Palästinensischer Flüchtling werden für Anfänger

Angriffe auf die Grenze Israels Foto: IDF


Palästinensische Flüchtlinge stürmen die israelische Grenze und werden von Soldaten der Israel Defense Force (IDF) zusammengeschossen. Diese Bilder gehen gerade um die Welt. Doch was ist eigentlich ein palästinensischer Flüchtling?

In ein paar Tagen oder Wochen könnten wir wieder, wie vor vier Jahren, antisemitische Demonstrationen erleben. Damals gingen Muslime, Mitglieder der Linkspartei, Neonazis und berufsbetroffene Mitglieder der beiden großen Kirchen zum Teil gemeinsam gegen Israel auf die Straße.  Palästinensische Organisationen, darunter auch die terroristische Hamas, wollen Bilder provozieren, die den Antisemitismus anheizen – dass Menschen für dieses Vorgehen mit dem Leben zahlen werden, ist ihnen egal. Sie setzen auf das Mitleid, das viele gegenüber Flüchtlingen empfinden. Doch  palästinensische Flüchtlinge sind etwas ganz Besonderes – jeder Ruhrbarone-Leser kann einer werden.  Und das hängt damit zusammen, wie die das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) festlegt, wer als Flüchtling gilt. Anfangs waren das die gut 800.000 Araber, die ihren Wohnort im arabisch-israelischen Krieg verloren haben. Die Zahl der Juden, die in Folge dieses und der weiteren israelisch-arabische Kriege aus den arabischen Ländern vertrieben wurden, war übrigens ungefähr genau so groß.

Das Glück der vertriebenen Juden war, dass sie nach Israel kommen konnten und in einem demokratischen und zunehmend wohlhabenden Land integriert wurden. Niemand fordert mehr ernsthaft ihr Rückkehrrecht nach Marokko, Tunesien oder Syrien. Das Pech der vertriebenen Araber war, dass sie in den arabischen Staaten, mit Ausnahme Jordaniens,  nicht integriert wurden und man sie dort bis heute oft in Lagern leben lässt. Allzu solidarisch gehen die meisten arabischen Staaten also nicht mit den palästinensischen Flüchtlingen und ihren Nachkommen um. Sie dienen ihnen als Waffe gegen Israel. Und das funktioniert bis heute gut,  weil sich die Forderung nach einem Rückkehrrecht nicht nur auf die – heute zumeist hochbetagten – Menschen bezieht, die 1948 geflohen sind, sondern auch auf ihre Nachkommen: Je länger der israelisch-arabische Krieg vorbei ist, je mehr Flüchtlinge gibt es. Heute zählt das UNRWA fast 5 Millionen Flüchtlinge. Fast alle wurden nicht im Siedlungsgebiet ihrer Vorfahren geboren: Sie haben ihren Flüchtlingsstatus geerbt. Man kann ihn allerdings auch anders bekommen: Via Adoption. Jeder Leser dieses Blogs kann sich also darum bemühen, anerkannter palästinensischer Flüchtling zu werden. Niemand käme auf die Idee, Millionen von Polen, deren Vorfahren von der Sowjetunion zum Beispiel aus der heutigen Ukraine vertrieben wurden, ein Rückkehrrecht einzuräumen. Bei den Palästinensern ist das anders.

Nach landläufiger Ansicht sind diejenigen, die zur Zeit mit Molotowcokstails, brennenden Autoreifen und Steinschleudern die Grenze zwischen Gaza und Israel angreifen, keine Flüchtlinge. Sie leben sogar in einem von Palästinensern kontrollierten Gebiet: Dem Gaza-Streifen. Dort regiert die terroristische Hamas. Die Milliarden Euro an Hilfsgeldern werden allerdings nicht genutzt, um das Leben der Menschen zu verbessern, sondern um Krieg zu führen. Die Palästinenser in Gaza hätten jeden Grund, gegen ihre Regierung zu demonstrieren – einen Grund Israel anzugreifen haben sie nicht. Denn dass die Grenze zwischen Gaza und Israel so  stark ausgebaut ist, wie sie es heute ist, hat seinen Grund in den den ständigen Angriffen aus Gaza.

Ja, die Menschen in Gaza sind arm und die Lebensbedingungen sind miserabel, aber das liegt an der Hamas und dem Streit zwischen der Hamas und der anderen großen Palästinenserorganisation, der Fatah. Eigentlich könnte Gaza ziemlich wohlhabend sein – wenn es nicht ständig Krieg mit Israel führen würde. Die Lebenshaltungskosten in Israel sind hoch. Einkaufszentren in Gaza,  in denen Lebensmittel günstiger wären als in Israel, wären eine gute Geschäftsidee, wenn die Palästinenser sich vom Judenhass verabschieden würden und Besucher aus Irael freundlich empfingen. Strandbars und Hotels mit günstigem Alkohol könnten sich vor Gästen aus Israel kaum retten, denn dort ist Bier ein Luxusgut. Eine ziemlich junge Bevölkerung ist für viele Unternehmen attraktiv – auch als potentielle Arbeitskräfte und das sowohl für israelische wie für arabische Unternehmen.  Wäre das Verhältnis zwischen Gaza und Israel wie das zwischen Holland und Deutschland, würde es den Palästinensern deutlich besser gehen. Und den Israelis auch, denn sie müssten nicht so viel Geld für ihre Armee ausgeben.

Aber  darum geht es nicht: Mit der Forderung nach „Rückkehr“ wird Israel in seiner Existenz bedroht. Fast 5 Millionen Araber würden den Charakter des Landes auf einen Schlag verändern, sie würden es schlicht überrennen. Verteidigt Israel seine Grenzen, entstehen die Bilder, die auf der ganzen Welt gerne gesehen werden: Eine hochgerüstete Armee erschießt friedliche Demonstranten. Dass die gar nicht so friedlich ist, dass unter den Demonstranten auch zahlreiche Terroristen sind, wird dabei gerne übersehen. Ja, Gaza müsste befreit werden, aber nicht von Israel, sondern von der Hamas. Aber dafür wird in Deutschland, wenn es soweit ist, kaum einer auf die Straße gehen. Antisemitische Parolen dürften auch dieses Mal wieder das Bild bestimmen.  Bereiten wir uns also darauf vor, diesen Parolen entgegenzutreten.

 

 

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Gerd
Gerd
6 Jahre zuvor

Danke, das mit der Adoption kannst ich noch gar nicht. Die Lebensbedingungen dagegen sind nicht so übel. Immerhin ist die Lebenserwartung höher und die Kindersterblichkeit geringer als in Ägypten.

Und was die jüngsten Opfer angeht. Die Zahl 1.400 stammt von der normalerweise flunkernden Hamas, die immerhin zugegeben hat, dass fünf der fünfzehn Toten Terroristen waren.

https://www.timesofisrael.com/idf-at-least-10-of-the-16-killed-at-gaza-border-were-members-of-terror-groups/

vincent_b
vincent_b
6 Jahre zuvor

Das ist selbst für Eure Verhältnisse bei diesem Thema ein doch reichlich zynischer Text. Es wurden ein dutzend Leute erschossen, die in dieser Situation nichts "Militantes" getan hatten. Das kann man auch einfach Mal zur Kenntnis und kritisieren, statt irgendeine Nebenkonstruktion aufzumachen, die – auch wenn sie vielleicht nicht so falsch ist, die Tatsache dieser krass aus dem Ruder gelaufenen Militäraktion nicht verscheinden lässt.

Der Text lässt mich einigermaßen sprachlos zurück. Ich bin nicht sicher, ob mein Israel wirklich noch mehr "Freunde" wie Herrn Laurin braucht.

mfg aus Berlin

R.A.
R.A.
6 Jahre zuvor

> die in dieser Situation nichts "Militantes" getan hatten.
Einen gesperrten Grenzbereich zu stürmen IST militant. Und es völlig legitim und normal, daß die israelische Grenzverteidigung ihren Job macht und die Angreifer zurückschlägt.

Henny Jahn
6 Jahre zuvor

Danke, wie immer ein super Artikel, wenn es um Israel geht.

discipulussenecae
discipulussenecae
6 Jahre zuvor

#2

Was bitteschön soll denn an diesem Text zynisch sein? Oder halten Sie die Wahrheit an sich für zynisch? Jeder, der sich nur ansatzweise neutral mit dem Gaza-Konflikt beschäftigt, wird zum gleichen Resultat wie der Autor kommen.

Das ist ein sehr guter und zutreffender Artikel, der genau zur richtigen Zeit kommt. Und endlich mit den billigen Gewißheiten der verbrämten Antisemiten aufräumt!

ichoderdu
ichoderdu
6 Jahre zuvor

@#2 Fast alle der Toten waren bekannte Terroristen., Das kann jeder nachlesen und überprüfen der das möchte. Aber klar lieber irgendwas von armen friedlichen Palis erzählen die doch nur ein Picknick gemacht hatten und dann angegriffen wurden von der bösen IDF weil die auch was von dem leckeren Essen ab wollten.

Michael
Michael
6 Jahre zuvor

Es kann jeder die Fakten mittels einer Suchmaschine recherchieren. Hier ein möglicher Ausgangspunkt:

https://www.mena-watch.com/gaza-grossteil-der-getoeteten-gehoerte-terrorgruppen-an/

Kurzversion: http://drybonesblog.blogspot.de/2018/04/gaza-command.html

mike
mike
6 Jahre zuvor

komisch das hier ein land bejubelt wird ,das ein Volk entrechtet, das menschen die Heimat geraubt hat,das seit 70 jahren das Westjordanland besetzt hält,undwo es gesetzte gibt die Araber klar benachteiligen.
und ihr so: alles korrekt, alles ganz fair, alles richtig was Israel macht.
beschämend

KlausW
KlausW
6 Jahre zuvor

Tustimmung zu 2), vincent b

Herr Laurin, dass mit einer Adoption auch die Staatsangehörigkeit erworben werden kann- und in diesem Fall auch die Flüchtlingseigenschaft- ist ein ganz normaler juristischer Vorgang. Warum Sie das hier so aufbauschen, ist nicht ganz nachvollziehbar, außer natürlich, dass Sie die palästinensische Sache an dich – wie schon von Ihnen gewohnt- diskreditieren wollen.
Dieser Versuch hier ist allerdings gänzlich untauglich.

Ob es in nennenswerter Anzahl Adoptionen bei Palästinensern gibt, weiß ich nicht.Möglich ist es in gewissem Umfang schon, beispielsweise wenn Elternteile von der israelischen Armee erschossen wurden oder sie für Jahrzehnte in israelischen Militärgefängnissen verschwunden sind.

Ihre Aussage, dass Leser der Ruhrbarone auch per Adoption die palästinensische Flüchtlingseigenchaft erlangen könnten, muss man aber schon einschränken.

Sie, Herr Laurin, – und einige Ihrer Claquere – werden sicher niemals in die Situation kommen, denn ich kann mir keinen Palästinenser vorstellen, der Sie -auch unabhängig von diesem ekelhaften und zynischen Artikel -adoptieren würde.

Einen schönen Abend noch!
.

mike
mike
6 Jahre zuvor

ja das stimmt wohl,ich bejubel nicht diese terrorbanden.
aber ihr stellt euch ohne diese fragen zu beantworten einfach hinter Israel,und blendet aus das dieses land auf raub,vetreibung und Terror gegründete land , menschen entrechtet,land raubt und das alles wird nicht erwähnt,weil euch die dunkelen 12 jahre in Deutschland so fertig machen,das ihr das leid und das unrecht in gaza und im Westjordanland nicht mehr seht.
70 jahre Besatzung!! was würdet ihr tun???

discipulussenecae
discipulussenecae
6 Jahre zuvor

#11

Jaja, immer das böse "auf raub,vetreibung und Terror gegründete land" … Fragen Sie doch mal die Ukrainer, Polen, Finnen etc., die von der Roten Armee vertrieben wurden, der ein Angroffskrieg natürlich fremd war. Wo ist deren Flüchtlingshilfswerk? Wer demonstriert für deren Rückkehrrecht in die alte Heimat? Und wer boykotiert dafür russische Waren?

Es wird Zeit, in den politiachen Realitäten des 21. Jahrhunderts anzukommen!

Michael
Michael
6 Jahre zuvor

#8

Sie sollten sich mit der Geschichte Israels auseinandersetzen. Von einer Besetzung des Westjordanlands kann nicht die Rede sein. Die Araber haben eine Regierung in Ramallah, die über weite Teile des Westjordanlands autonom herrscht. Natürlich greifen die israelischen Streifkräfte ein, wenn es zu Terrorakten, wie den regelmäßig stattfinden Attentaten mit Autos & Messern kommt. Zudem ist nicht zu vergessen, dass das Westjordanland umstritten ist. Es ist nun mal nicht so, dass es den Araber "gehört". Wie gesagt einen Auseinandersetzung mit der Geschichte Israels sollten Sie sich schon gönnen.

#10

"… die Flüchtlingseigenschaft- ist ein ganz normaler juristischer Vorgang …"

Das ist nicht normal: es gilt von den Völkern, die in den knapp 200 Staaten der UNO versammelt sind, nur für die "Palästinenser".

Gerd
Gerd
6 Jahre zuvor

#11:

"und blendet aus das dieses land auf raub,vetreibung und Terror gegründete land"

Ja, Israel wurde gegründet von Menschen, die man mit Terror, Raub und Mord aus Europa und Arabien vertrieben hat.

nussknacker56
nussknacker56
6 Jahre zuvor

Alles Notwendige ist im Artikel sehr gut dargelegt. Jetzt melden sich wieder die üblichen hiesigen Beifallklatscher der legendären palästinensischen Friedensbewegung zu Wort.

Der erste Betroffene, vincent_b, macht sich viele Gedanken um militärische Taktiken, die aus dem Ruder gelaufen seien, um Terroristen, die ganz lieb sind und nichts „Militantes“ getan haben, ja sogar um „mein Israel“ grämt er sich: wegen dessen „Freunden“ bzw. schlechten Umgang.

Der zweite, mike, macht von seinem Menschenrecht, Israelhasser zu sein, direkt Gebrauch und „bejubelt“ zum wiederholten Male keine Terrorbanden – mit Ausnahme der palästinensischen. „70 Jahre Besatzung“, jammert er und setzt noch ein „was würdet ihr tun???“ dazu.

Der dritte, KlausW, darf da natürlich nicht fehlen. Für die Vererbung des Flüchtlingsstatus in der mittlerweile fünften Generation hat er erwartungsgemäß vollstes Verständnis. Er plappert von „Elternteilen“, die entweder von der israelischen Armee direkt erschossen werden (so mutiert unversehens jeder palästinensische Terrorist zum fürsorglichen Papi oder zur lieben Mami) oder er fantasiert, dass diese Elternteile „für Jahrzehnte in israelischen Militärgefängnissen“ verschwinden. Es lohnt die Mühe nicht, die mörderischen „Kleinigkeiten“ aufzuzählen, für die diese Papis und Mamis in israelischen Gefängnissen ihren zweiten Bildungsweg nachholen dürfen.
————–
Mal sehen, wer noch alles zum Familientreffen der angeblichen „Palästinenserfreunde“ kommt.

Ines C.
Ines C.
6 Jahre zuvor

@Klaus W.: Ich bin in dritter Generation Schlesien-Flüchtling -nicht adoptiert. 😉
Und fänd es völlig absurd, Rückgabeforderungen zu stellen. Wer unmenschlich genug ist Kriege anzufangen, muss halt mit Verlusten leben. End of Story.
Stattdessen eine Demokratie aufzubauen, mit einer funktionsfähigen Regierung, einer echten Opposition, einem guten Bildungs-System und Journalisten ohne Maulkorb, hat das Leben sehr viel lebenswerter gemacht. Stell Dir vor, es ist Terror und kein Palästinenser geht hin.

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[…] was nichts anderes als den Untergang Israels bedeuten würde. Denn die Palästinenser sind die einzige  Flüchtlingsgruppe der Welt, die durch Vererbung, Heirat und Adoption immer größer wird: Aus den 700.000 […]

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