Pro NRW unter falscher Flagge

Pro NRW in Witten: Rechts ist eine von zwei Piratenflaggen zu sehen.
Pro NRW in Witten: Rechts ist eine von zwei Piratenflaggen zu sehen.

Im Zuge ihrer Antiasyl-Tour hat Pro NRW heute morgen in Witten Station gemacht. Das wäre an sich keine Meldung wert, schließlich war wieder nur die übliche Handvoll Leute gekommen. Doch die sorgten für eine Überraschung: Zwischen Pro NRW- und Deutschlandfahnen wehten auch orangene Piratenflaggen. Dieser Etikettenschwindel scheint seit Beginn der Tour am vergangenen Samstag die neue Startegie zu sein.

Wie bereits auf den ersten Tourstops der rassistischen Kleinpartei, etwa vergangenen Samstag in Essen, wehten auch in Witten Flaggen der Piratenpartei. Etwa zehn Leute sind am heutigen Montag in eine der abgelegensten Orte in Witten gekommen, um gegen „Asylmissbrauch“ zu protestieren. Ihnen stellten sich rund 50 gut gelaunte Demonstranten in den Weg. Davon, und von der massiven Polizeipräsenz abgesehen, war der Marderweg, in dessen Nähe einige Asylbewerber untergebracht sind, menschenleer.

Die Sache mit den Piratenflaggen ist Teil einer neuen Strategie von Pro NRW. Auf ihrer Website berichtet die „Bürgerbewegung“ von ihrem Parteitag: „Neben prominenten Gastredner (…) konnte der ehemalige Kölner Piratensprecher und heutige PRO-Aktivist, Oliver Wesemann, auch einen weiteren namhaften Übertritt aus der Piratenpartei verkünden: Mit Barbara Richter erklärte die führende Piratenaktivistin der rheinischen Stadt Wesseling ihren sofortigen Eintritt in die PRO-Bewegung.“ Diese wolle aber, genau wie Wesemann, „noch weiter Mitglied in der Piratenpartei bleiben, um die gleichen Ziele und Grundwerte der beiden Bewegungen (…) in der Politik zu verdeutlichen.“ So sollten „Brücken“ gebaut werden, „über die weitere Mitstreiter folgen können“.Über 20 Piraten hätten bereits gewechselt, behauptet Pro NRW.

„Sowas geht gar nicht“, sagt Marc Olejak, Landtagsabgeordneter der Piratenpartei in NRW. Der 42jährige ist am heutigen Montag auch nach Witten gereist, „damit man das den Leuten vor Ort auch erklären kann“, wie er den Ruhrbaronen sagt. Bei den Piraten sei eine Doppelmitgliedschaft zwar kein Problem. „Aber wir haben eine klare Satzung.“ Mit dieser sei eine Mitgleidschaft bei der rechtsradikalen Pro-Partei nicht vereinbar. Gegen zwei Piraten laufe in der Sache bereits ein Parteiauschlussverfahren.

Ob mit (pseudo-)piratiger Unterstützung oder nicht: Am Ende fuhr die selbsternannte Bürgerbewegung auch in Witten eine Niederlage ein. Zwar hatten sie einen hübschen Infostand aufgebaut. Allerdings wohnen in dieser Ecke der Stadt überwiegend Migranten und ansonsten nur Rentner, die im besten Fall verstohlen hinter ihrer Gardine hervorlugten. Nicht einen Flyer ist die Partei losgeworden. Und dank des lautstarken Protestes der Gegenseite blieb die Nachbarschaft auch vom Inhalt der braunen Redebeiträge verschont.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
9 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
allemachtdendrähten
allemachtdendrähten
11 Jahre zuvor

Na ja aber Werbung hat Pro NRW ja inzwischen mehr als genug bekommen und etliche der hinter Gardinen hervorlugenden Rentner machen da dann ihr Kreuz. So lässt sich leben sagt sich die Parteispitze und macht mit 10 Personen lustig weiter,(auch mit Piratenflaggen) denn die enorme Medienwerbung gibt es ja zum Nulltarif.

Oliver
Oliver
11 Jahre zuvor

Wir Piraten können das nicht tot schweigen. Unser Name wird boshaft missbraucht und in den Dreck gezogen.

Gegen die beiden Zimbos läuft übrigens ein Eilverfahren.

Peter L.
Peter L.
11 Jahre zuvor

Ach je, die werden da schon deswegen mit ner Piratenflagge hingehen, damit sie sich über die „Nazi“-Paranoia des Piratenmobs auf Twitter amüsieren können.

paule t.
paule t.
11 Jahre zuvor

Gegen die Piratenflaggen müsste die Piratenpartei doch eigentlich auch juristisch vorgehen können, per Beschluss des zuständigen Gremiums und dann Unterlassungsverfügung gegen ProNRW&Co.

Sebastian Dicke
Sebastian Dicke
11 Jahre zuvor

Ich habe auf Twitter gelesen, dass sich mehrere Juristen dazu so geäußert haben, dass es nicht möglich ist, die Verwendung der Flaggen (auf juristischem Weg) zu unterbinden.

trackback
11 Jahre zuvor

Links anne Ruhr (12.03.2013)…

Dortmund: 21 Rechte versammeln sich vor linker Szenekneipe "Hirsch-Q" (WAZ.de) – Bochum: Schmiede für Pop-Titanen (WAZ.de) – Dortmund: Verstorbener Junge: BVB-Grabstein steht endlich auf dem Grab von Jens-Pascal (Ruhr Nachric…

johnnybgoode
johnnybgoode
11 Jahre zuvor

Da hat wohl einer unserer Jungs vom Verfassungsschutz in die falsche Fahnen-Kiste gegriffen oder vergessen, dass er diesmal nicht als Pirat sondern als Pro-NRWler zum Demonstrieren eingeteilt war.

ulrics
11 Jahre zuvor

Vielleicht traut sich Pro NPD nicht mehr unter eigener Flagge zu segeln. Nachdem sich nun die Salafisten auf sie eingeschossen haben.

Werbung