Que sais-je? Eine Antwort auf Mirs Kommentar zu meinem Wallraff-Beitrag

…o.k., Mir, Dank für den Kommentar unter „Alte Einsichten…„.
Und ich frage frei nach Montaigne zurück: Was weiß ich? Was weiß ich wirklich? Was soll ich wissen?

Zugegeben, eigentlich wünsche auch ich mir, dass mehr ‚Wallraffiaden‚ erschienen. Und mit der ‚Enthüllung‘ bzw. besser dem ‚Zur-Sprache-Bringen‘ inhumaner Arbeitsverhältnisse hat sich Günter Wallraff so oder so sicher Verdienste erworben.

Meine Kritik aus dem Ruhrbarone-Artikel „Alte Einsichten, neu verklebt“ bleibt aber bestehen.
Sie schreiben dazu zuletzt:
‚Wallraff hat den Anspruch eines Journalisten und er ist kein erfundene-Geschichten-Erzähler.‘ Das aber berührt genau den Kern meiner Kritik: Mittlerweile müssen wir annehmen, dass Günter Wallraff durchaus auch Teile seiner Reportagen erfunden bzw. entlehnt hat, oder? (Was im Prinzip nicht schlimm wäre, wenn er selbst auch offener damit umgehen würde.)

Und zur Frage der ‚Enthüllungen‘ durch Wallraff ein paar Infos ohne jede Larmoyanz:
Mein Vater war Zinkzieher (Arbeiter an einem kleineren Zink-Hochofen) bei der später auch durch einen Dioxin-Skandal bekannt gewordenen Metallhütte „Berzelius“ in Duisburg-Wanheim, mein Bruder arbeitete zunächst bei der Demag in Duisburg-Hochfeld, dann auch als Schlosser bei Berzelius, meine jüngere Schwester als Verkäuferin, meine ältere als Buchhalterin für eine Gebäudereinigungsfirma. Ich selbst habe seit dem elften Lebensjahr Taschengeld und Familienunterstützung verdient beim Kartoffelnklauben, Tennisbälle-Aufsammeln (Turniere), als Schüler arbeitete ich u.a. bei der Niederrheinischen Hütte, als Student bei einer Möbelspedition (inklusive Zwangsräumungen), Schichtarbeit bei Mannesmann usw. usf.

Alles, was Wallraff  ‚enthüllt‘ hat, war doch mir und vielen anderen bekannt; er hat es also eher zur Sprache gebracht als enthüllt. Und auch da wäre er ohne Gewerkschaften z.B. nicht denkbar. Aber ja, da hat er sich also Verdienste erworben. Und in Zeiten der neoliberalen Grausamkeiten wird die gerne spöttisch verworfene ‚Methode Wallraff‘ gerade wieder hochaktuell.

Aber ein Dokumentarist/Sozialreporter, dessen Glaubwürdigkeit sein wichtigstes ‚Kapital‘ ist, sollte endlich mehr sagen über seine Quellen, Ko-Autoren, möglichen Ghostwriter. Die Integrität gerade eines Sozialreporters darf nicht beschädigt werden durch Zweifel an der Urheberschaft seiner Texte. Sie merken, auch ich wünsche mir eigentlich mehr ‚echten’/’authentischen‘ Wallraff als weniger.
Im Grunde müsste man jetzt über die nebeneinanderstehenden Versionen zu Autorschaft/Ko-Autorschaft/Ghost-Writing/Quellen bei einigen Büchern Wallraffs gründlich recherchieren, lesen, Textvergleiche anstellen, ihn selbst interviewen, dazu auch Gremliza und andere.
Wikipedia z.B. schreibt zu Hermann L. Gremliza, dass dieser der Ghostwriter von „Der Aufmacher“ sei, ein Buch, „erschienen unter dem Namen von Günter Wallraff“. Wikipedia verweist auch auf ein Zitat von Gremliza in Konkret:
„6 ↑ Hermann L. Gremliza: Zitat über den „Aufmacher“: »…der das Buch über Wallraffs Erlebnisse in der „Bild“-Redaktion von der ersten Zeile des Vorworts bis zur letzten Zeile des Nachworts geschrieben hat, und das war ich…« in Konkret 1/2012, S. 66″.
Dagegen hat meines Wissens Wallraff bis heute nicht geklagt, auch auf seiner Homepage findet man nichts dazu.

Sie sehen, liebe/r Mir, auf einen von uns beiden oder jemand ganz anderen wartet eine (literaturhistorische) Doktorarbeit.

Mehr Infos im Wikipedia-Artikel zu Günter Wallraff:
http://de.wikipedia.org/wiki/Günter_Wallraff
Informationen von und zu Günter Wallraff selbst finden Sie außer in seinen Büchern und Interviews
auch auf der Homepage:
http://www.guenter-wallraff.com/

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theo
theo
12 Jahre zuvor

„Alles, was Wallraff ‘enthüllt’ hat, war doch mir und vielen anderen bekannt; er hat es also eher zur Sprache gebracht als enthüllt.“

Nach deiner Definition dürfte es eigentlich gar keine „Enthüllung“ mehr geben. Es wird immer jemand sagen, ihm sei dies und das schon zuvor bekannt gewesen.

Ich finde es interessant, wie ihr (du und Nadia Shehadeh) an Wallraff herangeht. Ihr mokiert euch beide darüber, dass Wallraff angeblich nichts Neues liefert – und seid doch selbst in eurer Kritik um keinen Preis origineller. Was habt ihr beide hier denn über Wallraff geschrieben, was nicht schon anderswo zu lesen war?

Eine Anregung an euch beide: macht doch mal ähnliche Reportagen wie Wallraff, kümmert euch um Leute, die keine große Lobby haben. Ihr müsst dazu einfach mal aus dem bequemen Sessel raus und das schicke neue Ipad zur Seite legen. Und wenn euch dabei eine gute innovative Sozialreportage gelingen sollte: dann könnt ihr gerne nach Herzenslust Wallraff bekritteln, er habe „nichts Neues“ gebracht.

bernd t
bernd t
12 Jahre zuvor

ich empfehle für echte sozialreportagen ohnehin nur die wattenscheider schule hier bei den baronen.

derpohl
derpohl
12 Jahre zuvor

If we can’t be free at least we can be cheap. Frank Zappa.

halil
halil
12 Jahre zuvor

Die „Barone“ sind selbst doch viel zu ängstlich um wirklich „kritischen“ Journalismus zu betreiben. Lieber wird auf den Linken rumgehackt. Man beweihräuchert sich selbst. Kritisiert Menschen wie Wallraff höchst unfair, die großes geleistet haben und sich sozial für Arbeitnehmer engagieren.
Letztlich gehören die Barone finde ich doch nur zur neoliberalen Meschpoke, die der SPD und den Grünen die Stange hält.
Innovativer und kritischer Journalismus sieht m.E. anders aus.
Denn in Zeiten von Hartz IV und dem was die Agenda Verbrecher verzapft haben gäbe es in der Tat vieles zu berichten was in dieser Gesellschaft schief läuft. Eben dies passiert hier bei den angeblich so kritischen Baronen kaum bis gar nicht.
Aus Angst, Feigheit, Bequemlichkeit, Ignoranz oder schlichtem Opportunismus? Dazu müssen die noch nicht einmal einen ipad zur Seite legen. Der Kommentar „ich habe gar keinen.“ ist so etwas von entlarvend ;-).

Karl
12 Jahre zuvor

„Man kann einfach nicht ‘enthüllen’, was sehr vielen bekannt ist. Man kann aber ‘enthüllen’, was nur wenigen bekannt ist oder was bewusst verschwiegen werden soll.“

Dazu ist mir Karl Valentin eingefallen:

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von Wallraff.“

Hab ich natürlich nur falsch geschrieben, weil: „In de letztn Joor is de Vawendung vo Valentin-Zitatn auf gwerblichn Netzseitn vo da Erbngmoaschoft systematisch ogmahnt worn“: https://www.internet-law.de/2010/07/abmahnung-von-karl-valentin-zitaten.html

theo
theo
12 Jahre zuvor

„Dass Wallraff inhumane Arbeitsbedingungen gelegentlich wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein rückte, bestreite ich gar nicht.“

Na immerhin.

Nein, man muss nicht selbst Arzt sein, um Pfusch beurteilen zu können – dieser Vergleich ist schon ziemlich dreist, deswegen:

Wenn man aus eigener Erfahrung heraus weiß, wie mühevoll manche Recherchen sind, bewahrt es einen davor, bequem aus dem Sessel heraus die Arbeit anderer Leute herab zu qualifizieren.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ halil #5

du schreibst: „Die “Barone” sind selbst doch viel zu ängstlich um wirklich “kritischen” Journalismus zu betreiben. Lieber wird auf den Linken rumgehackt.“

hey, das lass ich jetzt aber nicht auf mir sitzen! Hier einer meiner Artikel zum „Klassenkampf“ – garantiert authentisch (ich dachte immer, ich bin ein „unfreiwilliger Wallraff“, aber nach Gerd Herholz’ Artikeln, ist das wohl kein guter Vergleich):

https://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-–-am-„seminar-fur-waldorfpadagogik-berlin“/

„Waldorflehrer werden! – am Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“

theo
theo
12 Jahre zuvor

„Sachkritiken“. Soso. Ein Fachmann also, der Wallraffs Reportage mit der Nokia-Monitor-Geschichte vergleicht…
Ein Äpfel-Birnen-Vergleich, bei dem allein das Wort „Recherche“ beide Filme umfasst – ansonsten sind Form und Inhalt völlig unterschiedlich.

„Und jetzt bitte nicht behaupten, die zuletzt genannten kritischen Journalisten seien ohne Wallraff nicht denkbar.“

Nee, denn auf die Idee kann man wohl nur kommen, wenn man wissenschaftlicher Leiter eines Literaturbüros ist.

Mal im Ernst: wenn man Presenter-Reportagen daraufhin abklopft, wie groß der Anteil der Präsentatoren tatsächlich ist, dann kann man Bücher darüber schreiben. „60 minutes“ z.B. lebte von dem, was die Rechercheure den Presentern lieferten. Auch Michael Moore hat sich irre viel liefern lassen.

Bei Wallraff sieht es anders aus. Das Allermeiste hat er selbst recherchiert, er hat dann evtl. seine Recherchen von anderen – die besser formulieren konnten – schreiben lassen. Pardon, aber das zu kritisieren halte ich für verschroben. Gremliza mag große Teile des Buchs geschrieben haben – aber war Gremliza selbst undercover bei der „Bild“? Eben. Das sind Wallraffs Erlebnisse, und selbst die Vorstellung, er habe weite Teile des Buchs von einem anderen schreiben lassen, macht doch nicht Wallraffs Recherche zunichte.

Wallraffs Geschichten sind Ich-Geschichten. Das ist eine spezielle Gattungsform der Reportage, die nicht jeder beherrscht. Wallraff hat sich über Jahrzehnte hinweg einen Ruf im wahrsten Sinne erarbeitet. Der hat sich das Leben weiß Gott nicht leicht gemacht. Er ist deswegen kein Heiliger. Aber seine Arbeit nun darauf reduzieren zu wollen, er habe manche Teile im Buch nicht selbst formuliert, ist – selbst für einen Leiter eines Literaturbüros – ärmlich.

Zumal ja auch daran nun wirklich nichts Neues ist: da sind olle Kamellen wieder hervor geholt worden, weil ein Ruhrgebiets-Poet auch unbedingt irgend etwas zum neuen Wallraff-Film veröffentlichen wollte. Umso anmaßender empfinde ich dann das, was da meint, unbedingt einem Publikum vorgetragen werden zu müssen.

theo
theo
12 Jahre zuvor

„Olle Kamellen, die hervorgekramt werden, sind das nur deshalb, weil Wallraff dazu schweigt.“

Eine merkwürdige Logik.

Nee, andersherum wird ein Schuh daraus. Sie suchten nach medialer Aufmerksamkeit, und da fiel Ihnen nichts Besseres ein, als diese lang und breit durchgekauten Gremliza-Selbstbeweihräucherungen aus der Schublade zu holen.

„Ihre“ Kritik? Mein Bester, das ist nichts weiter als Copy-and-paste von alten Zeitschriften-Artikeln (was ja einfacher und risikoloser ist, als selbst in Sachen Wallraff zu recherchieren).

Und da Sie meinen, das alles wäre dadurch zu begründen, weil Wallraff dazu schweige (was für eine alberne Rechtfertigung): haben Sie denn überhaupt versucht, dazu Statements einzuholen? Mein Verdacht: selbst das war Ihnen zu mühsam.

Munter stellen Sie eine These auf: „Aber ein Dokumentarist/Sozialreporter, dessen Glaubwürdigkeit sein wichtigstes ‘Kapital’ ist, sollte endlich mehr sagen über seine Quellen, Ko-Autoren, möglichen Ghostwriter.“ – die Sie bitte wie begründen? Warum verliert ein Autor seine Glaubwürdigkeit, wenn er seine Helfer verschweigt? Ich kann es Ihnen sagen: weil Gerd Herholz das soeben beschlossen und verkündet hat. Sie stellen sich also hin als Gutachter, der über anderer Leute Glaubwürdigkeit moralisch urteilen möchte.

Und noch einmal: es geht nicht darum, ob Wallraff falsch berichtet hat oder ob er andere Leute für sich hat recherchieren lassen. Es geht darum, ob andere Leute seine Schreibe aufpoliert haben. Darüber mag man bei einem Romanautor gewiss streiten können – aber bei investigativen Reportagen?

Ihr Urteil verfassten Sie als „privater Blogger“. Was ist „privat“ daran, wenn Sie die ganze Welt an ihrer moralischen Attacke teilhaben lassen möchten?

Nein, Wallraff ist nicht mein „Heroe“.

Es geht mir lediglich darum:

Sie schmähen die Leistungen eines Anderen, ohne selbst dabei irgend etwas zu leisten. Copy and paste, wie gesagt.

Sie stören sich an den Begriffen „ärmlich“ und „anmaßend“?

Die haben Sie sich wirklich erarbeitet. Immerhin.

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Bedankt für die extralange Antwort, Herr Herholz.

Spielen bekannte Schauspieler eine Rolle in einem Film, stehen sie nicht nur für den aktuellen Charakter, den sie darstellen, sondern gleichzeitig tauchen in unseren Köpfen all die Rollen auf für die sie berühmt und berüchtigt sind. Ein Regisseur baut nicht nur auf ihre aktuelle schauspielerische Darstellung, sondern baut auf den Charakter, den sie in vielen vergangenen Filmen aufgebaut haben. Siehe Meryl Streep, John Wayne, Woody Allen und Co.
Der Arbeitnehmer und Unterdrücktendarsteller Günter Wallraff besitzt mit seiner aktuellen Rolle als Paketzusteller mein Vertrauen, weil seine vergangenen Rollen in dieser glaubwürdig aufgehen.
Mögen auch andere am Skript mitgeschrieben haben, Maskenbildner an seinem Äußeren geschliffen haben und Co-Regisseure seine Aktionen gelenkt haben, so kann doch er mich eindrücklich zum Mitfühlen bringen.

In der Sache ein Zitat frei nach Goethe: „Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken.“

DH
DH
12 Jahre zuvor

Die (auch noch positive) Bezugnahme auf die Burmester-Kolumne macht mich nun vollends ratlos, was Kollege Herholz hier überhaupt verhandelt sehen will. Ob nun begabt oder nicht, ob für diesen Journalistenpreis nominiert oder nicht, Wert und Gehalt der Glosse haben sich bereits verflüchtigt, bevor man sie zu Ende gelesen hat. Halbernstes Witzeln über Wallraff? Geschenkt.

Zur materiell einzig interessanten Frage, ob Wallraff und seine Ghostwriter Rechercheergebnisse tatsächlich erfunden haben mögen, lese ich bislang nichts. Das, lieber Gerd Herholz, hätte ich aber gerne „enthüllt“ und nicht nur vermutet.

theo
theo
12 Jahre zuvor

Ja toll, zitieren Sie dann mal ruhig Springers „Welt“, Herr Herholz, wenn Sie denn einen Gleichgesinnten in ihrem Anti-Wallraff-Furor benötigen. Ich will jetzt auch gar nicht die lobenden Kritiken erwähnen, die Sie geflissentlich überlesen haben. Silke Burmester schätze ich eigentlich sehr, aber eine schwache Glosse nun mit einem früheren Theodor-Wolff-Preis aufwerten… nun denn, wenn das ihre Argumentation sein soll…

Und ja, Herr Herholz, ich habe auch ihren anderen Beitrag gelesen, in dem Sie jämmerlichst beklagten, dass „die bewusstseinserweiternde Langzeitwirkung leiser poetischer oder sprachkritischer Literatur selbst vielen Autoren – jedenfalls öffentlich – nicht mehr viel galt“ und Wallraff offenbar als einen argen Feind ihrer zarten Poesie ausmachten (Himmel, was für ein Kraut rauchen Sie eigentlich, um einen solchen Gegensatz aufzubauen?)

Noch zwei Zitate von Ihnen:

„Nach dem Motto „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ ist Wallraffs Authentizitäts-Bonus längst seit Mitte der 80er Jahre verspielt.“

„Wallraff selbst ist es, der seit Jahrzehnten als Dokumentarist gründlich demontiert ist. Seitdem sind es eher die Leser, nicht die Bosse, die sich von Wallraff getäuscht fühlen.“

Belege? Keine. Meine Güte, Sie urteilen aber flott, Herr Herholz. Mal ganz ernst: wenn Wallraff Sie damit vor den Kadi ziehen würde, müssten Sie sich warm anziehen. Denn das, was Sie da betreiben, ist ehrabschneidend. Sie haben keinerlei Beweise dafür, dass Wallraff sich Geschichten ausgedacht hat, aber Sie insinuieren es. So geht man nicht mit anderen Menschen um. Das ist schäbig.

Ihre Argumentation dabei ist teilweise aberwitzig. Eine Monitor-Recherche über Nokia soll einen Film Wallraffs über einen Paketdienst relativieren… Junge, Junge, da haben sich die Ruhrbarone aber einen Fachmann fürs Journalistische an Land gezogen… chapeau! 😉

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

Was Wallraff und Gremliza vereinbart hatten, wissen wohl nur die beiden.
Selbst, wenn es einen Ghostwritervertrag nur per Handschlag gab, und letzterer glaubte, dass er selbstverständlich als Ko-Autor genannt würde, geht mich das nichts an, denn es wäre dann eine Angelegenheit dieser beiden.
Kann aber sein, dass daran damals eine Freundschaft zerbrochen ist.
Es wird in vielen Quellen besonders herausgestellt, dass Gremliza ungestraft behaupten darf, dass er eines der Werke Wallraffs, nämlich die Bildtrilogie zum großen Teil als Ghostwriter geschrieben habe.
Aber er hat seine daraus vermutbaren ableitbaren Rechte auch selber nicht eingeklagt! Auch das ist zu beachten.
Kann aber auch sein, dass es damals eine Dienstleistung gegen Bezahlung war, wie es heute üblich zu sein scheint.
Ghostwriter bieten sich zu Tausenden, genau wie Handwerker im Internet an.
Googlesuche: GHOSTWRITER
Es ist lt. Wikipedia auch nicht üblich diese bezahlten Dienstleister als Ko-Autoren zu benennen.
Jedenfalls macht Wallraff das nicht. Soviel ist bekannt.
Ich würde es auch nicht tun.
Ich sehe das Ergebnis einer ghostwriterlichen Tätigkeit auch als Auftragsarbeit, also als nichtselbständige Tätigkeit an.
Das ist so, wie bei einem Handwerker, der einem Erfinder gegen Bezahlung ein Modell seiner Erfindung herstellt.
So ein Handwerker kommt nie als Miterfinder auf die Patentschrift.
Schüler, Gesellen von mittelalterlichen Malerwerkstätten signierten die Bilder schließlich auch nicht zusammen mit dem Meister, obwohl sie oft einen großen Anteil am Zustandekommen eines Bildes hatten. Aber es zählt die Idee, der Entwurf, und die Volländung des Werkes.
So ähnlich wird es bei Wallraff auch gewesen sein.
Wenn das aber bei Literaten so gehandhabt wird, gibt es einen Aufschrei der Empörung. Literaten leben offenbar in einer heilen Welt, mit immer noch gültigem Reinheitsgebot.
Was die Wirkung von Wallraffs „Ganz unten“ betrifft, kann ich mich gut erinnern, dass dieses buch damals wie eine Bombe eingeschlagen hat.
Und das auch bei all denjenigen Personen, die heute sagen, dass es nichts „Neues“ war, was Wallraff damals verkündete.
Also, wir haben es alles vorher gewußt, waren aber dann doch schockiert?
Wenn es so gewesen sein sollte, müßten wir uns dann nicht schämen?
Und dann kommt noch der Aspekt, dass jemand mit einer allseits bekannten
Banalität kommt, und plötzlich ins Zentrum allgemeiner Aufmerksamkeit gerät.
Das wäre echte Magie.
Wenn Wallraff das kann, würde ich gerne von ihm lernen.

theo
theo
12 Jahre zuvor

Warum soll ich Ihnen erzählen, wer ich bin und was für einen Beruf ich habe? Das erwarten Sie ja auch nicht von denen, die ihrer Ansicht sind. So what? Es geht um die Sache.

Und natürlich ist das Furor, den Sie da aufbieten:

„Man wollte einst gerade von Wallraff keine Schein-Dokumentationen oder Reportage-Märchen, sondern vom Autor persönlich verbürgte, märtyrerhaft ertragene oder seriös recherchierte Wirklichkeit pur. Wenn selbst Wallraff die nicht mehr liefern konnte, wollte, will…“

Noch einmal: Sie insinuieren damit, Wallraff würde sich Geschichten ausdenken. Das hat mit freier Meinungsäußerung nichts zu tun, das ist rufschädigend. Darauf hinzuweisen mag aus ihrer Sicht einem Pamphlet gleichkommen. Ich empfehle Ihnen dennoch, bei Gelegenheit mal einen versierten Rechtsanwalt um Rat zu fragen.
Dass das „Niveau meiner Kritik“ Sie dazu verleitet haben soll, zunehmend mit völlig schiefen Vergleichen hier zu reagieren, ist eine bemerkenswerte Begründung.

theo
theo
12 Jahre zuvor

Gerd Herholz,

nun also nennen Sie das „literaturkritische/literaturhistorische Fragestellungen“.

Sie überlesen geflissentlich, dass nicht nur ich etwas „konstruiere“. Siehe auch #15 von „DH“:

„Zur materiell einzig interessanten Frage, ob Wallraff und seine Ghostwriter Rechercheergebnisse tatsächlich erfunden haben mögen, lese ich bislang nichts. Das, lieber Gerd Herholz, hätte ich aber gerne “enthüllt” und nicht nur vermutet.“

theo
theo
12 Jahre zuvor

Gerd Herholz,

die Regeln des Postens bei den Ruhrbaronen gestatten ausdrücklich, Kommentare unter Nicks zu veröffentlichen. Niemand verlangt von Kommentatoren ihre Klarnamen – es ist eine freie Entscheidung, ob einer das möchte oder nicht. Sie selbst verlangen offenbar nur danach, wenn jemand Ihnen kritisch antwortet.

Den Ruhrbaronen liegt – seitdem ich hier kommentiere – meine Mailadresse vor. Ich vermute, dass Sie ebenfalls im Besitz meiner Mailadresse sind. Es wäre nun ein Leichtes für Sie, mich direkt zu kontaktieren. Stattdessen schnüffeln Sie mir im Web hinterher und gefallen sich in Andeutungen, was meine Identität betrifft.

Sie tun erst so, als habe Wallraff Recherchen gefälscht und schwurbeln anschließend herum, dass hätten Sie doch ganz anders gemeint. Auf kritische Kommentare reagieren Sie zunächst mit teils absurden Vergleichen, später erklären Sie, nur wegen einer unfairen Kritik den Faden verloren zu haben. Sie teilen mit der Keule aus (siehe Wallraff), sind aber selbst recht empfindlich. Sie sind so sehr von ihren eigenen Texten begeistert, dass Kritik daran als „mehrfache Beleidigung meines Beitrages“ empfunden wird.

Ich kann nicht erwarten, mit Ihnen eine sachliche Auseinandersetzung führen zu können. Ihr Hinterher-Schnüffeln empfinde ich als unangenehm. Deswegen dürfen Sie nun gerne das letzte Wort haben.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#22 (Gerd Herholz): Dafür, dass Sie sich für Wunschkonzerte nicht zuständig erklären, ist die Antwort dann doch recht ausführlich. Im Ernst: Vielen Dank dafür.

Ihr kleiner, ins Persönliche schwappender Disput mit Theo soll mich nicht beschäftigen; das machen Sie beide unter sich aus. Mich interessiert auch nicht die Frage, ob Wallraff all das, was unter „Wallraff“ veröffentlicht wurde, selbst formuliert hat. Es findet sich ohnehin niemand mehr, der dies ernsthaft behauptet. Bestenfalls über zeitgemäße Konzepte von Authentizität und Integrität könnte man da sprechen.

Nein, interessant sind für mich zwei andere Aspekte: 1. Sind die Ergebnisse der Recherchen und Reportagen nun fragwürdig, und zwar jenseits des Aspekts, dass jeder Undercover-Einsatz seine erfundene Legende braucht? Bislang sehe ich niemanden, der den „sachlichen Gehalt“ der Reportagen widerlegen kann. 2. Und weil das so ist, gerät – einmal mehr – die Person Wallraff ins Visier. Die Versuchsanordnung ist, blödmaschinengerecht, eine von der simplen Sorte: Unglaubwürdige Person kann keine glaubwürdige Recherche liefern. Und da frage ich mich tatsächlich, was auf lange Sicht erfolgreicher ist: Die regelmäßig wiederkehrenden Frotzeleien über den eitlen alten Mann, der sein Ego mästet, aber nicht mal schreiben kann – oder die politische Diskreditierung etwa als Mann der Stasi, wie sie das Haus Springer versucht. Wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich befürchte aber, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die meisten schlicht keinen Unterschied mehr machen werden zwischen Person und Produkt. Diesen Kontext, lieber Kollege Herholz – und das soll dann auch meine Kritik gewesen sein – muss man einfach sehen, wenn man das Wort von den „erfundenen Reportagen“ in den Mund nimmt.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#26 (Gerd Herholz): Kurzurlaub ist ein schönes Stichwort. Wir können es tatsächlich kurz machen, müssen nicht noch komplexer werden (schon Ihr Disput mit Theo ist ein rechtes Knäuel geworden).

Mir reicht es, wenn wir uns an dieser Stelle darauf verständigen können, dass die Wallraffreportagen – nach dem derzeitigen Stand der Forschung – im Hinblick auf ihren sachlichen Gehalt (auch in Teilen) nicht erfunden sind. Können wir?

theo
theo
12 Jahre zuvor

„Mir reicht es, wenn wir uns an dieser Stelle darauf verständigen können, dass die Wallraffreportagen – nach dem derzeitigen Stand der Forschung – im Hinblick auf ihren sachlichen Gehalt (auch in Teilen) nicht erfunden sind. Können wir?“

Er kann das Gegenteil zwar nicht beweisen, unternimmt aber viele rhetorische Klimmzüge, um ihre Frage nicht beantworten zu müssen. Geben Sie es auf, es lohnt nicht.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Gerd Herholz,
Du bist der konkreten Beantwortung der Frage von DH doch mit der Bemerkung
„Naja, lieber DH, ich würde Ihnen gerne zustimmen…, aber noch springe ich nicht durch jeden Reifen, den man mir hinhält,“ ausgewichen und es sollte dann doch wohl unter die Kategorie „Sachliches“ gerechnet werden, wenn jemand , so wie @Theo es getan hat, darauf hinweist, dass Du „viele rethorische Klimmzüge“ unternimmst, um diese Frage nicht beantworten zu müssen.
Wenn Du dann Deine Antwort verschlüsselst, nimmt Du ihr dann die ursprüngliche Kraft.
Auf mich hat das wie ein Rückzug gewirkt und ich hatte dann gedacht, das der Erfolg von Wallraff, der ja bereits viele Vorläufer hatte, diese dann aber in der Publikumsresonanz weit übertraf, darin begründet sein könnte, dass er immer Klartext spricht. Er sagt z.B. „Bildzeitung“, wo Onkel Heinrich nur von der „Zeitung“ sprach.
Das verstehen dann eben wesentlich mehr Leute.
Einfach sagen, was man denkt. Das wäre doch was.
„Eure Rede soll sein Ja,Ja oder Nein, Nein und nichts soll sein darüber hinaus“.
Du aber weichst dem Druck aus, der dadurch entsteht, dass Du wegen Deiner Aussagen Gegner findest, und empfindest Deinen eigenen Reifen, und das ist eine konsequente Haltung eigentlich immer, plötzlich als Hindernis, dem Du ausweichen möchtest.
Wer aber was sagen will, muß sich schon durch diesen Reifen quälen.
Das ist der Preis.

theo
theo
12 Jahre zuvor

Zur Klarstellung: hier wurde nicht „mit dem Rechtsanwalts-Zaunpfahl gewunken“.

Ich habe ihnen empfohlen, sich mal von einem Anwalt beraten zu lassen, ob das, was und vor allem wie Sie – samt Andeutungen – über GW schreiben, nicht doch juristisch relevant sein kann. Das war keine Drohung, sondern ein Ratschlag – auch deswegen, weil Sie mit ihren Andeutungen diesen Blog insgesamt mit in eine Auseinandersetzung hinein ziehen könnten. Was Sie betrifft, wäre es mir eher wurscht – aber um den Blog wäre es schade. Ich nehme an, dass Sie in solchen Sachen nicht so sehr belichtet sind. Vielleicht habe ich es auch zu harsch formuliert, weil ich der Meinung war, Sie würden es dann besser kapieren.

Ihre „Komplexität“ mögen Sie gerne weiter an sich bewundern, da will ich Sie gar nicht weiter stören. Nur könnte es juristisch halt auch etwas komplexer sein, als Sie meinen. Um mehr ging es gar nicht.

Alles Übrige hatten wir, so denke ich, zur Genüge besprochen. Inzwischen dürfte Ihnen auch der Blogbetreiber – hoffentlich – signalisiert haben, dass es vom Blog her völlig in Ordnung und auch gewollt ist, wenn hier Menschen unter Pseudonym schreiben. Und dass ein versuchtes „Ent-Tarnen“ von Kommentatoren ein übles Foul in der Bloggerszene ist.

theo
theo
12 Jahre zuvor

#34: Sie zitieren sich ausufernd selbst, insofern muss ich es nicht noch mal kommentieren.

Aber weil Sie es – wie es scheint – immer noich nicht kapieren: es ist ihre Entscheidung, hier unter Klarnamen zu schreiben. Und es ist meine Entscheidung, einen Nick zu verwenden. Die Argumente sind ja adadurch nicht anders. Dass Sie außerordentlich schnell beleidigt sind, auch dafür kann ich nichts. Sie hauen auf Leute wie GW drauf und spielen dann selbst die Mimose – das macht eine Korrespondenz tatsächlich arg mühsam.

Ihr vorletzter Absatz ist absurd, entspricht damit aber einer gewissen Logik des Verhedderns ihrer Argumentationskette – siehe Vergleich Wallraff / Monitor-Film über Nokia.

Herr Herholz,
Sie können bestimmt nette literarische Texte schreiben. Irgendwie finde ich es auch bezaubernd, wie sehr sie in ihre Texte verliebt sind – ich wusste vorher nicht, dass man Texte „beleidigen“ kann. 😉

Ganz bestimmt sind Sie zudem ein profunder Kenner der Literaturszene rund um Duisburg. Bleiben Sie dabei. Journalistische Werke zu beurteilen – und das Ganze dann noch mit klaren Worten -, ist ihr Ding offenbar nicht. Erst recht nicht, wenn Sie meinen, Sie könnten das hoch zu Rosse erledigen. Wir sollten das auch nicht weiterführen.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@Theo, dass dieser Disput so unerquicklich und kleinkariert geworden ist, muss man nun leider auch Ihnen zuschreiben. Wer – ob per Nick unterwegs oder nicht – auf Argumente setzt bzw. erklärt, dies tun zu wollen, der verzichtet darauf, mit allerlei süffisantem Zeugs über die Person, mit der man gerade debattiert, Überlegenheit demonstrieren zu wollen. Ganz schlechter Stil. Das hohe Ross, auf dem Sie Herholz wähnen, ist, wie man sieht, ein Allerweltstier.

Auch als rheinischer Journalist sollte man versuchen, mit Argumenten zu imponieren (-:

theo
theo
12 Jahre zuvor

@DH: man kann es so sehen. Ich verspreche, darüber nachzudenken.

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