Pure Atmosphere: Party statt Provinz

Soll Witten fürs Partyvolk attraktiver machen: Pure Atmosphere

Bisher hat sich die Technoszene im Ruhrgebiet eher auf die großen Städte wie etwa Dortmund konzentriert“, sagt Patrick Erdmann aus Witten. Da sei es für andere Städte nicht einfach, im mentalen Partykalender des hedonistischen Partyvolks vermerkt zu werden. Also hat er sich mit drei Kumpels zusammengesetzt und das Projekt „Highscore Entertainment“ ins Leben gerufen. Zusammen mit seinen Mitstreitern hat er eine ehrgeizige Mission: Er will aus der kleinen Ruhrstadt Witten einen Anlaufpunkt für die Technoszene machen.

Die erste Party stieg 2008. Mit „Rap gegen Rechts“ konnten Erdmann und Co. erste Erfahrungen im Ausrichten einer Musikveranstaltung sammeln. Die Resonanz war gut: Das „Haus der Jugend“ im Wittener Stadtkern war gut gefüllt. Doch die behagliche Enge des Jugendzentrums genügte ihnen bald nicht mehr. Schnell fand man neue, richtige Locations, die ein Publikum jenseits der Zwanzig ansprechen konnte. „Wir mieten die Läden selbst an. Dabei kommen zu unserem Eigenkapital noch Spendengelder, etwa von der Stadt Witten oder der Uni Witten/Herdecke“, sagt Erdmann, der mit seiner Truppe bisher bereits zehn Partys geschmissen hat. Mit den Locations hat sich auch die Musikrichtung geändert. „Wir setzen auf Elektromusik, da diese momentan stark im Kommen ist. In Witten ist eigentlich nicht gut feiern, wir wollen da Abhilfe schaffen.“

Party: „Pure Atmosphere“

Tatsächlich kann man in Witten nicht gerade von einer Clublandschaft sprechen. Es gibt eine lebendige Kultur- und Kneipenszene, aber tanzen bis sechs Uhr morgens? Fehlanzeige. Bis der „Finest Club“ dort Quartier bezog. Von Anfang an setzte die Disko auf elektronische Musik, Zielgruppe: Ü 20. Ein idealer Partner für die Jungs von „Highscore Entertainment“. „Der Finest Club ist echt geil, dort gibt’s auch keine Probleme mit der Nachbarschaft“, so Erdmann. In der Vergangenheit sei schon mal eine Party von der Polizei aufgelöst worden, die Nachbarn störten sich am „Lärm“. Mit dem neuesten Ortswechsel gebe es aber keine Probleme mehr.

Die neu entstandene Party-Reihe „Pure Atmosphere“ im Finest-Club hat gute Chancen, sich zu etablieren – ist sie doch in der Hauptstadt der Hauspartys eine Ausnahmeerscheinung. Sie findet, prominent platziert, an jedem ersten Freitag im Monat statt. Auch konnte man bekannte DJs gewinnen. „Das sind zum Beispiel DJ Lenny, der aus Hagen kommt“, erzählt der 25jährige. Lenny spiele meist Selbstproduziertes. „Auch Frau Schwarzmann aus dem Royal Bambi in Dortmund ist mit dabei, sie spielt vor allem Tech-House mit vielen Vocal-Samples.“ Generell laufe bei Pure Atmosphere „nicht die ganz harte Mucke, sondern eher die smoothere Gangart.“

Bock auf Tapetenwechsel

Warum setzen sich vier junge Leute aus dem Ruhrgebiet zusammen, um Wittens Partyszene vor der Bedeutungslosigkeit zu retten? „Das klingt jetzt vielleicht so, als ob es uns ums Geld ginge“, sagt Erdmann. „Das ist nicht unsere Hauptmotivation. Wir wollen das Ding nach Witten holen, und zu einem Anlaufpunkt für das junge, tanzfreudige Publikum schaffen.“ Man kalkuliere momentan auf „Plus Minus Null“.

Natürlich wäre es schön, davon leben zu können. „Nach acht Jahren im Einzelhandel brauchte ich dringend einen Tapetenwechsel“, sagt Erdmann. Er wolle sich „irgendwann“, also wenn alles gut läuft, mit Eventmanagement selbstständig machen. „Es ist erst einmal wichtig, Erfahrungen zu sammeln und bekannter zu werden.“ Er träume davon, irgendwann mal die Wittener Werkstadt, der größte Veranstaltungsort der Stadt, zu mieten. „Aber bis man diese Riesenlocation vollkriegt, muss man sich erstmal etablieren.“ Mit der „Pure Atmosphere“-Partyreihe könnte dies gelingen.

Pure Atmosphere: Jeden 1. Freitag im Monat / Finest Club, Augustastr. 85, 58452 Witten/ 7 Euro

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Manuel
Manuel
12 Jahre zuvor

Ich weiß ja nicht, woher die Jungs aus Witten wissen möchten, dass Dortmund eine ausgewogene Techno-Szene habe.

Aber zum einen vergleiche man hier:

https://www.bszonline.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2776:mr&catid=35:kultur&Itemid=88

Zum anderen gibt es neben dem speziellen Royal Bambi und der monatlichen Ostbahnhof-Kollektiv-Reihe im 023 außer den Jungs und Mädels von All The Time in Dortmund quasi nichts.

Und von Techno-Szene kann man meiner Meinung nach auch erst dann reden, wenn nicht bis, sondern auch ab sechs Uhr morgens getanzt werden kann. So z.B. in Essen und Bochum, aber auch in Oberhausen.

Dass in Witten was passiert, ist durchaus zu begrüßen. Ich wünsche den Veranstaltern viel Glück!

Aber Dortmund? Gute Nacht!

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