In den letzten Tagen haben sich beim Protestcamp der syrischen Flüchtlinge Vertreter der großen und kleinen Politikprominenz den Staffelstab nacheinander in die Hand gegeben. Warme Worte gab es von Innenminister Ralf Jäger, Kämmerer Jörg Stüdemann und der flüchtlingspolitischen Sprecherin der Grünen, Monika Düker. Die NRW-Piraten hatten die Syrer in den Landtag nach Düsseldorf eingeladen, einen Gegenbesuch im Dortmunder Camp machte gestern Torsten Sommer (Piraten). Nach den politischen Stell-Dich-eins, setzten am Donnerstag Künstlerinnen und Künstler aus Dortmund ein buntes Zeichen der Solidarität.
Mit bunten Kreiden malten sie Bilder auf den Asphalt vor der Katharinentreppe, wo die syrischen Flüchtlinge seit zwei Wochen in einem Protestcamp für ein Bleiberecht und die Zusammenführung mit ihren Familien kämpfen. Die Kreativen schrieben „Refugees welcome“ und andere Statements, die klar machen sollen: Ihr seid nicht allein – wir wollen, dass ihr bleibt! Dass in Bochum die jungen Grünen den bunten Kreideprotest gegen die NPD teuer bezahlen sollen, schreckte die Künstlerinnen und Künstler offensichtlich nicht ab. Und auch die Polizei, die zu Schutz der Syrer gegen rechtsextremistische Übergriffe zur Zeit im Dauereinsatz ist, sah die ganze Aktion entspannt.
Anders als bei der umstrittenen Beerdigungs-Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) blieb man gestern nicht im herrschaftlich-künstlerischen Diskurs unter sich. Die Syrer waren nicht nur der Impulsgeber einer Kunstidee, sondern Teil der Aktion. Sie gesellten sich zu dem Malerinnen – ein kreativer Dialog begann. Die Künstlerinnen, wie die Initiatorin der Aktion, Rita-Maria Schwalgin (Kulturmeile Nordstadt), waren Anfang der Woche zu Besuch bei den Syrern. Die persönliche Lage der Flüchtlinge war ihnen vertraut und die Empörung der Künstler und Künstlerinnen über die Situation der Protestierenden echt -die Idee nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweginszeniert.
Den wichtigsten Satz verfasste dann auch einer der syrischen Flüchtlinge. Er schrieb auf deutsch und arabisch in zarten Kreidepastell: „Niemals aufgeben!“
Werden noch Bilder von der richtigen Kunstaktion nachgereicht? Die Parolen können damit ja wohl nicht gemeint sein…
Kein Grund, Frau Märkel, die einen (Leute in Berlin) gegen die anderen (Leute in Dortmund) auszuspielen.
@Kunst&Journalismus: Es geht doch nicht darum, KünstlerInnen gegeneinander auszuspielen. Ich habe die Kritik an den Aktionen des ZPS angesprochen, dass sie ihre Kunst ohne die Betroffenen inszenieren. Denn ich finde da ist was dran (abgesehen von den ebenfalls diskutierten ästhetischen bzw. Geschmacksfragen, die ich schwieriger zu beantworten finde).