Papa erzählt vom Krieg – der Sterne

„Irgendwie alles.“ Antwortet mein 10jähriger, als ich ihn abends frage, was ihm bei unserem heutigen Ausflug am besten gefallen hat. Soweit werde ich nicht gehen. Ich mochte das kleine miese Viech am meisten, das bei Jabba im Thronsaal ist, und dessen Gestaltung durch Jim Henson man durch und durch erkennt. Wir waren in Mönchengladbach. Und um das Resümee vorweg zu nehmen: es lohnt sich da hin zu fahren. Es lohnt sich aber immer noch diesen Artikel weiter zu lesen, hoffe ich zumindest.

Beschreibungen von Besuchen eines Museums, Theaters, einer Ausstellung reproduzieren viel zu oft einfach Daten aus dem Pressebereich des Veranstalters. Sie lesen sich dann eben auch wie Pressemitteilungen, glatt und abgedroschen und halten mich stets davon ab, irgendwo hin zu fahren. Folglich erfahrt ihr hier nicht, wie wieviel Quadratmeter das Museum/ die Ausstellung „Stars of the Galaxy“ in Mönchengladbach hat, wieviele Exponate es in wie vielen Räumen gibt, was der Eintritt kostet und sowas alles. Schaut halt auf die Homepage.

Ausflüge mit Kindern sind ein ganz eigenes Ding. Kinder interessieren sich nicht für Quadratmeterzahlen, für Eintrittskosten, oder die Frage, wieviel Arbeit hinter einer Ausstellung steckt. Für Kinder ist entscheidend, ob sie Spaß haben, ob sie gefesselt werden, ob sie Dinge wieder erkennen, die sie an anderer Stelle schon gesehen oder erlebt haben, ob sie daran anknüpfen können. Und vor allem, wie gut die Zeit ist, die sie mit ihren erwachsenen Begleitpersonen verbringen. Umso schwieriger wird es, wenn die Kinder, mit denen man irgendwo hinfährt, altersmäßig auseinander sind. Was der eine cool findet, findet der Ältere langweilig, oder Jüngere ist eben noch zu jung, um Dinge zu verstehen.

Ich fahre eigentlich gerne in Indoorspielplätze. Ernsthaft. Da können die Kurzen sich austoben, ich kriege nen Kaffee und es ist für jeden was dabei. Doch manchmal will man ja auch mal was anderes machen. So sind wir in „Stars of the galaxy“ gelandet. Wir kannten es davor nicht. Eine populäre Internetseite listete es auf Platz 2 der Kindermuseen in NRW. Also hin, entschied ich.

Direkt zu Beginn, aber auch schon auf der Homepage, wurde uns empfohlen, die App „Snoopstar“ herunterzuladen. Macht das auf jeden Fall. Auf jeden Fall. Ärgert euch aber nicht zu sehr, dass diese App nicht voll funktioniert. Das ist so eine Argumented Realitiy App – sprich: ihr zeigt mit dem Hand auf irgendwas und dann seht ihr auf dem Bildschirm Veränderungen. Ein kleiner Roboter erzählt euch was zur Ausstellung, ihr könnt Interviews sehen. Richtig cool ist es, wenn die Star Wars-Dioramen, also die Szenenbilder mit Miniaturfiguren, zum Leben erweckt werden – mit Bewegung und Sound.

Das Ding hat nur seine Tücken: manchmal ist es zu dunkel, da müsst ihr dann die Lampe des Handys einschalten. Die App geht auch unfassbar schnell in den Snooze-Modus – kann man sicher irgendwie abstellen, aber wieso macht man sowas direkt als Grundeinstellung? Manche der Scandingsis funktionieren schlicht nicht. Keine Ahnung, geht halt nicht. Man probiert es dann trotzdem mehrfach, und ärgert sich ein wenig. Tatsächlich nur ein wenig, weil es insgesamt eher ein Add-On ist. Da ist echt noch Luft nach oben, vor allem auch deswegen, weil man sich natürlich darauf freut, was da gleich zu sehen sein wird.

Wie der Name „Stars of the galaxy“ nahe legt, ist Star Wars das prägende Thema. Knapp 80-90% der Exponate und Aufbauten kommen aus Star Wars, und das Ganze hat was von einer Museum gewordenen Convention: es gibt alles, wirklich gefühlt alles von Star Wars: Figuren, Legobauten, Szenenbilder, Installationen, Autogramme, Repliken von Filmgegenständen. Das Ganze dann in X Räumen, die alle irgendwie so wirken, als hätte jemand sein Wohnzimmer mit der Arbeit von Jahren vollgepackt, und noch ein Wohnzimmer und noch eines, und einen Hobbykeller, und dann auch noch einen ausgebauten Dachboden und wieder von Anfang. Es ist heimelig und gemütlich. Hier und da hat es etwas leicht amateurhaftes, wenn die Wände nicht ganz richtig abgehangen sind oder Figurenzusammenstellungen irgendwie ein wenig willkürlich wirken. Aber das, was präsentiert wird, ist so unfassbar originalgetreu, so gut aufbereitet, dass es mit professionellen Exponaten in großen Freizeitparks mithalten kann. Die Detailgenauigkeit ist einfach der Hammer.

Besonders umgehauen hat uns, so habe ich als Oberhaupt des Ausflugs beschlossen, der Nachbau der Szene im Dagobar-System, in der Luke und Yoda an dem Tümpel sitzen. Luke versucht, den versunkenen X-Wing rauszuholen, und Yoda haut raus, dass er es nicht versuchen soll, sondern liefern soll – oder es lässt es halt. Diese Szene hat einen eigenen, großen Raum. Alles hat Original-Größe, inklusive des X-Wings, der sich sogar bewegt. Richtig coole Sache.

Aber haben Kinder denn nun etwas davon? Das hängt, und das freut mich, von dem Erwachsenen ab, der mit ihnen da ist. Ich war begeistert. Meine Jungs sind 5 und 10 Jahre alt. Sie kennen Star Wars, der eine mehr, der andere weniger, aber beide eben schon. Wären sie einfach alleine da durchgegangen, hätten sie schon vieles interessant gefunden, und hätten hier und da gestaunt, aber ich glaube nicht, dass mein Großer zu obiger Aussage gefunden hätte.

Wenn ich auf das Publikum schaue, dann war da schon ein Muster zu erkennen: meist Pärchen mit ihren Kindern, in etwa im Alter meiner Jungs. Diese Pärchen waren meist in meinem Alter, vielleicht plusminus 6 Jahre, also Mitte/ Ende Dreissig bis Anfang Fünfzig. Es waren auch Väter alleine mit ihren Kindern da, aber auffallend keine Mütter alleine, aber das meiste waren Pärchen, offensichtlich die Eltern der Kinder.

Jetzt kommt das Entscheidende des Ganzen: „Stars of the galaxy“ ist für mich ein „Erzähl-Museum“. Ich habe so etwas noch nie erlebt, und ich arbeite seit 1999 mit Kindern, und habe eigene Kinder seit 10 Jahren. Überall, in allen Räumen, standen Erwachsene, die Kindern etwas zu den Figuren erzählten, wer die Figuren sind, was da in welchem Film passiert. Aber auch, und das ist wirklich berührend, was sie mit Star Wars erlebt haben, wie alt sie da waren. Da kommen Gefühle, Erinnerungen – da werden Erlebniswelten verbunden, und beide Seiten merken das. Es werden Details entdeckt, diskutiert, eingeordnet.

Ich habe von meiner Liebe zu Jim Hensons Figuren erzählt, und auf der Rückfahrt mit dem 10jährigen darüber diskutiert, welche Probleme die gelähmte Demokratie der Alten Republik hatte. Den Kleinen habe ich immer wieder hochgehoben, auf Figuren gezeigt, und ich wusste gar nicht, wie sehr man Javas abfeiern kann. Spoiler: sehr.

Und da alle da so sind und erzählen, und Fotos stellen und machen, entsteht nie eine stressige oder steife Stimmung, auch nicht, wenn man etwas warten muss, bis man an einer engen Stelle eines Raumes weiter kommt. Denn das Warten lohnt sich: Natürlich wollte ich ein Foto mit Grand Moff Tarkin und Greedo als Erster auf Mos Eisley erschiessen.

„Stars of the galaxy“ war ein toller 2stündiger Ausflug, der ohne unser gemeinsames Entdecken und Reden sicher in 30-40 min hätte durch sein können. War er aber eben nicht. Wer keine Ahnung von Star Wars hat, der wird meines Erachtens nicht richtig glücklich werden, es sei denn, er hat wiederum jemanden dabei, der ein wenig Ahnung hat. Ich denke aber, dass man um Star Wars in einem Kinderzimmer ebenso schlecht herum kommt, wie um Ninjago, Anna-und-Elsa, Paw Patrol.

Ach ja: die Menschen vom Museum sind super nett, und ermutigen dazu, Fotos zu machen. Auch das kennt man in vielen Kindermuseen anders.

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