PFT – Das Problem des Ruhrverbandes – Fortsetzung X

Neuerdings berichtet der Ruhrverband schon per Pressemitteilung über meine Anfragen und Berichte. Nun denn, sei’s drum. Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass der Ruhrverband offensichtich tiefer in den PFT-Skandal verstrickt ist, als bisher bekannt. So hat der Verband selbst tausende Tonnen Klärschlamm, offensichtlich auch mit PFT verschmutzt, an die Firma GW Umwelt aus Borchen geliefert. Zur Erinnerung: Diese Firma wird für die Verseuchung der Felder im Sauerland verantwortlich gemacht.

Eigentlich hieß es, die Firma GW Umwelt habe den PFT-Schlamm aus Holland oder Belgien importiert. Nun scheint es, als stamme einiges von dem Dreck aus dem Ruhrgebiet selber. Eine Katze also, die sich in den eigenen Schwanz beißt.

Tatsächlich ist es schwierig die Ursachen der PFT-Verschmutzung in der Ruhr zu finden. Bei Recherchen im zuständigen Ministerium stößt man auf eine unsichtbare Mauer des Schweigens. Je tiefer und je näher man der Wahrheit kommt, umso fester wird diese Mauer. Vor allem, wenn die Spur in Richtung des Ruhrverbandes führt.

So beharrt NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) auf der nachweislich falschen Behauptung, die PFT-Verschmutzung aus den Kläranlagen des Ruhrverbandes habe auf 147 Gramm gesenkt werden können. Tatsächlich liegt die Menge um gut 100 Gramm höher. Die Fracht wurde nicht gesenkt. Uhlenberg muss das eigentich wissen. Ist das schon eine Lüge?

Trotzdem meldet der Minister einen Erfolg: Die PFT-Konzentrationen in der Ruhr sinken. Doch das liegt nicht daran, dass weniger PFT aus den Klärwerken abgeht. Vielmehr wird schlicht mehr Rohwasser in der Ruhr mit der fast gleichen Menge PFT verunreinigt.

Warum Uhlenberg die Kläranlagen des Ruhrverbandes mit einer falschen Aussage schützt, ist schwer nachvollziehbar. Allerdings geht aus Unterlagen, die mir zugingen, hervor, dass der Ruhrverband Jahrelang KLärschlamm an die Firma GW Umwelt geliefert hat. Beispielsweise wurden allein im Jahr 2000 aus der Kläranlage Arnsberg-Neheim über 880 Tonnen nach Borchen gebracht. Aus Arnsberg kamen 414 Tonnen hinzu. Der Klärschlamm wurde in Borchen mit anderen Abfällen durchmengt und auf die Felder verklappt. Dafür gab es amtliche Genehmigungen.

Der Ruhrverband gibt zu bis mindestens 2004 Klärschlamm an die Firma GW Umwelt zum weiterverklappen geliefert zu haben. Dies sei auch rechtens gewesen, da der Verband für seine Klärschlammentsorgung Ausschreibungen hätte machen müssen und dabei habe halt GW Umwelt gewonnen.

Wie viel Klärschlamm der Ruhrverband an die Firma GW Umwelt lieferte, ist allerdings weiter unklar. Große Mengen wurden zunächst in Zwischenlager gebracht und erst später im Sauerland abgekippt. Aus den vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass GW Umwelt weit über 80 000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Klärwerken angenommen hat. Das Treiben wurde erst eingeschränkt, als das NRW-Umweltministerium im Jahr 2002 die Verbrennung des Klärschlamms durchsetzte. Auch der Ruhrverband hat noch keine Antwort auf diese Frage gegebem.

Es ist aber auf jeden Fall davon auszugehen, dass etliche Tonnen Klärschlamm bereits in den 90er-Jahren mit PFT verseucht wurden – auch wenn erst seit wenigen Jahren bekannt ist, wie gefährlich das Gift ist. Die Firma Gerhardi aus Lüdenscheid beispielsweise verwendet nach eigenen Angaben seit Anfang der 90er-Jahre PFT. Aktuell leitet das Unternehmen etwa 26 Gramm PFT am Tag in das Klärwerk Rahmedetal ein. Ein Sprecher der Firma sagte, bis zum Ende des Jahres werde die Emission auf Null reduziert.

Der Ruhrverband sagt nun, die Belastuing mit PFT könne nicht so hoch sein, da die betroffenen Klärwerke, aus denen Schlamm weggekarrt worden sei, allesamt wenig PFT belastet gewesen wären.

Wie dem auch sei. Auf jeden Fall bedeutet diese Recherche: Ziemlich sicher wurde auch PFT-belasteter Klärschlamm aus Anlagen des Ruhrverbandes auf Ackerflächen im Sauerland verklappt. Damit lässt sich die These des Alleinverursacher GW Umwelt nicht mehr aufrechterhalten.

 

 

?Die Klimapolitik wird teuer…!?

Über Klima- und Energiefragen wird auch bei den Ruhrbaronen gerne und vile diskutiert. Vor ein paar Monaten interviewte ich zu diesen Themen Dr. Manuel Frondel, den Energieexperten des RWI.

Manuel Frondel. Foto: RWI

Spätestens seit dem G8-Gipfel ist klar, dass Deutschland eine führende Rolle im Klimaschutz anstrebt. Umweltminister Sigmar Gabriel machte während des – ausgesprochen kühlen – Sommers im Wochenrhythmus neue Vorschläge. Teilen der Wirtschaft und den Verbrauchern drohen hohe Kosten.

Die Erneuerbaren Energien erleben in Deutschland einen Boom. Ob Windenergie, Erdwärme oder Biodiesel: Die schon hysterische Züge aufweisende Diskussion um den Klimawandel und die Reaktorstörfälle in den vergangenen Monaten lassen Kernenergie und Kohle als Energielieferanten der Vergangenheit erscheinen.
Immer mehr Bürger fordern eine weitere Förderung der Erneuerbaren Energien und gleichzeitig den Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohle – kaum ein Kraftwerksstandort muss im Moment nicht mit dem massiven Widerstand von Umweltschützern rechnen. Politiker sind im Augenblick dabei die Forderungen vieler Bürger aufzugreifen. Ob die hessische Koch-Herausforderin Andrea Ypsilantis oder die Partei Die Linke, die unter ihrem alten Namen SED auf Kernenergie und Braunkohle setzte: Immer mehr wollen den Doppelausstieg.
Für Dr. Manuel Frondel vom RWI Essen eine gefährliche Entwicklung, die an die Basis der Energieversorgung Deutschlands rührt: „Es gibt die so genannte Grundlast, bei der Strom an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen muss. Dieser Strom wird in Deutschland aus Kernenergie und Braunkohle produziert – und es gibt dazu auf absehbare Zeit keine Alternative. Die meisten Bürger möchten im Moment Erneuerbare Energien und einen Ausstieg aus der Kernkraft. Viele Menschen sind sich aber nicht bewusst, wie teuer allein die Installation von entsprechenden Kapazitäten an alternativen Energien werden würde – die dann immer noch nicht eine Versorgung sicherstellen würden, wie wir sie gewohnt sind und wie wir sie als hoch technisiertes Industrieland auch benötigen.“
Sollte eine solche Politik tatsächlich umgesetzt werden, was Frondel für unmöglich hält, wäre der Industriestandort Deutschland durch die damit verbundene hohe Kostenbelastung gefährdet: „Es besteht die Gefahr, dass energieintensive Industrien wie die Automobil- und Stahlindustrie ins Ausland abwandern.“
Allerdings, da ist sich Frondel relativ sicher, würden auch künftig energieintensive Branchen geschont: „Schon bei der Ökosteuer gab es zahlreiche Ausnahmen für Branchen mit hohem Stromverbrauch – und das ist auch gut so. Würden sie so belastet wie Ottonormalverbraucher, könnte das ihr Aus bedeuten.“
Bereits die heutige Ökosteuer auf Strom, so der Diplom-Physiker und Diplom-Wirtschaftsingenieur, käme den Bürgern teuer zu stehen – über sechs Milliarden Euro würde sie die Verbraucher kosten. So belaufen sich bereits die heutigen Belastungen durch Ökosteuer, Einspeisevergütungen für Erneuerbare Energien, Abgaben für Kraftwärmekopplung und nicht zuletzt durch die Subventionierung von Biotreibstoffen auf weit über 20 Milliarden Euro jährlich. Würden alle Pläne der Bundesregierung umgesetzt – eine weitere Subventionierung von Energieeffizienz steigernden Umbauten, stärkere Nutzung von Erneuerbaren Energien sowie ein vermehrter Einsatz von Biodiesel, könnte die jährliche Belastung um ein Vielfaches steigen.
Zu den Gewinnern dieser Entwicklung würden zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen gehören. „Alle Branchen, die mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien zusammenhängen, werden sich ebenso über steigende Auftragseingänge freuen dürfen wie Handwerker und die Bauindustrie über Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung. Finanziert wird die mittels zinsverbilligter Kredite und Investitionszuschüssen erfolgende Subventionierung der Hausbesitzer – es sind ja ihre eigenen Immobilien, in die sie investieren – durch alle Steuerzahler, von denen ja die meisten Mieter sind. Was da passiert ist eine große Umverteilung.“
Von dieser allerdings werden nach Frondels Ansicht eher die bereits aufgeführten Branchen denn die Hausbesitzer profitieren: „Viele Investitionen in die Energieeffizienz von Immobilien lohnen sich trotz verlockend günstiger Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau nicht. Würden Immobilienbesitzer ihr Geld konventionell investieren, hätten sie bei einem Zinssatz von fünf Prozent wahrscheinlich eine höhere Rendite.“
Zu den Verlierern der Politik gehören der Handel, die Gastronomie und die Konsumgüterindustrie. „Mehr als 20 Milliarden Euro weniger Geld im Portemonnaie der Verbraucher sind eine ungeheure Summe. Für den einzelnen Bürger sind das nur ein paar Euro im Monat – für die Binnennachfrage bedeutet diese Summe jedoch eine sehr starke Belastung. Seit Jahren wird zu Recht beklagt, dass die Binnennachfrage zu gering ist. Durch die Kosten der Klimapolitik wird sich dieser Effekt in den kommenden Jahren noch verstärken. Für den Handel, der bislang wenig von der im Augenblick guten Konjunktur profitiert, wird die Lage weiter schwierig bleiben.“
Doch bleibt angesichts sich überschlagender Horrormeldungen über die Auswirkungen des Klimawandels überhaupt eine Alternative zu einem raschen Umlenken in der Energiepolitik?
Der Physiker rät zur Ruhe und warnt vor Panik: „Auch wenn der UN-Weltklimarat Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) vor wenigen Monaten die Wahrscheinlichkeit angab, dass die Klimaveränderungen zu 90 Prozent von den Menschen verursacht sind, sollten wir besonnen handeln. 90 Prozent mag für Laien imposant klingen, ist im wissenschaftlichen Kontext jedoch keine sehr gute Zahl. Kein Mensch würde ein Medikament schlucken, von dem bekannt ist, dass es nur zu 90 Prozent nicht schädlich ist. In Wirklichkeit wissen wir nicht, ob der Klimawandel einen natürlichen Ursprung hat oder vom Menschen verursacht wurde.“
Frondel plädiert jedoch nicht für ein „Weiter so“ in der Energieversorgung. Für die nächsten Jahrzehnte können wir noch auf Öl, Gas und Kernenergie setzen. Diese Zeit sollten wir nutzen, um den Bereich der regenerativen Energien auszubauen und auch die Möglichkeiten der Kernfusion weiter zu erforschen. Forschen ist für ihn ohnehin der Schlüsselbegriff für die zukünftige Energieversorgung: „Mit Ausnahme der Wasserkraft, deren Potentiale in Deutschland nahezu ausgeschöpft sind, ist keine der im Augenblick vorhandenen alternativen Energien wettbewerbsfähig.“ Daran kann vor allem der technologische Fortschritt etwas ändern.
Die Politik sollte daher vorwiegend in die Erforschung neuer Technologien investieren anstatt in die flächendeckende Verbreitung unwirtschaftlicher, technologisch noch nicht ausgereifter Erneuerbare-Energie-Systeme wie insbesondere Photovoltaik – und sie sollte verstärkt Anreize für Innovationen setzen. Frondel: „Im Moment bestimmt das novellierte Erneuerbare-Energiegesetz genau, wie hoch die Summe ist, die ein Solarenergieproduzent und der Betreiber einer Windkraftanlage für eine Kilowattstunde bekommt. Besser wäre es, den Energieversorgern Quoten für Erneuerbare Energien vorzuschreiben. Mit welcher Technologie sie dann diese Quoten erfüllen, wäre ihre Sache und wir hätten einen starken Wettbewerb unter den Erneuerbaren-Energietechnologien.“
Das, so Frondel, könnte sich längerfristig lohnen – denn dann würden die in Deutschland entwickelten Technologien sich auch im internationalen Wettbewerb behaupten können und nicht vorwiegend auf dem durch üppige Fördermittel und garantierte Abnahmepreise geschützten deutschen Markt.

Kurzfilmtage Oberhausen 2008, ein Ausschnitt: Die 68er, die 89er und das geneigte Publikum

Die 54. Oberhausener Kurzfilmtage bringen auch in diesem Jahr durch ihre Panels, Wettbewerbe und kuratierten Filmreihen wieder Fragen aller Art auf den Tisch: Wohin geht es mit dem Kurzfilm? Wie erreicht man ein Publikum? Wozu eigentlich Kritiken? Und: Was sind eigentlich Musikvideos? Ein Erlebnisbericht.

Heraus zum 2. Mai! Freundlicher Empfang am Meldebüro, studentisches Viertelstündchen genau eingehalten zum Podium am Morgen: „Ist Kritik noch zeitgemäß?“ fragt Michael Girke Teilnehmer und Gäste und bringt damit bereits ein Thema des Tages auf den Tisch. Die Old School Vertreter der Kritischen Theorie auf dem Podium (Heide Schlüpmann und Klaus Kreimeier) geben bei diesem Generationentreffen daraufhin immer wieder gerne den Rahmen vor, an dem sich die „Poplinke“ (Kerstin Grether und Jörg Heiser) dann abarbeiten darf. Fast wie im richtigen Leben. Die jüngere Generation vermisst an der Frankfurter Schule Empathie und Affirmation, die ältere vermisst an der „Hamburger Schule“ offensichtlich … Erfolge. Ist der Marsch durch die Institutionen also auch in den Medien gelungen? Das Feuilleton in Deutschland gar eine Bastion der Aufklärung? „Warum verdient man dann nur bei den rechts-konservativen gut?“ fragt die Digitale Boheme. Der Berufsrevolutionär von damals schweigt wissend, fast mitleidig.

Und? Ist Kritik (als Kritik) jetzt nicht mehr zeitgemäß? Später am Abend wird das Thema noch einmal aufgerollt, dann international gehalten unter dem Titel „Embedded Criticism“ und unter Berücksichtigung verschiedenster Formen von Presseunfreiheit in Europa und Amerika. But: Does the audience care? Die eigentlichen Akteure der diesjährigen Kurzfilmtage, die Kurateure und Programmchefs, muten dem Publikum im Wissen um die großartigen kreativen Möglichkeiten des Festivals jedenfalls einiges zu – auch wissend dass immer jemand mithört und zweckentfremden wird, was vielleicht einmal emanzipatorisch und aufklärerisch war (und weiterhin hier und da auch noch ist).

Ungleichzeitigkeit, auch ein Thema bei der Reihe „Wessen Geschichte?“, die z.B. Alexander Kluge mit minimalistischem Dekonstruktivismus der letzten Jahre koppelt und den Kampf gegen das Mainstreamkino zum Kampf um die Köpfe der Menschen macht. „Warum gibt es kaum eine vernünftige Geschichtstheorie?“ fragt Ian White in seinem Katalogsessay und zeigt Instrumentalisierungen von Darstellern, Filmmaterial und natürlich jedes Mal auch realen Personen im Wandel der Zeiten. Ein Diskutant kritisiert, man könne die heutige Generation nicht mehr mit Anti-Atomkraft-Idylle und Black Power füttern, da diese Codes inzwischen entwertet seien und nur weiter diskreditiert würden. (Tatsächlich hatte es viele zynische Lacher im Publikum gegeben.) Der Kurator verweist sinngemäß darauf, dass sozusagen ein wenig Empathie und Affirmation … usw. Natürlich geht es aber bei weitem nicht nur um Formen von Dokumentation und Inszenierung, sondern auch um Montage, (Selbst-)Entlarvung, Reduzierung, Annektion und andere Techniken, die das Publikum nicht nur als Konsumenten zu behandeln suchen. Und das gelingt Ian White tatsächlich hervorragend in seiner Reihe, einer Fortsetzung des „Kinomuseums“ vom letzten Jahr.

Nochmal Stichwort „Publikum“: Als Magnet für dieses gelten bei den Kurzfilmtagen die Musikvideos beim MUVI Award. Doch was ist ein Musikvideo? Ergibt es sich, wenn man zu einer vorher bestehenden Filmidee verfügbares Musikmaterial einer halbwegs bekannten Band hinzufügt? Oder spielt gutes Handwerk eine Rolle? Eher, denn das reicht für Platz drei. Das Infragestellen der Kategorie „Bestes Deutsches Musikvideo“ durch einen Film gleichen Namens mit hinzugefügter Musik und etwas Performance? Immerhin Platz zwei. Das im Grunde einzige originäre Musikvideo von Simone Gilges für „Ich bin der Stricherjunge“ von Stereo Total gewinnt nach heftigeren Diskussionen als je zuvor. Auch hier sehr wichtig: Empathie für die Band, das Sujet, den Song.

Welchen Sinn haben also Kategorien? Kann man in jedem Fortschritt den Fortschritt auch sehen? Und wie politisch kann der Film von heute sein und Fehler von gestern und morgen verhindern? Diese Fragen werden ständig und auf viele Arten auch in diesem Jahr neu gestellt, so noch bis Dienstag in weiteren empfehlenswerten Reihen und Diskussionen. Eine umfangreiche Materialsammlung findet sich auf kurzfilmtage.de, der Blogger Ihres Vertrauens wird seine Eindrücke am Mittwoch in einem zweiten Teil noch einmal zusammenfassen.

In Marl hat der Bergbau noch eine Zukunft

 Prima: Im nördlichen Ruhrgebiet müssen sich die Kumpel  keine Sorgen machen.

Zeche Auguste Victoria. Foto: Wikipedia

Auguste Viktoria ist eine der besseren Zechen im Ruhrgebiet. Deswegen wird sie wohl erst 2015 geschlossen. Marl hat also noch sieben Jahre Zeit, sich auf das Ende des Bergbaus vorzubereiten. Sieben Jahre  gehen schnell vorbei, deswegen gibt es gute Gründe für die Lokalpolitik, sich zu sputen. Die örtliche SPD sieht das hingegen ganz anders. Fraktionschef Michael Groß  in einer Presseerklärung vom 30. April (Diesen Jahres, nur damit es keine Mißverständnisse gibt) :  „Unsere Chance liegt auch langfristig im Kohlebergbau“, so Groß anlässlich eines Besuches auf Auguste Victoria. „Jede Investition in unseren Kohlebergbau ist sinnvoll“, erklärt der weitsichtige Ökonom weiter: „Der Bergbau bringt uns nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze, sondern sorgt auch für Kaufkraft bei Beschäftigten und den beteiligten Unternehmen.“ Programm der Marler SPD sei der Erhalt des Bergbaus – man setze auf den Kohlekompromiss und eine Entscheidung für die Weiterführung des Bergbaus 2012.

Wenn eine Stadt so kluge Politiker hat, die ihren Bürgern in Zukunftsfragen reinen Wein einschenken, muß man sich um Marl keine Sorgen machen.  Schon in früheren Jahren haben die Marler Kommunalpolitiker Weitsicht beweisen: So erklärte man sich vor gut zehn Jahren zur Medienstadt. Und genau wie noch in 20 Jahren die Kohle aus Marl kommen wird, erfreuen wir uns heute tagtäglich an den TV-Produktionen aus dieser Stadt, den spektakulären Filmen seiner Studios und den avancierten Produkten der dortigen Literaturverlage. Glück Auf!

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Gute Ideen gegen Vandalismus

Foto: bogestra.de 

Die Stadt Gelsenkirchen hat ja dieses Image-Problem klick, ist immer noch das Schlusslicht in der NRW-Arbeitslosenstatistik klack. Und nachdem jahrelang mit dem Arsenal der PR-Arbeit klick nicht besonders erfolgreich gegen den Mythos von der sterbenden Stadt angearbeitet wurde, fand die Emscher-Metropole jetzt endlich eine kreative Lösung. Und zwar im Straßenverkehr.

Um den allgemeinen Vandalismus gegen Gelsenkirchen zu stoppen, wollen sie jetzt auf ein bewährtes Mittel aus dem Öffentlichen Nahverkehr zurück greifen: Seitdem die Bogestra königsblaue Schalke-Züge einsetzt, sind Zerstörungen in den Bahnen um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Nach diesem Vorbild werden nun auch 60 blindengerechte Ampeldrücker in der Gelsenkirchener Innenstadt
mit Schalke-Emblem versehen –  Motto: Welcher Passant tritt schon gerne gegen sein Vereinslogo!? klick

Wir finden, das ist noch zu klein gedacht: Bewährt sich der Einsatz der Ampel-Bügel mit Vereinswappen im Kampf gegen Fußtritte und Vandalismus, was spricht dagegen, gleich die ganze Stadt mit Vereinslogos zu versehen und schließlich umzubenennen – in Schalke 04. Dann klappts auch mit dem Image. 

Markerschütterndes Geschrei vor dem 1. Mai

Am Tag vor dem ersten Mai verschlägt es einen Ruhrbaron vor lauter gefühlsduseliger "früher war alles viel kämpferischer"-Stimmung schon einmal an Orte, die die 80er wiederbeleben – zumindest musikalisch; in die Bochumer Matrix nämlich. Die Matrix erinnert eher an einen Pizzaofen, denn an eine Konzerthalle.

 

Trotz mäßiger Akkustik und schlechter Sicht geben sich hier immer wieder hart rockende Szenegrößen das Mikro in die Hand. Am Mittwochabend war das Geschrei wieder einmal groß. Primal Fear, eine Art Metal-Hybridmotor aus Judas Priest und Helloween, zeigten, dass klassischer Heavy Metal wieder aus der Versenkung hervorgerobbt ist, und die Mattenschwinger im gut gefüllten Bochumer Backofen ließen sich gern von Primal Fear-Frontmann Ralf Scheepers (Foto) anschreien. Denn genau das kann dieser famos, trifft hohe, sehr hohe und unglaublich hohe Töne, dass man Angst ums Bierglas haben muss. Voll 80er also – und das ist (manchmal) auch gut so. Schade nur, dass die meisten Konzertbesucher vor lauter Chorarbeit bei Primal Fears Refrains am 1. Mai – wenn überhaupt – nur heiser oder seeehr leise demonstrieren konnten. Mehr Fotos vom Konzert findet Ihr auf bei den freundlichen Nachbarschafts RocknRoll-Reportern – und zwar genau HIER!

Dürfen Bürgermeister RTL finanzieren?


Thomas Godoj in seiner Heimatstadt Recklinghausen am Dienstag. Fotos: Mengedoht

 

Hm… Also, äh, wie soll ich das jetzt sagen? Ich habe gar nichts gegen Thomas Godoj, den "Suderwicher Jungen" aus dem Kreis Recklinghausen. Als "kölscher Junge", der ich bin, wär das auch bestimmt unfair.

Nee, was mich ein wenig wurmt, ist, wie hier der Unterschichten-Sender RTL gepusht wird unter dem Deckmantel des Lokalpatriotismus. Recklinghausens Bürgermeister Wolfgang Pantförder, eines wahren Volkstribuns jetzt erst recht würdig, hat an alle Recklinghäuser appelliert, für Godoj bei RTL zu "voten" (ein schönes neudeutsches Wort für "wählen", das in diesem Fall auch "bezahlen" beinhaltet, nämlich 50 Cent pro Anruf, soweit ich weiß?).

Okay, die Castings haben wir hier auch schon ein paarmal geschaut – und gelacht wie selten im Leben, was sich da so tummelt… Zum Kringeln! Nicht selten musste man dabei allerdings den Zwergen (unseren Kindern) klarmachen, dass so einiges, was Diddäh da so von sich gibt, unter jeder Gürtellinie ist – und dass das SO nicht geht!

Ja, ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits sagt man sich natürlich, wer sich nicht entblödet, sich vor aller DSDS-Welt derart zum Affen zu machen, hat es nicht besser verdient (stimmt ja dann auch), andererseits gibt es auch den ein oder anderen Casting-Teilnehmer, der schlicht geistig minderbemittelt ist und vor sich selbst (und besonders vor Diddäh) geschützt gehört hätte – auch von einem Unterschichten-Sender wie RTL.

Naja, vom Rest der Show habe ich jedenfalls noch nie mehr als einige Sekunden beim (eh seltenen) Zappen gesehen, Ehrenwort! Muss ich auch nicht. Brauch ich echt nicht. Diesmal haben mich jedoch allerhand Kollegen davon überzeugt, dass der Godoj was können muss. Naja, warum auch nicht? Ich hab ja gar nix gegen ihn, im Gegenteil, er wirkt tatsächlich freundlich, gesund schüchtern und auf dem Boden geblieben, wenn man ihn erlebt. Einfach wie "der nette Junge von nebenan". Ist er wohl auch irgendwie, noch zumindest (hoffentlich schafft er es, das auch zu bleiben).

Thomas Godoj.

Warum allerdings Tausende sprichwörtlich ausflippen bloß wegen eines Menschen, der singen kann, werde ich nie begreifen. Habt Ihr schonmal erlebt, dass auch nur einer (!) rumspringt und Euren Namen schreit, weil Ihr ihm bei den Hausaufgaben geholfen habt, weil Ihr sein Auto repariert, ein brauchbares Porträtfoto geschossen oder was richtig leckeres gekocht habt? Weil Ihr demjenigen richtig einfühlsam und ehrlich gesagt habt, dass Ihr ihn liebt oder eine geile Nacht hattet, ein gutes Abi hingelegt oder eine Aufgabe in Eurem Job gut hinbekommen habt?

Es gibt einige Menschen, die ich respektiere, sogar "gut" finde, zum Beispiel Robert de Niro, Sean Connery oder Dustin Hoffman, Tim Burton, George Lucas oder Peter Jackson, Madonna, Stephen Hawking, Hoimar von Ditfurth, Heiner Geißler, Die Ärzte oder sogar Michael Schumacher, gleichwohl würde ich doch keinen davon "verehren"! Ich hätte Interesse, solche Menschen kennenzulernen (von Ditfurth hätte ich gerne kennengelernt) und auch durchaus Respekt vor ihren Leistungen, aber ich käme doch nie auf den Gedanken, jemanden zu verehren (!), nur weil er er selbst ist. Oder zu kreischen! Nee!

Sind doch auch alles nur Menschen. Man kann vor der Leistung – ob bei einem Schauspieler, Wissenschaftler, Politiker oder Rennfahrer – gesunden Respekt haben und sie anerkennen, aber wie kann man jemanden wegen seiner Leistung "verehren"? Wie gesagt, ich werde es nie begreifen.

Noch weniger werde ich verstehen, was auch meine Zunft meist für einen "Hype" um solche "Typen" geriert. Godoj in Recklinghausen – ein Alptraum, aus der Sicht eines jeden normal denkenden Medienvertreters. Nichts dagegen, dass 5.000 oder 6.000 Menschen zu einem kurzen Gastspiel des neuen "Superstars" in seiner Heimat strömen (erwartet wurden von manchen 100 bis 200, von manch anderen sogar 1.000 bis 2.000), es sei ihm gegönnt. Aber wieso flippen Redakteure, Fotografen und Rathausangestellte mit aus? Als ob der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu Besuch wäre – und der hätte natürlich, als Mensch, der er nunmal ebenso ist wie wir alle anderen (!) auch nicht so einen Auflauf verdient!

Ich bin froh, dass ich ohne Verletzungen und ohne Verlust an meiner Ausrüstung aus diesem Gedränge wieder herausgekommen bin! Dieses Gefühl habe ich bei keinem anderen Termin je gehabt, gleich ob ich mich mit Segelflieger, Paragliding-Schirm oder Hubschrauber für die Arbeit in die Lüfte erhob, Leichensuche der Kripo im Baggersee zusehen musste, im Rennporsche mit über 300 PS die "Grüne Hölle" auf dem Beifahrersitz durcheilte, Bundeskanzler Schröder und Präsident Johannes Rau begleitete oder die berühmten Kaninchen oder Brieftauben des Züchtervereins ablichten musste.

Ich habe auch auf vielen Konzerten fotografiert, darunter die Bläck Fööss, Brings, Wise Guys und Jürgen Zeltinger (die kölsche Fraktion halt), Peter Maffay, Guildo Horn, Imagination, Michael Mann, Hot Chocolate, The Supremes, The Temptations, Spider Murphy Gang, Sweet, Slade, T-Rex, und die Hollies, Subway to Sally, Schandmaul oder Jürgen Drews und sogar Pink Floyd, aber so einen Hype… das habe ich selten oder eigentlich gar nicht erlebt!

Thomas und Wolfgang (es wurde direkt zum Duzen übergegangen).

Ich habe am Dienstag Abend, nach dem Online-Stellen etlicher Bilder für meinen Hauptauftraggeber, noch zwei Artikel über Thomas Godoj gelesen, die mir gut gefielen: bei der "Leipziger Internet Zeitung" und, hm, wie ich jetzt erst sehe nochmal bei der "Leipziger Internet Zeitung". Sie reflektieren (meine Meinung *g*), was sie von DSDS an sich halten, und machen dennoch glaubhaft darauf aufmerksam, dass der Suderwicher ein echtes Talent zu sein scheint. Nachdem wir uns (in der Familie) das in einem der Artikel bei Clipfish verlinkte Video (mit ganz erträglicher Tonqualität) angesehen haben, geben wir sogar zu: Der Junge HAT Stimme und KANN auch noch singen!

Demnach kann man Godoj nur wünschen, dass er NICHT zum Superstar wird und für unbestimmte Zeit in Diddähs Fänge gerät, sondern kurz vorher ausscheidet und dann vielleicht eine echte Chance erhält. Dann wäre DSDS sogar mal für etwas gut gewesen – außer zur Volksbelustigung durch "Typen" wie… wie, äh, wie hieß die komische Heulsuse noch? Ach ja, Daniel Küblböck!?!

Ich bin kein echter Ruhrpötter und habe – wohl auch, weil ich aus dem Alter raus bin – Godoj und seine Bands vor DSDS nie gehört, aber er hat mit diesen Bands (Wink und Tonk) wohl reihenweise Musikpreise eingeheimst. Was fehlte, war der große Durchbruch. DEN gönne ich ihm jetzt gerne – was ich nicht in Ordnung finde, sind Millionen von Anrufen, von denen jeder 50 Cent bringt – oder vor allem, dass sogar Bürgermeister dazu aufrufen, diese Anrufe zu tätigen (die Ruhrbarone berichteten)!

Dazu aufrufen, den "Jung" aus der Nachbarschaft zu unterstützen, ja, das wäre nachvollziehbar – und gehört auch tatsächlich bis zu einem gewissen Rahmen zu den Aufgaben eines Bürgermeisters (oder auch Landrats, Landtags- oder Bundestagsabgeordneten; die bisher alle erstaunlich still blieben). Aber offen dazu aufzurufen (Anstiftung), für Thomas Godoj anzurufen und somit – mancher "votet" ja 10- oder 20-mal – Millionen in die Kassen eines privaten Fernsehsenders zu spülen, das kann und darf doch wohl nicht sein!

DAS ist, bei allem Lokalpatriotismus, KEINE Aufgabe eines gewählten Volksvertreters! Oder?

Ich war beim ersten Mai

Ich habe demonstriert. In Bottrop. Vor der Sparkasse. Wir waren zu 300, vielleicht. Später kamen die Jungs von der Zeche dazu. Auf ihren Motorrädern. Dann waren wir gut 500. Männer, Frauen, Kinder. Kleine Arbeiterbewegung. Aber gut, dass mindestens die da waren.

In der ersten Reihe stand Peer Steinbrück. Der SPD-Finanzminister und Ex-Ministerpräsident. Daneben der Bottroper Oberbürgermeister Peter Noetzel, ein paar Landtagsabgeordnete und sonstige Randpolitiker. Ich weiß nicht, warum der Peer Steinbrück nach Bottrop gekommen ist. Als Signal an die Zechen? Das die nicht dicht gemacht werden? Jedenfalls war auch der Chef der versammelten Zechenbetriebsräte da.

Das letzte Mal habe ich Peer Steinbrück in Bottrop gesehen im Wahlkampf 2005. Da war er bei einem Jugendprojekt im Süden. Der Arche Noah. Peer hat ein Pferd gestreichelt. Dann hat ihn der Gaul angerotzt. Fetter Pferde-Schleim über die Jacke. Der WDR hat die Szene damals nicht gesendet. Es war der Anfang vom Untergang der SPD in NRW.

In den Reden ging es um Mindestlöhne. Die waren heute wichtig. 7,50 Euro die Stunde. Gut, das lohnt sich. Dann ging es um Nazis. Mies, die sind schlecht.

Mir ist aufgefallen, dass die meisten Demonstranten von der Zeche Prosper Haniel kamen. Die Kumpel, die bringen Leute mit, eine Demonstration für die Wahlen. Wer mobilisiert, darf bestimmen.

Dann waren da noch jede Menge Verdi-Leute aus der Stadtverwaltung.

Demonstriert haben also vor allem Leute, die von Steuergelder leben.

Gut, das war jetzt eine unfaire Spitze. Schließlich sind Stadtverwaltung und Pütt die beiden größten Arbeitgeber in Bottrop.

Ansonsten sind noch ein paar duzend von den üblichen Verdächtigen mitgelaufen. Hier ein Häuflein IG-Metall, da ein paar Verrückte von der MLPD. Und ziemlich in der Mitte eine Gruppe vom christlichen Gewerkschaftsbund.

Ich glaube, der Schützenverein Bottrop-Fuhlenbrock war auch gut vertreten. Zumindest hatten die Schützen mehr Mann mitgebracht, als die Linke. Die Jusos standen mit vielleicht einem halben duzend Mann beim Bierwagen und hielten sich sonst im Hintergrund. Ihre Chefin hatte schwarze hochhackige Stiefel. Und rot gefärbte Haare. War es das?

Nein, das war es nicht. Als die Bergleute in ihrem beeindruckenden Motorrad-Korso durch die Stadt fuhren, wendeten sich die Blicke aller von der Blaskapelle zu den Bikes. Die Kumpel hielten an. Stiegen ab. Begannen zu rauchen. Auch ein alter Mann und eine alte Frau waren von den Macht der Maschinen angetan. Beide Mitte 80 etwa. Sie fuhren in ihren Elektrorollstühlen zwischen die Männer. Mitten rein in den Korso. Hinter die Bikes. Niemand hat das gestört.

Foto: Yashar / Schäferchef

Meine Jungs hatten Spaß an der Demo.

Zum Abschied wurde dann das Lied gesungen "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit".

1. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit,
Brüder zum Lichte empor.
Hell aus dem dunklen Vergangnen
leuchtet die Zukunft hervor.

2. Seht nur den Zug der Millionen
endlos aus Nächtigem quillt,
bis eurer Sehnsucht Verlangen
Himmel und Nacht überschwillt.

3. Brüder, in eins nun die Hände,
Brüder das Sterben verlacht:
Ewig der Sklaverei ein Ende,
heilig die letzte Schlacht.

4. Brechet das Joch der Tyrannen,
die uns so grausam gequält;
Schwenket die blutrote Fahne
über die Arbeiterwelt. "

Nur die letzte Strophe haben die Kumpel nicht gesungen

5. Brüder, ergreift die Gewehre,
auf, zur entscheidenden Schlacht!
Dem Kommunismus zur Ehre,
ihm sei in Zukunft die Macht!


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Walpurgisnacht ? oder: Endlich Frühling!

Blumenwiese "zum selber Pflücken" in Marl. FOTO: Mengedoht

Das mag jetzt kein journalistisch hochwertiger Beitrag sein, muss aber trotzdem auch einfach mal sein: ES IST FRÜHLING! ENDLICH! 🙂 Seit Dienstag letzter Woche ließ sich das teilweise sogar schon am Wetter ablesen – was für sich genommen ja allein schon bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass wir uns hier im Regenland Deutschland befinden.

Letztes Jahr hatten wir im April unseren Sommer – und zwar den ganzen Sommer! Das heißt das war es dann auch für den Rest des Jahres mit Sommer (vermutlich die niedrigste Grillquote im Pott seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten), und das ist ja immerhin rund ein Dreivierteljahr.

Jetzt haben wir immerhin schonmal Frühlingswetter zum Frühlingsbeginn, das ist ja schonmal was. Gut, sind nur um die 15 Grad rum, aber das immerhin schon seit letztem Dienstag immer mal wieder – und tatsächlich pünktlich zur Sommersonnenwende, zur Walpurgisnacht, zum mehr oder weniger offiziellen Frühlingsbeginn. Mitten im Ruhrpott!

Da freut Mensch sich ja schon. Gerade, wenn es um ein wärmebedürftiges (quasi wechselwarmes) Exemplar wie mich geht. Unter 25 Grad schlottere ich nämlich, eigentlich immer also hier in Deutschland Regenland. Habe ich schon erwähnt, dass ich Regen hasse? Und Kälte erst recht! Aber Regen ist ganz schlecht, der deprimiert mich. Und Kälte erst… *brrrrrrrrrrrrr*

Ab 25 Grad geht es mir gut – bis hin zu 45 Grad (im Schatten). Mehr konnte ich leider noch nie ausprobieren, aber ich durfte das einmal drei Wochen lang in den Neu England-Staaten der USA und New York City erleben – es war soooo genial, das kann sich keiner vorstellen!

Insofern gäbe es natürlich auch geeignetere Klimazonen für mich als Deutschland im Allgemeinen oder den Ruhrpott im Speziellen (wobei meine Heimat Köln – übrigens die schönste Stadt der Welt *g* – ja als meditarranste Stadt Deutschlands gilt, wegen des Klimas!), zum Beispiel Nordost-Australien, genauer gesagt Brisbane/Queensland, wo sich die Mutter meines besten Freundes im Winter beschwert, wenn es morgens um acht Uhr nur (!) 25 Grad hat *träum*. Oder die Toskana, da ließe es sich auch gut leben *schwärm*… Sahara ist nicht so gut, da sind die Nächte einfach viel zu kalt.

Wer weiß, wenn ich morgen (naja, eher nachher) zur Eröffnung der Ruhrfestspiele, die gleich bei mir um die Ecke stattfindet, fahre, kann ich vielleicht sogar schon wieder (wie schon öfters in den letzten Tagen) das Verdeck meines alten Käfers öffnen – cool! That’s life, so macht das Leben Spaß, das mildert sogar einiges von dem Alltags- und beruflichen Stress, der einen sonst ja in einer Tour stresst.

Zumal man ja über Stress sonst kaum mehr reden darf, weil man ja ganz furchtbar froh sein muss, überhaupt irgendeinen Job zu haben (egal wie "brauchbar" der aktuelle Job gerade ist). "Jaja, aber besser, als wenn man gar nix…" bekommt man dann immer verständnisvoll zu hören. Pffft!

Naja, jedenfalls, lasst Euch gesagt sein: Der 1. Mai ist da! FRÜHLING! Zeit, sich zu verlieben (wer schon verheiratet ist, hat die gute Gelegenheit, sich einen schönen Tag im Freien mit seiner Liebsten zu machen), zum Rumtoben, Träumen, wie bekloppt Sport treiben oder was auch immer Frühlingsgefühle eben so auslösen können! Genießt es! 😉

Von wem bekomme ich – verdammt – meinen Strom?

Ich hab den Stromanbieter gewechselt. Vor vier Monaten. Seither bekomme ich viel Post. Von wem ich gerade den Strom bekomme? Keine Ahnung. Wenigstens geht das Licht abends noch an. Darüber bin ich sehr glücklich.

Der Anfang war ganz leicht. So wie man es immer in der Werbung hört. Einfach ins Internet, bei einem Stromvergleich wie Verivox ein wenig rumgeklickt. Voila, schon standen da eine Menge Angebote.

Jetzt wurde es diffiziler. Ganz oben, bei den günstigsten Verkäufern, da standen Unternehmen, die Strom zum Preis von Milchbrötchen liefern wollten. Dafür sollte man nur das Geld für 2000 Milchbrötchen zwei Jahre im Voraus zahlen. Tja, das war auf den ersten Blick nicht koscher.

Dann kamen Angebote von Stadtwerken aus Gegenden, die ich noch nie gehört hatte. Auch das habe ich aussortiert. Was passiert, wenn so ein Stadtwerk morgen Pleite geht?

Dann kamen Ökoangebote. Die auch noch rund 20 Euro im Monat billiger waren, als der Strom von meinem herkömmlichen Versorger mit den drei blauen Buchstaben. Und ich gebe zu, ich habe mich locken lassen. Ich habe einfach weiter geklickt und den Grünpower gekauft. Das ging sehr leicht. Ein paar Fenster in meinem Browser gingen auf, ich musste meinen Namen eintragen und auf ABSCHICKEN klicken. Das war es.

Oder besser gesagt, das war es nicht. Denn jetzt fing der Ärger an. Haach. Zunächst musste ich einen Stromzähler-Ableser finden, der zu mir kommt, und den Stromzähler abliest. Das kann nämlich offenbar nicht jeder.

Der Stromabzähler kam dann irgendwann, heimlich, angeschlichen. Er hinterließ an meiner Tür ein Schreiben. Darauf stand, dass er noch einmal wiederkommt. Irgendwann, zwischen 1:00 Uhr und 23:00. Dann müsse ich die Wohnung aufschließen und den Zugang zum Stromzähler frei machen. Wenn ich nicht da sei, dann würde er nie mehr kommen. NIE MEHR. OK, das ist übertrieben. Aber gefühlt stimmt das. Irgendwann war der Strom dann abgelesen, drei Tage später kam die erste Rechung. Und kaum eine Wochen darauf der folgende Brief: "Aufgrund der hohen Netzentgelte müssen wir leider unsere Gebühren anpassen." Es folgte eine Strom-Preis-Steigerung von rund sieben Prozent. Wow. Ich verschweige hier den Namen des Unternehmens. Jedenfalls war die Energie dieses verglimmenden Lichtblicks nach der Preiserhöhung teurer als bei meinem ursprünglichen Versorger.

In der Folge war ich dermaßen sauer, dass ich mich sofort wieder vor den Rechner geworfen habe und einen neuen Anbieter suchte. Ok, ich gebe zu, ich war emotionalisiert. Ich habe einfach beim erst besten Stromhändler zugeschlagen. Ein kurzer Name und der Preis war OK.


Ich hätte es besser wissen müssen, sagt meine Frau. Und wie immer hat sie Recht. Ich darf ja auch keine Anzüge mehr alleine kaufen. Oder Brillen. Weil die Kündigungsfrist beim ersten Anbieter nicht abgelaufen war, hat der weiter Strom geliefert. Der neue Anbieter hat dafür meinen Stromzählervertrag beim Grundversorger gekündigt. Mist. Es kam wieder ein Ableser. Diesmal pünktlich, sofort und ohne Verzug. Ich hab ihn besser nicht reingelassen. Dann hat mich ein Stadtwerk angerufen, das so klein war, dass ich nicht mal mehr seinen Namen erinnere. Die sagten, ich sei ja jetzt ihr Kunde und sie würden gerne wissen, von welchem Konto sie abbuchen sollen? Von meinem oder von meiner Frau? Dann kam ein Schreiben des Regionalversorgers, sie seien sehr froh, dass ich mich entschlossen hätte, wieder ihr Kunde zu werden. "Auf gute Zusammenarbeit." Nach der zweiten Rechnung des ersten Lichtblicks wurde ich stutzig. Warum buchen die noch Geld von meinem Konto ab? Mit dem Hinweis. "Danke, dass sie sich für uns entschieden haben." Zu wem verdammt gehör ich eigentlich? Wer liefert meinen Strom und was kostet das? Ich habe mir fest vorgenommen, diese Fragen in den nächsten Wochen zu klären. Wenn ich wieder ruhig bin und mir nicht mehr die Haare raufe. Noch scheint das Licht bei uns. Vom neuen Anbieter mit dem kurzen Namen habe ich nebenbei nix mehr gehört.