Der Nokia- Betriebsrat in Bochum kündigt für den kommenden Sonntag. eine Lichterkette um das Nokiawerk an. „Petrus meint es gut mit uns,“ so Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach, „für unseren >>Ring Of Fire<< hat er uns ein Hochdruckgebiet beschert damit unsere Kerzen auch weithin sichtbar sind und vielleicht auch bis Finnland strahlen“. Erwartet werden mehrere tausend Teilnehmer, eingeladen sind alle Bürger. „Besonderen Dank gilt der IG-Metall, die diese Aktion veranstaltet“, so Achenbach, „Ab 14:00 Uhr starten wir, unsere Gewerkschaft hat ein tolles Programm vorbereitet.“ Von 13 bis 19 Uhr sind Busse vom Riemker Markt organisiert, bis dorthin fährt alle 10 Minuten die U35 vom Bochumer Bahnhof.
Bleibt alles anders…
Scheytt (rechts) auf der World Music Expo 2004 auf Zollverein
Kulturhauptstadtchef Oliver Scheytt hat den Slogan für Ruhr.2010 vorgestellt: "Bleibt alles anders" aus einem Stück von Grönemeyer, dessen Ruhrgebietsbegeisterung ihn bis nach London führte. Nach "Ein starkes Stück Deutschland" und der "Pott kocht" der dritte Slogan, der bundesweit beworben werden wird. Das geht, finde ich, in Ordnung, vor allem wenn man bedenkt, aus welchen Stücken sich die Slogansucher noch hätten bedienen können, um das Revier zu charakterisieren:
"Die meisten Menschen wollen nicht in Dortmund leben sondern essen" Rio Reiser, Alles Lüge
"Wir sind das Ruhrgebiet", Wolfgang Petry, Wir sind das Ruhrgebiet
"Es liegt ein Grauschleier über der Stadt" Fehlfarben, Grauschleier
"And I´m not afraid to die" Nick Cave, Mercy Seat
"Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt" Becher-Hymne
Wir hatten Glück…
Shop-Test: Die kleine Apple-Kirche in Langendreer
Foto: Flickr/Sigalakos
Früher kaufte man Macs in Apple-Centern wie Schröder in Essen oder Kamp in Oberhausen: Lichte Räume, gefüllt mit schönen Rechnern und dazu Verkäufer, die einen beim Namen nannten. Heute kauft man Macs bei Gravis – oder bei Trytec in Bochum.
Ich: „Ich möchte gerne meine E-Gitarre an mein iBook G4 anschließen. Haben Sie da einen Adapter? Es gibt doch da so etwas für 42 Euro.“
Gravis-Berater: „Das geht leider nicht, dafür brauchen Sie ein externes Audiointerace, das kostet 250 Euro. Das iBook ist von sich aus nicht in der Lage, analoge Signale zu verarbeiten.“
Ich: „Das kann nicht sein. Könnte das iBook keine analogen Signale verarbeiten, würde das integrierte Mikrofon nicht funktionieren.“
Gravis-Berater: „Ich frag da mal meinen Chef!“
Pause…
Gravis Berater: „Mein Chef sagt, sie haben recht…“
Ich will mich nicht allzu laut über Gravis beklagen. Die Läden sind für ein Computergeschäft schön eingerichtet, strahlen zwar nicht das Flair der alten Apple-Center aus, aber dafür ist die Atmosphäre nicht mehr so arrogant. Vorbei die Zeiten, als mir eine Verkäufer bei Schröder erklärte, Apple sei wohl nicht meine Marke, weil ich nicht einsehen wollte 1991 900 Mark für einen 9-Nadel-Drucker auszugeben. Kurz drauf gab es Tintenstrahler von Apple für 710 Mark und der Verkäufer war immer wieder froh mich zu sehen.
Dann schlossen die Apple-Center und lange Zeit glaubte ich, dass es zu Gravis keine Alternative mehr gab. Bis ich Trytec entdeckte.
Im Verlag bekam ich vor wenigen Tagen einen neuen iMac, den ich natürlich, kaum war er da, abholen wollte. Geduld ist, gerade wenn es um Macs geht, nicht wirklich meine Stärke – und der neue Mac stand bei Trytec.
Also fuhr ich hin. Der Laden liegt in Bochum-Langendreer, der Eingang an der Seite eines Ärztehauses und dann muss man auch noch einen steile Treppe runter. Ich war skeptisch, entsprach doch dieses Ambiente nun wirklich nicht dem, was ich mit einem Apple-Händler traditionell verband.
Doch als ich die Tür öffnete, hatte ich ein Mac Paradies gefunden. Hier arbeiteten keine Verkäufer, hier waren Evangelisten am Werk, Prediger der reinen Apfel-Lehre. Als ich freundlich ablehnte, mir die neuen Bootcamp Funktionen erklären zu lassen („Ich brauche Bootcamp nicht. Warum soll ich einen nagelneuen Mac mit Windows besudeln?“) schlug mir eine Welle menschlicher Wärme entgegen.
Mit Begeisterung nahm ich die beiden Schreine an der Wand wahr, in denen seltene Apple-Relikte aus allen Jahrzehnten präsentiert wurden: Der Ur-Mac, Tassen mit Apple-Logo, die alte Steve Jobs Biografie aus dem GFA-Verlag und vieles mehr wurde hier liebevoll hinter Glas vor den Unbilden der Welt geschützt. Schnell kam man ins Gespräch. Ich lernte, das nicht nur das Powerbook 5300c, das ich 1996 erwarb und sdas päter noch lange bei Jamiri rumstand, richtig schlecht war, sondern auch das 190er – beide, so wurde mir erklärt, wären ja auch bei Acer gebaut worden. Acer, – Oh Gott, ich ahnte nicht, dass es damals, bevor St. Steve wiederkam, so schlecht um Apple gestanden hatte.
Es war nett bei Trytec. Ein ganzer Laden voller Mac-Experten, denen man die Begeisterung ansehen konnte. Trytec ist kein einfacher Laden sondern eine kleine Apple Kirche in Bochum Langendreer – und der wohl beste Ort im Ruhrgebiet, um einen Apple zu kaufen. Ich bin sicher, dass sie auch zu Konvertiten, Switchern, freundlich sind – obwohl ich kein Taufbecken gesehen habe.
Linkspartei will Nokia verstaatlichen
Die Bochumer Abgeordnete der Linkspartei, Sevim Dagdelen, will das Nokia-Werk in Bochum verstaatlichen. Auf diese durchaus orginelle Idee kam Dagdelen wohl auch durch die großen Erfolge der DDR-Staatsbetriebe, deren Überlegenheit über die westlichen Konzerne ja 1989 offensichtlich wurde: Wo wäre Bayer heute, wenn es nicht von den Leuna-Werken übernommen worden wäre? Und VW? Haben nicht die modernen Produktionsmethoden und die ausgebuffte Managementtricks aus dem Haus VEB Sachsenring die Wolfsburger vor dem Abgrund gerettet? Und waren wir nicht erstaunt als die Mauer fiel und wir das erste Mal nach „Drüben“ durften? Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, als ich 1990 das erste Mal in Zittau ein DDR-Obstgeschäft betreten durfte: Es gab Äpfel und Weißkohl, aber auch eine große Zahl an Äpfeln. Wer wollte konnte natürlich auch Weißkohl bekommen. Und schließlich gab es ja auch noch Äpfel. Und die Weißkohlfreunde kamen sowieso auf ihre Kosten.
In den 80er Jahren war für mich auch der Besuch des Robotron-Standes auf der CeBit der Höhepunkt jedes Messebesuches: Mechanische Schreibmaschinen und erfahrene Kämpferinnen der Erntefront als Messehostessen – das hatte sonst niemand zu bieten. In Bochum werden sie sich auf jeden Fall freuen, wenn sie Dank der Beratung durch eine erfahrene Kaderleitung dann bald statt schnöder Handys flotte tragbare Röhrentelefone bauen dürfen.
Going Underground #13
Am Freitag, 8. Februar um 23.00 Uhr startet in der Eve Bar – im Keller des Schauspielhauses Bochum – die 13. Ausgabe von GOING UNDERGROUND, der Rock-, Indie-, Punk- und Ska-Party mit DJ Championvinyl.
Eintritt ist frei. Ende offiziell um 3.00 Uhr, inoffiziell open end, halt so lange wie getanzt wird.
Absolut empfehlenswert für alle Freunde von 60s Mod+Garage, 70s Punk-Rock, 80s Indie-Classics, 90s BritPop oder gar aktuellem Alternative Pop/Rock.
Das einzige potentielle Luxusproblem: es wird zu Beginn mal wieder so kuschelig voll, dass man ausladende Tanzbewegungen auf 1.00 Uhr verschieben sollte und etwas Geduld bei der Getränkeversorgung aufbringen muss.
Röhren um die Wette
Trojanischer Hirsch. Foto: Flickr/Spalti
Die schönste Pressemitteilung des heutigen Tages:
Meisterschaft der Hirschrufer
Am Freitag, dem 8. Februar 2008, findet auf der Ausstellung JAGD & HUND in der Messe Westfalenhallen Dortmund die Deutsche Meisterschaft der Hirschrufer statt. Um den Meistertitel röhren Teilnehmer aus Wedemark (Postleitzahl 30900), Lohmar (53797), Hannover-Münden (34346), Bad Laasphe (57334), Neuenwalde (27607), Wernigerrode (38855), Rommerskirchen (41569), Kalenborn-Scheuern (54570), Roetgen (52159), Theilheim (97534), Schliersee (83727) und Burgsinn (97775). Die Jurymitglieder stammen aus Bad Hönningen (53557) und Lenne (37627). Bei der Hirschrufer-Meisterschaft geht es darum, ohne oder mit Hilfsmitteln – in den Vorjahren zum Beispiel Hörner, Gläser oder Plastikschläuche – den Sprengruf des Hirsches möglichst originalgetreu zu imitieren. Der Wettbewerb beginnt am Freitag um 14 Uhr in der Westfalenhalle 4.
schurians runde welten: Global Player
Foto: Ruhrbarone
"Jetzt gewinnen wir hier immer." (Martin Maltritz)
Dass Fußball spielen auch nur eine Arbeit ist, weiß, wer sich Spiele in Schottland ansieht. Es ist deshalb überhaupt kein Zufall, dass es ein schottischer Profi war, der für dieses denkwürdige Urteil am Internationalen Sportgerichtshof gesorgt hat: Dank Andrew Webster wird die Macht der Clubs über ihre Spieler eingeschränkt. Der moderne – auf reichlich Schmerzensgeld fußende – Menschenhandel wird etwas fairer, die Freizügigkeit der balltretenden Angestellten gestärkt.
Fortan dürfen Profis nach zwei, maximal drei Jahren ihren Arbeitsvertrag einseitig kündigen. Der bisherige Club erhält keine Ablöse mehr, sondern eine Entschädigung, die sich am Gehalt des Abgängers orientiert. Einzige – höchst fragwürdige – Einschränkung: Der Spieler muss ins Ausland wechseln.
Foto: Ruhrbarone
Da, wo Andrew Webster dem Ball hinterher läuft, fühlt sich alles etwas kälter, feuchter, schwerer an. Auch dieses Pokalspiel in Paisley war nichts als harte Arbeit für alle Beteiligten: Die Maskottchen, Pandabären mit Bierbauch, mussten sich in der Halbzeitpause mit den Ersatzspielern warm machen. Die Zuschauer warteten bis zum Schlusspfiff auf einen Treffer und warteten und warteten. St. Mirrens Mittelstürmer namens Mehmet unterlief tatsächlich jeden Abschlag seines Torwartes. Nur die leise aufkeimende Angst meiner deutschen Kleingruppe vor einer Verlängerung war natürlich unbegründet. Das unentschiedene Spiel muss wiederholt werden. St. Mirren muss nach Dundee. Ohne deutsche Kleingruppe.
Schwierig zu sagen, was das Webster-Urteil auslösen wird. Ich glaube, dort wo Fußball Arbeit ist, wird es immer hektischer zugehen. Ein Verein, der mit Spielern und Ablösesummen spekuliert, weil ihm nichts anderes übrig bleibt, als die besten Spieler mit Gewinn zu verkaufen, um weiterhin ein konkurrenzfähiges Team aufbieten zu können, sprich: der VfL Bochum wird förmlich zum Spielerverlauf gezwungen. Wenn Profis schon nächste Saison kündigen können, müssen sie an den Mann gebracht werden, so lange es Geld für sie gibt.
Ich glaube, hier irrt der eigentlich so angenehm unaufgeregte Bochumer Geschäftsführer Ansgar Schwenken, wenn er auf deutsches Arbeitsrecht pocht. Was im Arbeitsplatzwechsel zwischen EU-Staaten gilt, wird auch in Deutschland durchgesetzt. Zum Schaden der kleineren Clubs. Und der noch kleineren. Und der noch kleineren…
Andererseits, ein Verein, der in Bremen gerade eines der ehernen Naturgesetze des Fußballs aus den Angeln gehoben hat, der wird wohl auch dieses Erdbeben auf dem Transfermarkt überstehen. Wir anderen müssen uns dank Globallisierung daran gewöhnen, das wir, kaum das wir einen Spielernamen stolperfrei, unfallfrei, stotterfrei aussprechen können, schon einen nächsten lernen müssen.
Revier: Gemeinsame Gewerbesteuer!
Udo Mager, der Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung, hat einen Vorschlag gemacht, der Bewegung ins Ruhrgebiet bringen kann: Mager schlägt vor, dass sich die Städte im Revier die Gewerbesteuer teilen. Es wäre ein gewaltiger Schritt zur Überwindung des Kirchturmdenkens im Ruhrgebiet. Eine gemeinsame Gewerbesteuer für das Ruhrgebiet würde nicht nur das gegenseitige Abwerben von Unternehmen untereinander beenden, es wäre auch ein starke Signal für eine stärkere Zusammenarbeit der Städte untereinander – die könnten dann verstärkt zusammen auf Investorensuche gehen, ohne jeweils mit einem Auge auf den Nachbarn zu schielen. Bislang gibt es eine Zusammenarbeit im Bereich der Gewerbesteuer nur zwischen Essen, Bottrop, Herne und Gelsenkirchen. Zudem existieren Pläne für den Kreis Recklinghausen. Magers Vorschlag würde die Insellösungen konsequent verbinden. Das wäre wirklich mal ein großer Wurf!