Pottoriginale: Low Budget-Kino mit kauzigen Figuren

Pottoriginale Roadmovie, TIM Kramer (tremark-fotografie.de)


Mit einem kleinen Budget von nur 25.000 Euro ist diese klamaukige Geschichte von Regisseur Gerrit Starczewski umgesetzt worden.

Der Startschuss für diesen Film lief im Bochumer Kinowelt UCI; die dortigen Räumlichkeiten platzten am 8. Dezember aus allen Nähten: etwa 1200 Zuschauer bevölkerten insgesamt fünf Kinosäle – und darunter mischten sich auch ein paar Szene-Persönlichkeiten, wie unter anderem Ex-Kraftwerk-Musiker Wolfgang Flür. Das ist wirklich ein Wahnsinnsergebnis – andere Ruhrgebietsfilm-Premieren wie „Sommerfest“ von Sönke Wortmann oder „Junges Licht“ von Adolf Winkelmann können sich locker hinter so einem gut besuchten Kinoabend verstecken. 

Hauptfiguren in dieser Story sind die beiden Bochumer Fußballfans Tankwart a.D. und der VfL-Jesus, die wie Cheech und Chong durch das Leben poltern – nur ist ihr Lebenselixier nicht bestimmt von Cannabis, sondern von übermäßigem Konsum von Fiege Pils und Zigaretten. Der Tankwart ist eher ein knochiger und poltender Typ, der andere hat eine wallende blonde Mähne und garniert jeden seiner gesprochenen Sätze mit einem »oder watt«. Der Plot ist streckenweise wirr und wirkt so, als wäre erst am Schnittplatz die Story zusende gedacht worden. Zudem wirken die filmischen Stilmittel irgendwo zwischen Kunstfilm, Videofilm-Ästhetik und Reportage nicht stimmig, der Zuschauer wird mit einer Montage aus zu vielen Ideen überfallen und überfordert.

Auch die eigentliche Handlung wirkt ungerade: Das VfL-Duo findet am Mittelkreis im Stadion von Westfalia Herne einen Geldkoffer mit alten 1.000 D-Mark Scheinen, den sie im Hinterzimmer vom Discothekenbesitzer Nobby (gespielt von Uwe Fellensiek) gegen einen Koffer voller Fake-Drogen eintauschen. Das Pulver soll Kokain sein, ist aber Traubenzucker. Alles schaukelt sich mit vielen Einschüben hoch, bis der schmierige Nobby beim Showdown vom Tankwart auf dem Kirmesplatz unweit des VfL-Stadions niedergeschossen wird. Eingerahmt von Autorennen (mit schönen historischen Autos wie Opel Manta, Kadett und Mustang Fastback) ist ein grellbuntes Panoptikum mit vielen Nebenschauplätzen entstanden.

Pottoriginale Tim Kramer / Tremark Fotografie

Es gibt in diesem Roadmovie Schlägereien auf der Cranger-Kirmes, Instagram-Models als Straßen-Prostituierte und kauzige Fußballfans, wie zum Beispiel den Glockenhorst von Rot Weiß Essen oder den Schalke-Johnny. Dazu viel Popkultur: DJ Hell mimt den Zechen Boss Hugo, der dem Tankwart a.D. und dem VfL-Jesus hilft, die Leiche vom Discothekenbesitzer Nobby verschwinden zu lassen. Außerdem gibt es mit 1Live-Radio-DJ Klaus Fiehe einen Sprecher aus dem off, der probiert der Handlung mit ein paar gesprochenen Sätzen einen roten Faden zu liefern. Dazu ungerade Milieutypen wie Motorradrocker, Türsteher und Tagediebe, die in Hinterzimmern von Kneipen mit Kartenspielen ihren Lebensstil aufpolieren.

Nur filmisch sind ein paar Sachen nicht wirklich stimmig. Fast alle Darsteller sind Laien-Schauspieler und ihr improvisiertes Acting vor der Kamera wirkt oft unbeholfen, auch manche Pointen, die den typischen Ruhrgebietshumor transportieren sollen, zünden nicht richtig und wirken stellenweise sogar tragisch. Die Abarbeitung an Themen wie Sex, Drogen und urigem Fußballfan-Milieu soll zwar trashig daherkommen, ist aber häufig zu nah am Klischee – und mit mehr dramaturgischer Sorgfalt und Tiefenschärfe hätte so manche Figur viel besser zum Leben erweckt werden können. Doch mit Sicherheit wird »Pottoriginale« nicht der letzte Film von Gerrit Starczewski sein. Mit dem Erfahrungsschatz, den er bei dieser Filmproduktion gemacht hat, wird er bei der nächsten Produktion sicher sehr viel anders und hoffentlich auch besser machen.

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