Am kommenden Samstag den 17. November findet in Witten die zweite „Party ohne Grenzen“ der Gruppe „Grenzfrei“ statt. Mit dem Benefizfestival soll Geld gesammelt werden, welches Flüchtlingen im französischen Calais zugute kommt. Die Menschen, die aus verschiedenen afrikanischen und asiatischen Ländern kommen, versuchen, von der nordfranzösischen Hafenstadt aus die Überfahrt nach England zu schaffen. In Calais sind sie massiver Schikane durch die Behörden ausgesetzt. Die Ruhrbarone sprachen mit Malte Steinmann von der Gruppe Grenzfrei.
Ruhrbarone: Vor einem Jahr habt ihr das erste Grenzfrei-Festival organisiert. Was hat sich seitdem getan?
Malte Steinmann: Man muss leider sagen, dass sich die Situation der Flüchtlinge in Calais weiter zum Negativen entwickelt hat. Gerade im Zuge der Olympischen Spiele in England haben die Behörden alles daran gesetzt, den Menschen die Überfahrt von Calais dorthin so schwer wie möglich zu machen. Der Staat wollte die Leute einfach weghaben.
Wie kann das konkret aussehen?
Es sind die üblichen Repressionen: Flüchtlingscamps werden geräumt, Zelte abgerissen, Schlafsäcke angezündet, es kommt zu willkürlichen Verhaftungen. Trotz dieser drakonischen Maßnahmen sind noch viele Flüchtlinge dort – ihre einzige Chance ist, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Vor einiger Zeit kam es sogar zu einem Todesfall: Laut offizieller Version ist dabei ein Flüchtling von einer Brücke in einen Fluss gestürzt und ertrunken. Vorher wurde er aber von der Polizei gejagt – deren Rolle bleibt dabei im Dunkeln. Aufgeklärt wird da von staatlicher Seite nichts.
Mit der „Party ohne Grenzen“ wird Geld gesammelt. Was passiert damit genau?
Das Geld wird auch dieses Mal wieder komplett nach Calais überwiesen. Davon finanzieren wir Dinge, die die Flüchtlinge am nötigsten brauchen, etwa Isomatten und Schlafsäcke, Zelte und Matratzen. Da wir nicht die ganze Zeit vor Ort sein können, unterstützen wir auch Gruppen in Calais selbst. Dort sind No-Border-Aktivisten aus den verschiedensten Ländern, die den Menschen in ihrer elendigen Situation beistehen. Auf dem ersten Festival haben wir schon über 1100 Euro gesammelt. Das Geld erleichtert aber nicht alles: Es ist nach wie vor verboten, illegalisierten Menschen zu helfen. Die Aktivisten riskieren dabei selber, verhaftet zu werden. Auch sie sind von massiven Repressionen betroffen. Es ist uns daher auch ein großes Anliegen, die Öffentlichkeit zu informieren, und auf Menschenrechtsverletzungen durch die Behörden aufmerksam zu machen. Das alles sind nur Tropfen auf den heißen Stein, das wissen wir. Aber irgendwo muss man ja anfangen.
Was muss sich ändern?
Die Zerstörung von Unterkünften und die sonstigen Schikanierungen haben System. Da setzen wir an, auf einer praktischen, einer direkten Ebene. Das wird langfristig nicht ausreichen. Uns als Aktivisten sind an vielen Stellen die Hände gebunden. Gerade wenn es um Themen wie die europäische „Grenzschutzagentur“ Frontex geht, die die „Festung Europa“ schützen soll, fehlen uns schlicht die Kapazitäten um dort Veränderungen zu initiieren. Man kann sagen: Wir leisten eine Art Erste Hilfe.
Sag doch noch ein paar Worte zum Festival am kommenden Samstag.
Wir haben ein bunt gemischtes Programm auf die Beine gestellt, bei dem für jeden etwas dabei ist. Auf der Bühne stehen die Wittener Punkband Dead Koys , die Aachener Ska-Punks von Coconut Butts, der ebenfalls aus Aachen stammende Rapper Nic Knatterton gemeinsam mit Stevenhill feat. Will G & Billi G, das Mondo Mashup Soundsystem,Kannibal Krach, die Hip-Hop-Crew Friendly Fire zusammen mit Akzent One und der wunderbare Ändi Pi aus Mülheim. Aber auch Inhaltliches soll natürlich nicht zu kurz kommen: Wir zeigen in Kurzfilmen, Vorträgen und Redebeiträgen die aktuelle Situation von Flüchtlingen in Europa auf. Außerdem wird es eine Tombola geben. Abklingen lassen wir das Festival mit einer Aftershow-Party. Und natürlich gibt’s auch was zu essen. Geld- und Sachspenden willkommen!
Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Grenzfrei – Party ohne Grenzen
Samstag, 17. November, ab 17.00 Uhr, Treff (Mannesmannstr. 6, Witten)
Eintritt: 3 Euro
Weitere Infos:
Die Gruppe trifft sich jeden Mittwoch ab 20.00 Uhr im Trotz Allem Witten – Interessierte willkommen!