Ende des Bergbaus 2: Mythos Bergmann

Es muss so Ende der 90er Jahre gewesen sein, als ich für das MARABO eine Geschichte über Jugendliche schrieb, die eine Ausbildung bei der DSK begonnen hatten. Dass der Bergbau seinem Ende entgegen ging, war damals längst klar, und dass er für Jugendliche keine langfristige Perspektive bieten würde, sowieso.

Also rief ich bei der Pressestelle der DSK an und bat um die Vermittlung eines Gespräches mit mehreren Auszubildenden.
„An wen hatten Sie denn so gedacht?“, fragte der Kollege von der Pressestelle, und ich erklärte, dass ich gerne mit vier bis fünf Azubis aus verschiedenen Berufsfeldern reden wollte.
Der Mann von der Pressestelle war erleichtert. „Wissen Sie, die meisten Ihrer Kollegen wollen nicht einfach Azubis sprechen, sondern am liebsten welche, die aus Familien kommen, die schon in der fünften Generation unter Tage sind.“ Und die gebe es nun einmal nicht so oft.
Das konnte ich mir ebenso gut vorstellen, wie es mit schwer fiel, an die großen Pütt-Dynastien mit ihrer Liebe zum Bergbau zu glauben. Denn ich stamme selbst aus einer Bergarbeiterfamilie, und alle meine Vorfahren wollten immer nur eins: Raus aus der Zeche.
Mein Urgroßvater mütterlicherseits kam nach Ende des Ersten Weltkriegs aus Wuppertal ins Ruhrgebiet, weil es für ihn als Färber keinen Job mehr gab. Er fuhr einmal unter Tage und schwor sich dann, dass weder er noch seine Söhne jemals dort unten arbeiten sollten. Er selbst hat es geschafft und schaffte auf einer Zeche in Lünen im Maschinenhaus. Seine Söhne machten alle eine Lehre außerhalb des Bergbaus, mussten aber dann doch runter: Es gab keine anderen Jobs für sie. Mein Großvater war mit 13 das erste Mal unter Tage und hatte auch schnell die Schnauze voll. Er versuchte sich als Fuhrmann und später als Lastwagenfahrer. Nach dem Krieg, dem zweiten, gab es auch  für ihn nur noch eine Jobmöglichkeit: Hauer.
Viele meiner Freunde, ich bin Jahrgang 64, hatten Väter im Bergbau. Jeder von ihnen nahm die erste Gelegenheit wahr, einen anderen Job zu ergreifen. Den viel zitierten Bergmannsadel mag es in Einzelfällen gegeben haben, aber er war immer eine Ausnahme. Bitte nur einmal kurz nachgedacht: Wer kriecht freiwillig auf allen Vieren bei über 30 Grad und Explosionsgefahr durch niedrige Stollen mit dem Wissen, dass ein Kilometer Erdreich nur darauf wartet, auf ihn hinunterzukrachen? Eben – Bergmann wurde man aus Mangel an Alternativen, aus Angst vor dem Elend und nicht aus Spaß oder Hingabe an einen Mythos.
Übrigens: Von den jugendlichen Azubis, die ich interviewte, wollten alle bis auf einen nach der Ausbildung das Fachabi machen und dann studieren. Nur einer von ihnen schwärmte vom Beruf des Bergmanns: Ein Junge, dessen Eltern erst zwei Jahre zuvor von Köln nach Dorsten gezogen waren. Bergmann war sein Traumberuf von Kindheit an – er hatte keinen Opa, der ihm die Flausen aus dem Kopf treiben konnte.

Teil 2: ?Über Kooperationen und Aufgabenteilung nachdenken?

Teil 2 des Interview mit Frank Baranowski  – Hier geht zu Teil 1

?: Aber  unter der SPD geführten Landesregierung  unterschied sich  die Schuldenpolitik  zwischen den Regierungspräsidien auch.

Baranowski: Das ist mir schon klar. Aber die Landesregierung bestimmt die Politik, eine Bezirksregierung ist in diesem Zusammenhang die der Regierung nachgeordnete Behörde. Politik wird bei der Landesregierung gemacht. Und da stellt sich auch die Frage, welchen Ermessensspielraum man einer Stadt einräumt.

?: Oberhausen hat doch eine Wette auf die Zukunft gemacht: Schulden wurden aufgenommen, es wurde investiert und am Ende ging die Rechnung nicht auf.

Baranowski: Machen wir uns nichts vor: Es ist absehbar, wann die nächsten Städte in die Pleite laufen. Oberhausen ist doch kein Sonderfall. Der Kreis Recklinghausen klagt doch nicht umsonst gegen das Gemeindefinanzierungsgesetz. Wir brauchen eine bessere Finanzausstattung der Kommunen, sonst kommen wir alle in vergleichbare Situationen wie Oberhausen.

?: Vielleicht ist es ja auch ein Fehler, dass es im Ruhrgebiet so viele eigene Städte mit all ihren Verwaltungen und Kostenapparaten gibt. Viele Städte schrumpfen und haben doch gar keine Chance mehr, allein zu überleben. Warum legen wir, wenn es schon nicht zu einer Ruhrstadt kommt, nicht ein paar Städte oder zumindest Institutionen zusammen?

Baranowski: Ich bin sehr dafür, über Kooperationen und Aufgabenteilung nachzudenken. Dazu gehört aber mehr als Politiker und Bürgermeister, dazu gehört ein gesellschaftlicher Konsens. Was würde denn passieren, wenn wir nur im Kulturbereich die Aufgaben der Städte untereinander verteilen würden? Die einen machen ein tolles Konzerthaus, andere Museen, ein Dritter konzentriert sich auf Theater. Ich könnte Ihnen jetzt schon sagen, wer alles aufschreien würde und wie die veröffentlichte Meinung dazu wäre. Alle lokalen Medien würde laut aufschreien und sagen: „Das ist der kulturelle Ausverkauf !“ – und auf anderen Handlungsfeldern wäre es doch nicht anders.
Solange das aber so ist und es nicht als eine Bereicherung des gesamten Ruhrgebiets gesehen wird, wird es auch keine Zusammenlegungen und keinen Verzicht geben. Wir sollten mehr über Aufteilung sprechen, aber dazu gehört, dass nicht derjenige, der den ersten Schritt in dieser Richtung macht, an den Pranger gestellt wird – und das wird so kommen. Nehmen sie das Beispiel DFB-Fußballmuseum. Da stehen Dortmund und Gelsenkirchen im Wettbewerb miteinander – wissen Sie, was passiert, wenn sich eine Stadt freiwillig zurückzieht?

?: Ich möchte es mir in diesem Fall noch nicht einmal ausmalen. Was aber wäre denn, wenn nicht Dortmund oder Gelsenkirchen, sondern das Ruhrgebiet sagen würde: Wir wollen das Fußballmuseum, das sind unsere Standorte und jetzt wähle aus, DFB?

Baranowski: So ein Verfahren fände ich gut, aber das ist nicht in allen gesellschaftlichen Gruppen akzeptiert, dass, wenn das Ruhrgebiet der Gewinner ist, die eigene Stadt ruhig auch mal auf etwas verzichten kann. Ich  merke das tagtäglich. Wenn ein Unternehmen die eine Stadt verlässt und sich in der Nachbarschaft niederlässt, wird das doch sofort als Verlust für die eigene Stadt wahrgenommen. Auch wenn man erklärt, dass die Firma ja dem Ruhrgebiet erhalten bleibt und die Bürger der eigenen Stadt keinen Job verloren haben. Vor allem diejenigen, die sich in Sonntagsreden für das Ruhrgebiet stark machen, fallen da schnell auf eine lokale Sichtweise zurück, und das, obwohl längst klar ist: Gelsenkirchen profitiert von Ansiedlungserfolgen in Marl, Bochum von Erfolgen in Essen und Herne von Erfolgen in Gelsenkirchen. Genauso sind die Probleme einer Stadt die Probleme aller Städte. Doch wenn es zum Schwur kommt, wird noch immer in sehr engen kommunalen Grenzen gedacht.

?: Wird sich das nicht abschleifen?

Baranowski: Ich glaube, das wird ein längerer Prozess werden.

?: Den man beschleunigen könnte?

Baranowski:
Dabei sind wir doch auf einem guten Weg und haben an Fahrt aufgenommen. Schauen sie sich die Kooperationen im Bereich der Unternehmensansiedlungen an. Mittlerweile kooperieren wir mit anderen Städten, wenn wir keinen Platz für eine Unternehmensansiedlung haben und teilen uns dann die Gewerbesteuer.

?: Bei dieser Entwicklung sollen Sie der entscheidende Motor gewesen sein.

Baranowski:
Das ist doch egal – Hauptsache, es funktioniert jetzt und das tut es. Immer mehr Städte haben sich dieser Initiative von Essen und Gelsenkirchen angeschlossen. Für mich ist der Erfolg des Gewerbeflächenpools ein Beispiel für die Richtung, in die wir gehen müssen. Die Städte fangen an, zusammenzuarbeiten und schließen Verträge miteinander ab. Das ist besser, als wenn man darauf wartet, dass etwas von oben nach unten geschieht.

?: Die Erfahrung lehrt etwas anderes. Beispiel Nahverkehr: Die Städte hätten hier immer kooperieren können und haben es nicht getan. Das Ergebnis ist ein teurer und schlechter Nahverkehr im Ruhrgebiet. Unter der einsamen Entscheidung der Vestischen, die Straßenbahnen abzuschaffen, leiden heute noch ganze Städte. Aus einer regionalen Sicht hätte man einen solchen Unsinn vielleicht nie gemacht, und Städte wie Gladbeck, Bottrop, Recklinghausen oder Herten wären heute ans U-Bahn-Netz  angeschlossen.

Baranowski:
Natürlich sind in der Vergangenheit auch aus meiner Sicht falsche Entscheidungen getroffen worden. Die U-Bahn in Gelsenkirchen hätte ich in Richtung Essen ausgebaut und nicht in Richtung Norden. Aber es ist müßig, sich darüber heute noch zu beklagen. Wir müssen daran arbeiten, dass die Probleme im Nahverkehr künftig gelöst werden.

?: Durch eine gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft?

Baranowski: Perspektivisch ja, aber das wird ein langer Weg und wir müssen die Menschen, die heute in den Nahverkehrsunternehmen arbeiten, mitnehmen. Ein erster Schritt wird eine viel engere Zusammenarbeit sein, als es heute der Fall ist. Und wieder gilt: Wir brauchen Akzeptanz. Denn klar ist doch auch, ein solcher Weg wird Arbeitsplätze kosten. Angefangen bei der Putzfrau bis hin zu den Vorständen. Ich weiß nicht, ob wir uns das in der gegenwärtigen Situation leisten können.  So etwas kann man nicht von oben befehlen, das muss wachsen – aber es gibt keine Alternative zu dieser Entwicklung. Allein der Kostendruck wird dafür sorgen, dass die Städte sich langfristig die heutige Nahverkehrsstruktur nicht mehr leisten können.
Wir müssen lernen, auf  das Ruhrgebiet als Ganzes zu  schauen. Und das nicht nur in Fragen der Infrastruktur, sondern auch bei der Bildung oder den sozialen Verwerfungen im Ruhrgebiet –  aber das sehen die Bürgermeister der anderen Städte auch so.

?: Können das die OBs denn leisten und brauchen wir nicht eine Institution, die eine regionale Sicht hat, damit nicht alles von den Kompromissen der OBs abhängig ist?

Baranowski: Ja, es muss eine solche Einrichtung geben – aber wenn, dann mit einer zweiten Kammer, in der die Städte vertreten sind. Es wäre fatal, wenn es auf der einen Seite Entscheidungen gäbe, die Finanzfolgen für die Städte hätten, ohne dass die Kommunen ein Mitspracherecht hätten.

?: Ist das nicht das Schicksal der Städte und weder auf Landes- noch auf  Bundesebene anders?

Baranowski: Das ist ja auch ein Fehler. Alle staatlichen Ebenen entscheiden auf Kosten der Kommunen, die aber als einzige Ebene gezwungen sind, zu konsolidieren. Das kann nicht gut gehen. Wenn Bund und Land uns ständig neue Aufgaben geben, müssen sie auch für eine vernünftige Finanzierung sorgen. Uns immer mehr Aufgaben zu übertragen, uns kein Geld zu geben  und uns gleichzeitig zum Sparen zu zwingen, nimmt uns alle Handlungsmöglichkeiten.

?: Und auf regionaler Ebene wollen sie dann Mitspracherecht?

Baranowski: Ich will es auf allen Ebenen, aber wenn wir jetzt im Ruhrgebiet etwas Neues schaffen, können wir doch gleich die alten Fehler vermeiden. Ich glaube, ein Ruhrparlament und eine Kammer für die Städte würde zu einer deutlich höheren Akzeptanz führen – wobei ich für einen ehrenamtlichen Rat an Stelle eines professionellen Parlamentes wäre. Wichtig ist auch, dass keine Region dominiert. Es gibt die Sorge in der Emscher/Lippe-Region, von den Städten im Zentrum dominiert zu werden.

?: Aber dann müssten konsequenterweise auch die Bürgermeister der kreisabhängigen Städte in einer solchen kommunalen Kammer vertreten sein, denn der RVR wird Planungshoheit bekommen und im Bereich der Planung sind ja die Landräte außen vor.

Baranowski: Man  muss sehen, wie so eine Kammer konkret aussehen wird. Nur gemeinsam mit den Kommunen und einer Instanz, die das ganze Ruhrgebiet im Blick hat, können wir die Zukunftsfragen der Region lösen.

?: Hängt die Beantwortung vieler Zukunftsfragen im Ruhrgebiet nicht vom demographischen Wandel ab? Immerhin gehören wir zu den wenigen Stadtregionen auf der Welt, die schrumpfen.

Baranowski: Ja, aber es gibt auch Rückzüge aus dem Münsterland, denn ab einem gewissen Alter merken die Menschen, dass sie dort nicht so gut leben können. Die Wege zum Arzt oder zum Einkaufen sind weit, man braucht vielleicht sogar zwei Autos. Wir müssen uns bemühen, hier eine Infrastruktur bereitzuhalten, die es ermöglicht, sich wohnortnah zu versorgen – auch mit attraktiven kulturellen Angeboten. Unser Blick auf die Bedürfnisse der Senioren ist mir im Übrigen viel zu undifferenziert: Alle ab 60 packen wir ein einen großen Topf – wohingegen wir bei Jugendlichen aus gutem Grund sehr genau differenzieren. Angebote für 60jährige müssen anders sein als für über 90jährige. Die Lebensphase „Alter“ ist sehr lang geworden und hat in jedem Teil ihre ganz eigenen Chancen und Probleme. Darauf müssen wir Antworten entwickeln.

?: Müssen wir uns nicht auch noch mehr Mühe geben, junge Familien im Ruhrgebiet zu halten?

Baranowski: Da haben alle Ruhrgebietsstädte viel Zeit verloren. Wir haben in Gelsenkirchen angefangen, Bauland für junge Familien bereit zu stellen, würden uns aber eine größere Nachfrage wünschen. Für mich steht aber fest: Der langfristige Trend der steigenden Energiepreise wird die Positionen der Städte gegenüber dem ländlichen Raum im Wettbewerb um junge Familien stärken – aber wir müssen für jungen Familien noch bessere Angebote schaffen.

?: In Gelsenkirchen ist das einer der Schwerpunkte Ihrer Politik.

Baranowski: Ja, wir besuchen Familien gleich nach der Geburt eine Kindes, stellen Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten vor, bemühen uns auch nach Möglichkeiten,  Kindergarten-Gebühren niedrig zu halten, die Ganztagsangebote auszubauen und geben Schulkindern Bibliotheksgutscheine, um sie so ans Lesen heranzuführen. Wir haben auch das Jugend- und das Schulverwaltungsamt zusammengelegt. Sich intensiv um die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen zu kümmern, ist für mich die Grundlage jeder sozialen Politik. Wir müssen darauf achten, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien den Anschluss nicht verlieren und dass ihre Chancen gewahrt bleiben. Nur gut ausgebildete Kinder und Jugendliche haben später auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt – und gut ausgebildete Menschen machen eine Stadt nicht nur zu einer sozialen Stadt, sondern auch zu einer, die attraktiv für Investoren ist.

?: Der Arbeitsmarkt hat sich in Gelsenkirchen in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Sie konnten sogar, was die Arbeitslosigkeit, betrifft, zeitweise Dortmund hinter sich lassen.

Baranowski: Dass der Arbeitsmarkt sich bei uns gut entwickelt hat, freut uns. Das Ranking mit Dortmund ist nicht entscheidend. Alle Städte im Ruhrgebiet haben eine zu hohe Arbeitslosigkeit und einen viel weiteren Weg vor als hinter sich. Was nutzen solche Rankings einem Arbeitslosen in Dortmund oder Gelsenkirchen? Nichts. Werfen Sie lieber einen Blick auf die Gesamtlage im Ruhrgebiet.

?: Wenn  ich auf das gesamte Ruhrgebiet schaue, sehe ich, dass sich Gelsenkirchen gut entwickelt hat. Was haben Sie getan?

Baranowski: Wir arbeiten sehr eng mit der Arbeitsagentur zusammen. Wenn ein Unternehmen sich für Gelsenkirchen interessiert, tun wir alles dafür, um die möglichen Mitarbeiter passgenau zu qualifizieren. Und natürlich haben wir auch vom Aufschwung der vergangenen Jahre profitiert. Kommt es zur Krise, wie sie von Vielen erwartet wird, werden wir allerdings genau so wie alle in Deutschland schwere Rückschläge erleben – ich mache mir da keine Illusionen.

?: Warum hat Gelsenkirchen trotz der Erfolge der vergangenen Jahre noch immer ein schlechtes Image?

Baranowski: Es ist sehr schwer, etwas an diesem Image zu ändern. Ich habe mal zu Beginn meiner Amtszeit Journalisten von führenden Medien eingeladen, sich Gelsenkirchen näher anzuschauen. Wir sind mit dem Bus durch die Stadt gefahren und haben ihnen gezeigt, welches unsere Herausforderungen sind und wo wir uns auf einem guten Weg befinden. Das kam gut an – aber nach ein paar Monaten war kaum einer der Journalisten noch auf seinem alten Platz. Die Aktion ist also leider verpufft. Ich glaube, es wird noch sehr lange dauern, bis wir das Negativimage abgelegt haben. Solche Bilder wie „Verblühende Landschaften West“ sind leider sehr stabil.

 

Im Pulverdampf

Nach dem Industrieschnee kam Böllersmog.

Bochumer Sylversternacht mit Sichtweiten unter zehn Metern. Schwefelgeruch in der Luft, nasse Haare, gute Laune. Wir sahen einen Mann vor einem Auto herlaufen. Als wir ihn vor dem Gefährt warnten, sagte er "meine Freundin" und lotste sie auf die Autobahnauffahrt.

Und welches Wetter machen wir uns als nächstes:

Chemiehagel, RWE-Gewitter, Windradorkan?

Wünsche nur das Beste für 08!

 

Explosion in Motherwell

Vor einiger Zeit sah ich in meinem Fernsehapparat einen Werbespot für ein anderes Farbfernsehgerät, durch das selbst Plattenbausiedlungen ein rot-grün-blaues Wunder erleben sollen. Gedreht wurden die Farbexplosionen am Bau rund um Glasgow. Wer Hinterlassenschaften von staatlichen Wohnungsbauprogrammen schätzt, wer angegammelte Hochhaussiedlungen mag, der kommt in Schottlands Süden auf seinen Kosten. Und das Städtchen Motherwell ist eine Hochburg für Wohnbeton auf grünem Hügelland. Ein Leverkusen der Lowlands. Nicht nur architektonisch.

Den heimischen Fußballclub erreicht man nach einem Halt an einem mickrigen Regionalbahnhof und einem Spaziergang vorbei an Grünflächen, Verkehrskreiseln, einem Pub, einem Autohaus, einer Lackiererei, plötzlich dem Stadtzentrum, Matrazenlager, noch einige enge Siedlungsstraßen, und so weiter.
Motherwell, the Steelmen, spielen in den Farben Gryffindors (oder umgekehrt) und machen gerade eine schwere Zeit durch. Sie trauern um ihren Mannschaftskapitän, vor dem Stadion und dem Social-Club liegen Schals, Trikots, Blumen für Phil O’Donnell, der auf dem Spielfeld zusammenbrach. Herzanfall. 35.
O’Donnell ist erst vor ein paar Jahren nach Motherwell zurückgekehrt, nach langen, durchwachsenen Jahren bei Celtic Glasgow und Sheffield Wednesday. Das Verletzungspech blieb ihm auch in Motherwell treu. Erst in dieser Hinrunde konnte der Mittelfeldregisseur konstant mitspielen und jetzt dieser Schock.
Zwei Gedanken:
1) Schotten (und Briten) können großartig trauern. Dann kommt etwas zum Vorschein, was auch der Fußball nicht hervor lockt. Ich sah einen historischen Heimsieg gegen Angstgegner Inverness, doch das Stadion lehrte sich still, schnell und sachlich. Jetzt glitzern die Pfützen golden-rot,  Blumen, eine Farbexplosion auf dem Dezemberasphalt.
2) Das Fußballer immer häufiger einfach umkippen und sterben, ist hoffentlich nur ein Zufall. Ich erinnere mich an diese Dokumentation im Fernsehen. An dickblütige Radfahrer, die mitten in der Nacht auf Hotelfluren herum hüpfen, aus Angst vor einem Herzanfall.

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Visionen – oder warum war ich beim Arzt?

Im kommenden Jahr wird was geben – Mein Arzt hat folgende Visionen aufgezeichnet:

In Sachen Kulturhauptstadt muss sich zeigen, ob Fritz Pleitgen (Ex-WDR) mehr drauf hat als schöne Bilder zaubern. CDU-Chef Norbert Lammert ist bekanntlich skeptisch und hat den Oberkulturfuzzi bereits gerüffelt. Wenn man schon ein Piknik auf der A40 machen will, wäre es wenigstens Kunst, für eine Millionen Euro Salami, Bortscht, Dönner, und Frikadellen auf die Bahn zu kippen und jeder soll fressen, bis er kotzen muss. So oder so ähnlich meinte es ein befreundeter Kulturmacho.

 

In der Wirtschaft wird sich zeigen müssen, ob der Regionalverband Ruhr vollends finanziell auf die Nase fällt. Die verbandseigene Abfallgesellschaft Ruhr will ihre Verbrennungsanlage RZR II in Herten ende des Jahres ode Anfang des kommenden in Betrieb nehmen. Nach den vorliegenden Planungsunterlagen sollen Preise je Tonne Müll von über 100 Euro erlöst werden. Im Moment liegt der Marktpreis bei 80 Euro. Tendenz fallend. Wenn das RZR II Geld frisst und keine Gewinne macht, wird der Regionalverband in einen unvorhersehbaren Strudel gerissen. Mit heftigen Folgen für etliche Städte.

 

Der Zusammenschluss der Stadtwerke Bochum, Herne, Dortmund etc. auf die Gelsenwasser AG wird im Sommer für Wind sorgen. Das wird eines der wichtigsten Industriepolitischen Entscheidungen im Pott nach dem Börsengang von Evonik.

Ach und wo wir gerade dabei sind. Bei der RAG-Stiftung und Evonik wird sich im kommenden Jahr zeigen müssen, wie es weitergeht. Im Augenblick versucht Werner Müller gegen den Börsengang zu schießen, während Wilhelm Bonse-Geuking diesen Weg der Kapitalbeschaffung präferiert. Wie ich aus dem Hause der RAG-Stiftung weiß, ist Bonse-Geuking entschlossen Müller zu zeigen, wer Herr und wer Knecht ist. Übrigens wohnt Bonse, wie ihn die Freunde nennen auf einem Bauernhof im Münsterland.

Im Hause des RWE steht der erste Energiestreik der Geschichte an. Auch das wird spannend. Kommt es soweit? Noch fehlt mir der Glaube.

Politisch wird sich im kommenden Jahr nicht viel tun. Spannend wird vielleicht, ob die SPD weiter ihren Konfrontationskurs gegen die Landesregierung im Revier fortsetzt oder eigene Stadtpolitik macht. Die Verbindung der roten Ruhr muss noch beweisen, dass sie schlagkräftig werden kann. Aber mit Frank Baranowski als Sprecher der RuhrSPD könnte sich was entwickeln, dass für Aufsehen sorgt. Ich hoffe nur, es wird mehr als nur Agitprop.

In Dortmund muss sich dann das Schicksal von Gerhard Langemeyer entscheiden. Aber der örtliche Oberbürgermeister ist dermaßen fit, dass ich ihm zutraue trotz aller Probleme seine Position zu behaupten. Herausforderer Franz-Josef Drabig hat ja schon bewiesen, dass er sich überraschend selbst ein Bein stellen kann. Oder erinnert sich irgendwer nicht an die Stricher-Affäre? Ach ja, es war ja nur eine Studentin, im knappen Outfit, die er nach Hause bringen wollte.

Tja, im Sport hat Schalke schon den garantierten Erlös aus den Händen der Gazprom-Funktionäre ausgegeben. Das haben mir die Gazoviki selbst gesagt. Von den vielen Millionen ist sozusagen nur noch die Hälfte da. Auch nicht schlimm, solange Schalke in der Championsleague bleibt. Scheiden die Gelsenkirchener aus und kommen nicht wieder rein, wird es schwer.

Dem BVB in Dortmund werden dafür immer noch die Gewerbesteuern gestundet. Toll, was? Es geht um ein paar Millionen Euro, die die Stadt Dortmund zur Freude der Millionärskicker nicht abruft und dafür sonstwo, bei den Schulen?, einspart. Das weiß ich aus dem Geschäftsbericht der Dortmunder vom BvB. In 2008 soll es wohl mit der Tilgung dieser Steuerschulden losgehen. Kann eigentlich ein Kleinunternehmer seine Gewerbesteuer stunden lassen, oder kommt dann der Gerichtsvollzieher? Das weiß ich jetzt echt nicht.

Das sind die Sachen, die ich sehe. Hachhhhh Übrigens war ich wegen Zahnschmerzen beim Doktor.



Der Bergbau – bis 2018 sinnvolles tun! Teil 1

Nachdem sich im Ruhrgebiet endlich die Meinung durchgesetzt hat, dass die Subventionen für den Steinkohlebergbau aufhören müssen. Und ein Enddatum für die Verschwendung festgelegt ist. Geht es nun darum, bis 2018 was vernünftiges auf den Pütts zu tun.

Und das Vernünftigste ist: Die Kohle unter Tage lassen. Und was anderes machen.

Wenn irgendwann die deutsche Kohle wieder von den Kosten her zum Weltmarkt konkurrenzfähig sein sollte, wäre es doch gut, wir hätten dann noch welche tief unter uns. Denn wenn wir die Kohle jetzt schon abbauen, sorgen wir nur für einen zukünftigen Mangel. Nochmal mit anderen Worten: Wenn die heimische Kohle endlich billiger als Importkohle wird, hätten wir keine mehr, wenn wir jetzt weiter Kohle kratzen. Je länger die deutsche Kohle unter Tage bleibt, desto länger sichern wir die heimische Energieversorgung mit konkurrenzfähiger deutscher Kohle – vielleicht sogar auf Jahrhunderte. Ist doch logisch, oder? Wenn alle anderen Ihre Kohle verbrannt haben, steckt tief unter Gladbeck der letzte Rest gebundenes fossiles CO2. Wie Dreck unterm Fingernagel.

 

Was sollen aber dann die Bergleute tun, wenn nicht Kohle haken? Gut, die könnten die ganzen Bergschäden, die schon entstanden sind, beseitigen, zum Beispiel. Bezahlt werden sie ja sowieso bis 2018 vom Staat. Die könnten auch die alten Schächte, die keiner mehr braucht, wieder auffüllen, mit den Halden, die überall rumstehen, etwa. Das würde auch in Zukunft Bergschäden vermeiden. In den alten Kohlegegenden.

Und was auch noch toll ist: Wenn die Kohle zur Sicherung unserer Versorgung in der Zukunft unter Tage bleibt, dann werden auch keine neuen Ewigkeitsschäden angerichtet. Die Rheindeiche müssten nicht erhöht werden. Keine neuen Gebiete würden unter den Grundwasserspiegel fallen, und bräuchten nicht jahrtausendelang abgepumpt werden. Klasse, oder?

 

Die Nummer Eins

Jens Lehmann wurde in einem Dortmunder Autohaus fotografiert. Jens Lehmann wurde auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt gesehen. Jens Lehmanns Konkurrent bei Arsenal hält einen Elfmeter. Jens Lehmann braucht Spielpraxis, sonst kann er sich die Fußball-Europameisterschaft von der Backe putzen. Jens Lehmann soll sich ein Gefährt mit dem Steuer auf der linken Seite gekauft haben. Der Fall ist klar. Jens Lehmann spielt die Rückrunde in Dortmund.

Oder? klick

Hmmm, im Sommer 2008 zurück, der Kinder wegen, die Euro scheißegal, na so was.

Jens Lehmann muss man eben anders sehen: Jens Lehmann fuhr S-Bahn, hat Leinwände gerne mit kleinen Punkten – Münsterschen Stadtansichten – verziert. Er hat keine (typische) Spielerfrau. Er hat IHN abgelöst. Er ist ein deutscher Gary Cooper oder James Stewart  – entschlossen, auch ehrgeizig, eigenbrödlerisch, aber nicht eitel.

Und: Jens Lehmann ist immer noch ein WELTKLASSEtorwart. Schon deshalb muss er in London bleiben.

Die Macht aus Dortmund

Dr. Gerhard Langemeyer, 63, ist nicht irgendwer. Der Dortmunder SPD-Oberbürgermeister ist einer der mächtigsten Männer im Ruhrgebiet. Leider aber ist der ehemalige Kulturpolitiker kaum über die Stadtgrenzen seines Sprengels hinaus bekannt. Das sollte sich ändern, finde ich. Denn der echte Ruhrbaron Langemeyer stellt einige der wichtigsten Weichen im Revier.

Zum Beispiel hat er als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Schüchtermann Schiller’sche Familienstiftung dafür gesorgt, dass Schalke 04 eine Klinik auf das Stadiongelände nebend er Arena gesetzt bekam. Das hat den Kickern vom FC Schalke ein paar schicke Kröten eingebracht, als es dem Club wegen diverser Problemgeschäft gerade nicht so gut ging.

Aber auch für die Dortmunder Kicker vom BVB hat Langemeyer ein Herz. Die Balltretern genießen in Langemeyers Stadt ein seltenes Steuerprivileg. Ihnen wurden Millionensummen gestundet, um die Pleite der Reichtumskicker abzuwenden.

Aber auch wirtschaftlich ist Langemeyer eine Nummer im Revier: Als Aufsichtsratschef der Stadtwerke Dortmund kontrolliert der Politiker die Zusammenfügrung der Gemeindebetriebe aus Dortmund und Bochum auf die Gelsenwasser AG. Gleichzeitig ist er ab Januar als Aufsichtsrat der WestLB an den strategischen Beatungen eines der wichtigsten potentiellen Financiers des Deals beteiligt. Und auch beim RWE, das ebenfalls überlegt, bei dem neuen Gelsenwasser-Stadtwerk einzusteigen, hängt Langemeyer mit im Aufsichtsrat.

Aber sicher am wichtigsten ist der Einfluss den Langemeyer tief in den Innereien des Essener Stromriesen ausüben kann. Wie, das erkläre ich mal möglichst kurz hier: Weitaus größter Anteilseigner des RWE ist die so genannte RW Energiebeteiligungsgesellschaft. Dahinter verbergen sich die KEB Holding AG und die RW Holding AG. Wer diese beiden Firmen kontrolliert, führt ein entscheidendes Wort im Stromriesen. Hinter der RW Holding AG stecken viele Städte. Die Gesellschaft selbst aber wird nicht von den Kommunen gesteuert, sondern von der WestLB, deren Aufsichtsrat Langemeyer in wenigen Tagen beitritt. Die Bank hat nach meinen Informationen einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit der RW Holding. Der Geschäftsführer der RW Holding ist Angestelter der WestLB. Die Hauptversammlung der AG fand vor ein paar Tagen in der WestLB statt.

Die KEB Holding wiederum gehört zu 65 Prozent den Dortmunder Stadtwerken, einer weiteren Langemeyer-Adresse. Die entscheidende Vorstandsfrau der KEB Holding ist die Kämmerin von Dortmund. Und damit eine direkte Untergebene von Langemeyer.

Natürlich ist klar, wer sich dermaßen gut in Wirtschaft und Politik vernetzen kann, ist keine Pfeife. Langemeyer ist einer der fähigsten strategischen Köpfe der NRW-Solzialdemokratie. Wie gut sich durchsetzen kann, will ich nur an einem Beispiel erklären:

Langemeyer spielt im Regionalverband Ruhr (RVR), als damaliger Vorsitzender des Vorstandes, eine sehr wichtige Rolle. Der schwachen Chef des Verbandes Heinz-Dieter Klink, gilt als Indianer von Langemeyers Gnaden.

Wie dem auch sei, hier will ich erzählen, wie Langemeyer seinen Wunschkandidaten Hanns-Ludwig Brauser, dem Macher der Projekt Ruhr GmbH mit durchaus zweifelhaften Ruf, als Chef der Wirtschaftsförderung des RVR durchzusetzen konnte. Die Grünen lehnten nämlich Brauser unter anderem wegen seiner dubiosen Praktiken bei der Projekt Ruhr ab. Der Dortmunder Oberbürgermeister war aber bereit, die rot-grüne Kolaition im RVR scheitern zu lassen, wenn die Grünen Brauser nicht mittragen würden.  Sein Kalkül, die Grünen würden eher den Frosch Brauser fressen, als sich mit der CDU zu einigen. Zum Schein ging Langemeyer sogar auf Verhandlungen zur Bildung einer großen Koalition im RVR ein, um die Grünen zu brechen.

Das Kalkül des Sozialdemokraten ging tatsächlich auf. Nach heftigen Turbulenzen fraßen die Grünen Brauser, wählten ihn zum Chef der Wirtschaftsförderung, und gaben damit über weite Teile ihre politische Handlungsfähigkeit im RVR preis. Als gebrochene Partner sind sie jetzt Mehrheitsbeschaffer, denen nur ab und an ein Häppchen zugeworfen werden muss. Selbst bei dem grünen Urthema "Umweltzone Ruhr" können sich die Grünen nicht mehr gegen Langemeyer durchsetzen.

Ich finde, für eine solche durchsetzungsstarke Politik gebührt Gerhard Langemeyer Achtung. Er hat die Grünen diszipliniert, wie vor ihm vielleicht nur Joschka Fischer. Chapeau!!

Auch seine Wirtschaftspolitik ist aus Perspektive der SPD nicht zu dumm. Er hält die Fäden des kommunalen Einflusses zusammen. Leider hat seine Stadt wenig davon. Noch immer ist die Großkommune unter Haushaltssicherung.

Und ob Langemeyers Fortune seine politische Karriere in Dortmund retten kann, ist mit dem steigenden Einfluss von Franz-Josef Drabig, dem SPD-Unterbezirksvorsitzenden, ebenfalls fraglich. Vor allem nach der Koksaffäre, direkt in Langemeyers Umfeld, bei der Säckeweise Geld verschwand.

Ich wünsch ihm das beste.

 

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STREIK IM POTT

Die Gewerkschaften Verdi und IGBCE drohen beim RWE mit STREIK – das haben mir die Verantwortlichen persönlich gesagt. Schon Mitte Januar soll über die Urabstimmung entschieden werden, wenn bis dahin kein vernünftiges Tarifangebot der Konzernleitung auf den Tisch kommt. Die Gewerkschaften wollen, dass die Mitarbeiter an den Gewinnen beteiligt werden. BASTA und WOW.

Streik beim RWE. Das gabs noch nie. Oder vielleicht 1918/19 in den Wirren nach dem ersten Weltkrieg oder 1920 im Ruhraufstand. So genau weiß das keiner. Der neue RWE-Chef Jürgen Großmann hat die Drohung nach nur acht Wochen im Amt am Hals. Das ist flott.

In meinen Augen ist diese Story der wichtigste Knackpunkt für den RWE-Chef. Schafft er den Konflikt freundlich vom Eis, kann Großmann seine Macht nicht nur gegenüber den mittleren Managern durchssetzen. Dann hat er auch die Belegschaft gewonnen. Eskaliert Großmann aber den Streit, dann wird es für ihn eine verdammt harte Amtszeit.

Denn anders als bei seinem Stahlwerk ist Großmann beim RWE auf eine Menge Leute angewiesen, die seinen Kurs unterstützen. Die Gewerkschaften können über die SPD-Kommunen Einfluss auf die Kapitalbank im Aufsichtsrat nehmen. Sie sind in den Betriebsräten stark und haben selbst Kollegen in den vielen RWE-Kontrollgremien. Überall können sie Fußangeln für den Chef auslegen.

Zuletzt: Auch anders als bei der Georgsmarienhütte hat Großmann mit der IGBCE und Verdi gleich zwei Gewerkschaften gegen sich, die sich in Arbeitnehmerfreundlichkeit profilieren müssen, um jede für sich Mitglieder zu gewinnen und ihren Einfluss zu sichern. Beide Gewerkschaften sind kampferprobt und furchtlos.

Eigentlich ist ein Streik beim RWE undenkbar. Es wird spannend, ob Großmann das Risiko einer Kraftwerksabschaltung eingeht, oder nicht doch einfach 8 minus X Prozent mehr Lohn an alle Arbeiter zahlt. Wenn die Gewerkschaften nur einen Tag lang die Kohlekraftwerke stilllegen, ist der Verlust für RWE größer als jede Lohnerhöhung.

 

Mannis Schwäche

Nicht wenige der Autoren in diesem Blog interessieren sich für Fußball. Einige der Kollegen können sogar trefflich Fußballspiele analysieren – zu denen gehöre ich sicher nicht. Das macht die Anhängerschaft zu Schalke 04 vielleicht leichter, ist jedoch wohl keine Bedingung, wie ein sehr schönes Interview mit Manni Breuckmann in der Welt zeigt, der Mann, mit dem ich an einem Tag im Sommer 2001 die wohl dramatischsten Augenblicke meiner bisher 20jährigen Schalker Zeit erleben durfte.