Das S5 Bündnis wollte am Samstag im Dortmunder Kreuzviertel gegen eine geplante Nazi-Demo protestieren. Geht es nach dem Willen der Polizei wird daraus nichts.
Denn das Bündnis unabhängiger linker Gruppe soll nicht, wie geplant, im Kreuzviertel demonstrieren dürfen, sondern nur im Kaiserstraßenviertel. Begründung der Polizei: Andere Anti-Nazi-Demonstrationen könnten sich gestört fühlen. Das S5 Bündnis will gegen diese rechtlich vorgehen um den Platz von Amiens als Auftaktort der Demonstration zu erhalten. Sonja Brünzels, Pressesprecherin der S5-Bündnisses, dazu in einer Erklärung: “Es kann nicht sein, dass die Polizei Dortmund am 5. September, während mehr als 1000 Nazis durch Dortmund laufen wollen, antifaschistische Demonstrationen und Kundgebungen schikaniert und sie aus der Innenstadt heraus verlegt. Die Polizei spricht von einer „Harmonisierung der Veranstaltungen“ und meint damit, dass möglichst niemand durch Protest gestört werden solle. Gerade dafür ist aber Protest da: damit er gehört wird. Es ist uns nicht verständlich, wie sich zwei Veranstaltungen gegen Nazis stören können. Wir freuen uns über jede Initiative gegen die Dortmunder Neonazis und sind zuversichtlich, dass das Gericht unserer Argumentation folgen wird.“
„Begründung der Polizei: Andere Anti-Nazi-Demonstrationen könnten sich gestört fühlen.“
Habt ihr da was durcheinander bekommen oder glaubt die Polizei, dass jetzt einen antifaschistischen Wettbewerb gibt? Das ist eine der bizarrsten Erklärungen für eine Demo-Route überhaupt.
@Timo: „Habt ihr da was durcheinander bekommen“ Nein, haben wir nicht. „Das ist eine der bizarrsten Erklärungen für eine Demo-Route überhaupt“ Bizarr trifft es.
Es scheint da einige „Unstimmigkeiten“ zwischen den
verschiedenen Bündnissen zu geben:
https://dortmundquergestellt.wordpress.com/stellungnahmen/
Von daher scheint eine räumliche Trennung der beiden Demos wohl
irgendwie sinnvoll zu sein.
@Sven: Danke für die Infos.
Ach, die Antdeutschen. Bizarr bleibt es trotzdem.
Oje die antideutsche Volksfront
Seid dem ich erlebt habe, wie deutsche „Antifaschisten“ in Faschomanier Wolf Biermann bei einem seiner ersten Auftritte in Westdeutschland niederbrüllten, habe ich vor sogenannten „Antifaschisten“ genauso wenig politischen Respekt wie vor den Neonazis. Unter diese „Antis“ sammeln sich mittlerweile soviele Sektierer, Antidemokraten und Antisemiten dass ich mich schon seit langer Zeit von ihnen fernhalte. Es wundert mich auch nicht, dass sich die verschiedenen „Anti“ Gruppen in die Wolle kriegen. Gegen Nazis zu sein ist halt eine prima Möglichkeit sein jeweils eigenes politisches Süppchen zu kochen.
@5:
Die antideutsche Volksfront? Nicht die Volksfront der Antideutschen? Wo ist eigentlich die antideutsche populäre Front?
Im Ernst: Die Entscheidung der Polizei ist nicht bizarr, sondern nachvollziehbar und richtig. Ich habe nämlich kein Bock darauf, dass konkurrierende linksradikale Gewalttäter das Kreuzviertel mangels fehlender Anwesenheit der Nazis auseinandernehmen und sich gegenseitig ihre Rüben einschlagen.
Ich jedenfalls bin am Vinckeplatz auf der Veranstaltung der Naturfreunde Dortmund Kreuzviertel und demonstriere friedlich gegen rechte UND linke Gewalt.
@David:
Moment: Hier darf doch jetzt bitte nicht die Saat aufgehen, dass eine von „Die Linke“ getragene Truppe eine andere pauschal unter „antideutsch“ subsumiert, weil diese Nationalfahnen anderer Länder zulassen will?!?!!
Und diese andere, (vorgeblich) U.S.A.- und Israel-freundliche Truppe lässt dann Deichkind ein Musikvideo mit den Demonstrierenden als Komparsen drehen?
Und die Naturfreunde des Kreuzviertels demonstrieren dann gegen diese „linke“ Gewalt und die Berufs-Nazis gucken sich das alles über Volksempfänger an?
Bis Bob Geldof mit allen zusammen am Ende „The Great Song of Indifference“ singt?
Das alles ist wohl eher eine recht postmoderne, sehr deutsche Volksfront – zumindest wie sie sich in den Diskussionen und Konzepten abbildet.
Jens, so ist das halt, wenn der deutsche Kleinbürger den „Straßenkampf“ ausruft. Wenn das Thema und der Anlass nicht so ernst wären, dann könnte man die ganze Sache als politische Lachnummer verbuchen. So ist es jedoch ein politisches Desaster. Vor- und durchgeführt von äußerst verbissenen Rechthabern und Identitätsaposteln jeden Alters die nichts anderes eint als ihr gemeinsames Feindbild. Die Dortmunder Polizei kann einem jetzt schon leid tun. Aber selbst da gibt es wahrscheinlich einige die sich auf den abzusehenden vollen Körpereinsatz freuen.
@Jens Kobler:
Du hast mit Deinem Argwohn sicher recht; aber ich muß den mal einnorden, denn sonst versteht es vermutlich keiner westlich von Rüttenscheid. (-:
Aaalso, es gibt diese beiden Protestdemo-Bündnisse gegen die Nazidemo in Dortmund:
Das S5-Bündnis, das sind jüngere israelfreundliche antifaschistische Menschen pluralistischer Denkungsart.
https://s5.noblogs.org/static/unterstuetzt
Das Dortmund-stellt-sich-quer-Bündnis, das sind ältere orthodoxe Leftie-Antifaschisten mit vor allem antizionistischem bis israelfeindlichem Impetus.
https://dortmundquergestellt.wordpress.com/
Die sind einander also nicht grün wegen ihrer unterschiedlichen Positionen zu Israel.
Ikonografisch symbolisch aktuell repräsentiert sich das darin, daß die Ortholefties nicht ertragen können, daß die nachgewachsenen Antifas, also die vom S5-Bündnis, immer gern auch bei Antinazi-Demos die Israelflagge mitschwenken.
Deswegen versuchen die Ortholefties immer gern, „die Manifestation auf Flaggenneutralität zu orientieren“, wie es in deren Fachsprache heißt: Nationalflaggen Israels sollen von den als „Antideutschen“ geschmähten jüngeren Antifas auf einer gemeinsamen Demo nicht mitgeführt werden dürfen.
Da sich aber aber die Jugend gottseidank nix verbieten läßt, sind die Älteren stinkig und sagen, sie wollen mit der Jugend nix zu tun haben.
https://dortmundquergestellt.files.wordpress.com/2009/08/erklarung-zum-5-september.pdf
Jetzt ist ein Treppenwitz am Rande, daß diese Ortholeftie-Demo maßgeblich von der Linkspartei NRW zusammenorganisiert wurde. Sie haben sogar Freidenkerverbände, die DKP und die MLPD ins Boot holen können.
„Ein breites Bündnis“ – heißt das in deren Fachsprache.
Und deren Sachbearbeiterin im Bereich Kommunikation / Vorstandsreferat, Irina Neszeri, rief am Antikriegstag, dem 1. September in einer Mobilisierungsmail an die Mitglieder der Linkspartei zu der Demo, auf der Israelflaggen unerwünscht sind, auf – mit den Worten:
„Kommt zahlreich und bringt aus jedem Kreisverband Transparente mit!“
@Thomas, Jens: Flaggenfetischisierung hin oder her; wenn das S5-Bündnis die Bochumer „Ortholefties“ (a.k.a. Linkspartei) als Unterstützer aufführt, kann mit Eurem Koordinatensystem irgendetwas nicht stimmen. Vielleicht ist?s ? halt ein bisschen antiquiert.
?Westlich von Rüttenscheid? liegt Duisburg. Da mag man das ? angesichts der in diesem Blog ausführlichst reportierten Hermann-Thomas-Situation ? noch anders sehen.
@Dirk:
Der KV Bochum der Linkspartei unterstützt beide Demos – klug aus meiner Sicht.
Denn warum sollte man sich auseinanderdividieren lassen im Grundsatz: Gegen Nazis.
Daß denjenigen, die sagen: Gegen Nazis sein, heißt auch für Israel zu sein, zwei Seiten einer Medaillie, meine Sympathie gehört, besagt nur Parteinahme – aber nichts über Antideutsche.
– – und schon gar nichts über veraltete Koordinatensysteme.
Also solche, wie sie in Duisburg tatsächlich Rechengrößen sind.
(-:
(Antideutsche? Was sind Antideutsche? Kommunisten? Ich bin keiner. Was will ich schon über die Moffen sagen, als jemand, der aufgrund seiner Sozialisation schon immer zur Elftal gehalten hat? Ich persönlich habe sogar ein orangene Umverpackung für das Netbook, auf dem ich das hier schreibe, jawoll!)