Point Alpha ist eine Gedenkstätte an der ehemaligen Grenze zur DDR. Sie kann beispielsweise von Schulklassen besucht werden. Erwachsene, die die DDR noch erlebt haben, werden sie leider eher meiden.
Das Ruhrgebiet ist von der deutsch-deutschen Grenze am wenigsten tangiert worden. Viele Ostdeutsche geben sich deshalb heute Fremden gegenüber als Bewohner des Pott aus. Sie schafften die Flucht aus ihrem Land nicht, als es noch existierte und versuchen es nun zu verleugnen, wo dies gar keinen Sinn mehr ergibt. Zudem verrät die Sprache diese späten „Republikflüchtlinge“ – weshalb sie Telefonate auch eher vermeiden und lieber schriftlich kommunizieren.
Nur einer jener merkwürdigen, traumatischen Effekte, die das „bessere Deutschland“ bis heute hinterlassen hat, über 20 Jahre nach dem Fall der Mauer. Denn in den Köpfen ist sie oft noch existent, wobei die Betroffenen in einer Mischung aus Opfer und Täter agieren. So werden sie als Lehrer beispielsweise heute von dem Staat bezahlt, den sie einst bekämpften. Und mißtrauen ihm immer noch:
Ich habe mein Staatsbürgerkundebuch immer gelesen und verstanden
Der Mauerfall ist für viele immer noch wie ein verlorener Krieg:
Der Gorbatschow ist ein Verbrecher – der hat unsere schöne DDR verraten!
oder auch:
Am 17. Juni gab es keinen Aufstand – das ist doch alles Westpropaganda!
Natürlich ist das eine Minderheit – damals wie heute. Es erschrickt trotzdem, wie sehr die damalige Indoktrination weit über das Ende einer Diktatur hinaus fortwirkt, die doch eigentlich nur das Beste wollte – wenn auch nicht unbedingt für die Bevölkerung.
Der linken Weltanschauung, die ja durchaus positiv begann, die Menschen befreien wollte, nicht wie die rechte das Gegenteil wollte, erweisen diese ewig Gestrigen damit einen Bärendienst.
Sie werden „Point Alpha“ also wohl nie besuchen, denn es ist ein ehemaliger Stützpunkt des Klassenfeinds, der US-Armee. Man sah hier hinüber nach Geisa, in die DDR, da man wenn, dann an dieser Stelle, im sogenannten Fulda Gap, einen Einmarsch russischer Panzer befürchtete.
Und auch die Opfer des DDR-Regimes werden sich „Point Alpha“ kaum ansehen – zu groß dürfte der Schmerz sein.
Neugierigen „Wessies“ und eben Schulklassen hat dieses Freiluftmuseum jedoch einiges zu bieten. Neben dem „Haus auf der Grenze“ kann eben der ehemalige Stützpunkt Alpha der US-Armee besichtigt werden sowie ein ehemaliger DDR-Grenzturm. Dieser allerdings nur von außen.
Die im Museum ausgestellte eher gruslige Maske ist übrigens keine Atomschutzmaske, sondern lediglich die Winterausrüstung der US-Armee.
Alle Bilder: Jo Frank
Eine Frage, eine Anmerkung: Woher stammen denn die (abenteuerlichen) Behauptungen aus dem ersten Absatz? Ich habe bis „heute“ noch nie einen Ostdeutschen getroffen, der sich als aus dem Pott stammend bezeichnete, geschweige denn sich nicht traute zu telefonieren
Und zu einem der Zitate (woher?): Es hieß Staatsbürgerkunde…
Der ganze Text klingt irgendwie als ob er lieblos aus einer Broschüre für „Point Alpha“ zusammengeklaubt wäre, sorry…Diese Gedenkstätte hat bessere Werbung verdient.
@BoleB: Das sind keine Behauptungen, sondern Zitate von einem Menschen, der mir mal sehr nahe stand. Allerdings war das auf Dauer nicht durchzuhalten, da nicht allzu entsetzt dreinzublicken. Deshalb kühlte die Sache leider ab. Vielleicht hätte ich sie rechtzeitig zum Honeymoon nach Nordkorea einladen sollen. :-/
Sich als NRWler ausgebend – und das Telefon scheuend – habe ich bislang sogar zwei aus dem Tal der Ahnungslosen erlebt.
Und nö, solche Stories stehen ganz bestimmt nicht in einer Broschüre von „Point Alpha“ – das gäbe einen Aufschrei. Sowas kann man nur selbst erlebt haben. Und glaub mir, ich finde es nicht lustig, sondern sehr traurig.
Die Staatsbürgerkunde habe ich korrigiert, sorry, so geläufig ist mir der Ost-Jargon trotz meiner Erlebnisse halt nicht.
[…] bedeutender für Deutschland war 1990 natürlich der Mauerfall, der zum morgigen Feiertag führte, aber auch das fernsehtechnische Einreißen der […]
[…] Spiel bemüht sich, die Realität von 1976 nachzustellen, Point Alpha ist recht zutreffend getroffen, nur die Panzer gehören halt nicht auf den Kolonnenweg, wie sich […]
[…] Die DDR-Stasi war für die akustische Überwachung auf Technik aus der Bundesrepublik Deutschland angewiesen… (Bild: W.D.Roth)“VEB Horch, Guck & Greif”, so nannte das Volk die “Tschekisten”, die DDR-Spitzeltruppe um Erich Mielke, die wirklich glaubten, eine bessere Welt zu erschaffen. Manche haben inzwischen begriffen, dass sie geirrt haben, andere nicht. […]