Sie nennen sie RIP (Rad im Pott) – doch sie lebt. Das einzig wahre verkehrspolitische Magazin des Ruhrgebietes beflügelt den hiesigen Mobilitätsdiskurs seit Jahrzehnten. Von unserem Gastautor Thomas Meiser
Zeitig zum Herbstbeginn, der besten Saison des Randonneurs-Radelns enthält die Rad im Pott natürlich auch Verweise auf jene mildtemperierten Touren, die die Kreisverbände des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hierorts während des Blätterfalls gestalten.
Denn es gibt keine Nebensaison des Genußradelns hierzulande.
Interessant ist etwa im Oktober eine 76 Kilometer lange Tour von Duisburg zur Bönninghardt, einer kleinen Höhenlage, einer Endmoräne in der Nähe von Kamp-Lintfort am linksrheinischen Niederrhein.
„Kastanien sammeln zwischen den Jahreszeiten. Denkt an
Lederhandschuhe“, heißt es.
Und wer jemals die stacheligen niedergefallenen Dinger auslas, just mit ihren Pieksern von den Bäumen gefallen, kann das mit den Lederhandschuhen nachvollziehen, wie alle Hippelandkids.
Jedoch ist die Rad im Pott in erster Linie ein verkehrspolitisches Magazin, und deswegen projeziert sie auch Mobilitätsdiskurse, projektiert auf ihren Sprengel – also das Ruhrgebiet.
Die Großgeschichte des Heftes handelt von der neuen Initiative Velo City Ruhr.
Das ist ein großes Ding, gemeint damit ist:
„Der Aufbau eines Wissensportals für Fahrradmobilität im Ruhrgebiet. (…) Dabei vernetzen wir Akteure miteinander, die in unterschiedlichen Bereichen, wie Fahrradreparatur, Rad fahren als Ge- sundheitsförderung oder Mit dem Rad zur Arbeit, aktiv sind. (…) Zwei weitere Ideen, die wir unterstützen, wollen wir genauer vorstellen: Critical Mass und Bike Kitchen.“
Critical Mass ist bekanntlich die Idee, bei der Radler, gemeinsam und gesetzeskonform im Stadtverkehr fahrend, den Autos zu beweisen pflegen, das es die Radler als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer auch noch gibt.
Eine Bike Kitchen ist eine Fahrrad-Schrauberwerkstatt, wo es auch was zu essen und zu trinken gibt; man kann da auch Party machen.
Yeah!
Dann gibt es noch zwei Themen, die richtungsweisend in der Rad im Pott abgehandelt werden:
Der majorale Plot, das ein Ruhr-Radschnellweg, etwa von Duisburg, entlang an Mülheim, Essen, Dortmund, Kreis Unna nach Hamm, nur Vorteile hat, etwa Universitäten, Innenstädte und Arbeitsstätten verbände, wird eindrucksvoll mit Fotobeispielen aus den Niederlanden belegt – wo es diese Radschnellwege schon gibt.
Da kann ich persönlich zufällig ein wenig aus Augenschein mitreden:
Zwischenstadtverbindungen via Fietssnelweg in der Randstad entlasten, ja kompensieren mittlerweile die völlig überlasteten Autostraßen- und ÖPNV-Verbindungen im dichtbesiedelsten Ballungsraumes Europas, der Randstad Holland. Deren konventionelle Verkehrswege ähnlich wie im Ruhrgebiet der Schleichweg oder die S1 jenseits des Kollaps’ dahinsiechen.
Dann ruft die Rad im Pott noch ein wenig zum Selbstbewusstsein der Fietser auf:
„Nehmen Sie sich den Platz, den Sie zum Fahren brauchen! Wer ausreichen- den Abstand zum rechten Fahrbahnrand hält, vermeidet, von Autos dicht überholt zu werden. Wenn Sie ohne Not dicht am Bordstein entlang schrammen, ist die Versuchung für Autofahrer groß, Sie noch weiter an den Rand der Fahrbahn zu drängen. Wer aber einen Mindestabstand von 0,8 bis 1 m zum Bordstein und zu parkenden Autos halt, der lässt die Gullis rechts liegen und signalisiert: Ich gehöre hierhin! Ebenfalls wichtig ist ein Abstand von mindestens 1 m zu
parkenden Autos, um nicht wegen plötzlich geöffneter Türen vom Rad zu
stei- gen. Dies widerspricht im Übrigen nicht dem Rechtsfahrgebot der
Straßenverkehrs- ordnung.“
Aber – das haben wir ja schon immer gewußt.
(-:
Die Rad im Pott ist ab sofort hier als PDF downloadbar. Bzw anzusehen.
ADFC-Mitglieder erhalten das ehrenwerte Magazin später auch per Snail
Mail als toten Baum.
Direkter PDF-Download hier: https://radimpott.de/