Dass das Spiel des FC Schalke 04 gegen den SV Werder Bremen, welches am morgigen Samstagnachmittag in Gelsenkirchen über die Bühne gehen wird, am 29. Spieltag das Spiel ‚Not gegen Elend‘ im Fußballoberhaus sein würde, das hätte zu Beginn der Saison 2019/20 wohl auch kaum jemand erwartet. Doch so schnell kann das im Profigeschäft gehen.
Bremens Trainer Florian Kohfeldt galt, ebenso wie sein Schalker Gegenüber David Wagner, zu Beginn der Runde noch als regelrechter Glücksgriff für seinen Klub. Beide Coaches zeichneten sich durch eine hohe Eloquenz und Authentizität aus, waren über Wochen und Monate hinweg die Lieblinge bei Medien und den Fans.
Jetzt, Ende Mai 2020, sind beide Übungsleiter massiv in die Schusslinie geraten. Kohfeldt droht mit seinem Team aus der 1. Liga abzusteigen, David Wagner und seine Schalker stellen nach überraschend erfolgreicher Vorrunde, die den Verein und seinen Anhang sogar vom Erreichen der UEFA Champions League träumen ließen, das schlechteste Team der Rückrunde und warten inzwischen seit dem ersten Rückrundenspieltag auf einen Sieg.
Gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Bremer, ist für die Gelsenkirchener also ein Sieg eigentlich Pflicht. Denn gegen wen will Schalke denn bitteschön in näherer Zukunft noch gewinnen, wenn nicht in der heimischen Arena gegen einen akut abstiegsgefährdeten Klub? Doch genau darin liegt, wie immer in solchen Fällen, eben auch die Gefahr. Der Druck ist auf beiden Seiten immens.
Und so langsam stellt sich dann auch die Frage, was wird aus Schalkes Trainer David Wagner, wenn das Vorhaben Dreier gegen Bremen erneut nicht gelingen sollte?
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider am Donnerstag, dem Tag nach der 1:2-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf, seinem Coach offiziell erst einmal eine Jobgarantie ausgesprochen hat. Der Druck muss halt möglichst vermindert werden um die Erfolgsaussichten im Saisonendspurt zu maximieren. Eine lauter werdende Trainerdiskussion stört da nur.
Grundsätzlich gilt Schalke ja nicht gerade als sicherer Arbeitsplatz für einen Trainer, hat sich erst kürzlich jeweils vorzeitig von seinen Cheftrainern Domenico Tedesco, Andre Breitenreiter und Markus Weinzierl getrennt. Weiter in die Vergangenheit wollen wir hier gar nicht gehen.
Offensichtlich wird, das es dem Verein seit Jahren nicht gelingt Konstanz in die Trainerfrage zu bekommen. Wagner galt für Fußballdeutschland noch bis zum Jahreswechsel als positive Überraschung. Endlich schien es den Schalkern mit Schneider und Wagner zu gelingen, den Verein in ruhigere Fahrwasser zu befördern, eine neue Sachlichkeit zu erzeugen.
Selbst die Störfeuer von Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies zu Saisonbeginn, der mit seiner unsäglichen Rassismus-Debatte, in früheren Zeiten leicht zum desaströsen Störfaktor hätte werden können, konnte die positive sportliche Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2019 diesmal nicht bremsen. Wagner schien damals über den Dingen zu stehen und dem Team Ruhe und Konzentration zu verleihen.
Jochen Schneider klammert sich derzeit also aus gut nachvollziehbaren Gründen an die Hoffnung, dass die Probleme des FC Schalke weniger beim Trainer liegen als bei der Kaderplanung seines Vorgängers und dem eklatanten Verletzungspech der jüngeren Vergangenheit.
Eine Neubesetzung des Cheftrainerpostens kann der Klub aktuell halt gar nicht gebrauchen. Vieles was man schon aufgebaut zu haben glaubte, würde wieder zunichtegemacht.
Und mit dem Abstiegskampf wird Schalke in den verbleibenden sechs Spielen zum Glück ja auch nichts mehr zu tun bekommen. Dafür war die Hinrunde schlicht zu gut. Kein Grund zu übertriebenem Aktionismus also.
Schalke kann sich noch etwas Geduld mit Wagner leisten. Dass Schneider den Trainer noch einmal nach außen gestärkt hat, ist also durchaus vernünftig und nachvollziehbar.
Doch endlos wird man das Umfeld sicherlich nicht befrieden können, wenn Siege auch weiterhin ausbleiben. Auch ohne Fans im Stadion, was den Druck auf Wagner und seine Kicker ebenfalls etwas vermindern dürfte, sollte am Samstag gegen Bremen schon ein Sieg her, wenn die Mission Wagner auf Schalke eine längerfristige werden soll.
Es wird also spannend in Gelsenkirchen. Schon wieder einmal…
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