CVC kauft 25,1 Prozent Evonik

Das Rennen der Finanzinvestoren um die erste Beteiligung an Evonik ist zu Ende. Gewonnen hat der britische Finanzinvestor CVC.

Bild: Evonik

Für 25,1 % des Essener Mischkonzerns Evonik zahlt CVC 2,4 Milliarden Euro. Das meldet die Welt. (Vier Stunden vor der FTD) CVC habe sich damit, so die Welt, gegen die Finanzinvestoren KKR, Bain und Blackstone durchgesetzt. Der Börsengang von Evonik, in den vergangenen Monaten von Experten als unwahrscheinlich geschildert, ist damit aber angeblich noch nicht vom Tisch: Die RAG-Stiftung will wohl weiterhin zwischen 2010 und 2012 Teile von Evonik an die Börse bringen. 25% von Evonik will die Stiftung auch künftig halten. Mit den Einnahmen aus dem Evonik-Verkauf soll das Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland sowie die Ewigkeitskosten finanziert werden. Reichen werden diese Einnahmen aber auf keinen Fall, denn ein gutes Viertel des Ruhrgebiets ist nur kein großer See, weil Pumpen und Abwasserkanäle das Revier vorm absaufen bewahren. Diese Pumpen müssen ewig laufen – und das ist nicht symbolisch gemeint und daher eine finanzielle Aufgabe, die man durch den Verkauf von Evonik-Anteilen kaum hinbekommen wird. Aber einer zahlt ja immer und bei allem was mit Bergbau zu tun hat, und das wird auch künftig der Steuerzahler sein. Mit dieser Tradition wird sicher nicht gebrochen.

Macnotes kommt ins Revier

Macnotes gehört zu den beliebtesten Blogs in Deutschland rund um das Thema Apple.

Nun zieht das Blog ins Revier. Neuer Sitz von Macnotes wird Bochum sein. Fliks hat Macnotes übernommen. Fliks gehört Randolf Jorberg, der im Februar gulli.com verkauft hat. Die Kommentare bei Macnotes über die Übernahme sind eher negativ. Ich persönlich habe Macnotes nur sehr selten besucht und bin Stammgast bei Macnews und Mac-Essentials.

Alternativen zur Milch

Oh Gott, Milch wird knapp. Kurz vor dem Ende von Germanys Next Top Model wissen die Mädels nicht mehr, was sie in die Badewanne kippen sollen – aber auch für die Ernährung ist Milch ganz schön wichtig. Zeit sich über das Thema Milchersatz Gedanken zu machen.

Foto: Behn.de

Die Milchbauern streiken und seit heute wird die Milch knapp – zumindest bei den Discountern. Man kann solche Versorgungsengpässe durch Verzicht umgehen – oder aber sich auf die Suche nach Ersatzstoffen machen.

– Küstennebel: Sieht aus wie Milch und wurde von Eltern für die Ruhigstellung von Kindern benutzt, bevor es den Kinderkanal und SuperRTL gab. Mit schlappen 21,8 Prozent Alkohol ist für den Nachwuchs auch noch immer der Hauptschulabschluss drin – allerdings ohne Qualifikation.

– Eselsmilch: Eigentlich ein ägyptischer Badezusatz, aber auch beliebt bei Kindern mit einer Kuhmilchallergie. Die größten Produktionsstätten liegen in Italien –  Boykotte durch verlorene EM-Spiele könnten den Preis sinken lassen.

– Sojamilch: Was dem Auto gut tut, schadet auch dem Kaffee nicht: Soja taugt als Spritersatz und hat auch das Potential, renitente Bauern klein zu kriegen.

 

Konferenz will das Ende Israels

Zum 19. Todestag von Khomeini trafen sich Geistesgrößen aus der gesamten islamischen Welt um über ihr Lieblingsthema zu disputieren: Das Ende Israels und überhaupt des ganzen Westens. 

Das Ende von Khomeini war ja tragisch: Als er starb, schaffte er es noch nicht einmal als Hauptmeldung auf die BILD-Titelseite:  Der Zusammenbruch des wirklich nahen Ostens war einfach interessanter. Ob diese mediale Peinlichkeit den Teilnehmern einer Konferenz zum 19. Todestag Khomeinis bewußt war, ist eher unwahrscheinlich. Sie hatten auch andere Probleme: Die Vernichtung Israels, das nahe Ende des Westens und die Reislamisierung Europas waren ihre Lieblingsthemen. Alles sehr gut im Transatlantic-Forum nach zu lesen, einem Blog, der von dem Bochumer Michael Kreutz herausgegeben wird.

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Duisburger Akzente – Wer beschäftigt hier wen?

Am 1. Juni gingen die 31. Duisburger Akzente zu Ende. Und es ist ein Kulturfestival das mit dem Rücken zur Wand steht, denn: Geld für Kultur auszugeben ist unpopulär, vor allem bei der Duisburger FDP, wie man hört. „Was uns beschäftigt“ heißt dann auch noch das diesjährige Motto, unter dem sich die Künstler schon einmal präventiv mit den (anderen) Arbeitslosen solidarisieren dürfen.

Festakt zur Eröffnung Mitte Mai, ein Freitag Abend. Die Presse sammelt sich um Alfred Biolek – sie kennt ihn wohl aus dem Fernsehen, und das merkt man den Artikeln am nächsten Tag auch an. Dabei könnte man die Hauptakteure des Kernstückes des Abends, „Ich sehe was, was du nicht siehst.“, auch kennen: Tim Isfort (musikalische Leitung), Eva Verena Müller (gekürt als „beste Schauspielerin NRWs“), Irm Hermann (bekannt aus Funk und Fernsehen), Uli Masuth (Kabarettist), Eva Kurowski(Sängerin), Trilok Gurtu (weltbekannter Percussionist), etc. Eigentlicher Star aber ist die Bühne, denn sie teilt das Publikum in A und B, also in eine Zweiklassengesellschaft auf. Mal kurz buchstabiert: A sieht nicht was B sieht, und umgekehrt. B hört aber was A macht, und umgekehrt. Das Stück spricht zu beiden Gruppen. Das kann (und soll) zu Irritationen führen, so am Eröffnungstag, als Zuschauerraum A tatsächlich die geladenen Gäste beherbergt und B diejenigen die für Kultur gerne auch mal selbst bezahlen. Viele aus A verstehen nicht, dass es B tatsächlich gibt, wie Tim Isfort bestätigt: „Es gab Fragen, ob das nicht etwas kühn gewesen wäre mit den Lautsprechern aus denen der Applaus kommt.“ Von B sind diesbezügliche Irrtümer übrigens nicht bekannt und auch vom zweiten Tag mit freier Platzwahl nicht. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Kulturschickeria der Region (A!) sich mit Kultur gar nicht auskennt?

Zum Stück: Verschiedene Künstlergruppen haben ihre Ideen eingebracht bei „Ich sehe was,…“, und so ist eher ein „StückWerk“, eine „Collage“ (Isfort) entstanden, worin verschiedene Facetten der heutigen Arbeitswelt (und des Diskurses darüber) dargestellt werden – nein, nicht „beleuchtet werden“, beleuchtet wird die Bühne und teils auch das Publikum sehr fachgerecht, wie auch Klang und sonstige Bühnentechnik gut funktionieren – was keine einfache Angelegenheit ist bei einer zweiseitigen und mehrgeschossigen Bühne in der Kraftzentrale des Landschaftsparks. Ebenso komplex die Proben mit den Darstellern. „Es gab nur zwei Proben mit dem vollständigen Ensemble“, so Isfort, und erklärt zum Procedere vor der Geburt des Stückes: „Die Promis sind ein ergänzender Baustein, zum lobenswerten neuen Konzept des Festivalbüros, eine Mixtur aus lokalen / regionalen Kreativkräften und eben Publikum ziehenden Namen zu kombinieren. Natürlich ist das ein schmaler Grat: zwischen inhaltlich / politisch passend und hilfreich für die Besucherzahlen.“ Da muss dann anscheinend auch mal improvisiert werden (oder Biolek eingebaut) – und dabei die Kunst nicht vergessen.

 

Fest steht: Es ist kalt und unkomfortabel in diesen Hallen und die Grundvoraussetzungen für Kunst (jenseits von Selbstzweck) werden nach wie vor verschlechtert. Da kann sich auch ein ambitioniertes und vielschichtiges Stück wie „Ich sehe was…“ im Grunde nur bemühen potentiell alle Bevölkerungsschichten anzusprechen und trotzdem Inhalte zu vermitteln: Eine Kindertheatergruppe! Dann Paul Virilio! Dann Stangenakrobatik! Ein jazziger Chanson! Goethe und Aristoteles! HipHop! Mary Shelley! Hüsch! Eine Taxifahrer-Liebesgeschichte! Filme (von Frank Bergmann) auf der Leinwand! Exotische Instrumente! Ezra Pound! Komisch, gar keine Tiere, aber manchmal sieht man Tim Isfort wie einen Zirkusdirektor in all dem Getümmel und ärgert sich prompt, wenn die billigen Plätze mal wieder nur der Stangenakrobatik Szenenapplaus gewähren oder die teuren Plätze nur der mit dem schönsten Kleid. Aber eigentlich geht es hier doch nun mal um Unterhaltung, oder? Ja?

„Wir hatten auch überlegt, einmal Hartz IV Empfänger einzuladen“, so Isfort. „Vielleicht können wir das, wenn das Stück woanders neu aufgenommen wird. Es gibt sogar eine Idee, wie das in normal gebauten Stadttheatern funktionieren kann.“ Man wünscht ihm Glück für sein Füllhorn voller Ideen und Perspektiven, das die AusEinanderSetzung verdient die es thematisiert, dramatisiert und auch noch im Untertitel trägt.

 

Weg aus den leer stehenden Industriehallen ins behagliche Zentrum Duisburger Kultur, den Dellplatz, speziell das HundertMeister. Hier spielt das Musiktheaterstück „Die Wand“ von Anja Schöne und Thorsten Töpp nach Marlen Haushofer. Wieder mit Eva Müller in der tragenden Rolle, Tim Isfort diesmal nur am Kontrabass, Frank Bergmann am Saxophon. Die Stuhlreihen stehen hier etwas enger und es ist eher stickig, dafür ist die Vorstellung ausverkauft und es gibt weniger deplatzierte Lacher. Den besten bringt Eva Müller direkt selbst mitten im Stück und beherrscht Text und Publikum weitgehend einwandfrei, die Dramaturgie stimmt aber auch ebenso gut. Die Musiker – zu nennen noch Mirjam Hardenberg (Violoncello und Gesang) und Petra Kessler (Flöten) – stehen rechts, links und hinter dem Publikum und illustrieren, konterkarieren und unterbrechen gegebenenfalls den Monolog der Protagonistin. Das Bühnenbild besteht auf das Kargste aus einem Tisch, einer Leselampe, einer Flasche und dem Textheft, mit dem und ohne das das Ensemble dem Publikum die Geschichte eines Menschen nahe bringt, die je nach Interpretationsmöglichkeiten als Kriminalgeschichte, Fieberwahn, Annäherung an das Menschsein oder Provinzdrama gelesen werden kann. Vielleicht auch als das einer Emanzipation von stupider Arbeit durch Kultur. Und dagegen kann doch eigentlich keine bürgerliche Partei etwas haben…
Die (31.) Duisburger Akzente endeten am 1. Juni.

Fotos von Markus van Offern

 

Freiheit für T-Informanten

Nehmen wir mal an, die Geschichte stimmt so, wie sie auf den Fluren der Telekom erzählt wird: Der frühere Vorstandschef Kai-Uwe Ricke und der frühere Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel haben demnach Leute der Konzernsicherheit beauftragt, Informationslecks in den eigenen Reihen zu suchen und auszuschalten. Bewiesen ist nichts und die beiden Ex-Verantwortlichen bestreiten die Vorwürfe heftig. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat Zumwinkel und Ricke dennoch im Visier.

Wer auch immer zur Verantwortung gezogen wird, unbestritten ist, bei der Telekom wurden in den Jahren 2005 und 2006 sensible Telefondaten illegal auswertet, um vertrauliche Gesprächen zwischen Aufsichtsräten und Journalisten aufzudecken. Das ist kein Bagatelldelikt – auf das Vergehen stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Zudem offenbart das Vorgehen ein gestörtes Verhältnis zur Demokratie.

Warum also das Ganze? Seit dem Börsengang Mitte der 90er steht der frühere Staatskonzern immer wieder im Schlaglicht der Öffentlichkeit. Mal sickern geheime Planzahlen durch, mal wird über den Umfang des nächsten Stellenabbau-Programms spekuliert. Streitigkeiten innerhalb der Führungsriege werden sorgsam von der Presse aufbereitet. Kein Vorstand liest so etwas gerne, auch Ex-Chef Ricke nicht. Wurde sein Vorgänger Ron Sommer noch als Sonnenkönig und Weltenbürger mit Hang zur Arroganz dargestellt, so muss er sich wie ein mürrischer Gutsverweser beschrieben sehen. Ricke sei ein Zögerer und Zauderer, stand da in den Zeitungen. Und auch wurde berichtet, er sei einer, der den Laden nicht im Griff habe. Ricke, Zumwinkel und auch andere Manager haben sich über die Indiskretionen immer wieder geärgert, heißt es im Konzern.

Diese Indiskretionen waren aber wichtig und vor allem richtig. Denn unter Ricke drohte die Telekom ins Abseits zu schlittern; die Kunden liefen in Massen davon, bei der Auslandsexpansion hinkte der Riese hinterher. Die spanische Telefonica zog mit dem Kauf von O2 an der Telekom vorbei; Vodafone sammelte zugleich Beteiligungen in Schwellenländer. Beide punkteten an der Börse. Was tat die Ricke-Mannschaft? Sie sparte und musste ihre Prognose revidieren. Zu dem Zeitpunkte senkten viele Finanzanalysten und Branchenbeobachter den Daumen; die T-Aktie klebte am Boden und mit ihr die Hoffnung vieler Investoren. Denn auch wenn die Telekom dies mittlerweile bestreitet: Das Telekom-Papier ist eine Volksaktie mit rund drei Millionen Anteilseignern. Damit dürfen bei der Telekom-Hauptversammlung theoretisch mehr Menschen abstimmen als bei einer Wahl in Irland oder Slowenien.

Die Aktionäre haben ein Recht auf Information, was ihnen aus meiner Sicht unter der Ägide von Ricke verwehrt wurde. Wie jedes börsennotierte Unternehmen ist die Deutsche Telekom AG den Aktionären und der Öffentlichkeit zur Offenheit verpflichtet. Für den Bonner Kommunikationskonzern gilt dies besonders, da alle Bundesbürger indirekt über den Staat an der Gesellschaft beteiligt sind.

Die Informanten, die Interna an die Presse weitergaben, erfüllt daher eine wichtige Aufgabe. Sie machten das Unternehmen transparent; die auf Lücke ausgerichtete Informationspolitik der Telekom konnte damit zumindest zum Teil ausgeglichen werden. Unverständlich ist daher, dass nun Jagd auf die Informanten gemacht werden soll. Laut „Süddeutscher Zeitung“ ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn gegen den Betriebsratschef Wilhelm Wegner, der den Spekulationen zufolge geplaudert haben soll. Außer vage Gerüchte gibt es dafür keine Belege. Und daher muss wie auch bei Ricke und Zumwinkel die Unschuldsvermutung gelten. Im Blick sollte man haben, dass es sich bei der Weitergabe von Interna aus dem Aufsichtsrat eher um ein Bagatelldelikt handelt – beim Ausspionieren von Telefondaten nicht.

Dass Ricke keine Plaudertaschen mag, ist verständlich. Seine Amtszeit fand im November 2006 ein vorzeitiges Ende. Zum Abgang trugen wohl auch die vielen kritischen Medienberichte bei, die dank der Informanten viel Wahres über die Telekom zutage förderten.

Macht die Kohle unser Benzin billig? Leider nein…

Die Benzinpreise in Deutschland steigen. Und im Ruhrgebiet wird die Erinnerung wach. Gab es da nicht mal eine Kohleöl-Anlage? So ein Ding, mit dem man aus den Steinen Sprit machen konnte? Ja, so ein Ding gab es, sagt Christof Beike vom letzten deutschen Kohlekonzern RAG. Jedoch: „Unsere letzte Anlage in Bottrop wurde Ende der neunziger Jahre verschrottet, weil es hieß, das Verfahren lohnt sich erst, wenn der Benzinpreis bei 2,30 liegt.“ Tja, diese Schwelle ist mittlerweile weit überschritten. Lohnt es sich jetzt also wieder Benzinfabriken auf Basis von Anthrazit zu bauen?

Schon im Zweiten Weltkrieg milderten Kohle-Öl-Anlagen die Abhängigkeit von Sprit-Importen. Die Nazis brauchten die Treibstoff-Fabriken um ihre Kriegsmaschine laufen zu lassen. Im Jahr 1944 produzierten fast zwei Dutzend Kohle-Öl-Anlagen über 5 Mio. Tonnen flüssiger Treibstoffe. Erst in den fünfziger Jahren gab die Industrie diese teuerste Form der Benzin-Synthese wieder auf.

Heute könnte die Technik den Zorn der Autofahrer vor hohen Benzinpreisen dämpfen – hoffen die deutschen Kohlefreunde. Sei es mit heimischer Kohle, oder mit Importsteinen.

Doch das Thema steht nicht auf der wirtschaftlichen Agenda der deutschen Industrie. Die einzigen Großanlagen stehen in Südafrika, den USA, der Mongolei und China. In Deutschland sind keine geplant. Der einstige Technologieträger Deutschen Montan-Technologie GmbH (DMT) in Essen hat sich nach Auskunft einer Sprecherin vor Jahren von allen Projekten getrennt. Und Christof Beike beklagt: „Das Know How ist verschwunden. Es gibt hier keinen mehr, der sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt.“

In anderen Ländern werden die Pläne allerdings weiterverfolgt. In Südafrika lies das Apartheidregime unter dem Druck des Embargos zwischen 1955 und 1983 drei Anlagen bauen. In den USA stehen zwei Fabriken, die im industriellen Maßstab produzieren. Dazu kommt ein Werk in China, das in wenigen Wochen die Produktion aufnehmen soll. In der Mongolei wird eine Anlage zur Produktion von jährlich rund 900.000 Tonnen Benzin, Diesel und Kerosin errichtet.

Der Grund für die Expansion im Ausland ist einfach zu finden: In diesen Ländern gibt es reichlich Kohle zu relativ günstigen Preisen. Gleichzeitig ist die Versorgung über lange Zeiträume gesichert.

Allen voran der südafrikanische Konzern Sasol treibt die Technik voran. Mit dem chinesischen Konzern Shenhua Energy unterzeichnete das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Vertrag zum Bau von zwei weiteren Anlagen im Wert von 5 Mrd. Dollar. Auch in Südafrika plant das Unternehmen neue Anlagen. In Japan treibt das Energieministerium entsprechende Projekte voran.

In Deutschland erlebte die Technik ihren letzten Höhepunkt während des Ölpreisschocks in den Siebziger Jahre. Im Rahmen eines „Programms Energieforschung“ gingen sieben Pilotanlagen zur Kohleveredelung in Betrieb gingen. Ab 1980 wurden zudem 14 großtechnische Anlagen mit einem Gesamtverbrauch von 22 Mio. Tonnen Stein- und Braunkohle pro Jahr geplant. Doch die fallenden Ölpreise machten Mitte der 1980er Jahre diese Planungen zunichte. Die Pilotanlagen wurden nach und nach abgeschaltet. Die letzte stand in Bottrop.

RAG-Fachmann Beike beklagt sich: Seitdem die Bottroper Fabrik verschrottet worden sei, habe niemand mehr auf die Kohle gesetzt, deswegen sei auch die Technologie vernachlässigt worden. Selbst an den Unis werde nicht mehr ernsthaft geforscht. „Wenn der Bergbau verschwindet, verschwindet die Technik und dann das Know How.“

Einer der letzten Technologie-Träger in Deutschland ist die Firma URACA in Bad Urbach. Hier im Herzen der Schwäbischen Alb werden Hochdruckpumpen entwickelt, die Kohlemehl in die Verflüssigungsanlagen pressen können. URACA liefert vor allem nach China. In Deutschland sind nach eigenen Angaben keine Projekte geplant. 

Tatsächlich scheint der Wissens-Verlust tragisch zu sein. Beide heute noch gebräuchlichen Verfahren wurden von deutschen Ingenieuren entwickelt. Bei der so genannten Fischer-Tropsch-Synthese wird mit Hilfe von Wasserdampf aus glühender Kohle ein Gas erzeugt, dass anschließend über Katalysatoren zu flüssigen Kohlenwasserstoffen gerinnt. Auf Basis dieses Verfahrens erzeugt der Sasol Konzern in Südafrika rund 9 Mio Tonnen Ölprodukte, unter anderem Benzin.

Bei dem Bergius-Verfahren wird gemahlene Kohle unter Hochdruck bei Temperaturen von 500 Grad Celsius verflüssigt. Nach diesem Muster arbeiten die neuen Fabriken in China und in der Mongolei. Der Forscher mit dem Namen Bergius bekam für seine Kohle-Öl-Erfindung übrigens damals einen Nobelpreis.

Der Leiter der Abteilung für Kokerei-Technik bei der Deutschen Montan-Technologie, Manfred Kaiser, ist traurig, dass die Kohle-Öl-Fabriken nicht in Deutschland weiter entwickelt werden. „Man hat hier aus dem Kleinen nie das ganz Große gemacht.“ Seine Versuchsanlage in Essen mit einem Ausstoß von 250 Kilogramm Öl am Tag wurde vor vier Jahren demontiert und nach China verkauft.

In Fernost entsteht nun mit Hilfe der DMT-Forschung eine Anlage mit einer Kapazität von 5 Mio. Tonnen Benzin oder wahlweise Kerosin. Die Investitionssumme liegt nach Angaben des chinesischen Konzerns Shenhua bei rund 2,45 Mrd. Euro. Aber wichtiger noch: aufgrund der billigen Kohlepreise in China kann die Anlage selbst bei einem Rohölpreis von knapp 20 Dollar je Barrel noch wirtschaftlich arbeiten.

Eigentlich könnten diese Zahlen in Deutschland eine Euphorie erzeugen. Doch der Regionalchef des südafrikanischen Marktführers Sasol, Hans Ratajczak, dämpft die Erwartungen. „In Deutschland wird sich die Kohleverflüssigung auf lange Zeit nicht rechnen.“ Der Sasol-Chef erklärt, die Kohleschmelzen würden nur in weit entlegenen Gegenden aufgestellt, in deren direkten Umgebung sehr große Mengen billiger, energiearmer Kohle zu finden seien. „Diese Kohle hat oft einen Aschegehalt von 30 Prozent und mehr.“ Es lohne es sich nicht, diese energiearme Kohle zu transportieren. Allerdings kann es am Rand der Welt günstig sein, aus 50 Mio Tonne billig geförderter Kohle rund 10 Mio Tonnen Öl zu machen. „Die Standorte sind immer da, wo die Kohle ist“, sagt Ratajczak.

Es mache wirtschaftlich keinen Sinn, große Mengen Kohle teuer nach Deutschland zu importieren und diese dann in geringe Mengen Benzin umzuwandeln.

Klar? Das heißt nichts anderes als: In Deutschland wird es auf absehbare Zeit keine neuen Kohle-Öl-Anlagen geben. Entweder wird hochwertige Kohle importiert, die verbrannt wird, oder es wird Öl importiert. Der einzige Ausweg wäre, die heimische Kohle wird saubillig. Und kann ohne Subventionen Hektoliterweise Öl fabrizieren. Die Chancen dazu kann sich jeder selbst ausrechnen.

Republikaner unterstützen Recklinghausener Bürgerliste WiR

“Die Politik, die die WIR in Recklinghausen veranstaltet, macht die NPD in anderen Städten. Ich verstehe nicht warum sich CDU und FDP nicht von diesen Leuten trennen”, Erich Burmeister, Sprecher der Linken in Recklinghausen, ist sauer: “Ich stehe auch Gruppen aus dem islamischen Bereich kritisch gegenüber, die faschistische und demokratie feindliche Positionen vertreten, aber was die Wählergruppe WIR in Recklinghausen macht ist unverantwortlich.” Aus reinem Populismus werfe die Bürgerliste alle Muslime in einen Topf und verschliesse sich jedem Dialog.

Burmeister ist sich sicher: WIR setzt auf die Wähler vom rechten Rand. Heute schon kann sich WIR übermangelnde Unterstützung von Rechtsaußen nicht beklagen: Die Republikaner aus Herne “ermuntern” in einer Pressemitteilung von Anfang Mai WIR, sich nicht angeblichen “Meinungsdikatoren” zu beugen. Das die Rechten in Recklinghausen langsam aber sicher an Boden gewinnen, hat Burmeister längst am eigenen Leib erfahren: Nazigruppen haben Fotos von ihm ins Internet gestellt, die Scheiben des Büros der Linken wurden im März eingeworfen und beschmiert und erst vor wenigen Tagen fanden sich im Eingangsbereich des Büros NPD und Ausländerfeindlichen Aufkleber.

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Public Viewing (1): IRgendWO

Gestern startete in Oberhausen der Zugucksommer, das "umsonst & draußen" dieser Zeit. Die Ruhrbarone werden auch hin und wieder zusehen in den nächsten drei Wochen. Heute beginnt unser Streifzug durch Fernsehlandschaften.  

FOTOS: Schurian/ Ruhrbarone

Es war rührend schön, trotz Coca-Cola Oase, trotz Videowand, gestern in Oberhausen. Eigentlich liegt das Kommerzensemble aus Backstein, Flachwasser und Schinkenstraße ja im Nirgendwo auf Gutehoffnungsgebiet. Irgendwo im  Drescherland, in Retorte, Decentro. Draußen gab es jedenfalls zwei Buden mit Bauchfleisch und eine kompakte Menschenmenge, vielleicht 1.000, die zusammen Union Berlin gegen RWO schauten. Es ging um den Zweitligaaufstieg. Wie immer beim Public Viewing war das Bild körnig und blass, von der Sonne überstrahlt. Und der Ton aus der "Alten Försterei" dröhnte, als käme er über Kurzwelle und dann aus den Gitarrenverstärkern einer Punkband. Zuerst trugen nur die Vereins-Vips optimistische T-Shirts, nach dem klaren Dreinullsieg streifte sich der ganze Platz das Aufstiegsmotto: "Maloche lohnt" über. Selten so ein glückliches Fußballvölkchen gesehen. Selten gab es solch einen überraschenden Aufstieg in die zweite Liga. Selten einen erfolgreicheren Abschied vom Traineramt (Hans-Günter Bruns will nicht mehr, wird Sportdirektor und Luginger fortan Trainer). Selten glücklichere Vereinsfrauen (siehe unten,die sich so freut, ist  die Freundin von RWO-Aufsichtsrat Thomas Dietz). Zur Feier also zwei Jubelserien aus Oberhausen, rührend schön trotz Coca-Cola-Oase, trotz Centro.

 

 

 

 

Großmann will die Ruhrstadt

In einem WAZ-Interview hat sich RWE-Chef Jürgen Großmann dafür ausgeprochen, aus dem Ruhrgebiet eine Stadt zu machen.

Großmann sagte in dem Gespräch das man Konsequenzen daraus ziehen müsse, dass das Ruhrgebiet die einzige Metropole sei die schrumpft. Das Ruhrgebiet müsse auf die internationale Landkarte – allerdings sieht Großmann auch wenig Chancen, dass es noch einmal eine kommunale Gebietsreform wie in den 70er Jahren geben wird, da der Politik heute der Mut für solche Entscheidungen fehle. Ein gutes Interview und mutige Sätze – die vor allem den Kommunalpolitikern aus dem Ruhrgebiet nicht gefallen werden, die ja auch Großmanns Aktionäre sind. Schade, das Großmann nicht Moderator des Inititaivkreises geworden ist .- denn der hält sich bislang mit solchen politischen Aussagen leider zurück. Dabei findet  Großmann Zustimmung für seine Thesen zu Ruhrgebiet  – weniger indes allerdings mit seiner Forderung nach längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke, mit der ich allerdings auch leben könnte.