…o.k., Mir, Dank für den Kommentar unter „Alte Einsichten…„.
Und ich frage frei nach Montaigne zurück: Was weiß ich? Was weiß ich wirklich? Was soll ich wissen?
Zugegeben, eigentlich wünsche auch ich mir, dass mehr ‚Wallraffiaden‚ erschienen. Und mit der ‚Enthüllung‘ bzw. besser dem ‚Zur-Sprache-Bringen‘ inhumaner Arbeitsverhältnisse hat sich Günter Wallraff so oder so sicher Verdienste erworben.
Meine Kritik aus dem Ruhrbarone-Artikel „Alte Einsichten, neu verklebt“ bleibt aber bestehen.
Sie schreiben dazu zuletzt:
‚Wallraff hat den Anspruch eines Journalisten und er ist kein erfundene-Geschichten-Erzähler.‘ Das aber berührt genau den Kern meiner Kritik: Mittlerweile müssen wir annehmen, dass Günter Wallraff durchaus auch Teile seiner Reportagen erfunden bzw. entlehnt hat, oder? (Was im Prinzip nicht schlimm wäre, wenn er selbst auch offener damit umgehen würde.)
Und zur Frage der ‚Enthüllungen‘ durch Wallraff ein paar Infos ohne jede Larmoyanz:
Mein Vater war Zinkzieher (Arbeiter an einem kleineren Zink-Hochofen) bei der später auch durch einen Dioxin-Skandal bekannt gewordenen Metallhütte „Berzelius“ in Duisburg-Wanheim, mein Bruder arbeitete zunächst bei der Demag in Duisburg-Hochfeld, dann auch als Schlosser bei Berzelius, meine jüngere Schwester als Verkäuferin, meine ältere als Buchhalterin für eine Gebäudereinigungsfirma. Ich selbst habe seit dem elften Lebensjahr Taschengeld und Familienunterstützung verdient beim Kartoffelnklauben, Tennisbälle-Aufsammeln (Turniere), als Schüler arbeitete ich u.a. bei der Niederrheinischen Hütte, als Student bei einer Möbelspedition (inklusive Zwangsräumungen), Schichtarbeit bei Mannesmann usw. usf.
Alles, was Wallraff ‚enthüllt‘ hat, war doch mir und vielen anderen bekannt; er hat es also eher zur Sprache gebracht als enthüllt. Und auch da wäre er ohne Gewerkschaften z.B. nicht denkbar. Aber ja, da hat er sich also Verdienste erworben. Und in Zeiten der neoliberalen Grausamkeiten wird die gerne spöttisch verworfene ‚Methode Wallraff‘ gerade wieder hochaktuell.
Aber ein Dokumentarist/Sozialreporter, dessen Glaubwürdigkeit sein wichtigstes ‚Kapital‘ ist, sollte endlich mehr sagen über seine Quellen, Ko-Autoren, möglichen Ghostwriter. Die Integrität gerade eines Sozialreporters darf nicht beschädigt werden durch Zweifel an der Urheberschaft seiner Texte. Sie merken, auch ich wünsche mir eigentlich mehr ‚echten’/’authentischen‘ Wallraff als weniger.
Im Grunde müsste man jetzt über die nebeneinanderstehenden Versionen zu Autorschaft/Ko-Autorschaft/Ghost-Writing/Quellen bei einigen Büchern Wallraffs gründlich recherchieren, lesen, Textvergleiche anstellen, ihn selbst interviewen, dazu auch Gremliza und andere.
Wikipedia z.B. schreibt zu Hermann L. Gremliza, dass dieser der Ghostwriter von „Der Aufmacher“ sei, ein Buch, „erschienen unter dem Namen von Günter Wallraff“. Wikipedia verweist auch auf ein Zitat von Gremliza in Konkret:
„6 ↑ Hermann L. Gremliza: Zitat über den „Aufmacher“: »…der das Buch über Wallraffs Erlebnisse in der „Bild“-Redaktion von der ersten Zeile des Vorworts bis zur letzten Zeile des Nachworts geschrieben hat, und das war ich…« in Konkret 1/2012, S. 66″.
Dagegen hat meines Wissens Wallraff bis heute nicht geklagt, auch auf seiner Homepage findet man nichts dazu.
Sie sehen, liebe/r Mir, auf einen von uns beiden oder jemand ganz anderen wartet eine (literaturhistorische) Doktorarbeit.
Mehr Infos im Wikipedia-Artikel zu Günter Wallraff:
http://de.wikipedia.org/wiki/Günter_Wallraff
Informationen von und zu Günter Wallraff selbst finden Sie außer in seinen Büchern und Interviews
auch auf der Homepage:
http://www.guenter-wallraff.com/
„Alles, was Wallraff ‘enthüllt’ hat, war doch mir und vielen anderen bekannt; er hat es also eher zur Sprache gebracht als enthüllt.“
Nach deiner Definition dürfte es eigentlich gar keine „Enthüllung“ mehr geben. Es wird immer jemand sagen, ihm sei dies und das schon zuvor bekannt gewesen.
Ich finde es interessant, wie ihr (du und Nadia Shehadeh) an Wallraff herangeht. Ihr mokiert euch beide darüber, dass Wallraff angeblich nichts Neues liefert – und seid doch selbst in eurer Kritik um keinen Preis origineller. Was habt ihr beide hier denn über Wallraff geschrieben, was nicht schon anderswo zu lesen war?
Eine Anregung an euch beide: macht doch mal ähnliche Reportagen wie Wallraff, kümmert euch um Leute, die keine große Lobby haben. Ihr müsst dazu einfach mal aus dem bequemen Sessel raus und das schicke neue Ipad zur Seite legen. Und wenn euch dabei eine gute innovative Sozialreportage gelingen sollte: dann könnt ihr gerne nach Herzenslust Wallraff bekritteln, er habe „nichts Neues“ gebracht.
a) In der Tat, Wallraff hat nie (selten) etwas ‚enthüllt‘, was nicht längst anderswo beschrieben worden war, auch in der Literatur. Siehe Büchners „Woyzeck“, französischer/bürgerlicher Realismus, Naturalismus (Zola bis Hauptmann), BPRS, Egon Erwin Kisch usw. usf.
Und inhumane Arbeitszustände waren den Arbeitenden selbst natürlich immer bekannt, der Arbeiterbewegung, den Gewerkschaften…
Wahrscheinlich ist es Wallraffs Verdienst (da, wo er wirklich der Autor ’seiner‘ Texte ist), dass er mit Sozialreportagen zu verbürgen schien, dass solche Zustände immer noch existierten und dass er sie auch jenem Teil des bürgerlichen Publikum in Erinnerung rief, das sich über das Leben in den Fabriken und anderswo viel lieber sozialpartnerschaftlich-heroische Illusionen machen wollte.
Man kann einfach nicht ‚enthüllen‘, was sehr vielen bekannt ist. Man kann aber ‚enthüllen‘, was nur wenigen bekannt ist oder was bewusst verschwiegen werden soll. Dass Wallraff inhumane Arbeitsbedingungen gelegentlich wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein rückte, bestreite ich gar nicht.
b) Nadja und ich argumentieren völlig unterschiedlich.
c) Nein, ich werde mein iPad nicht zur Seite legen, ich habe nämlich keines.
d) „Und wenn euch dabei eine gute innovative Sozialreportage gelingen sollte: dann könnt ihr gerne nach Herzenslust Wallraff bekritteln, er habe “nichts Neues” gebracht.“
Ach was, würde Loriot sagen. Man kann Wallraff erst kritisieren, wenn man selbst eine Sozialreportage gemacht hat? Und Ärztepfusch erst, wenn man selbst ein Herz im Kohlenkeller verpflanzt hat?
ich empfehle für echte sozialreportagen ohnehin nur die wattenscheider schule hier bei den baronen.
If we can’t be free at least we can be cheap. Frank Zappa.
Die „Barone“ sind selbst doch viel zu ängstlich um wirklich „kritischen“ Journalismus zu betreiben. Lieber wird auf den Linken rumgehackt. Man beweihräuchert sich selbst. Kritisiert Menschen wie Wallraff höchst unfair, die großes geleistet haben und sich sozial für Arbeitnehmer engagieren.
Letztlich gehören die Barone finde ich doch nur zur neoliberalen Meschpoke, die der SPD und den Grünen die Stange hält.
Innovativer und kritischer Journalismus sieht m.E. anders aus.
Denn in Zeiten von Hartz IV und dem was die Agenda Verbrecher verzapft haben gäbe es in der Tat vieles zu berichten was in dieser Gesellschaft schief läuft. Eben dies passiert hier bei den angeblich so kritischen Baronen kaum bis gar nicht.
Aus Angst, Feigheit, Bequemlichkeit, Ignoranz oder schlichtem Opportunismus? Dazu müssen die noch nicht einmal einen ipad zur Seite legen. Der Kommentar „ich habe gar keinen.“ ist so etwas von entlarvend ;-).
„Man kann einfach nicht ‘enthüllen’, was sehr vielen bekannt ist. Man kann aber ‘enthüllen’, was nur wenigen bekannt ist oder was bewusst verschwiegen werden soll.“
Dazu ist mir Karl Valentin eingefallen:
„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von Wallraff.“
Hab ich natürlich nur falsch geschrieben, weil: „In de letztn Joor is de Vawendung vo Valentin-Zitatn auf gwerblichn Netzseitn vo da Erbngmoaschoft systematisch ogmahnt worn“: https://www.internet-law.de/2010/07/abmahnung-von-karl-valentin-zitaten.html
„Dass Wallraff inhumane Arbeitsbedingungen gelegentlich wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein rückte, bestreite ich gar nicht.“
Na immerhin.
Nein, man muss nicht selbst Arzt sein, um Pfusch beurteilen zu können – dieser Vergleich ist schon ziemlich dreist, deswegen:
Wenn man aus eigener Erfahrung heraus weiß, wie mühevoll manche Recherchen sind, bewahrt es einen davor, bequem aus dem Sessel heraus die Arbeit anderer Leute herab zu qualifizieren.
@ halil #5
du schreibst: „Die “Barone” sind selbst doch viel zu ängstlich um wirklich “kritischen” Journalismus zu betreiben. Lieber wird auf den Linken rumgehackt.“
hey, das lass ich jetzt aber nicht auf mir sitzen! Hier einer meiner Artikel zum „Klassenkampf“ – garantiert authentisch (ich dachte immer, ich bin ein „unfreiwilliger Wallraff“, aber nach Gerd Herholz’ Artikeln, ist das wohl kein guter Vergleich):
https://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-–-am-„seminar-fur-waldorfpadagogik-berlin“/
„Waldorflehrer werden! – am Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“
Fragen, die nicht beantwortet oder zumindest diskutiert werden:
– Wer oder was ist das (wechselnde) Autorenkollektiv, das mit „Günter Wallraff“ bezeichnet wird, über die Jahre genau?
– Hermann L. Gremliza behautet unwidersprochen, er sei der Ghostwirter von „Der Aufmacher“ gewesen. Ist das ganz uninteressant?
– Was ist im Laufe der Jahre aus der „Methode Wallraff“ geworden. Was leistet sie noch oder ist sie längst Masche?
Wenn ich an Reportagen von „Monitor“ denke oder die genauen Recherchen Hans Leyendeckers in der SZ oder Schravens bei der WAZ (die drei nur als Beispiele), dann kommt mir Wallraff zumindest heute eher wie ein Enthüllungsreporter-Darsteller vor, der am besten eins betreibt: Self-Marketing. (Die historischen Verdienste der Werkstatt „Wallraff“ bleiben davon unberührt.)
Wenn ich allein an eine der letzten Monitor-Sendungen denke („Nokia in Bochum, Rumänien, Indien. Die Schattenseiten des Wanderkapitalismus“, https://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2012/0524/nokia.php5), dann realtivieren sich die Recherchen der Marke „Wallraff“ doch sehr schnell. Und so etwas Gutes liefert Monitor alle paar Wochen ab.
Und jetzt bitte nicht behaupten, die zuletzt genannten kritischen Journalisten seien ohne Wallraff nicht denkbar. Als ob es vor, neben und nach Wallraff keine Sozialreportagen oder kritischen Journalismus gegeben habe.
Ich würde die Methode und das Kollektiv „Wallraff“ gerne abseits von Schwarzweißmalerei diskutieren.
Außerdem: Warum so empfindlich ‚Theo‘ und ‚Halil‘. Meine beiden Wallraff-Sachkritiken hier bei den Ruhrbaronen reichen doch an eure Kommentar-Schmähungen nicht einmal ansatzweise heran.
„Sachkritiken“. Soso. Ein Fachmann also, der Wallraffs Reportage mit der Nokia-Monitor-Geschichte vergleicht…
Ein Äpfel-Birnen-Vergleich, bei dem allein das Wort „Recherche“ beide Filme umfasst – ansonsten sind Form und Inhalt völlig unterschiedlich.
„Und jetzt bitte nicht behaupten, die zuletzt genannten kritischen Journalisten seien ohne Wallraff nicht denkbar.“
Nee, denn auf die Idee kann man wohl nur kommen, wenn man wissenschaftlicher Leiter eines Literaturbüros ist.
Mal im Ernst: wenn man Presenter-Reportagen daraufhin abklopft, wie groß der Anteil der Präsentatoren tatsächlich ist, dann kann man Bücher darüber schreiben. „60 minutes“ z.B. lebte von dem, was die Rechercheure den Presentern lieferten. Auch Michael Moore hat sich irre viel liefern lassen.
Bei Wallraff sieht es anders aus. Das Allermeiste hat er selbst recherchiert, er hat dann evtl. seine Recherchen von anderen – die besser formulieren konnten – schreiben lassen. Pardon, aber das zu kritisieren halte ich für verschroben. Gremliza mag große Teile des Buchs geschrieben haben – aber war Gremliza selbst undercover bei der „Bild“? Eben. Das sind Wallraffs Erlebnisse, und selbst die Vorstellung, er habe weite Teile des Buchs von einem anderen schreiben lassen, macht doch nicht Wallraffs Recherche zunichte.
Wallraffs Geschichten sind Ich-Geschichten. Das ist eine spezielle Gattungsform der Reportage, die nicht jeder beherrscht. Wallraff hat sich über Jahrzehnte hinweg einen Ruf im wahrsten Sinne erarbeitet. Der hat sich das Leben weiß Gott nicht leicht gemacht. Er ist deswegen kein Heiliger. Aber seine Arbeit nun darauf reduzieren zu wollen, er habe manche Teile im Buch nicht selbst formuliert, ist – selbst für einen Leiter eines Literaturbüros – ärmlich.
Zumal ja auch daran nun wirklich nichts Neues ist: da sind olle Kamellen wieder hervor geholt worden, weil ein Ruhrgebiets-Poet auch unbedingt irgend etwas zum neuen Wallraff-Film veröffentlichen wollte. Umso anmaßender empfinde ich dann das, was da meint, unbedingt einem Publikum vorgetragen werden zu müssen.
# 11: Naja, im Gegensatz zu Ihnen schreibe ich hier unter Klarnamen und meine Kritik (die ich nicht in meiner beruflichen Funktion, sondern als privater Blogger schreibe, aber immer als Gerd Herholz) enthält vor allem Argumente und die lassen sich mit Quellen belegen.
Olle Kamellen, die hervorgekramt werden, sind das nur deshalb, weil Wallraff dazu schweigt.
Und gegen Presenter oder Werkstätten oder Kollektive, die unter einem Markennamen Sozialreportagen abliefern habe ich gar nichts. Kollektive Literaturproduktion hat eine lange Tradition. Aber die Duos/Trios/Kollektive gaben sich dann meist auch zu erkennen. Siehe z.B. den „Roman der Zwölf“. https://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=60
Sie, „Theo“ schreiben mit nicht identifizierbarem Alias-Namen und ihren Beruf lassen Sie zumindest in eigener Sache aus dem Spiel. Das ist im Netz o.k. so. Ihnen gibt es vor allem aber auch die Möglichkeit mehr zu behaupten und zu entwerten als zu argumentieren.
Ich fasse mal allein die Wertungen zu mir aus Ihrem letzten Kommentar zusammen: „Ruhrgebiets-Poet““ (soll das wirklich ich sein?), verschroben, ärmlich, anmaßend.
Und da zucken Sie zusammen, wenn man Wallraff kritisiert?
Ist Ihr Heroe als ‚linke‘ Ikone von Kritik ausgenommen? Ich finde genau da wird sie erst spannend. Wallraff ist ja nun wirklich kein ‚Opfer‘, sondern ein Mann, der virtuos auf der Medientastatur klimpert und alle Mittel zur Verfügung hat, sich seiner Haut zu wehren. Gut so.
„Olle Kamellen, die hervorgekramt werden, sind das nur deshalb, weil Wallraff dazu schweigt.“
Eine merkwürdige Logik.
Nee, andersherum wird ein Schuh daraus. Sie suchten nach medialer Aufmerksamkeit, und da fiel Ihnen nichts Besseres ein, als diese lang und breit durchgekauten Gremliza-Selbstbeweihräucherungen aus der Schublade zu holen.
„Ihre“ Kritik? Mein Bester, das ist nichts weiter als Copy-and-paste von alten Zeitschriften-Artikeln (was ja einfacher und risikoloser ist, als selbst in Sachen Wallraff zu recherchieren).
Und da Sie meinen, das alles wäre dadurch zu begründen, weil Wallraff dazu schweige (was für eine alberne Rechtfertigung): haben Sie denn überhaupt versucht, dazu Statements einzuholen? Mein Verdacht: selbst das war Ihnen zu mühsam.
Munter stellen Sie eine These auf: „Aber ein Dokumentarist/Sozialreporter, dessen Glaubwürdigkeit sein wichtigstes ‘Kapital’ ist, sollte endlich mehr sagen über seine Quellen, Ko-Autoren, möglichen Ghostwriter.“ – die Sie bitte wie begründen? Warum verliert ein Autor seine Glaubwürdigkeit, wenn er seine Helfer verschweigt? Ich kann es Ihnen sagen: weil Gerd Herholz das soeben beschlossen und verkündet hat. Sie stellen sich also hin als Gutachter, der über anderer Leute Glaubwürdigkeit moralisch urteilen möchte.
Und noch einmal: es geht nicht darum, ob Wallraff falsch berichtet hat oder ob er andere Leute für sich hat recherchieren lassen. Es geht darum, ob andere Leute seine Schreibe aufpoliert haben. Darüber mag man bei einem Romanautor gewiss streiten können – aber bei investigativen Reportagen?
Ihr Urteil verfassten Sie als „privater Blogger“. Was ist „privat“ daran, wenn Sie die ganze Welt an ihrer moralischen Attacke teilhaben lassen möchten?
Nein, Wallraff ist nicht mein „Heroe“.
Es geht mir lediglich darum:
Sie schmähen die Leistungen eines Anderen, ohne selbst dabei irgend etwas zu leisten. Copy and paste, wie gesagt.
Sie stören sich an den Begriffen „ärmlich“ und „anmaßend“?
Die haben Sie sich wirklich erarbeitet. Immerhin.
# 12, Alias-Theo: Jesses, Sie scheinen mich aber gut zu kennen und richtig zu mögen.
Was haben Sie gegen Copy & Paste, wenn man die Quellen nennt, auch auf eigene Statements zurückgreift, sie aus aktuellem Anlass wieder aufgreift? der aktuelle Anlass ist übrigens, dass Wallraff ausgerechnet für RTL den Paket-Sklaven simuliert. Da hätte er die Schmonzette auch gleich für BILD machen können.
Und ich copy-&-paste Ihnen gleich noch einen Link hinterher: https://www.welt.de/fernsehen/article106396252/Paket-Sklave-Wallraff-als-Dokusoap-Clown-verheizt.html .
Wohlgemerkt, selbst in diesem Springer-Presse-Beitrag wird nicht bezweifelt, dass wichtig ist, was Wallraff (wie andere vor und mit ihm) zur Sprache bringt, sondern wie er’s medial inszeniert.
Und ist Ihnen mein erster Beitragstitel aufgefallen: „Alte Einsichten – neu verklebt“. Schön, dass auch Sie irgendwann dann bemerkt haben, dass ich alte Einsichten neu verklebt habe.
Sie ‚enthüllen‘ hier so wenig wie Wallraff
„Mein Bester“, schreiben Sie – ich verbitte mir Ihr joviales Getue, Alias-Theo!
Aus der Deckung heraus auch noch vorbeizielen, wo haben Sie so viel Mut gelernt?
Viel besser gefällt mir da ein Beitrag auf Spiegel-online von heute:
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/silke-burmester-ueber-guenter-wallraff-und-sein-fortgeschrittenes-alter-a-836441.html
Der beginnt so:
„Pack die Perücken ein, Opa!
Eine Kolumne von Silke Burmester
Verkleidungskünstler und Volksaufklärer – Günter Wallraff ist beides. Doch auch der Hape Kerkeling der Investigativrecherche ist nicht gefeit vor den Tücken des Alters. 69 Jahre alt ist er inzwischen. Er darf mit bestem Gewissen im Altenheim weiterrecherchieren. (…)“
Aber Silke Burmester (Theodor-Wolf-Preis) ist sicher nur eine Unbegabte, die sich auf Kosten Wallraffs mediale Aufmerksamkeit erschleichen will, gell? Aber lieber mal nachschauen: https://freischreiber.de/silke-burmester
Bedankt für die extralange Antwort, Herr Herholz.
Spielen bekannte Schauspieler eine Rolle in einem Film, stehen sie nicht nur für den aktuellen Charakter, den sie darstellen, sondern gleichzeitig tauchen in unseren Köpfen all die Rollen auf für die sie berühmt und berüchtigt sind. Ein Regisseur baut nicht nur auf ihre aktuelle schauspielerische Darstellung, sondern baut auf den Charakter, den sie in vielen vergangenen Filmen aufgebaut haben. Siehe Meryl Streep, John Wayne, Woody Allen und Co.
Der Arbeitnehmer und Unterdrücktendarsteller Günter Wallraff besitzt mit seiner aktuellen Rolle als Paketzusteller mein Vertrauen, weil seine vergangenen Rollen in dieser glaubwürdig aufgehen.
Mögen auch andere am Skript mitgeschrieben haben, Maskenbildner an seinem Äußeren geschliffen haben und Co-Regisseure seine Aktionen gelenkt haben, so kann doch er mich eindrücklich zum Mitfühlen bringen.
In der Sache ein Zitat frei nach Goethe: „Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken.“
Die (auch noch positive) Bezugnahme auf die Burmester-Kolumne macht mich nun vollends ratlos, was Kollege Herholz hier überhaupt verhandelt sehen will. Ob nun begabt oder nicht, ob für diesen Journalistenpreis nominiert oder nicht, Wert und Gehalt der Glosse haben sich bereits verflüchtigt, bevor man sie zu Ende gelesen hat. Halbernstes Witzeln über Wallraff? Geschenkt.
Zur materiell einzig interessanten Frage, ob Wallraff und seine Ghostwriter Rechercheergebnisse tatsächlich erfunden haben mögen, lese ich bislang nichts. Das, lieber Gerd Herholz, hätte ich aber gerne „enthüllt“ und nicht nur vermutet.
Ja toll, zitieren Sie dann mal ruhig Springers „Welt“, Herr Herholz, wenn Sie denn einen Gleichgesinnten in ihrem Anti-Wallraff-Furor benötigen. Ich will jetzt auch gar nicht die lobenden Kritiken erwähnen, die Sie geflissentlich überlesen haben. Silke Burmester schätze ich eigentlich sehr, aber eine schwache Glosse nun mit einem früheren Theodor-Wolff-Preis aufwerten… nun denn, wenn das ihre Argumentation sein soll…
Und ja, Herr Herholz, ich habe auch ihren anderen Beitrag gelesen, in dem Sie jämmerlichst beklagten, dass „die bewusstseinserweiternde Langzeitwirkung leiser poetischer oder sprachkritischer Literatur selbst vielen Autoren – jedenfalls öffentlich – nicht mehr viel galt“ und Wallraff offenbar als einen argen Feind ihrer zarten Poesie ausmachten (Himmel, was für ein Kraut rauchen Sie eigentlich, um einen solchen Gegensatz aufzubauen?)
Noch zwei Zitate von Ihnen:
„Nach dem Motto „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ ist Wallraffs Authentizitäts-Bonus längst seit Mitte der 80er Jahre verspielt.“
„Wallraff selbst ist es, der seit Jahrzehnten als Dokumentarist gründlich demontiert ist. Seitdem sind es eher die Leser, nicht die Bosse, die sich von Wallraff getäuscht fühlen.“
Belege? Keine. Meine Güte, Sie urteilen aber flott, Herr Herholz. Mal ganz ernst: wenn Wallraff Sie damit vor den Kadi ziehen würde, müssten Sie sich warm anziehen. Denn das, was Sie da betreiben, ist ehrabschneidend. Sie haben keinerlei Beweise dafür, dass Wallraff sich Geschichten ausgedacht hat, aber Sie insinuieren es. So geht man nicht mit anderen Menschen um. Das ist schäbig.
Ihre Argumentation dabei ist teilweise aberwitzig. Eine Monitor-Recherche über Nokia soll einen Film Wallraffs über einen Paketdienst relativieren… Junge, Junge, da haben sich die Ruhrbarone aber einen Fachmann fürs Journalistische an Land gezogen… chapeau! 😉
Was Wallraff und Gremliza vereinbart hatten, wissen wohl nur die beiden.
Selbst, wenn es einen Ghostwritervertrag nur per Handschlag gab, und letzterer glaubte, dass er selbstverständlich als Ko-Autor genannt würde, geht mich das nichts an, denn es wäre dann eine Angelegenheit dieser beiden.
Kann aber sein, dass daran damals eine Freundschaft zerbrochen ist.
Es wird in vielen Quellen besonders herausgestellt, dass Gremliza ungestraft behaupten darf, dass er eines der Werke Wallraffs, nämlich die Bildtrilogie zum großen Teil als Ghostwriter geschrieben habe.
Aber er hat seine daraus vermutbaren ableitbaren Rechte auch selber nicht eingeklagt! Auch das ist zu beachten.
Kann aber auch sein, dass es damals eine Dienstleistung gegen Bezahlung war, wie es heute üblich zu sein scheint.
Ghostwriter bieten sich zu Tausenden, genau wie Handwerker im Internet an.
Googlesuche: GHOSTWRITER
Es ist lt. Wikipedia auch nicht üblich diese bezahlten Dienstleister als Ko-Autoren zu benennen.
Jedenfalls macht Wallraff das nicht. Soviel ist bekannt.
Ich würde es auch nicht tun.
Ich sehe das Ergebnis einer ghostwriterlichen Tätigkeit auch als Auftragsarbeit, also als nichtselbständige Tätigkeit an.
Das ist so, wie bei einem Handwerker, der einem Erfinder gegen Bezahlung ein Modell seiner Erfindung herstellt.
So ein Handwerker kommt nie als Miterfinder auf die Patentschrift.
Schüler, Gesellen von mittelalterlichen Malerwerkstätten signierten die Bilder schließlich auch nicht zusammen mit dem Meister, obwohl sie oft einen großen Anteil am Zustandekommen eines Bildes hatten. Aber es zählt die Idee, der Entwurf, und die Volländung des Werkes.
So ähnlich wird es bei Wallraff auch gewesen sein.
Wenn das aber bei Literaten so gehandhabt wird, gibt es einen Aufschrei der Empörung. Literaten leben offenbar in einer heilen Welt, mit immer noch gültigem Reinheitsgebot.
Was die Wirkung von Wallraffs „Ganz unten“ betrifft, kann ich mich gut erinnern, dass dieses buch damals wie eine Bombe eingeschlagen hat.
Und das auch bei all denjenigen Personen, die heute sagen, dass es nichts „Neues“ war, was Wallraff damals verkündete.
Also, wir haben es alles vorher gewußt, waren aber dann doch schockiert?
Wenn es so gewesen sein sollte, müßten wir uns dann nicht schämen?
Und dann kommt noch der Aspekt, dass jemand mit einer allseits bekannten
Banalität kommt, und plötzlich ins Zentrum allgemeiner Aufmerksamkeit gerät.
Das wäre echte Magie.
Wenn Wallraff das kann, würde ich gerne von ihm lernen.
# 16, Alias-„Theo“: „Anti-Wallraff-Furor“, den konstruieren allein Sie. Furor: das ist Wut, jäher Zorn. Und in dieser Diskussion hier findet man den eigentlich nur in Ihren alle Kommentare zu mir durchsetzenden Beleidigungen und Beschimpfungen.
Soll mich Ihre als Drohkulisse fantasierte Klage Wallraffs etwa beeindrucken, Alias-„Theo“ (wer immer Sie sind), wenn Sie mich zitieren und schreiben:
“’Wallraff selbst ist es, der seit Jahrzehnten als Dokumentarist gründlich demontiert ist. Seitdem sind es eher die Leser, nicht die Bosse, die sich von Wallraff getäuscht fühlen.‘ (Zitat Herholz, G.H.)
Belege? Keine. Meine Güte, Sie urteilen aber flott, Herr Herholz. Mal ganz ernst: wenn Wallraff Sie damit vor den Kadi ziehen würde, müssten Sie sich warm anziehen.“
So ein Quatsch. Was soll denn justiziabel sein an einem Satz wie „‚Wallraff selbst ist es, der seit Jahrzehnten als Dokumentarist gründlich demontiert ist. Seitdem sind es eher die Leser, nicht die Bosse, die sich von Wallraff getäuscht fühlen.“ ???
Zumal ich das als Leser sage, der ich auch bin. „Meinen und Dafürhalten“ nennen das die Juristen.
Auch Wallraff-Kritiker (und ich bin nicht sein ‚Gegner‘ oder Feind) haben das Recht auf freie Meinungsäußerung. Einfach mal durchatmen, Alias-„Theo“.
(Haben Sie übrigens den Mut zu sagen, wer Sie sind und welchem Beruf Sie nachgehen? Sonst bleiben Ihre Pamphlete doch sehr wohlfeil. Und als Anonymus machen Sie sich so unangreifbar unsichtbar.)
DH hat vielleicht insofern nicht unrecht: Das Niveau Ihrer Kritik verleitet auch mich dazu, auf Ihre Nebenschauplätze abzugleiten oder ’neue Fässer aufzumachen‘.
Da ich aber Ihrer Meinung nach sowieso nicht diskussionsfähig bin, breche ich hier jetzt auch das Gespräch mit Ihnen ab. Und nur mit Ihnen.
Warum soll ich Ihnen erzählen, wer ich bin und was für einen Beruf ich habe? Das erwarten Sie ja auch nicht von denen, die ihrer Ansicht sind. So what? Es geht um die Sache.
Und natürlich ist das Furor, den Sie da aufbieten:
„Man wollte einst gerade von Wallraff keine Schein-Dokumentationen oder Reportage-Märchen, sondern vom Autor persönlich verbürgte, märtyrerhaft ertragene oder seriös recherchierte Wirklichkeit pur. Wenn selbst Wallraff die nicht mehr liefern konnte, wollte, will…“
Noch einmal: Sie insinuieren damit, Wallraff würde sich Geschichten ausdenken. Das hat mit freier Meinungsäußerung nichts zu tun, das ist rufschädigend. Darauf hinzuweisen mag aus ihrer Sicht einem Pamphlet gleichkommen. Ich empfehle Ihnen dennoch, bei Gelegenheit mal einen versierten Rechtsanwalt um Rat zu fragen.
Dass das „Niveau meiner Kritik“ Sie dazu verleitet haben soll, zunehmend mit völlig schiefen Vergleichen hier zu reagieren, ist eine bemerkenswerte Begründung.
Letzte (inkonsequente) Worte:
Ach Theo, ist das in Köln so en vogue, aus literaturkritischen/literaturhistorischen Fragestellungen dann „Rufschädigung“ zu konstruieren und schon zum zweiten Male hier mit dem Rechtsanwalt zu fuchteln. Obwohl Sie selbst gar nicht betroffen sind – als herumspukender Alias und verbaler Avatar. Warum spielen Sie sich dann so pseudojuristisch zu Wallraffs fiktivem Rechtsberater auf?
(Als Anonymus sind Sie selbst jedenfalls überhaupt nicht ‚rufzuschädigen‘, weil gar keine Person öffentlich identifizierbar ist, die sich beleidigt fühlen könnte.)
Ich verstehe ja, dass Sie Wallraff mögen, so nahe, wie Sie sich ihm wahrscheinlich fühlen dürften. Selbst ich finde ihn – trotz meiner Kritik – spannender und tatsächlich viel honoriger als die, die er als Verursacher von Missständen entlarvt.
Da können Sie meinen Text verdrehen wie Sie wollen: Gerade, weil ich die „Methode Wallraff“ so wichtig finde ( wenn sie als Masche nicht totgeritten wird, siehe Burmester), gerade deshalb bestehe ich auf Transparenz und hoffe auf ein möglichst hohes Maß an Integrität derer, die als Sozialreporter auftreten und an andere sehr hohe Maßstäbe anlegen. (Und diese Hoffnung darf ich sogar haben, ohne dass ich selbst Sozialreportagen schreiben muss.)
Und mit ‚Integrität‘ meine ich hier z.B. auch die frühe und volle Information der Leser darüber, wer wie wo was recherchiert, geschrieben … hat.
Dass Wallfraff – wie hier von Ihnen (nicht von mir!) dargestellt – nur der Presenter sei, ist völlig o.k.! Aber der Presenter von was genau im Einzellfall? Dass da vielleicht da und dort eine Werkstatt an der Arbeit gewesen sein könnte (über die Infos hinaus, die sukzessive bekannt wurden), ist doch völlig legitim, d’accord. Ich würd’s nur gern wissen und nicht manches erst von Gremliza orakelt bekommen.
So, lieber Theo, jetzt lasse ich es seyen (ist die alte Form von ’sein‘ aus dem Grimmschen Wörterbuch, weiß auch nicht, warum ich die jetzt benutze, ist halt spät).
P.S. Mit der Feststellung, dass ich hier privat blogge, war natürlich gemeint, dass ich hier als Privatmann blogge – und nicht in meiner beruflichen Funktion. Als Privatmann kann ich öffentlich auch über Literatur schreiben, ohne dass ich meine Äußerungen mit meinem Arbeitgeber abzustimmen hätte. So einfach ist das – und Sie werden’s schon verstanden haben. Journalisten trennen eben zwischen privaten Meinungsäußerungen und denen für Auftraggeber, für die andere (arbeitsrechtliche) Regeln gelten. Das müssten Sie doch wissen.
Gerd Herholz,
nun also nennen Sie das „literaturkritische/literaturhistorische Fragestellungen“.
Sie überlesen geflissentlich, dass nicht nur ich etwas „konstruiere“. Siehe auch #15 von „DH“:
„Zur materiell einzig interessanten Frage, ob Wallraff und seine Ghostwriter Rechercheergebnisse tatsächlich erfunden haben mögen, lese ich bislang nichts. Das, lieber Gerd Herholz, hätte ich aber gerne “enthüllt” und nicht nur vermutet.“
# 15 DH: Sie fordern (und „Alias-Theo“ bezieht sich darauf):
“Zur materiell einzig interessanten Frage, ob Wallraff und seine Ghostwriter Rechercheergebnisse tatsächlich erfunden haben mögen, lese ich bislang nichts. Das, lieber Gerd Herholz, hätte ich aber gerne “enthüllt” und nicht nur vermutet.”
Ja, das hätten Sie vielleicht gerne. Ich bin aber nun wirklich nicht zuständig für Wunschkonzerte.
Das oben, das ist nun mal Ihre Frage und „Alias-Theo“ macht sie sich zu eigen, aber es ist nicht meine.
Ich habe nichts zu „enthüllen“, aber ich muss auch nicht nur „vermuten“, weil viele Statements dazu von Wallraff selbst, seinen Mitstreitern oder Kritikern in vielen Quellen (auch im Netz) vorliegen.
Ich dagegen hatte in einem meiner zwei Beiträge hier wörtlich und deutlich geschrieben:
“(…) Kern meiner Kritik: Mittlerweile müssen wir annehmen, dass Günter Wallraff durchaus auch Teile seiner Reportagen erfunden bzw. entlehnt hat, oder? (Was im Prinzip nicht schlimm wäre, wenn er selbst auch offener damit umgehen würde.)“
(Das Wort „Reportageergebnisse“ finden Sie bei mir nicht.)
Und dieses „erfunden“ hat ja viele Dimensionen:
a) Eine literaturtheoretische Dimension:
Dass eine Sozialreportage als Camouflage-Reportage ohne Erfindungen gar nicht auskommen kann, ist doch eh klar. Literaturtheoretisch wie praktisch in der sog. „Methode Wallraff“.
Der Reporter muss ja nicht nur Identität, Lebenslauf, Maske … erfinden: Ob er will oder nicht, stellt er durch sein Eingreifen auch eine künstliche Situation erst her, bestimmte Ergebnisse seiner Beobachtung erzeugt er immer auch selbst mit (Stichwort : Beobachterparadoxon).
Und der Reporter beeinflusst nicht nur die Situation aktiv, beim Schreiben über die Situation bearbeitet/filtert er die Situation erneut. Da gibt es ein unablässiges Wechselspiel von „finden“ und „erfinden“.
b) Eine programmatische Dimension:
Wallraff selbst sagt: “Sicher, ich war nicht wirklich ein Türke. Aber man muß sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren, muß täuschen und sich verstellen, um die Wahrheit herauszufinden.“
c) Eine methodologische Dimension:
Wallraff sprach mit Heinz Ludwig Arnold z.B. darüber z.B. so & Arnold fasste es zusammen:
„02 15.1.1986
(…)
Nach Veröffentlichung von ‚Ganz unten‘, das davon handelt, wie Günter Wallraff als Türke Ali zwei Jahre im Untergrund lebte und arbeitete, erzählt er in diesem Gespräch von den Schwierigkeiten, sich als Türke in der Arbeitswelt zu bewegen und sich als nicht türkisch sprechender Türke unter Türken aufzuhalten. Nach mehreren Versuchen als Taubstummer und als Angehöriger einer kleinen Minderheit Deutsch sprechender Türken an der sowjetischen Grenze kam er darauf, eine griechische Mutter zu erfinden, die ihn gleich nach seiner Geburt mit in ihre Heimat genommen hatte, denn über Griechenland, wo Wallraff inhaftiert gewesen war, konnte er viel erzählen. Wir unterhalten uns über seine unterschiedlichen Arbeitsmethoden, die irgendwo zwischen Eulenspiegelei, empirischer Forschung, Provokation und sozial-psychologischer Versuchsanordnung angesiedelt sind (…).
(https://www.quartino.de/programm/produkt.asp?IDProduct=70)
Und so weiter.
Zur Frage des Entlehnens oder der Autorschaft habe ich in meinen Beiträgen sowieso eher nur berichtet. Da gibt es auch im Netz Beiträge zu und von Gremliza, zu Michael Holzachs „Deutschland umsonst“, Beiträge in Spiegel, Focus, ZEIT usw. usf.
Ob da und welche Prozesse um die dort enthaltenen Behauptungen geführt oder unterlassen wurden – und mit welchem Ergebnis, das müssen Sie schon „Alias-Theo“ fragen, verzeyhen Sie, „Alias-Theo“ verteidigt ja Wallraff nicht nur hier im Barone-Blog. Und obwohl er mich über meinen Beitrag hinaus auch mehrfach beleidigt und sogar in meiner beruflichen (realen) Funktion zu diskreditieren versucht, versteckt er sich selbst hinter „Theo“ und blufft in Kommentar 19: „Warum soll ich Ihnen erzählen, wer ich bin und was für einen Beruf ich habe? Das erwarten Sie ja auch nicht von denen, die ihrer Ansicht sind. So what? Es geht um die Sache.“
Die Neue Zürcher Zeitung schrieb übrigens am 8. Mai 2012 online unter dem Titel „Schillernde Indizien. Günter Wallraff als zweifelhafte Figur“
https://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur/schillernde-indizien_1.16791774.html
„Festhalten darf man, dass der Autor Günter Wallraff (…) viel von seinem Nimbus verloren hat. Gar zu vollmundig tönt sein Credo: «Es ist mein Handwerkszeug und Ausdrucksmittel als Schriftsteller und Publizist, nicht aus zweiter Hand, vom Hörensagen her zu berichten, sondern vorrangig das in meinen Veröffentlichungen wiederzugeben, was ich zuvor selbst erlebt habe, was ich bezeugen und wofür ich mich verbürgen kann.» In Wirklichkeit hat Wallraff so oft Rechercheure und Ghostwriter für sich arbeiten lassen, (…)
(…)
Vom Kölner Fernsehjournalisten Uwe Herzog finden sich in «Ganz unten» Textpassagen verteilt auf vierzig Seiten. Hermann L. Gremliza, Herausgeber der linksradikalen Zeitschrift «Konkret», will Wallraffs Recherche bei der «Bild»-Zeitung überhaupt erst in Formulierungen gegossen haben. (…) Hilfestellung leisteten auch Kai Hermann, (…), sowie die türkischen Journalisten Levent Sinirlioglu und Taner Aday.
Das ändert nichts am sachlichen Gehalt von Wallraffs Büchern. Indessen darf man wünschen, dass ein Autor, der antritt, nur aus erster Hand zu berichten, diesen Anspruch auf Authentizität mit einer grösseren persönlichen Wahrhaftigkeit verbindet.“
Gerd Herholz,
die Regeln des Postens bei den Ruhrbaronen gestatten ausdrücklich, Kommentare unter Nicks zu veröffentlichen. Niemand verlangt von Kommentatoren ihre Klarnamen – es ist eine freie Entscheidung, ob einer das möchte oder nicht. Sie selbst verlangen offenbar nur danach, wenn jemand Ihnen kritisch antwortet.
Den Ruhrbaronen liegt – seitdem ich hier kommentiere – meine Mailadresse vor. Ich vermute, dass Sie ebenfalls im Besitz meiner Mailadresse sind. Es wäre nun ein Leichtes für Sie, mich direkt zu kontaktieren. Stattdessen schnüffeln Sie mir im Web hinterher und gefallen sich in Andeutungen, was meine Identität betrifft.
Sie tun erst so, als habe Wallraff Recherchen gefälscht und schwurbeln anschließend herum, dass hätten Sie doch ganz anders gemeint. Auf kritische Kommentare reagieren Sie zunächst mit teils absurden Vergleichen, später erklären Sie, nur wegen einer unfairen Kritik den Faden verloren zu haben. Sie teilen mit der Keule aus (siehe Wallraff), sind aber selbst recht empfindlich. Sie sind so sehr von ihren eigenen Texten begeistert, dass Kritik daran als „mehrfache Beleidigung meines Beitrages“ empfunden wird.
Ich kann nicht erwarten, mit Ihnen eine sachliche Auseinandersetzung führen zu können. Ihr Hinterher-Schnüffeln empfinde ich als unangenehm. Deswegen dürfen Sie nun gerne das letzte Wort haben.
@#22 (Gerd Herholz): Dafür, dass Sie sich für Wunschkonzerte nicht zuständig erklären, ist die Antwort dann doch recht ausführlich. Im Ernst: Vielen Dank dafür.
Ihr kleiner, ins Persönliche schwappender Disput mit Theo soll mich nicht beschäftigen; das machen Sie beide unter sich aus. Mich interessiert auch nicht die Frage, ob Wallraff all das, was unter „Wallraff“ veröffentlicht wurde, selbst formuliert hat. Es findet sich ohnehin niemand mehr, der dies ernsthaft behauptet. Bestenfalls über zeitgemäße Konzepte von Authentizität und Integrität könnte man da sprechen.
Nein, interessant sind für mich zwei andere Aspekte: 1. Sind die Ergebnisse der Recherchen und Reportagen nun fragwürdig, und zwar jenseits des Aspekts, dass jeder Undercover-Einsatz seine erfundene Legende braucht? Bislang sehe ich niemanden, der den „sachlichen Gehalt“ der Reportagen widerlegen kann. 2. Und weil das so ist, gerät – einmal mehr – die Person Wallraff ins Visier. Die Versuchsanordnung ist, blödmaschinengerecht, eine von der simplen Sorte: Unglaubwürdige Person kann keine glaubwürdige Recherche liefern. Und da frage ich mich tatsächlich, was auf lange Sicht erfolgreicher ist: Die regelmäßig wiederkehrenden Frotzeleien über den eitlen alten Mann, der sein Ego mästet, aber nicht mal schreiben kann – oder die politische Diskreditierung etwa als Mann der Stasi, wie sie das Haus Springer versucht. Wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich befürchte aber, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die meisten schlicht keinen Unterschied mehr machen werden zwischen Person und Produkt. Diesen Kontext, lieber Kollege Herholz – und das soll dann auch meine Kritik gewesen sein – muss man einfach sehen, wenn man das Wort von den „erfundenen Reportagen“ in den Mund nimmt.
# 23,Theo, da Sie hier den Unsinn Ihres Kommentars unter meinem anderen Beitrag zu Wallraff wiederholen, wiederhole ich hier auch meine Antwort. Da nehme ich Ihr Angebot gerne an und habe die letzten Worte.
Ich werde sie hier weder outen noch will ich das. Sie selbst haben doch viele Hinweise auf sich platziert, das muss niemand mehr für Sie tun. Ihr wackliges Alias bleibt meinerseits gewahrt.
Ansonsten nebelkerzen Sie munter weiter.
Ich habe insgesamt 20-25 Minuten mit der Suchbegriffkombination “theo günter wallraff” gegoogelt und bin dann flott auf Sie gestoßen. Ganz einfach zu finden. Sie hatten mir das Recherchieren ja so nachdrücklich ans Herz gelegt. Und Googeln ist verboten oder verstößt gegen Blogger-Regeln? Machen Sie’s nach, Sie landen schnell bei sich. (Nur wenn Sie es wünschen, zeichne ich den Google-Weg hier öffentlich nach.)
Wie sagt Sherlock Holmes sinngemäß? “Wenn man das Unwahrscheinliche ausschließt, muß das, was übrig bleibt, und sei es auch noch so unwahrscheinlich, die Wahrheit sein.”
Auerdem gaben Sie ja selbst dauernd versteckte Hinweise zu Ihrer Identität, die ich gar nicht er-”schnüffeln” musste, z.B. schreiben Sie in einem Kommentar hier öffentlich über sich:
“Wenn man aus eigener Erfahrung heraus weiß, wie mühevoll manche Recherchen sind, …”
Deutlicher konnten Sie ja nicht auf sich als Auch-Rechercheur und ein Berufsfeld hinweisen.
Sie werden verzeihen, dass ich schon einmal nachschauen wollte und zu finden hoffte, wer mich da so extensiv und aggressiv anging, auch meinen Brotberuf unnötig ins Spiel brachte, der hier bei der Bloggerei keine Rolle zu spielen hat.
Und: Psychogramme anderer sollte Sie wirklich besser unterlassen, da müssten Sie sich sonst an die eigene Nase packen. Ich habe Sie nie beschimpft oder dergleichen, aber soll ich Ihnen noch einmal aufzählen, zu welcher Wortwahl Sie bisher gegriffen haben, wenn Sie mich ansprechen oder über mich bloggen?
Sie schreiben z.B. “Ruhrgebiets-Poet, verschroben, ärmlich, anmaßend”.
Oder die ganze Passage von Ihnen:
“Sie schmähen die Leistungen eines Anderen, ohne selbst dabei irgend etwas zu leisten. (…) Sie (Herholz, GH) stören sich an den Begriffen ‘ärmlich’ und ‘anmaßend’? Die haben Sie sich wirklich erarbeitet. Immerhin.”
Wer so draufhaut und selber nichts abbekommen will, und meint, er täte dies im Schutze der Anonymität (die er dann selber teilweise aufhebt), der ist schon sehr naiv.
Und da zucken Sie zusammen und bauten bereits zweimal eine Drohkulisse mit Rechtsanwalt auf, weil man Wallraff kritisiert?
Und oben unter 9 machen Sie’s auch nicht unter “beispiellose Schnüffelei”.
Das müssen Sie schon ertragen, dass man Sie aus öffentlich zugänglichen Quellen locker und leicht googelt, wenn Sie öffentlich aggressiv auftreten und noch selbst fleißig Hinweise auf sich geben.
Und “drohen”, sie zu de-’anonymisieren” ist sowieso nicht mein Ding. “Drohen” ist hier immer nur ihr Ding.
Sie verteidigen eben Wallraff nicht nur in diesem Blog (auch gegen Nadia), sondern auch anderswo, das ist öffentlich sichtbar (das Netz vergisst nichts), das ist schlicht leicht zu recherchieren.
Und dann oben unter # 9 auch Ihrerseits diese langweilige joviale Hobby-Psychiater-Pose mit mir als von Ihnen fantasierter Patient, wenn Sie schreiben:
“Ich spüre, dass Sie Mühe haben, ihre Emotionalität unter Kontrolle zu halten. So etwas ist nicht gut – in diesem Fall vor allem nicht für Sie selbst.
(…) Bevor Sie nun völlig aus dem Ruder laufen und sich, mehr noch diesen wunderbaren Blog beschädigen …“
So ein Quatsch.
“Luft raus lassen” wünschen Sie?
Dann aber nicht mit einer Abschiedsmail Ihrerseits, die mich noch einmal gründlich mit Unterstellungen zu diskreditieren versucht.
Ansonsten habe ich überhaupt nichts dagegen, diesen Thread zu beenden.
Schon deshalb, weil ich meine vier Tage Urlaub genießen möchte.
Wenn Sie ihn aber weiter führen wollen, dann doch bitte mit Größe im Umgang und offenem Visier.
# 24 DH:
Sie schreiben:
„Diesen Kontext, lieber Kollege Herholz – und das soll dann auch meine Kritik gewesen sein – muss man einfach sehen, wenn man das Wort von den „erfundenen Reportagen“ in den Mund nimmt.“
Ja, da wäre was dran, wenn ich die Worte von den „erfundenen Reportagen“ in den Mund genommen hätte. Ich habe aber etwas anderes geschrieben.
Kann ich später etwas komplexer antworten, jetzt soll’s ein wenig Kurzrlaub sein.
@#26 (Gerd Herholz): Kurzurlaub ist ein schönes Stichwort. Wir können es tatsächlich kurz machen, müssen nicht noch komplexer werden (schon Ihr Disput mit Theo ist ein rechtes Knäuel geworden).
Mir reicht es, wenn wir uns an dieser Stelle darauf verständigen können, dass die Wallraffreportagen – nach dem derzeitigen Stand der Forschung – im Hinblick auf ihren sachlichen Gehalt (auch in Teilen) nicht erfunden sind. Können wir?
# 27 DH:
Sie schreiben:
„Mir reicht es, wenn wir uns an dieser Stelle darauf verständigen können, dass die Wallraffreportagen – nach dem derzeitigen Stand der Forschung – im Hinblick auf ihren sachlichen Gehalt (auch in Teilen) nicht erfunden sind. Können wir?“
Naja, lieber DH, ich würde Ihnen gerne zustimmen…, aber noch springe ich nicht durch jeden Reifen, den man mir hinhält. ;-))
Viel interessanter fand ich dagegen in einem Ihrer (immer an der Sache orientierten, sehr fairen, auf Lücken meiner Argumentation zielenden) Kommentare die Frage nach „zeitgemäße(n) Konzepte(n) von Authentizität und Integrität“.
Ein sehr weites Feld, zu dem ich hier nur Gedankensplitter beitragen kann.
Aus dem kritischen Nachdenken u.a. über die sog. „Methode Wallraff“ kann man sicher vieles über die Sozialreportagen der Zukunft lernen (die „Methode Wallraff ist da wirklich nur eine Spielart…):
– Eine von einem einzelnen Autor als ureigene Arbeit gekennzeichnete Arbeit sollte schon eine von diesem Autor überwiegend selbstrecherchierte, selbsterlebte, selbstverfasste Sozialreportage sein, oder?
Viele Redaktionen halten es so, dass Sie Autorenduos oder Autorenteams ausweisen, wenn tatsächlich mehrere Rechercheure/Autoren beteiligt sind. (Etwa bei Artikeln des bravourösen Leyendeckers und seiner Ko-Autoren in der SZ.)
(Unter Zensurbedingungen autoritärer Staaten kann aus Gründen der Camouflage auch eine Gemeinschaftsarbeit als Arbeit eines einzelnen Autors ausgegeben oder gleich anonym gekennzeichnet werden. Klar.
In demokratischen Gesellschaften, in denen die Pressefreiheit noch halbwegs garantiert werden kann, besteht dafür eigentlich keine Notwendigkeit. Hier kann mit der Nennung aller Rechercheure und Autoren sogar das Risiko von Klagen minimiert und auf viele Schultern verteilt werden.)
– Natürlich habe auch ich den sog. postmodernen Diskurs um die Obsoletheit des klassischen Autors/des klassischen Autorbegriffs zur Kenntnis genommen. Mit der Figur des Autors und/oder Erzählers wurde auf vielerlei Weise in vielerlei Texten gespielt. Einen literarischen Text und seinen Autor und/oder Erzähler als Fiktion so zu kennzeichnen, so zu brechen, dass a) der Leser nicht mehr naiv an den Text oder den Autor/Erzähler glaubt, dass b) der Text und sein Autor viele Lesarten/Versionen einer Geschichte zulassen, das ist eine wichtige Neuerung (wenn auch nicht ohne Vorläufer-Tradition).
– Eine Sozialreportage allerdings, die gesellschaftliche Misstände aufdecken und ggf. beheben will, lebt aber notwendig von der Glaubwürdigkeit des Autors oder einer durchaus möglichen Autorenwerkstatt, lebt von sauber (überprüfbaren) recherchierten Fakten (die ohne Kennzeichnung nicht entlehnt oder montiert sein sollten), lebt auch vom Vertrauen des Lesers in die als authentisch vorgestellte/erzählte Geschichte des Autors.
– Sozialreportagen (völlig abseits der „Methode Wallraff“) die mit der Autorenschaft dieser Reportage, der Glaubwürdigkeit der darin erzählten Geschichte ’spielen‘, spielen auch damit, dass die darin zur Sprache gebrachten sozialen Fakten vom Leser so überhaupt nicht mehr geglaubt werden müssen.
– Insgesamt, dies habe ich oben in einem Kommentar # 22 deutlicher ausgeführt, halte ich – literaturtheoretisch gesehen – die Annahme, Sozialreportagen seien rein ‚authentisch‘, ‚wahr‘, non-fiktional für wenig belastbar.
Bei der „Methode Wallraff“ z.B. gehört die listige „Täuschung“ (Wallraff) dazu. Identitäten z.B. werden erfunden, recherchierende Figuren und ihre Biografien/Legenden.
Ob und in welchem Maße jeweils (siehe Uwe Herzog in seinem Beitrag hier bei den Ruhrbaronen) auch Rechercheergebnisse und ‚Erzählungen‘ Dritter einmontiert werden, kann ich nicht wirklich beurteilen. Das wissen nur die Beteiligten, das stellen im schlechteren Falle die Gerichte fest
Für mich als Leser bleibt in Zukunft bei der Lektüre von Sozialreportagen (gleich welchen Autors) ein Problem (unabhängig übrigens vom „Stand der Forschung“ zur „Methode Wallraff“):
Wenn der Autor einer Sozialreportage ggf. allein gar nicht der Autor ist, wenn Recherchen und Erzählpassagen gar nicht aus der Erlebniswelt oder der Feder des vermeintlichen Autors stammen, wenn Recherchen und ihre Ergebnisse entlehnt sein könnten aus Arbeiten Dritter, wie gehe ich dann mit der so mir vorliegenden Sozialreportage um?
Selbst wenn die in ihr zur Sprache gebrachten inhumanen sozialen Fakten so oder schlimmer Wirklichkeit sind: Wenn ich der Erzählung (als konsistenter Erzählung) und dem Autor als Erzähler/Rechercheur nicht mehr traue/trauen kann, lese ich die Erzählung sowieso als fiktive (meist eher schlechte) Literatur.
Kein Problem.
Aber alles Gerede von Enthüllung oder Empörung über die Verursacher der zur Sprache gebrachten sozialen Missstände kann dann getrost wegfallen. Vielleicht sind diese beschriebenen Figuren und Teile ihres Handelns auch nur Fiktion? Wer weiß das schon?
Am verbürgten Wahrheitsgehalt einer schon von ihrer Machart her zumindest in Teilen fiktiven Sozialreportage dürfen die Leser ebenso gründlich zweifeln wie an deren gesellschaftlicher Wirkung, weil natürlich an der gesellschaftlichen Wirkung aller Literatur gezweifelt werden darf.
Mir persönlich sind dann aber literarische Texte lieber, die bewusst und sichtbar gesellschaftliche Zustände im Medium der Sprache, in der Form der Fiktion auf-brechen und so kenntlicher machen als manche schwache Sozialreportage.
„Mir reicht es, wenn wir uns an dieser Stelle darauf verständigen können, dass die Wallraffreportagen – nach dem derzeitigen Stand der Forschung – im Hinblick auf ihren sachlichen Gehalt (auch in Teilen) nicht erfunden sind. Können wir?“
Er kann das Gegenteil zwar nicht beweisen, unternimmt aber viele rhetorische Klimmzüge, um ihre Frage nicht beantworten zu müssen. Geben Sie es auf, es lohnt nicht.
# 29 Theo: „Warum denn immer gleich sachlich werden, wenn es auch persönlich geht.“ (André Heller)
@Gerd Herholz,
Du bist der konkreten Beantwortung der Frage von DH doch mit der Bemerkung
„Naja, lieber DH, ich würde Ihnen gerne zustimmen…, aber noch springe ich nicht durch jeden Reifen, den man mir hinhält,“ ausgewichen und es sollte dann doch wohl unter die Kategorie „Sachliches“ gerechnet werden, wenn jemand , so wie @Theo es getan hat, darauf hinweist, dass Du „viele rethorische Klimmzüge“ unternimmst, um diese Frage nicht beantworten zu müssen.
Wenn Du dann Deine Antwort verschlüsselst, nimmt Du ihr dann die ursprüngliche Kraft.
Auf mich hat das wie ein Rückzug gewirkt und ich hatte dann gedacht, das der Erfolg von Wallraff, der ja bereits viele Vorläufer hatte, diese dann aber in der Publikumsresonanz weit übertraf, darin begründet sein könnte, dass er immer Klartext spricht. Er sagt z.B. „Bildzeitung“, wo Onkel Heinrich nur von der „Zeitung“ sprach.
Das verstehen dann eben wesentlich mehr Leute.
Einfach sagen, was man denkt. Das wäre doch was.
„Eure Rede soll sein Ja,Ja oder Nein, Nein und nichts soll sein darüber hinaus“.
Du aber weichst dem Druck aus, der dadurch entsteht, dass Du wegen Deiner Aussagen Gegner findest, und empfindest Deinen eigenen Reifen, und das ist eine konsequente Haltung eigentlich immer, plötzlich als Hindernis, dem Du ausweichen möchtest.
Wer aber was sagen will, muß sich schon durch diesen Reifen quälen.
Das ist der Preis.
# 31: Ach was, Helmut, ich beantworte die Frage schon, allerdings wohl nicht in der hier von manchen gewünschten Schwarz-Weiß-Form.
Zum Verhältnis von Finden und Erfinden bei Wallraff machte ich hier in meinen beiden Beiträgen und den Kommentaren darunter ausführliche und entschiedene Anmerkungen.
Komplexität muss man schon erkennen, verstehen und aushalten.
Auf jeden Fall lasse ich mich nicht auf eine Antwort zu einer Entweder-Oder-Frage ein und damit einkasteln.
Hast Du überhaupt die Kommentare Dritter unter meinen beiden Beiträgen und meinen Kommentaren gelesen (nicht die DHs)? Ist Dir neben aufgefallen, dass die Frage, in der hier jetzt manches mündet, in einem Rahmen gestellt wurde, in dem mir gleichzeitig zweimal mit dem Rechtsanwalt-Zaunpfahl gewunken wurde? Schöner herrschaftsfreier Diskurs.
Zur Klarstellung: hier wurde nicht „mit dem Rechtsanwalts-Zaunpfahl gewunken“.
Ich habe ihnen empfohlen, sich mal von einem Anwalt beraten zu lassen, ob das, was und vor allem wie Sie – samt Andeutungen – über GW schreiben, nicht doch juristisch relevant sein kann. Das war keine Drohung, sondern ein Ratschlag – auch deswegen, weil Sie mit ihren Andeutungen diesen Blog insgesamt mit in eine Auseinandersetzung hinein ziehen könnten. Was Sie betrifft, wäre es mir eher wurscht – aber um den Blog wäre es schade. Ich nehme an, dass Sie in solchen Sachen nicht so sehr belichtet sind. Vielleicht habe ich es auch zu harsch formuliert, weil ich der Meinung war, Sie würden es dann besser kapieren.
Ihre „Komplexität“ mögen Sie gerne weiter an sich bewundern, da will ich Sie gar nicht weiter stören. Nur könnte es juristisch halt auch etwas komplexer sein, als Sie meinen. Um mehr ging es gar nicht.
Alles Übrige hatten wir, so denke ich, zur Genüge besprochen. Inzwischen dürfte Ihnen auch der Blogbetreiber – hoffentlich – signalisiert haben, dass es vom Blog her völlig in Ordnung und auch gewollt ist, wenn hier Menschen unter Pseudonym schreiben. Und dass ein versuchtes „Ent-Tarnen“ von Kommentatoren ein übles Foul in der Bloggerszene ist.
#33 Alias-Theo: Gut, dass jede/r/Leserin/in dieses Threads hier anhand unserer Kommentare Stil und Inhalt Ihrer und meiner Kommentare nachlesen und selbst bewerten kann.
2)Schön, dass Sie das hier noch einmal ausleuchten, wie Sie als selbsternannter Fürsprecher Wallraffs jetzt zum dritten Male erklären, wie man mich (und den Blog hier) Ihren Fantasien nach in einen Rechtsstreit ziehen könnte.
3) Danke wiederum für die schönen Worte, ich sei „nicht so belichtet“. Sie dürfen ruhig unterstellen, dass ich mich juristisch auskenne.
4) Teile und herrsche, Alias-Theo? Der Versuch, einen Keil zwischen Blog/“Blogbetreiber“ und mich zu treiben, ist echt niedlich.
5) Belegen Sie bitte die Behauptung, dass Sie hier von mir „ent-tarnt“ worden seien! Sehen Sie hier irgendwo Ihren Klarnamen oder gar Ihre Mailadresse veröffentlicht?
Ansonsten gilt (ich copy & paste angesichts Ihrer Wiederholungen noch einmal bei mir selbst aus meinem Kommentar 25, in dem ich bereits schrieb):
„Ich werde sie hier weder outen noch will ich das. Sie selbst haben doch viele Hinweise auf sich platziert, das muss niemand mehr für Sie tun. Ihr wackliges Alias bleibt meinerseits gewahrt.
(…) Ich habe insgesamt 20-25 Minuten mit der Suchbegriffkombination “theo günter wallraff” gegoogelt und bin dann flott auf Sie gestoßen. Ganz einfach zu finden. Sie hatten mir das Recherchieren ja so nachdrücklich ans Herz gelegt. Und Googeln ist verboten oder verstößt gegen Blogger-Regeln? (…). (Nur wenn Sie es wünschen, zeichne ich den Google-Weg hier öffentlich nach.)
(…)
Außerdem gaben Sie ja selbst dauernd versteckte Hinweise zu Ihrer Identität, (…), z.B. schreiben Sie in einem Kommentar hier öffentlich über sich:
“Wenn man aus eigener Erfahrung heraus weiß, wie mühevoll manche Recherchen sind, …”
Deutlicher konnten Sie ja nicht auf sich als Auch-Rechercheur und ein Berufsfeld hinweisen.
Sie werden verzeihen, dass ich schon einmal nachschauen wollte und zu finden hoffte, wer mich da so extensiv und aggressiv anging, auch meinen Brotberuf unnötig ins Spiel brachte, der hier bei der Bloggerei keine Rolle zu spielen hat.
(…).
Das müssen Sie schon ertragen, dass man Sie aus öffentlich zugänglichen Quellen locker und leicht googelt, wenn Sie öffentlich aggressiv auftreten und noch selbst fleißig Hinweise auf sich geben.
(…)
Ansonsten habe ich überhaupt nichts dagegen, diesen Thread zu beenden.
(…)
Wenn Sie ihn aber weiter führen wollen, dann doch bitte mit Größe im Umgang und offenem Visier.“
Insgesamt, lieber Alias-Theo, habe ich stärker als Sie natürlich noch – wenn man so will – ein blog-theoretisches Problem.
Wenn Sie über beleidigende Äußerungen nicht nur meine Beiträge angreifen, sondern auch mich als Person mit meiner Qualifiktion und in meinem Beruf abwerten (etwa in Ihrem Kommentar 10 usw.), dazu ältere Beiträge von mir abklopfen, mir also offensichtlich (wie Sie schreiben würden) ziemlich hinterher’geschnüffelt‘ haben, dann kann jeder über meinen Klarnamen nachrecherchieren, ob ich der und so bin, wie Sie mich vorzuführen gedenken.
(Übrigens recherchieren Sie zu mir, so oft und viel Sie mögen, aber spielen Siie nicht die empörte Umschuld, wenn man das auch bei Ihnen macht.)
Sie selbst schreiben nur aus der Alias-Deckung – und damit sind Sachbehauptungen Ihrerseits für den schnellen Leser überhaupt nicht überprüfbar.
Wenn Sie z.B. in einem Kommentar unter meinem anderen Beitrag zur Methode Wallraff schreiben „In eigener Sache: ich bin mit Wallraff nicht bekannt…“, dann geben Sie zwar wiederum eine biografische Notiz frei zu dem Mann, der hinter Alias-Theo stecken könnte, aber niemand kann bei Alias-Theo überprüfen, ob dieser Sachverhalt für den Mann/die Frau (?) der hinter Alias-Theo steckt, auch tatsächlich stimmt.
So halten Sie sich viele Verwirr-Optionen offen, greifen mich in meiner Persönlichkeit und als authentische Person andauernd an, versuchen selbst aber möglichst unsichtbar zu bleiben. Tapfer.
Na, wie wär’s also … trauen Sie sich als authentische Person hier aufzutreten?
Mit Alias-Theo jedenfalls, dem maskierten Robin Good, diskutiere ich wohl kaum weiter, denn der kann hier behaupten und verdrehen was er will – ist ja risikolos immer bloß aus dem Alias posaunt.
#34: Sie zitieren sich ausufernd selbst, insofern muss ich es nicht noch mal kommentieren.
Aber weil Sie es – wie es scheint – immer noich nicht kapieren: es ist ihre Entscheidung, hier unter Klarnamen zu schreiben. Und es ist meine Entscheidung, einen Nick zu verwenden. Die Argumente sind ja adadurch nicht anders. Dass Sie außerordentlich schnell beleidigt sind, auch dafür kann ich nichts. Sie hauen auf Leute wie GW drauf und spielen dann selbst die Mimose – das macht eine Korrespondenz tatsächlich arg mühsam.
Ihr vorletzter Absatz ist absurd, entspricht damit aber einer gewissen Logik des Verhedderns ihrer Argumentationskette – siehe Vergleich Wallraff / Monitor-Film über Nokia.
Herr Herholz,
Sie können bestimmt nette literarische Texte schreiben. Irgendwie finde ich es auch bezaubernd, wie sehr sie in ihre Texte verliebt sind – ich wusste vorher nicht, dass man Texte „beleidigen“ kann. 😉
Ganz bestimmt sind Sie zudem ein profunder Kenner der Literaturszene rund um Duisburg. Bleiben Sie dabei. Journalistische Werke zu beurteilen – und das Ganze dann noch mit klaren Worten -, ist ihr Ding offenbar nicht. Erst recht nicht, wenn Sie meinen, Sie könnten das hoch zu Rosse erledigen. Wir sollten das auch nicht weiterführen.
@Theo, dass dieser Disput so unerquicklich und kleinkariert geworden ist, muss man nun leider auch Ihnen zuschreiben. Wer – ob per Nick unterwegs oder nicht – auf Argumente setzt bzw. erklärt, dies tun zu wollen, der verzichtet darauf, mit allerlei süffisantem Zeugs über die Person, mit der man gerade debattiert, Überlegenheit demonstrieren zu wollen. Ganz schlechter Stil. Das hohe Ross, auf dem Sie Herholz wähnen, ist, wie man sieht, ein Allerweltstier.
Auch als rheinischer Journalist sollte man versuchen, mit Argumenten zu imponieren (-:
@DH: man kann es so sehen. Ich verspreche, darüber nachzudenken.
Ja! Dann beenden wir das …
Und nun habe ich doch tatsächlich (wie Wallraff und Ruhrbaron Stefan oder der couragierte Literat Ingo Schulze z.B.) den hier bei den Ruhrbaronen vorgestellten Aufruf zur Solidarität mit Shahin Najafi unterzeichnet (https://www.ruhrbarone.de/solidaritaet-mit-shahin-najafi/), auch wenn’s die Homepage der Berliner Akademie der Künste noch nicht upgedatet hat (wird schon werden):
https://www.adk.de/de/projekte/2012/Appell_15.06.12/
So können auch kleine Lichter einen Winkel dieser Welt (mit)erhellen.
Geht doch.