Am 1. Mai beginnen in Recklinghausen die Ruhrfestspiele. Es ist die erste Saison des neuen Intendanten Olaf Kröck.
Olaf Kröck, der vom Schauspielhaus Bochum zu den Ruhrfestspielen kam, hat sich viel vorgenommen: „Gegründet aus einer direkten Geste der Solidarität sind die Ruhrfestspiele bis heute ein außergewöhnliches Festival. Die Festspiele erreichen eine große Zuschauerschaft durch ein vielfältiges Programm und sind zugleich ein Kunst-Fest von internationaler Strahlkraft. Nach Ende des Steinkohlenbergbaus ist nicht nur die Ruhr-Region im Aufbruch, auch die Ruhrfestspiele wollen sich weiterentwickeln. Das kann nur gelingen, wenn wir uns den Themen stellen, die die Lebenswirklichkeit betreffen. Wir wollen sie in einem europäischen Kontext im Theater verhandeln. Dazu gehört sowohl der Blick in die Vergangenheit, sowie das Ausloten aktueller Themen mit Relevanz für unsere Zukunft. Daher stellen wir unsere erste Festspielausgabe in ein Spannungsverhältnis von Poesie und Politik.“
Unter diesem Motto berührt die erste Festspielsaison eine Vielzahl von Themen wie das Zusammenleben verschiedener Kulturen, Abschottungsfantasien in Europa, romantische Sehnsüchte nach Lebendigkeit im Spätkapitalismus und Strukturen des Populismus. 90 Produktionen mit rund 210 Veranstaltungen, davon drei Eigenproduktionen, eine Uraufführung, sieben Deutschlandpremieren und eine Kunstausstellung werden zwischen dem 1. Mai und 9. Juni im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen und in zahlreichen weiteren Spielstätten, u. a. in der Halle König Ludwig 1/2, im Theater Marl, in der Recklinghäuser Innenstadt und in der Christuskirche zu sehen sein. Beteiligt sind mehr als 850 Künstlerinnen und Künstler aus rund 16 verschiedenen Ländern, darunter Namibia, dem Libanon, Israel, Indien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Griechenland und der Ukraine.
Das Eröffnungswochenende der Ruhrfestspiele präsentiert eine Mischung aus Kulturvolksfest, Tanz, Theater, Bildender Kunst, Lesung, Konzert, Gespräch und Feier. Nach dem Kulturvolksfest am 1. Mai folgt die feierliche Eröffnung der Ruhrfestspiele 2019 am 3. Mai im Großen Haus des Ruhrfestspielhauses. Die Eröffnungsrede wird die 1980 in Greifswald geborene Judith Schalansky halten. Ihr Werk, darunter die international erfolgreichen Beststeller „Atlas der abgelegenen Inseln“, „Der Hals der Giraffe“ und zuletzt „Verzeichnis einiger Verluste“, ist in mehr als 20 Sprachen übersetzt und wurde vielfach ausgezeichnet. Die Eröffnungsinszenierung direkt im Anschluss ist der internationale Tanzabend „Beytna“ des Maqamat Dance Theatre Lebanon.
Am 4. Mai geht es in die Recklinghäuser Innenstadt, wo 100 ausgewählte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Recklinghausen in „What Is the City but the People?“ ihre ganz eigenen Lebensgeschichten auf einem Laufsteg inmitten der Innenstadt präsentieren – ein lebendiges, berührendes Selbstportrait der Ruhrfestspielstadt Recklinghausen. Am Abend folgt die Uraufführung von „Das Heerlager der Heiligen“ nach Jean Raspail in der Regie von Hermann Schmidt-Rahmer, koproduziert mit dem Schauspiel Frankfurt. Die Vernissage von „Temp EST“ der israelischen Künstlerin Penny Hes Yassour in der Kunsthalle Recklinghausen am Folgetag (5. Mai) ist eine Installation auf mehreren Etagen über Grenzen und Grenzziehungen zwischen Ländern, Menschen und Kulturen. Außerdem präsentieren die Ruhrfestspiele an diesem Tag die Lesung von John Bergers „Einst in Europa“ von Lina Beckmann und Charly Hübner und am Abend zur Eröffnung des Festspielzeltes im Stadtgarten das Konzert „Roses“ der legendären ukrainischen Band Dakh Daughters. Ein weiterer Höhepunkt und zugleich Abschluss des Eröffnungsreigens ist am 6. Mai das Gespräch der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit dem Literaturkritiker und Moderator Denis Scheck im Großen Haus des Festspielhauses.
Zu den weiteren Höhepunkten des Festivals gehören die Deutschlandpremieren von Peters Brooks „The Prisoner“ und Ivo van Hoves „Ein wenig Leben“, nach dem Roman von Hanya Yanagihara, und die beiden Tanzarbeiten „Grand Finale“ von Hofesh Shechter und „The Great Tamer“ von Dimitris Papaioannou. Zudem gibt es eine neue Reihe im Bereich Literatur: Die Ruhrfestspiele haben an drei Abenden drei Gäste zum Gespräch mit dem Literaturkritiker und Moderator Denis Scheck eingeladen. Es sind drei Jahrhundertbiografien: Neben Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller werden außerdem Autor und Filmemacher Georg Stefan Troller und der amerikanische Anwalt und Autor Louis Begley nach Recklinghausen kommen. Als Eigenproduktion präsentieren die Ruhrfestspiele zudem den Abend „Hüller trifft Hauschka“ der beiden oscarnominierten Künstler Sandra Hüller und Volker Bertelmann alias Hauschka.