Den Ruhrbaronen wurden Teile des Tagebuchs von Grey-Chef Frank Dopheide zugespielt. Die Entwicklung der Kampagne Ruhr hoch n stellt sich jetzt in einem anderen Licht dar.
Frank Dopheide. Foto: Ruhrbarone
18. Dezember 2007: Gerade einen Anruf von E.ON bekommen. Die wollen, dass wir schnell was für irgend so einen Initiativkreis im Ruhrgebiet machen. Der Chef von denen ist da irgendwie dabei. Habe da mal gewohnt und sofort drei Praktikanten rangesetzt. Die haben jetzt kein Weihnachten..he he.
9. Januar 2008: Wenig Schnee in der Schweiz, aber dafür ein herrliches Käsefondue zu Silvester. Die Praktikanten haben ihre Ruhrgebietskampagne fertig. Nicht schlecht: Das Logo von der Kulturdingsbums von CP/Compartner gemischt mit dem hoch 2 von unserer 02 Kampagne. Schöner ökologischer Ansatz – ich stehe auf Recycling. Nur die zwei ist blöd. Die sollen sich mal was einfallen lassen.
17. Januar 2008: Die Praktikanten haben 21 neue Vorschläge gemacht: Statt hoch zwei haben sie die Buchstaben aus dem Alphabet genommen. Mit den meisten Skripts war ich unzufrieden: Das b ist zu fett und zeigt undynamisch in die falsche Richtung, das m sieht aus wie von der Messe Düsseldorf – auch nix. Aber das n gefällt mir. Ich werde es international testen lassen.
19. Januar 2008: Test fertig: Unsere Praktikanten haben mit anderen Praktikanten in London, New York und Tokio gesprochen – an China kommt heute niemand mehr vorbei. Die fanden es auch gut. Muss jetzt nur noch eine Idee haben, was n bedeuten könnte.
2. Februar 2008: Das mit dem n war schwierig: nieten, nullen, nergleute – nix ging. Meine Frau sagte mir, n hätte auch was mit Mathe zu tun. Ich stehe ja auf dieses naturwissenschaftliche Zeug und das ist auch was für die alten Eisenbieger im Revier. Jetzt muss noch ein Slogan her.
7. Februar: Man bekommt heute kein vernünftiges Personal mehr. Die Praktikanten hatten nur eine Schwachsinnsidee: Ein schwarzes Stück Deutschland. Unsinn. Ich will was Englisches.
9. Februar: Die Praktikanten aus London waren schon besser als unsere Nieten: The Capital of Teamwork. Zu lang. Ich mach TeamworkCapital raus.
10. Februar: Nachgeschaut: Capital heißt Hauptstadt – ich weiß schon, warum ich der Chef bin.
15. Februar: Habe den Praktikanten mein altes Powerpoint-Buch geliehen. Anfang März ist Präsentation.
7. März: Präsentation war lau – ein paar waren dafür, ein paar dagegen und so ein Dicker, der mal irgendeinen Schröder kannte, schaute ziemlich biestig. Hab sie aber rumbekommen. Heute Malefizabend bei Pascal und Michaela.
8. März. Der Dicke hatte wohl Kontakt zu einer Zeitung. Unsere Kampagne ist jetzt öffentlich. Egal. Was raus ist, ist raus.
10. März. Die Praktikanten sagen, dass im Interdings jetzt über Ruhr hoch n diskutiert wird. Mir doch egal, solange es nicht auf youtube läuft, kriegt es eh keiner mit.
12. März: Anruf von E.on. Morgen muss ich die Kampagne der Presse im Ruhrgebiet vorstellen.
13. März: Vorstellung war klasse. Ich war gut drauf, sah klasse aus und war charmant wie immer. Was so ein siegreicher Malefizabend doch alles bewirkt.
16. April: War auf einem Treffen mit Vertretern aus dem Ruhrgebiet. Die hatten alle weniger Praktikanten dabei als ich. OK. Das n ist weg, wir nehmen jetzt ein r. Wollten die haben – steht wohl für Ruhrkohle. Mir egal, des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Statt TeamworkCapital wollten die MetropoleWir. Als ich das mit der Metropole in der Agentur erzählt habe, haben alle gelacht (Nicht nur die Praktikanten).
26. April: Jetzt ist doch tatsächlich ein Video auf Youtube.
15. Mai: Jetzt ist es schon wieder in der Zeitung. Habe die Praktikanten auf das Interdings angesetzt.. Die sollen schreiben, wie toll wir uns finden. Noch mal macht keiner blöde Witze über meine Arbeit.
16. Mai: Dumme Sache, die Praktikanten wurden im Interdings erwischt, ohne dass sie ihren Computer verlassen haben. Blöde Sache. Man ist im Internet nicht anonym. Werde mein Surfverhalten überarbeiten. Anrufe von diesem Initiativzeug. Die Praktikanten sollen sagen, dass ich in Lima bin. Da ist jetzt Sommer.