Dass durch das Corona-Virus verursachte grundsätzliche Verbot von Großveranstaltungen bis mindestens Ende August 2020 hat kürzlich für viele enttäuschte Gesichter in diesem Lande gesorgt. Nicht nur bei den Schaustellern und Künstlern schmerzt der ungewohnt veranstaltungsfreie Sommer 2020, auch bei den Organisatoren hinterlässt die aktuelle Situation viele sorgenvolle Gesichter.
Neben den vielen überregional bekannten Events sind dabei auch etliche Großveranstaltungen betroffen, die seit Jahren fest mit zum Kulturprogramm einer kleineren Stadt oder einer Region gehören, diese teilweise sogar prägten.
Mit zuletzt rund 60.000 Besuchern am letzten August-Wochenende gehörte auch das Waltroper Parkfest stets mit zu diesen fixen Terminen, an denen sich seit gefühlten Ewigkeiten die Jahres-Planung ganzer Generationen von Bürgern im Kreis Recklinghausen und darüber hinaus ausgerichtet hatte.
Seit den 1970er-Jahren gehörten Kunst, Musik und kulinarischer Genuss im örtlichen Stadtpark in Waltrop stets zu Highlights des Jahres. In diesem Jahr muss jetzt erstmals darauf verzichtet werden. Ruhrbarone-Autor Robin Patzwaldt, selber seit 1973 in Waltrop wohnend und mit dem Parkfest quasi aufgewachsen, fragte Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes (CDU) einmal exklusiv nach den konkreten Auswirkungen dieser für eine Stadt wie Waltrop extrem bitteren Absage und den daraus resultierenden Zukunftsperspektiven der Veranstaltung.
Ruhrbarone: In diesem Jahr wird es erstmals seit Jahrzehnten kein Parkfest in Waltrop geben. Was war Ihre erste Reaktion, als Ihnen klar wurde, dass das so kommen wird?
Nicole Moenikes: Die Entscheidung über die Absage ist mir sehr schwer gefallen, da es doch das Stadtfest in Waltrop seit mehr als vier Jahrzehnten ist. Ein Treffpunkt an drei Tagen, zu dem auch viele Ehemalige den Weg wieder in ihre alte Heimatstadt finden. Dies kann in diesem Jahr leider nicht stattfinden. Aber wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr.
Ruhrbarone: In den vergangenen Jahren musste schon häufiger darum gezittert werden, ob sich das Parkfest finanziell überhaupt noch selber trägt. Wie wirkt sich nun die komplette Absage finanziell aus?
Nicole Moenikes: Das Parkfest trägt sich ja schon seit Jahrzehnten finanziell so, dass keine Verluste durch die Stadtkasse getragen werden müssen. Zum heutigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass sich die finanziellen Auswirkungen aufgrund der Absage im Rahmen halten werden und die Existenz des Parkfestes nicht gefährdet ist.
Ruhrbarone: Hätte es aus Ihrer Sicht noch irgendwie die Möglichkeit gegeben ein entsprechendes Konzept auf die Beine zu stellen, so dass man das Parkfest in einer ‚abgespeckten‘ Form hätte durchführen können? Hätte man vielleicht die Entwicklung bis zum Sommer noch abwarten können, oder hätte es dann zeitlich schlicht nicht mehr gereicht?
Nicole Moenikes: Auch bei einem Parkfest in „abgespeckter“ Form stellt sich die Frage, ob eine solche Variante überhaupt hätte durchgeführt werden können, zumal es ja keine klare Definition gibt, was denn genau eine Großveranstaltung ist. Insofern war die Absage aus meiner Sicht die einzige richtige und konsequente Entscheidung.
Eine Großveranstaltung, wie das Parkfest, benötigt natürlich eine erhebliche Vorlauf- und Planungszeit, so dass es kaum realistisch ist, erst im Sommer mit den Vorbereitungen zu beginnen.
Ruhrbarone: Wie lief die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen im Lande? Fühlten Sie sich gut genug informiert und ‚mitgenommen‘ auf dem Weg bis zur Absage, oder gab es da aus Ihrer Sicht Verbesserungspotenzial?
Nicole Moenikes: Die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen im Land funktioniert gut und wir erhalten die notwendigen Materialien, um dies dann kommunal umsetzen zu können. Hier und da gibt es noch Klärungsbedarf. Natürlich ist immer Verbesserungspotential nach oben hin möglich. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass wir solch eine „Krise“ zuvor noch nicht gekannt hatten.
Ruhrbarone: Blicken wir einmal in Richtung Zukunft: Wird es solche Stadtfeste auch in Zukunft in der altbekannten Form wieder geben können, oder hat die aktuelle Situation womöglich dauerhafte Auswirkungen auf Veranstaltungen wie eben das Parkfest?
Nicole Moenikes: Natürlich kann ich nicht für andere Stadtfeste sprechen. Für das Waltroper Parkfest gehe ich davon aus, dass wir im nächsten Jahr gemeinsam ein tolles Fest feiern werden. Das sehen Sie auch daran, dass der Termin für das nächste Jahr vom 27.-29. August 2021 bereits feststeht und das Parkfestteam schon jetzt daran arbeitet, die richtigen Weichen für das nächste Jahr zu stellen. Es ist noch zu früh, um hierzu jetzt schon eine differenzierte Aussage zu treffen.
Ruhrbarone: Wie sehen sie die generelle Situation im Kulturbereich im Kreis Recklinghausen aktuell? Was kann bzw. sollte in Zukunft getan werden, um den Bürgern in der Region wieder mehr (oder aber vielleicht auch ein alternatives Programm in Corona-Zeiten) Kultur und sonstige Veranstaltungen zu bieten?
Nicole Moenikes: Das wird die Zeit zeigen müssen. Bis wir zu einer Normalität hinkommen, wird einige Zeit vergehen müssen. Aber Sie sehen ja selbst jetzt, sind Veranstalter, Künstler und viele andere mehr sehr erfinderisch. Oder hätten Sie es jemals für möglich gehalten, dass „Autokinos“ wieder im Kommen sind?! Selbst namenhafte Künstler geben aktuell schon Konzerte via Autokino. Vieles ist möglich – wir müssen uns halt umstellen und das Beste daraus machen.
Ruhrbarone: Danke für das kurze Interview, Frau Moenikes!
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