Wenn morgen in der „heute show“ im ZDF Reporter Martin Sonneborn nicht auftaucht, so ist das nicht meine Schuld. Satiriker Sonneborn sollte dort eh nicht erscheinen, man habe andere Gäste eingeplant. Das jedenfalls sagt mir ZDF-Sprecher Peter Gruhne, äußerst freundlich, etwas zerknirscht. Eine Antwort und Sprachregelung, die mir friedensorientiert gefällt. Zuvor hatte ich mich aufgeregt, weil Sonneborn, dessen Partei „Die PARTEI“ zur Bundestagswahl antritt, sich letzten Freitag noch in der „heute show“ verbreiten durfte. Wohlgemerkt: Sonneborn ist Gründer und Vorsitzender dieser Partei. Ich schreib über mein Unbehagen bei Facebook. Ruhrbarone-Kollege Stefan Laurin fand mich daraufhin eher spießig, der ehemalige Kanzlerkandidat der APPD, Wolfgang Wendland kommentierte bei Facebook ebenfalls: „Quatsch“.
„Mh“, möchte ich nun klugscheißerisch sagen, weil es mit hier einmal ums Grundsätzliche geht. Peter Gruhne, selbiger, äußerst freundlicher ZDF-Sprecher bestätigte heute Nachmittag am Telefon, der Auftritt von Martin Sonneborn „war eigentlich ein Fehler.“ Nachfrage: „Eigentlich?“ Korrektur: „Er war ein Fehler. So etwas sollte nicht vorkommen.“ Man habe mit den Hausjuristen Rücksprache genommen, die schätzten die Situation ähnlich ein wie ich. „Martin Sonneborn hätte da nicht sein dürfen.“
Sonneborns Befangenheit als Vorsitzender einer Partei, die zur Bundestagswahl antrete, sei in der Redaktion nicht aufgefallen, da er selbstverständlich zum Team gehöre und auch ausschließlich so wahrgenommen worden sei. Und dann kommt ein Satz, den man vom ZDF gerne häufiger und für ganz andere Programmleistungen hören würde: „Wir müssen um Vergebung bitten.“
Kein Problem, für mich ist die Sache aus der Welt. Schön wäre es, wenn das ZDF und andere öffentlich-rechtliche Sender auch bei Einflussversuchen anderer, größerer Parteien so konsequent und offen reagierte.
Zum Nachlesen noch einmal meine kritische Mailanfrage ans ZDF vom letzten Samstag. Am Montagnachmittag bat man mich um etwas Geduld. Da wusste ich: Jetzt sitzen die Juristen an der Sache. Am Dienstag war ich dann nicht erreichbar. Gestern redete ich mit einem Sprecher des ZDF…
„Am Freitag, dem 06.09. 2013, sah ich die ZDF-Sendung „Heute Show“. Darin trat, wie schon häufig, Martin Sonneborn als satirischer Reporter auf.
Nach allgemein zugänglichen Informationen ist Martin Sonneborn gleichzeitig Vorsitzender der Partei „Die Partei“, die auch zur Bundestagswahl antritt. Es mag sein, dass es sich bei „Die Partei“ um ein konsequentes Satireprojekt handelt. Ich nehme aber an, dass die Organisation im Erfolgsfall durchaus unsatirisch bereit ist, etwa die Wahlkampfkostenerstattung abzukassieren.
Nun bitte ich Sie, mir zu erklären, wie es mit den Bestimmungen Ihres Öffentlich-Rechtlichen Senders vereinbar ist, dass der Vorsitzende einer Zwergpartei in Wahlkampfzeiten im Unterhaltungsprogramm auftaucht, wo er nicht nur öffentlich-rechtlich alimentiert wird, sondern auch noch ungefiltert agieren kann, indem er sich verächtlich über die Politik der Regierenden, in diesem Fall in Sachen NSA, äußert?
Mich würde dann interessieren, ob im Zuge der Gleichbehandlung Sigmar Gabriel Außenwetten bei „Wetten, dass…“ übernimmt und ob Jürgen Trittin demnächst eine eigene Talkshow bekommt.“
Ich verstehe die Kritik am Auftritt Sonneborns. Andererseits ist das so ein Grenzfall, oder? Ich meine Sonneborn arbeitet beruflich als „Unterhalter“ im Fernsehen. Wenn das sein einziger Job wäre, würde das im Wahlkampf auf ein zeitweiliges Berufsverbot hinauslaufen und ich nehme mal an, nicht jeder der für den Bundestag kandidiert und nicht schon drin sitzt, kann es sich automatisch leisten in der Zeit auf sein Einkommen zu verzichten.
Spaßbremse…
Wieso soll Sonneborn nicht das Tun was er sowieso die ganze Zeit macht, Werbung für die PARTEI. Das gehört zur Sendung, zu ihm und macht die Würze der Show aus.
… immer diese Querulanten!
naja,
eine drei Tage alte Meldung die schon durch alle Blätter ging…
gruss
Ekki
Also ich finde, dass Stefan Laurin das schon richtig kommentiert: „Spießig!“ finde ich das nämlich auch. Aber andererseits: Sonneborn ist für viele Leute eine Zumutung, alleine deswegen finden andere ihn sympatisch.
Jetzt können ja alle wieder ruhig schlafen, die Angst um ihre schöne Bundestagswahl hatten, die durch die Teilnahme Sonneborns an der Heute-Show, die ja erst durch ihn sehenswert wird, gefährdet war.
Das haben sie wirklich gut gemacht, denn das Festhalten an Grundsätzen ist wichtig, vor allem für die, die nicht selber denken mögen.
Wenn der kleine Martin später eingeschult wird, erklären wir ihm auch die Welt.
Ist das Satire hier? Stuss wie „ungefiltert agieren kann, indem er sich verächtlich über die Politik der Regierenden, in diesem Fall in Sachen NSA, äußert“ kann doch bitte nicht ernst gemeint sein!?