Köln – Am Samstag verlieh Pop NRW beim c/o pop Festival in Köln zum vierten Mal den jährlich ausgeschriebenen popUP NRW-Preis des NRW KULTURsekretariats. 10.000,- Euro gehen an den „Outstanding Artist“, die Kölner Rock-Avantgardisten „Von Spar“. Den mit 2.500,- Euro dotierten Förderpreis „Best Newcomer“ erhält das House-Trio „Woman“, ebenfalls aus Köln.
Soviel Domstadt und noch mehr unter den Nominierten? 1LIVE-Moderator und Jury-Mitglied Klaus Fiehe stellte vor seiner Preisrede lieber klar: „Es wird wirklich darauf geachtet, dass es kein Köln-Preis ist, sondern ein NRW-Preis.“ Bei der Zusammensetzung der 14-köpfigen Jury werde sich bemüht, neben Mitgliedern aus Köln oder Düsseldorf, auch Bielefelder oder Bochumer zu finden. Namen von Kölner Bands fielen bei den Nominierungen häufiger, denn viele Bands gründeten sich etwa in Remscheid, zögen jedoch später nach Köln, sodass dann doch von einer Kölner Band gesprochen werde.
Wandel als Konstante
„Outstanding Artist“ sei eine Band, die über lange Zeit Interesse wachhalten könne, Gespräche über ihre Musik provoziere. „Die sich bewegt. Die vielleicht mit der Zeit spielt, indem sie nach hinten schaut. Geschichtliches aufarbeitet, indem sie sich so richtig fett und feist in die Gegenwart setzt.“ Aber durchaus Zukunftsträchtiges zu produzieren in der Lage sei. Mit dieser Beschreibung konnte Fiehe ganz sicher nur „Von Spar“ meinen. Deren einzige echte Konstante ist nach vier Alben seit Gründung 2003 die Kritiker- und Publikums-Diskussion über Veränderung ihres Spiels mit Post-Punk, Krautrock, Elektro und Pop. Er ließ es sich aber nicht nehmen, vorher noch alle 14 Preisanwärter zu verlesen.
Kölner Stadtgespräch
Spannender der Nachwuchspreis: „Es geht um Newcomer Bands, denen wir Zukunft zutrauen.“ Das kann man tatsächlich bei allen der ebenfalls 14 in dieser Kategorie zur Wahl stehenden Acts tun. Fiehe wurde erst nach Nennung aller Nominierten deutlicher: „Der Preis ‚Best Newcomer‘ geht an eine dreiköpfige Band, die sich 2012 gegründet hat, die einen wunderbar soften Funk-Elektro-R&B produziert, die noch nicht so fürchterlich viel gespielt hat, aber von der man derzeit in Hamburg sagt, sie sei das Stadtgespräch in Köln.“ In die Hansestadt ging es für „Woman“ dann auch nach der Preisverleihung für einen Auftritt beim MS Dockville.
Erstmalig zwei Kategorien
Zum ersten Mal wurde der popUP NRW-Preis in zwei Kategorien vergeben. Interessant auch, dass sich die auf der „Musical Map“ des Musik-Streamingdienstes Spotify abzeichnende HipHop- und Schlagerbegeisterung in NRW nicht in den Preisanwärtern zeigt. Und daher auch nicht beim c/o pop, dessen 80 Bands zu ca. 25% aus NRW kommen. Zu einem Gutteil sind es aktuelle und frühere Nominierte des popUP NRW-Preises.
Norbert Oberhaus, Geschäftsführer des c/o pop Festivals, das unter anderen mit dem Musikreferat des Kulturministeriums NRW, dem Landesmusikrat NRW, dem NRW KULTURsekretariat, dem Kulturbüro Bochum und dem Münsterbandnetzwerk das Fördernetzwerk Pop NRW bildet, erklärte die Neuerung im Gespräch neben der Bühne: „Zwei Preise hatten wir schon immer. Den Hauptpreis für eine Band, die schon national spielte oder sogar internationale Ambitionen hatte. Während die 2500,- EUR gedacht waren, Upcoming Bands ins Rollen zu bringen – durch eine Plattenaufnahme oder eine Tour.“ Mit Einführung von zwei Kategorien würde diese unterschiedliche Zielsetzung jetzt deutlicher.
Klickzahlen sagen nichts über Besucherzahlen
Und zu den Daten von Spotify meint Oberhaus: „Klar, es wird auch viel HipHop gehört, aber Klickzahlen haben mit Live-Publikum nichts zu tun.“ In NRW gäbe es sehr viele tolle, junge Indie- und Pop-Bands, die gerade sehr im Kommen seien. Ohne dass jetzt schon gezählt worden sei, sei in diesem Jahr eine Publikumssteigerung beim c/o pop zu beobachten gewesen: „Die Besucherzahl wird deutlich über 30.000 liegen. Sieben von 20 Bezahlshows waren ausverkauft.“ Am schnellsten die von AnnenMayKantereit, den Drittplatzierten des popUP NRW-Preises aus 2014.