Netzer der Woche: Calli

  Screenshot: sport1.de

"Ja klar, ich bin wieder mitten bei der Arbeit. Thailand-Urlaub vorbei, schade, war wunderbar, aber jetzt freu ich mich natürlich wieder auf die Bundesliga."


Reiner Calmund, der Ex-Fußballmanager und Profi-Esser, testet die Bundesliga. Callis große Überraschung:
Mit "ganz viel Glück" steigt keiner ab. Selbst der MSV Duisburg nicht.

Natürlich arbeiten überall nur "Riesentypen". Ob Michael Zorc, Walter Hellmich oder Werner Altegoer. Oder "der alte Sack" Hermann Gerland. Lauter "Positiv Bekloppte". 

Eigentlich bleibt nur eine Frage offen vor dem Start der Rückrunde: Mit wem nur telefoniert, nein, wen textet Calmund da ohne Erbarmen zu, is‘ ja schlimmer als chinesische Wasserfolter.

Wer regiert das Revier?

Vorsitzender des Regionalrates Münster,
Engelbert Rauen. Foto: Bezreg-MS

Die Mitglieder der Regionalräte haben sich gegen die geplanten Strukturreformen des Landes ausgesprochen. Nicht nur, dass sie die Neuaufteilung des Landes in drei statt bislang fünf Regierungsbezirke ihre Pöstchen kosten wird, erzürnt sie. Auch dass der RVR schon bald für das Ruhrgebiet planen soll, bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Sie möchten weiterhin bestimmen, wo sich im Ruhrgebiet Unternehmen ansiedeln sollen, wo ein Einkaufszentrum entsteht oder wo eine U-Bahn-Linie gebaut werden darf.
Wahrlich ein Grund für Kopfzerbrechen – aber weniger in den Regionalräten als im Ruhrgebiet, denn kaum jemand ahnt, wer da über das Ruhrgebiet entscheidet. Nicht nur, dass zahlreiche Regionalratsmitglieder aus Städten wie Düsseldorf und Münster kommen, die von der politischen Schwäche des Ruhrgebiets profitieren und mit dem Revier im Wettbewerb stehen. Bei vielen Mitgliedern muss auch die Frage erlaubt sein, ob sie sich überhaupt ein Bild von den Problemen der Region machen können.
Da ist zum Beispiel Engelbert Rauen, der Vorsitzende des Regionalrates in Münster. Herr Rauen ist zweifelsohne ein honoriger Kommunalpolitiker – aber er kommt aus der schönen Gemeinde Wettringen mit gerade einmal 8.177 Einwohnern. Wie soll sich Rauen in die Verkehrsprobleme eines Ballungsgebietes mit mehr als fünf Millionen Einwohner hineindenken?
Gleiches gilt für seinen Kollegen aus dem Regionalrat Düsseldorf, Hans-Hugo Papen, aus dem Örtlein Rheurdt mit gerade 6.651 Seelen. Im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche Sportvereine, die mehr Mitglieder haben als Rheurdt Bürger.
Auch ob sich Eva-Maria Buderus aus Balve (12.544 Einwohner, Regionalrat Arnsberg) oder Hermann-Josef Droege aus Wilnsdorf in die Probleme des Reviers hineinversetzen können, darf bezweifelt werden. Wilnsdorf liegt im Kreis Siegen-Wittgenstein, direkt an der hessisch-rheinland-pfälzischen Grenze.
Keinem der genannten soll abgesprochen werden, dass sie sich für die Probleme des Ruhrgebiets einsetzen – aber ob die Kompetenz vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Genauso gut könnten sich die Herren und Damen auch mit den Problemen des Robbenfangs auf Grönland auseinandersetzen oder versuchen, das NASA-Marsprogramm zu optimieren..
Es wird Zeit, dass das Ruhrgebiet für sich selbst plant und für sich selbst verantwortlich ist – und ambitionierte Dorfpolitiker sich weiterhin um die Probleme ihrer sicherlich ambitionierten Gemeinden kümmern, aber sich nicht länger mit den Problemen des viertgrößten europäischen Ballungsraums beschäftigen. Oder kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass die Strassenführung in Paris von einem Landwirt aus dem Zentralmassiv mitentschieden wird?
Stefan Laurin

Nokia schützt das Klima

Nokia ist dem  WWF Klimaschutzprogramm beigetreten. Das Unternehmen will bis 2010 50 % des  Stroms für seine Standorte aus erneuerbaren Energien gewinnen und insgesamt bis 2012 6 % Energie einsparen.

Das ist finnischer Sadismus:  Erst nehmen sie den Leuten die Jobs und dann gönnen sie ihnen noch nicht einmal milde Winter und knackige Sommer.

Geduzt und ausgebuht

Nur eine Anmerkung zum Tag bei Nokia:

Foto: Ruhrbarone

Was hart ist und verwirrend, von Menschen rausgeworfen zu werden, die geduzt werden, die Olli P. oder Timo heißen. Von Vornamen. Ikeas. Freundlich, nett, bunt. Voller Unternehmenskultur. Von Mitarbeitern unter Mitarbeitern in einer Familienfabrik, der Nokia-Familie. Chefs, die tatsächlich nach Nordrhein-Westfalen reisen, um mit einer Ministerin zu sprechen und einem Staatssekretär. Die diskutieren, die ihre Leute an der langen Leine lassen, und dann eines Tages doch einfach "Schluss jetzt" sagen, wie Väter, denen im Kinderladen einmal zu oft Farbe ins Gesicht gespritzt wurde.

Es gab in Bochum übrigens ein erstes Nokia-Opfer vor vielen Jahren. Ein chinesisches Restaurant am Kortländer, Lieblingsgaststätte der kollektiven Finnen, wo sie tranken und aßen. Als die Nordostler ausblieben, schloss der Laden.

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651 Zeichen Nichts

Nokia Chef Olli-Pekka Kallasvuo; Foto: Nokia

NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben traf heute Nokiakonzern-Chef Olli-Pekka Kallasvuo.  Am Ende des Gesprächs veröffentlichten sie das Ergebnis ihrer Unterhaltung – in einer 651 Zeichen langen gemeinsamen Erklärung:

1. Die Gesprächsteilnehmer sehen in dem heutigen Treffen ein wich­tiges Gespräch zwischen Land, Bund und Nokia-Unternehmens­leitung, dem weitere folgen müssen.
2. Bundes- und Landesregierung legen großen Wert darauf, dass die Unternehmensleitung kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und bereit ist, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern.
3. Die Nokia-Unternehmensleitung und die Landesregierung verab­reden, sofort ein Arbeitsteam einzusetzen, das den Auftrag hat, in­novative Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum zu suchen.
4. Bundes- und Landesregierung werden den gesamten Prozess und die Suche nach einer positiven Lösung für Nokia und die Mitarbeiter weiterhin konstruktiv begleiten.

RTG2: Metropole mit Dorfetat


Himmelstreppe Foto: RTG

Das Ruhrgebiet setzt auf den Tourismus – zumindest ein bisschen, denn die Kulturhauptstadt 2010 steht vor der Tür und wenn es eine realistische Chance für das Revier gibt, ein paar Extrabesucher abzustauben, dann im übernächsten Jahr.
Nun gibt es die merkwürdige Entwicklung, dass die Kommunalpolitiker des Ruhrgebiets und ihre Bauchrednerpuppe RVR-Chef Klink von der Metropole Ruhr schwadronieren, sie aber nicht in der Lage sind, die Institution, die das Ruhrgebiet nach außen vermarkten sollen, vernünftig auszustatten. Die Ruhrgebiet Tourismus GmbH (RTG) verfügt nur über einen Etat von einer guten Million Euro – damit soll sie die, so wird es in allen Sonntagsreden immer wiederholt, viertgrößte europäische Region nach London, Paris und Madrid vermarkten. Ein Witz, vergleicht man diese Summe mit denen anderer deutschen Städte: Das bettelarme Berlin hat für seine Berlin Tourismus Marketing GmbH gut 10 Millionen Euro zur Verfügung, Hamburg ist mit fünf Millionen dabei, aber der Etat gilt als arg knapp und selbst das dröge Hannover, um das selbst CeBit und Hannover-Messe Besucher nach Möglichkeit einen großen Bogen machen, gibt gut drei Millionen Euro für die Förderung des Tourismus aus.
Während die Städte die Ruhrgebiet Tourismus knapp halten – und sich gleichzeitig hinter vorgehaltener Hand darüber beklagen das die ja nichts hinkriegen – investieren sie in ihre eigenen, lokalen Tourismusorganisationen. Nur die sind, wie immer wenn die Städte im Ruhrgebiet einzeln agieren, unterhalb jeder Wahrnehmungsschwelle: In NRW, im Bund und erst Recht in Europa – und daran wird sich auch nicht ändern, wenn einzelne Städte, wie Dortmund, ihre lokalen Tourismusorganisationen ausbauen. Keine einzelne Stadt verfügt über die nötigen Attraktionen um bundesweit auftrumpfen zu können und auch nicht über das Geld, bundesweit vernünftig auftreten zu können. Aber sie versuchen es, verbrennen mit ihrer Kirchturmpolitik das Geld der Steuerzahler. Nicht das ich glaube, das im Tourismus eine große Chance für das Revier liegt- Tourismus wird immer nebenbei laufen, ein paar Jobs bringen, ein paar Besucher, aber immer im überschaubaren Maße. Aber ein paar Events könnte man natürlich, auch außerhalb des Kulturhauptstadtjahrs vernünftig vermarkten, wenn man das Geld dazu hat. Die Cranger Kirmes zieht mehr Besucher am Tag als das Oktoberfest – Menge zieht bei Volksfesten, da lassen sich noch ein paar Busse mehr mit trinkfreudigen Feierkaisern nach Herne locken, Bochum Total ist das größte Open Air Festival des Landes – ausbaufähig. Die Ruhrfestspiele haben Potential und ein wunderschönes Festspielhaus. Mountainbiketouren auf den Halden oder in den Ruhrhöhen – von der Fachzeitschrift Bike gut getestet und am Abend geht es dann nach Rüttenscheid oder ins Bermudadreieck. Organisierte Touren unter Tage – 1000 Meter unter der Erde – das kickt. Und dann die Kulturhauptstadt: Die muss gut vermarktet werden. Das kann keine Stadt alleine. Aber anscheinend will man es auch nicht zusammen. Und wenn alles vorbei ist sagen die Kirchturmpolitiker dann wieder, Zusammenarbeit im Revier bringt ja nix. Lieber Recht haben als gewinnen.

Hinterhof, Unterhaus, Wuppertal

Foto: Archiv

"Die eher schlechteren Bedingungen im Stadion am Zoo, wo halt kein Bundesliga-Rasen liegt, hätten eher für uns gesprochen." (Georg Kreß, Fußballmanager, Wuppertaler SV)

Wuppertal ist ein Stausee aus Straßen, Stahl und Steinen. Ein Häuserfjord, aus dem Baumberge wachsen. Tausendfach geflickte Autobahnen, Flutlicht. Sonst Finsternis und über die Wupper gehen. Nur Ortsunkundige denken an Tod und Gottweißwas. Die anderen wissen, man macht sich nur die Hosenbeine nass in dem Bachbett.

Wuppertal ist interessant. Ich kenne es kaum, dabei liegt es nur dreißig Kilometer weg. Beim Durchfahren ist es wie die Emscherzone, ein Subventionsloch, trist, versoffen, dreckig. Ungeschminkt. 

Einmal holte ich eine Badewanne von dort. Ich wusste es vorher: Sie rauchen Van Nelle, sie färben sich die Haare mit Henna, trinken Schwelmer Altbier, hören Bots, kochen wie Horst Lichter – wenn es gut geht – und stellen Karusselfiguren in ihre Wohnungen. Beziehungsweise Lagerräume.

Sie sind nett im Hinterhof zwischen Dortmund und Düsseldorf, im Bergischen Land. Sie sagen du, sagen dufte, sagen Menno. Verscherbeln ihr Zeug auf Ebay, der Bucht, dem Tal. Kriegen nichts dafür, kommen trotzdem, hundemüde: Sie waren hier schließlich mal Kaufleute, Unternehmer. Bewohner eines Landstriches, der industriell was hermachte, als Oberhausen noch leise vor sich hin kokelte.

Niemand nimmt Anteil am Tal der Trauer. Längst so kaputt wie das Nordruhrgebiet, wie Gelsenkirchen. Schlimmer noch: Der Wuppertaler SV hat sich am Dienstag die Schalke-Arena zu Gelsenkirchen angemietet für das Pokalspiel gegen Bayern München. So weg vom Schuss ist Wuppertal, so verzweifelt.

Im Stadion am Zoo, der ehemaligen Radrennbahn, wo die Böschung rutscht, und das Kasino zerschmissene Fensterscheiben hat, hätten sie eine Chance gehabt, auf Regionalligamatsch gegen Toni Klose. Stattdessen spielen sie auf dem Luxus-Schieberasen, verkaufen den Heimvorteil an die Revier-Bazis, weil es gegen die Bayern geht. Müssen Kasse machen, die armen Schlucker aus dem Unterhaus. Ich mag, was Mike Rietpietsch sagt, der rechte Läufer beim WSV: "Den Pokal werte ich als Bonbon, das lutschen wir, dann geht es weiter." Der Drops ist gelutscht.

Nokia: Vor Weihnachten wusste der Chef Bescheid

Auf der heute im Ruhr-Congress Bochum stattgefundenen Nokia-Betriebsversammlung erklärte Nokia-Deutschland Geschäftführer Klaus Goll, dass er bereits vor Weihnachten von der Unternehmensführung in Finnland über die  Schließung des Standortes Bochum informiert worden war. Was vor Weihnachten bedeutet – ein eher dehnbarer Begriff der  kurz (wirklich sehr kurz) nach dem Urknall bis zum 23.12.2007 23.59.59 Uhr, erklärte Goll nicht. Dafür gab es Buhrufe aus der Belegschaft, zahlreiche persönliche Erklärungen von Mitarbeitern und eine Erklärung von Betriebsratschefin Achenbach, dass alle weiter arbeiten soll, bis das Aus des Standortes auch  von Nokia-Deutschland offiziell beschlossen wird.

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Krieg um Nokia – Das Dreckschleudern beginnt

Wenn es um Millionen geht, um ein Handy-Werk in Bochum und einen Finnischen Konzern, muss man damit rechnen, dass es schmutzig wird. Die Wahrheit wird dabei leicht verdeckt.

Heute widersprach der Nokia Betriebsrat Jens König Behauptungen des finnischen Konzerns in der Bild-Zeitung, das der Betriebsrat von den Schließungsplänen vorab gewusst habe. „Natürlich haben wir immer über die Optimierung des Standortes Bochum gesprochen und natürlich standen wir unter Kostendruck. Von einer Schließung des Standortes war aber nie die Rede“, sagte König. So habe Nokia noch im März 2007 in einer internen Mitarbeiterinformation im Intranet mit dem Titel „Questions and Answers: New mobile device factory in Romania“ keinerlei Schließungsabsichten erkennen lassen.

Auf die Frage: „Does the Cluj County factory take production away from other Nokia factories?“ (Wird das Werk in Cluj Produktion von andren Fabriken übernehmen?) antwortete Nokia: „Although demand and factory loading are very much seasonally driven in mobile device business, our existing factories have been operating at a very high capacity due to the global market growth in mobile devices. The reason for the new production facility is to increase our capacity to cater for the demand in markets in Europe and Middle East and Africa.“ (Obwohl die Nachfrage und die Auslastungen der Fabriken wegen des weltweit stark saisonabhängig Mobilfunkmarktes schwankt, produzieren unsere bestehenden Fabriken auf einem sehr hohen Kapazitätsniveau. Der Grund für die neue Produktionsstätte ist die Erhöhung unserer Kapazitäten, um die Nachfrage in den Märkten in Europa und im Nahen und Mittleren Osten und Afrika zu befriedigen.)

Der Kampf wird weitergehen, denke ich. Und es wird immer härter werden.

 

RTG – Firma ohne Geld

Es gibt ein Problem im Regionalverband Ruhr. Und das Problem heißt Ruhrtourismus GmbH (RTG). Wir haben schon mal drüber berichtet. Nun, diese Firma unter öffentlicher Kontrolle frisst seit Jahren Steuergelder. Dabei ist immer noch offen, was eigentlich die RTG machen soll. Die Strategie ist unklar wie ein Fernsehtestbild. Wird sie eine zentrale Station für die Tourismusförderung im Ruhrgebiet? Wenn ja muss sie dick und fett ausgestattet werden und Millionenschwere Werbekampagnen organisieren. Oder wird sie eine schnelle Dienstleisterin für die kommunalen Touri-Chefs von Essen und Dortmund? Falls es das sein soll, dann muss sie mit wenig Geld effektiv arbeiten.

Im Augenblick ist sie weder das eine noch das andere.

Doch genau das soll anders werden. Aus Dokumenten des Regionalverband Ruhr, die dem Autoren vorliegen, geht hervor, dass die neue Geschäftsführung der RTG an einer umfassenden Restrukturierung der Firma bastelt. Die Besucherholer wollen sich im Vorfeld der Kulturhauptstadt kampagnenfähig aufstellen. Tja, guter Plan, aber im Detail, da hapert es gewaltig.

Fangen wir vorne an. Zunächst betreut die RTG vor allem zwei wesentliche Projekte. Einmal die Ruhrtopcard und dann die Extraschicht. Beides Zuschussgeschäfte, die so mittelmäßig sind. Die Ruhrtopkarte haben gerade einmal 42.000 Menschen von 5 Millionen gekauft – trotz dicker Werbung im der WAZ. (Von Erfolg zu sprechen, weil es im Vorjahr noch weniger waren, ist Quatsch. ) Die Extraschicht hat wahrscheinlich jeder schon mal besucht und ein eigenes Bild.

Dazu kommen einige Fahrradwege, die betreut werden, eine Sportbootveranstaltung, die man schon vergessen hat, wenn man die Einladung liest, und das Projekt „Erlebnisraumdesign“.

Hey, das „Erlebnisraumdesign“ ist nach RTG-Aussage das „wichtigste und größte Projekt im Jahr 2008“ Ich wiederhole: „Erlebnisraumdesign“. Schon mal davon gehört?

In diesem Zusammenhang wird der Nebenaspekt ganz interessant, dass die RTG tatsächlich erst seit ein paar Tagen einen hauptamtlichen Chef hat. Vorher war für die Geldgeschichten und die Planungen der Touristiker tatsächlich nur ein Ex-Kulturamtsmann im Nebenjob verantwortlich. Nichts gegen seine Arbeit, aber Nebenjob ist Nebenjob. Und „Erlebnisraumdesign“ als Touriprojekt spricht eigentlich schon für sich über die Wertstellung der Touristiker im Regionalverband, ach was im ganzen Ruhrgebiet.

Aber OK, ich will mich ja nicht polemisch aufregen, vor allem, weil die RTG unter ihrem alten Chef aus den schmalen Möglichkeiten und dem engen Korsett, die der RVR ihr eingeräumt hat, eigentlich was ganz ordentliches gemacht hat. Dass das Ergebnis nachher "Erlebnisraumdesign" heißt, ist halt Pech.

Kommen wir zum Kern der Geschichte: Die RTG macht seit Jahren Miese. Sie war schon ein paar Mal vor der Pleite. Nur dem Willen und der Kraft des alten RTG-Geschäftsführers ist es zu verdanken, dass es die Firma überhaupt noch gibt.

Auch aktuell klappen die Planungen mal wieder nicht. So müssen für das Projekt „Erlebnisraumdesign“ zusätzlich 200.000 Euro eingeplant werden. Der RVR will in 2008 einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro in die RTG pumpen.

Und auch hier wieder miese Aussichten. Die RTG Geschäftsführung muss nämlich bei ihrer aktuellen Kohleplanung einen Vorschuss in Höhe von 350.000 Euro berücksichtigen, den die RTG im vergangenen Jahr eingestrichen hat. Diese Moneten müssen jetzt „zusätzlich erwirtschaftet werden“, wie es in einem RVR-Papier heißt. Man kann es auch anders ausdrücken. Der RTG fehlen jetzt schon hunderttausende Euros, um ihre ohnehin bescheidene Arbeit zu machen, weil das Geld im letzte Jahr verfressen wurde. Die baldige Schieflage ist abzusehen. Der Finanzplan der RTG soll am 6. Februar vorgestellt werden.

Vor diesem Hintergrund laufen nun im vertraulichen Kreis Gespräche mit den Gesellschaftern der RTG. Diese sollen nämlich ihre Anteile für einen Euro an den RVR verkaufen. Der Verband denkt nämlich, wenn er die Musik bezahlt, soll ihm auch die Kapelle gehören. Doch hier rächt sich nun endgültig der Geburtsfehler der Ruhrtouristik.

An der Firma sollten nämlich damals, der früher im NRW herrschenden Wowi-Clement Irsinnslogik folgend, private Gesellschafter beteiligt werden. Die haben jetzt auch Anteile an der RTG und wollen diese auch behalten. Denn: Sie haben dafür Geld bezahlt. Sie haben investiert. Und dem RVR nun für einen Euro eine Beteiligung zu verkaufen? Diese Art von Geschenken macht nur die öffentliche Hand.

Nur zwei Beispiele: Die Centro Management GmbH lässt ausrichten: „Netter Versuch.“ Für einen Euro gebe man die Anteile nicht ab. Und die Geschäftsführerin der Tour de Ruhr, Monika Dombrowsky, bestellt: „Das Thema läuft auf kleiner Flamme.“ Und dann sagt sie einen klaren Satz, den ich an dieser Stelle wiedergeben möchte: „Die Frage ist nicht gestellt und beantwortet, was eigentlich die Aufgabe dieser Gesellschaft ist.“

Für ein paar Projekte brauche ich keine Tourstikfirma. Das ist Unsinn.

Es wäre sinnvoller, wenn sich die RTG um die Grundentwicklung des Tourismus im Pott kümmern würde. Sie müsste Trends erkennen und kommunizieren. Und für die Qualität im Ruhrfremdenverkehr sorgen.

Diese schwammige Aussage klar gemacht: Wenn die RTG sehen würde, dass Haldensurfen eine Trendsportart werden könnte, müsste sie für entsprechende Werbung sorgen, Angebote dazu anregen und überregionale Werbung für die erste deutsche Haldensurfer-WM organisieren.

Ach ja, Mist, ich vergaß: „Erlebnisraumdesign“. Das schöne Geld ist ja schon verballert.

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P.S.

Noch ein paar Sätze zu den Papieren, die ich immer mal erwähne: Ich würde die Dokumente gerne hier hin stellen, wie auch sonst immer, aber dooferweise sind die in Printfassung. Und ich habe keinen tragbaren Scanner. Da ich aber für die Ruhrbarone nur schreibe, wenn ich unterwegs bin und mal ein paar Minuten Zeit habe, kann ich das nicht. Ich versuche das nachzuholen, wenn ich wieder im Büro bin. Solange müsst ihr mir einfach glauben.