Recklinghausen leuchtet: Totentanz in der Altstadt

‚Recklinghausen leuchtet‘ 2024. Foto(s): Robin Patzwaldt

Früher war ich regelmäßig zu Gast in Recklinghausen. In den 1990er-Jahren besuchte ich die dortige Innenstadt noch mindestens einmal in der Woche. Mit dem Auto brauche ich dorthin ja auch nur gut 20 Minuten. Viele Einkaufstouren habe ich folglich dorthin unternommen, und auch in den Recklinghäuser Gaststätten war ich damals noch häufig zu Besuch.

Im Laufe der Jahre wurde das weniger. Mein Einkaufs- und Freizeitverhalten hat sich, so wie das vieler anderer auch, verändert. Daran konnte auch das vor einigen Jahren neu errichtete ‚Palais Vest‘ nichts ändern. Ganz im Gegenteil! Der neue Konsumtempel gegenüber dem Rathaus hat der Altstadt zuletzt sogar noch mehr Leben entzogen. Vieles konzentriert sich dort jetzt innerhalb der ‚Mall‘. Dabei ist die Altstadt einst das eigentliche Prunkstück von Recklinghausen gewesen. Nette Gässchen, viele inhabergeführte Geschäfte, urige Gastronomie mit viel Charme. Alles Geschichte!

In den vergangenen Jahren war ich höchstens noch ein bis zweimal im Jahr in unserer Kreisstadt. Zuletzt während der Corona-Pandemie im dortigen Impfzentrum, um für die Ruhrbarone hin und wieder mal wieder den Absturz der dortigen Geschäftswelt zu dokumentieren, oder im Vorjahr zu ‚Recklinghausen leuchtet‘. Und genau deshalb war ich auch am Montag dieser Woche wieder einmal dort. Nur um deprimiert und grübelnd gut eine Stunde später wieder abzuhauen. Hinter mir lag ein bitterer Abend. Und das war dann in dieser Ausprägung dann schon überraschend.

Nachdem ich am Wochenende viel Werbung für die aktuelle Ausgabe von ‚Recklinghausen leuchtet‘ im WDR-Fernsehen und unserer Lokalzeitung gesehen habe, wollte auch ich mir kurzfristig einen eigenen Eindruck davon machen. Angeblich war es am Eröffnungstag (Freitag) und dem gesamten ersten Wochenende gut besucht.

Als ich am Montag (es war Tag vier der Veranstaltung) bei trockenem Wetter auf dem hinter dem Rathaus gelegenen Parkplatz eintraf, war ich allerdings direkt überrascht, wie leer dieser doch war. Nicht einmal halbvoll war es dort. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie leer es dort ist, wenn nicht gerade das vielbeworbene Lichterfest stattfindet.

Ich begab mich zwischen 18 und 19 Uhr auf meine Entdeckungstour durch die altvertraute Innenstadt. Viele Beleuchtungselemente erkannte ich hier aus dem Vorjahr wieder. Echte Überraschungen waren selten. Erschreckend war in erster Linie aber, wie leer es dort war. Viele Geschäfte waren überraschenderweise schon zu dieser Uhrzeit geschlossen. Wenn man dazu den ohnehin hohen Anteil von Leerständen in der Fußgängerzone berücksichtigt, ist es so natürlich schwer den netten Einkaufscharme von früher wieder erstrahlen zu lassen.

Ich konzentrierte mich also auf die hübsch beleuchteten Gebäude. Das war nett. Nur nachdenken durfte man dabei nicht weiter, denn dann wurde einem direkt wieder bewusst, wie leer es bei meinem Rundgang war. Und das, obwohl die Lichteffekte ja gerade zum Shoppen einladen sollten. Dem Angebot ist also schon am vierten der 17 Tage kaum jemand gefolgt. Und das bei idealem Wetter, denn kalt oder nass war es nicht. Da mag man sich gar nicht ausmalen, wie öde es dort schon zu dieser Zeit wäre, wenn das Wetter einmal schlechter ist…

Ob ich mich im kommenden Jahr wieder auf den Weg dorthin mache, weiß ich nach der deprimierenden Erfahrung noch nicht. In dieser Jahreszeit werden einem inzwischen ja viele Lichterfeste angeboten. Und in Recklinghausen ist es nicht romantisch, so wie etwa das ‚Herbstleuchten‘ im Maxipark in Hamm, sondern eher deprimierend.

Den Niedergang der dortigen Innenstadt kann ‚Recklinghausen leuchtet‘ jedenfalls bei allen Bemühungen auch nicht verbergen…. In Recklinghausen ist das eher ein Totentanz!

 

 

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