So richtig weiß man auch am Morgen danach noch nicht, wie man das 3:3-Unentschieden der DFB-Auswahl am Montagabend gegen die Auswahl Englands im Wembley-Stadion einordnen soll. Es war ein zunächst eher langweiliges Gekicke, das folgerichtig beim Spielstand von 0:0 in die Pause ging. Was sich dann in der zweiten Spielhälfte in London entwickelte, kann wohl nur als ‚wilder Ritt‘ bezeichnet werden. Erst führte Deutschland etwas überraschend mit 2:0, geriet dann innerhalb kurzer Zeit mit 2:3 ins Hintertreffen, bevor am Ende dann zumindest doch noch die Niederlage durch den späten Ausgleich zum 3:3 verhindert werden konnte.
Ein Remis in England ist sicherlich erst einmal kein schlechtes Ergebnis, die vielen Fragezeichnen, die der Abend hinterließ, stimmen einen kurz vor der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar trotzdem eher skeptisch in Bezug auf die großen Ambitionen der DFB-Elf. Um bei der WM wirklich ernsthaft um den Titel spielen zu können, offenbart diese Mannschaft derzeit einfach (noch) viel zu viele Schwächen, die sich von der Abwehr bis in den Sturm erstrecken. Es scheint jede Menge Arbeit vonnöten zu sein, für die schlicht kaum noch Zeit bleibt. Ausgerechnet kurz vor einem großen Turnier präsentiert sich Deutschland anfällig für sportliche Ausrutscher, wie wohl schon lange nicht mehr. Ein Flick-Effekt, er ist bisher schlicht nicht zu erkennen.
Von den sechs Gruppenspielen der Nations League konnte die DFB-Auswahl nur eines gewinnen. Das ist natürlich keine Empfehlung für höhere Ansprüche oder gar Weihen. Vieles von dem was die Flick-Truppe zuletzt auf den Rasen zauberte, oder sagen wir besser stolperte, war auch schon in der Endphase des vielkritisierten Joachim Löw zu sehen. Dass die Mannschaft es grundsätzlich besser können müsste, zeigt sie immer nur Phasenweise. Regelmäßig wird sie von unerklärlich schwankenden Leistungen zurückgeworfen.
Am Montag in Wembley zeigte sie diese Wankelmütigkeit sogar innerhalb eines einzigen Spiels. Nach einer uninspirierten ersten Hälfte, riss sich das Team zu Beginn der zweiten Hälfte plötzlich zusammen, domminierte die Engländer, schoss nach offensiver Flaute in den ersten 45 Minuten auch zwei Tore.
Die Grundlage für einen erfolgreichen Auftritt im letzten ‚richtigen‘ Gradmesser vor Katar schien gelegt. Doch genau so schnell wie die Leistungssteigerung kam, verschwand sie auch wieder. Die Hausherren, denen zuvor sehr wenig bis nichts gelang, trafen gleich dreifach innerhalb weniger Minuten. Das darf einer Spitzenmannschaft, wie Deutschland es laut Manager Oliver Bierhoff sein will, so nicht passieren. Diese Wankelmütigkeit erinnerte fatal an einige Auftritte von Borussia Dortmund, über die wir hier im Blog zuletzt ja auch schon viel zu häufig diskutieren mussten.
Auch der BVB träumt von Titeln, verspielt seine Chancen darauf aber in unschöner Regelmäßigkeit durch unerklärlich schwache Auftritte, bevorzugt gegen ‚kleinere‘ Gegner. Ob man England nun als ‚Kleinen‘ bezeichnen darf, da seine Elf in der Nations League Gruppe noch hinter Deutschland gelandet sind und dem zur Folge absteigen muss, lasse ich hier einmal dahingestellt. Denn schließlich spielten die ‚Three Lions‘ vor kurzem ja noch im EM-Finale gegen Italien, wären fast Europameister geworden. Aber dass Deutschland selbst gegen den Tabellenletzten nach einer Zwei-Tore-Führung den Sieg nicht ins Ziel brachte, sollte den Verantwortlichen des DFB schon ernsthaft zu denken geben.
Tröstlich erscheint vor der WM eigentlich nur, dass sich zuletzt auch kaum ein anderes Team in Top-Form zu befinden schien. So gesehen wäre der Flick-Auswahl auch in Katar der Titel durchaus zuzutrauen. Wie das Spiel am Montag in London gezeigt hat, ist aber auch ein Vorrunden-Aus nach der Gruppenphase keinesfalls auszuschließen. Denn von einem Turnier-Favoriten erwartet man eigentlich schon etwas mehr an Leidenschaft, Engagement und Konstanz…. Und genau das konnte die Flick-Truppe alles schon länger nicht mehr zeigen.
Robin,
die derzeitige DFB-Auswahl war und ist für mich kein Anwärter auf den WM-Titel
„Die Engländer“ ordne ich in inhrer derzeitigen Verfassung auch nicht dem engeren Kreis der Titelfavoriten zu. .
Darf man hoffen, daß während der WM „unsere “ Mannschaft! sich zum Besseren hin substantiell völlig anders präsentieren könnte?
Hoffen kann „man“, aber die Realitäten sprechen ehe dafür, daß es zu einem raschen und bitteren Ende „unserer“ Elf bei der WM kommt,.
Für mich auch nicht, Walter! Aber so eine echte Überfliegermannschaft gibt es ja aktuell nicht. Von daher halte ich eine positive Überraschung nicht für ausgeschlossen. Aber auch ich halte ein Vorrunden-Aus für wahrscheinlicher als eine Finalteilnahme. 😉
Der Vergleich mit Dortmund ist treffend. Egal, wie man die zwei zu Null Führung beurteilen mag (ich fand sie sehr glücklich, England hatte in der ersten Hälfte mehrere Chancen, zeigte aber Unvermögen).
Diese aber ratzfatz zu verspielen, zeugt in jedem Fall von mangelnder Cleverness. Für Routiniers heißen sie nun Dortmund oder Deutschland ist einfach nur peinlich.
Gut, dass mich die WM diesmal so gar nicht interessiert.
Viertelfinale. könnte klappen. Mehr nicht.