Radschnellweg Ruhr – brauchen wir ihn wirklich?

Ein Radschnellweg, 60 -80 km lang, im Schnitt gut 5m breit, schön fahrradfreundlich asphaltiert, so gut wie kreuzungsfrei einmal längs durchs Ruhrgebiet, von Ost nach West, zwischen Hamm und Duisburg? Über diesen Plan unseres Regionalverbandes kann man als Alltagsradler doch nur begeistert sein, oder? Warum ich es nicht bin? Ich werde es euch erklären:

Weil es entlang der geplanten Strecke für die Ruhr-Rad Autobahn größten Teils parallel nicht nur eine Auto-Auto-Bahn gibt, sondern eine der höchst frequentierten ÖPNV-Trassen Deutschlands, in  deren Zügen man sein Fahrrad mitnehmen kann bzw. könnte. Diese Mitnahme ist leider kostenpflichtig und die Fahrradabteile reichen gerade in Ruhshour-Zeiten nicht aus. Aber das müsste nicht so sein. Im Gegenteil, es gibt prinzipiell kein schnelleres und zugleich ökologischeres Fahrradtransport- System als die Bahn.

Gegenüber der geplanten Radautobahn  hat es aber noch zwei weitere wesentlichen Vorteile: Es ist wetterunabhängig und erreicht direkt die Zentren der anliegenden Städte. D.h. bei fahrradunfreundlichem Wetter verkürzt sie z.B. für den zwischenstädtischen Biker die Zeit in Regen, Kälte und starkem Wind auf das unvermeidliche Minimum. Unsere Hardcore-Allwetter-Radler werden über solche Weicheierei zwar nur milde lächeln, sollten dabei aber bedenken, dass sie weit unter 10 % der Alltagsradler ausmachen.

Bei der geplante Rennstrecke geht es aber, wie ihre Initiatoren und Planer verkünden, vorrangig um den ökologischen Umstieg der regionalen Autopendler auf das Fahrrad, d.h. gerade um die Mehrheit derer, die diesem Fahrzeug bislang eher skeptisch gegenüber stehen, bzw. die es nur bei fahrradfreundlichem Wetter und vor allem in der Freizeit benutzen. Leute also, die bislang nicht mal bei Sonne, Wärme und Rückenwind sonderlichen Spaß daran haben, zig Kilometer, zwar  schön gerade, asphaltiert und  schnell, dafür  aber auch häufig entlang stark befahrener Autotrassen in die Pedale zu treten.

Auch die Menschen, die mittlerweile die elektrische Unterstützung beim Biken für sich entdeckt haben, wollen  nicht dauernd möglichst schnell fahren, obwohl genau das auf der geplanten Schnellstrecke besonderen Spaß bereiten würde. Was hat man schon von der Landschaft, und die gibt es im Ruhrgebiet reichlich, wenn man wie ein Teilnehmer der Tour de France durch sie hindurch flitzt. Mag sein, dass man auf dem Weg zur Arbeit sowieso nicht gerne nach links und rechts schaut. Aber schon auf dem Weg zurück könnte das, sofern sich dort nicht nur Windschutzwände befinden, zur notwendigen Entspannung beitragen.

Die geplante Fahrradautobahn könnte also in Ermangelung  ausreichend vieler Nutzer ganz leicht ein Flop werden. Ein 100 Million Flop, denn so viel soll das Ganze am Ende kosten. 100 Millionen die wir im sonstigen Fahrradwegenetz gut gebrauchen könnten. Denn dort gibt es im Ruhrgebiet nachwievor viel zu tun. Es fehlen immer noch entscheidende Verbindungen, die mit viel weniger Geld viel mehr Nutzen erzeugen würden. Von der Renovierung und der Pflege der bestehenden Radwege ganz zu schweigen.

Das Ruhrgebiet zeichnet sich vor allem durch seine baulich-räumliche Dispersion aus. Gerade beim Fahrrad ist deswegen die Vollständigkeit und Beschleunigung des Verkehrsnetzes als Ganzem hier wesentlich entscheidender als der Ausbau einer bestimmten Strecke, die obendrein nur in Ost-West-Richtung verläuft. Dazu gehört auch der bequeme und schnelle Umstieg von einem Verkehrsmittel ins andere. Hier vor allem vom Fahrrad in den ÖPNV, wobei die Mitnahme nicht nur für Pendler die beste Lösung ist.

Statt die Bahn dazu zu bewegen, den regionalen Fahrradverkehr z.B. durch größere Radabteile und vor allem durch eine kostenlose Mitnahme dauerhaft zu unterstützen und das Wegenetz in Richtung der Bahnhöfe zu optimieren, wird ein medial spektakuläres Großprojekt angeschoben, dass am Ende mehr ökologischer Schein als ökologisches Sein bedeutet. Nicht nur, dass die kleine Minderheit derer, die diese Rennbahn wirklich benutzen wird, da sie nur komplett und nicht als Stückwerk ihre Funktion erfüllt, auf die neue Piste noch sehr lange warten muss. Die große Mehrheit, die sie nicht braucht, muss derweil weiter um jeden Euro ringen, der ihr vor Ort das alltägliche Radlerleben erträglicher machen könnte.

http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/fahrradweg/das-wird-unsere-tretautobahn-22762520.bild.html

http://www.radimpott.de/resources/RIP2011-03.pdf“

http://www1.wdr.de/themen/panorama/radschnellweg106.html“
 

 

 

 

 

 

 

 

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Erich Sass
12 Jahre zuvor

Sehe ich als passioniertes Radler-Weichei genauso. Könnte ich mein Rad kostenlos und bequem mitnehmen, würde ich mit der Bahn zur Arbeit fahren (wg. Schwitzen) und mit dem Rad zurück (wg. Fitness). Dazu brauche ich keine Autobahn.

Frank
Frank
12 Jahre zuvor

Ich bin neulich von Bochum nach Dortmund mit dem Fahrrad gefahren und ich muss sagen, dass es ganz schön nervig war und ich das so schnell nicht mehr machen werden. Mit dem Radschnellweg allerdings auf jeden Fall.

Dirk Schmidt
12 Jahre zuvor

Es ist ja nicht nur so, dass der Schnellweg 110 Mio. € kosten soll, sondern dass die Kommunen nicht mehr das Geld haben, um Anträge für den Radwegebau beim Land zu stellen. In einem Programm ist der Anteil des Ruhrgebiets auf 5% gefallen. Zudem ist dann für die Radverkehrsförderung kein Geld für den Bau mehr da und es werden in der Metropole Ruhr vor allem Öffentlichekitsarbeit finanziert. Eine totale Fehlentwickluing ist das, die in krassem Gegensatz zu den 110 Mio. € stehen.

Auch bei Berücksichtigung von Pedelecs muss gefragt werden, welche Kapazitäten so ein Radweg haben muss und welches Potential er hat, auch bei der Verlagerung von Verkehr.

Stefan Laurin
Admin
12 Jahre zuvor

@Dirk: Bitte lass das doch mit dem „Metropole Ruhr“ – es ist so ein blöder Begriff.

Matthes
Matthes
12 Jahre zuvor

Ein ganz großes Amen mit einem kleinen Aber: Mit der Monatskarte Ticket2000 kann man schon jetzt jederzeit ohne Aufpreis ein Fahrrad mitnehmen.

Beziehungsweise: Könnte. Denn einige lokale Verkehrsbetriebe lassen Radler grundsätzlich nicht (bzw., wie die Duisburger DVG, erst nach 19 Uhr) in ihre Busse. (Ja, ich bin Gelegenheitsradfahrweichei genug, dass überbrückenswert lange Strecken für mich nicht erst mit der Entfernung zwischen zwei RE-Haltestellen anfangen.) Wohlgemerkt: Grundsätzlich. Nicht dann, wenn der Platz für einen Kinderwagen oder Rollstuhl gebraucht wird – wofür wohl jeder halbwegs sozialkompetente Radfahrer Verständnis hätte und den Platz räumen bzw. gar nicht erst belegen würde. Sondern auch wenn der Bus leer ist.
Und wer sich, z.B. in Duisburg, auf 100% ÖPNV ohne die Kombination mit dem Rad verlässt, der ist verlassen.
Ergebnis: Ich wohne und arbeite in so etwas ähnlichem wie einer Großstadt. Und das Auto war für mich nie Hobby oder Lustobjekt. Trotzdem habe ich nach wie vor eins. Denn ohne geht es hier nicht.

Herbert
Herbert
12 Jahre zuvor

Wo soll man den sonst anfangen? Es gibt keine ernsthaften Konzepte, keine Ideen.

Der Blick nach Kopenhagen hilft, selbst das Münsterland ist weiter. Radfahren ist immer eine Angebotsplanung. Straßen generieren Verkehr. Das ist ein alter Hut. Je besser das Angebot, desto mehr Nutzer. Größtes Problemd es Schnellweges könnten am Ende eher die „autofreundlichen“ Zuwegungen sein.

Gladbeck diskutiert gerade über die A52 und 200 Mio € für eine 10-Jahres-Baustelle mit 1,5 km Tunnel und riesigem Autobahnkreuz. Wenn das Ding fertiggestellt ist, wie sieht der Verkehr denn dann 2025 überhaupt aus?

Frau Merkel wollte bis 2020 eine Mio. Elektrofahrzeuge, die sind 2012 schon erreicht, sie hatte nur nicht an Elektroräder gedacht…

Der Artikel ist meiner Meinung nach sehr kurzsichtig, er betrachtet nur die direkten Kosten. Die Effekte in der Umgebung werden deutlich stärker sein.

Man mag von Leuchtturmprojekten halten was man will: Wenn hier eine gemeinsame Basis zur Kooperation entsteht, dann gehen vielleicht auch zukünftige Projekte besser voran. Der RVR kann da eine wichtige Rolle, aber nur wenn die Städte verstehen, dass es zu Ihrem Nutzen ist.

Auf Risiken hinzuweisen ist sinnvoll, aber man sollte den Nutzen betrachten. Die A40 war auch mal ein Radweg.

der, der auszog
der, der auszog
12 Jahre zuvor

Ich bin im Ruhrgebiet vom leidenschaftlichen Radfahrer zum deprimierten Autofahrer geworden, der sich lieber über den zähfliessenden Verkehr im Auto, als über zugeparkte, mit Schlaglöchern und Baumwurzelerhebungen übersähte oder gar nicht vorhandene Radwege ärgert. Eine Investition in ein vernünftiges Ruhrradnetz würde ich eigentlich begrüßen, wenn ich was davon hätte. Das habe ich als Gelsenkirchener aber nicht, wenn das Geld ausschliesslich in einen Ruhrradweg gesteckt wird. Dieser verläuft von West nach Ost. Gelsenkirchen ist als Bipolare Großstadt mit einem Stadtzentrum in Buer und einem Stadtzentrum in Gelsenkirchen aber in Nord-Südrichtung ausgerichtet. Mit dem Fahrrad komme ich von Buer ohne Probleme nach Herten, Gladbeck oder Dorsten. Möchte ich aber von Buer nach Gelsenkirchen fahren, dann habe ich ein Problem. Als Alternative bieten sich entweder die Kurt Schuhmacher Straße, die Hauptverkehrsachse zwischen den beiden Stadtkernen mit hohem Verkehrsaufkommen und einem Radweg, der mehr aus Schlaglöchern denn aus Radweg gesteht. Oder ich fahre durch die Botanik über Horst an der FH und Gladbeck vorbei, wo mich auf einem asphaltierten Feldweg all die Autos überholen, die dem hohen Verkehrsaufkommen auf der Kurt Schumacher Straße auszuweichen versuchen. Ein Ruhrradweg würde zwar Gelsenkirchen streifen, aber nur denjenigen nützen, die eine lange Radtour am Wochenende planen und auch nur, wenn die Radtour nicht ins Grüne, sondern in Industriegebiete führen soll. Für diejenigen aber, die ihr Rad für kleinere Besorgungen oder für Besuche bei Oma zum Kaffee nutzen wollen, weil sie für drei Kilometer lieber das Rad als das Auto nehmen wollen, bringt der Ruhrradweg gar nix.

Bombasstard
12 Jahre zuvor

Stimme zu. Das Geld sollte viel besser in eine dringend nötige Aufwertung des ÖPNV fließen.
Dann schließe ich mich einigen meiner Vorredner an: es ist ja eine gute Idee, Radwege aufzuwerten bzw. neue zu erstellen.
Aber dann bitte lokal und zielgerichteter – ich habe mir auch überlegt: was haben Menschen, die NICHT im Umkreis von 5 km nördlich/südlich dieses unsinnigen Prestige-Objektes wohnen davon?

Und, sorry, ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Arbeitskollegen, die im Bochumer Westen wohnen, ernsthaft auf die Idee kommen würden, bis nach Dortmund-Schüren (nur) mit dem Fahrrad zu fahren. Egal, wie gut der Radweg wäre …

Mika
Mika
12 Jahre zuvor

Vom Grundtenor ein guter Text. Sicherlich, über 100 Mio. in eine solche singuläre Aktivität stecken, ist natürlich – bei klammen Kassen – nicht sonderlich sinnig.
Auf der anderen Seite bin ich der Meinung (als ehemaliger Radfahrer in Münster und Berlin), dass Radfahrer sich auch immer ihre Freiheit nehmen müssen. Ich gehöre zwar auch nur zu den „Schönwetter-Radlern“, aber dann versuche ich mir so viel Platz zu nehmen wie möglich. Zum Glück ist mein Wohnung-Arbeit-Weg so planbar, dass ich auf möglichst wenige große Straßen (und kaum LKWs) treffe und ich mir somit auch Freiheiten nehmen kann. Der Weg am Essener Bahnhof entlang ist noch das größte Hindernis.
Die Frage ist aber auch, wenn die 100 Mio. nicht in den Radweg gesteckt werden, wo werden sie sonst hingesteckt? Und dann ist mir so ein Prestige-Projekt erstmal lieber, weil davon ausgehend weitere Investitionen eingefordert werden können. Intelligente Ampelschaltung, Aufhebung von Ein-Bahn-Straßen für Radfahrer und andere Dinge wären relativ günstig zu haben, aber dafür bräuchte es erstmal eine Lobby. Und wenn man die mit Prestige-Projekten bekommt … why not?!

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

Ich glaube, der Autor hat den wesentlichen Vorteil eines durchgehenden Radschnellweges gar nicht verstanden. Der besteht ja ncht darin, dass besonders sportliche Radfahrer hier nun Spitzentempo erreichen könnten – wenn der Radweg einigermaßen frequentiert wird, hat sich so etwas eh schnell erledigt. Der wesentliche Vorteil ist vielmehr, dass so ein Radweg weitgehend kreuzungs- und ampelfrei ist – man muss also nicht, wie auf allzu vielen normalen Radwegen, alle hundert Meter an der Ampel anhalten und der regelmäßig gegenüber dem Autoverkehr benachteiligten, oft verschlungen und unsystematisch angelegten Radwegeführung folgen, sofern überhaupt vorhanden und nicht zugeparkt. Dass das dadurch bedingte ständige Anhalten und wieder Anfahren vermindert wird, ist der wesentliche Vorteil, für geruhsame Radler nicht weniger als für Sportler.
Ich wäre jedenfalls absolut davon begeistert und wäre in den vergangenen Jahren (wohnhaft in Duisburg, Studium in Essen) sicher weitaus öfter diese Strecke mit dem Fahrrad gefahren, wenn es den Radschnellweg schon gegeben hätte! Bisher ist das ein ziemliches Abenteuer … Und auch für kürzere, auch für weniger ausdauernde Radler realistische Strecken (Mülheim-Essen zB) wäre ein kreuzungsfreier und steigungsärmerer Radweg ja sehr nützlich.

Die Nützlichkeit des Radschnellwegs hängt natürlich in der Tat zu einem großen Teil davon ab, wie seine Einbindung in die städtischen Radwegenetze aussehen wird. Da setzt der Autor aber einfach voraus, dass es ein Konkurrenzverhältnis geben muss. Aber warum sollte das so sein? Ich halte es vielmehr für naheliegend, dass die Städte ein Anliegen haben werden, dass so ein Radschnellweg nicht nur über ihr Stadtgebiet führt, sondern auch für ihre Bürger nutzbar sein wird, sie also ein Interesse an einer Einbindung in ein funktionierende Radwegenetz haben werden. Ob es dazu Pläne gibt oder nicht, wird im Artikel aber leider nicht gesagt. Hat der Autor zu diesem wesentlichen Kritikpunkt recherchiert?

Für wenig plausibel halte ich ferner die Konkurrenz zwischen Bahn und Radschnellweg, die der Autor aufmacht. Eine nützliche Verbindung zwischen Rad und Bahn für Pendler ist „Park+Ride“, also das Fahrrad am Bahnhof abzustellen und dann mit dem Zug weiterzufahren. Dafür müssen Bahnhöfe natürlich gut mit dem Fahrrad erreichbar sein. Allerdings wird genau dazu zumindest in Mülheim ja auch der Radschnellweg beitragen. Für gänzlich unrealistisch halte ich dagegen den Gedanken, die Fahrradmitnahme könnte im Berufsverkehr eine halbwegs wesentliche Rolle spielen – wie müssten Züge denn aussehen, wie große Fahrradabteile müsste es geben, was wäre an den Bahnsteigen und ihren Zugängen los, wenn auch nur 1% der Leute, die sich allmorgendlich im Berufsverkehr in die Züge drängen, ein Fahrrad mitnehmen wollten? Nein, gerade die Fahrradmitnahme im Zug ist etwas für die Freizeit, aber nicht für das alltägliche Pendeln zur Arbeit.

Alles in allem: Ich freue mich sehr auf den Radschnellweg, sowohl wegen seines eigenen Nutzens als auch wegen seiner Beispielfunktion, die zeigen und erfahrbar machen kann, wie angenehm und gut zu benutzen Radwege sein können, die nicht nachrangig gegenüber dem Autoverkehr irgendwie an diesen angepasst werden, sondern für sich nach den Bedürfnissen der Radfahrer geplant werden!

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor
bochumer
bochumer
12 Jahre zuvor

Ich finde die Argumentation des Artikels nicht schlüssig und kann mich nicht anschließen. Das Ruhrgebiet verfügt schon über ein relativ gutes Radwegenetz über ehemalige Bahntrassen, entlang von Ruhr und Emscher. Allerdings gilt es, dieses auszubauen – und da ist der geplante Radschnellweg eine sinnvolle Ergänzung. Gerade im relativ zersiedelten Ruhrgebiet ist ein Ausbau kreuzungsfreier Radwege die einzige Möglichkeit, um den Radverkehr zu fördern. Keine Frage: Auch an anderen Stellen sind Investitionen Notwendig und Sinnvoll, doch nicht in Konkurrenz sondern in Ergänzung zur Verbindung zwischen den größten Städten der Region.

Martin Schmitz
Martin Schmitz
12 Jahre zuvor

Ich bin eigentlich ein passionierter Autofahrer und das Rad ist nach Auto, ÖPNV und zu Fuß eigenltlich meine letzte Wahl. Aber ich halte den Radschnellweg nicht für so überflüssig, wie er hier gemacht wird. Man darf ihn nicht nur als Ganzes sehen. Kaum ein Mensch ist so blöd, mit dem Rad von Duisburg nach Dortmund zur Arbeit zu fahren. Dennoch wäre der Radschnellweg ein sinnvolles Mittel, um benachbarte Städte besser zu verbinden, z.B. Bochum mit Dortmund. Man hat jetzt durch den einen Radschnellweg noch nicht so viel gewonnen. Man müsste auch einen zweiten im nördlichen Ruhrgebiet einrichten (parallel zur A2; parallel zur A42 gibt es ja den Emscherradweg/Rhein-Herne-Kanal). Und genauso wichtig mehrere Nord-Süd-Verbindungen.

Aber, was ich oben nachvollziehbar halte, eine höhere Priorität sollte der ÖPNV haben.

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

Danke für die Links. Diese Artikel sind mir (zumindest nach releativ flüchtigem Lesen) grundsympathisch, sowohl was die allgemeine Darstellung der Vorteile des Fahrradfahrens überhaupt und besonders im Ruhrgebiet angeht, als auch wie sie die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch Fahrradfahrer vs. ihre bisherige Benachteiligung durch Verkehrsplanung und -regelung darstellen, als auch wie sie das angenehme Fahren auf umgewandelten Güterbahntrassen preisen. (Skeptisch bin ich nur, wie im aktuellen Artikel, was die alltägliche Praktibilität der Mitnahme des Fahrrads im Zug angeht, auch wenn da viel investiert würde.)

Um so weniger kann ich allerdings ihre Vorbehalte gegenüber dem Radschnellweg verstehen, der mit genau derselben Nutzung einer ehemaligen Güterbahntrasse (zumindest im Westen) eine erheblich verbesserte Radstrecke von Mülheim und Duisburg Richtung Essen beduten würde.

Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich sicher auch deswegen ganz besonders begeistert bin, weil er gerade für meine Strecke Duisburg Neudorf – Uni Essen ganz besonders praktisch wäre (fast von Haustür zu Haustür) und die bisherige Fahrradstrecke ganz besonders ärgerlich ist – leider wird wohl mein Studium schneller beendet sein als der Radschnellweg fertig.

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

@ Arnold Voss: Könnte es sein, dass sich Ihre Skepsis vor allem auf den Ostteil der Strecke bezieht, wo – laut Übersicht beim RVR – die „Linienführung noch offen“ ist und somit alles noch in recht weiter Zukunft liegt und mit komplet neu zu planender Strecke auch sehr aufwendig werden könnte (damit kenne ich mich nicht so aus), während sich meine Begeisterung auf den Westteil bezieht, wo die Strecke auf der umgewandelten Rheinischen Bahn klar ist und die Vorteile für mich, der ich diese Strecken kenne, mit Händen zu greifen sind?

Martin Böttger
Martin Böttger
12 Jahre zuvor

Als ich noch im Ruhrgebiet Rad fuhr, konnte man an der B 224 noch auf einem Radweg fahren, von Karnap nach Altenessen – da nahm mich mein Opa mit – genauso wie nach Gladback, da fuhr ich zur Schule. Das eine ist ja schon lange vorbei („Autobahnkreuz Essen-Nord“), und das andere soll es auch bald sein (A52-Ausbau). Das war in den 70ern mein ganz persönlicher „Radschnellweg“ – er wurde allerdings auch sonst von kaum jemand anderem – per Fahrrad – benutzt, er kam mir also richtig privat vor.
Heute fahre ich in Bonn – da ist der Nord-Süd-Radschnellweg das Rheinufer, allerdings nur an Werktagen; am Wochenende ist Stau. Und die Bonner motzen fortgesetzt über die katastrophalen Radverkehrsbedingungen – die kennen das Ruhrgebiet nicht.

Bochumer
Bochumer
12 Jahre zuvor

#16: In der Tat kenne ich zumindest zwischen Bochum und Dortmund erstmal keine Strecke, die sich ohne größeren Aufwand zu einer Radstrecke umbauen ließe – wie scheinbar im Westen mit der Rheinschen Bahn. Doch auch diese beiden Städte sind katastrophal miteinander verbunden und man muss sich zwischen kreuzungsreichen Strecken durch Wohngebieten, ebenso kreuzungsreichen und ruckeligen Waldwegen und mehrspurigen und ebenso ruckeligen Straßen entscheiden. Ich kann für diesen Streckenabschnitt nur sagen: Hier besteht dringender Bedarf!

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Paule T

Der Nachteil bei solchen Großprojekten ist, dass es die Förderung z.B. von seiten der EU sehr wahrscheinlich nur dann gibt, wenn das ganze Ding gebaut wird, sprich auch die Teile die man als Ergänzung des vorhanden Netzes nicht braucht und die deswegen viel zu wenig, im Verhältnis zum Investitionsaufwand, genutzt werden werden. Die Strecke, die sie dabei für sich besonders praktisch finden, halte ich dabei auch gesamtregional gesehen, eindeutig für einen der sinnvolleren Teile.

Bochumer
Bochumer
12 Jahre zuvor

@Arnold Voss: Und welchen Teil fänden Sie weniger sinnvoll – und warum? Eine Differenzierung dahingehend fänd ich interessant!

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Bochumer

Grundsätzlich halte ich das Konzept Radschnellweg in der Ost-West-Richtung im Ruhrgebiet nicht für zielführend, weil hier ein Kombination aus Zug und Rad für die meisten potentiellen Nutzer, insbesondere wenn sie in Richtung der Innenstädte pendeln, schneller und bequemer ist.

Das Ruhrgebiet ist hochzersiedeltes und partiell sogar recht hügeliges Autoland, in dem jede neue, mindestens 5 Meter Breite und dazu möglichst kreuzungsfreie Asphaltstrecke quer durch diese Zwischen-Stadt-Landschaft in der Regel nicht nur enorme Investitionen sondern auch einen jahrzehntelangen Planungs- und Genehmigungsaufwand erfordert.

Wenn durch den Strukturwandel nicht so viele Güterzugstrecken aus der Nutzung gefallen wären, hätten wir deswegen bis heute, außer entlang der Flüsse, wohl keinen einzigen zwischenstädtischen/regionalen Radwege der diesen Namen verdienen würde. Um diesen weiter auszubauen, und dafür bin ich unbedingt, brauchen wir aber keine unilinear konzipierte Radautobahn von Duisburg bis Hamm.

Vielmehr muss das Prinzip der Kreuzungsfreiheit im ganzen Netz ausgebaut und erweitert werden, was natürlich da am einfachsten geht, wo es, wie z. B. bei der Rheinbahn im Westen, ein entsprechende Trasse schon gibt. Da wo es sie nicht gibt, gilt es sich auf neuralgische Stellen im bestehenden Netz zu konzentrieren und dazu immer noch fehlende Verbundstücke einzufügen.

Ein Radtautobahnraster in Nord-Süd- wie in Ost-Westrichtung dagegen, ist zwar eine tolle Vision, bei der bestehenden Baustruktur jedoch illusorisch, bzw. unbezahlbar. Es sei denn, wir widmen einzelne Spuren der Auto-Vier/Sechs/spurtrassen komplett dem Radverkehr.

Es gab übrigens einmal einen Radweg beidseitig und direkt neben dem Ruhrschnellweges/B1/A40. Ich glaube allerdings nicht, dass er, wenn es ihn denn imm noch oder besser wieder gäbe, stark befahren wäre. Ers recht nicht bei regnerischem Wetter.

Maschine
Maschine
12 Jahre zuvor

Ich benutze den bereits bestehenden Teil des Radschnellwegs öfter und bin begeistert davon. Was ich allerdings nicht verstehe ist warum man die Eisenbahnbrücken oft durch neue Fahrradbrücken ersetzt wurden (ähnlich bei der Erzbahntrasse in Bochum). Wenn so eine Brücke tonnenschwere Güterzüge ausgehalten hat müsste sie ein paar Radfahrer doch auch noch packen. Vielleicht könnte man da auch Geld sparen.

Radtransport in der Bahn sehe ich im Fall von Pendlern auch kritisch, die Züge sich schon mit Menschen gut gefüllt. Am besten wäre wahrscheinlich eine Kombination aus Bahnfahren und einem Fahrradleihsystem wie Metropolrad-Ruhr.

zechpreller
zechpreller
12 Jahre zuvor

Liebe Radfahrer!
Ihr glaubt offenbar fest daran, daß die wesentliche Obliegenheit der Radfahrer darin besteht, die Straßen freizuhalten. Die offensichtlich flächendeckende Verbreitung dieses Irrglaubens ist ein schöner Beleg, wie prima die Desinformation durch die Medien hierzulande funktioniert. – Stattdessen einfach mal das hier gugeln: BayVGH 11 B 08.186
Das Urteil wird demnächst vier Jahre alt, ist inzwischen auch vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt worden, und keiner scheint überhaupt davon zu wissen! Schon gar nicht die zuständigen Behörden.
Deshalb müssen Radfahrer jeden einzelnen Lolli umständlich wegklagen – was aber offensichtlich immer öfter geschieht. Trotzdem werden die Behörden wohl erst dann reagieren, wenn eine kritische Masse derartiger Verfahren anhängig ist.
Aber die hier aufgezogene Diskussion geht ein ziemliches Stück am Thema vorbei, denn es gibt bereits ausreichend Verkehrsraum für Radfahrer. Sie müssen ihn sich allerdings zurückerobern: Einfach mal fahrn. Umso eher gewöhnen sich die Doseninsassen wieder an uns. Am Wetter kanns ja derzeit nicht liegen.

Habe gerade zufällig das hier gefunden: https://mucradblog.wordpress.com/
Kenne die Seite selber noch nicht, aber sie sieht so aus, als könntet Ihr mal ein wenig stöbern zum Thema Verkehrspolitik. – Bevor Ihr Euch hier als die perfekten Untertanen präsentiert, die sich erbittert darum streiten, wer unter Euch all den auf Stangen gesetzten Hüten denn wohl die untertänigste Ehrerbietung zu erweisen vermag…

Und nicht auf mich schimpfen jetzt! Ich meins nur gut. Und außerdem schau ich hier wenn überhaupt sowieso erst wieder rein, wenn ich ausm Trainingslager zurück bin.

Gelegenheitsradler
Gelegenheitsradler
12 Jahre zuvor

Die ganze Idee hört sich zwar immer ganz gut an, aber für mich ist dieser Radschnellweg nur ein Prestige Projekt.
Wie manchen anderen hier ist es mir wichtig, dass Fahrrad morgens in der Bahn mitzunehmen, um abends zurückfahren zu können. Dadurch kommt man morgens nicht verschwitzt an und kann abends gemütlich zurückfahren. Dann kommt es nicht auf jeden Meter an. Ich bin da gerne bereit ein paar Meter Umweg zu fahren, wenn die Strecke dann schöner ist.
Was im Ruhrgebiet benötigt ist glaube ich auch sind kreuzungsfreie Verkehrswege für Fahrräder. Wie wäre es mal mit Halteschildern für Autos und Vorfahrtsschildern für Fahrrädern? Zum Teil sind nur Lückenhaft Fahrradwege vorhanden bzw. die Qualität ist auch schlecht. Dafür benötigt das Revier endlich mal ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept.
Wer im Revier fahren möchte findet Wege und es ist zum Teil eine Herausforderung. Aber gerade in den Abendstunden ist man mit dem Fahrrad mindestens vergleichbar schnell sogar zum Teil schneller auf Kurzstrecken (bis 20 km) als mit ÖPNV unterwegs. Da finde ich spricht auch dafür, dass auch hier ordenlich investiert werden sollte und nicht wie die letzten Jahre immer weiter abgebaut.

Johannes Götte
Johannes Götte
12 Jahre zuvor

Wer bezahlt denn die Unterhaltskosten und Abschreibung ?
Bei 110 Mio € Investition kann man locker von 5- 10 Mio. € jährlich ausgehen.
Wenn nicht sogar mehr.
Das wird gerne vergessen.

CyberPunk
CyberPunk
12 Jahre zuvor

Ich fahre selten Fahrrad aber ab und an doch schon mal, dabei fällt mir auf das es in Bochum eigentlich keine Fahrradwege gibt. Daher, scheiß auf Fahrrad“auto“bahn, sondern Fahrradwege in den Städten!

Wer braucht sowas, wenn in den Städten die Fahrradfahrer der dauernden Gefahr ausgesetzt sind zu Tode gefahren zu werden, weil der Fahrradweg gerade mal durch ein paar cm Farbe von der Straße getrennt ist, das ist kein Fahrradweg.

Frank
Frank
12 Jahre zuvor

Sie sind ein Lame Duck, sorry Arnold Voss, viel Gerede -aber nix dahinter…!

Coonabrabran
Coonabrabran
12 Jahre zuvor

Ach Herr Laurin, lassen Sie doch dem Herrn Schmidt seine Metropole Ruhr. Schließlich läuft doch die Radrennbahn unter diesem Etikett beim RVR. Und zusätzlich lauern noch unter dem neu geschaffenen Deckmäntelchen aka Leitbegriff „Ruhr 2020+“ das „Konzept Ruhr“ und „Wandel als Chance“. Hinter diesen klingenden Worthülsen verbirgt sich – wen wundert’s hier bei den Ruhrbaronen – der schon öfter erwähnte gigantische Fördermittel-Staubsauger. Denn das können die OBs hier: Förderprogramme lesen und Wortgeklingel für Leuchttürme erzeugen. Das ist das „Konzept Ruhr“! Das dabei etwas mit effektivem Nutzen für die Leute hier rauskommt, was vielleicht noch Hand und Fuß hat und dazu noch zusammenpaßt und im laufenden Betrieb auch finanzierbar bleibt: ach ist doch egal. Bezeichnenderweise findet man nämlich keine Aussagen über die Betriebskosten dieses Radweges beim RVR.

Im Moment kursiert in der Kommunalpolitik des Ruhrgebiets eine 124 Seiten starke, eng bedruckte Liste mit insgesamt 422 Projekten mit einer haarkleinen Auflistung, wofür, wann und wieviel Fördermittel von EU, Bund und Land bis 2020 aufgesaugt werden können. Nur eine Spalte fehlt in diesem Tabellenwerk: „Eigene Mittel“. Die Radrennbahn ist mit dem Abschnitt Essen-Duisburg mit 39 Mio. EUR aus dem ÖPEL-Förderprogramm (Ökologieprogramm Emscher-Lippe) dabei. Dieser
Teil liegt weder an der Emscher noch an der Lippe? Na ja, was solls!
Das noch fehlende Geld sowie die Betriebskosten wird sich der RVR über die Umlage aus den Nothaushalten der Mitgliedskommunen holen. Dann werden halt noch mehr Stadtteil-Büchereien geschlossen wie z.B. gerade in Herne.

Apropos Herne, jetzt wird’s nämlich interessant: Der ADFC, der dieses Projekt als Lobbyorganisation partout anschieben will, hat natürlich einen Bundesvorsitzenden: Ulrich Syberg, SPD-Ratsmitglied in Herne. Da ahnt man doch gleich, auf welch filzigen Wegen so ein Leuchtturmprojekt durchgedrückt wird.

Der ADFC rechnet übrigens mit 2 Millionen Nutzern pro Jahr. Nicht besonders viel, vergleicht man das mit den 16 Millionen Fahrgästen, die der RRX laut Studie zu erwarten hat. Da schlag ich mich gern auf die Seite der Mehrheit! Weil man die Haupt-Eisenbahn-Achse Duisburg-Mülheim-Essen-Bochum-Dortmund für den RRX nicht ausbauen kann, ohne an anderer Stelle starke Abstriche machen zu müssen, bietet sich die Wieder-Nutzung der Trasse der Rheinischen Bahn für Personenzüge geradezu an. Anders als früher berührt Sie jetzt leistungsstarke Umsteigepunkte zum übrigen ÖPNV (MH Hbf., E-Berliner Platz, Wattenscheid/Ückendorf (302), BO-Präsident/Bergbaumuseum (306, Campuslinie U35),Unis (beide Standorte der UDE; Duisburg mit 10 min Fußweg) und FH Georg Acricola , sowie neue Wohn- und Gewerbegebiete. Zum Kulturellen geht’s auch ohne Umsteigen. Das hat volkswirtschaftlichen Nutzen und bietet den Ruhris Erleichterung ihres Alltags bei fast (wir kennen die Bahn ja) jedem Wetter. Aber so eine Radrennbahn, die erst dann Sinn macht, wenn sie an halbwegs komplette städtische Radwegenetze anschließen kann (die es nicht gibt), ist Geldverschwendung.

Übrigens: auch beim Auto wurden erst die örtlichen Straßennetze ausgebaut und erst dann kamen die Autobahnen. Im Gegensatz zum RVR heute muß damals mehr nachgedacht worden sein. Vom weltweiten Trend zum Modal Split (pro Teilstrecke eines ganzen Weges wird das jeweils optimale Verkehrsmittel genutzt) hat man dort wohl noch nix gehört. Der Fördermittel-Staubsauger benötigt offensichtlich die ganze Aufmerksamkeit.

trackback

[…] Radschnellweg Ruhr – brauchen wir ihn wirklich? (Ruhrbarone) – […]

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Frank # 28

Es muss Geschreibe heißen, Frank. 🙂 Ansonsten natürlich ein klasse Sachargument.

lutzventura
lutzventura
12 Jahre zuvor

was ich an den baronen grundsätzlich nicht verstehe:

springerpresse ist hoffähig, aber „metropole ruhr“ darf man nicht einmal in den mund nehmen.

Stefan Laurin
Admin
12 Jahre zuvor
Reply to  lutzventura

@lutzventura: Die „Springerpresse“ ist ja auch gut, der Begriff Metropole Ruhr nur peinlich 🙂

Manfred
Manfred
12 Jahre zuvor

Seit Jahren fahre ich mit dem Rad von Bochum nach Essen zur Arbeit. Ja, das mache ich auch bei Minusgraden im Winter oder eben auch an Tagen, an denen die Luftfeuchtigkeit zur Ausperlung neigt. Jeden Tag erfahre ich aufs Neue, wie gefährlich dieser Weg für Radfahrer sein kann. Dabei macht es kaum einen un tereschied, ob ein Radweg vorhanden ist, oder auch nicht. Schon oft habe ich von anderen menschwn daS Argument gehört, wie sehr die Angst vor Unfällen die bereitschaft beeinflusst, das Rad dem KFZ oder dem ÖPNV vorzuziehen. Nicht nur mit diesem Hintergrund wäre dieser Radschnellweg für uns Ruhries ein handfester Gewinn!

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Manfred # 35

Sie müssen aber erst mal zu diesem Schnellradweg hin, Manfred. Wie lange würden sie dafür brauchen? Und dann müsen sie in Essen doch wieder von der Schnelltrasse runter um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen. Wie lange würden sie dafür brauchen? Oder liegen zufälligerweise ihre Wohnung und ihr Arbeitsplatz genau an der bislang anvisierten Streckenführung des Schnellradweges?

Manfred
Manfred
12 Jahre zuvor

@ Arnold

Die Fragestellung ist nicht sinnführend. Natürlich hat jeder seine individuelle Anfahrt zum Schnellweg. Das ist die Parallele zum ÖPNV, für den diese Tatsache auch kein Killerargument darstellt. Zumindst auf dem Schnellweg muss ich nicht täglich mit dem lebensgefährdenden Wahn der Autofahrer rechnen.

Aber um Ihre Frage zu beantworten. Nein, ich habe weder in Bochum, noch in Essen einen unmittelbaren Anschluss an die geplante Trasse, würde Sie aber dennoch nutzen. Zum einen würde ich mich dort sicherer fühlen und zum andern kann ich auf einer solchen Strecke ein kontinuierliches Tempo durchziehen, was die An- und Abfahrt und die damit verbundene längere Streckenführung klar relativiert.

Darüber hinaus sehe ich diese Strecke als Gradmesser einer im Wandel befindlichen Verkehrsorientierung. Alles hatte seine Anfänge.

Ansonsten wünsche ich Ihnen ein wundervolles Wochenende!

Robert Müser
Robert Müser
12 Jahre zuvor

Hallo,
ich sehe den Bau des Radschnellweges in der Achse DU – MH – E – BO – DO als sehr sinnvoll an, da es weder in der Verbindung der Kernbereiche E BO bzw. BO DO sinnvolle gut trassierte Radwege für Alltagsradler gibt.

Ein Großteil der Verkehrsinfrastruktur im Ruhrgebiet ist nun mal West-Ost-orientiert, oder stellt jemand die A40, S1, die RE-Linien zwischen DU und DO in Frage, nur weil sie den gleichen Verlauf haben?

Insbesondere die angedachte Vernetzung diese Radschnellweges mit bereits bestehenden bzw. aktuell entstehenden Radtrassen schaft interessante Wege für Radfahrer, die im aktuellen Zustand bei Benutzung von normalen Straßen leider eher für Überlebenskämpfer im Fahrradsattel eine geeignete Spielwiese sind. Eine mögliche Schaffung einer Netzstruktur durch solche Radwege kann ich als Alltagsradler nur begrüßen.

In Zeiten zurückgehender öffentlicher Investitionen in umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur sollte diese Chance genutzt werden, oder soll dieses Geld in den Bau eines Radschnellweges zwischen Hannover und Lehrte fließen, der schon sehr weit ausgereift ist?

Wie von #37 (Manfred) geschrieben kann schon die Benutzung eines Schnellradweges auch dann von Vorteil sein, wenn man nicht unmittelbar an der Strecke wohnt, da mögliche Mehrkilometer durch die optimalere Trassierung aufgehoben werden.

Ein Beispiel für eine solche neue Radtrasse entsteht aktuell zwischen BO-Langendreer und Witten mit dem Umbau des Rheinischen Esels in einen Radweg, der so einen sicheren Radweg aus Teilen des Dortmunder Südens in den Bochumer Osten schafft.

Wenn die Trasse so gebaut werden sollte, wie sie schon zwischen Essen und der Stadtgrenze Mülheim erfahren werden kann, dann kann dies nicht von Nachteil sein.

Sicherlich wäre der Bau des RRX (oder wie er immer auch heißen mag) ein sinnvoller Schritt für Ausbau des Eisenbahnnetzes im Ruhrgebiet, aber auch hier geht es wieder nur in die West-Ost-Richtung, die Probleme der fehlenden Nord-Süd-Verbindung löst dies auch nicht und neue Stadtbahnstrecken wie die U11 in Essen oder die U35 in Bochum/Herne will ja keiner mehr bauen …

Ein schönes Wochenende noch!

R.M.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Manfred # 37

Meine Befürchtung ist ja, dass bei der derzeitigen und zukünftigen Finanzlage das Geld für den Schnellweg das für das sonstige Netz, sprich auch für die Zufahrt auffrisst. Aber ich gebe ihnen recht, wenn ich erst mal drauf bin, bin ich der größten Gefahr das Radlers, dem Auto entkommen.

Machen wird das aber nur Jemand, wenn der Zu- und Abweg nicht nur gut und sicher ist, sondern auch der Gesamtzeit- und Energieaufwand dabei noch hinkommt. Genau der ist aber bei der Kombination ÖPNV und Fahrrad, bei der Mehrzahl der Fälle/Biker weitaus günstiger. Und vor allem wetterunempfindlicher.

Ihnen auch ein wundervolles Wochende.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Robert Müser # 38

„ich sehe den Bau des Radschnellweges in der Achse DU – MH – E – BO – DO als sehr sinnvoll an, da es weder in der Verbindung der Kernbereiche E BO bzw. BO DO sinnvolle gut trassierte Radwege für Alltagsradler gibt.“

Aber genau zwischen den Kernbereichenvon Essen, Bochum und Dortmund gibt es die schnellste und taktfreudigste ÖPNV-Verbindung im Revier! Sie ist selbst von Autos auf der A4o nicht zuschlagen, gesetzt es gäbe dort keinen Stau. Erst recht ist sie es nicht von einem Fahrrad bzw. einem Radfahrer. Nicht mal mit voller Elektro-Unterstützung.

Wenn wir ein paar Hundert Millionen für den Radverkehr ausgeben könnten, was könnte man da gegen eine quasi parall verlaufen Radschnellstrecke haben, die obendein optimal ins sonstige Netz integriert ist, das wiederum selber auf den neuesten Stand der Bautechnik wäre. Aber dieses Geld ist Nirgendswo zu sehen.

Ihnen auch ein schönes Wochenende.

Manfred
Manfred
12 Jahre zuvor

@ Arnold

Natürlich ist das Argument der Kosten interssant. Dem halte ich entgegen, dass diese Trasse um so vieles weniger Folgekosten verursacht, als jede andere von KFZs und LKWs befahrene Strasse. Schon ein LKW verursacht ca. 40 x mehr Schäden als ein PKW. Wie das Verhältnis PKW zu Rad ist kann ich nicht sagen, aber ich nehme an, der Faktor kommt dem Vergleich LKW zu PKW nahe. Vielleicht hat ja jemad konkrete Zahlen, die er hier ekinbringen könnte.

Es ist ein unangenehmes Erlebnis, wenn man sich zu Stoßzeiten mit einem Rad in eine proppenvolle S-Bahne quetschen muss. Mir wurde in solchen Situationen der Zustieg aiuch schon verweigert – bei Eisregen auf den Strassen. Also kann ich mich auch nicht zu 100 % auf diese Möglichkeit verlassen. Mir liegt das nicht und deshalb verzichte ich dankend auf diese Möglichkeit des Nahverkehrs. Ausserdem bin ich auf pünktlich fahrende Züge angewiesen und muss mich am Intervall der Farhrzeiten orientieren. Eventuell muss ich auch noch mit dem Bus bis zum Bahnhof und kann dann nur hoffen, dass sich die Fahrpläne von Bus und Bahn zu meinen Gunsten überschneiden. Dann der entscheiden Faktor: Es kostet zusätzlich und ist unbequemer sowie unflexibeler. Und Arnold, bitte glauben Sie mir – es gibt im gesamten Jahr bestenfalls 10 Tage an denen das Wetter so übel ist, dass ich dem Rad ein anderes Transportmittel vorziehe.

Robert Münster hat ja schon anhand der Strecke Langendreer – Witten aufgezeit, dass es immer mehr Trassen für Radfahrer gibt, die sich sicher mit der Zeit zu einem handfesten Netzwerk fügen. Mir fallen da auf Anhieb noch die Strecke zwischen Jahrhunderhalle und Gelsenkirchen sowie der Ruhrradweg ein.

So, der Grill ist angefeuert, das Fiege steht kalt!
Ich wünsch Euch allen ´nen entspannten Abend

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Manfred

Wenn die Mehrheit der Menschen schon so weit wäre wie sie, dann wären wir auf dem Weg zu einer menschenfreundlichen und ökologischen Stadt schon ein gewaltiges Stück weiter. Denn im Prinzip haben sie recht. Unser Körper ist für das Radfahren gemacht und das, in unseren Breitengraden und bei entsprechender Kleidung, fast bei jedem Wetter. Bei entsprechender Infrastruktur, selbst ohne elektrische Unterstützung, sind 50 Kilometer pro Tag überhaupt kein Problem und obendrein ausgeprochen gesundheitsfördernd.

Wer so trainiert und fit ist wie sie, der wird natürlich durch jeden Umsteigevorgang in und aus dem ÖPNV nur aufgehalten. Erst recht, wenn dieser unter systematischer Unpünktlichkeit und Überfüllung in den Rushhour-Zeiten leidet. Ich kenne das selbst nur zu gut, wenn die Leute in proppe vollen Zügen völlig genervt auf Radfahrer reagieren. Und wenn man dann i n der S-Bahn auch noch die komplizierten Nutzungsregelungen sieht, hört der Spaß des Radfahrers am Nahverkehr endlich auf.

Aber das ist änderbar. Und es muss das auch, weil die Mehrzahl der Menschen (noch) nicht so tickt wie sie , Manfred. Weil die Mehrzahl nicht gerne im Regen Fahrrad fährt und erst recht keine 50 km pro Tag, obwohl es ihnen gut tun würde. Weil viele, selbst bei Sonnenwetter, nicht verschwitzt am Arbeitsplatz ankommen, geschweige sich dort noch mal umziehen wollen. Weil das Auto vor der Tür, gerade bei ungünstigem Wetter, viel zu verführererisch ist und das selbst bei noch höheren Spritpreisen.

Es ist doch erstaunlich, dass trotz einem Allzeithoch bei den Bezin- und Dieselkosten immer noch kein massenhafter Umstieg auf den ÖPNV und/oder das Fahrrad geschieht. Und das obwohl der Nahverkehr selbst im Ruhrgebiet besser als z.B. noch vor 20 Jahren ist. Zumindest tagsüber. Der Mensch als solcher, so meine Erfahrung, und da nehme ich mich selbst nicht aus, neigt nun mal zur Bequemlichkeit.

Ich hoffe, sie hatten einen rund um gelungen Grillabend.

trackback

[…] Voss schreibt bei den ruhrbaronen unter dem Titel “Radschnellweg Ruhr – brauchen wir ihn wirklich?” zur Kritik eines solchen Schnellwegs. Die veranschlagten Kosten von 110 Mio. € stehen in […]

Dortmunder
Dortmunder
12 Jahre zuvor

Der Radschnellweg Ruhr ist tot, und das ist auch gut so:

https://www.derwesten.de/staedte/dortmund/rad-autobahn-im-ruhrgebiet-droht-das-aus-id6586571.html

https://www.derwesten.de/staedte/dortmund/auch-dortmunds-spd-macht-nicht-mit-id6585890.html

Hätte diese für das gesamte Ruhrgebiet wichtige Nachricht eigentlich im heutigen Ruhrpiloten erwartet, macht aber nix, dann halt hier zum passenden Artikel.

Stefan Laurin
Admin
12 Jahre zuvor
Reply to  Dortmunder

@Dortmunder: Hatten wir schon vor ein paar Tagen im Ruhpiloten, als es im Ausschuss durchfiel.

Robert Müser
Robert Müser
12 Jahre zuvor

Das Thema Radschnellweg im Ruhrgebiet wird scheinbar von der Landesregierung weiterverfolgt:

https://www.derwesten.de/politik/nrw-macht-tempo-bei-radautobahn-id6974873.html

Was man sich unter diesem System vorstellen sollte, zeigt dieser Bericht:

https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/kopenhagen-radwanderweg-soll-arztkosten-senken-a-850351.html

Viele Grüße und schönes Wochenende noch!
R.M.

Robert Müser
Robert Müser
12 Jahre zuvor

Erst gerade gefunden, zeigt m.E. den Kontext zur Thematik „Radschnellwege“:

https://www.zeit.de/auto/2012-08/fahrrad-schnellweg-kopenhagen

Wer der dänischen Sprache mächtig ist, findet sicherlich hier noch tiefergehende Informationen, (mit einer englischen Kurzfassung):

https://www.cykelsuperstier.dk/

Viele Grüße
R.M.

Robert Müser
Robert Müser
12 Jahre zuvor

Wie man die Thematik „Radschnellwege“ auch von Verwaltungsseite offensiv betreiben kann, zeigt die Stadt Münster, siehe nachfolgende Links:

https://www.ruhrnachrichten.de/lokales/muenster/Stadt-will-Rad-Autobahnen-durchs-Muensterland;art993,1758822

https://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/region/hierundheute/nams/Ministerium-plant-Ausbau-von-Radschnellwegen;art1757,1704184

Ein solches Handeln würde man sich von Seiten der Kommunen im Ruhrgebiet manchmal auch wünschen.

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