Insgesamt stehen 35.000 Quadratmeter Fläche zur Ansiedlung und Gründung von Unternehmen zur Verfügung.“ Die Rede ist da von der Zollverein School of Design, als einem Ort, „der Querdenkern und visionären Köpfen den nötigen Spielraum zur Verfügung stellt.“ Es gab Modelle, in denen sich duzende Gebäude in gewagten Konstruktionen zwischen Grünanlagen und Zechenbauten einfügten. Alles hell, lebendig, voller junger Leute. Ein Lockruf an alle Menschen aus der weiten Welt des schönen Scheins. Und oben drüber ein tolles Logo. Gefördert wurde das Ganze von der Essener Wirtschaftsförderung und der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ).

Doch der Traum ist aus. Die School Zollverein, als Ankerpunkt der Designstadt, geriet schon ein Jahr nach ihrer Eröffnung im vergangenen Herbst in die Existenzkrise. Zu wenig Studenten, zu geringe Einnahmen. Die Gebühren für einen 20-monatigen Executive MBA waren mit 22 000 Euro wohl zu happig. Zumal über Deutschland hinaus bekannte Professoren kaum in der neuen Schule unterrichten wollten. Der spektakuläre Bau der Schule ist mit zuletzt noch 30 Studenten kaum ausgelastet und nur an wenigen Tagen in der Woche überhaupt geöffnet. Etwa 20 Mio. Euro Fördergelder stecken drin.

Das geplante neue Designstadt-Viertel hinter der Schule, neben der Kohlewäsche? Eine Brache, umzäunt, abgesperrt, leer. In der Mitte ein pinklakierter toter Strauch. Einmal lies sich ein saudischer Scheich mit Namen Hani Yamani im Helikopter über das Nichts fliegen und versprach 39 Mio. Euro in den Zollverein-Staub zu investieren. Nur an der folgenden Ausschreibung für das Gelände wollte sich Scheich Yamani nicht beteiligen. Investiert wurde auch nichts. „Zu Stolz“, hieß es bei der Wirtschaftsförderung.

Der Marktingleiter der EGZ, Ralf Thielen, bestätigt, das nicht viel von den Plänen umgesetzt wurde: „Die Designstadt, das ist heute ein Gebäude.“ Tatsächlich gibt es nur ein Haus, das den Namen trägt „Designstadt Nummer 1“. Mehr ist nicht da. Thomas Stratmann ist einer von den wenigen, die sich von den Versprechungen haben anziehen lassen. Heute sagt der Webdesigner: „Das ist hier nur Blendwerk.“

In dem Haus „Designstadt Nummer 1“ sitzen ein Hallenbauer, der fast nie da ist, ein Ingenieurbüro und noch ein paar andere Gewerke, die mit dem Kreativitätsbusiness soviel zu tun haben, wie ein Elektriker mit Malerei. Ein Haus „Designstadt Nummer 2“ wird seit Jahren geplant – jedoch bis jetzt nicht umgesetzt.

Die Kreativen sitzen ausschließlich in der ersten Etage der „Designstadt Nummer 1“: ein duzend Kleinstfirmen, mit meist einem Beschäftigten. Auch Thomas Stratmann wollte hier seine Agentur aufbauen. Er hoffte auf ein gutes Umfeld, in dem er Kunden und Partner auftreiben könnte. „Aber hier ist nichts. Hier ist eine Wüste drum herum.“


Der Traum vom Kreativbusiness löst sich auf wie ein Trugbild im Morgenlicht. Gebaut hat das Haus „Designstadt Nummer 1“ der Unternehmer Andreas Schürmann aus Dortmund. Von ihm mietete die Essener Wirtschaftsförderung fast zwei Etagen und vergab diese zu deutlich subventionierten Tarifen über die EGZ an die Design-Gründer weiter. Der geförderte Mietpreis lag etwa bei 8,50 Euro je Quadratmeter warm, inklusive Strom. Für ein kleines Bürozimmer, modern ausgestattet, zahlt beispielsweise ein Mini-Betrieb knapp 195 Euro.
Nun, laufen die Subventionsmieten aus. Und die Gründer sollen neue Verträge mit dem Unternehmer Schürmann abschließen. Dieser fordert jedoch einen Zins von etwa 16 Euro je Quadratmeter warm, inklusive Nutzung von Nebenflächen, wie Klo und Teeküche. Das belegen Mietunterlagen, die der Welt am Sonntag vorliegen. Wie viele Subventionen bislang insgesamt an Schürmann und in die Designstadt geflossen sind, wollte die Essener Wirtschaftsförderung auf schriftliche Anfrage nicht sagen. Es scheint, als seien die verpulverten Subventionen peinlich.

Den Kreativen in der „Designstadt Nummer 1“ ist die hohe Miete offensichtlich zu teuer. Sie kündigen Reihenweise ihre Mietverträge. Die Tarife in der Essener Innenstadt sind wesentlich günstiger. EGZ-Vermarkter Thielen bestätigt: „Etwa 50 Prozent der Verträge wurden bereits gekündigt.“ Dieser Zeitung gegenüber behaupteten dagegen fast alle Design-Mieter, ihre Verträge auflösen zu wollen. „Hier ist doch nichts wahr gemacht worden. Warum sollen wir hier bleiben?“, fragt Norman Bruckmann, der einen Internet-Fernsehsender aufbauen will. Statt auf eine interessante Umgebung blickt er auf einen Metallzaun. Der direkte Zugang zur Kohlenwäsche ist versperrt. Parkverbotsschilder stehen im Abstand von wenigen Metern.

Von der isolierten Lage am Rand der Brache Zollverein ist vor allem die Galerie von Christof Mika in der Existenz bedroht. „Ich hab hier viel investiert. Aber von den ganzen Versprechen wurde nichts gehalten“, sagt der Galerist. Er hat keine Mietsubventionen bekommen und alles aus der eigenen Tasche bezahlt. „Mir wurde immer wieder gesagt, hier geht es aufwärts. Aber nichts ist passiert. Der Scheich war doch auch nur eine Ente“, sagt Mika. Selbst ein gemeinsames Marketing sei immer wieder blockiert worden. Einen Newsletter unter dem Namen Designstadt durften die Designer jedenfalls nicht über das Internet versenden. Webdesigner Stratmann sagt: „Das ist die Leistung der Wirtschaftsförderung Schürmann.“ EGZ-Mann Thielen meint lediglich: „Wir werben nicht nach außen für die Designstadt.“

Nun hoffen alle auf die Zukunft. Die Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) hat als Eigentümerin der Brache rund um die Design-Etage einen europaweiten Wettbewerb ausgelobt. Neue Investoren sollen auf Zollverein Hotels bauen, Kneipen und Wohnungen. Das neue Viertel wird allerdings nicht unter dem Namen Designstadt angeschoben. Ergebnisse sollen im Juli präsentiert werden. Niemand wollte sagen, wie viele Interessenten sich beworben haben. Das sei geheim, heißt es.

Stattdessen wird gemunkelt, dass es auch gut sei, wenn die Ausschreibung scheitert. Dann könne die EGZ das Gelände von der LEG bekommen und versuchen, die Brache an befreundete Investoren zu geben. Vielleicht kommt dann ja auch Scheich Yamani zum Zuge, der sich ja nicht an der Ausschreibung beteiligen wollte.

Zum Schluss: Im Februar wurde bekannt, dass die Gesamtkosten von 150,3 Millionen Euro für den Aufbau von Zollverein zu einem Tourismuszentrum in diesem Jahr um 6,4 auf 156,7 Millionen Euro steigen werden.

 

Nach der Kommunalwahl: Will einer den Osten?

Nach der sächsischen Kommunalwahl sind die Nazis in alle Kreise eingezogen. In einigen Gemeinden haben sie über 25 % der Stimmen bekommen.

Ich mag das alles nicht mit meinen Steuern finanzieren. Ich will mit diesen Leuten noch nicht einmal in einem Land wohnen. Wenn sich ein Land  wiedervereinigen kann, muß man sich doch auch wiedertrennen können. Lasst uns die Zone verkaufen. Viel wird es nicht geben, ein paar Nachteile verschweigen wir, und vielleicht  finden wir ja einen Dummen, der  den Osten samt seiner Eingeborenen kauft.

Bild: Wikipedia

 

 

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Ihre neuen Länder im Osten

Sie sind ein aufstrebendes Gemeinwesen in einer Insellage? Für Ihr weiteres Wachstum fehlt Ihnen der Platz? Milde Winter und warme Sommer entsprechen Ihrem klimatischen Ideal?

Dann haben wir etwas für sie…

Die Bundesrepublik Deutschland verkauft fünf Bundesländer in östlicher Lage.
Nachdem die Bundesrepublik die Immobilien 1990 aus dem Bestand der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik übernommen hat, wurden weit über eine Billion Euro in die Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern  investiert. Es erwartet Sie weitgehend eine Infrastruktur in der gewohnten, hohen deutschen Qualität. Zahlreiche Innenstädte wurden restauriert. Eine intakte Freizeitinfrastruktur aus Spaßbädern und Minigolfanlagen sorgt für unterhaltsame Stunden.
Die Menschen in diesen fünf Bundesländern sind recht folgsam, auch autoritäre Strukturen werden akzeptiert. Sie eignen sich für einfache Arbeiten und setzen, genaue Anleitung vorausgesetzt, die ihnen gestellten Aufgaben recht gut um. Eine geringe Geburtenrate schafft Ihrer Bevölkerung jedoch langfristig die gewünschten Wachstumsräume, so dass die Ureinwohner ein temporäres Problem sind.

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Der Kaufpreis kann frei ausgehandelt werden. Mietkauf ist angenehm.

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Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

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Saurons Auge

bildschirmfotos: zdf.de/mediathek

Losgegangen, nein, losgefetzt ist sie, die Europameisterschaft mit einem wiederum wie entfesselten Jürgen Klopp als ZDF-Experten. Die Jungs hätten enorm viel investiert, johlte der Neu-Dortmunder unter einem riesigen magischen Auge wie in Tolkiens Herr der Ringe.

 

Kloppo jubelte jedenfalls wieder auf allerhökschtem Niveau: Die Jungs hätten die Räume gut zugestellt, die Jungs hätten gut verschoben, hätten Vollgas gegeben, die Jungs hätten die Polen geschickt angegriffen, wenn die im Ballbesitz gewesen wären (wann sonst?). Die Jungs hätten dann mental einen Wackler gehabt und einzelne seien von einzelnen Polen zu weit weg gewesen. Aber insgesamt hätten es die Jungs ganz großartig gemacht, das alles jauchzt der Ex-Mainzer Profi und Trainer ins Mikrofon, lässt sich dann auch noch einmal die Hintertorkamera geben, macht einen Kreis aufs Spielfeld, noch ein paar Striche und lässt die Spielszene weiterlaufen. Toll.  

"Rausköpfen mit Niveau"

Jürgen Klopp, der in Dortmund als Neu-Coach so etwas wie ein Hoffnungsträger ist, stand also geschlagene zwei Tage auf einer zugigen, verregneten Plattform in einem alpenländischen See zusammen mit dem dauerdoofen Kerner und diesem Urs Soundso, der mal Schiedsrichter war, aus der Schweiz kommt und nur etwas zu sagen hat, wenn er drangenommen wird. (Dass die anderen ihn mögen bzw. dulden, hat sich Urs Soundso übrigens teuer erkauft, vor zwei Jahren hat er mit einem 500 Euroschein in einem McDonalds am Kölner Dom für die ganze Mannschaft eingekauft! Echt. Peinlich)

Dauerlutschersendung
 
Klopp und dieser Urs Soundso sind wie beim so genannten Sommermärchen die gedungenen Fußball-Europameisterschafts-Experten für das ZDF, wobei man sich fragt, wie diese Experten auf der Bregenzer Seebühne irgend etwas vernünftiges über ein Spiel sagen können, das sie gerade am Fernsehen gesehen haben. Statt wieder einmal seltsam aufgekratzt taktische Selbstverständlichkeiten von sich zu geben, könnten sie an diesem Unort am Ufer des Gebirgsnebels viel besser die Bildregie analysieren, die Interviews am Spielfeldrand oder den Live-Kommentar – der von Bela Rethy hatte übrigens auch den ein oder anderen mentalen Hänger. Aber ob und wie Fußball gespielt wurde in Klagenfurt, in Basel oder in Wien, wissen die von der Opernbühne doch nur vom Übertragungsraten. Und wer immer noch meint, am Bildschirm sehen zu können, was ist, der sollte zu nicht unter 100 Stunden Medienkompetenz-Schulung verdonnert werden.

Mindestens genauso gespenstisch wie das aufgekratzte ZDF-Trio ist freilich das Erscheinen der Aberhundertschaften von Fußballreisegruppen auf den Tribünen in Bregenz. Sie kommen freiweillig und sorgten gestern tatsächlich für Atmosphäre, sprich: Atmo. Stemmten ihre Transparente, winkten mit schwarzrotgeilen Puscheln und machten genau das, was der Fernsehfunk im Ausnahmezustand braucht: keinen Ärger und reichlich Stimmungsbilder. Dass schon nach dem bundesdeutschen Favoritensieg im Vorrundenspiel tausende Autos hupend durch deutsche Großstädte kurvten, kann bei so viel Einsatz nicht mehr verwundern. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mich künftig vor Saurons alles verschlingendem Auge in Acht zu nehmen. Und vor den Drei von der Drehbühne. Heute sind Netzing & Deller dran.

Ein Schartau wird kommen…

Das Comeback des Jahres hat geklappt. Harald Schartau, Ex-IG-Metall-Chef in NRW, Ex-SPD-Chef in NRW, Ex-Arbeitsminister in NRW, Ex-Ministerpräsidentenhoffnung in NRW wird Arbeitsdikretor von Jürgen Großmann (RWE-Chef) seiner Stahlbutze Georgsmarienhütte.

 

Das ist ein Ding. Eigentlich hatte ich die Karriere des Multi-Ex Schartau abgeschrieben. Er soll ja in seiner Freizeit mit der Spielzeugeisenbahn rummachen.

Aber gut, als gut verdrahteter Metaller wird er noch seine Kontakte nutzen können. Und Großmanns Firma ist nicht der schlechteste Arbeitgeber, auch wenn es heißt, Schartau habe ja irgendwie versorgt werden müssen, seitdem er ohne echten Job ist.

Wie dem auch sei. Die Bande von Großmann zur SPD wird diese Einstellung jedenfalls sicher stützen. Die Genossen halten zu denen, auf die sie sich verlassen können. Menschlich sowieso. Und eigentlich ist die Entscheidung ja auch OK, nur eben bemerkenswert.

Schartau ist der mit dem Bart in der Mitte / Foto: Reinhard Schultz

Gummipalmenrennen am Frankfurter Kreuz

Immer wieder gibt es Geschäftsideen, die schon auf den ersten Blick bestechen. Heute bin ich wieder auf eine gestossen.

Gumpalm2008: Auch am Internetauftritt wurde nicht gespart! Foto: Ruhrbarone

Die Sunrise GmbH aus Frankfurt/Main verfügt nicht nur über einen ausgesprochen schönen Namen, sondern steht einem Firmenimperium vor, dass auch in der pulsierenden Main-Metropole wohl einzigartig ist. Zu dem Konzern gehört ein Unternehmen, dass sich um  "die weltweite Vermarktung der in Eigenregie entwickelten Echtblatt-Dekopalmen" sorgt, ein Handel für Büromöbel und  der Vertrieb von formschönen, runden Weltkugeln . Nun steigt Sunrise in den Motorsport ein, wie mir das Unternehmen vertrauensvoll in einer Presseerklärung mitteilte:

GUMPALM 2008 – Das Autobahnkreuzrennen (Reichenrallye) für Millionäre am 8.8.8
 
Das spektakulärste Autorennen des Jahres findet am 8.8.8 in Frankfurt auf dem Autobahnkreuz statt. Die Firma Sunrise GmbH, bekannt durch die weltweite Vermarktung der in Eigenregie entwickelten Echtblatt-Dekopalmen, veranstaltet das GUMPALM 2008 Straßenrennen. Der Name spricht für sich, denn es soll auf dem Frankfurter Kreuz viel Gummi gelassen werden. Die Startgebühr beträgt 10.000,- Euro. Mitmachen dürfen gut betuchte Fahrer von Sportwagenboliden ab 420 PS. Es werden exotische Wagen aller Marken erwartet wie z.B. Ferrari, Pagani Zonda, Lamborghini, Mercedes SLR, Audi R8, De Tomaso, Maserati, Jaguar, Aston Martin, Porsche Carrera GT Im Gesamtwert von 30 Millionen Euro. Dem Gewinner winkt ein Preisgeld von 1 Million Euro! Wer mit zu den 150 Piloten gehören möchte meldet sich unter gumpalm.com an. Die Rennstrecke (das Frankfurter Kreuz) ist 2.54 Kilometer lang. Der Veranstalter hat schon auf der offiziellen Homepage die ersten Trainingsvideos eingestellt. Das Rennen geht über 120 Kurven. Pikant: Das Rennen wird während des normalen Straßenverkehrs gefahren, was aber aufgrund der 2-spurigen Beschaffenheit des neuen und für Autorennen geeigneten Autobahnkreuzes kein Problem darstellt. Es sind weitere Kreuzrennen geplant. Man darf auf ein aufregendes Spektakel gespannt sein, dass die Welt noch nicht gesehen hat!

Als Teilnehmer zugesagt hat wohl schon Prinz Marcus von Anhalt. Der Bordell- und Clubbesitzer hat sich von Frédéric von Anhalt adoptieren lassen. Nun sieht die Internetseite zum Gummipalmenrennen allerdings eher so aus, als ob sich am 8. August am Frankfurter Kreuz vor dem nächsten TÜV zitternde Fiestas, Kadetts und Golfs versammeln werden, aber man kann es ja mal versuchen. Mit der Idee, den Reichen das Geld aus der Tasche zu ziehen ist allerdings erst kürzlich das Magazin Rich gescheitert – aber ein Gummipalmenrennen ist ja eine ganz andere Liga. Vielleicht ist das aber auch alles eine lustige Titanic-Aktion und wir können in der kommenden Ausgabe lesen, welche Prominenten sich für das Rennen angemeldet haben: Franjo Pooth ("Ich brauch das jetzt zur Entspannung"), Barbara Herzsprung ("Ich komme mit einem geliehenen Wagen")  oder Willi Herren ("Geht auch ohne Fleppe, ne?") wollen sicher auch dieses Mal dazugehören, wenn es wieder darum geht, sich durch den kakaohaltigen Fett ziehen zu lassen.

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Wer braucht noch die SPD?

Die SPD sackt in den Umfragen in lange nicht gekannte Tiefen. Der Verfall der ältesten Partei Deutschlands ist erschreckend. Die Krise ist indes nicht neu, sie eskaliert nur – und die Frage drängt sich auf: Wer braucht noch die SPD – und für was?

20% bekommt die SPD aktuell in den Umfragen – die Führung der Partei scheint intensiv an dem Projekt 18 zu arbeiten – und in vielen Bundesländern (Ostzone, Bayern etc.) wäre auch das schon ein Erfolg. Wenn eine Partei, die in Deutschland seit weit über hundert Jahren ein Symbol für den demokratischen Wandel war, so abschmiert, stellt sich die Existenzfrage. Wer braucht noch die SPD? Woaraus besteht ihr einzigartiges Profil? Weite Teile der sozialdemokratischen Programmatik findet sich auch in den Programmen von CDU und CSU wieder. Für Bürgerrechte setzen sich FDP und Grüne ein. Umwelt machen alle und wer Sozialromantik mag, wird von der Linkspartei bedient. Die Gruppen, die am meisten von der SPD profitiert haben, die in den vergangenen Jahrzehnten den sozialen Aufstieg geschafft haben, wählen sie nicht mehr. Undankbarkeit – vielleicht nicht schön, aber Realität. Das Prekariat – oder die, die sich dafür halten, votieren auch nicht mehr für die Genossen. Das Bürgertum eh nicht. Die Partei ist überaltert. Ihr Umfeld aus AWO und Gewerkschaften schwächelt. Wie wird es weiter mit der SPD gehen – und geht es weiter oder hat sich die SPD so überlebt  wie die Zentrumspartei?  Ist  die  Fusion mit der  Linken unter einem Vorsitzenden Lafontaine die Rettung? Oder macht bald der Letzte das Licht aus? Eine Einladung zur Diskussion…