Wie vielleicht bekannt ist, besetzen die rot-grünen Regierungskoalitionäre die Positionen des Kohle-Industriellen-Subventions-Komplexes derzeit mit verdienten Seilschaftsmitgliedern und Wasserträgern. Dass Werner Müller (früher Wirtschaftsminister, dann RAG-Chef) den Industriellen Wilhelm Bonse-Geucking vielleicht noch im Winter als Chef der RAG-Stiftung ablösen soll, ist allgemein bekannt. Und nun höre ich, dass Müller-Spezis und Versorgungsfälle nachgezogen werden. Hans-Jörg Heims etwa (früher SZ-NRW-Chef und Müller-Spezi, heute in Ungnade hockender SZ-Mann in München) soll bei Evonik-Immobilien die Kommunikation übernehmen. Und dann soll der ehemalige gescheiterte SPD-MdL Karsten Rudolf zum Leiter der Brüsseler Evonic-Repräsentanz ernannt werden. Derzeit lebt Rudolf gerade von Luft und Liebe. Weitere Personalien folgen.
Die Machtübernahme durch Personalien hat System. Das Netz RAG-Evonik-Subventionen soll verewigt werden. Dazu muss der Laden politisch unangreifbar werden. Das garantieren Müller und seine Getreuen. Ist ihre Machtstruktur erst einmal industriell installiert, kann sie unabhängig von den politischen Wechselfällen des Lebens existieren und unabhängig von dem Willen der Menschen sich selbst erhalten. Das schafft Versorgungsmöglichkeiten für Kaderangelegenheiten. Ein Geflecht um des Geflechtes willen. Man nennt das Filz.
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Filz und Kungel, parteipolitisch bestimmte Personalpolitik in der öffentlichen Verwaltung -haben wir gerade eben bei den Ruhrbaronen diskutiert. Und nun wird -an sich nicht neu, aber immer wieder bedenkenswert-klar gemacht, daß die “ Herrschaft der Parteien“ weit über den Bereich der öffentlichen Verwaltung hinausgeht. Und immer dann besonders nachdrücklich und skrupelos praktiziert, wenn das Unternehmen/die Bank/die Rundfunkanstalt durch den Staat -Bund/Land-oder durch eine Kommune, konkret durch die dort bestimmenden politischen Kräfte dominert wird ,oft mit katastrophalen Folgen für das Unternehmen, für die Bank, für die Rundfunkanstalt. Aber…..im Falle Werner Müller hat die Politik -Ausnahme von der Regel?- eine für die Postion des RAG-Stiftungsvorsitzenden herausragend geeignete Führungskraft gefunden.!
„Aber…..im Falle Werner Müller hat die Politik -Ausnahme von der Regel?- eine für die Postion des RAG-Stiftungsvorsitzenden herausragend geeignete Führungskraft gefunden.“
Na ja. In der Wirtschaft rümpfen wir die Nase, wenn der Vorstandsvorsitzende nach seinem Ausscheiden in den Aufsichtsrat wechselt. Ist es wirklich eine gute Idee, den Vorstandsvorsitzenden der RAG bis zum 31. 12. 2008 mit der Verwaltung des Erbes zu betrauen, das der Bergbau dieser Region im guten wie im schlechten hinterlassen hat? Anders gefragt: Was versteht Herr Müller von Ewigkeitskosten, also Dauerbergschäden, Grubenwasserhaltung und Grundwasserreinigung? Einen Grüßonkel für die „Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur in den Bergbauregionen des Ruhrgebiets und des Saarlandes, soweit dies im Zusammenhang mit dem deutschen Steinkohlenbergbau steht“ braucht es eher weniger. Mein Anforderungsprofil für diese Stelle: Ein Geologe, der gerne in die Oper geht. Irgendwo muß es den doch geben… 😉
[…] RAG-Personalien, kurz gemeldet (Ruhrbarone) – […]
zu Crusius -2-: „Wir in der Wirtschaft rümpfen die Nase“? Wenn das so wäre, käme die Wirtschaft aus dem Naserümpfen angesichts der vielen Beispiele eines oft unmittelbaren Wechsels vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsratsvorsitz gar nicht mehr heraus. Heftiges Rümpfen habe ich z.B.jüngst nicht wahrgenommen, als die Deutsche Bank festgelegt hat, daß Ackermann unmittelbar vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsrat der Bank wechselt. Ich habe bisher von keinem führenden Manager im Ruhrgebiet und darüber hinaus hören können, daß die Qualifikation von Werner Müller für den Vorsitz der Stiftung irgend wie in Zweifel gezogen wird. Daß die Personalie Müller so manchem Freund,Anhäger,Mitglied der CDU oder der FDP, vor allem hier im Ruhrgebiet, nichts in parteipoltische Kalkül paßt, kann ich nachvollziehen.Wer hat denn seinerzeit und aus welchen Gründen Wilhelm Bonse – Geucking als Stifungsvorsitzenden „durchgeboxt“?
Vorneweg: Ich bin nicht politisch irgendwo verankert und würde heute nach gegenwärtiger Stimmungslage wohl am ehesten Piraten wählen. “Wir in der Wirtschaft rümpfen die Nase”? Das ist etwas ungenau – wie leider auch meine Formulierung. Gemeint war: die Besetzung von Führungsposten in der Wirtschaft gehorcht der Wahrnehmung des unbefangenen Wahlbürgers nach zu oft Prinzipien, die nach eben dieser allgemeinen Wahrnehmung eher dubios sind. Also nicht „wir in der Wirtschaft rümpfen die Nase“ war gemeint, sondern „wir unbefangene Wahlbürger rümpfen die Nase, sobald es um die Besetzung von Posten in der Wirtschaft geht“.
„Ich habe bisher von keinem führenden Manager im Ruhrgebiet und darüber hinaus hören können, daß die Qualifikation von Werner Müller für den Vorsitz der Stiftung irgend wie in Zweifel gezogen wird.“ Natürlich nicht. Aber aus der Perspektive des unbefangenen Wahlbürgers wäre doch wohl zu fragen, ob ein Experte, der sich mit „Dauerbergschäden, Grubenwasserhaltung und Grundwasserreinigung“ auskennt, an dieser Stelle nicht besser aufgehoben wäre. So wie ich das verstanden habe, wird die RAG-Stiftung die Ewigkeitsschäden des Bergbaus zu verwalten haben. Das greift unter Umständen massiv in das Leben der Menschen ein, die hier z. B. ein Häuschen gebaut haben. Haben diese Menschen nicht, wenn es für sie um ihr Lebenswerk geht, auf der anderen Seite eine Führungspersönlichkeit verdient, die aufgrund bisherigenr Erfahrungen und entsprechenden Wissens erwarten läßt, daß sie rein fachlich versteht, worum es geht? Das Geld, auf dem diese Stiftung ruht, wurde von Menschen, die deswegen häufig ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, aus der Erde gegraben. Wie würden Bergleute, die längst selbst unter selbiger Erde ruhen, die Tatsache werten, daß ein Vertreter jener Schinder, denen sie ihr Schicksal zu verdanken haben, nun entscheidet, wieviel Geld den Enkeln zusteht, weil sich im gebauten Häuschen ein Riß auftut?
Ich frag‘ ja nur…
Crusius -5-:Ja, klar, kann man und hat man zu fragen, wenn einem etwas suspekt erscheint, z.B. eine Personalie von einiger Bedeutung für die Menschen im Ruhrgebiet.Da ich vor Jahren beruflich ‚mal mit Werner Müller zu tun hatte, ihn darüberhinaus stets aufmerksam und kritisch in all seinen öffentlichen Funktionen beobachtet habe, meine sehr persönliche und deshalb selbstverständlich kritikfähige Anmerkung: Ich halte Werner Müller nicht nur für eine Führungspersönlichkeit, die bestens geeignet ist, der Stiftung vorzustehen, ich halte ihn auch für einen durch und durch integeren Menschen, fähig und willens, in allen seinen Positionen auch die Interessen der sozial Schwachen, der sozial Benachteiligten zu wahren.Ich bin mir sicher, daß ich mich nicht korriegieren muß, wenn Werner Müller einige Jahre als Stiftungsvorstand gearbeitet hat.