Hoch her ging es in den vergangenen Wochen rund um den Essener Westbahnhof. In erster Linie aus sportlichen Gründen, weil die dort heimischen Moskitos in der Oberliga Nord mit zum Favoriten avancierten und als Tabellendritter der Abschlusstabelle hinter dem Herner EV und den Füchsen aus Duisburg in die nun anstehenden Play-offs starten.
Große Aufregung herrschte jedoch auch in den sozialen Medien und hier vornehmlich auf Facebook. Insbesondere ein Beitrag in der Lokalzeit Ruhr des WDR und ein Artikel im Online-Magazin Vice sorgten für Aufruhr rund um die Vereine von der Essener Curtiusstraße und vom Herner Gysenberg. Beide thematisierten die Problematik um gewaltbereite Störenfriede bei Begegnungen zwischen den Moskitos und dem Herner EV, welche nur unter hoher Polizeipräsenz stattfinden und in deren Umfeld es dennoch immer wieder zu Auseinandersetzungen und Gewalt kommt, über welche die Ruhrbarone auch mehrfach berichteten. Tatsächlich konnten die Beitrage bei unbedarften Zuschauern respektive Lesern den Eindruck vermitteln, dass sich Szenen wie sie gezeigt und beschrieben wurden jedes Wochenende am Essener Westbahnhof und am Herner Gysenberg abspielen. In einer gemeinsamen Erklärung der beiden Vereine stellen diese dar, dass dem nicht so ist und Torsten Schumacher, 1. Vorsitzender des Moskitos, hält im Gespräch fest, dass zu mehr als drei Dutzend Spielen in der Saison nur zwei eishockeyinteressierte Streifenpolizisten in der Eishalle anzutreffen sind. Ins gleiche Horn stößt Klaus Picker, Pressesprecher des HEV, in den bereits genannten Artikeln bei den Ruhrbaronen und der Vice. Es ist zu konstatieren, dass die Herren mit ihren Aussagen durchaus recht haben und es weder am Westbahnhof, noch am Gysenberg außerhalb der brisanten Derbys zu solch unschönen Szenen und Auseinandersetzungen kommt und auch kein so enormes Polizeiaufgebot vor Ort und in der Regel auch nicht vonnöten ist.
Zurück zum wichtigen, zum sportlichen: Die Gegner des HEV und der Duisburger Füchse stehen noch nicht fest. In den Pre-Play-offs spielen an diesem Wochenende die Saale Bulls aus Halle gegen die Black Dragons Erfurt und im Hannoveraner Derby die Wedemark Scorpions gegen die Indians aus der niedersächsischen Landeshauptstadt die Gegner der beiden Ruhrpott-Topclubs aus. Frank Gentges kann seine Mücken bereits auf einen konkreten Gegner vorbereiten. In der ersten Play-off-Runde geht es gegen den Tabellensechsten aus Leipzig. Im letzten Jahr Favoritenschreck, als sie den EV Duisburg in der ersten Play-off-Runde rauswarfen und für mächtig dicke Luft an der Wedau sorgten.
Die Moskitos wollen es in diesem Jahr besser machen und gehen ob der bisherigen Saisonleistungen durchaus als Favorit in die Begegnungen. Mit Ausnahme einer kurzen Durststrecke konnten die Essener die gesamte Saison überzeugen, spielerisch und insbesondere kämpferisch wurde ein Eishockey auf höchstem Oberliga-Niveau gezeigt. Dies trotz unterdurchschnittlichem Etat und mit einem der jüngsten Teams der Liga. Das Konzept von Frank Gentges und den anderen verantwortlichen in Essen, welches im letzten Jahr bereits überzeugte, ging in diesem Jahr vollends auf. Man hat sogar für die DEL2 gemeldet und der sonst immer für sein Unterstatement und für gehörige Tritte auf die Euphoriebremse bekannte Frank Gentges konnte sich eine Äußerung, dass er sich sein Team in der DEL2 durchaus vorstellen könne, abringen. Auch die Essener registrieren die erfolgreiche Arbeit und würdigen diese mit einem endlich mal wieder vierstelligen Zuschauerschnitt.
Der selbsternannte Aufstiegsfavorit aus Duisburg konnte seiner Rolle längere Zeit nicht gerecht werden, nachdem man sich jedoch von einigen Spielern trennte, im Gegenzug neue verpflichtete und auch auf der Trainerposition reagierte und mit Eishockeylegende Uli Egen einen alten Hasen hinter die Bande stellte, legten die Füchse eine fulminante Aufholjagd hin und belegten am Ende der Meisterrunde zurecht den zweiten Tabellenplatz, um damit die Aufstiegsambitionen nochmal deutlich zu untermauern. Mit der Leistung der vergangenen Wochen dürfte der EVD durchaus mit in den Kreis der Topfavoriten für Liga zwei gelten und die erste Play-off-Runde sollte tatsächlich nur eine Formalität sein. Allerdings weiß man im Eishockey nie und in den Play-offs gelten ja bekanntermaßen eigene Gesetze. Nichts desto trotz führt der Weg zum Titel im Normalfall nur über die Wedau.
Mit seinen überragenden Leistungen über die gesamte Saison mauserte sich der Herner EV vom Geheim- zu dem Topfavoriten der gesamten Oberliga. Zeitweise führte das Team von Frank Petrozza die Liga mit einer zweistelligen Anzahl an Punkten als Vorsprung an und auch wenn die Kufen-Cracks vom Gysenberg in den letzten Spielen verletzungsbedingt und aufgrund von Sprerren einige Zähler liegen ließen wird es für jedes Team eine enorme Herausforderung den HEV auf seinem Weg in die DEL2 aufzuhalten.
Aufgrund der Tabellenkonstellation und des etwas komplizierten Modus werden die Teams aus dem Ruhrgebiet – vorausgesetzt sie erreichen die jeweils nächsten Runden – höchstwahrscheinlich erst später aufeinandertreffen. Die vier Sieger der ersten Play-off-Runde der Oberliga Nord werden in der nächsten Runde mit den vier Erstrundensiegern der Oberliga Süd gemäß dem üblichen Verfahren – also Bestplatzierter gegen Schlechtplatziertester, Zweitbester gegen Zweitschlechtesten usw – verzahnt. Das ein oder andere Eishockeyfest und womöglich auch das ein oder andere Derby wird es in dieser Saison in den Eissporthallen entlang der Ruhr in dieser Saison gewiss noch geben. Hoffentlich ausschließlich mit sportlich berichtenswertem.