Pogromnacht: Deutschland ehrt nur tote Juden


Heute vor 80 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen, trat die Verfolgung der Juden in eine Phase, die mit der  Shoah, dem Mord an sechs Millionen Juden endete. Wie viele Juden in der Pogromnacht ermordet wurden ist bis heute nicht bekannt. Historiker haben bislang brennende Synagogen gezählt, aber nicht ermordete Menschen – erst jetzt hat die Erforschung der Mordwelle begonnen. Fast 80 Jahre hat sich niemand für diese Frage interessiert.

So wichtig es ist, das in vielen Städten der Novemberpogrome gedacht wird, es Veranstaltungen und Demonstrationen gibt, so wenig reicht es, nur den toten Juden zu gedenken. All das hat keinen Wert, wenn es keine Solidarität mit den lebenden Juden und Israel gibt.

An der Uni München fand in den vergangenen Tagen eine Hetzveranstaltung gegen Israel statt, der Berliner AfD-Politiker Andreas Wild nimmt mit einer Kornblume an seiner Jacke, dem Symbol der österreichischen Nazis, an einem Schweigemarsch zum Gedenken an die ermordeten Juden teil,  der Essener AfD-Bundestagsabgeordnete Stefan Keuter postet nach Medienberichten in soziale Netzwerken Hitler-Bildchen, in Schulen werden jüdische Kinder zumeist von muslimischen Mitschülern geschlagen und beschimpft, auf Demonstrationen von Linken, Rechten und Islamisten wird immer wieder die Vernichtung Israels gefordert, in NRW wählte die Linkspartei glühende Israelkritikerin Inge Höger zur Vorsitzenden, Nazis können Solidaritätsdemonstrationen für die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck abhalten, in Dortmund fordern Nazis und Araber gemeinsam öffentlich die Vernichtung Israels, auf Portalen wie dem Muslim-Markt wird gegen Israel gehetzt und ein Großteil der Medien jubelt, wenn in den USA Politikerinnen gewählt werden, welche die antisemitische BDS-Kampagne unterstützen.

All das Gedenken hat keinen Sinn, wenn dem Antisemitismus, der sich heute auch oft als Antizionismus ausgibt, nicht entgegengetreten wird.

Solidarität mit Israel! Gegen Antisemitismus und Antizionismus!

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Thomas Weigle
6 Jahre zuvor

Das offizielle Deutschland verpflichtet sich zwar gerne und weitgehend kostenfrei in moralischer Hinsicht die Erinnerung an das Pogrom und die Shoa zu pflegen, so auch die Kanzlerin letzthin in der Yad Vashem. Was aber entschieden fehlt ist, dass die Erinnerung an die Verbrechen deutscher Nazis nur dann Sinn macht, wenn alles dafür getan wird, dass sich diese Verbrechen, Verbrecjhen also gegen Juden, nicht wiederholen. Und: nicht jeder der sich an den Verbrechen gegen die Juden beteiligte, war ein Nazi. Auch das wird gerne vergessen. Der (tätige) Antisemitismus war in allen Schichten und Klassen zu Hause.
Durch den nahezu unkontrollierten Zuzug von Menschen aus Ländern, in denen gelebter Judenhass schon Kindern in Familie, Schule und Moschee nahe gebracht wird und hierzulande von nicht wenigen im rot-rot-grünen Bereich dies als Folklore oder "bedauernswerte Einzelfälle" abgetan wird, geraten unsere jüdischen Mitbürger in einen gefährlichen Zangenangriff, denn der biodeutsche Judenhass ist ja nach wie vor äußerst präsent und schafft sich zunehmend Luft und Aufmerksamkeit. Die aktuelle Leipziger Untersuchung bezeichnet den Rechtsextremismus, dem jeder Dritte zuneigt, als Einstiegsdroge für den Antisemitismus.
Wir sind also gewarnt. Im Zusammenhang mit dem Pogrom dann in einem Aufwasch sozusagen auch gegen Fremdenfeindlichkeit u.a. auf die Straße zu gehen und sich wohlfeil zu positionieren, ist meiner Meinung nach mindestens fahrlässig, geht am Kern des Problems vorbei. Die Opfer des Pogroms waren keine Fremden, es waren Menschen wie Du und ich, es waren Nachbarn, man lebte oftmals unter einem Dach.
Dass bis heute auch keine wirkliche materielle Gutmachung für die erlittenen Schäden, den Raub der jüdischen Vermögen, die Zerstörung von geschäftlichen und sonstigen beruflichen Karrieren erfolgt ist, vervolltändigt das Tableau des nachlässigen Umgangs mit dem Antisemitismus und den Verbrechen von Deutschen an ihren jüdischen Mitbürgern.

ke
ke
6 Jahre zuvor

"Neugier genügt" hat einen interessanten Podcast über jüdisches Leben in D 2018 produziert.
https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/177/1772886/wdr5neugiergenuegtdasfeature_2018-11-08_juedischeslebenindeutschland2018_wdr5.mp3

Das stimmt alles sehr nachdenklich und zeigt, dass elementare Regeln des Zusammenlebens missachtet werden. Es wird einfach zu oft weggeschaut.

Psychologe
Psychologe
6 Jahre zuvor

"Solidarität mit Israel! Gegen Antisemitismus und Antizionismus!"

Volle Zustimmung. "Israelkritik" und "Antizionismus" sind ohne Antisemitismus nicht vorstellbar; es sind inhärente Bestandteile dessen und richten sich zentral gegen jüdische Selbstbestimmung. Für einen aufgeklärten liberalen Menschen kann es keine Alternative zur Solidarität mit Israel geben.

Benno
Benno
6 Jahre zuvor

"der Berliner AfD-Politiker Andreas Wild nimmt mit einer Kornblume an seiner Jacke, dem Symbol der österreichischen Nazis, an einem Schweigemarsch zum Gedenken an die ermordeten Juden teil,"

Andreas Wild wurde aus der AFD-Fraktion ausgeschlossen – wie man jetzt erkennt, aus gutem Grund. Das zeigt doch, das der "Reinigungsprozess" bei der AFD vorangeht. Dass beispielsweise die SPD sich von ihren linksradikalen Kräften trennt, ist eher nicht zu erkennen.

Martin Fiedler
Martin Fiedler
6 Jahre zuvor

Wer nicht denkt, wer nichts weiß, glaubt den ganzen Nazischeiß

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

Benno
1.

"die linksradikalen Kräfte in der SPD".

Maaßen und Sie gehen davon aus, daß es diese gibt.
Ich gehe als SPDler davon aus, daß es sie nicht gibt, jedenfalls nicht in der SPD. Ob das gut oder schlecht ist -für die SPD, für die Demokratie, für….mag diskutabel sein..

2.
Die AFD

– ihr ationalsozialistisches Gedankengut, ihrr systemverändernden Ziele und ihr Agieren im Grenzbereich zur Verfassungsfeindlichkeit mit den Höckes und Co. in ihren Führungszirkeln-

ist zur Zeit sehr bemüht, inhaltlich und personell alles zu tun, um sich einer drohenden Überwachung durch den Verfassungsschutz zu entziehen und um nicht mehr und um nicht weniger geht es der AFD, wenn sie sich z.B. von einem Fraktionsmitglied trennt.

PS
Unter den Demokraten in Deutschland ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, die SPD könnte wie die AFD verfassungswidrige Ziele verfolgen; auch insofern ist Ihre vergleichender Bezug (AFD und SPD) gelinde gesagt Unsinn.

Thomas Weigle
6 Jahre zuvor

#4 Es hat zu allen Zeiten nicht wenige Spinner gegeben, die in der SPD Linksradikale halluzinierten. Wenn es sie tatsächlich mal welche gegeben hat, Liebknecht und die unglückliche Rosa vielleicht, so sind sie Geschichte. In der Zeit der Bundesrepublik hat es solche jedenfalls nicht gegeben, selbst die härtesten Stamokaps, zu denen ich mal zählte, wollten gewiss nicht das Grundgesetz abschaffen, ganz im Gegenteil. Das GG war den Linksradikalen in DKP, den Maoisten und Trotzkisten bestenfalls Mittel zum Zweck, aber nicht die Grundlage politischen Handelns und Teil ihrer Überzeugungen. Niemand in der SPD wollte eine Diktatur des Proletariats errichten, viele Sozialdemokraten mussten in der SED bzw. DDR für diese Einstellung hart büßen, im Gelben Elend in Bautzen bspw.
Die SPD-ich habe viel an ihr auszusetzen- mit den Armseligen für Deutschland, also der AfD, auf eine Stufe zu stellen, ist einfach nur dämlich und wird von mir auch nicht weiter kommentiert werden.

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